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dern und sicherlich war kein einziger unter ihnen Atheist sie waren alle über gute Gottesgläubige. Aber doch scheuten sie entsetzt vor dem Gedanken für zurück, in seine Herrlichkeit" eingehen zu müssen, sie trauen dieser ogen herrlichkeit nicht, und wollen aber auch nicht glauben, daß, wenn tän ihr Herz zu schlagen beffer ihr Magen zu verdauen aufgehört, es mit ndeß ihrer Herrlichkeit für immer aus sein. Haltlos wie ihre Religion, eiten wagen sie es nicht, dem Tode in's Antlitz zu sehen, und bieten den Anit, blick des jämmerlichsten Feiglings, auf den je das Wort des Shakespearevoll schen Bastards paßte, das wir unserer Notiz vorangestellt:
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Und häng ein Kalbfell um die schnöden Glieder!"
Ein Brief Elisée Reclus '. Wir hatten vorstehende Notiz und bereits geschrieben, als uns folgender Brief des berühmten Geographen chu Gesicht kommt, den derselbe an einen seiner Freunde, einen Einwohner von Marseille gerichtet hat, und welchem wir voll und ganz zuftimmen: Clarens , 8. Juli 1884.
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Mein ausgezeichneter Freund! „ Es ist ein wahrer Jammer, die Zeitungen zu lesen. Ich bin derartig angeekelt, daß ich das Bedürfniß fühle, mich meinen Freun den gegenüber auszulassen."-
,, Diese Feigheit der Menschheit gegenüber einer Krankheit, die doch gar nicht so schrecklich ist, dieser Mangel an Haltung, an Achtung vor der Menschheit gegenüber einem Waggon, der eine vers dächtige Mikrobe enthalten könnte, diese Grausamkeit, mit der man sich die unglücklichen( von der Furcht) Besessenen von Stadt zu Stadt, von Grenze zu Grenze zuschickt Alles das bietet einen im höchsten Grade schimpflichen Anblick dar; der Ekel steigt mir bis an den Hals, und ich fühle das Bedürfniß, mir einmal Luft zu machen." Elisée Reclus .
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Ein lustiger Krieg spielt sich augenblicklich zwischen der erstere Norddeutschen Allgemeinen" und" der Karlsruher Zeitung" bismardisch- und lettere badisch, d. h. Lamey- Kieferisch- offiziös- ab. In Baden ist bekanntlich der Liberalismus obenauf, doch wankt sein Reich bedenklich, und von rechts und links sieht er seine Herrschaft bedroht. Die Konservativen suchen ihm die Bauern wegzufödern, und preisen denselben ihre bekannten agrarischen Universalheilmittel mit Engelszungen an. Darob erbost, sprach nun jüngst die Karlsruher Beitung" den braven Bauern ins Gewissen und warnte sie eindringlich, doch ja zu beherzigen, daß ihre Interessen grundverschieden von denen der adligen Großgrundbesizer seien.
liziens sich an Graf Taaffe verschachert, ihre frühere Polensympathie ganz aufgesteckt hat, wird bereits luftig präludirt.
Aber bei all ihrer Promptheit hat die russische Polizei Eines nicht verhindern können: das Herauskommen einer weiteren Nummer des sozialistischen, Proletaryat". Glück auf, ihr unermüdlichen Maulwürfe!
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In einer deutschen Zeitung finden wir einen Artikel, der in Aufreizung gegen den Kapitalismus das Möglichste leistet. Nachdem er über die ,, Bankschurken" ein kräftiges Wörtlein gesprochen, nachdem er erklärt, daß die Kirchen„ das größte Kontingent von Schwindlern und Betrügern liefern", geht er auf die industriellen Ausbeuter über:
In der Fabrik- und Manufaktur- Industrie", heißt es in dem Artikel, ,, bilden die Monopolisten, geschüßt durch einen hohen Tarif, diejenige kapitalistische Kaste, welche durch Kombinationen die Höhe der Preise der Produktion bestimmt, die Hungerlöhne der Arbeiter dekretirt, die absolute Herrschaft über den Arbeitsmarkt führt, genug, nichts anderes als ihren gigantischen Gewinn auf Kosten der Staatsgesellschaft, und namentlich des Arbeiterelementes im Auge hat; diese Monopolisten sind ebenso wie das Monopol der Eisenbahnkompagnie eine soziale Best, von welcher der Staat sich nur dadurch befreien kann, daß er die Kombination der Monopole zerstört, den hohen Schutzzoll als die Festung dieser Kombination reduzirt und eine gesetzliche Kontrole über alle diese Monopole führt. Allein bis zu einer solchen Weisheit hat sich bis jetzt noch keine Partei erhoben, und zwar darum nicht, weil die Faktionen der Monopolisten von Banken, Eisenbahnen, Fabriken, Minen u. s. w. jede Partei torrumpiren und mit ihrem großen Kapital beherrschen.."
So schreibt die Münchener Allgemeine"!
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Man beruhige sich, sie ist nicht unter die Sozialdemokraten gegangen. Ihre Ausführungen gelten blos für das„ korrupte Amerika ", aber bei Leibe nicht für das christlich germanische Deutschland . Sie schildert nicht etwa das Treiben der rheinländischen Eisenindustriellen, derschlesischen und westfälischen Kohlenbarone, der Spinnereibesizer, der schnapsbrennenden und zuckersiedenden Landjunker, und was sonst noch in Deutsch land zur privilegirten Ausbeuterkoalition gehört, behüte! Es ist nur unserer sozialdemokratischen Verruchtheit zuzuschreiben, wenn ihre Schilderung uns so gelungen erscheint und uns so lebhaft an die theure Heimath erinnert.
Reichstagskandidaturen:
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Dhlau Strehlen Nimptsch: Cigarrenarbeiter Paul Fläschel in Breslau ; Essen a. d. Ruhr: G. Vollmar; Gießen : K. Ulrich in
Damit tam sie aber bei der Norddeutschen" übel an. Mit der bes auf tannten Liebenswürdigkeit wurde sie von dem nunmehr geheimen Offenbach . Kommissionsrath Pindter heruntergehunzt. Sie habe an die nied tigsten Leidenschaften( wer lacht da?) im Menschen appellirt, sie habe Dormärzliche Vorurtheile propagirt, die schließlich zum Sturz der Monarchien führen( Anspielung auf 49, wo bekanntlich preußische Truppen die badische Ordnun gretteten), und ähnliche Liebenswürdig teiten mehr.
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Es war auch ein arges Stückchen von Herrn Kiefer, so plump in das Kartenhaus der famosen nationalliberal tonservativen Mittelpartei" hineinzufahren, dieses kunstvolle Zeugniß für die geniale innere Politik größten Staatsmannes unseres Jahrhunderts:
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Wahlnachrichten. Man schreibt uns: ,, Genosse Viereck hat die Kandidatur für Magdeburg aufgegeben und den dortigen Genossen die Aufstellung eines 2o faltandidaten angerathen. Zu diesem Entschlusse, den wir nur billigen können, ist er einestheils durch Rücksicht auf den bekannten Kopenhagener Beschluß bestimmt worden, anderntheils durch die Thatsache, daß es ihm unmöglich sein wird, in Magdeburg persönlich eine agitatorische Thätigkeit zu entwickeln. Da Biereck aller Wahrscheinlichkeit nach im Leipziger Landkreis gewählt werden wird und dort in Anbetracht der lokalen Verhältniffe unter allen Umständen annehmen muß, so liegt es im ParteiInteresse, daß der ebenfalls aussichtsvolle Magdeburger Wahlkreis einen Kandidaten erhält, welcher auch in der Lage ist, ein etwaiges Mandat annehmen und dafür agitiren zu können.
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Es wäre zu wünschen, daß das Beispiel Viereck's Nachahmung fände und daß auch andere aussichtsvolle Wahlkreise der Gefahr einer Doppelwahl entrüdt würden."
Mit Rücksicht auf die von uns in der vorlegten Nummer zitirte Aeußerung des Genfer Revolté" schreibt uns Genosse Liebknecht :
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,, Sagen Sie den Herren vom„ Revolté", daß Jeder, der da behauptet, ich habe politischen Feinden gegenüber das Denunziationshandwerk jemals geübt oder gebilligt, ein unverschämter Lügner ist. Selbst Bekannten des ,, Revolté" gegenüber, die mich und Freunde von mir der Polizei an's Messer lieferten oder zu liefern ihr Bestes thaten, habe ich mit einer Schonung gehandelt, die freilich weniger durch die Achtung vor ihnen, als vor mir selbst und meinen Prinzipien diktirt wurde. Borsdorf , 18. Juli 1884.
W. Liebknecht." Wir hatten es für überflüssig gehalten, auf die betreffende, allerdings ebenso perfide wie alberne Verdächtigung zu antworten, weil Jeder, der Liebknecht nur einigermaßen kennt, weiß, was er von solchen Beschuldigungen zu halten hat. Es gehört eben zur Taktik der Anarchisten, auf der einen Seite kolossal zu renommiren, aller Welt mit ,, Vernichtung", Kampf mit allen Mitteln" 2c. zu drohen, und anderseits die schändlich perkannten, armen, unglückseligen Opfer blinder Verfolgungswuth zu spielen. Von der Schwäche ihrer Sache durchdrungen, dichten sie sich Feinde, Verfolgungen 2c. an, die in der That gar nicht bestehen, und empfindeln, daß eine alte Jungfer sie darum beneiden könnte. Ist es nicht geradezu der Gipfel der Lächerlichkeit, wenn Anarchisten sich über Denunziationen beschweren, und obendrein noch Leute, die sich als Verfasser de- und wehmüthiger Jammerbriefe an Madai einen so großen Ruf verschafft haben wie der Herr Werner vom ,, Re= volté"!?
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- Die Schnüffelei wird neuerdings in Deutschland mit verdoppeltem Eifer betrieben. Aus Elberfeld , aus Berlin , aus Leipzig , aus Dresden von überall her werden Haussuchungen gemeldet. Mögen die Genossen allerorts auf der Hut sein. Die bekannten Langfinger nehmen nicht nur mit, was sie irgend finden können, sie ver= gessen auch gern hier und da etwas, was später gefunden werden soll. Also aufgepaßt!
es sollen gegen 100 Personen
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Aus Warschau werden Massenverhaftungen gemeldet; Frauen und Männer; Polen , Russen, Serben, Bulgaren 2c. gefänglich eingezogen worden sein. Die russische Polizei will einer großen Attentats verschwörung auf die Spur gekommen zu sein, als deren Mittelpunkt der Friedensrichter Bardowski ge= nannt wird.
Wie viel an den etwas romantisch klingenden Schilderungen Wahrheit und wie viel Polizei- und Reporter Mythe, läßt sich natürlich vom Ausland her nicht beurtheilen nur die Thatsache der Verhaftungen steht unbestritten fest. Und weshalb sollen wir auch an denselben zweifeln? ,, Bäterchen" hatte die Absicht, Warschau mit seinem segenspendendem Besuche zu beglücken, und wo„ Väterchen" hinkommt, oder vielmehr, wohin zu gehen ,, Väterchen" nur die Jdee äußert, da strömt schon von vornherein das Glück in Form von Massenverhaftungen, von Haussuchungen, Polizeichikanen aller Art herab. Anders thun es die von ihren Unterthanen heißgeliebten Fürsten nun einmal nicht.
Zugegeben, daß wirklich einzelne Personen in Warschau ein Attentat geplant haben, so ist doch soviel sicher, daß sie nicht so naiv gewesen
jein werden, gegen 100 Personen in ihr Vorhaben einzuweihen. Das glauben wir der russischen Polizei unter keinen Umständen. Sie hat, wie immer, auf's Geradewohl hineingegriffen und verhaftet, wer ihr eben als ,, verdächtig" bekannt war. Abgesehen davon, daß man auf solche Art sich in den Augen der großen Masse und anderer Personen einen gewaltigen Anstrich gibt, find solche Massentonspirationen" auch er sehr geeignet, für irgend welche gegen die polnische Bevölke= rung überhaupt geplante Schuftereien Stimmung zu machen. In der Neuen Freien Presse", die seitdem die polnischen Magnaten Ga
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Desterreich. In Wien , wo bekanntlich die Wogen des Antisemitismus zur Zeit ziemlich hochgehen, und wo die Macher dieser Bewegung durch scheinbar oppositionelles Gebahren sich einen radikaldemokratischen Anstrich zu geben lieben, war es wie seiner Zeit auch in Berlin den Arbeitern, und zwar den vielgeschmähten gemä ßigten" Arbeitern vorbehalten, den durchaus reaktionären Charakter der Antisemiterei bloszulegen, während eine Anzahl der Herren„ radikalen Sozialisten", deren Apostel bisher Most und Peutert hießen, nun ganz munter Herrn Schönerer und seinem Troß deutschthümelnder, Bismarckverherrlichender Studenten nachläuft.
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Es war unser Genosse J. Bardorf, der am 30. Juni in einer öffentlichen, sehr gut besuchten Versammlung des Vereins Wahrheit" über das Thema„ die Stellung der Sozialdemokratie zum Antisemitismus" referirte und in längerer trefflicher Rede den in folgender Resolution, die einstimmig angenommen wurde, niedergelegten Standpunkt entwickelte:
Die am 30. Juni in den Saallokalitäten zum grünen Jäger" tagende Versammlung des politischen Vereines Wahrheit" erklärt:
1. Die antisemitische Bewegung ist nicht ein Kampf von Proletariern gegen die Ausbeutung, sondern ein Kampf innerhalb der besitzenden Klassen, ein Kampf der christlichen gegen die jüdische Bourgeoisie, einerseits ein Kampf des kleinen Kapitals, des Kleinbürgerthums gegen das große Kapital, des Grundbesizes gegen das mobile Kapital, des industriellen Kapitales gegen das Handelskapital, andererseits ein Kampf zwischen den von der Verwerthung der Wissenschaft lebenden Söhnen der Kapitalisten.
2. Als häuslicher Streit der privilegirten Klassen kann die Antisemitenbewegung der Arbeiterklasse gleichgültig sein. Indem aber die Bewegung den Religions- und Rassenhaß weckt und fördert, der Reaktion in wirthschaftlicher und politischer Beziehung dient, und sich an die Arbeiter nur wendet, um dieselben von dem wahren Wege zu ihrer Emanzipation abzulenten, stellt sie sich als eine Bewegung dar, die trotz ihrer sozialistischen Schlagworte den sozialistischen, auf religiöse Toleranz und Internationalität, auf politische Freiheit und wirthschaftliche Gleichheit hinzielenden Bestrebungen entgegengesett und feindlich ist und daher von den denkenden Arbeitern entschieden bekämpft werden muß.
Das Kleingewerbe betheiligt sich an den antisemitischen wie zünftlerischen Bestrebungen nur, um seine bisher geübte Macht der Ausbeutung der Lohnarbeiter noch weiterhin aufrecht zu erhalten und stellt sich dadurch in einen feindlichen Gegensatz zur Arbeiterklasse. Diese reaktionären Bestrebungen sind jedoch noch unsinniger als ein Kampf gegen Windmühlen, weil es ein Kampf gegen Dampfmaschinen und Elektrizität ist. Der Fortschritt der Großindustrie ist unaufhaltsam, und die einzige Hoffnung der Kleingewerbtreibenden ist der Sozialismus, also das Handinhandgehen mit der Arbeiterklasse.
4. Die Arbeiterklasse bekämpft die Ausbeutung in jeder Form, möge sie von Christen oder Juden ausgehen; sie bekämpft die Ausbeutung der Konsumenten durch den Handel ebenso, wie die des Arbeiters durch den Unternehmer, die Ausbeutung durch den Großindustriellen wie durch den Handwerksmeister, die durch den Kapitalisten, wie die durch den Grundbesitzer; sie bekämpft die Ausbeutung der Dummheit durch die Bourgeoispresse, durch Advokaten, Berufspolitiker und ähnliche Elemente, seien sie jüdischer oder christlicher Konfession.
5. Die sogenannte Verjudung der Gesellschaft ist blos eine Folge der kapitalistischen Produktionsweise, zeitigt überall dieselben Ergebnisse, dasselbe Ausbeutungssystem, dieselbe Korruption, dasselbe Elend der Arbeiterklasse, denselben Vernichtungsprozeß des Handwerkes und des Bauernstandes in sogenannten verjudeten Ländern. In dem christlichen Nordamerika herrscht dieselbe Korruption, wie nur in den verjudetsten Ländern der alten Welt. Der christliche Ausbeuter ist dem jüdischen ganz gleich; und ebenso der jüdische Proletarier dem nichtjüdischen. Nicht die Unterdrückung der Juden haben wir anzustreben, sondern die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsweise und die Durchführung der wahren Demokratie und der sozialistisch organisirten Produktion." Bardorf schloß unter stürmischem Beifall mit folgenden Worten: ,, Der Antisemitismus ist ein häuslicher Streit im Lager des Großkapitals und des untergehenden Kleinbürgerthums, des Bauern gegen das mobile Kapital 2c. Das Ausbeutungsobjekt aber sind wir, wer uns ausbeutet, fann uns gleich sein. Es sei lohnend, die Macher der Judenhezze genauer zu besichtigen: so finden wir in Deutschland den philophischen Knirps Dühring, der bald mit dieser, bald mit jener Partei liebäugelte, sich aber zu keiner gesuchten Persönlichkeit machen konnte, bis er in's Horn Bismarck's blies und, um ,, Neues" zu bringen, die alte Judenheze in Form von Rassenhaß mit inszenirte. Daher auch die Vorliebe der Antisemiten für die Pickelhaube, weil der Vater der Antisemiten ein Werkzeug Bismarcks war, desselben Bismarc's, der das infame Sozialistengeset geschaffen. Des Bismarck's, denwirhassen aus ganzer Seele, den wir hassen bis zum legten Blutstropfen, dessen Werkzeuge, dessen Verbündete sind die Antisemiten!" Stimmt.
Sozialistische Presse und Literatur. Es ist ein guter Bekannter, dem wir heute an dieser Stelle ein herzliches ,, Willkommen!" zurufen. Von Brüssel geht uns die Probenummer der " Voix de l'ouvrier"( Arbeiterstimme) zu, die nach zweijähriger Unterbrechung auf's Neue den Kampf für die Interessen des Proletariats gegen politische und wirthschaftliche Unterdrückung aufnimmt. Genosse
2. Bertrand, der dieselbe früher mit so großer Aufopferung redi= girte, wird auch fernerhin als Redakteur des französischen Drgans der belgischen Sozialisten fungiren. Wir wünschen ihm selbstverständlich den besten Erfolg.
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Korrespondenzen.
Gohlis bei Leipzig . Vor kurzem hat sich hier der Registrator des hiesigen Gemeindebureaus, Namens Thenau, entleibt. Thenau hat bereits vor Jahren wegen Unzucht auf dem Zuchthause gesessen, was aber nicht hinderte, daß er in der Gemeindeverwaltung lange Jahre eine einflußreiche Stelle einnahm. Selbstverständlich war er Sozialistenfresser. Wahrlich, unsere Gegner dürfen hier stolz sein auf ihre Anhänger! Nächstens mehr von hier.
Nürnberg , 14. Juli. Die Leser des Parteiorgans erinnern sich noch der infamen Bubenstreiche, welche im vorigen Jahre von den würdigen Schülern Hans Wurst's, den Anarchisten Meyer( Ber liner Ausgewiesener) und Schneider Hofmann gegen die Partei am hiesigen Orte, speziell gegen unsern Abgeordneten Grillenberger, der während der nun verflossenen Legislaturperiode durch seine unausgesezte Agitation allenthalben im Reich zur Hebung und Kräftigung der Arbeitersache beigetragen, unter Mithülfe des deutsch - freisinnigen" ,, Fränkischen Kurier" und dessen„ ehrenwerthen" Chefredakteurs verübt wurden.
Wegen der von Hofmann geleisteten" Verleumdungen stellte Grillenberger Strafantrag und wurde der saubere Ehr abschneider der verleumderischen Beleidigung gerichtlich überführt. Um seinen Schützling einigermaßen zu rächen, stellte der Redakteur des Kurier", der früher am ,, altliberalen"" Korrespondent" mitgearbeitet hatte, dann PrivatTintenkuli des agrarischen Bergwerkbesizers v. Svaine geworden und aus dem agrarischen Lager direkt in den Dienst des„ Fortschritts" übergetreten war, gegen Grillenberger, Wörlein und Löwenstein einen ganzen Sack voll Strafanträge, die jedoch, so lange der Reichstag zusammen war, nicht zur Verhandlung kommen konnten.
Jeht nun, nachdem nahezu dreiviertel Jahr darüber hingegangen sind und in Folge des Reichstagsschlusses die Verhandlungen hätten stattfinden müssen, hat der Herr Redakteur seine sämmtlichen Strafanträge zurückgezogen und läßt damit den journalistischen Laus buben" und den„ ehr- und charakterlosen Hallunken", den ihm Grillenberger ins Gesicht geschleudert, auf sich siten!
Eine glänzendere Genugthuung konnte Grillenberger, auf den die verleumderischen Nackenschläge hageldicht niedersausten, nicht zu Theil werden. Das ist nun also der Ausgang des hiesigen fortschrittlich- anarchistischen Bündnisses, das für die Wahlen berechnet war, an der bodenlosen Niederträchtigkeit der beiden verbündeten Theile aber mit Naturnoth wendigkeit zu Grunde gehen mußte.
Frankfurt a/ M., im Juli. Am 6. Juli fand auf dem hiesigeu Friedhofe eine einfache, aber würdige Feier statt, zu der sich eine statts liche Anzahl Parteigenossen eingefunden hatte, obgleich die Deffentlichkeit, wohl durch einen Zufall", davon ausgeschlossen war. Es galt, unserem verstorbenen Reichstagskandidaten, Rudolf Döll, einen würdigen Denkstein zu setzen.
Genosse Fleischmann widmete Döll einen kurzen, herzlichen Nachruf, die Anwesenden am Schluß zu treuem Festalten an den Prinzipien der Sozialdemokratie auffordernd. Und das gelobten sich Alle stillschweigend am Grabe unseres verstorbenen Parteigenossen. Nachdem noch einige Kränze auf den Stein und den Grabhügel niedergelegt worden, war die Feierlichkeit beendet.
Der vom Bildhauer Johann Zeltinger in Eckenheim bei Frankfurt meisterhaft aus Sandstein ausgeführte Denkstein enthält auf einer Marmorplatte in goldenen Lettern die Inschrift: Rudolf Döll, geb. 17. Juli 1851, gest. 8. Dezember 1883, gewidmet von seinen Gesinnungsgenossen. Darunter war in Stein eingegraben:
Er wollte Friede, Freiheit, Recht, Daß Keiner sei des Andern Knecht, Daß Arbeit aller Menschen Pflicht, Und Keinem es an Brod gebricht!
Die Polizei hatte vorher nicht Wind erhalten und war nur in einigen Exemplaren, jedenfalls ohne Befehl", erschienen; die paar Exemplare konnten sich aber nicht enthalten, die an einem Kranze befestigte rothseidene Schleife mit der goldenen Inschrift: Dem wackeren Kämpfer für die wahren Menschenrechte" als gute Beute, mitzunehmen.
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Der Frankfurter Polizeipräsident Hergenhan ist gelegentlich der letzten Kaisermanöver" geadelt worden; seit dieser Zeit hat er eine merkwürdige Vorliebe für das Rothe. Vor Kurzem hat er nämlich eine Verordnung erlaffen, betreffend die öffentlichen Ankündigungen aller Art; da ist denn den Leuten bei schweren Strafen verboten, Plakate auf rothes Papier drucken und öffentlich anschlagen zu lassen. Das rothe Papier beansprucht Hergenhan für sich allein, nur behördliche Bekannts machungen dürfen auf solches gedruckt waren.
Nicht übel das. Und da dürfen sich wahrscheinlich auch nur Polizisten mit rothen Schleifen begraben lassen!
Demnächst wird auch dem vor 4 Jahren hier verstorbenen Pro- fessor Gamt, den die hiesigen Sozialdemokraten keineswegs vergessen haben, ein Denkstein gesezt werden.
Genosse A. Kapp wurde am 11. ds. Mts. von dem hiesigen Landgericht auf Grund des Sozialistengesezes wegen Verbreitung sozialistischer Schriften( Sozialdemokrat") zu 14 Tagen Gefängniß, und wegen Belei digung der Polizei zu Mt. 50 Geldstrafe verurtheilt, trotzdem auch nicht das Geringste dem Angeklagten bewiesen werden konnte. Das übliche Argument: man muß annehmen", mußte auch hier herhalten, um den Sozialdemokraten verurtheilen zu können; jedenfalls wird Berufung angemeldet werden. Was die Polizistenbeleidigung anbetrifft, so rührt dieselbe noch von dem Begräbniß Döll's her. Der Schuhmann 3ügemer hat Kapp denunzirt, derselbe habe damals die Aeußerung gethan: Jawohl, es sind hier( nämlich auf dem Friedhof) schon viele Kränze gestohlen worden, wir kennen unsere Pappenheimer!" Zügemer hat seine Aussage beschworen. Der Reichstagsabgeordnete Froh me, als Zeuge erklärte, nicht der Angeklagte, der während der ganzen Feier neben ihm gestanden, sondern der Steindrucker Schuppli habe diese diese oder eine ähnliche Aeußerung gehört, und der anwesende Schuppli Aeußerung gethan; keiner der zahlreichen anderen Zeugen hat von Kapp will beschwören, daß nicht Kapp, sondern er diese Worte gebraucht habe. Hilft nichts, der Jude wird verbrannt! Man kann doch den Schußmann, eine Säule der göttlichen Weltordnung, nicht meineidig machen!
Wie in diesem Theile, so haltlos ist die Anklage auch in ihrem ersten Theile. Und der bescheidene Staatsanwalt beantragte wegen Uebertretung des Sozialistengesetes 300 Mt. Geldstrafe und wegen Beleidigung" vier Wochen Gefängniß. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Dr. Geiger, zerpflückte die Anklage, so daß nichts mehr davon übrig blieb, und wies dem Staatsanwalt den Widersinn in seiner Strafbemessung nach. Das Resultat war das weiter oben gemeldete.
Mit dem als Belastungszeugen erschienenen Polizeikommissar Meyer möchten wir noch ein Wörtchen reden. Er sagte bei seinem Zeugenver hör aus, bei dem Begräbniß Döll's habe sich die anwesende Menschenmasse mit wenig Ausnahmen pöbelhaft betragen. Das ist einfach eine Unwahrheit. Die ganze Feier war eine ruhige und würdige, bis der Kommissar durch sein Auftreten sie störte; darüber wurde die Menge, wie gar nicht anders zu erwarten, unwillig; und der Kommissar ist wahrhaftig nicht schuld, daß es bei dem Begräbniß nicht zu einer förms lichen Revolte fam, die er durch sein taktloses Auftreten geradezu provozirte, und bei der die Polizisten schlecht weggekommen wären. Als irgend Jemand aus der kolossalen Menschenmenge den Ruf ertönen ließ: ,, Nach dem Denkmale der 48er!" pflanzte Meyer sich an die Spitze seiner Leute" mitten auf dem Weg dahin auf. Es fiel aber Niemandem ein, diesen Weg zu passiren, sondern die Menge strömte ernst und ruhig dem Ausgange des Friedhofes zu. Als nun Einige ob der komischen Besetzung des Weges nach dem Denkmal lächelten oder lachten, da stürmte der edle Meyer an der Spize seiner bewaffneten Schaar mitten in die Menschenmenge hinein mit dem Rufe: ,, Wage es noch Einer zu lachen!"