müffen wir gründlich abstreifen, so gründlich, daß, wie wir uns weber vor Gott noch Teufel fürchten, wir auch weber bem Göken Fortschritt noch dem Popanz Reaktion bas sacrificium intellectis, bas Opfer un ferer Einsicht, darbringen.
Was ist Reaktion? Die absteigende Phase irgend einer bestimmten Geschichtsepoche, der Gegendruck, die Gegenwirkung des Alten gegen bas Neue. Reaktion ist somit teineswegs ein Wort, bas immer und überall ben gleichen Sinn hat. Wo Aktion ist, ist auch Reaktion, ihr Fehlen hieße Stillstand, Versumpfung, Tob.
Die Reaktion als gewissermaßen natürlicher Prozeß ist eine Erscheis nung, gegenüber ber man Stellung nehmen muß, über welche ju flagen und zu jammern aber von absolutem Mangel an geschichtlicher Einsicht zeigt. Dieselbe ist unvermeidlich, also auch kein Faktor, auf ben man größere Rüdsicht zu nehmen hat. Etwas Anderes ist es mit ber Reaktion, bie burch bestimmte Vorgänge künstlich ins Leben gerufen wird, bevor bas Neue träftig genug ist, bas Alte zu stürzen. Sie ist ftets vom Uebel.
Boran erkennen wir nun die natürliche Reaktion im Gegensatz zur Künstlichen? Daran, baß sie alle Symptome der 3 ersetzung an sich trägt, baß fie uns überall als ein Zeichen der Schwäche entgegentritt.
Und das ist bei der heute in Preußen- Deutschland herrschenden Reaktion der Fall. Die Liberalen jammern über sie, weil sie ihre Dhnmacht fühlen, ihr Widerstand zu leisten; fie laufen widerftrebend mit, um ju retten, was zu retten ist, ohne zu merken, daß sie dabei just bas Gegentheil von dem erzielen, was sie wollen: fie verlieren, was zu vers fieren ist. Eine Bofition nach der andern geben fie Preis, allerdings ,, unter Protest", aber das Resultat ist das Gleiche.
Unb woher biefe Ohnmacht? Weil der Liberalismus eine gesell schaftliche Klaffe vertritt, die bereits den Höhepunkt ihrer Entwickelung überschritten hat. Er vertritt nicht eine aufstrebende Klaffe gegen eine im Riebergang begriffene, sondern den in der Illufion der Herrschaftsfähigkeit befindlichen Theil des Bürgerthums gegen den, der mit allen Juufionen bereits gebrochen hat. Das zeigt sich heute an tausenden von Beispielen und würde sich noch weit deutlicher zeigen, wenn nicht Intereffenfragen nebensächlichen Charakters( wie Schutzöllnerei 2c.) verbunkelnb bazwischenträten.
Wer sich überzeugen will, wie sehr die Liberalen Deutschlands im Schlepptau ber Reaktion marschiren, ber braucht nur die Situngsberichte bes preußischen Landtags über die Berathung des Kultus: Etat zu lesen. Der Kampf gegen die Kirche, dieses ehemalige Parade roß bes Liberalismus, hat einer Resignation Plak gemacht, die wahr haft kläglich ist. Herr von Goßler, der Neffe Mühler's, ein ftrenggläubiger Proteftant, war der Held der Liberalen. Weil er etwas vorfichtiger zu Werke geht und die bureaukratischen Traditionen bem Ansturm der Ultramontanen und der protestantischen Mucker nicht bebingungslos preisgeben wollte, weil er die Faktoren, mit benen er rechnen muß, in Betracht zog, die Sache des Muckerthums nicht der Phrase des Muckerthums opferte, ward er von den Liberalen bellatscht, ja man tann sagen bejubelt. Warum übergeht man die Geistlichen bei der Wahl der Schulinspektoren? fragt irgend ein beliebiger Windthorst. ,, D bitte, antwortet der Minister, wir stellen Geistliche als Schulinspektoren an, wo wir nur lönnen, von 922 Kreisschulinspektoren find 720 Geistlich e." und tein einziger Liberaler, der zu mudsen wagt! Jrgend ein Reichensperger schimpft, daß in den Mäbchenschulen zuviel gelernt werde, worauf ihn der Minister versichert, er betrachte es als seine Aufgabe, in Bezug auf das Lernmaterial zurüdzuschrauben. Und kein Liberaler, der gegen das Zurückschrauben" etwas einzuwenden hätte! Ueberall die bewußten Reaktionäre im Anfturm und die Liberalen nicht einmal in einer energischen Defensive. So sett ein Stöcker gegen den Minister den Antrag durch, den nichts obligatorischen Fortbildungsschulen den Unterricht am Sonntag während bes sogenannten Gottesdienstes muß in Wahrheit heißen Pfaffendienstes zu verbieten. Hier, wo ihre geliebten Fortbildungsschulen, biefe Fliden auf dem zerfekten Rock, Volksschule genannt, in Frage tamen, griffen auch die Liberalen in die Debatte ein; aber wie lendenlahm! Wir wollen ja alle die Sonntag heiligung", rief Herr Langerhans mit dem ihm so schön stehenden Pathos aus. Gut, wenn Ihr das wollt, so gebt den Leuten, die den Fortbildungsunterricht nun einmal nöthig haben, einen Vor- oder Nachmittag in der Woche zu diesem Behufe frei. Wer den Herren das zugerufen hätte, der wäre schön angelaufen. Das wäre ja ein Attentat auf die Ausbeutungsfreiheit!
Ja wohl, die Reaktion macht in Preußen Fortschritte, und nicht nur in Preußen allein. In allen Staaten des alten Europa sehen wir diese Erscheinung. Sogar in Frankreich hat die republikanischee Regierung, und mit ihr die herrschende Partei, entgegen ihrer noch Ende des vorigen Jahrzehntes ausgegebenen Parole: Der Klerikalismus ift der Feind! ihren Frieden mit dem Klerus geschlossen. in Reaktion.
Ueberall
Aber keine jugendfrische kraftbewußte Reaktion, sondern eine altersschwache, eine Reaktion der Versumpfung, der Zersegung. Eine Reaktion, an der unser gesammtes Bürgerthum theilnimmt, ob es sich liberal oder tonservativ nennt, eine Reaktion, welche die nothwendige Vorläuferin ist der sich ankündigenden Revolution. B
sain bil
In Berlin sind jetzt Versammlungsauflösungen an der Tagesordnung. Auch legten Sonntag wurden wieder zwei größere Arbeiterversammlungen polizeilich geschlossen, jede bei Aeußerungen, die absolut keinen Anlaß dazu boten. Im Louisen städtischen Theater erfolgte die Auflösung nach den Worten Gördi's:
Bisher wurden wir stets nur als ausschlaggebende Maffe" betrachtet und behandelt: vor der Wahl dienten wir als ,, Prügelknaben", auf denen alle Parteien herumtrommelten, das war im ersten Akt. Später,
im zweiten Akt, verwandelte sich der„ böse Bube" wie durch Zauberschlag in eine reizende Prinzessin, deren Liebreizen keine Partei zu widerstehen schien. Aber, wie die Prügel des ersten Aktes, so werden fernerhin auch die Liebkosungen des zweiten nur ein Gefühl des Abscheues in uns erwecken. Nie werden wir Kompromisse schließen, noch dulden, daß unsere Kandidaten durch die Gnade einer andern Partei gewählt wer den. Die eigene Kraft der arbeitenden Bevölkerung wird für ihre Vertreter einstehen!( Bravo !) Unser Verdienst ist es, daß man endlich zur Diskussion der Frage gekommen ist, wie den nothleidenden Arbeiterklassen zu helfen seisnur der Staat allein, die Allgemeinheit, die Gesellschaft kann und muß das Uebel beseitigen. Diese Frage, welcher sich jetzt jede Partei beugt, stand von jeher auf unserem Programm, sie beschäftigt uns auch heute noch. Die soziale Reform muß endlich zum Durchbruch gelangen, fie gipfelt in der Forderung einer gesetzlichen Regelung der Produktionsweise, in der Gewährleistung von Schutzmaßregeln gegen den wirthschaftlich Ueberlegenen.( Lebhafter Beifall.) Die soziale Reform ist das Alpha und das Omega jeder politischen Diskussion. In diesem Sinne legten wir eine Petition an die Pforten des vorjährigen Reichstags; jezt sei unser Streben darauf gerichtet, Männer in das Parlament zu senden, welche für Beseitigung des Maffenelends eintreten. Es ist durchaus nothwendig, daß Leute dort ihre Stimme erheben, um aus eigenster Erfahrung immer und immer wieder das Elend zu schildern, das die arbeitende Bevölkerung zu Boden wirft. Und wenn ihre Mahnrufe endlich durchgedrungen sein werden Bälde kann und wird es nicht geschehen so werden zukünftige Generationen wenigstens würdigere und lichtere Tage schauen, als wir sie
haben durchkosten müssen." Stolen im saifer" trat fir
Jm Lokal, um deutschen
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ein, als Paul
Singer die Worte sprach: Es ist hohe Zeit, daß die Arbeiter den Fürsten Bismard auf die vorhandenen sozialen Schäden aufmerksam machen und ihm bedeuten, welche soziale Reformen die Lage des Arbeiters in Wahrheit bessern können."
Wie man ſieht, Weuferungen, die nichts Aufrührerisches an sich habeu.
Zweifels ohne haben somit die auflösenden Beamten höherer Weisung Folge geleistet, was darauf hindeutet, daß oben der Wind sich zu drehen beginnt.
Nun, unsere Berliner Genoffen haben diese Auflösungen mit der einzig gebührenden Antwort aufgenommen: mit ironischem Beifall und Hochrufen auf die Sozialdemokratie.
Eine dritte Volksversammlung, die in Mohrmann's Salon tagte und gleich der vorerwähnten sehr gut besucht war, gestaltete sich ebenfalls zu einer Demonstration für unsere Partei, als ber Referent Ewald folgen dermaßen schloß:
Die Arbeiter werden bei den bevorstehenden Reichstagswahlen selbstständig vorgehen und dabei der Worte des Ministers v. Puttkamer im
Landtage bei Berathung des Antrages Stern eingebent sein: Die Sozialdemokratie ist nicht verboten, sondern nur deren gemeingefährliche Bestrebungen." Nun, meine Herren, wir wollen bei den nächsten Reichstagswahlen offen Farbe bekennen. Wir werden ftreng die Bahn des Ge fetes innehalten, aber wir wollen unser offenes Bifir zeigen, damit unsere Gegner uns nicht wieder zurufen: Ihr scheut Euch zu sagen, welcher politischen Partei Ihr angehört!" Run, m. 5. ich fage es frei heraus: ich bin Sozialdemokrat. ( Stürmischer Beifall.) Ich bin überzeugt, jeber ehrliche Arbeiter, der seine Klaffenlage begriffen, wird sich zur sozial bemokratischen Partei bekennen und bei den nächsten Reichstagswahlen lebiglich für die Randidaten der Sozialdemokratie stimmen.( Stürmischer Beifall.)
Und der Tischler Kreuz sente hinzu:
Als wir zu den Kommunalwahlen schritten, da hat uns die Forts schrittspartei ben Namen Arbeiterpartei" gegeben. Wir konnten uns bas gefallen laffen, denn wir sind Arbeiter. Anders ist es jedoch bei politischen Wahlen. Da heißt es offen und frei zu sagen, welchen Partei ftandpunkt man vertritt. Die gegnerischen Parteien sollen nicht mehr nöthig haben, uns zu denunziren. Wir stehen auf dem Boden des Geseges und bekennen uns offen als Sozialdemokraten."( Stürmischer Beifall.)
Mit diesen Arbeitern, Ihr Bismard, Buttkamer und Ronsorten, ist wirklich nichts anzufangen"!
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Unser Bismard hat uns wieder einmal einen großen Ge fallen erwiesen. Er hat nämlich von seinem Büsch'chen ein Buch abfaffen laffen, welches feinen anderen Zwed hat, als dem Publikum zu jeigen, wie sehr ,, Unser Bismard" so heißt nämlich auch das Buch -feine Zeitgenoffen an Größe überragt. Da friegen denn verschiedene Leute, die sich die Ungnade des allmächtigen Ranglers zugezogen, die gebührenden Fußtritte, und zu den solchermaßen Beglüdten gehört auch Bismards allergnädigster Herr und König, deffen Wille für mich ſtets maßgebend ift". Hören wir, wie Bismard seinen allergnädigsten Herrn und Rönig" blosstellt:
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In Napoleons Vermittlungsvorschlägen". es ist von 1866 die Nebe ,, war von einer Vergrößerung Preußens nicht die Nebe, für ben König Wilhelm aber war eine solche nach seinem Siege eine Bedingung ersten Ranges, und zwar verlangten er und die Militärs anfangs mehr, als Bis mard für gerathen hielt. Schon unterm 9. Juli hatte dieser von Hohenmauth an seine Frau geschrieben: Wenn wir nicht übertrieben in unseren Ansprüchen sind und nicht glauben, die Welt erobert zu haben, so werden wir auch einen Frieden erlangen, welcher der Mühe werth ist. Aber wir tis sind ebenso schnell berauscht wie verzagt, und ich habe die undant bare Aufgabe, Waffer in den brausenden Wein zu gießen und geltend zu machen, daß wir(!) nicht allein in Europa leben, sondern mit noch drei Nachbarn."
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Die eifrigsten Annexionisten im Hauptquartier dachten damals an Abtretung De sterreich Schlesiens. Bismarck wies darauf hin, daß dort die Anhänglichkeit an das Kaiserhaus besonders weit verbreitet und warm set. Sie verlangten Bestrafung" der mittelstaatlichen Verbündeten Desterreichs durch Landverlust. Bis= pum are entgegnete, man dürfe nur nehmen, was man unbedingt haben müffe, die Strafe sei Gott zu überlassen und gehöre nicht in die Politit.
Jene meinten, Baiern müsse die ehemals Hohenzollern 'schen Landestheile als Siegespreis hergeben; denn Ansbach und Bay reuth erinnerten sich noch, daß sie einst dem föniglichen Hause gehört und seien Theile von deffen Erbgut. Bismarck belehrte fie, daß diese Landschaften sich längst darein gefunden hätten, unter der Krone Baiern zu stehen. Jene forderten erst ganz Sachsen , dann Leipzig mit Umgebung, sowie aus strategischen Gründen die dr Lausitz . Bismarck erwiderte, man müsse entweder das Ganze nehmen, und das werde nicht wohl angehen, da Desterreich nicht barein willigen werde, oder gar nichts. Theilungen machten nur böses Blut und würden lange nachgetragen. Ihm war die Bundesreform die Hauptsache, daneben erst wünschte er einen Machtzuwachs für Preußen, der durch Einverleibung einiger norddeutscher Staaten gewonnen werben sollte, und darauf ließ auch der König zuletzt seine Ansprüche beschränken, aber noch in der dritten Woche des Juli erklärte er, lieber abbanken, als ohne bedeutenden Ländererwerb nn für Preußen zurückkehren zu wollen." list den Verhandlungen, die
" Danach mußte B is mard sich bei ber später bei den Bejetzt begannen, einrichten. Wenn sprechungen mit dem österreichischen und dann mit den bairischen Unterhändlern erhebliche Landabtretungen, ein Stück von Böhmen sund Baiern, nördlich vom Main , verlangte, so geschah das wohl Sinur, um auf eine Forderung gegen anderen Gewinn verzichten zu sid.
fönnen.'
Wie man sieht, ist Bismarck allein der Weitsichtige, Wilhelm aber der Ländergierige, der nur Preußens, d. h. seiner Dynastie, Interessen int Auge hatolhsp
Nun, an Leyterem haben wir nie gezweifelt, und es kann uns daher nur angenehm sein, es hier durch Bismarck bestätigt zu finden. Denn daß das Büsch'chen etwa wegen seines Buches zur Verantwortung gezogen oder gar der Majestätsbeleidigung angeklagt werden dürfte, fo etwas auch nur zu denken, wäre die höchste Kanzlerbeleidigung, das schlimmste Verbrechen, dessen sich ein Deutscher heute schuldig machen fann.
Lehrreiche Zahlen. In der N.- Y.- Volfksztg.", die seit einiger Zeit eine Reihe von Artikeln über die Industrieverhältnisse in den Ver. Staaten von Amerika auf Grund des letzten Zensus( 1880) bringt, veröffentlichte jüngst Dr. Stiebeling folgende hochinteressante Vergleichung der Lohnhöhe und Ausbeutungsrate im Großund Kleinbetrieb der Schuh- und Stiefelmacherei:
,, Der Gesammtbetrieb der Schuh- und Stiefelmacherei zählte 17,972 Werkstellen, 104,021 männliche, 25,946 weibliche und 3,852 jugendliche, 358,301 zusammen also 1 3 3,819 Arbeiter oder Hände", Doll. 54, feftes Kapital, Doll. 50,995, 144 Löhne, Doll. 114,966,575 Rohstoffe und Doll. 196,920,481 Produkte.
Der Großbetrieb zählte 1,959 Werkstellen, 82,547 männliche, 25,122 weibliche und 3,483 jugendliche, zusammen 111,152 Arbeiter oder ,, Hände", Doll. 42, 994, 028 festes Kapital, Doll. 43,001,438 Löhne, Doll. 102,442,442 Rohstoffe, und Doll. 166,050,354 Produkte.
Es blieben also für den Kleinbetrieb 16,013 Werkstellen, 21,474 männliche, 824 weibliche und 369 jugendliche, zusammen also 22,667 Arbeiter oder Hände, Doll. 11,364,273 festes Rapital, Doll. 7,993,706 Löhne, Doll. 12,524,133 Rohstoffe und Doll. 30,870,127 Produkte.
Danach betrug für den Großbetrieb die Durchschnittsmasse des festen und flüffigen Kapitals auf 1 Werkstelle Doll. 96,191, und die Durchschnittszahl der Arbeiter auf 1 Werkstelle 5.7, der Durchschnittsbetrag des verbrauchten Rohstoffs per Kopf Doll. 922, das durchschnittliche Produkt per Kopf Doll. 1494, der jährliche Durchschnittslohn für 1,, Hand" Doll. 387, der durchschnittlich von ihr gelieferte Jahresmehrwerth Doll. 158 und die Rate der schlechthinigen Ausbeutung Doll. 0,4 1.
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Jm Kleinbetrieb war die Durchschnittsmasse des festen und Doll. 1991 und die Durchschnittsflüssigen Kapitals auf 1 Werkstelle zahl der Arbeiter auf 1 Werkstelle 1, der Durchschrittsbetrag des verbrauchten Rohstoffes per Kopf= Doll. 5 5 3, das durchschnittliche Produkt per Kopf Doll. 1362, der jährliche Durchschnittslohn für 1, Hand" Doll. 353, der durchschnittlich von ihr gelieferte Jahresmehrwerth Doll. 4 23, und die Rate der schlechthinigen Ausbeutung gleich 1,20.
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Troz des Umstandes, daß im Großbetrieb 26 Prozent weibliche und jugendliche Hände beschäftigt waren, im Kleinbetriebe aber nur 5 Prozent, war doch dort,( d. h. im Großbetrieb) der jährliche Durchschnittslohn um Doll. 34 höher, und die Rate der Ausbeutung dreimal niedriger als hier."
Dieses eine Beispiel der Schuh- und Stiefelmacherei genügt nun freilich, wie Herr Dr. Stiebeling mit Recht hervorhebt, nicht, um die Frage, ob der Arbeiter im Klein- oder Großbetrieb überhaupt mehr ausgebeutet wird, endgiltig zu beantworten. Für diese Branche aber sind die Zahlen geradezu frappirend. Sie sprechen dem Kleinbetrieb, dieser
angeblichen Zufluchtsstätte ber geschidten Arbeiter, bas Genug absolute To be surtheil. Darfte
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Ein neuer revolutionärer Agent ist in Europa auf getaucht. Aber er wird die Polizei nicht in Aufregung bringen, weil sie Gelege außer Stande ift, ihn zu verhaften.
und d barjul Es ist ein von einem Ingenieur Lorenz entdecktes neues Verfahren bes- Brobbaden 8. Unter Zuhilfenahme der Maschine und der Kirche, Chemie wird es ermöglicht, mit großer Ersparniß von Arbeitsauf auch wand ein vortrefflich ausgebadenes Brod herzustellen. Das Einrühren Romit des Teiges wird von einer Maschine besorgt, die Gährung mittels eines wurbe Jeiner besonderen chemischen Verfahrens beschleunigt, und in 50 Minuten er engher hält man ein Gebäck von vortrefflicher Dualität. Die
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Der Lorenz- Backofen ist ein Ofen für ununterbrochenen Betrieb und besteht aus zwei zusammengefesten Defen, bie pro Tag 5-6000 Rilogr. ben vi unfere Brod liefern. Die Durchwärmung desselben geschieht mittels Zirku lation von heißer Luft, die nach Belieben regulirt werden kann. Der ganze Prozeß tann mit größter Genauigkeit kontrolirt werden. Die Versuche, die man in Wien mit diesem neuen Dfen angestellt leber hat, haben ein glänzendes Resultat ergeben.
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Somit tritt auch die Brodfabrikation in den Umfang der Großpro shule, duktion ein, früher oder später werden wir alle die kleinen Defen, die wefens heute noch in Gebrauch sind, verschwinden und an ihrer Stelle allerorts fo da große Brobfabriken entstehen sehen, die mit wenigen Roften ein weit Depar als fa befferes Brod herstellen als das ist, welches wir heute effen.
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ba ere nance,
Nach den Berechnungen der Zeitschrift ,, La Capitale" ist die Ersparnis nach eine so große, daß sie in Italien 178 Millionen Franken pro Jahr be und tragen würde. Aber was wird aus den Bäckern? Wie in allen Betrieben, wo die Maschine vorherrscht, so werden dann auch in der Brodfabrikation bedeutend weniger Arbeiter nöthig sein, von denen ein großer Theil überdies nur Handlanger ohne spezielle Renntniffe nie ve Schön zu sein brauchen. Die Ersparniß beim Lorenz- Backofen besteht zum größten Theil in Reduzirung der erforderlichen Menschenkraft. So wird nungs man besseres und billigeres Brod erlangen, aber eine große Anzahl von genäh Arbeitern wird außer Stand gesezt, es zu laufen.
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Das ist die große Frage der Maschinenindustrie. Die Produktion wird ergiebiger, leichter, vollkommener, aber die menschliche Arbeitskraft fomise verliert an Werth, der Arbeiter wird immer weniger nothwendig; und mußte so zeitigt die bürgerliche Gesellschaft den fürchterlichen Widerspruch: mente die Menschen sterben Hungers, gehen barfuß und zerlumpt herum, weil es zu viel Lebensmittel und Kleidungsstücke gibt, weil weniger Arbeit find. gebraucht wird.
Und Technik und Chemie machen immer neue Fortschritte, die Arbeit wird immer mehr entwerthet, und so geht es mit Riesenschritten den legten Konsequenzen des Rapitalismus entgegen: die große Masse bes Proletariats muß zu Grunde gehen oder ein Bettlerbasein führen oder tischen aber sich der Maschinen und aller Produktionsmittel bemächtigen, um sie danker dem Intereffe Aller dienstbar zu machen. intind vilk
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Arbeiter, wählt!"
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Diese Notiz ist von A bis 3 der in Florenz erscheinenden anar legten chistischen Questione sociale" entnommen! Einen Kommentar brau chen wir ihr nicht hinzuzufügen, denn sie ist ebenso richtig wie nicht solcher anarchistisch. Form.
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auch veut. rabl
volks
Der arme Rumpf! Es ist halt wieder nichts gewesen: auch der Reinsdorf , der sonst zu solchen Dingen sehr gut ist, hat das Frankfurter Dynamit- Attentat nicht verübt, hat es auch nicht verüben gesch fernte fönnen. Erstens war der Reinsdorf am Attentatstag nicht in Frant furt, und zweitens hat am Attentatstag gar kein Dynamit- Attentat stattgefunden, sondern bloß ein kleines Polizeischerzchen, amtlicher oder privater Natur das sei dahingestellt. Wenn wir hier überhaupt ber Affäre erwähnen, so geschieht es nur, weil nach der Jagdgeschichten über das Frankfurter Dynamit- Attentat" in die Preffe gebracht, und fogar fenfationelle Illustrationen veröffentlicht wurden. Man hatte dabei offenbar den Zweck, einerseits für die Verlängerung des Sozialisten beschä gesetzes Stimmung zu machen andrerseits aber auch den üblen Ein Verei druck des sich gerade abspielenden Wolf Prozesses abzuschwächen, in F oder richtiger die Aufmerksamkeit von diesem Prozesse abzulenten, bei Wort welchem die kompromittivendsten Sachen an den Tag gekommen find, Form und wo die deutsche Polizei, sowie die Gesandtschaft in London , die stehen notorisch seit Jahrzehnten eine Spielberberge iſt, eine traurige weiter Rolle gespielt hat. Leider ist es gelungen, Denjenigen, die reden könnten, der a schließlich noch( jedenfalls mit einem goldenen Knebel) den Mund zu recht verstopfen, und die polizeilichen Anstifter dieses Schurkenstreichs, forde vorläufig wenigstens von der Anklagebank in dem Zuchthaus fernzuhalten. heute Hoffentlich nicht auf immer.
schled hat über lunge
Die deutsche Presse und das ist charakteristisch den Wolfprozeß absolut teine Einzelheiten veröffentlicht. fich Nichts kann die Abhängigkeit und die Feilheit unserer Presse Spru drastischer kennzeichnen, als diese conspiration de silence( Todtschwei Ded gungsverschwörung) einem so unerhörten Skandal gegenüber! Ar
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enori
Der Kultus- und Unterrichts Etat veranlaßte im säch Erken sischen Landtag eine Debatte, die nach einigen Richtungen hin übere auch von allgemeinem Interesse ist. Zunächst iſt zu konstatiren, daß die T alle Parteien- natürlich mit Ausnahme der Sozialdemokraten sich da Herri hin geeinigt hatten, keine allgemeine Debatte aufkommen zu lassen. Durch da er diese reaktionäre Koalition gegen die parlamentarische Redefreiheit wurde den Liebknecht, der die Thätigkeit des Kultus- und Unterrichtsministeriums Botic auf dem ganzen Gebiete des Unterrichtswesens unter die Lupe der Kritik nehmen wollte, gezwungen, seine Ausführungen zu zerschneiden und bei verschiedenen Etatsposten vorzubringen. Das Kultus Departement welches in allen deutschen Staaten barer bezeichnender Weise mit dem Unterrichtsdepartement verbunden ist, als zweckob Kultus und Unterricht nicht ihrer Richtung nach diametrale Gegen aus, säte wären! also das Kultusdepartement gab der kreuz- und lendenlahmen Fortschrittspartei Gelegenheit, den kreuz und lendenlahmen brüd Kulturkampfflepper zu besteigen. Der Abgeordnete Schreck hatte auch die bei dieser Gelegenheit seine Partei" zu vertreten. Dieser Abgeordnete, groß, dessen Name durch das famose Interdiktgeſeh gegen Steuerrestanten zu ich es dauernder Berühmtheit verurtheilt ist, verdient eigentlich nicht den teine schlimmen Ruf, in welchen er sich zu bringen gewußt hat. Wenn es je den. Jemanden gegeben hat, von dem mit Recht gesagt werden kann:„ er solche hat seinen Beruf verfehlt", so ist dieser Jemand der sächsische Advokat und Fortschrittler( auch Achtundvierziger") Schreck. Der Mann hat einen ungewöhnlichen Wit und ein Talent zur Komik in Wort und Geberde, wie man es selten findet. Leider ist dies von s seinen Eltern und ihm selber nicht rechtzeitig begriffen worden. Sonst wäre er heute vielleicht der erste Komiker Deutschlands , statt einer der legten unserer deutschen Parlamentarier. Kein Döring, kein Schweighofer hat über war und ist seine Gefichtsmuskeln eine so unbeschränkte Herrschaft
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Auge
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im Stand, durch die leisesten Nuancen der Stimme, durch eine Miene, eine Geberde, ein Wort, so unwiderstehliche Wirkungen hervorzubringen. Schei Aber wie gesagt Herr Schreckt hat seinen Beruf verfehlt und ist er f unter die Politiker gegangen. Doch man kennt ja das Sprichwort: Deu wenn man die Naturam expellas furca, tamen usque recurrit schen Natur auch mit der Mistgabel hinaustreibt, schlüpft sie doch immer wieder herein und so passirt es denn auch dem unglücklichen Politiker Schreck, daß alle Augenblicke die komische Natur herbricht und mit Elementargewalt den Auguren- Ernst des Politikers wegschwemmt. Und faßt das geschah auch an jenem verhängnißvollen Tag, wo der Politiker endl Schreck den Kulturkampfklepper bestieg, und vor dem Volt paradiren Jedermann fühlte, inde wollte. Er fing ernst, würdevoll, feierlich an oder doch Ana daß eine europäische Rede, ein Weltereigniß bevorstand bevorstehen sollte. Kein Zweifel er hatte das Vollbewußtsein, daß Ente ihm die Aufgabe geworden war, die Fortschrittspartei aus dem Moraste da mit Einem Schlag däm zu ziehen, in dem sie bis über die Ohren steckt das verlorene Terrain zurückzuerobern in den faulenden Cadaver 21 Leben und Jugendkraft einzuhauchen. Ja er war sich seiner Auf imm gabe bewußt, und mit sonderbarem Effektstudium hängte er dem abge Leut triebenen Klepper prächtige Schabraken um, so daß die Schindmähre gire: fast aussah, wie ein Schlachtroß. Doch mit des Schicksals Mächten ist Veri tein ewiger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell. Die niedergehaltene unterdrückte Natur zerbrach plötzlich die Fesseln Komiker überwand den Politiker, das feierliche Antlik des Auguren ver in E wandelte sich in die Maske des Poffenreißers, der nur dann und wann, daß um die komische Wirkung zu steigern, das ernste Augurengesicht anzog.
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