die Enzy klika, die sie so hübsch in der Tasche behielten. Das Bürger-thum kann den großartigen Gedanken von der Nothwendigkeit der sozialenUmgestaltung nicht fassen, und daher wirft es sich vor Angst Jedem indie Arme, der ihm Rettung, wenn auch nur zeitweilige, aus der jetzigenfatalen Situation verspricht.Ganz gewiß. Um aber den Sieg der Klerikalen nach seiner ganzenTragweite beurtheilen zu können, muß man sich noch Folgendes ver-gegenwärtigen:Die Wahlen erfolgten nach dem alten Zensussystem, welches nurDenen Stimmrecht gewährt, die mindestens zwanzig Gulden(34 R!k.) direkter Steuern bezahlen. Das arbeitende Volk, diesogenannte ungebildete Masse, der man aus Furcht vor dem Ultramon-tanismus das Stimmrecht vorenthält, hat an dem Sieg des Pfaffenthumskeinen Antheil. Es ist das„gebildete, aufgeklärte Bürger-thum", welches den Gegnern des obligatorischen Unterrichts den Siegerringen half. Denn die Ausgaben für die Volksschule sind es, welchedas Geschrei wegen Ueberlastung des Budgets hervorriefen. Alleanderen Ausgaben verzeiht das„gebildete Bürgerthum"! Heer,Büreaukratie— Alles, aber die Volksschule schlug dem Faß denBode» aus. Es hieße die elende Fahnenflucht beschönigen,wollte man dieses Moment außer Acht lassen. Die Jndustriebaronewollen keine unterrichteten Arbeiter, sie wollen Lohnsklaven, sie habentrotz Schiller mehr Furcht vor dem freien Mann als vor dem„Sklaven,wenn er die Kette bricht". Denn um diesen zur Raison zu bringen, habensie ja ein vortreffliches Heer!Ja, die wirthschaftlichen Fragen stehen im Vordergrund des öffent-lichen Lebens! Das ehedem himmelstürmende Bürgerthum denkt heutenur noch daran, seine irdischen Habseligkeiten zu retten, und, weilandTräger des öffentlichen Lebens, verkündet es jetzt das Dogma von derVerderblichkeit der politischen Parteiung. Immer deutlicher vollziehtsich vor unserem Auge dieser Prozeß der politischen Abdankung desBürgerthums— es kämpft natürlich noch um die Macht— aber ver-drossen, halb widerwillig, und seine erleuchteten Geister ertheilen ihmAbsolution unter der Parole: die Politik verdirbt den Charakter!Für eine im Verfall begriffene Klasse ist das auch richtig,— dieNoblesse des vorigen Jahrhunderts durste mit Ausnahme der wenigenauf die Seite des aufstrebenden Bürgerthums getretenen Adligen dasgleiche Wort auf sich anwenden,— aber sür eine vorwärtsstrebendeKlasse hat das Wort keinen Sinn. Die Arbeiterklasse, der Löwe desIS. Jahrhunderts, läßt sich durch dasselbe nicht beirren. Sie, die zueiner Zeit, wo alle Welt in politischen Freiheitsphrasen schwelgte, dieUntrennbarkeit der wirthschaftlichen und politischen Frage proklamirte,hält auch heute an ihrem Grundsatze fest, daß die politische Freiheit dieunentbehrlichste Vorbedingung der ökonomischen Befreiung der arbeitendenKlassen, die soziale Frage untrennbar von der politischen ist, sie kämpftunentwegt weiter sür die Erringung der politischen Emanzi-p a t i o n.— Sozialistische Presse und Literatur. I-auroncoGronlund, The cooporative commonwealt, in its ouilinea; an exposi-tion of modern sooialism.(Grundzüge der genossenschaftlichen Republik,eine Darlegung des modernen Sozialismus.) Boston, Lee und Shepard'sVerlag.(Wird besprochen.)Korrespondenzen.— Barmen, 25. Mai. Vor einigen Wochen hielten die Genoffendes Wupperthaler Wahlkreises in einem benachbarten Gehölz einezahlreich besuchte Zusammenkunft ab, in welcher der Genosse FritzHarms definitiv als Kandidat sür die bevorstehende Reichstagswahlproklamirt wurde. Wir glauben mit dieser Kandidatur einen glücklichenGriff gethan zu haben; Genosse Harm steht seit den ersten Ansängender Arbeiterbewegung in derselben und erfreut sich außerdem im ganzenWahlkreise großer persönlicher Beliebtheit. Daß er auch fest und unent-wegt zur Partei steht und deren Prinzipien nach jeder Richtung hinvertritt, ist selbstverständlich und braucht nicht erst erwähnt zu werden.Die Wahlbewegung kommt auch hier allmälig in Fluß. Bereits in denersten Tagen des Jahres hielten die Nationalliberalen des bergischenLandes einen sogenannten Parteitag ab, natürlich hinter sorgfältig ver-schlossenen Thüren; am verslossenen Sonntag traten die Christlich-sozialen,die etwas spekulativer sind und Jedermann gegen Erlegung einesNickels Eintritt zu ihren Vorstellungen gewähren, in Aktion. Die from-men Herren hatten sich den Adlatus Stöckels, Herrn H ap ke, zueinem Vortrag verschrieben.Wir hatten uns auch den Nickel nicht gereuen laffen und waren amPlatze. Nachdem Herr Hapke unter großem Aufwand von frommenPhrasen sich, und die Versammlung über das„schreckliche Verbrechen",am„Tage des Herrn" einen politischen Vortrag zu halten, beruhigthatte, begann er auf die Sozialdemokraten zu schimpfen, warf ihnenmordbrennerische Agitationen vor u. s. w., und war'sehr erstaunt, alswir kräftig dagegen opponirten, da er augenscheinlich nicht vermuthethatte, daß auch etwas sozialdemokratischer Sauerteig unter sein christlich-soziales Gemengsel gerathen. Er änderte auch sofort seine Thätigkeitund fing nun ganz fürchterlich auf die unglücklichen Nationalliberalenzu schimpfen an.Zum Schluß brachten wir eine Interpellation ein, betr. das„Rechtauf Arbeit", die nach einem durchaus vereitelten Versuch des biederenVorsitzenden, dieselbe zu unterschlagen, glücklich in Hapke's Hände ge-langte. Sie schien dem Pfaffen aber sehr ungelegen zu kommen, denn erging nicht darauf ein, erklärte uns aber privatim, er werde sie amMittwoch in Elberfeld beantworten. Man hätte nun von einem Predigerdes Wortes: Eure Rede sei„Ja, ja! Nein, nein!" erwarten sollen,daß er schon der äußeren Reputation halbersein feierlich verpfändetes Worthalten werde. Aber weit gefehlt! Hapke verduftete schleunigst wieder an dengrünen Strand der Spree, ohne uns seine Ansicht über das Recht aufArbeit mitgetheilt zu haben. Wie es scheint, hat den OberbonzenStöcker, der sonst jeden vom Kanzler hingeworfenen Happen gierig auf-schnappt, der neueste Bismarck'sche Luftsprung derart verblüfft, daß erden diis minorum gentium noch keine Weisung hat ertheilen können.Zu Anfang dieses Jahres gelang es den uniformirten Schnüfflern,E h r e n- W i l s i n g an der Spitze, in dem benachbarten R o n s d o r feme Kiste, enthaltend eine größere Anzahl Exemplare der Nr. 3 des„Sozialdemokrat", zu ergattern. Der Kommissar Wilstng, dessen Nieder-tracht glücklicherweise durch eine respektable Dosis Dummheit paralysirtwird, hat dabei ein wahres Kabinetstückchen von polizeilicher Jnquirungs-kunst geliefert. Er haussuchte in der Wohnung eines dortigen Genossen,stellte sich bei dessen Frau als„R e g i e r u n g s r a t h" vor und drohteihr, als sie die Qualifikation des ehemaligen Bäckergesellen Wilsing alsRegierungsrath nicht anerkennen wollte, mit Verhaftung. DieDrohung verfehlte ihren Zweck vollständig, die Arbeiterfrau ließ denPseudo-Regierungsrath absallen, und Herr Wilsing mußte unverrichteterSache wieder abtrotten. Bei der vor kurzem stattgehabten gerichtlichenVerhandlung wurde einer der wegen Expedirung der Sendung, resp.Verbreitung des„Sozialdemokrat" angeklagten Genoffen nach neun-wöchentlicher Untersuchungshaft freigesprochen, der anderezu zwei Monaten Gefängniß, und zwar— wie das uns gegenüberüblich— nur auf Indizien hin verurtheilt.Am Jahrestage der Revolution, sowie am Geburtstage Lassalle'swehten sowohl hier wie in Elberfeld die rothen Banner zum großenMißvergnügen der armen Polizei.Im Hinblck auf die bevorstehenden Wahlen möchten wir den Genossennoch das Wort des alten Montecucculi einschärfen: Zum Kriegführengebraucht man erstens Geld, und zweitens Geld und drittens vielGeld! Wir befinden uns im Kriege, soll derselbe mit Erfolg geführtwerden, wird es auch materieller Mittel bedürfen, und darum muß esunsere nächste Aufgabe sein, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, mag esin der Fabnk oder Werkstätte, mag es im geselligen Kreise, mag es beiFamilienfesten oder wo sonst immer sein, Beiträge zum Kriegs-, d. h.für jetzt Wahlschatz zu sammeln.M a r a t.— Dortmund, 8. Juni. Ein großartiger Leichenzug bewegte sichheute Mittag 12 Uhr von der Kampstraße nach dem Westenthor-Fried-Hofe. Es galt unserm Genossen Otto T ö l k e, Sohn des C. W.Tölke, die letzte Ehre zu erweisen. Deputationen von Iserlohn, Hagenund Marten eröffneten den Zug, Lorbeerkränze mit rothen Schleifen tragend.Der Leichenwagen war mit Blumen, Kränzen, Schleifen, meist in rothund weiß, dekorirt; 800 Genossen, rothe Blumen und Schleifen imKnopfloch, folgten dem Sarge. Ausfälliger Weise verschonte uns dieWohllöbliche mit ihrer Begleitung bis zum Friedhofe. Dort aber kamsie plötzlich in Sicht, begleitete uns nach der Grabstätte, woselbst Kom-missar M a i e r sich postirte und die Trauerfeierlichkeit überwachte.Mehrere Polizisten hatten sich unter die Menge vertheilt.Am Grabe trug der Gesangverein„Dortmunder Männerquartett" dasLied vor:„Am Grab der Todten", und zwar in vorzüglicher Weise.Alsdann bestieg Genosse B r a ch w i tz den Hügel, um unserem dahin-geschiedenen Genossen einen würdigen Nachruf zu widmen. Kaum aberbegann er zu sprechen, so trat auch schon Polizeikommissar Maier vorund verbot das Reden. Brachwitz fuhr jedoch ruhig fort, und ließ sichauch nicht beirren als er noch zweimal aufgefordert wurde, nicht zusprechen, bis ihm von den Genossen einige zuriefen, er möge abtreten.Diesen leistete er Folge, um keine weitere Störung zu verursachen.Darauf übergab ihm ein Genosse den von uns Dortmundern gewidmetenKranz.Brachwitz ergriff ihn und verlas mit donnernder Stimme die aufder Schleife gedruckte Inschrift:Ich lege den Kranz auf das Grab des Verstorbenen nieder, gewidmetvon der Sozialdemokratie des Wahlkreises Dortmund.Hast frei gelebt, bist frei im Tod,Uns naht der Freiheit Morgenroth.Dann legten die übrigen Deputationen Iserlohn, Marten und derGesangverein Männer-Quartett, ebenfalls mit kurzer Ansprache, ihre ge-widmeten Kränze nieder, worauf nach Vortrag eines weiteren Liedes dieGenoffen den Sarg mit Erde bedeckten.Ein Zwischenfall darf hier nicht unerwähnt bleiben; wie gewöhnlichbei solchen Handlungen betrifft es den Pfaffen. Herr Hornung, diesder Name unseres Biedermannes, lief die ganze Zeit über wie eineFurie auf und ab, da er die Zeit nicht erwarten konnte, seinen Sermonzu beginnen. Wurden doch von diesem edlen Herrn die Todtengräberdazu angehalten, beim Kommiffar zu bitten, Platz zu verschaffen— nämlichbeide offene Gräber waren dicht nebeneinander, und wir umstandenselbige fest. Jedoch hatte er kein Glück damit, denn wir setzten unsereHandlung unentwegt durch. Erst als sie vorüber, konnte Hornung be-ginnen, was auch geschah, und er verstand es prächtig, den Friedhof zuleeren.Gleich nach der Beerdigung versammelte sich der größte Theil derGenossen in einem bestimmten Lokale, woselbst die verbotene Leichenrededoch gehalten wurde; der Inhalt derselben war ungefähr Folgender:Verehrte Leidtragende, Freunde und Genossen! Wir stehen am Grabedes sür uns so früh dahingeschiedenen Freundes und Genossen. DieEltern betrauern den Sohn, die Geschwister den Bruder, wir betrauernin ihm den Freund und Genossen, welcher alle Zeit bereit war, sür dieIdeen der Sozialdemokratie zu kämpfen. Unentwegt war er bemüht,für die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse zu wirken. Erhatte seine Klassenlage erkannt, so daß wir ihm nachrufen können: Erhat nicht umsonst gelebt, denn er wußte wohl, daß noch viele Millionenin Roth und Elend schmachten, als Enterbte der Gesellschaft. War es ihmauch nicht vergönnt, die Saat, die er ausgestreut, reifen zu sehen, so müssenwir uns an seinem offenen Grabe geloben, von Neuem das Bruder-band zu knüpfen, bis auch diese Saat Früchte trägt, bis der Tag kommt,wo in Süd und Nord, in Ost und West sich vereint die Arbeiter be-freien von dem Druck des Kapitals. Wollen Sie das Andenken desTodten ehren, dann tragen Sie diese Ideen hinaus in alle Kreise.Wenn dann auch unsere Uhr abgelaufen sein wird, so wird man auchuns nachrufen können: sie haben nicht umsonst gelebt! Stehen wirtreu zu der Devise: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Und somit legeich den Kranz auf das Grab des Verstorbenen nieder: Hast frei gelebt,bist frei im Tod, uns winkt der Freiheit Morgenroth!—Wir waren den ganzen Tag über beisammen, und gelobten uns vonNeuem Treue zur Fahne, mag kommen, was da will! Den auswärtigenGenossen statten wir nochmals unseren Dank ab.Den Genossen aber, welche sich uns noch nicht angeschlossen haben, rufenwir zu: Säumet nicht, tretet ein in unsere Reihen mit dem Motto:„Frisch auf zum Kampfe!"3. P.— Bom Neckar. Wenn nicht allzuoft von hier aus der Raumunseres Parteiorgans beansprucht wird, so dürfen die Genossen deshalbnicht glauben, daß hier alles in Ordnung sei und Württemberg etwa zuden„besten Staaten" zu zählen sei. Korruption und Niedertracht, seitJahrhunderten das Prinzip der schwäbischen Herzoge, haben sich nichtminder als anderswo bei uns eingebürgert und gewissermaßen„demo-kratisirt", sofern sie nämlich von den Höfen aus in's Volk gedrungensind, wenn auch zunächst nur in dessen„oberes Drittel". Der Belegeüber diese Verhältnisse gibt es gerade genug.Für heute will ich aus einigen schwäbischen Prachtexemplaren einSträußlein winden, und den Genoffen spenden; wenn dessen Duftgerade mcht sehr angenehm sein sollte, so wird man die Ursache nichtmir zuschreiben dürfen.In der Käthchenstadt, dem„goldenen" H e i l b r o n n, starb vor nichtlanger Zeit der dortige Bürgermeister W ü est. Der Mann erfreutesich bei den Fabrikpaschas großen Wohlwollens; verstand er es dochtrefflich, auf Kosten des Gemeindesäckels deren Interessen wahrzunehmen.Im Uebrigen war besagter W ü e st auch zum Landtagsabgeordneten ge-wählt worden, was ihn jährlich mehrere Monate vom Rathhaus deralten Reichsstadt am Neckar fernhielt. Es bildete sich nach und nach inder städtischen Verwaltung ein Schlendrian aus, der sich bis zur perma-nenten Mißwirthschaft entwickelte.Der Tod Wüest's ließ die Schönfärber verstummen. Und wie gewöhnlichin solchen Fällen, nun ging der Tanz los, nun wurde die Mißwirthschaftauf dem Rathhause täglicher Gesprächsstoff der Gevatter Schneider undHandschuhmacher. Wir wollen aber der Sache nicht vorgreifen. Zunächstmußte eine Ersatzwahl in den Landtag stattfinden und einigten sichhiebet alle„Ordnungsparteien" auf e i n e n Kandidaten, eine polittscheNull, aber ein Fabrikant, sehr reich und ein„Sohn der Stadt!" Hieranist nur das eine bemerkenswerth, die Volksparteiler, d. h. unsere Demo-kraten, haben hiebet den eifrigsten Reaktionären Heerfolge geleistet,! undzwar unter bewährter Führung ihres lokalen Häuptlings, des Reichs-tagsabgeordneten Härle.Diese polittsche Wetterfahne und personifizirte Charakterlosigkeit hatallerdings damit dem Faß den Boden ausgestoßen, und jede anderePartei als die demokratische hätte ihn schleunigst aus ihren Reihen heraus-befördert; allein Pack schlägt sich und verträgt sich. Natürlich wurdeder Kompromißkandidat gewählt; unsere Genossen erzielten aber mitihrem Kandidaten, Genoffen Apotheker Lutz, einen immerhin bedeutendenErfolg.Nun kam die Neuwahl eines Bürgermeisters, die im Schwabenlandebekanntlich auf Lebensdauer angestellt sind. Die Volkspartei stellte einenAmtsrichter auf, noch kandidirten zwei Amtmänner und ein Staats-a n w a l t. Letzterer errang den Sieg, und zugestandenermaßen deshalb,weil die lüderliche Wirthschaft auf dem Rathhause bereits so arg war,daß die Wähler meinten, nur ein Staatsanwalt könne diesenAugiusstall reinigen.Besagter Staatsanwalt aber, der neue Schultheiß von Heilbronn, derehrenwerthe Herr Hegelmaier, verdient es, daß wir ihn den Ge-»offen vorstellen. Daß er der Sohn eines Vaters, der sich im Wahn-sinn erhängte, könnte ihm nicht angerechnet werden, wenn nicht die un-heilvolle Annahme so viel Rechtferttgung fände, daß in seiner Familieder Wahnsinn erblich sei; hat doch die berufliche Thätigkeit desStaatsanwalts schon oft Spuren davon aufgewiesen, daß des Vaterstrauriger Zustand an dem Sohne nicht glücklich vorüberging. SeineFreunde behaupten und gedankenlose Schwätzer plappern es nach, daß er„unparteiisch" sei. Wir wissen aber, daß dies nur dann der Fall ist,wenn Hegelmaier selbst oder seine intimen Freunde nicht betheiligtsind.Für seine Unparteilichkeit spricht allerdings folgende Episode: DerGerichtsnotar Bach, ein Schwiegersohn unseres KultusministersG e ß l e r, und Besitzer einer halben Million, war wegen Unterschlag-ungen im Amte in Untersuchung gezogen worden, und gewährte derUntersuchungsrichter demselben verschiedene außerordentliche Vergünstig-ungen, so z. B. jene des Spazierensahrens. Als Hegelmaier hievon er-fuhr, äußerte er, Bach müsse wie ein anderer Häftling behandelt werden,was dann auch geschah. Natürlich verschnupfte dies höheren Orts undHegelmaier wäre jetzt nach Ellwangen versetzt worden, wenn nicht seineWahl zum Bürgermeister ihn davor bewahrt hätte. Daß aber dennochmeine Zweifel an der Unparteilichkeit Hegelmaier's berechtigte sind, mögenachstehende �Episode beweisen: Die jetzt in Stuttgart erscheinende„Württembergische Landeszeitung"(Organ der Nationalliberalen inWürttemberg und der Polizei in Berlin) war früher im Be-sitze eines Herrn H a a g e n, eines gewesenen Auditeurs, der vomMilitär deshalb gegangen wurde, weil er eine adamitische Tanzunter-Haltung so ungeschickt arrangirt hatte, daßsie zur Kenntnißder Behördenkam. Haagen glaubte dem Wunsche seiner Berliner Auftraggeber(die„schwäbischen Mostköpfe" für das Borussenthum zu gewinnen) besserentsprechen zu können, wenn er einen Ableger(mit eigener Druckerei)in Neckarsulm gründete.Dies geschah, und ein Schriftsetzer machte den„Verantwortlichen".Haagen und Hegelmeier waren gute Freunde; Letzterer schrieb auch fürdes ersteren Blätter. Hegelmaier ist der Schwiegersohn des Oberamts'richters in Neckarsulm und dieser, der übrigens lieber dem jungenlebensfrohen Bachus als der ernsten Themis dient, ein Feind desStadtschultheißen Fischer in Mundelsheim. So geschah es denn, daß inder Neckarsulmer Zeitung mehrere Artikel gegen genannten Stadt-rezenten erschienen, worauf letzterer klagbar wurde und der„Verantwortliche" vier Monate brummen mußte für die Arbeiten Hegelmaier'sund Haagen's.Nach erstandener Haft strengte der„Verantwortliche" eine Klagewegen falschen Eides gegen den als Zeuge in dem betr. Prozesse auf-getretenen Oberamtmann von Neckarsulm an, die letzterer mit einerKlage auf falsche Anschuldigung erwidert. Unser braver Hegelmaiernimmt jedoch diese Klage nicht an, und erst im Instanzenweg kann derOberamtmann seine Klage durchsetzen. Nun wird der„Verantwortliche"wieder in Haft genommen, wo er auch neun Tage bleibt, während dieserZeit aber in drei Audienzen bei dem Staatsanwalt Hegelmaier bearbeitetwird, seine Klage zurückzuziehen, indem er wahrscheinlich den Amtmann„mißverstanden" hätte und also nichts erreichen und nur„Anderehineinreiten" würde. Bezüglich der Klage wegen falscher Anschuldigungwurde der„Verantwortliche" genau instruirt, was er vor Gericht aus-sagen müsse. Und richtig, in öffentlicher Verhandlung, nachdem der„Verantwortliche" seine Lektion hergesagt, beantragt der unparteiischeHegelmaier Freisprechung„wegen Beschränktheit" des Angeschuldigten!!Kommentar überflüssig.—Zur Vervollständigung des Bildes sei noch erwähnt, daß der mehr-<erwähnte Haagen, der Arrangeur adamitischer Bälle, nach kurzer aus-hilssweiser Beschäftigung aus der Stuttgarter Stadtdirektion nunmehrAmtmann in Schwäbisch-Gmünd wurde, während der SchwiegervaterHegelmaiers disziplinarisch versetzt worden ist. Und eine solche korrupteBande urtheilt über Recht und Unrecht, und faselt von göttlicher Ord-nung und ähnlichem Blödsinn!Nicht wahr, im Schwabenlande, ist's gemüthlich? Nächstens ein an-deres Bild, aber auch aus dem Rlchterstande, der hierzulande am wurm>stichigsten zu sein scheint.O d y s s e u s.Partei-Archiv.Quittung.Für das Parteiarchiv gingen ferner ein:Von C. Lübeck, Oberstraß:Demokratische Zeitung 1871 Oktober— Dezember. 1872 Januar bisJuni.Von e. A. Basel:1 Bericht über den Nürnberger Arbeitertag 1883.1 C. A. Schramm: Offener Brief an Dr. Max Hirsch.1 Böhmert: Der Sozialismus und die Arbeiterfrage.1 Thomaichewsky: Statistische Notizen für das deutsche Reich. 18851 kl. Staatshandbuch d. Reichs 1883.1 I. Huber: Die Freiheiten der französischen Kirche.1 Bericht über die Verhandlungen des zweiten Vereinstags deutscherArbeitervereine.Von S. München: 1 Münchner Polizeizustände.Von Bertrand in Brüssel:Histoire de �Internationale.L'Amdriquo.Seances du Congrös Ourrier sooialiste de France.Von Joh. PH. Becker in Genf:Nr. 51. Ein Manuftript.Von L o tz in London:1 La Femme au dixneuvieme Sifeole.1 A. Clömenoe: L' Amnestie au Parlement.1 Lettre ä Victor Hugo sur la question sociale.Von L. in Riesbach:1 Herwegh: 21 Bogen aus der Schweiz.1 Philosophische Bettachtungen über Pfaffen, Wunderwerke undTeufel. Rom 1790.1 Alexander Herzen: Rußlands soziale Zustände.1„„ Aus den Memoiren eines Ruffen.1 Lippert: Die Prostitution in Hamburg.I Strauß und seine Lehre. Ein freies Wort an die freien Bürgerin Zürich. 1839.1 Kreisschreiben Gregor XVI. an die Bürger Zürichs. 1839.Die Archivverwaltung.Brieflastmder Cxpeditron: Schwarzer Taugenichts: Mk. 25 50 Ab. 2. Qu.U. Schft. und Mk. 8 80 Abon. 2 Qu. 2 Einsp. erh. Bstllg. folgt.—Ch. Pommer, Limeira: Bstllg. fort. Bbl.„Die Frau jc.", sobald Neuauslage fertig. Fehlends abgeg. Gruß!— Gänseleber: Mk. 50— Ab.2. Qu. erh. Bstllg. folgt. Zwischenhand wird stets instruirt, genauestzu adressiren.— Schwäb. Heiland: Mk. 14 40 Ab. 1. Qu. inerh. Bfl. Weiteres.—Anzeigen.Gesuchtfür sofort ein tüchttger ZletallSriivIi.ei'. Dauernde Arbeit. HoherLohn. Reisekosten werden vergütet. Wegen näherer Auskunft wende mansich anK. Zimmermann,1.40 Deutscher Verein Genf, me Ouillanme Teil 5.Sozialistische Aröeiterpartet Amerika.Tektto« Rew-Aork.Sitzung de« Zentralkomites jeden Dienstag«bendS 8 Uhrin Lincoln Hall, Ecke M-n und Houston Stteet.Jeden Samstag finden Versammlungen statt. Näh-reS steh«„New-Yorker Volks, ettung".Sozialistische Arbeiterpartei.Sektion Philadelphia.Unser Auskunstsbureau befindet sich:1,25) Callowhill Sttee 325 in F. W. Fritzsche's Lokal.«»wei,eris»e«-n-ff-nichaftSbuchdruttrU H»Mngen.Ziktch.