böse Bersammlung in bester Form sprengten
-
-
die Herren schrien und lärmten so lange, bis die Polizei die Versammlung auflöste sondern auch rste das Hotel, in welchem der fortschrittliche Kandidat abgestiegen war, demolirten, und den Bahnzug, in welchem dieser mit seinen Freunden heimfuhr, mit Steinwürfen bombardirten, wobei ein Schaffner schwer verwundet wurde. Und wohlgemerkt, es waren die gebildeten Herren, welche diese Szenen aufführten!
uck8:
halb
elen
Iten
Ge
Das nennt man ordnungsliebendes Bürgerthum. Alle Achtung!
1
Herr Rittinghausen hat sich von seiner Eitelkeit verleiten veig laffen, den Kampf mit uns aufzunehmen. Nun er wird ihn haben. Sonderbarkeiten Nie Er hat ein von den ärgsten Entstellungen und des stroßendes Flugblatt verfertigt, das gebührend beantwortet werden soll. lige Wenn Herr Rittinghausen sich aber sogar dazu versteigt, im Regie: ion rungsorgan( dem Solinger Kreis- und Intell genzblatt) für seine den Person( und Kandidatur) Reklame zu machen, so beweist das nur, daß er wir ihn bisher etwas zu glimpflich beurtheilt und behandelt hatten. Es die Gefich wird nicht wieder geschehen. Ereifern werden wir uns nicht en noffen kennen ihre Schuldigkeit, und Herrn Rittinghausen's Fähigkeit, peig uns zu schaden, ist nicht groß was auch immer sein Wille sein Ber möge.
ne"
der
-
Fortschrittliches. Oder: Worte und Thaten. Ich will erkläre mit allergrößter Bestimmtheit, daß die aus den jetzigen Wahlen agt hervorgehende deutsch - freisinnige Partei keinen Abgeordneten zu ihrem Mitglied zählen wird, der für die Verlängerung des Sozialistengesetes ein
gen
em treten wird."
Ber
Also sprach und versprach Herr Ludwig Löwe am 16. d. M. du in einer( natürlich nicht öffentlichen, sondern blos deutsch freisinnigen) be Wählerversammlung des 4. Berliner Wahlkreises so meldet uns die me offische Zeitung" und auch die Volkszeitung". Herr Löwe war nämlich über die berüchtigten 26" interpellirt worden, welche seinerzeit in deutsch - freisinnig" für die Verlängerung des Sozialistengesetzes gestimmt Du haben.
bie
er
" 1
Herr Ludwig Löwe hat es gesagt, und wir sind überzeugt, Herr Lud wig Löwe sagt nicht absichtlich die unwahrheit. Aber Herr Ludwig Löwe ist nicht die deutsch freisinnige Partei. Sie wird von Anderen regiert, ird von denen mitunter auch Herr Ludwig Löwe in der bekannten HausSeit knechtsmanier des Herrn Eugen Richter geschuhriegelt zu werden Pflegt.
mts
eft
ten
Wir wollen nur drei allerneueste aufzählen.
Erste Thatsache: Herr Frieß, Mitglied der deutsch - freisinnigen wor Partei, hat sich vor seinen Wählern für die Verlängerung des Soziaron listengeseges erflärt.
lich
3weite Thatsache: Herr von Fordenbeck, ein Führer der eils deutsch - freisinnigen Partei, hat, in Bezug auf seine Stellung zum Sozialiftengeset interpellirt, jede Erklärung abgelehnt: er könne sich nicht och im Voraus binden, das sei gegen die Reichsverfassung, wir hätten nicht das imperative Mandat 2c. Diese verweigerte Erklärung ist genau it so deutlich, als hätte Herr Fordenbeck sich ausdrücklich für die Berlängerung des Sozialistengesezes erklärt. Und Herr Forckenn! beck hat in der deutsch - freisinnigen Partei zwanzigmal so viel zu sagen, eig wie Herr Ludwig Löwe .
Eers
es
rch
Dritte Thatsache: Herr Harnisch, Kandidat der deutsch - freisinnigen Partei in Chemnitz , hat in einer geschlossenen Wählerversammlung die Erklärung abgegeben, er werde, falls es zu einer Stichn! wahl zwischen den Sozialdemokraten und Konservativen( Nationallibe= ralen) tomme, für seine Person lieber für die Konservativen stimmen als für den Sozialdemokraten. Diese Erklärung wurde in der großen öffentlichen Wählerversammlung, welche am am 13. ds. in Chemniz stattfand, vom Genossen Sommer, der in jener Versammlung anwesend war, festgenagelt und, nachdem der anwesende deutsch - freisinnige Sprecher, Dr. Kellerbauer, sie hatte zugestehen müssen, vom Referenten Liebknecht mit dem nöthigen ig Kommentar versehen.
Der
en.
ird
Daß
ge
зи
ten
Daß aber Jemand, der lieber einen Konservativen als einen Sozialdemokraten im Reichstage sieht, auch für die Verlängerung des Sozialistengesetes stimmen würde, liegt auf der Hand.
Die Genossen werden sich diese Thatsachen merken! Angenommen und wir nehmen es an Herr Löwe habe 3 nicht absichtlich die unwahrheit gesagt, so hat er wenigstens sehr leichtfertig etwas gesagt, was nicht wahr ist.
on
gen
ter
en.
bes
er,
IN
про
fie
he
ess
ffe
gen
Du
nir
er
-
Auch für Deutschland zu empfehlen! Der Chef der Petersburger Polizei, General Gresser, hat vor Kurzem die Besitzer aller Hotels, Restaurants und Theehäuser in Petersburg angewiesen, die Porträts des Kaisers und der Mitglieder der kaiserlichen Familir aus ihren öffentlichen Räumen zu entfernen, weil die Besucher nicht immer sofort beim Eintritt in die Räume und beim Fortgehen die Hüte abnehmen!
Wir finden diese Anordnung ebenso human wie zweckmäßig. Human
Hugo: Aber Klärchen! Wie kommst Du zu meinem Taschenbuch? Klärchen( verlegen): Ich wollte Deinen Rock abbürsten und fand es in der Tasche stecken.( Schmeichelnd) Nimm es mir nicht übel, lieber Hugo, sondern erkläre mir, was das schöne Gedicht zu sagen hat, was da( sie zeigt mit dem Finger auf das Buch) drinnen liegt.( Erregt.) Ich habe es gelesen und bin ganz hingeriffen davon; während dem Lesen traten mir die Thränen in die Augen.
Hugo: Welches meinst Du?
Klärchen( nimmt das Notizbuch aus seiner Hand und zeigt ihm cht das Gedicht): Dieses. dodbudete und stable) Hugo: Ah so, den Schrei der Klage".( Ihr streng in's Gesicht schauend.) Hast Du noch etwas in dem Buch oder in meiner Rocktasche gefunden? 11
es
m
Täs
ger
Ser
ms
nn
ers
en
d,
ch
en
3!
rs
ich
20
nt
Be
Ite
SE
n=
ut
es
nz
ch
ne
Klärchen: Nein.
Hugo: Es war eine unverzeihliche Nachlässigkeit von mir, das Ding da( er zeigt auf das Taschenbuch) in meinem Rocke stecken zu lassen. Wenn die Polizei, die ja mit Aufbietung aller Kräfte haussucht, heute zufällig zu mir gekommen wäre und das gefunden hätte, würde sie mich mindestens ein paar Wochen in Untersuchungshaft nehmen, und dann? und dann! Ausweisen, oder erst noch sechs Monate Gefängniß und hinterbrein den bekannten Fremdenzettel, das wäre so der Lohn für diese Unachtsamkeit.
Klärchen( ganz erschreckt): Wie Hugo, Dich? Warum?( Flehend:) D bitte, fag' mir, warum? Ich kann doch unmöglich annehmen, daß Du, mein Herzensbruder, etwas Böses thust oder gethan hast, daß Dich die Polizei bedroht! fres tuned slec
Hugo( beschwichtigend): Nun, nun, beruhige Dich; heutzutage braucht man nicht gerade etwas Böses zu thun, um mit der Polizei in Konflikt zu gerathen. Sieh, Schwester, das Gedicht hier, das Dir so nahe ging, es ist auch mir nahe gegangen: der„ Schrei der Plage". Klärchen( noch ängstlich): Ja, und was hast Du da begangen? Hugo: Nichts, Klärchen, was Unrecht wäre.( Begeistert.) Aber ich bin zur Erkenntniß gekommen, bin endlich vom Schlafe erwacht! Ich habe mich mit Genossen, mit meinen Mitbrüdern, verbunden und bin eingetreten in den großen Kampf,-in den Kampf für Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit!
Klärchen( freudig zu ihrem Bruder aufschauend): Was hat das aber mit der Polizei zu thun?
stof
Hugo: Heilige Einfalt, Du! Was das mit der Polizei zu thun hat? Nun, liebe Schwester, für Wahrheit und Recht zu kämpfen ist heutzutage staatsgefährlich und streng verboten; und wer es dennoch wagt, wird gleich einem gemeinen Dieb aus seiner Heimat verwiesen. Klärchen: Ich kann das nicht glauben, Bruder; es kommt mir unmöglich vor.( Nach einer kurzen Pause.) Und wenn es so ist, warum hast Du mir nicht früher dergleichen gesagt?
Hugo: Ich wollte Dein unschuldiges Gemüth nicht ängstigen; Du wirst doch noch im Leben früh genug mit Sorge, Noth und bitterer Enttäuschung zu kämpfen haben.
Klärchen( entrüftet): Aber, Bruder! Hältst Du mich denn noch für ein Kind? Die Kinderschuhe habe ich schon lange ausgetreten.( Stolz.) Ich bin jetzt neunzehn Jahre alt.
weil der General ja ebenso gut die Todesstrafe auf das Nichtgrüßen hätte setzen können, zweckmäßig, weil so den frivolen Petersburgern am unzweideutigsten gezeigt wird, daß sie einen so guten Kaiser wie Alexander III. gar nicht verdienen.
Ein Analogon findet dieses Verbot bisher nur im Dalai- Lamismus,*) allerdings mit dem Unterschied, daß in Rußland nicht nur Dalai Lama selbst, sondern auch seine erhabene Familie dem profanen Auge gewöhnlicher Steiblicher entzogen werden soll. Indeß Rußland vertritt ja auch eine höhere Kultur! Deutschland auch, also los mit dem Verbot!
Die Ausweisung des Maurer Conrad aus Berlin läßt sich nicht anders erklären, als durch die Annahme, provoka= torischer" Absicht. Conrad hat sich ausschließlich der Fachvereinsbewegung gewidmet, von allen politischen oder Parteibestrebungen sich gefliffentlich fern gehalten. Der Polizei ist das natürlich sehr wohl befannt. Aber sie kennt auch die Popularität Conrad's, und bei der Aufregung, welche durch die Stöcker'sche Bande in Berlin hervorgerufen worden ist, hat der Gedanke gar nichts Ungeheuerliches, daß durch die Ausweisung des so beliebten Mannes unter der Berliner Arbeiterschaft tumultuarische Auftritte, vielleicht ein Putsch veranlaßt werden könnte. Ohne diese Annahme finden wir beim besten Willen in der Maßregel feinen Sinn. Wenn es der Polizei einfach darum zu thun war, ihre Brutalität auszuüben, dann hatte sie für diesen Zweck geeignetere Opfer. Man wird sich erinnern, welche Mühe sich die Berliner Polizei im Sommer 1878 gab, um Straßenkämpfe mit obligatem Massafre zu inszeniren ein Bestreben, das nur durch die Besonnenheit und tüchtige Organisation unserer Genossen vereitelt wurde. Und daß es der Polizei auch jetzt wieder sehr um Putsche, Attentate und sonstige Mittel zur Heraufbeschwörung des rothen Gespenstes zu thun ist, das erhellt genugsam aus der Niederwald Attentats Farce und der Thätigkeit des in der Schweiz abgefangenen Weiß.
-
Recht so! In Hannover ist der„ alth annover's che Volkskalender", herausgegeben von dem hochorthodoxen( welfischen) Pastor Grote, von der dortigen Landdrostei auf die Liste der Bücher gesetzt worden, die nicht im Umherziehen verkauft werden dürfen. Grund: Ein in diesem Kalender enthaltener Artikel ist nach Ansicht des wohlweisen Landdrosten geeignet ,,, in sittlicher Beziehung Aergerniß zu erregen." Da die Gesinnungsgenossen des Herrn Grote im Reichstag in ihrem reaktionären Eifer selbst für das saubere Kolportagegesetz gestimmt haben, so hat der Herr keine Ursache, darüber zu flagen, daß ihm Unrecht geschehen.
Von den nationalliberalen Kandidaturen fallen 60 auf bisher deutsch freisinnige, 10 auf bisher volkspartei liche, 10 auf bisher sozialdemokratische und ganze 7, sage und schreibe sieben auf bisher konservative Wahlkreise. Kann etwas die reaktionäre Sippschaft, die unter dieser Flagge ihren Bauernfang betreibt, drastischer kennzeichnen als diese Zahlen?! Ihr Hauptangriff gilt dem doch so zahmen Freisinn", und zwar nicht sowohl weil er ihnen wirklich noch zu freisinnig ist, als vielmehr weil er oben schlecht angeschrieben ist. Eine jammervolle Gesellschaft!
-
Aus Paris geht uns der nachstehende Beschluß zur Veröffentlichung zu:
Im Namen und Auftrag der deutschen Sozialisten in Paris erkenut die von der Generalversammlung am 6. Oktober 1884 entsendete Rommission zu Recht und hat folgendes Verdikt gefällt:
Der sog. Heinrich( al. Friedrich) Nonne, alias Winter, al. 2c. aus Hannover , ehemaliger Lehramtskandidat in Berlin , wohnhaft zuletzt in Paris , hat durch eine Reihe zusammenhängender Handlungen den Verdacht, in preußischen Polizeidiensten zu sein, nicht nur hervorgerufen, sondern auch bekräftigt, und ist demnach aus der deutschen sozialistischen Partei auszustoßen."
Diesem Beschluß sind die bei seiner Fassung maßgebend gewesenen Gründe hinzugefügt, da dieselben aber nur für Diejenigen verständlich sind, welche die Thatsachen, auf die sie sich stützen, genauer kennen, so sehen wir vorderhand von einer Veröffentlichung derselben ab.
Von dem Beschuldigten geht uns gleichfalls ein Schriftstück zur Veröffentlichung zu, in welchem er die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen als ungerechtfertigt und den obigen Beschluß( der auch in französischen Blättern zum Abdruck gekommen ist) als in keiner Weise motivirt hinstellt, sich darüber beschwert, daß man ihn der Möglichkeit einer erschöpfenden Vertheidigung beraubt habe, gegen das ihm gegenüber beob= achtete ,, unqualifizirbare Verfahren" protestirt, selbstredend ohne den Anspruch auf fernere Zugehörigkeit zur Partei zu erheben, da an eine gedeihliche Betheiligung meinerseits nach dem Vorgefallenen nicht mehr zu denken ist." ,, Die moralische Verantwortung für diesen übereilten Aft der Verruferflärung," heißt es am Schluß, fällt auf die Kommission zurück. Täuschung, Verdächtigung seitens eines Berliner Polizei
*) Allerdings soll es vorgekommen sein, daß mit dem Bild des Kaisers" ein Kultus getrieben wurde, den wir mit Rücksicht auf gewisse Nerven nur als umgekehrten Dalailamismus anzudeuten wagen.
Hugo( scherzend): Ach, wie die Zeit verrinnt! Du kommst mir noch immer so vor, wie mein kleines Schwesterchen, das zur Schule geht, und auf das ich als Aelterer gut Acht zu geben habe.
Klärchen: Laß den Scherz bei Seite, Hugo! Mir ist heute so ernst zu Muthe, wie noch nie in meinem Leben. Sag' offen, hältst Du Albert einer schlechten That fähig?
Hugo: Wie kommst Du denn plöglich auf Albert zu sprechen? Du weißt, daß er mein Freund nicht ist und auch nie werden wird. Ich wünschte, Du hättest ihn nie gesehen.
Klärchen( ängstlich): Hugo, sage mir, wenn er wüßte, was Du treibst, könnte er Dir schaden?
Hugo: Wenn er ein Polizeispion ist, ja. Und nimm es mir nicht übel, Klärchen, aber Albert kommt mir immer so vor, als ob er auch so ein von der Polizei besoldeter Tagedieb wäre.
( Klärchen, sich auf einen Stuhl werfend und die Hände über das Gesicht gedeckt, ist wie gebrochen.)
Hugo: Aber Schwester, was ist Dir?( Er zieht ihr die Hände gewaltsam vom Antlig und blickt sie fragend an.)
-
Klärchen: Ach, Bruder, ich will ich muß Dir Alles sagen, was mir soeben begegnet ist. Ich size mit dem Gedicht in der Hand, ganz in Gedanken vertieft, als plöglich Albert eintritt. Natürlich sah er so fort das Blättchen in meiner Hand, er nahm und las es.
Hugo: Er las es? Und was sagte er darauf?
Klärchen( schwer Athem holend): Er sprach von Aufreizung, von einer Zeitung, dem„ Sozialdemokrat", und wollte zuletzt Dein Notizbuch durchsehen.
Hugo( bestürzt): Unglückselige! Gabst Du es ihm? Klärchen: Rein, Bruder, ich weigerte mich standhaft; und obgleich er bat und schmeichelte, wies ich ihn energisch ab.
Hugo: Klärchen, ich danke Dir; es hätte verhängnißvoll für mich werden können. Denn was ich bis heute nur vermuthet, ist jetzt bei mir zur Gewißheit geworden. Albert steht im Dienste der Polizei. Er wollte Deine Liebe, Dein Vertrauen mißbrauchen, um mich und meine Freunde zu verderben.
-
Klärchen( ganz verzweifelt): Ach, Hugo, Hugo, vielleicht täuschen wir uns doch denn zuletzt sagte Albert, er habe mich nur prüfen wollen, und ich hätte meine Prüfung gut bestanden.
Hugo: Klärchen, der Sache müssen wir auf die Spur kommen, wenn auch nicht sogleich. Du weißt, morgen ist Wahl, und da habe ich vorderhand genug zu thun. Aber später passe ich auf den Schurken auf, und er soll seinem Lohne nicht entgehen, wenn sich mein Verdacht bestätigt. ( Sieht auf seine Uhr.) Wie, schon halb neun Uhr? Klärchen, ich muß gehen.
Klärchen: Ach, bitte, Bruder, nimm mich mit, mir ist so unheimlich zu Muthe.
Hugo: Das geht nicht, liebe Schwester, wir haben noch Angelegenheiten zur morgigen Wahl zu regeln.
Klärchen( vorwurfsvoll): Glaubst Du denn, ich werde Euch verrathen? Hast Du so wenig Vertrauen zu Deiner Schwester?
Hugo: Nein, Klärchen, das nicht, aber es widerspricht unserem Reglement, und ich bin daran gebunden. Also es geht einfach nicht. Damit Du aber siehst, daß ich kein Mißtrauen gegen Dich hege und
agenten, gaben ihr diesen verhängnißvollen Entschluß ein, der meine Ehre vernichtet, ohne Rücksicht auf das, was zu meinen Gunsten hätte sprechen sollen: ich habe der Sozialdemokratie viel geopfert, verschmähe es aber jetzt, an das höhere Tribunal der Partei zu appelliren, das jetzt nicht Urtheil fällen kann."
Wir selbst haben zu dieser Angelegenheit Folgendes zu bemerken: Natürlich können die Genossen eines Ortes ein Mitglied nicht endgültig aus der Partei, sondern zunächst nur aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, damit ist aber selbstverständlich auch die Zugehörigkeit des Betreffen den zur Partei so lange aufgehoben, als nicht von einer für maßgebend erkannten Stelle derselben ein den ersten rektifizirender Entscheid vorliegt. Indem nun Herr Nonne einen solchen zu veranlassen verschmäht, stellt er sich selbst außerhalb der Partei und kann daher nur noch diejenige Berücksichtigung beanspruchen, die man jeder angegriffenen Privatperson gewährt, welchem Anspruch wir durch den theilweisen Abdruck seiner Zuschrift nachgekommen zu sein glauben. In die Sache selbst einzutreten, liegt aber keine Veranlassung mehr für uns vor; sie ist vielmehr für die Partei erledigt.
*
Die vorstehende Notiz war bereits gesezt, als uns von Herrn Nonne ein zweiter Brief folgenden Inhalts zuging: Paris , 19/10. 84. Zürich .
Redaktion des Sozialdemokrat Ich erfahre, daß der ohne jede Autorisation gefällte Urtheilsspruch der Kommission des hiesigen deutschen Klubs in mehreren hiesigen Zeitungen publizirt wurde. Da durch ein solches Verfahren meine Stellung untergraben und ich der Existenzmittel beraubt werde, in einem Augenblicke, wo durch familiäre Ereignisse an meine Thatkraft erhöhte Anfordeungen gestellt werden; und unter Berücksichtigung des Umstandes, daß ich weder in Deutschland noch in England oder sonstwo außerhalb Frankreichs meinen Lebensunterhalt finden kann, so werde ich mich zu meinem Bedauern gezwungen sehen, diese Angelegenheit vor das Gericht zu ziehen, um mich von dem mir angehängten Makel der Spionage rein zu waschen. Weniges, aber in dieser Beziehung wertvolles Material steht mir noch zu Gebote, und kann ich nach dem Geschehenen nicht die geringste Rück sicht walten lassen auf die Interessen anderer Personen, resp. der Partei.
H. Nonne."
Mit diesem Schritt beseitigt Herr Nonne allerdings alle Zweifel, die noch über seine politische Ehrenhaftigkeit bei uns obwalten konnten. Möge er sein weniges werthvolle Material" verwerthen, wie es ihm beliebt, die Partei hat weder ihn noch irgend sonst einen De nuns zianten zu fürchten.
1989
Belgien . Die sozialistischen Arbeiter von Brüssel und Ant werpen haben, um nicht eine Zersplitterung herbeizuführen und so indirekt den Ultramontanen in die Hände zu arbeiten, in letter Stunde noch ihre Liste zurückgezogen, worauf dann allerdings in beiden Städten die liberale Lifte einen vollständigen Sieg errang. Auch anderwärts sollen die Liberalen große Erfolge gehabt haben. Da die Kommunalwahlen die ersten Wahlen auf Grund des freilich nur sehr dürftig erweiterten Wahlrechtes sind, so haben sie eine treffende Jllustration geliefert zu der Redensart, daß in Belgien jede Erweiterung des Wahlrechtes nur den Ultramontanen zugutekommen könne. Die Zensuswähler haben den Ultramontanen bei den Parlamentswahlen die Schule auss geliefert, die niederen Schichten" haben bei den Kommunalwahlen die Schule gerettet.
So steht es jetzt.
Denn als Kampf um die Schule stellte sich schließlich der Wahltampf vom vorigen Sonntag dar, zum Schaden der Ultramontanen, die ihren Sieg in der Kammer zu einem fast beispiellosen Vernichtungsfrieg gegen Alles, was Schule heißt, ausgebeutet hatten, und zum Nugen der Liberalen; denn die Schule ist das einzige Gebiet, auf dem diese ihren flerifalen Gegnern gegenüber im Vortheil sind. Die Pfaffen hatten es mit der ,, obligatorischen Volksverdummung" zu eilig, sie mußten erfahren, daß blinder Eifer nur schadet.
"
In einem in der Boix de l'Ouvrier" abgedruckten und von den in voriger Nummer genannten Arbeiterkandidaten unterzeichneten Flugblatt wird der Beschluß( Zurückziehung der Kandidaturen) u. A. folgendermaßen motivirt:
"
,, Aus der Erfahrung wissen wir, daß vom Standpunkt der materiellen Interessen der arbeitenden Klasse die alte liberale Partei ebenso unser Feind ist als die klerikale Partei.
,, Aber heute stehen wir vor einer anderen Frage: Die der Volksschule.
,, Um sie dreht sich die Wahl vom 19. Oktober.
Die Stimmen, welche wir erhalten hätten, hätten uns wahrscheinlich nicht den Sieg gebracht, aber möglicherweise genügt, ihn der liberalen Sache zu entreißen.
,, Nun wohl! wir, die wir stets zurückgestoßen worden sind, die wir
Du keine Angst haft, will ich Dir sagen, wohin ich gehe. Wir treffen uns in dem Weißbierlokal, Skaligerstraße 104. Du kennst es ja, wir sind schon oft zusammen dort gewesen.
Klärchen: Ach ja, das kenne ich gut. Also dahin gehst Du? Hugo: Ja, und die Freunde werden mich schon erwarten, es ist die letzte Rüstung vor der Wahlschlacht; sie soll und wird uns zum Siege führen. Leb wohl!( Er reicht ihr die Hand und geht.)
Klärchen( allein, für sich): Also ich soll die Braut eines Polizeispions sein? Eines Spions pfui, wie das Wort häßlich flingt! ( Sinnend vor sich hin.) Albert, den ich wirklich liebte, der mir so oft feine aufrichtige, leidenschaftliche Liebe betheuerte, er soll das nur gethan haben, um meinen Bruder zu beobachten, um ihn womöglich der Verfolgung preiszugeben?( Ganz verzweifelt.) Aber ist es denn wirklich dentbar, daß es so schlechte Menschen gibt, und ist es möglich, daß ich mich so täuschen fonnte?( Sie fährt vom Stuhle empor und geht hastig auf und ab. Bald bleibt sie stehen, ballt die Fäuste und spricht ingrimmig:) Wenn es sich aber bestätigt, daß ich das Opfer eines gemeinen Betruges bin, dann soll er es schon fühlen. Schonungslos will ich ihm seine Nichtswürdigkeit in's Antiig schleudern und ihn voll tiesster Verachtung von mir weisen.( Erschreckt.) Er kommt, ich höre seine Schritte; unmöglich kann ich ihm, mit dem schändlichen Verdacht im Herzen, freundlich entgegengehen. Aber ich will ihn prüfen, ja ich will, ich muß mir Gewißheit verschaffen.
Albert( in der Thür, vorsichtig): Guten Abend, süßes Lieb, ganz allein?
Klärchen( fühl): Mein Bruder hat einen Gang zu besorgen. Albert( freundlich): Desto besser; da vertreibe ich Dir die Langeweil.( Ist inzwischen näher getreten, schmeichelnd:) Komm', set' Dich an meine Seite, damit ich Dir die böse Laune von der Stirne verscheuche. Klärchen: Ja, ich bin in übler Laune. Ich wollte meinen Bruder begleiten und er wollte mich nicht mitnehmen.
Albert( aufhorchend): Warum nicht? Klärchen( zögernd): Ach, er sagte, er habe noch eine vertrauliche Unterredung mit ein paar Freunden in Betreff der morgigen Wahl. Albert( anscheinend gleichgiltig): So, so! Na, wer weiß, vielleicht hat er Dir auch nur ein Märchen aufgebunden und sigt jezt in der Kneipe und spielt Karten. Hat er Dir denn überhaupt gesagt, wo diese angebliche Zusammenfunft stattfindet?
Klärchen( Da sich ihr Verdacht mehr und mehr bestätigt, schaut sie forschend auf Albert; sie tämpft mit sich, ob sie das Lokal nennen darf. Endlich zögernd): Gewiß, er hat es mir gesagt..... Stalizerstraße 194. Albert: Also wirklich. Dein Bruder ist doch ein Teufelsferl! Aber was fällt mir denn da ein? Ich muß ja auch noch zu einer Wahlbesprechung. Meine Liebe läßt mich schier Alles vergessen. Jezt hast Du mich zum Glück selbst daran erinnert. Ich darf nicht säumen, die Zeit drängt. Leb' wohl mein Kind, auf Wiedersehen!( Geht schnell ab.) Klärchen( in höchster Bewegung): Jezt schnell ihm nach, damit ich ihn nicht aus den Augen verliere. In diesem Hut und Schleier( indem sie beide hastig anlegt), Alles noch von meinem lieben guten Mütterchen, erfennt er mich niemals.( Ebenfalls sehr schnell ab.)
( Der Vorhang jält.)