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Bunächst hat man die Verfolgung auf diejenigen Kongreßmitglieder beschränkt, welche auf der Rückfahrt von Kopenhagen   von der Polizei soll verhaftet wurden.

Es hat dies den doppelten Vortheil, daß es keines weitläufigen Be= Sie beisverfahrens bedarf, da die Thatsache der Theilnahme juristisch bereits feststeht; und zweitens, daß dem Chemnizer Landgericht, sein, auf welches Herr v. Abeken sein besonderes Vertrauen setzt, die Prozeß= alten führung übertragen werden konnte, da Vollmar, einer der damals rsam Berhafteten, in Mittweida  , d. h. innerhalb des Chemnitzer   Gerichts­vird, prengels, seinen Wohnsitz hat.

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Im Augenblicke, wo wir dies schreiben, wissen wir Genaueres nur von bon den Vernehmungen Be bel's in Grimma   und Ulrich's in Offenbach  . Beide Vernehmungen waren am vorigen Mittwoch( den bung 17. September) und Bebel sowohl wie Ulrich verweigerten alle thren Auskunft, obgleich sie natürlich die Theilnahme am Kongreß nicht be­ftritten. Ebenso werden wohl Alle verfahren, die noch in die Sache ge­ecken ogen werden. Ge

Amüsant und zugleich lehrreich ist dieser Prozeß jedenfalls. Wir er­1, iftalten Gelegenheit, festzustellen, wie weit deutsche Richter in der Ge­den fälligkeit gegen deutsche Regierungen gehen, und wie weit die, in den Drei legten Jahrzehnten so eifrig geübte Kunst der Rechtsbeugung im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte gediehen ist. dung Apropos, seit Herr v. Schwarze unheilbar erkrankt ist, soll Herr thren. Abeken sich mit der Hoffnung tragen, preußischer oder gar Reichs­Justizminister zu werden. icher Daher die freudige Bereitwilligkeit zu den Hand- und Spanndiensten, ochen welche man ihm von Berlin   aus zumuthet.

Daß schon nach dem Wydener Kongreß ähnliche Manöver gemacht igniß wurden, aber nur zu schmählichem Fiasko führten, sei der historischen inem Bollständigkeit halber erwähnt. Das Fiasko wird auch diesmal nicht

taten ausbleiben.

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dung Nachschrift. Außer Bebel und Ulrich sind auch Auer und Biered bereits vernommen worden, die Beide zu den nach dem Kon­greß Berhafteten gehören. Vollmar scheint bisher nicht gefunden" worden zu sein, obgleich sein Wohnort doch sonst bekannt genug ist. Wie es scheint, hat die jetzige Untersuchung an die gelegentlich jener ozial Berhaftungen gemachten Protokolle angeknüpft. Da es an Material fehlt, fähr soll die Qualität durch die Quantität ersetzt werden Leipziger Hochverrathsprozeß. Ein Tendenzprozeß in des Wortes ver­wegenſter Bedeutung ist geplant.

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Es steht jetzt fest, daß die Sache von Berlin   aus eingefädelt worden ist, und daß sich der sächsische Justizminister freiwillig zu der Schandrolle anerboten hat, zu welcher keiner unter seinen Kollegen sich hat hergeben wollen.

Im Uebrigen hat der Prozeß" die denkbar größte Aehnlichkeit mit dem nach dem Wydener Kongres inszenirten, der anderthalb Jahre nicht leben und nicht sterben konnte. Das Material oder richtiger Nicht­atsche Material war damals genau dasselbe. Blos die Richter sind jetzt andere. Das Chemniter Landgericht gilt für das reaktionärste und dienst­fertigste in ganz Deutschland  . Es ist nicht Zufall, daß man dasselbe ge­wählt hat. Herenmeister sind aber die Chemnitzer   Richter doch nicht, und Sie können weder die Reichsgesetze ändern, noch das juristische Recht von gestern in das juristische Unrecht von heute verwandeln.

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Um zu einer richterlichen, d. h. von einem Richterkollegium gutgeheiße= nen Anklage zu gelangen, müßte das Gesetz nicht blos gebeugt, sondern geradezu gefälscht werden.

Ob das möglich?

Je nun, wir leben in Deutschland  .

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Großer Schrecken im Lager der Berliner   Fort­auf schrittler und Liberalen! Das Unerhörte ist geschehen: die Polizei des Herrn Madai hat einen liberal fortschrittlichen und nicht ausländischen Schriftsteller, Namens Alwin Böhme, aus ausgewiesen, und zwar, was das erschreckendste an dieser erschrecklichen Maßregel ist ,,, nicht auf Grund des Sozia listengesetes". Ja, wäre die Ausweisung auf Grund des Sozia­rgane listengesetzes erfolgt, und hätte sie einen Sozialdemokraten betroffen, so wäre nichts Schreckliches an der Sache, denn an die Ausweisung von Sozialdemokraten hat sich das liberal- fortschrittliche Philiftergemüth mit en der Zeit gewöhnt und betrachtete sie nachgerade als etwas ſelbver­ständliches, und nicht ohne eine gewisse Schadenfreude und nament­lich nicht ohne jenes Gefühl heimlichen Behagens, das egoistische Men­schenkinder zu empfinden pflegen, wenn sie aus sicherem, wohlgeheiztem Zimiter die von falten Schneesturm gepeitschten Wanderer auf der Straße beobachten. Dieses Gefühl behaglicher Sicherheit und sicheren Behagens hat nun urplöglich aufgehört, der Schneesturm hat die Fenster­scheiben zerbrochen und tobt in dem so sicher geglaubten Zimmer.

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Also die Sozialdemokraten sind nicht mehr die einzig Bedrohten. Auch die übrigen Oppofitionsparteien schweben in der gleichen Gefahr. Es ist wahr, auf Grund des regulären Polizeigesetzes, dem Herr Alwin Böhme, ein geborner Preuße und preußischer Bürger, soeben zum Opfer gefallen ist, können nur solche preußische Staatsbürger ausgewiesen wer­den, die an dem Drte nicht den Unterstützungswohnsitz haben und die bereits bestraft sind, aber wie Viele sind nicht in dieser Lage? Und, was speziell Berlin   anbelangt, so kann die Polizei, wenn sie einmal den Fortschrittlern an den Kragen will, auch auf Grund des Sozialistenge se te s gegen sie vorgehen. Der Belagerungszustands­Paragraph ist nämlich was die Herren Fortschrittler jetzt geflissent: lich ignoriren so gehalten, daß Jedermann, welcher Partei angehöre, ausgewiesen werden kann.

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Wir wünschen den Fortschrittlern nichts Schlimmes Seitens der Po­lizei, aber daß es ihnen ein Bischen ungemüthlich gemacht wird, kann gar nichts schaden. Die Tüchtigeren unter ihnen werden nach Links gedrängt, und die Anderen nun, ste mögen und werden sich mit der Polizei abfinden.

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Je näher der Wahltermin rüdt, um so verzweifelter gebahren sich die Herren Anarchisten darüber, daß die deutschen Arbeiter auf das Revolutionsgeschrei dieser Herren nicht hineinfallen, sondern zielbewußt und entschlossen ihres Weges gehen, unbekümmert um die Tiebenswürdigen Schmeichelworte, wie ,, Wahlmichel" und dergleichen, wo­mit Herr Most sie zu beehren geruht. Hat doch der ehemalige Abgeord­nete für Chemniz es mit allem seinem Wüthen nicht verhindern können, oaß die deutschen Arbeiter in Amerika   schon nahezu achttausend Mark für den Wahlkampf in Deutschland   aufgebracht haben.

Wie wirkliche Revolutionäre, denen selbst ein Most nicht die Sucht nach Mandaten und billiger Popularität nachzusagen wagt, wie Mary und Engels über den Werth des Wahlrechts für die Arbeiterklasse denken, ist unter solchen Umständen und namentlich angesichts der That­sache, daß der biedere Anarchist die Väter des modernen Sozialismus für sich zurechtzu fälschen liebt, gewiß nicht uninteressant. indeed In der Vorrede zur zweiten Auflage seines ,, Deutschen Bauernkrieges  " fagt Fr. Engels von der Gründung des Norddeutschen Lundes, daß für die deutsche   Arbeiterklasse bei dieser Haupt- und Staatsaktion nur von Bedeutung sei:

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Erstens, daß die Arbeiter durch das allgemeine Stimmrecht die Macht erlangt haben, in der gesetzgebenden Versaminlung sich direkt vertreten zu lassen."

Daselbst an einer andern Stelle:

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Es gereicht den deutschen Arbeitern zur höchsten Ehre, daß fie allein es durchgesezt haben, Arbeiter und Vertreter der Arbeiter in's Parlament zu schicken, während weder Franzosen noch Engländer dies bis jetzt fertig brachten."

Und schließlich in der 1874 geschriebenen Erweiterung zu der dritten Auflage:

Wenn auch die im Januar abgegebenen sozialistischen   Stimmen schon eine hübsche Armee repräsentiren, so machen sie doch bei Weitem noch nicht die Majorität der deutschen Arbeiterklasse aus; und so ermuthigend auch die Erfolge der Propaganda unter der ländlichen Bevölkerung sind, so bleibt doch gerade hier noch unendlich viel zu thun übrig. Es gilt also, nicht zu ermatten im Kampf, es gilt, dem Feinde eine Stadt, einen Wahlkreis nach dem andern zu entreißen."

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Das war vor dem Ausnahmegesetz. Wie stand es später?

Als im Jahre 1881 die deutschen Sozialisten trotz Ausnahmegesetz bei den Wahlen mit 370,000 Stimmen aufmarschirten, da ließ uns Marx, oer sich damals gerade von einem Unwohlsein erholt hatte, mittheilen, daß, wenn ein äußeres Ereigniß dazu beigetragen, seinen Gesundheitszustand zu verbessern," dies von dem glänzenden Ausfall der Reichstagswahlen gesagt werden könne. Und in dem Nachruf an Frau

Jenny Mary, die treue Kampfgenoffin ihres Mannes, schrieb Engels am 4. Dezember 1881( ,, Sozialdemokrat" Nr. 50) und unter­strich diesen Sat:

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Und eine ihrer legten Freuden war noch der schlagende Beweis unverwüstlicher Lebenskraft, den unsere deutschen Arbeiter in den letten Reichs tagswahlen gegeben."

Deutlicher kann man wohl nicht reden.

Zum Schluß dürfen wir wohl noch auf unsern Briefkasten in voriger Nummer verweisen. Der dort verzeichnete Beitrag hätte gewiß auch zur Fabrikation von Bomben und dergleichen" verwendet werden können, wenn der Mitverfasser des ,, Kommunistischen Manifestes" nicht die ,, Wahl­michelei" vom Standpunkt eines revolutionären Sozialisten, anstatt von dem eines anarchistisch- sozialrevolutionären Erabgeordneten betrachtete. Niemand wird Marx und Engels der Schwärmerei für parla­mentarische Froschmäuslereien verdächtigen wollen. Aber zwischen diesen und der politischen Bethätigung der Arbeiterklasse im Parlament liegt ein gewaltiger Unterschied, den nicht zu verstehen man einem Neuling in der Arbeiterbewegung allenfalls verzeihen kann, nicht aber einem Manne, der sich einst selbst Anhänger von Mary nannte. Ein solcher beweist durch das Zusammenwerfen so verschiedener Dinge nur seinen bösen Willen oder seine Unfähigkeit oder auch Beides. Es kann ja vorkommen, daß Jemand im Auslande die Verhältnisse in der Heimath anders ansieht als vorher und sich einer anderen Taktif zuneigt als seine zurückgebliebenen ehemaligen Kampfgenossen, und Niemand wird es ihm verargen, wenn er seinen veränderten Standpunkt geltend macht. Wer sich aber in seinem Dünkel soweit erhebt, Andere deshalb, daß sie seine Sinnesänderung nicht mitgemacht, in jeder Weise zu beschimpfen und ihnen nach Bubenart in jeder Weise Steine in den Weg zu legen, der zeigt damit nur, daß er sich selbst nicht ernst nimmt.

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Ausweisungen, Verbote und Auflösungen, diese heilige Dreieinigkeit unter den preußisch deutschen Regierungskünsten, sind in den letzten Tagen in solcher Massenhaftigkeit erfolgt, daß eine pflichtgemäße Registrirung jedes einzelnen dieser von der Weisheit, Um­sicht und Unparteilichkeit unserer Regierenden zeugenden Akte geradezu unmöglich ist. Gleichzeitig mit den liberalen Journalisten Rohut und Böhme Ersterer als geborener Ungar wurde trotz 18jährigen Aufenthalts in Deutschland   als Ausländer" kurzerhand abgeschoben, weil er sich lästig" gemacht, über Letzteren berichten wir an anderer Stelle gleichzeitig mit diesen wurden verschiedene Arbeiter auf Grund des Sozialistengesetzes aus Berlin   ausgewiesen, darunter der Klempner Ohlerich wegen seiner hervorragenden Theilnahme an der Berliner  Lassalle- Feier. Die Versammlungs- Verbote und Auflösungen gehören nachgerade so zu den Alltäglichkeiten, daß über diese infamen Eingriffe in das die Basis alles politischen Lebens bildende Recht des freien Meinungsaustausches kein Mensch ein Wort mehr verliert. Als beson­

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dere Zeitblüthe verdient indeß hervorgehoben zu werden, daß an vielen Orten Partei: Agitatoren, die in ihren Mußestunden Polizei­assessoren 2c. sind, von dem Recht des Versammlungsverbietens gegen ihre Gegner den ausgedehntesten Gebrauch machen. Ein solch' liebens­würdiger Rechtshüter ist z. B. der nationalliberale Assessor Hübsch in Forchheim  . Von Druckschriften- Verboten ist neben den Verboten von Wahlflugblättern 2c. besonders zu erwähnen das von der Behörde in Gera   erlassene Verbot der von Dr. Bruno Schön­Iank redigirten, Politischen Wochenschrift". In den Mo­tiven zum Verbot heißt es unter Anderm: Insbesondere( war maßgebend) der Ausfall in Nr. 6 des Blattes gegen den Stadtrath von Gera  , von dem gesagt ist, er sei leider ein Bischen sehr von nationalmiserablen Elementen influirt". Das ist auch hübsch" nicht wahr?

Aber all diese Chikanen halten unsere Genossen im Reich nicht ab, mit unermüdlichem Eifer und unverwüstlichem Humor weiter zu agitiren, denn der Sieg muß uns doch werden".

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Kusch' Dich, Ranaille! 3u welch' infamer Rolle das ,, Volk in Waffen" bei unserm herrlichen Militärsystem verdammt ist, das hat sich dieser Tage wieder einmal recht drastisch gezeigt. Drei Land­wehrmänner, die zu den Uebungen eingezogen worden waren, hatten die Anweisung erhalten, die Fahrt von Leipzig   nach Torgau   in einem Viehwagen zu machen. Entrüstet über diese Zumuthung sie dachten in ihrer Naivetät, daß ihre Eigenschaft als Landwehrleute sie nicht ihrer Eigenschaft als Menschen entkleide hatten sie sich zu­nächst geweigert, ihr Folge zu leisten, dann aber, als man sie zwingen wollte, an Kaiser Wilhelm  , der sich damals in Gastein   zur Nachkur auf. hielt, telegraphirt und ihm zweifelsohne glaubten sie in ihrer Naive­tät an das Märchen von Wilhelm dem Soldatenfreund die Frage vorgelegt, ob er es billige, daß man seine Soldaten wie Schweine behandle. Da kamen sie aber an den Rechten. Reglementsmäßig vor­gehen! lautete de Bescheid auf deutsch  : Man bringe die Ranaille zur Raison!" und man brachte die ,, Kanaille" zur Rai­son. Von den Aufrührern" wider das heilige Reglement, das ihnen vorschre bt, sich auf Kommando wie Schweine behandeln zu lassen, sind zwei vor einigen Tagen ob ihres Vergehens zu acht Jahren Zucht­haus(!!!) seruitheilt worden, der dritte, der Rädelsführer", sieht noch einer härteren Strafe entgegen, schade, daß man ihn nicht zu Galgen und Rad verdonnern kann. Sich für einen Menschen zu halten, ein es ist unerhört! Die Kanaille muß gehörig zur Raison Deutscher  , gebracht werden, zum warnenden Exempel.

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Zum warnenden Exempel, hoffentlich. Merke es Dir, deutsches Volk, das demnächst an die Wahlurne gerufen wird, um durch Dein Votum Deine Meinung kundzugeben über das herrschende Regierungssystem, das gerade im Militarismus seinen charakteristischen Ausdruck findet! Bist Du es zufrieden, Deine Söhne als Schweine behandelt oder, wenn sie sich weigern, in's Zuchthaus wandern zu sehen, fühlst Du Dich wohl als Knecht, nun, so wähle Dir Anhänger dieses Systems; bist Du es aber müde, um des Phantoms nationalen Ruhmes willen politisch gefnechtet u..d wirthschaftlich ausgesogen zu werden, so gibt es nur Eine Partei, der Du Deine Stimme geben kannst: die Sozial­demokratie. Sie ist die einzige grundsätzliche Gegnerin des heuti­gen Militarismus.

Acht Jahre Zuchthaus für eine telegraphische An­frage! Welche Schurkereien und wie viel Schurkereien muß einer von de. hochgebo.enen Sippe verübt haben, ehe er zu einer solchen Strafe verurtheilt wird, wenn er überhaupt verurtheilt wird! Der Gauner von Schleinių reist vergnügt in der Welt umher, denn Hauptmann und nicht Landwehrmann. Kusch' Dich, Kanaille!

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Gin freisinniges" Wahlmanöver, das in seiner ganzen Niedertracht gebrandmarkt zu werden verdient, ist das von den Richter'schen Reptilen erhobene Geschrei, unsere Genossen hätten freisinnige Versamm­lungen gesprengt und sich dadurch als die schlimmsten Feinde des freien Versammlungsrechts erwiesen. Wer da weiß, was die Deutsch- Freisinnigen unter freiem Versammlungsrecht" verstehen: nämlich freies Verleum­dungsrecht mit Mundtodtmachung des politischen Gegners, der wird auch, ohne spezieller informirt zu sein, den Werth solcher Anklagen ab­zuschätzen wissen; die große Masse der Bevölkerung aber, und auf diese ist das Geschrei berechnet, weiß das nicht und fällt regelmäßig auf den Schwindel hinein. Um das System, nach welchem die Herren arbeiten", zu kennen, sei hier Geſchichte der letzten Sprengung" mitgetheilt. Dieſelbe soll in Berlin   am 17. September stattgefunden haben. An diesem Tage fand im Saale der Habel'schen Brauerei eine von den Deutsch  - Freisinnigen einberufene Wählerversammlung statt, zu der sich auch Anhänger der Arbeiterpartei eingefunden. Referent war Herr Zelle. Nun versteht man doch allgemein unter Sprengung die Verhinderung des pro­grammmäßigen Abhaltens einer Versammlung; wie wenig eine solche aber in den Absichten der Arbeiter lag, beweist die Thatsache, daß Herr Belle sein Referat ohne die geringste Störung ablegte. Nach ihm sprach der Medailleur Krohm und empfahl unter großem Beifall die Kandidatur Zuzauer. Da er das Verhalten der Deutsch- Freisinnigen in der Miethssteuerfrage kritisirt hatte, so versuchte Herr Zelle in seiner Replik, seine Partei reinzuwaschen wer die Wahlbewegung 1878 mitdurch­gemacht, weiß, wie Herr Zelle zu diskutiren pflegt. Dennoch blieben die Arbeiter ruhig. Erst als der Herr sich zu der Behauptung verstieg: Meine Herren, bedenken Sie die freie Schweiz  , da wird auch Mieths steuer gezahlt; da müssen die Leute, die 4-6 Kinder haben, mehr zah­len als diejenigen, die gar keine oder nur 1-2 haben," riß einem Ar­

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beiter die Geduld und er rief:" Das ist eine Lüge." Statt daß nun der Vorsitzende diesen allerdings scharfen Ausdruck zurückgewiesen hätte, stürzte sich sofort ein Haufen Deutsch   Freisinniger auf den einen Mann los und wollte ihn aus dem Saal hinaus­werfen, und als ihm eiuige Arbeiter zu Hülfe sprangen, löste der deutsch­freisinnige Vorsigende die Versammlung auf.

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Das die Geschichte der Sprengung". Tags darauf aber hieß es in den deutsch  - freisinnigen Zeitungen:

,, Unter solchen Umständen erweist sich die Forderung nach unbedingter Deffentlichkeit der liberalen Wählerversammlungen als durchaus undurch­führbar und ist der Ausschluß derartiger Elemente von den Versanam­lungen schon im Interesse der öffentlichen Ordnung dringend geboten."

Mit andern Worten, die Herren benugen den Zwischenfall als Vor­wand, um die freie Diskussion aus ihren Versammlungen zu ver­bannen und das Gehässige ihres feigen Verhaltens auf die Arbeiter ab­wälzen zu können.

ni So verächtlich dieses Manöver ist, von so geringer politischer Einsicht zeugt es. Das Geschrei über die bedrohte ,, Ordnung" tommt in letter Instanz nicht den Herren von der deutsch  - freisinnigen Partei, sondern den reaktionären Dunkelmännern zu gut. Der Philister im Reich, der den solche übertriebene Darstellungen liest, bekreuzt sich und wählt Hüter der Ordnung, den Herrn Landrath. Mit diesem Hezen gegen uns schneiden sich die Herren in's eigene Fleisch.

Und zweitens. Die Herren spekuliren für die Stichwahlen, deren es diesmal sehr viel geben wird, vielfach auf die den Ausschlag gebenden Stimmen der Arbeiter. Nun, da mußte ihnen doch die einfachste Ueber­legung sagen, daß sie durch so niederträchtige Verleumdungen eine Er bitterung hervorrufen, die just das Gegentheil von dem zur Folge haben muß, was sie wünschen. Es liegt in ihrem Interesse, wenn es ihnen um ihr politisches Programm ernst ist, sich nicht selbst um den letzten Rest von Achtung zu bringen, den sie vielleicht bisher genossen.

Nirgends wird das Recht der freien Diskussion so hoch geachtet als bei den sozialistischen   Arbeitern, in keinen Versammlungen genießen die Gegner so ausgedehnter Redefreiheit als bei ihnen. Wohl mag sie ihr Temperament hier und da zu Zwischenrufen veranlassen, die nach dem streng parlamentarischen Koder nicht zulässig wären, aber einmal ist eine Volksversammlung eben kein Parlament, und dann kommt es den Leuten am Wenigsten zu, sich über dieselben zu beschweren, die selbst von dem Recht der Zwischenbemerkung innerhalb und außerhalb des Parlaments den ausgedehntesten Gebrauch machen.

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Noch einmal der verhältnißmäßige Arbeits­Iohn." Wir bemerken zunächst, daß in unserm Artikel in Nr. 36 sich ein Druckfehler eingeschlichen hat, der der Richtigstellung bedarf. Wenn Herr Bahr sagt: Ist heute der Antheil der Grund- und Kapitaleigen­thümer je vier Zehntel, der der Arbeit zwei Zehntel gut! so soll es immer so bleiben!" so braucht es keiner besondern Rechenkünfte, um zu ermitteln, daß das die Nate des Mehrwerthes nicht auf 200, sondern auf 400 Prozent festsetzen heißt. Dies zur Kennzeichnung des El­dorado, welches der liebenswürdige Rodbertusianer den Arbeitern in Aussicht stellt. Ind

Wir haben in dem erwähnten Artikel nachgewiesen, daß diese ganze Theorie vom ,, verhältnißmäßigen Arbeitslohn" eine so abgeschmackte Utopie ist, wie es nur je eine gegeben, daß das Bestreben, ein festes Verhältniß zwischen dem Arbeitslohn und dem Werth des Arbeitsproduktes vermittelst der Gesetzgebung zu diktiren, weder durchführbar noch überhaupt im Intereffe der Arbeiterklasse gelegen ist.

Damit haben wir natürlich nicht sagen wollen, daß die Arbeiterklasse sich zu stetigen Lohnherabsetzungen, sei es absoluten oder relativen, ver­dammt halten, den Gedanken an Lohnerhöhungen aus dem Kopf schlagen müsse. Im Gegentheil. Nach wie vor bleibt es Pflicht der Arbeiter, neben der Herabsetzung der Arbeitszeit die Erhöhung ihrer Löhne im Auge zu behalten. Wenig Arbeit, hoher Lohn muß ihre Kampfparole bleiben.

Wenig Arbeit, hoher Lohn. Das klingt für ein gut bürgerliches Ohr entsetzlich, so entsetzlich, daß besagtem guten Bürger der Gedanke, ein verständiger Mensch könne solche Parole im Ernst ausgeben, schier unfaß­bar erscheint. Er begreift es nicht, daß in ihr das Heil der Menschheit, der Fortschritt der Kultur enthalten ist. Sie ist ihm so unfaßbar, daß er lieber den größten Blödsinn annimmt, als sich in den Gedankengang, der ihr zu Grunde liegt, hineinzuarbeiten. Das hatte Schreiber dieses erst jüngst Gelegenheit, zu beobachten.

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In einem Bericht über eine von uns gehaltene Festrede deffen Ganzes jeden Verdacht einer absichtlichen Verdrehung ausschließt- heißt es unter Anderm: Die Aufgabe der sozialen Bewegung liegt darin, all­mälig das gestörte Gleichgewicht zwischen der Produktion und Konsum tion wieder herzustellen durch Abkürzung der Arbeitszeit, d. h. durch Einführung eines Normalarbeitstages, durch Einschränkung der Maschinenfabrikation(!), insbesondere aber durch Uebertragung der Produktion von dem Einzelnen auf die Gesammtheit, sowie durch Regelung der produzirenden und konsumirenden Thätigkeit durch die bürgerliche(!) Gesellschaft."

Daß wir den unterstrichenen Satz nicht gesagt, liegt zu sehr auf der Hand, als daß wir darüber noch ein Wort zu verlieren brauchten; wir haben vielmehr just das Gegentheil gesagt, und obwohl wir so populär, so deutlich als möglich uns ausdrückten, hat uns gerade der den gebildeten" Klassen angehörige Referent doch so gründlich als nur möglich mißverstanden, während die ungebildeten Arbeiter uns ganz zweifelsohne sehr wohl verstanden haben.

Hier unsere betreffenden Ausführungen.

Die Technik macht von Tag zu Tag größere Fortschritte. Maschinen werden erfunden, die man früher für absolut unmöglich gehalten hätte. Und es würden noch viel mehr erfunden werden, noch viel Größeres würde geleistet werden, wenn nicht die heutige Gesellschaftsorganisation, die heutige privatkapitalistische Produktionsweise ein immer größeres Hinderniß für die Weiterentwicklung darstellte. Die Produktionsmittel wachsen ihr über den Kopf, die Großartigkeit derselben steht im Wider­spruch mit der verhältnißmäßigen Kleinheit der Privatbetriebe. Das hochgepriesene Reizmittel für den Fortschritt, der Eigennut, das Privat intereffe, versagt. Und warum? Weil der Fortschritt eben vielfach nicht mehr rentirt. Und warum rentirt er nicht? Weil die mensch liche Arbeitskraft fast überall zu billig ist. Viele Arbeiten, für welche heute noch Menschenkraft verwendet wird, wie die meisten so beschwer lichen Erdarbeiten z. B., könnten durch Maschinen verrichtet werden, und würden durch Maschinen verrichtet werden, wenn nicht die menschliche Arbeit dazu noch so billig zu beschaffen wäre, daß die Einführung von Maschinen nicht rentirt. Wo sehen wir die Maschine am Meisten ent­wickelt? In jenen Ländern, wo die menschliche Arbeitskraft am theuersten ift. Die großartigste Entwicklung der landwirthschaftlichen Maschinen finden wir im Westen von Amerika  , wo es bisher am stärksten an freien" d. h. im Sinne des Kapitalismus freien Arbeitern gefehlt. So lange die heutige kapitalistische Gesellschaft besteht, ist daher die Vertheuerung der menschlichen Arbeitskraft der wirksamste Hebel des menschlichen Fortschritts, die Vertheuerung, die auf zwei Wegen erreicht werden kann: durch Erhöhung der Löhne und Her abseßung der Arbeitszeit. Erklärt die Gesellschaft dies für unmöglich, macht sie es durch ihr Gesetz der freien" Ronkurrenz unmöglich, so unter­zeichnet sie damit ihr Todesurtheil. Denn sie kennzeichnet sich damit als ein Hemmniß der Weiterentwicklung der Produktion des Maschinenwesens, welches die Grundlage ist des gesellschaftlichen Fortschritts überhaupt. Aus diesen Worten die Forderung der Einschränkung des Maschinen­wesens herauszulesen, dazu gehört, wie gesagt, ein bürgerliches Gehirn. Und nur ein bürgerliches Gehirn vermag den Gedanken nicht zu fassen, daß in den Lohnkämpfen des modernen Proletariats die sogenannten positiven Errungenschaften von weit geringerer Bedeutung sind als die Thatsache des Kampfes selbst. Die Arbeiter wissen den Werth der Lez­teren besser zu schäßen, und wenn ihnen gewisse gute Freunde" vor­rechnen, daß sie bei ihren Streiks, zur Unterhaltung ihrer Organisationen, gewöhnlich mehr Geld ausgeben als der Vortheil in baar beträgt, den dieselben ihnen einbringen, so wissen sie, daß das Exempel nicht stimmt, und fahren unbeirrt fort, ihrer Kampfesorganisationen zu pflegen. Nur ein durch und durch bürgerlich- kapitalistisches Gehirn kann den Plan aushecken, das Verhältniß des Arbeiters zum Kapitalisten heute gesetzlich binden, feudalisiren zu wollen, wie es der verhältniß­mäßige Arbeitslohn" bezweckt. Das zeigt sich sofort, wenn man diesen " großartigen Gedanken" seiner utopistischen Form entkleidet und ihn im Lichte der thatsächlichen Verhältnisse betrachtet.

Die einzige rationelle Form, in der er sich in der bürgerlichen Gesell­schaft realisiren ließe, wäre eine Art gesetzlicher Gewinnbetheilis