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Erscheint

wöchentlich einmal

in

Zürich  ( Schweiz  ).

Berlag

der Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.

Poftfendungen

franto gegen franto

Gewöhnliche Briefe

nach der Schweiz   kosten

Doppelporto.

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Der Sozialdemokrat

Bentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.

Donnerstag, 3. Juli.

No Avis an die Abonnenten und Korrespondenten des Sozialdemokrat."

Da der Sozialdemokrat" sowohl in Deutschland   als auch in Oesterreich   verboten ist, bezw. verfolgt wird und die dortigen Behörden fich alle Mühe geben, unsere Verbindungen nach jenen Ländern möglichst zu erschweren, resp. Briefe von dort an uns und unsere Zeitungs- und sonstigen Speditionen nach dort abzufangen, so ist die äußerste Vorsicht im Boftverkehr nothwendig und darf keine Borsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt der Sendungen zu täuschen, und letztere dadurch zu schützen Haupterforderniß ist hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten

Einladung zum Abonnement.

Der Sozialdemokrat,"

Zentral Organ der deutschen Sozialdemokratie,

erscheint wöchentlich einmal in Zürich  .

Auf dem Wydener Kongreß zum offiziellen Organ der sozialistischen   Arbeiterpartei Deutschlands   erklärt, hat das Blatt eine Verbreitung gefunden, wie sie bei seiner Gründung taum erhofft worden war. Auf dem Kongreß zu Kopenhagen   fonnte deshalb mit Genugthuung gesagt werden, daß die deutsche Sozialdemokratie in ihrem Organ die mächtigste Waffe gegen das über ste verhängte Ausnahmegesetz beste.

Das Abonnement auf das Blatt ist durch dieses Gesetz nicht verboten, sondern nur die Verbreitung, und zu lekterer haben sich fast allerorts energische und auf­opferungsfähige Genossen genug gefunden( und werden sich auch ferner finden), welche bereit sind, eventuell ihre Freiheit zu wagen, um unserer gerechten Sache dienstbar zu fein ebenso wie sie es auch vor dem Ausnahmegesetz gethan haben!

Obwohl nun an den meisten Orten, wo der Sozialismus Boden gefunden, das Blatt eine durchaus befriedigende Abonnentenzahl hat, so gibt es doch noch eine Reihe anderer, wo bedeutend mehr geschehen könnte, und zudem eine weitere Anzahl, wo das Organ noch gar keinen Eingang gefunden.

Es ist daher Pflicht jedes Genossen, für die weitere Verbreitung des Blattes uner­müdlich thätig zu sein und besonders dahin zu wirken, daß an solchen Orten endlich ber Bann gebrochen wird und das Parteiorgan die ihm gebührende Beachtung findet. Ueber die Bezugsarten des Blattes sind die Genossen im Allgemeinen unter­richtet; selbstverständlich können wir hier keine speziellen Angaben über dieselben machen, sondern es müssen sich die Genossen, welche Näheres zu erfahren wünschen, an die be­fannten Vertrauenspersonen in Deutschland   wenden.

Das Abonnement beträgt per Zustellung in Brief direkt aus der Schweiz   pro Exem plar und Quartal Mr. 4.30, bei Aufgabe in Deutschland   Mt. 3,00. Die Zahlung tann per Einschreibebrief in Papiergeld und Briefmarten oder per Posteinzahlung geschehen. Für solche Einzelbestellungen fann folgende Adresse benutzt werden:

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Leonhard Tauscher   in Hottingen  ( Kanton Zürich  ).

Bei Bezug von zehn Exemplaren an wird das Blatt franto für Mt. 1.80 geliefert. Bezüglich größerer Bestellungen werden vorher brieflich genauere Mittheilungen gemacht und Verhaltungsmaßregeln angegeben. Für diesen Zwed ist sofortige Mittheilung ficherer Brief- Dedadressen hierher unerläßlich.

Wohlan denn, Genossen und Freunde allerwärts, erhebt den Sammel- und Werberuf jur fortgesetzt ausdauernden Arbeit, zum unbeugsamen Kampf, zum endlichen Siege! Mit sozialdemokratischem Gruß!

aist

Redaktion und Expedition des ,, Sozialdemokrat.

Bildung und Freiheit.

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Im Grazer Anarchistenprozeß sagte einer de: Angeklagten: " Der Unterschied zwischen den radikalen Sozialisten und den Gemäßigten besteht darin, daß Letztere durch Bildung zur die Radikalen durch Frei­Freiheit wollen und wir heit zur Bildung." Ob der erstere Satz je von den Gemäßigten", d. h. von den Sozialdemokraten Desterreichs, als Parole aus­gegeben wurde, möchten wir sehr bezweifeln; uns ist wenigstens kein Gemäßigter" bekannt, der ihn unterschreiben möchte, keiner, der nicht wüßte, daß dieser Satz:" Durch Bildung zur Freiheit" weiter nichts als eine Phrase ist, fast ebenso nichtssagend wie die: Durch Freiheit zur Bildung".

Thatsächlich entstammen denn auch beibe bem bürgerlichen Lager; die erstere gehört dem bürgerlichen Liberalismus, die zweite dem bürgerlichen Radikalismus an. Für die Bourgeoisie, deren politischen Bedürfnissen nun einmal eine mehr oder minder freiheitliche Verfassung am besten entspricht, ist es allerdings eine höchst bedeutungsvolle Frage, ob Freiheit bildet oder Bildung freimacht, und wir wissen Alle aus der Geschichte, wie das radikale französische   Bürgerthum dazu kam, die Freiheit boranzustellen, während der philisterhafte deutsche Bürger über den Mangel an Freiheit sich mit dem süßen Troste hinwegsetzt, daß er doch eigentlich sehr gebildet" und in Folge dessen der " wahrhaft freie" Mann sei. Denn die wahre Freiheit" bestehe eben darin, sich über den Mangel politischer Freiheit philosophisch hinwegsetzen zu können. Da nun noch nicht alle Menschen so " gebildet" find wie er, so ist es klar, daß die große Masse weder für die wahre, noch für die ganz unphilosophische poli­tische Freiheit reif sei.

Wie steht nun der Sozialdemokrat dieser Streitfrage gegen über? Wir werden uns bas leicht klar machen können, wenn wir uns über den Sinn der Worte Freiheit und Bildung verständigt haben werden.

Um mit dem letzteren zu beginnen, so wollen wir vorerst kon­flatiren, daß heute zwar sehr viel von Bildung gesprochen wird, tein Mensch aber so recht sicher sagen kann, was das Wort bedeutet. To

od affected

Wenn wir sagen, Bildung heißt Ausbildung des Geistes, bes Verstandes, der Fertigkeiten, Bildung ist eine gewisse Höhe der Erkenntniß, ein gewisser Umfang des Wissens, ein gewiffer Grad bon Fertigkeit, so sind wir damit im Grunde noch wenig weiter. Denn welcher Grab, welcher Umfang, welche Höhe find noth­wendig, um den Anspruch auf Bildung zu rechtfertigen? Das ist die Frage.

Ueber die Antwort hierauf sind sich die Gelehrten selbst noch nicht einig, und die klügsten von ihnen ziehen sich dadurch aus Affäre, daß sie sagen, man kann von Bildung nur in Beziehung auf einen bestimmten Zweck sprechen. Wir ständen also vor einer weiteren Frage: welche Bildung ist denn nun nothwendig zur Freiheit?

Vielleicht kommen wir schneller zum Ziele, wenn wir uns an das Wort Freiheit machen.

Was ist Freiheit? Das Frei Sein von jedem Zwang, von jeder Schranke, lautet die umfassendste Antwort. Der Begriff wäre damit vielleicht gekennzeichnet, leider aber weiß nun heute nachgerade jedes Kind, daß die Sache nirgends und zu keiner Zeit eristirt hat.

und

Abonnements

werden bei allen schweizerischen Postbureaux, sowie beim Verlag dessen bekannten Agenten entgegengenommen, und zwar zum voraus zahlbaren Vierteljahrspreis von

Fr 2 für die Schweiz  ( Kreuzband) mt 3 für Deutschland  ( Couvert) fl. 1.70 für Oesterreich)( Couvert) Fr. 2 50 für alle übrigen Länder des Weltpoftvereins( Kreuzband).

Juferate

die dreigespaltene Petitzeile 25 Cts. 20 Pfs.

1884.

als möglich an den Sozialdemokrat", resp. dessen Verlag selbst adressiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands   und Oesterreichs   wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung setzt; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadressen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Rekommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen um trok aller entgegen stehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat" unseren Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern

Die Freiheit ist immer nur ein negatives Prinzip, und absolute Freiheit ist daher, selbst von aller Erfahrung abgesehen, rein logisch ein Unding. Es kann sich immer nur um ein Freisein von bestimmten Schranken, von bestimmtem Zwange handeln. Wir wissen, daß unser Wille kein freier ist, sondern beeinflußt wird durch Faktoren, die zum Theil außer uns liegen: durch unsere Umgebung, unsere Erziehung; zum Theil allerdings in uns, über die wir aber keine oder doch nur geringe Macht haben, wie unsere Kon­stitution, unsere Nerven, unsere Gehirnbildung, unser Tempera­ment, unsere Leidenschaften. Wir wissen feruer, daß aber auch unsere Willensäußerungen, seien sie nun freie oder nicht, von jeher durch äußere Fattoren eingeschränkt wurden in erster Linie durch die Natur selbst, alsdann durch gesellschaftliche Ein­richtungen.

Im Gegensatz zu den ersteren Schranken spricht man von moralischer Freiheit", im Gegensatz zu den Schranken, welche die gesellschaftlichen Einrichtungen uns auferlegen, von sozialer und politischer Freiheit.

Was nun die moralische Freiheit anbetrifft, so ist ja klar, daß soweit wir überhaupt im Stande sind, der Faktoren Herr zu werden, die unseren Willen beeinflussen, das nur erreicht werden kann durch wachsende Erkenntniß. In diesem Sinne hat also der Satz: Durch Bildung zur Freiheit" seine gewisse Berechtigung. Bom pädagogisch moralischen Standpunkt aus wird fich wenig gegen ihn einwenden lassen. Ein politisches Postulat ist er aber nicht.

Die politische Freiheit steht mit der Bildung, wenn wir darunter den Unterricht verstehen, in fast gar keinem ursächlichen Zusammenhang. Wir finden Völker mit sehr entwickelter Freiheit und sehr niedriger Bildung, und das gebildete deutsche Volt zeigt uns am besten, wie man sehr gebildet und politisch sehr unfrei fein kann. Daß die politische Freiheit aber an sich noch nicht zur Bildung führt, sehen wir an dem Deutschland   an politischer Frei: heit sehr überlegenen Belgien  , an Spanien  , an verschiedenen " Republiken" Südamerikas   2c.

Man könnte uns nun sagen: ja dort herrscht zwar formell politische Freiheit, aber infolge ihrer Unwissenheit sind die Massen dort noch schlimmer daran als anderswo. Ganz recht, antworten wir, aber das wäre dann höchstens eine Bestätigung des Sates: Ohne Bildung bleibt Freiheit stets ein leerer Schall.

Die, wenn wir uns so ausdrücken sollen, formale Freiheit hängt von der Bildung nicht ab, aber der unwissende Bürger des fretesten Staates wird stets das blinde Werkzeug in der Hand des Wissenden sein, der dessen Leidenschaften zu benutzen versteht. Bis hierher haben wir uns rein auf dem Boden des bürger­lichen Freiheitsgedankens bewegt; gehen wir nun aber einen Schritt weiter und schauen uns auf sozialem Gebiet um.

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Hier verliert der Satz: Durch Bildung zur Freiheit" jeden Sinn. Man kann in der heutigen bürgerlich- kapitalistischen Gesell­schaft mit der höchsten Bildung verhungern, und man kann mit der Bildung eines Fleischergesellen Millionär werden, wie an tausend Beispielen bewiesen, wie das stets wachsende geistige Pro­letariat zeigt. Alles Wissen, alle Erkenntniß schützt den Bürger ber kapitalistischen Gesellschaft nicht vor der sozialen Abhängigkeit; er mag geistig noch so frei" sein, er mag, wie in Amerika  , der politischen Rechte im vollsten Maße genießen, er bleibt doch Knecht, ein Unfreier, ein Sklave.

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Der schöne Klang, den das Wort Freiheit für Viele hat, ver­liert sich sofort, wenn wir ihn auf das soziale Gebiet übertragen. liert sich sofort, wenn wir ihn auf das soziale Gebiet übertragen. Da bedeutet er in der heutigen Gesellschaft Ausbeutung und Unterdrückung. Nur durch theilweisen Verzicht auf ihre persönliche Freiheit können sich die Arbeiter in Etwas gegen die Tyrannei in den Gewerkschaften. des freien Kapitals wehren Dort ist nicht die Freiheit, sondern die Gleichheit, die Solidarität maßgebend. In der Freiheit des Kapitals liegt heute die Ursache maßgebend. In der Freiheit des Kapitals liegt heute die Ursache der Knechtschaft des Arbeiters, des gebildeten wie des ungebildeten. Die Kapitals Freiheit zu stürzen, muß daher die Aufgabe der Arbeiterklasse sein. Zu diesem Zweck hat sie sich zu organisiren und sich alle die Waffen anzueignen, die ihr für diesen Kampf von Nuzen find. Zu diesem Zweck hat sie sich politische Macht zu erkämpfen, und zur politischen Macht gelangt sie nicht allein durch politische Freiheit, sondern dazu bedarf sie auch der Erkennt­niß, wie diese Freiheit zu benutzen, wenn man also will: der Bildung.

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Es ist also unfinnig, Bildung und Freiheit zu trennen oder gar in einen Gegensatz zu einander bringen, und es heißt unsere Bestrebungen falsch darstellen, wenn man sie auf Postulate wie Bildung und Freiheit reduzirt.

Unser Ziel ist die kommunistische Gesellschaft, die jedem Ein­zelnen nach Maßgabe der gesellschaftlichen Produktion die Befrie­bigung seiner Bedürfnisse und damit den höchsten Grad von Frei­heit sichert, der in der menschlichen Gesellschaft überhaupt möglich ist, sowie die volle Ausbildung seiner geistigen und körperlichen Anlagen, die Theilnahme an allen Errungenschaften des mensch lichen Wissens, Alles dies durch ihre Organisation auf Grund­lage der Gleichheit und der Solidarität.

Die Kehrseite der Medaille.

Wenn die große Masse der deutschen Bourgeoiswelt für Kolonien­Gründungen, Dampfersubventionen und ähnliche Projekte schwärmt, die darauf hinauslaufen, ihr neue Märkte zu verschaffen und so den Zusam­menbruch des kapitalistischen   Systems hinauszuziehen, so ist das zu natürlich, als daß man sich darüber wundern sollte. Greift doch der Ertrinkende in seiner Todesangst begierig nach jedem Strohhalm, wenn er auch zehnmal weiß, daß derselbe seinen Untergang nicht verhindern kann. Die Arbeiterklasse aber hat, denken wir, alle Ursache, sich dem allgemeinen Geschrei gegenüber ihr ruhiges Urtheil zu bewahren und nüchtern zu prüfen, ob die goldenen Berge, von denen man ihr heute vor­schwärmt, sich bei näherer Untersuchung nicht als luftige Einbildungen oder Schlimmeres herausstellen. Es ist das umsomehr geboten, als es heutzutage Sitte geworden ist, die Fürsorge für die Arbeiter als Etikette für jeden Schwindel herauszustecken.

So wurde auch die neue Postdampfersubventionsvorlage als ein Stück Arbeiterfürsorge hingestellt. Wo die deutsche Flagge weht, hieß es, zieht sich auch der deutsche Handel hin; vermehrter Handel heißt vermehrter Absatz von Produkten, vermehrter Absatz heißt vermehrte Produktion, die schönste Ver­vermehrte Produktion vermehrte Arbeitsgelegenheit wirklichung des jüngst von höchster Stelle verkündeten ,, Rechtes auf Arbeit." sehr ver­

Das klingt­

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ganz abgesehen von der letzten Phrase führerisch, und so haben wir uns gar nicht gewundert, auch in einem deutschen Arbeiterblatte einen Artikel zu finden, der sich im Prinzipe für die Dampfersubvention aussprach.

Da hieß es am Schluß:

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Auf den Einwand, daß eine thatsächliche Förderung des Absatzes unserer Industrieerzeugnisse doch nur allein der Bourgeoisie zu Gute käme, die Arbeiter also wenig oder gar kein Interesse an der Frage hätten, haben wir Folgendes zu erwidern.

,, Richtig ist, daß der Kapitalismus   den Löwenantheil der Erträge der verhältnißmäßig geringen Antheil erhält, aber die Arbeitsgelegenheit Produktion für sich beansprucht, die arbeitende Klasse dagegen nur einen wird vermehrt, dadurch die Arbeitslosigkeit verringert und hierdurch wieder ein Sinken des Lohnes verhindert. Dieser Löwenantheil wird auch durch die Verstaatlichung der Verkehrswege allein nicht zu beseitigen sein; richtig ist es aber auch, daß der Staat die Pflicht hat, sich um die Regelung der Produktion und Konsumtion zu bekümmern. Wenn der Staat dabei die wunderlichsten Sprünge macht und statt des Maxi­malarbeitstags die Subvention von Dampferlinien beantragt in deren Hintergrund vielleicht die Verstaatlichung des Verkehrswesens überhaupt und die Kolonialfrage schlummern mag so ist das allerdings nicht besonders anmuthend, aber immerhin ist es ein Zeichen, daß der Lehrling anfängt, etwas zu lernen."

Wir wollen uns bei dem wunderlichen Sprung" von dem Staat, der Dampferlinien subventionirt, auf den Lehrling, der anfängt, etwas zu lernen", nicht erst aufhalten, sondern gleich auf den Kernpunkt der Sache eingehen, wie es denn mit dem vermehrten Absatzgebiet in Wirklichkeit steht.

also vor­Die Hauptlinien, die projektirt sind, betreffen Ostasien  zugsweise China   und Australien  . In Australien   ist nicht nur die Konkurrenz der übrigen Induſtrieſtaaten eine sehr große, es macht auch dort das Bestreben nach wirthschaftlicher Emanzipation sich immer mehr geltend, so daß an eine nennenswerthe Erweiterung des deutschen Abſatz­

gebietes kaum zu denken ist.

Vorzugsweise aber ist es China  , auf das unsere Welthandelsschwär­mer ihr Auge lenken. China  , dieses Riesenland, eröffnet sich immer mehr und mehr dem Verkehr, da muß doch also noch sehr viel zu machen. sein!

Sören wir einen solchen Chinaschwärmer:

In der Münchener Allgemeinen Zeitung" vom 23. Juni läßt sich ein Herr Emil Deckert   wie folgt vernehmen:

Daß China   ein sehr reiches Wirthschaftsgebiet ist und daß es zahl­

reiche und große aktuelle, und vielleicht noch zahlreichere und größere latente( d. h. bis jetzt noch unentdeckte. Die Red.) Fähigkeiten für den Welthandel und Weltverkehr besitzt, ist zu allgemein bekannt, als daß wir nöthig hätten, hier anders als andeutungsweise davon zu reden. Wenn ein Land nahe an ein Drittel sämmtlicher Erdbewohner in seinen Grenzen einschließt und wenn es eine so toloffale Einwohnerzahl durch sich selbst nährt und erhält und zu einer hohen Zivilisation gelangen läßt, so muß dasselbe ja wohl eine gewaltige Produktionstraft und eine hohe und vielseitige kulturgeographische Begabung besitzen. Da brauchen wir noch gar nicht daran zu denken, daß die Chinesen allein an Thee und Seide den beiden einzigen Hauptstapel­artikeln des Landes, die sich bisher von den großen Strömungen des sehr große Werthe für den Export er­Welthandels erfassen ließen zeugen( 1880: nahe an 400 Millionen Mark). Da brauchen wir noch gar

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nicht daran zu denken, welche he hohe dem Meinung der gründlichste Kenner China's   unser Richthofen von dem großen oftastatischen Lande night ba hat, wenn er in seinem schönen Werke versichert, daffelbe sei materiell das gesegnetste unter allen Ländern der Erde, eine scheinbar unerschöpf= liche Schatzkammer, was die Produkte des Bodens und intelli­gente menschliche Arbeitskraft betrifft, ein Land von einer unberechenbar großen und wichtigen Zukunft, dessen gigantischer Handel mehr die Arena des Wettkampfes der Kulturvölker werden wird." Und da brauchen wir uns noch gar nicht mit irgendwelchen wirthschaftsgeo­graphischen Spezialfragen zu befassen. Aus dem bloßen Faktum der ungeheuren Volkszahl und Volksdichtigkeit China's erhellt seine nicht leicht zu überschäßende Wichtigkeit als Produktionsgebiet wie auch als Absatzgebiet. Jn beiden Beziehungen scheint es dazu bestimmt, ein Wirth­schaftsgebiet und eine Welthandelsproving allerhöchsten Ranges zu bilden, ein Wirthschaftsgebiet, dem wir höchstens Gesammteuropa, Nordamerika  und Indien   an die Seite stellen können. Hinsichtlich seiner ungeheu­ren Produktionskraft dürfte es in dem Systeme der Weltver= kehrsströmungen eine ähnliche Rolle zu spielen bestimmt sein, wie sie in dem Systeme der Luftströmungen die großen Hauptgebiete maximalen Barometerdrucks spielen: es dürfte jederzeit fähig und mehr und mehr auch geneigt sein, einen beträchtlichen Theil seiner Ueberfülle an die anderen Erdräume abzugeben. Hinsichtlich seiner aktuellen und latenten Konsumtionskraft aber dürfte es früher oder später ebenso auch noch einmal ähnlich wirken, wie bezüglich der Luftströmungen die großen

Hauptgebiete minimalen Barometerdrucks, die großen Aspirationsräume Güter und Waaren dürften dereinst in riesigen Mengen nach ihm hin­strömen können, ohne daß daselbst irgendwelche Beschwerniß und irgend welch' lästiger Ueberfluß hervorgerufen würde."

Wie man sieht, fast lauter Zukunftsmusik: alles Schöne, was da ver­heißen wird, soll früher oder später" kommen. Vorläufig aber ist der