H Angst-Eifer, wenn auch natürlich nicht mit besserm Erfolg, handhaben, als der Polizei- und Junkerstaat. Und das ist natürlich und selbstverständlich. In Sachen R it t i n g h a use n' s und des Solinger Wahlkreises.Die lokale Parteileitung hat über die zentrale Parteileitung t r i u m p h i r t", meldet srohlockend die gegnerische Presse und erzählt, Herr Rittinghausen sei, nachdem er demLokalwahlkomite" die Geschichte seinesStreites" mit der Parteileitung und Reichstags- fraktion auseinandergesetzt und die Erklärung abgegeben, daß er nach wie vor auf dem Boden des Parteiprogramms stehe, einstimmig als Kandidat für die nächste Reichstagswahl ausgestellt worden. Und höhnisch knüpfen die gegnerischen Blätter an diesen Bericht die Frage,ob die die Parteileitung, da sie sieht, daß sie ihren Willen nicht durchsetzen kann, nun nicht doch klein beigeben werde?" Unsere Gegner haben wieder einmal die Unwahrheit gesagt und umsonst triumphirt. Im wesentlichen Punkt ist jener Bericht nämlich falsch. Herr Rittinghausen war allerdings in Solingen und wurde auch von einigen Leuten als Kandidat proklamirt, aber diese Leute sind nicht dasWahlkomite" des Kreises. Es sind einige persönliche Freunde des Herrn Rittinghausen, darunter auch der Kaufmann und Freigemeindler Rautenbach Leute, die niemals für eigentliche Parteigenossen gegolten haben. Das sozialdemokratische Wahlkomite, welches von der gegnerischen Presse absichtlich oder unabsichtlich, das lassen wir dahin- gestellt mit jenem Kränzchen persönlicher Freunde des Herrn Ritting- hausen verwechselt wird, hat was keinen Moment zweifelhaft war nach Prüfung der Sachlage ein st immig die Kandidatur des Herrn Rittinghausen verworfen, weil die Korrektheit des Verfahrens der Fraktion unanfechtbar war und ist. Die Fraktion wird also nicht in die Lage kommen,klein beigeben" zu müssen. Wir wollen hier nicht wiederholen. warum die Fraktion seinerzeit gegen Rittinghausen vorgehen mußte. In dem Parteiorgan ist unmittel- bar nach der Ausscheidung des Abgeordneten für Solingen ein authen- tischer Bericht erschienen, auf den wir nur verweisen können. Jeder, der unsere damaligen Auslassungen gelesen hat, wird uns bezeugen müssen, daß wir Herrn Rittinghausen mit der größten Schonung be- handelt und uns in den Schranken rein st er Sachlich- keit gehalten haben. Wir werden uns auch jetzt nicht auf das Gebiet persönlicher Polemik hindrängen lassen. Ist Herr Ritttnghausen so thöricht, den Kampf mit der Partei versuchen zu wollen, so wird er sinden, daß die Partei ihm ebenso energisch gegenübertritt wie jedem Anderem, der den Kampf mit ihr aufnimmt. Daß er sich hinter das lGothaer) Parteiprogramm versteckt, wird ihm nichts nützen. Unsere Partei und das ist es gerade, was er, zu seinem Schade», nicht begriffen hat erheischt von ihren Mitgliedern nicht blas, daß sie das Parteiprogramm theoretisch oder gewissermaßen platonisch anerkennen, sondern auch, daß sie alle praktischen Pflichten erfüllen, welche die Parteiangehörigkeit mit sich bringt. War das schon früher nothwendig, so ist die Partei durch die Ausnahme- st e l l» n g, in der sie sich seit 1878 befindet, zu doppelter Strenge ihren Mitgliedern gegenüber gezwungen. Und wenn sie von jedem e i n- fachen Mitglied die strengste Erfüllung der praktischen Parteipflichten verlangen muß, wie viel mehr von solchen Mitgliedern, die zur Ueber- nähme eines Mandats und damit zur Leitung der Partei berufen sind! Herr Rittinghausen hat sich, trotz dringendsten Zuredens, nicht zur Erfüllung seiner praktischen Parteipflichten verstehen wollen; er hat sich der Parteidisziplin nicht gefügt, und so mußte seine Ausscheidung aus der Fraktion erfolgen. Die Ausscheidung aus der Fraktion ist freilich nicht gleichbedeutend mit Ausstoßung aus der Partei, aber sie be- d in g t d i e U n f ä h i g k e i t zur Uebernahme eines Par- teimandats. Und demgemäß hat die Parteileitung gehandelt und wird sie handeln. Der Weg ist ihr vorgeschrieben, und von Nachgeben oder Kompromisseln kann nicht die Rede sein. Im Solinger Wahlkreis wird ein sozialdemokratischer Kandidat auf- gestellt werden. Läßt Herr Rittinghausen sich gegen den sozialdemokrati- schen Kandidaten ausstellen je nun, so wird er bekämpft werden, gleich jedem anderen gegnerischen Kandidaten. Das ist Alles. Eine würdige Antwort auf eine unwürdige Komödie. Auf dem Anarchistentag in New-Pork zur Verherrlichung Stellmacher's haben unsere dort anwesenden Genossen folgendes Flug- blatt vertheilt: «Verwahrung gegen die anarchistischenThaten". Erklärung. In Ansehung des Umstandes, daß in letzterer Zeit von gehässiger oder total ununterrichteter Seite die von den Anarchisten Stellmacher und Konsorten in Deutschland und Oesterreich begangenen Raubmorde in deren takttschen und moralischen Motiven mit denen der Sozialdemo- traten identifizirt werden, und in Ansehung, daß man behauptet, daß wir im Stillen doch mit derPropaganda der That" sympathisirten, so erklären wir hiermit öffentlich und offiziell, daß wir. und speziell die Rational-Exekutive der Sozialistischen Arbeiterpartei, als Vertreterin der Sozialdemokraten Rordanierikas, Thaten wie die Stellmacher's durchaus verabscheuen und Todesfeiern m deren angeblichem Martyrium für eine verwerfliche und barbarische Farce erachten. Obwohl wir in unserer Anschauung durchaus revolutionär sind, indem wir an Stelle des heutigen volksverelendigenden, privatwirthschafllichen Systems ein auf Basis ökonomischer Einsicht und der Gerechtigkeit ge- stellte staatlich- organisirte Produktion setzen wollen, unser sehnlichster Wunsch daher wäre, diesen neuen Zustand der Gesellschaft herbeizuführen, auf Grund dessen jedem Bürger das Recht auf ein wirklich menschen- würdiges Dasein gesichert ist, so sind wir doch nicht so phantastisch, zu glauben, daß eine Unigestaltung der Gesellschaftsformen von heute auf morgen wie auf Kommando stattfinden kann, oder daß künstlich er- zeugte Putsche, Krawalle oder endlich Thaten, wie die obengenannten, unseren Wunsch nach der Umgestaltung der Gesellschaft verwirklichen könnten. Im Gegentheil! Wenn Leute, wie Stellmacher und Konsorten, aus Verzweiflung über die Unmöglichkeit, sich auf gesetzlichem Wege gegenüber einer schmachvollen Behandlung seitens der Behörden Recht zu ver- schassen, und aufgestachelt von feigen, im Hinterhalte prahlenden gewissen- losen Führern, den Plan fassen, um die Vertreter der heutigenOrd- nung" zu beseitigen, untergeordnete Beamte, also willenloses!) Werkzeuge, oder was noch schlimmer ist, Privatleute, oder was am schlimmsten ist, unschuldige Kinder des Raubes wegen zu ermorden; und wenn eben diese Leute sich in ökonomischer Beziehung auf den Standpunkt des Sozialismus stellen, so liegt es aus der Hand, daß gewissenlose Feinde der Volkssache diese in Stellmacher und Konsorten dokumentirte geistige Unzurechnungsfähigkeit benutzen, um der Sache des Sozialismus zu schaden, indem sie die Anhänger desselben in die Kategorie der gemeinen Verbrecher rangiren und damit dem Unwillen der Volksmassen preis- geben. Die Sozialdemokraten verabscheuen aus Zielbewußtfein gewöhnliche Verbrechen als taktische Mittel; sie unterscheiden streng zwischen der That einer- hochherzigen Sophie Perowskaja und der idiottschcn Hand- lungsweise eines elenden Wichtes ivie Hödel oder Nobiling; sie appel- liren nicht an die rohen Leidenschaften leicht erregbarer und entzünd- licher Massen, sondern an das Nachdenken derselben; sie suchen in die breiten Volksschichten nicht blutrünstige, ausreizende Phrasen zu schleu- dern, sondern das Bewußtsein von der UnHaltbarkeit der heutigen Ge- sellschaftsordnung in der ZHenge wachzurufen, und so die Revolution vorzubereiten, n»lche der Menschheit die vom Privatkapitalismus ver­sperrte Bahn des Fortschrittes wieder eröffnet und zum ersten Male in der Geschichte die Freiheit aus der politischen Phrase in die ökonomische Wirklichkeit des gleichen Autheilg am Gemeinprodukt übersetzt; eine Um- wälzung, die eine Revolution in den Köpfen der Menschen zur Voraus- setzung hat und für deren blutige Ausbrüche Urheberschaft und Verant- wortung lediglich der Verblendung der Ausbeuterklasse zuzuschreiben sein werden. Die Sozialdemokratie wurzelt niit ihrer Weltanschauung in einer in höchster Auffassung der Gesittung verstandenen Moral und wird auch nur solche Thaten als sittlich anerkenne», welche sich als Akte der Roth- -wehr unerträglich bedrängter Völker und Individuen dokumentiren und in der Beseitigung von Tyrannen und der gewaltsanien Befreiung eines unterdrückten Volkes ihren höchsten idealistischen Ausdruck finden. Wir feiern die wahren Revolutionäre, wie sie in dem amerikanischen Befrei- ungskampfe, wie sie in den französischen Bolisaufständen, wie sie gegen russische Tyrannen sich erhoben; wir verabscheuen aber die modernen After-Revolutionirer, welche mit dem Mantel demagogischer Phrasen ge- meine Verbrechen beschönigen und schlimmer als bezahlte Diener der Reaktton die Sache des Volkes, die zu fördern ihnen Wille und Fähigkett mangelt, frevlerisch verrathen. New-Avrk, 10. August 1884. Das National-Exekutivkomite der Sozialistischen Arbeiterpartei: W. L. R o s e n b e r g, Sekretär. Von einem einzigen Punkte abgesehen die untergeordneten Beamten, hier also Polizisten zc., sind doch nicht so generell alswillenlose Werk- zeuge" zu betrachten, sondern sehr oft als g e w i s s e n l o s e Handlanger also von diesem Punkte abgesehen können wir die Erklärung nur billi- gen. Und wie man uns von New-Aork schreibt, hat sie sowohl i n der Versammlung wie außerhalb derselben ihren Zweck durchaus erfüllt. Beiläufig sind die Verhaftungen von drei Anklebern des Nachrufes für Stellmacher nicht etwa, wie die deutschen Zeitungen berichteten, wegen der Tendenz desselben erfolgt, sondern weil dieselben ihn an Eisenbahn- und Telegraphen-Pfosten anklebten, wo es überhaupt unter­sagt ist, Plakate zu befestigen. Sie erhielten auch wejter nichts als eine geringe Polizeibuße. Unwürdig nannten wir die Demonstration zu Ehren Stellmacher's. nicht etwa weil wir den Anarchisten das Recht streifig machen wollen, ihre Todten zu ehren, sondern wegen der komödiantenhaften Art, w i e dies geschah. Unmännlich wie das Manifest war auch dieFestrede". Und doppelt unwürdig war sie durch die Person des Festredners. Wie wir das meinen, wird man verstehen, wenn man die nachfolgenden Bruchstücke aus einem Briefe gelesen, den derselbe Mann geschrieben, der jetzt über Stellmacher's Hinrichtung heuchlerische Thränen vergießt: Und nun zur Züricher Misere! Ich weiß nicht, ob Ihnen unsere Pariser Freunde bereits darüber geschrieben haben und ob Sie in Folge besten und auch in Folge meines Briefes bereits in Z. waren, wenn Sie diese Zeilen erhalten; allein wenn dem nicht so sein sollte. möchte ich Sie dringend bitten, so schleunig wie nur immer möglich dorthin zu fahren. Dja S t. schrieb, er sei bereit, einem von unsrer Seite bevollmächtigten Genossen Rede und Antwort zu stehen, so lege ich hier ein paar Zeilen als Vollmacht bei. Lassen Sie sich aber nicht in faule Redensarten einknäueln. Wir wünschen einfach, daß Nr. 40 die letzte Nummer sein solle, welche St. liefert. Seine angeblichen Forderungen werden noch etwas genauer zu prüfen sein und wenn sie reell sind, wird man sie decken."... Die Hauptsache ist die Fortschaffung des Blattes aus den Händen St.'s." XL. Wenn Ihnen St. vorjammern sollte, daß er sehr große Papierbestellungen gemacht und an den Drucker Vorschüsse geleistet habe??? so mögen Sie ihm nur bedeuten,' daß er von uns hiezu nicht im Geringsten beauftragt wurde. Und feinen Wochenlohn von.80 Fr., wofür?? hat er, nur e r sich bewilligt, wir hingegen niemals. Vielmehr bezeichneten wir seine Forderungen als äußerst frech, mithin wird es nichts mehr setzen!" So schrieb im November 1882 Herr Johann Most an Philipp Kenne! in Bern über Hermann Stellmacher, muß Einem da nicht der Eckel überkommen, wenn man mit diesem Brief, aus dem die niedrigste Undankbarkeit herausleuchtet, die theatralischen Tiraden vergleicht, mit denen Herr Most denselben Stellmacher von der Tribüne herab als einen antiken Heros verherrlicht? Komödie, Komödie und immer wieder Komödie! Korrespondenzen. Hannover , im August. Wenngleich wir den Raum des Partei- organs nicht gern für uns in Anspruch nehmen, so glauben wir doch, es den Genossen schuldig zu sein, verschiedene Vorkommnisse, welche sich hier in letzter Zeit abgespielt, zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Seinetzeit hatte sich bei Gelegenheit der Anheischigmachung einer Anklage des Wahlflugblattes die Redaktion unseres Organs ver- anlaßt gesehen, den hiesigen Richtern, gegenüber der Perfidie und Kor- ruption, welche unter den Richtern im Allgemeinen Platz gegriffen, ein besonderes Lob zu ertheilen. Dieses Lob scheint nach oben arg verschnupft zu haben, man hat es sich wenigstens seitdem, jedenfalls auf höhere Weisung, angelegen sein lassen, zu beweisen, daß das Lob ein durchaus unverdientes war, und daß das damals gefällte Urtheil nur dadurch möglich gewesen, daß die Richter auf einen Augenblick vergessen hatten, daß sie in erster Beziehung die Hausknechte eines Bismarck sind. Seit einiger Zeit hat die hiesige Polizeidirektion uns mit einer neuen Ein- richtung beglückt; sie hat nämlich ein Kommissariat für politische Polizei eingerichtet, an dessen Spitze ein aus Berlin verschriebenes Individuum steht, welches nach den Aussagen von Berliner Genossen ein früherer Agent des großen Dynamit Hans gewesen sein soll; hierläßt er sich mit Wohlgefallen Herr Polizeikommissar Neumann nennen. Wenn es auch unbedingt feststeht, daß der Mann den Stein der Weisen gerade nicht entdeckt hat, so hat sich bei ihm das Sprichwort: die dümm- sie» Bauern haben stets die dicksten Kartoffeln, bewahrheitet. Nachdem Neumann bei seinem ersten Debüt bei Gelegenheit eines Sängerfestes außer einer gehörigen Tracht Prügel ob seines dummen Verfahrens trotz liebevoller staatsanwaltschaftlicher Fürsorge nur Verweise von Seiten des Gerichts eingeheimst, hat er, wie gesagt, nun in letzter Zeit dummes Glück gehabt. Ein abgefangnes Paket an den Genossen Kiel war Veranlassung, daß derselbe von der internafionalen Polizei der Fürsorge unseres Neu- mann empfohlen wurde, und so hatte Neumann denn auch das Glück, bei einer bei Kiel vorgenommenen Haussuchung eine Anzahl Exemplare desSozialdemokrat" und diverse Broschüren zu finden. Ans Grund dieses wurden sowohl Kiel als sein Nebengeselle und auch der Lehrling verhaftet, Letzterer jedoch, nachdem man vergeblich alle möglichen Machi- Nationen angestellt, wieder entlassen. Kiel jedoch erhielt, nachdem er drei Monate in Untersuchung gesessen, für sein Verbrechen noch eine Zusatz- strafe von einem Monat. Durch Verrath oder Polizeimache sind wir sodann weiter betroffen worden, indem eine Kistensendung in die Hände des Sophia Neu- mann von Auswärts überliefert wurde. Die Sendung wurde hier ordnungsmäßig an den Adressaten abgeliefert, obwohl man seitens der Polizei wußte, was dieselbe enthielt. Schon vorher hatte man das Haus mit Ordnungssäulen umstellt, und nachdem die Sendung ange- nommen, wurde das Haus gestürmt, die Kiste beschlagnahmt und der Schneidermeister Lutter verhaftet. Leider ließ derselbe sich durch den Untersuchungsrichter beirren und machte Aussagen, auf Grund deren die Genossen Daustrup und Vogler verhaftet wurden. Trotzdem nun von Seiten der Polizei und Staatsanwalfichaft irgend ein t h a t s ä ch l i ch gravirendes Moment nicht beigebracht war, wurden die Genossen doch verurtheilt, nachdem sie zwei, beziehungsweise drei Monats in Untersuchung gesessen, und zwar wurden Lutter zu drei, Vogler zu sieben und Daustrup zu neun Monaten Zusatz st rafe verdonnert. Bezüglich des Genossen Vogler bemerken wir noch, daß derselbe bei seiner Verhastung schon bedenklich erkrankt, ja augenscheinlich dem Tode ver- fallen war; trotzdem nun Vogler um vorläufige Haftentlassung nach­suchte, wurde ihm sein Gesuch rundweg abgeschlagen. Es ist jedenfalls seinem krankhaften Zustande zuzuschreiben, auch wird die Behandlung im Gefängniß dazu beigetragen haben, ihn zur Verzweiflung zu treiben, kurz, man fand ihn eines Morgens erhängt in seiner Zelle vor. Wir betrauern in dem Todten einen braven, treuen Ge- nassen. Ehre seinem Andenken! Infolge elender Rachsucht wurde der Genosse Senf von einem seiner Mitarbeiter der Verbreitung des Parteiorgans denunzirt. Senf wurde, nachdem bei ihm gehaussucht, verhastet und, nachdem er zirka drei Mo- nate in Untersuchung gesessen, noch zu zwei Monaten verurtheilt, wovon ihm ein Monat von der Untersuchungshaft abgerechnet wurde. Daß Meyer, so heißt der Betreffende, die Anzeige gemacht, ging aus der Anklage hervor, da dieselbe mit seiner Aussage vor Gericht übereinsfimmte, sowie daraus, daß er von dem Augenblick der Verhastung des Senf an nicht ruhig war und sich mit einer Waffe ver- sehen wollte. Wir übergeben ihn hiermit der gerechten Verachtung aller rechtlichen Mensche». Die letzten Opfer der Polizei bildeten der Handelsmann Bür- mann und der Arbeiter Schenkmeier, beide zu S a r st e d t. Dieselben waren ebenfalls der Verbreitung verbotener Druckschriften an- geklagt, auch sollte Bürmann der Verfasser des vor einiger Zeit ini Parteiorgan erschienenen Artikels über die Zuckerfabrik in Sarstedt ein. Das letztere Verbrechen konnte Bürmann leider nicht nachgewiesen wer- den, und so wurde derselbe, nachdem er zehn Wochen in Untersuchung gesessen, noch mit einer Zusatzstrafe von einem Monat bedacht, während S ch e n k m e i e r und dessen Mutter, welche ebenfalls mit angeklagt war, mit einer Geldstrafe von 20 Mark davon kamen. Schenkmeier Sohn hatte ebenfalls 73 Wochen Untersuchungshaft zu erleiden. Alle diese Vorkommnisse haben jedoch nur dazu beigettagen, die Gr- »offen noch mehr anzuspornen, für unsere gerechte Sache einzutrete«, trotzdem der importirte Berliner frühere Agent Provokateur Neumann in Haussuchungen, Versammlungsauflösungen und der- gleichen Chikanen mehr als das Polizeimögliche leistet, so daß er selbst einem Regierungsbaumeister Keßler aus Berlin , welcher in einer Bau- Handwerkerversammlung sprach, das Wort entzog und die Versammlung auf Grund des Propagandagesetzes auflöste(trotzdem Keßler gegen unser Parteiprinzip sprach), was auch jedenfalls ein hoher Beweis der Tüchtig- keit Neumann's ist. Unser Kandidat Genosse H. Meister gibt durch sein bloßes Auf- treten dem Exgefreiten des großen General Bum-Bu« oder Polizeikommissarius Neuntann die Anregung zur Auflösung jeder Versammlung, welche von Arbeitern einberufen wird; doch wirken diese Auflösungen besser für unsere Sache, als wenn Meister stundenlang gesprochen hätte, denn die Bewohner Hannovers sagen sich- daß eine Sache, die mit solchen Gewaltmaßregeln unterdrückt wird, etwas für sich haben muß, und so sehen wir dem Wahlkampf guten Muthe» entgegen und rufen auch von hier allen Gesinnungsgenossen ein Glüst- auf zum Wahlkampf, Glückauf zum Siege zu! Die Genossen Hannovers . Wie abgeschmackt N e u m a n n bei Ausübung seines ehrenvollen Bi- rufes vorgeht, zeigt sich wohl daraus am besten, daß er das Signale- ment eines über 70 Jahre alten Genossen, welcher halb erblindet ist, aufgenommen hat; auch scheint er bei Haussuchungen neue Maxime» einführen zu wollen, indem er sämmtliche Druckschriften, die auf unsere Sache Bezug haben, beschlagnahmt und vorläufig behält. S» hat er schon bei S 6 Haussuchungen, welche schon vor drei Wochen vo-- genommen wurden, die Sachen mitgenommen, aber trotz Reklamatio» nicht wieder zugestellt. Wir erlauben uns später noch einmal, über sei« moralisches Leben Einiges mitzutheilen, da der frühereFreiheit"- Expedient Ehren-Neumann trotz seines kurzen Hierseins scho« Erkleckliches in galanten Abenteuern geleistet haben soll. «nl« « Pa, A« die Parteigenossen. Unter dieser Aufschrift sind imSozialdemokrat" Nr. 3 d. I- alle ausgewiesenen ic. Genossen aufgefordert, sich rechtzeitig mit (gelb-blauer) Legitimationskarte, von Bebel, Grillen- berger, Hasenclever und Liebkneck-t unterzeichnet, zu ver- sehen, wenn sie auf Hilfe in ihrem Fortkommen rechnen wollen. Alle Orte, besonders die Schweiz , sind gehalten, Borweisung dieser Legitimation zu verlangen, und ohne dieselbe nur dan« finanzielle Hilfe zu gewähren, wenn solche dringend st ge- boten und keine der bekannten Unter st ützungs- und Kontrol- st e l l e n rasch genug zu erreichen ist. Kein Ort hat Rücker st attungsansprück-e zu stellen und Ver- trauensadressen weiterzugeben tc., ohne daß Hilfesuchen­der seine Parteiangehörigkeit bis dahin ge.. ügend erwiesen hat. Wiederholte Fälle versuchter Berufung auf frühere Partei- Zugehörigkeit, bekannte Personen und Verhältnisse u.dgl. mahne« zur strengsten Vorsicht und K o n t r o l e, wenn nicht Unwürdige unterstützt werden sollen. Die Aertrauenskeutc in Zürich . Briefkasten der Redaktion: I. Dietzgen: 6 und 7 dankend erhalten. A.®. in H.: Ihre Anregung mußten auf nächste Nummer verschieben. der Expedition: L. H. Buffalo: Bfmk. dkd. erh. Tphf. pr. 6. Qu. immer gelfrt. Ohne Nachr. Dank für Weiteres. Moritz: M>- 18 Ab. 3. Qu. erh. Notiz besorgt. A. O. W. D.: Mk. 6 Ab. 1. Sept. 84 bis Ende Februar 85 erh. Newyork: Fr. 1500 dritte Rate pr. Wfd. von der S. A. P. N.-A. durch das National-Exekuttv- Komite dkd. erh. Rothbart: Mk. 100 ä Cto. Ab. erh. Weiteres bfl. HsM.: Mk. 113 40 Ab. 1. Qu. erh. B.'sFrau" baar regulire«, deshalb billigst notirt. E. T.: Lausanne : Dürfte so am einfachste« und raschesten sein. Beliebige Entschädigung pr. Agfds. bleibt A. anHeim- gestellt, dafern möglich. Akai: Adr. dkd. notirt. Weiteres, sobald Meldung da. G. P. fistle.: Mk. 32 40 Abon. 2. Qu. erh. Bfl. a«> 26/8. betr. Weiteres. Ferd.: Nachr. vom 31/8. hier. Gewünschtes besorgt, auch an K. Zoroaster : Bstllg. folgt. 3000 Mkn. 300" Gramm Gew. genügt als Zählung. Waren 3 Sdgn. Außer durch A- geht kein Expl. durch uns nach dortiger Gegend. Bett. Betr. belaste« Ihnen. E. V. E.: Mk. 3 40 Ab. 3. Qu. u. Porto erh. Lbch.-drs! Mk. 82 20 Ab. 3. Qu. ic. erh. Bstllg. folgt. Torfkasten: Mk. 18 Ab. 3. Qu. Bfl. Weiteres. Schftbstllg. fort. Dtsch. Ver. Vevey : Fr. 12 für die streikenden Crimmitschauer dkd. erh. und besorgt. R- Hffm. Ravensthorpe: Fr. 2 50 Ab. 3. Qu. erh. Von H. S. F. Eal- Fr. 5 06(I Doll.) f. d. dtsch. Whfd. dkd. erh. Fr. 5 06 pr. Ab. 1. Sept. 84 bis Ende Febr. 85 gutgebr. H. De. B.: Mk. 2 15 dir. Porto- Zuschlag bis Ende Nov. erh. F. N. B.: Mk. 3 Ab. 3. Qu. erh- -b-dr. Mch.: Mk. 11 i Cto. erh. Weiteres besorgt. Cleveland O-- Fr. 506 30(Doll. 100) v. der Gruppe l(Wests.) der I. A. A. Ueber- schuß des dtsch. Volksfestes pr. Wfds. dkd. erh. Nova: Mk. 580-" ä Cto. Ab. 2. Qu. gutgebr. W. Adf. Mgn.: Fr. 5 ä Cto. erh- Bfe. an betr. Adr. gehen am besten per Laupp'sche Bchhdlg. Tübingen - Bstllg. folgt. Wgr. Luzern : Fr. 30 25 Ab. 3. Qu. u. Schft. erh- Fr. 2 35 an Vbchhldg. besorgt. Bstllg. folgt. Buenos-Aires: Fr- 230 pr. Secunda eingeg. Prima nicht angelangt. Fr. 300(mtt Fr. 157 k Cto. Ab. tc.) gebucht. Fr. 160 95(v. d. Fr. 330) a.d- Vbhdlg. bez. Bfl. Weiteres. Buenos-Aires: Fr. 133 2. Rate pr- Wfd. vomVerein Vorw." dkd. erh. Von den Eskimos: Fr. 10 pr. Wfd. dkd. erh. Rother Voigtländer: Mk. 43 70 Ab. 3. Qu. und Schft. erh. Adr. notirt. C. Shunt. Cincinnati ; Fr. 100 ä Cto- Ab. u. Schft. erh. Weiteres besorgt. I. I.: Fr. 20 f. Bldr. erh- Liöge; Fr. 4 05 ges. v. dtsch. Gen. am Wermuthsttsche pr. Wfd. dkd. erh. Fr. 5 95 pr. Ab. u. Schft. erh. Russ. Flgbl. keine zu schaffen- Anffordernng. Wer den Aufenthalt von Wilhelmine Allmendinger, ausgewan- dert im Jahre 1880, in Newyork noch 1882, kennt, wird dringend gebeten, dies mir mitzutheilen oder sie auf diese Nachsrage aufmerksam zu machen. Karl Allmendinger, Arbeiter-Leseklub Lausanne , Place de la Riponne. Besreundete Blätter sind dringend um Gratiswesiergabe dieser Notiz ersucht. Die Expedition. Samstag, 6. September, Abends 8'/, Uhr. im Kafe !eßler: Heschkossene Versammlung der deutschen Sojialisteu. Tagesordnung: Wichtige Parteiangelegenheiten. Zahlreiches Erscheinen erwartet Der Lokalausschuß. Gchwe.ireyid! GnuiienIchasttbiilhbrilNrrei HoMngm-ZLrich.