Das Freidenferthum und die Sozial­

demokratie.

Wir erhalten folgende Zuschrift:

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Untertürkheim , 10. April 1884.

Ob mein Vertrauen sich erfüllt, daß die Mehrzahl der Genoffen meinen Artikel in Nr. 14: ,, Der Kampf der Ideen" denkend gelesen und un­parteiisch gewürdigt habe, muß ich abwarten; dem Schreiber der Ant­wort" in Nr. 14 dagegen muß ich erklären, daß er es nicht vermocht hat. Und da er nicht die Ausnahme" am Schluß, sondern direkte Anschuldigungen auf mich bezieht, da er mit der einfachen Kunst grober Intonsequenz mich in die nette Gemeinschaft von Predigten, alten Jungfern und bornirten Konfusionsgläubigen sett, so muß mir eine Erwiderung an die Genossen gestattet sein, auch abgesehen davon, daß die Ver­unglimpfung des sozialistischen Kampfes wider die Religion, als wandle er die Wege des Pfaffenthums, eine solche fordert.

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Böswillig muß es wohl sein, wenn der Schreiber mich, obwohl er meinen Namen kannte, als Freund der verschwommenen freireligiösen Vereine, deren Zwitterhaftigkeit ich table, bezeichnet und nebensächlich dann als Gesinnungsgenossen oder Mitglied" einführt, während ich erst seit zwei Jahren einer Gemeinde" deren religiöser Charakter bis jetzt noch seitens des Kultusministeriums in W. bestritten wird an= gehöre, bagegen 1875 schon an der konstituirenden Verschmelzung der Parteigegensäge in Gotha als Delegirter theilnahm, und schon 1848 mit Johann Jakoby, der bis zum Tode mein Freund blieb, zusammen arbeitete, insbesondere einen Arbeiterverein" vielleicht den ersten in Deutschland der die ganze Provinz umfaßte, in Gemein­schaft mit Handwerkern und dem damaligen Studenten Schweichel in Königsberg gründete.

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Haltlos ferner, wie Jeder aus meinem Artikel herauslesen kann, find seine Versuche, ein lächerlich gemachtes Streben nach ,, neuen Konfes­fionen", Religiönchen"," Firmawechsel" u. s. w. aus meinem Artikel herauszudeuten oder das harmlose Vergnügen ewiger sittlicher Entrüstung sammt alten Jungfern mit ihm in Zusammenhang zu bringen; er konnte, er mußte wissen, daß unsere harmlose Entrüstung ein Angriff ist, der genau so wie unser politischer Kampf im Wahlrecht zum Konflikt mit dem Staate und in's Gefängniß führt, und daß ich es auf beiden Gebieten schon thatsächlich bezeugt habe; er mußte es auch gelesen haben, daß uns die fortwachsende Wissenschaft die einzige Basis der Weltanschauung oder Religion", und das sozialistische Grundgesetz der Gegenseitigkeit und Gemeinsamkeit oder Solidarität das einzige Prinzip sittlicher Reform oder Moral ist. Und wenn er meint, die Geschichte lehre das Gegentheil meines Sages: daß die himm­lische Autorität ,, Gottes " die Gewissen hart, die Klassenregierung all­mächtig mache, so muß er allerdings noch viel lernen, denn er weiß noch nicht, daß keine Brutalität Staaten gründet, Sklaverei oder sonstige Gesellschaftsverhältnisse herstellt, sondern daß es nur die Ideen, gei= stige Einflüsse, sind, welche durch Erziehung zu Dummheit, Knecht­schaft, Aberglauben und übersinnlicher Furcht die Erniedrigung des Menschen unter den Menschen zu einem staatlichen Zustande zu machen fähig sind Jdeen, deren Kopf- und Kurbelende immer Gott ", ein himmlischer Popanz, ift. In der Angabe endlich, daß nicht wir mit dem ,, religiösen Kram" gebrochen haben, sondern der nicht religiös, nur sozial und politisch kämpfende Arbeiter es thue, ist die Thatsache geradezu auf den Kopf gestellt, da das vom Pfaffen Begraben-, Trauen-, und Taufenlassen doch nicht den Bruch mit dem Kram bedeutet, und der ,, Atheismus" doch nicht da ist, um ihn, wo er Gefahr bringt, zu verleugnen.

Die Redensart also vom ,, realen Kampfgebiet" zieht nicht; der Kampf gegen die, unsere Staatsordnung sichernde Religion der Massen und gegen die aus ihr fließende schlechte Moral ist nicht nur nothwendig und" real" wie der volkswirthschaftlich- politische, sondern er ist der aller revolutionär ste und grundlegend. Auch unsere Partei wird das, je länger wir zögern, so schmerzlicher erfahren müssen; denn von selbst" erledigt er sich so wenig wie der politische. Daß wir noch nicht Kräfte genug in uns fühlen, um auch in ihn einzutreten, diesen Einwand würde ich verstehen; nicht aber, daß man mit leeren Kanonenschlägen vpn Schlagwörtern diesen Kampf aus dem Leben zu schaffen sucht.

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Wenn die Erklärung" der Stuttgarter Freidentergemeinde nicht mehr in der Erinnerung der Redaktion ist, so ist das nicht meine Schuld, da ich selbst sie einschickte. Sie folgt nun anbei mit dem ausdrücklichen Ersuchen um Abdruck.

Erklärung.

A. Dulk.

Wir verwerfen den Glauben an einen menschenähnlichen, persönlichen Gott, welchen Namen man ihm auch gebe.

Wir glauben, daß, was Gott genannt wird, das Leben der Welt selbst in seinem großen höchsten Einklang ist, das nicht aus überlieferten Schriften und Wundererzählungen, sondern aus den Gesezen der Natur erkannt werden muß.

Wir erkennen, daß der höchste Einklang der Menschennatur das Gute ist, und darum ist uns Gott das Gute für die Menschenwelt. Die Erfüllung des Guten, die Sittlichkeit, ist uns die praktische Reli­gion. Nicht Anbetung des Gottesräthsels, sondern Erkenntniß und rechtes Handeln ist unser Zweck.

Wir haben den lebendigen Willen,

die Erkenntniß zu pflegen und unsere Kinder in ihr heranzu­bilden;

uns gegenseitig in Freude, Leid und Arbeit des Lebens beizu­stehen;

einander und allen Menschen zu einem besseren und menschen­würdigeren Dasein nach Kräften zu verhelfen."

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Da wir es weder für nüßlich noch für sehr interessant halten, eine längere Polemik dieser Art zu führen, so wollen wir uns in unserer Antwort auf das absolut Nothwendige beschränken.

Zunächst bestreiten wir, irgend welche absichtliche Bosheit, irgend welche Böswilligkeit" mit unserer Antwort verbunden zu haben. Unser Bestreben war, so kurz und gleichzeitig so sachlich wie möglich unseren Standpunkt zu entwickeln. Wenn die Form, in der dies geschah, etwas scharf ausgefallen, so liegt dies in der Natur des Streitobjektes, und wenn wir die Säße, die sich direkt gegen den Einsender wandten, nicht streng genug von denen schieden, die allgemein auf die Freidenkerbewe­gung Bezug hatten, so ist das lediglich der Defonomie geschuldet, welche wir uns auferlegten, irgend welche persönliche Gehässigkeit Tag uns fern. Alsdann müssen wir bestreiten, den sozialistischen Kampf gegen die Religion" verunglimpft zu haben, sintemalen von einem solchen über­haupt nicht die Rede war. Es handelte sich um die Freidenker" und die freireligiösen" Gemeinden, die fast sammt und sonders nicht sozia­liftich, meistens sogar anti sozialistisch sind und gerade auf ihren reli giösen Charakter Gewicht legen. Ob ihre Religion nun die ,, Vernunft" oder das Gute" oder sonst eine Idee" ist, immer sind und bleiben es neue Religionen, um die es sich da handelt; wir können also in dieser Beziehung von unserem Urtheil nicht ablassen.

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Ob nun die himmlische Autorität Gottes" die Klassenregierung allmächtig macht, ob Jdeen", geistige Einflüsse" die Ursache der Er niedrigung, der politischen Knechtschaft sind oder ob sich die Sache nicht vielmehr umgekehrt verhält, darüber sind wir gerne bereit, eine besondere Polemik mit unserem Widersacher einzugehen, hier würde es zu weit führen.

Nur ganz beiläufig sei darauf hingewiesen, daß die Alten bei ihren Eroberungskriegen sich den Teufel um die Religion ihrer Unterjochten fümmerten, während in der Neuzeit gerade die bigottesten Völker die großartigsten Unabhängigkeitskriege geführt haben, u. A. z. B. die Nord­amerikaner. Ihr Bibelglaube verhinderte sie nicht, Rebellen zu sein. Was die Frage des realen Kampfgebietes" anbetrifft, sowie den Bruch mit dem ganzen Kram", so halten wir es da mit Friedrich Engels , der schon 1874 im Volksstaat" schrieb:

,, Von den deutschen sozialdemokratischen Arbeitern kann man sogar sagen, daß der Atheismus bei ihnen sich schon überlebt hat; das rein negative Wort hat auf sie keine Anwendung mehr, indem sie nicht mehr in einem theoretischen, sondern nur noch in einem praktischen Gegensatz zum Gottesglauben stehen, sie sind mit Gott einfach fertig, sie leben und denken in der wirklichen Welt und sind daher Materialisten." ,, Soviel ist sicher; der einzige Dienst, den man Gott heutzutage noch thun kann, ist der, den Atheismus zum

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zwangsmäßigen Glaubensartikel zu erklären und die Bismarck 'schen Kirchenkulturkampfsgesetze durch ein Verbot der Religion überhaupt zu übertrumpfen."

Bis jetzt ist in unserer Partet dieser Standpunkt maßgebend gewesen, und er soll es, denken wir, auch bleiben. Ueberall, wo er zeitweise ver­lassen wurde, geschah es zum Schaden unserer Sache.

Wenn unsere Arbeiter vielfach noch nicht formell mit der Kirche ge= brochen haben, so sind da in neunundneunzig von hundert Fällen wieder sehr materielle Gründe schuld, Gründe, die wir mit Ideen" nicht aus der Welt schaffen.

Heißt das, daß wir in Punkto Religion gar nichts thun, dem Pfaffen­thum gegenüber die Hände in den Schooß legen sollen? Keineswegs! Haben wir doch in unserer Parteiliteratur eine ganze Reihe von Schriften, die in populärer Sprache das Wesen der Religionen kritisiren, den Wider­spruch zwischen allen Offenbarungstheorien und den Ergebnissen der Wissenschaft klarlegen, welche den Arbeiter selbstständig prüfen, d'enten lehren, kurz, die da, wo der religiöse und sonstiger Aberglaube noch nistet, vortreffliche Dienste thun. Diese Broschüren sind zu allen Zeiten in unserer Partei verbreitet worden und werden noch kräftig verbreitet. Diese Propaganda ist auch eine Seite unseres Kampfes, aber nur eine Seite und hat nicht in den Vordergrund zu treten.

Dies unser Standpunkt, und damit hoffen wir diese Polemik abge= schlossen.

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich , 8. Mai 1884.

Wie Anarchisten gemacht werden. Ein deutscher Genosse, der einige Unterstüßungsgelder für die Streikenden in Böhmen über­mittelt hatte, erhielt aus Desterreich einen Brief, so charakteristisch für die dortigen Zustände, daß wir die Hauptstellen hier wörtlich folgen lassen:

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Gewiß haben Sie leider nur zu sehr Recht, daß der Streik wegen Mangel an Organisation resultatlos verlaufen mußte, auch liegt es sehr nahe, aus diesem bedauernswerthen Umstande nüzliche Lehren zu ziehen; allein deren Anwendung ist in Desterreich nahezu eine Un­möglichkeit.

,, Deffentliche Versammlungen werden nur vereinzelt bewilligt, bereits bestehende beim geringsten Anlasse aufgelöst also bleiben nur geheime Vereinigungen übrig, denen das Wort zu reden ich mir unter bestehen­den Verhältnissen sehr überlegen würde, da es fast gewiffenlos wäre. Sie wissen doch, wie man in Desterreich bei den Gerichten vorgeht: ein harmloser Brief, eine von der Staatsanwaltschaft zensurirte Zeitung jebes für sich genügt, nach 5-6monatlicher Untersuchungshaft ebensoviel Strafe zu erhalten.

,, Nur ein solch' drakonisches und aller Gerechtigkeit hohnsprechendes Vorgehen kann die vielen Monftreprozesse der letzten Jahre in Wien und Prag erklären.

,, Das Vorfinden eines Briefes von Ihnen genügt, um für ein Jahr versorgt zu sein. Was da zu thun, weiß ich nicht; aber soviel weiß ich, daß die ganze Arbeiterbewegung in Desterreich, die eigentlich seit ihrem Beginn bis auf den heutigen' Tag keinen einzigen wesentlichen Erfolg zu zu erzielen vermochte, auch stets nur vegetiren wird, wenn nicht in an­deren Ländern Ereignisse eintreten, die in ihrer Rückwirkung auf Defter­reich der Arbeiterbewegung daselbst ausgiebige Bewegungsfreiheit ver­schaffen.

Wir sind gegenwärtig in Desterreich viel vogelfreier wie Sie in Deutschland unter der Herrschaft des famosen Sozialistengesetzes. Wir haben Versammlungsfreiheit, wollen wir jedoch eine Versammlung einberufen, wird sie, total unbegründet, unter Hinweis auf§ 6 des bez. Gesetzes wegen ihrer Gefährlichkeit für die öffentliche Ruhe und Ordnung ver­boten, und wären auf der Tagesordnung selbst nur Suppen-, Kaffee­oder Theeanstalten! Vereinsrecht haben wir, aber ein neuer Verein wird nicht bewilligt, bestehende mexbet aufgelöst; Preßfreiheit haben wir, aber die Arbeiterblätter werden konfiszirt und unterdrückt. Und gleich hübsch ist es bei uns in jeder Richtung und auf allen Gebieten.

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,, Alle Opfer, die die österreichischen Genossen schon gebracht haben und noch bringen, waren nuklos, ohne Erfolg; denn das ungeschlachte Thier vernichtet Alles. Ueberdies find aber auch die Lohnverhältnisse bei uns derart, daß den österreichischen Arbeitern vor der Konkurrenz der Kulis nie bange werden wird, da selbst diese nicht billiger arbeiten können, als es hier bereits der Fall.

,, Wohin wir also unseren Blick schweifen lassen, nirgends winkt uns ein Hoffnungsstrahl entgegen, und man könnte sich wirklich einer dumpfen Verzweiflung überlassen.

Die ärmlichen Verhältnisse, in denen wir als Arbeiter leben, bringen es aber auch mit sich, daß wir zu unserem größten Leidwesen nie für unsere Brüder in Deutschland etwas thun können, und beschämt nehmen wir von ihnen Unterstüßung an."

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soweit wir ihn mittheilen

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Dies der Brief, an dem wir nicht ein Wort geändert haben. Der Schreiber, wie man sieht, ist keineswegs eine zu Gewalt hin­eher das Gegentheil allein unter den herrschenden neigende Natur Umständen ist tausend gegen eines zu wetten, daß er bald mit Denen sympathisiren wird, die verzweifelten Gewaltstreichen das Wort reden. Und von der Billigung zur Nachfolge ist's nur ein kleiner Schritt. Wer aber nicht gänzlich vernagelt ist, der wird sich jetzt

wenn er

es nicht schon vorher wußte die Frage beantworten können, wie Anarchisten gemacht werden.

So wie die Behörden und die Fabrikanten es in Desterreich treiben, wird jeder Arbeiter von Rechtsgefühl entweder geistig und moralisch erdrückt oder in einen leidenschaftlichen Zorn versezt, der ihn, falls die Urtheilskraft nicht sehr stark entwickelt ist, vor keiner Rachethat zurück­schrecken läßt.

So mögen sie denn ernten, was sie gesäet!

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Der Junge wird gut! Prinz Wilhelm von Preußen, ältester Sohn ,, unseres Frit", und also, wenn Gottes Gnade" nicht in­zwischen brüchig wird, dereinstiger König von Preußen und Kaiser von Deutschland , hat, wie die Berliner ,, Volkszeitung" vom 30. April mit­theilte und was bisher noch nicht widerrufen, wurde am 26. April seine" Soldaten nach beendigtom Exerziren auf dem Bornstädter Felde bei Potsdam zusammentreten lassen, ihnen von dem fürchterlichen Atten­tat am Niederwalddenkmal erzählt, und daran die ernste Mahnung, namentlich an die anwesenden Reservisten(!) geknüpft, ftets, auch im Zivilverhältnisse, allen sozialistischen und anarchistischen Umtrieben entgegenzutreten. Sollten sie jemals sozialistische Aeußerungen hören, so mögen sie die betreffenden Personen zur Anzeige bringen,(!!!) als Soldaten aber in energischer Weise gegen solche Leute einschreiten."

Das heißt, der liebe Hohenzollernsproß hat die ihm unterstellten Sol­daten zur gemeinen Denunziation, zur brutalen Vergewaltigung Anders­denkender aufgehetzt!

Ein netter Junge, nicht wahr? Bei dem wird man wenigstens mit der Phrase vom liberalen Kronprinz" verschont bleiben!

Wer so hoffnungsvoll anfängt, von dem stehen noch große Dinge zu erwarten. Es wird daher auch nur zeitgemäß sein, dem liebenswürdigen Heprinzen auch sonst unsere Aufmerksamkeit ein wenig zu widmen.

Wer sich in die Deffentlichkeit drängt, der sehe zu, daß sein Privat­konto rein ist! Und wer sich erfrecht, hunderttausende ehrlicher Arbeiter zu ächten, zu Haß und Gewaltthätigkeiten gegen sie aufzureizen, der sei versichert, daß, wenn es auch für ihn kein Strafgesetzbuch gibt, es des­wegen noch nicht an Mitteln mangelt, auf solche Nichtswürdigkeiten die gebührende Antwort zu ertheilen,

Zunächst wollen wir einmal über eine gewisse Bäckerstochter in Pots­ dam nähere Erkundigungen einziehen, von der Fama erzählt, daß der zukünftige Herrscher Deutschlands bei ihr sehr eingehende Studien mache über die Heilighaltung des sechsten Gebotes!

Warum die Fabrikanten nichts vom Normal­arbeitstag wissen wollen. Diese Frage wird in der ,, New­Yorker Volkszeitung" wie folgt beantwortet:

Ira Steward, der zu früh Verstorbene, pflegte zu sagen: Jn

einem mehr als 30jährigen Kampfe um Verkürzung des Werktags habe thum ich das Eine gelernt: Alles Andere wird das Kapital uns eher zuge eine D stehen, als den achtstündigen Werktag".

Woher dieser verzweifelte Widerstand der Ausbeuter gegen dies dem scheinbar so bescheidene Forderung?

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Es ist ja in der That möglich, in acht Stunden so viel Werk Ben liefern als in zehn. Es hat Fabrikanten genug gegeben, welche die nic Probe darauf gemacht haben, zur Zeit, da der 12stündige Arbeitstag bes den jetzigen 10stündigen verwandelt wurde. Vor legislatorischen Komite nur if ist von Solchen bezeugt worden, daß in ihren Fabriken in weniger Zei ist. ebensoviel und obendrein bessere Arbeit verfertigt worden war, als vor Wo her in längeren Werktagen die Lohnsklaven strengten sich etwa auf stärker an, schafften mit mehr Lust und Liebe. Für die Arbeitgeber e wuchs dabei außerdem eine Ersparniß an den Kosten der Heizung, Be leuchtung, der Aufsicht über die Arbeit. Die letzten Stunden des Tages geje wenn die Arbeitskraft nachzulassen anfängt, sind wirklich für die Bosse bezr ( so nennt man in Amerika die Prinzipale) weniger einträglich als bi mar hiel früheren, sie sind eine Verwüstung.

Solches Zeugniß ist doch gewiß unverdächtig. Warum also stemm lung sich die ungeheure Mehrheit der Bosse" gegen die weitere Verkürzun auß Ver des Arbeitstages?

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Der Grund liegt auf der Hand, leider viel weniger für gedankenlo Lohnstlaven als für die Beschäftiger derselben, die wenigstens instinkt und die Bedeutung der verkürzten Arbeitszeit erkennen. Der längere Arbeit geft. tag gibt ihnen mehr Herrschaft über die Beschäftigten, mehr Ma ch Re den Lohn herabzudrücken und und was für sie noch mehr werth ist den Widerstand der Werkleute gegen Ausbeutung und Kommando brechen.

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Wer zehn oder gar zwölf, vierzehn und mehr Stunden sich abracker Gre muß, behält keine Zeit zum Nachdenken über sein elendes Loos, kein 9. Geistestraft zur Erkenntniß seiner Menschenwürde und seines Menschen heim rechtes, fein Verlangen nach höheren Lebensgenüssen, kein Bedürfniß de 12. Fortbildung, keine Sehnsucht nach Erlösung aus dem Joche, ja seib Kar 14. feine Körperkraft zum Widerstand und zur Verschwörung mit seine Gleichen dazu."

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Nachdem der Schreiber des Weiteren nachgewiesen, daß die industriel 17. Entwicklung der Neuzeit geradezu zur Verkürzung des Werktages zwing w Liel fährt er fort:

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Gegen alle Arbeiterforderungen zeigt sich endlich Nachgiebigkeit. M 21. macht hier und da Versicherungsgesetze für das Leben, die Gesundhe Pla die Invalidität u. i. w. Man gibt Haftpflichtgesetze, man beschränkt Gefängniß- Kontraktarbeit oder schafft sie ab; man errichtet Fortbildung Stad und Handwerksschulen von Gesetzeswegen; man beschränkt legislatori die Frauen- und Kinderarbeit; man erweitert das Stimmrecht der beiter, kurz, man erkennt gleichgiltig aus welchen Gründen und mehr allerwärts die Arbeiterforderungen an kürzung des Werktags macht man möglichst streitig. ,, Welchen andern Grund kann dies haben als den einen, daß m dieser Maßregel die Herrschaft des Kapitals über die Ar beit gefährdet wird? Denn bei der einmaligen Verkürzung kann nicht bleiben. Man gibt damit ein uraltes Prinzip auf und setzt er neues in Geltung: das Prinzip, daß der Arbeiter Herr seiner Zeit fe soll, seinen Menschenwerth mittels seines Arbeitspreises selbst mitb stimmen soll, tein passiver Gegenstand der Ausbeutung durch Ande bleiben darf. Man verzichtet seitens der herrschenden Klasse auf sein Gehorsam, seine Geduld, seine Unterwürfigkeit. Man gibt ihm de Mittel, sich selbst zum freien Menschen zu erheben. Man stache ihn förmlich dazu an. Man erklärt ihn für mündig und Selbstherrsche Es nenne sich kein Arbeiter mehr einen Sozialdemokraten, ein Schüler von Karl Marx , der uns alles Obige klar gemacht h wenn er nicht seine Kraft neben allen anderen Bestrebungen an Agitation und Erzwingung des fürzeren, vorläufig also des achtstü digen Werktages segen will."

Stimmt, wie man sieht, in allem Wesentlichen, mit dem überein, w wir in der vorigen Nummer über dieses Thema gesagt.

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Ein nationalliberaler Musterknabe, wie er Buche steht, ist der preußische Landtagsabgeordnete für Görli end Direktionsrath" von Schenkendorf, der sich neulich in ein um Versammlung des nationalliberalen Wahlvereins ,, über den gegenwärtig be Stand der Parteien", einem Bericht des Neuen Görlizer Anzeigers gemäß, u. A. also aussprach: Raif ,, Wie und durch welche Mittel man die gelobte Treue zu und Reich halten wolle, darauf komme es an. Redner nim nos nun eine Vergleichung des neuen freisinnigen Programmes mit de gen Heidelberger ,, nationalliberalen" vor und berührt dabei hauptsächlichi die Sozialreform, die Wirthschaftsreform und die Militärfrage. D von der freisinnigen Partei angestrebte Aufhebung aller Ausnahm gesetze und Stellung der Sozialdemokraten unter ein dahin zu mo fizirendes gemeines Recht scheint das Allerbedenklichst Was soll aus uns werden, wenn der Richt bann in politischen Sachen nicht mehr in Anseh der Person urtheilt, sondern nur nach dem Fa tum!" Der Staat müsse das Wehr des Sozialistengesezes jeden Preis aufrecht erhalten, um nicht die blühenden Gefilde jezigen staatlichen Ordnung von dem See sozialdemokratischer P paganda ganz überfluthen zu lassen; was über das Wehr hinw laufe, diene nur dazu, die Ueberfluth im See endlich ganz aufhör zu lassen; dann wäre der Zeitpunkt erst gekommen, um mit d def Sozialdemokraten zu paktiren. Nachdem er die Wirthschaftsrefo Bei berührt, kommt Redner auf die Militärfrage und betont, daß du risc die dreijährige Feststellung der Friedenspräsenzstärke, wie sie freifinnige Partei wolle, dieselbe jedesmal nur von dieser zu Wa agitationszwecken ausgebeutet werden würde. Eine Verkürzung Dienstzeit wäre um deswillen nicht anzurathen, weil ohnehin i geg schon zwei Fünftel der Armee blos zwei Jahre diene, und die uns sei ein prächtiges Disziplinarmittel, was nach den Ansichten Molt Sta nicht zu entbehren sei, deshalb wäre die nationalliberale Partei seir Aufrechterhaltung des Septennats."

Also auf die gelobte Treue zu Kaiser und Reich" kommt es Nun, uns nicht, sintemalen wir diese Treue nie gelobt" haben. D Scherz bei Seite. Von Interesse ist für uns blos der gesperrt gedru Passus, in welchem dieser Musterliberale und Idealschwärmer für Rechtsstaat" in praxi dem elementarsten Rechtsgrundsatz in's Gesi schlägt, daß der Richter nicht nach der Person, nur nach Sache( dem, Faktum") zu urtheilen habe. Hier wird das umgedre und die moralische Verwilderung" unserer Gegner wie einmal an einem drastischen Beispiele konstatirt.

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In besondere Eftrüstung gerathen wir darob freilich nicht, denn liegt in der Natur der Dinge, daß den Vertheidigern ung rechter und unvernünftiger Zustände auch aller Recht sinn und alle Vernunft abhanden kommen müsse son

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Aus dem Reichstag , 2. Mai. Vorigen Montag dri Lesung des Hilfstassengesetzes. Die arbeiterfreundliche zivi Konservativen suchten die von der Kommission und bei der 2. Berathu vom Plenum ausgebrochenen Polizei- Giftzähne wieder einzusetzen, hatt damit aber kein Glück. Das Gesez taugt zwar auch jetzt nichts, ist ab S auch nicht so positiv gemeinschädlich, wie die brave Reichsregierung Mo geplant hatte.

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Grillenberger vertrat in der Debatte unsere Fraktion, kennzeichnete scharf und eindrucksvoll das Gebahren der mit ihrer ,, Soz bee­reform" sich brüstenden Reichsregierung, und speziell dieses Hilfstaff füg gesetz, dessen einziger Zweck es gewesen, den Arbeitern Daumschraub Ge anzulegen und den Bestand und die Gründung freier Kassen auf Ba gej des Krankenkassengesetes zu verhindern.

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Am Dienstag beschäftigte der Reichstag sich mit den Privatges Bo­entwürfen oder Anträgen auf Entschädigung unschuldig Be Sp urtheilter und auf Wiedereinführung der Berufung instanz. Für den ersteren Antrag, der bekanntermaßen ursprüng von der sozialdemokratischen Fraktion( Antrag Frohm e) gestellt und dann von den Fortschrittlern annektirt wurde, sprach unserse bef Kayser, der, weil er dem Richterstand ,, Dünkel und Hochmuth" warf, zur Ordnung gerufen wurde. Der Herr Präsident fand es w tadelnswerth, daß fein ernsterer Vorwurf erhoben worden war. Für heute stehen unbedeutende Gegenstände auf der Tagesordnung morgen wird feine Sigung sein, sowie am Dienstag und geft ( Donnerstag) keine Sigung war. ( Donnerstag) keine Situng war. Der Reichstag hat nämlich nichts gep