Vor zirka 11, Jahren besuchten einige solide Freundinnen die Wittwe Schmidt, und zufällig war im separaten Stübchen Herr Krieter bei sei ner theuren Elise. Neugierig, wie gewöhnlich, wurde durch's Schlüssel­loch gesehen, und was für ein Anblick bot sich da?

Herr Polizeiinspektor Krieter machte Manipulationen, wie man sie sonst nur bei gewissen Vierfüßlern zu beachten pflegt; deutlicher zu wer­den verbietet uns der gute Geschmack.

Diese Thatsache erlaubte sich der von Krieter geschaßte frühere Schutz­mann Westphal vor öffentlicher Gerichtsverhandlung unter Vorsitz des konservativen Reichstagskandidaten Simon von Zastrow zu konstatiren, worauf auf die Zeugenaussage des Krieter verzichtet wurde.

Die schöne Elise verschrand dann aus Magdeburg   und wurde von ihrem Galan nach dem nahegelegenen Stendal   einlogirt. Daher auch die vielfachen Reisen Rieter's nach dort. Seine Gattin, welche bei dem jeßigen Polizeipräsidenten Magdeburg's  , Herrn von Arnim, in Han= nover diente, scheint sich aus den Extravaganzen dieses Tugendhelden wenig zu machen, wahrscheinlich denkt sie, da sich Gleich und Gleich gern gefellt, an ihre Vergangenheit im Hause des Präsidenten von Arnim, welcher hohe Herr ihr ja auch ein sehr schönes, lebendig gewordenes Heirathsgut in die Ehe mitgab. Ein Beitrag zum Thema, auf welche leichte und bequeme Art man in unserem Ordnungsstaat Vater und Polizeiinspektor wird.

Dieser edle, tugendsame Krieter nun ist es, der in Magdeburg   die politische Polizei leitet, und in seinem Etreberthum hauptsächlich gegen die bösen Sozialdemokraten wüthet. Wahrscheinlich glaubt er: je früher diese an's Ruder kommen, um so eher kommst du an den Laternenpfahl.

Die Wahlbewegung ist hier eine ausgezeichnete. Natürlich werden trot Reichstags: und Bundesrathsbeschluß alle unsere Versammlungen verboten. Unser Kandidat, Hutfabrikant und Stadtverordneter August Heine  aus Halberstadt  , hatte nur zweimal Gelegenheit, öffentlich zu sprechen: einmal in Buka u und einmal im Schlofgarten Magdeburg  . Die lettere Versammlung wurde ziemlich am Schluß, als ein Genosse ein Hoch auf die Sozialdemokratie ausbrachte, auf Grund des§ 9 des famosen Maulforbgesetes aufgelöst. Alle andern angemeldeten Versammlungen verfielen gleich vorher dem Schicksale des Verbots. Die Wählerversamm lungen der sogenannten deutsch freisinnigen oder richtiger deutsch  - feig­sinnigen Partei sind natürlich für die Arbeiter abgesperrt. artige Versammlung, welche am Montag den 6. Oftober im Saale zum Hofjäger" stattfand, nahm einen etwas tumultuarischen Charakter an. Die Arbeiterpartei hatte für diesen Abend in den Räumen der Zentral halle", welche vorgenanntem Lokal ziemlich am entgegengesetzten Ende der Stadt liegt, ebenfalls eine öffentliche Wählerversammlung anberaumt, in welcher Heine sprechen sollte, und zu welcher wir, wie wir es ja stets thun, auch Gegner eingeladen hatten. Jedoch die Polizei zeigte wieder, daß alle Preußen vor dem Gesetze gleich sind; diese Versammlung ging, wie so viele andere, den Weg des Verbots.

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Eine ziemliche Anzahl Arbeiter machte sich nun auf den Weg, um im ,, Hofjäger" etwas ,, Deutsch Freisinniges  " zu hören. Einigen gelang es, hineinzukommen, doch dem größten Theil wurde der Eintritt verwehrt, bei welcher Gelegenheit einer dieser Fortschrittshelden, der Rentier Ddemar, ziemlich schlecht wegfam. Nun rückten immer stärkere Polizeimannschaften an und forderten die Arbeiter auf, die Promenade, Ian welcher das betreffende Lokal liegt, zu verlassen. Da nun diese Pro­menade allgemeines Eigenthum ist, so glaubten wir, dem nicht so schnell Folge leisten zu müssen. In ganz kurzer Zeit rückte jedoch eine Militär­patrouille an und säuberte dann im Verein mit der Polizei den Platz Ivor dem Lokal. Ein dort ruhig stehender Arbeiter wurde von zwei dieser Vaterlandsvertheidiger, welche natürlich das Bajonett auf den Schießprügel gesteckt hatten, sowie von vier Schußleuten in Uniform, dem Inspektor Krieter und einem Kommissär bis durch das nächste Thor transportirt und mit Kolbenstößen traktirt. Selbstverständlich haben uns diese und alle andern gemeinen Handlungen der Polizeiknechte und unserer Gegner nur noch thätiger und eifriger gemacht und arbeiten wir mit aller Energie und doppeltem Eifer weiter.

Die Kandidatenzahl für Magdeburg   ist fünf. Von den Konservativen ist Professor A. Wagner aufgestellt. Der Wahlaufruf dieser Partei ist mitunterzeichnet von den weiter oben genannten Herren von Arnim und Krieter. Natürlich werden diese Herren nicht viel leisten. Auch die Ultramontanen oder die Pfaffenpartei läßt etwas von sich hören, und zwar ist der Kandidat derselben die kleine Exzellenz Windthorst- Meppen. Die Nationalliberalen glauben in der Person des Großkapitalisten Gärt­ner aus Buckau   den Richtigen gefunden zu haben. Die Hauptmacher von hier, die Deutsch- Freisinnigen, haben natürlich wieder ihren alten Eisenbahndirektor a. D., Büchtemann, aufgestellt. Angst hat der ganze sogenannte Ordnungsbrei ganz gewaltig. Einige Zeitungen schrieben schon neulich, daß bei dieser Uneinigkeit in den Parteien und der kolossalen Rührigkeit im Lager der Sozialdemokraten ein Sieg der Letzteren schon im ersten Wahlgang eintreten könnte. Es ist auch wirklich staunens­werth, wie hier agitirt wird, und trotz allen Versammlungsverboten ein großartiges Anwachsen unserer Stimmen bemerkbar wird.

An den drei Abenden voriger Wochen, an welchen uns die Versamm­lungen verboten wurden, durchzogen wir Abends die Straßen mit meh­reren hundert Mann, natürlich unter Begleitung der Polizei, sangen die Marseillaise   und brachten Hochs auf unsere Kandidaten und die Sozial­demokratie aus.

Sonntag den 12. Oftober trugen wir unser zweites Wahlflugblatt aus. Vom frühen Morgen bis späten Nachmittag waren wir in raftloser Thätigkeit. Einige 20 Sistirungen fanden statt, und hat uns die Hoch­löbliche etwa 300 Blätter gestohlen, was bei 30,000, die wir verbreiteten, wenig ausmacht.

trat der Auflöser Hase in Funktion und löste die Versammlung" an der Kirchhofspforte auf". Nach heftigem Hin- und Herreden gelang es dann der Wittwe, der Mutter und dem Bruder des Verstor benen, von den Käfigsperrern Einlaß zu bekommen.

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Verschiedene Gruppen des Trauergefolges bildeten sich vor dem Kirch­hof, und konnte man den Männern ansehen, daß sie ihre Erregung über diese Rohheit und Brutalität mit Gewalt niederkämpften, um auf den Putsch, der ihnen hier aufgedrungen, nicht hinein ufallen. Die einzelnen Gruppen, welche sich, nebenbei bemerkt, ruhig verhielten, verfielen jedoch mehrfach dem Schicksal der Auflösung". Unser Genosse A. Schulz, Zimmerer   aus Berlin  , gleichfalls Ausgewiesener, welcher das Glück hatte, vor der Absperrung auf den Kirchhof zu gelangen, legte, als der Sarg auf der offenen Gruft stand, im Namen der Magdeburger   Parteigenossen einen Lorbeerkranz auf denselben nieder, was den Kommissär wiederum ver­anlaßte, die aus einigen Frauen und vielleicht fünf Männern- nähere Verwandte des Verstorbenen bestehende Versammlung abermals ,, aufzu­lösen". Schulz aber wurde, als er kaum einige Worte herausgebracht, an der Brust gepackt, während ihn zwei Schuhleute von hinten würgten, und verhaftet. Man kann sich denken, welche Empörung es allgemein hervorrief, als der Verhaftete nach der nahen Militärwache transportirt wurde. Die Genossen Eitner, Ausgewiesener aus Berlin  , und Tetlow von hier, welche ihrer Verwunderung Ausdruck gaben, wur­den ebenfalls verhaftet.

Eine ungeheure Menschenmasse folgte dem Transport der Verhafteten von der Militärwache nach dem Polizeigebäude. Die Aufregung war eine ganz bedeutende. Von Leuten, die uns vollständig fernstehen, hörte man ihre Entrüstung ausdrücken. Bis heute, Freitag Mittag, sind die Verhafteten noch nicht entlassen. Wir werden mit euch Polizeibütteln abrechnen!

Am Mittwoch den 15. Oktober sollte eine öffentliche Wählerversamm­lung der Deutsch   Freisinnigen stattfinden. Wir wunderten uns schon darüber, daß von Seiten des Einberufers Alle liberalen Wähler" ein geladen waren. Als wir nun Abends uns im Lokal einfanden, war die Versammlung abgesagt worden. Wie nun des nächsten Tages die ge meine ,, Magdeburger Zeitung" schrieb, hätte der Wirth und der Vorstand der deutsch   freisinnigen Partei von amtlicher Seite die Mittheilung er­halten, daß eine große Anzahl Sozialdemokraten kommen würden, um die Versammlung zu stören. Es war gerade der Abend nach dem Be­gräbniß, und es herrschte zwar in Folge der Polizeischurkereien eine starke Aufregung in unserm Kreise, aber deswegen machen wir noch keine Krakehle um nichts, sondern gehen in, der Diskussion gewidmeten Ver sammlungen hübsch parlamentarisch vor. D, Ihr Helden der sogenannten Ordnungsparteien, wenn Ihr Euch nicht auf die Bajonette und die Büttel stützen könntet, Ihr wäret schon längst in's Mausloch gekrochen!

Vv. dir

Wie das glänzende Wahlresultat allerorts gezündet, sehen die Ge noffen aus folgendem Telegramm aus Amerika  :

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,, Redaktion des Sozialdemokrat" Zürich  ! Versammlung New Yorker Sozialisten sendet Glückwunsch zum Wahlsieg."

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Nachruf.

Unserem alten Vorkämpfer Johann Philipp Becker   hat der Tod nun auch die Gefährtin seines Lebens geraubt, die 58 Jahre mit ihm Freud und Leid, Mühsal und Gefahren theilte und ihm treu und unerschütterlich zur Seite stand. In der Nacht vom 25. zum 26. Oftober erlag

Elisabeth Becker

nach langen, schweren Leiden dem Lebenskampf.

Unser aufrichtiges Mitgefühl dem alten, wackeren, vielgeprüften Freis heitsveteranen. Möge ihm das Bewußtsein, daß Tausende von Arbeiters herzen an seinem Geschick den lebhaftesten Antheil nehmen, den schweren Schlag weniger hart empfinden lassen, und möge ihm in so trüben Tagen die tapfere Haltung unserer Brüder im Reich doppelt erheben; ist sie doch ein Beweis, daß die junge Generation das Erbe der Alten: den Kampf um Freiheit und Brod mit Ehren angetreten und hochhält.

Briefkasten

der Redaktion: RI. in Lausanne  : Magdeburger Zeitung" dankend empfangen. Artikel aus Sachsin ist, wie Sie sehen, behandeln die Berliner   Korrespondenz entzieht sich indeß der Besprechung. Sie müssen die 3 wangslage berücksichtigen, in der sich die Betreffenden befinden; Manches liest sich gedruckt doch anders, als es gesprochen murde. C'est le son qui fait la musique! So, wie da gemeldet, hat T. sich gewiß nicht ausgedrückt.

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Dresden  , 22. Oftbr. Die ,, Dresdener Nachrichten", dieses General­schmutzblatt, bringen in ihrer Nummer vom 5. Oktober folgenden Bericht: ,, Ende voriger Woche feie te die Nähmaschinenfabrik von Seidel und Naumann die Vollendung der 250,0000ften Maschine durch ein Bankett, welches der Chef der Firma, Herr Bruno Naumann  , seinen 900 Arbeitern im ,, Tivoli" gab. Wir erfahren nachträglich, daß Herr Naumann die Gelegenheit benutte, um in hochherziger Weise einige alte, treuverdiente Arbeiter, die fünfzehn und mehr Jahre ununterbrochen bei ihm thätig waren, durch Geldspenden von 500 Mt. refp. 300 Mt. unter feierlicher Ansprache auszuzeichnen. Die Gärnter'sche Kapelle und der Gesangverein der Fabrik trugen zur würdigen Feier dieses seltenen Festes ihr Bestes bei. Bstllg. folgt. Weiteres besorgt. Als Zeugniß für den gesunden Einn, der unter den Arbeitern der genannten Fabrik, dieses größten industriellen Etablisse­ments von Dresden  , herrscht, sei noch erwähnt, daß am Schlusse der aufgeführten Nebelbilder, um Herrn Naumann zu zeigen, daß keine Sozialdemokraten unter dessen Arbeitern sind", wie die Arrangeure aus drücklich bemerkten, die Bildnisse Ihrer Majestäten des Kaisers, des Königs Albert und der Königin Carola erschienen und mit begeisterten Hochs und durch den Gesang der Königshymne von sämmtlichen Fest: theilnehmern begrüßt wurden. Das ganze Fest gab ein Zeugniß des zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bestehenden herzlichen Einver nehmens."

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Wie viel Werth auf derartige ,, Arbeiterdemonstrationen" zu legen ist, ist bekannt; Jedermann weiß, daß bei solchen Festen gewiffe Schmarozzer plößlich einen Rieseneifer entfalten, die schwächeren Elemente nachgeben, die übrigen Arbeiter aber, um nicht außer Existenz zu kommen, schwei­gen. Das ist, wie gesagt, bekannt, darüber ist also kein Wort mehr zu verlieren. Dagegen liegt es im Interesse unserer Partei, weitere Kreise mit den besonderen Eigenschaften des hier erwähnten ehrsüchtigen Fabrikanten Naumann bekannt zu machen, deffen bezahlte Lobhudeleien öfter die Spalten hiesiger und auswärtiger Zeitungen füllen. Die Gründe, warum sich derselbe scheinbar freundlich und freigebig feinen Arbeitern gegenüberstellt, sind keineswegs in seinem guten Herzen zu suchen, sondern in der Sucht, einen Titel oder einen Orden von der Regierung zu ergattern. Was für ein Subjekt Herr Naumann ist, dafür diene Folgendes:

Bruno Naumann   entwendete bereits in seiner Lehrzeit ein Gold­stück, was ihn mit der Gendarmerie in Konflikt brachte. 1868 etablirt, baute er ein fehlerhaftes Nähmaschinensystem; die Maschinen kamen alle zurück, aber gewiffe Leute haben selbst im Unglück Glück: seine Fabrik mit Bestand brannte plötzlich ab, und Naumann, der sich als vorsichtiger Mann hoch versichert hatte, erhielt an Stelle unbrauchbarer Maschinen sehr brauchbares Geld. Darauf betrog er seinen ersten Rompagnon um eine große Summe, und seinen zweiten maßregelte er, nachdem er ihn benüßt, gleichfalls aus dem Geschäft. Um seine Zwecke zu erreichen,

Nun zu einer Angelegenheit, die uns Alle schmerzlich berührt hat. Unser Genosse, der Tischler Heinrich Stremel, aus Berlin   und Ham­ burg   auf Grund des§ 8 des famosen Ausnahmegesetzes ausgewiesen, wurde kurz nach seiner letzten Ausweisung frant; seit über sechs Mo. naten litt unser braver Genosse an der Unterleibsschwindsucht. Aber bis in seinen lezten Tagen war die Unterhaltung über Parteiangelegenheiten sein liebstes Thema. Immer noch hatte er Hoffnung, die Wahl mitzu­machen, und war es bereits festgestellt, daß, wenn er am Wahltag nicht laufen könnte, wir ihn zur Wahlurne tragen müßten, damit seine Stimme nicht verloren gehe. Jm Schidsalsbuch war es jedoch anders beschlossen. Am Sonntag den 12. Oktober früh, just als die Genossen beim Aus­tragen des zweiten Wahlflugblattes waren, endete der Tod die Leiden unseres Freundes. In kürzester Zeit verbreitete sich diese Nachricht unter uns und erregte in unserm Kreise eine sehr gedrückte Stimmung. Mitt­woch Mittag 12 Uhr sollte die Beerdigung stattfinden. Eine Anzahl naher Verwandter und ganz spezieller Freunde des Verstorbenen hatten fich kurz vorher in dem fleinen Hof des Trauerhauses eingefunden, um den Sarg auszuschmücken. Von den Genossen aus Berlin  , Ham= burg und Leipzig   waren prachtvolle Lorbeerkränze mit mächtigen rothen Schleifen eingeschiat worden. Auch Genossen aus den Wahl= freisen Jerichow I und II und Wanzleben   waren mit Kränzen und Schleifen erschienen. Um 3.12 Uhr, als mit dem Befestigen der Kränze auf dem Sarg begonnen wurde, erschien der Polizeikommissär Hase in voller Uniform und verlangte das Entfernen der rothen Schleifen und Blumen aus den Kränzen. Dem wurde jedoch nicht entsprochen. Nun erhob sich die Löwenstimme des besagten Hase:" Im Namen des Ge­setzes löse ich die Versammlung auf und fordere die Anwesenden auf, den Hof zu verlassen!" Troz der betrübten Stimmung, in der wir uns befanden, brach ein homerisches Gelächter aus, was den Hase zum Puter werden ließ. Ein Genosse bemerkte laut zum Kommissär: Sie reizen die Leute zu Gewaltatten, hüten Sie sich, so fortzumachen!"- ,, Ist mir ganz egal," war die Antwort, ich habe meine Instruktion." Doch wir blieben ruhig im Hof und trugen den Sarg mit seinen Kränzen von rothen Blumen und Schleifen auf den vor der Thüre stehenden Leichenwagen. Eine stattliche Anzahl Genoffen, mit rothen Blumen im Knopfloch, folg An die Vertrauensleute. ten ruhig dem Wagen. Auch einige Dugend behelmte Schuhleute fehlten

schreckt dieser Mann vor nichts zurück. Bestechung, Betrug u. s. w. werden in großem Maßstab betrieben. Seine verstorbene Frau mißhan­delte er oft, und war eine solche thätliche Mißhandlung Ursache ihres frühen Todes; sein Schwiegervater Hofmann bestätigte obiges dadurch, daß er Naumann ernste Vorwürfe machte. Naumann's Moral ist die denkbar schlechteste, wovon einige kleine Proben überzeugen werden. Vor einigen Jahren kehrte er von einem Feste, welches er seinen Ar­beitern gab, heim. Er nahm die junge, schöne Frau feines Kutschers

zu sich in den Wagen und zwang den Kutscher, ihren Mann, ihn nach Hause zu fahren, während er die Frau im Wagen nothzüchtete. Am andern Morgen erzählte er diesen Schurkenstreich als einen guten Wit seinen Freunden. Einer seiner Vorarbeiter hatte eine junge Braut von besonderer Schönheit; derselbe, Namens Lehmann, gründete ein Nähmaschinengeschäft in Dresden   und hatte bereits alle Anstalten zur Hochzeit getroffen, als Naumann das Mädchen sah und sie beretete, ihren Bräutigam zu verlassen und mit ihm auf eine längere Reise zu gehen. Das Mädchen lebt heute noch als Naumann's Maitresse in einer Villa in Blasewig. Die Verkäuferin seines Vertreters, Otto Fischer, Wallstraße, ein junges, frisches Mädchen, verfolgte er jahrelang mit seinen Anträgen. Endlich gab sie sich ihm hin, unter der Bedingung, daß Naumann ihren Bruder in seinem Komptoir anstellte. In seiner alten Fabrik beschäftigte er eine Anzahl junger Mädchen beim Einnähen der Maschinen. Sobald ihn ein Gelüst anwandelte, legte er derjenigen, welche er gebrauchen wollte, einen Schlüssel auf die Nähmaschine, und die Unglückliche mußte sich, wenn sie ihre Stelle nicht verlieren wolte, sofort in das bekannte Extrazimmer verfügen.

Dies sind einige wenige Fälle von Hunderten. Die Wahrheit dieser Angaben kann Ihnen jeder alte Arbeiter unserer Fabrik bestätigen. Herr Bruno Naumann   ist also das Prototyp eines ,, Ordnungsmannes", einen Titel, den er auch dadurch rechtfertigt, daß er versucht, seine Ar­beiter für die Wahl des konservativen Kandidaten, Herrn von Einsiedel, zu beeinflussen.

Warten wir ab, ob er dabei auch Glück haben wird.

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selbstverständlich nicht. Dieselben trugen jedoch keine rothen Nelfen, aber Es wird wiederholt und dringend ersucht, von allen Partei­

grimmige Mienen und grimmige Blicke warfen sie auf uns und unsere rothen Blumen und Schleifen. Da es gerade Mittagsstunde war und zahlreiche Arbeiter die Fabriken verließen, wurde von Seiten derselben vom Trauerhause aus bis zum Kirchhof auf beiden Seiten des Weges Spalier gebildet.

Rache ist süß," dachten nun wohl die Polizeiknechte. Als der Leichen­wagen durch das Kirchhofthor gefahren war und wir folgen wollten, stürzte em Dugend dieser Hallunken auf das Thor, wohl mit demselben Eifer, wie ein Thierbändiger thun würde, wenn der Käfig des Löwen  oder Tigers offen stände, und sperrten dasselbe ab. Alles Protestiren unserseits half nichts; wir durften nicht mit hinein. Zum zweiten Mal

Publikationen( Flugblättern, Broschüren u. s. w.), die in Deutschland   oder im Ausland erscheinen, dem Parteiarchiv mehrere Exemplare zuzusenden, ebenso die Wahlflugblätter der Gegner. Die Archivverwaltung.

Letzte Nachrichten.

Blos ist in Greiz   mit 12 Stimmen Majorität gewählt. Frohme's Sieg in Altona  , 10,266 Stimmen( 8791), wird bestätigt.

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d. Gruppe ,, Südseite J. A. A." durch A. Spies dkd. erh. 2. H. Fthl. m. 3, Ab. 4. Du. erh. Manchester  : Fr. 25,20 v. Prof. Schrlmr. pr. Wfds. durch F. Egls. dkd. erh. Von A. B. C.: Fr. 10, pr. Wfds. u. Fr. 5, f. d. Crimmitschr. Strike dkd. erh., desgl. von C. Fr. 5,-, v. Rother Gaucho Fr. 1,- K. Z. Z.: Fr. 12,50, Ab. ab 1. Juli 84 bis 1. Oft. 85 erh. Chicago  : Fr. 38,10( Doll. 7,52)

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erh. und hievon 5 Doll. 40 pr. Ab. 4. Qu. u. Doll. 2,32 pr. Wfds. gesammelt durch Gen. Guhl auf Liste 429 dkb. erh. Dr. G. A. B.: M. 2,80 f. Schft. erh. Brüssel: Fr. 18,25 f. d. Stich wahlen von den Genossen dankend erhalten. Pfeiferle: Schft. abgegang. Neuenburg- Pöniz: Fr. 2, erh. Dafür das gesammte Wahlresultat telegraphiren, war unmöglich. Bäff: M. 26, f. Schft. erh. Alles Bisherige( auch Fir.) pr. Db. belastet. M. 5,- pr. Wfds. demnach ver­H. V. Kl. Avlle.: Fr. 10, f. Schft. erh. Fdsqttg. pr. J. L. Locle: Fr. 2,- pr. Wfds. dkd. erh. Durch Unterzeichnete ist zu beziehen:

wendbar?

Rest später.

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A. Aaberg, Ferdinand Lassalle  , Biographie Bebel A.  , Die mohammedanisch- arabische Kultur­periode

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Id 1 25 1 Brandes Georg, Ferdinand Lassalle  , ein literarisches Charakterbild 422 10 3401.0 Conzett C., Rettung oder Ruin, Flugblatt zur Massen­verbreitung

Dasselbe, 100 Stück

- Nationale und internationale Arbeits- oder Fabrik- dr gesetzgebung

Douai Dr. A., ABC des Wissens für die Denkenden Die Verhandlungen des sächsischen Land­tages vom 11. Januar 1884

Die Sozialdemokratie vor dem deutschen  Reichstag. Erste Lesung des Sozialistengesetzes 1884. 2 Lieferungen seng selfibiipo à- 30

Das unterirdische Russland  . Porträts u. Skizzen aus der Wirklichkeit and ston Engels Fr., Der Ursprung der Familie, des Privat­eigenthums und des Staats

Flesch Dr. K., Haftpflicht, Unfallversicherung und d Normalarbeitstag atonist

Frohme Karl, Die Entwicklung der Eigenthumsverhält­nisse. schuinde

Hof und Gesellschaft in Berlin  Jacoby Dr. Joh., Gesammelte Schriften und Reden Lafargue P.  , Das Recht auf Faulheit Lassalle F., Herr Bastiat- Schulze von Delitzsch  Marx K.  , Lohnarbeit und Kapital.( Neue verbesserte und revidirte Ausgabe) Reinhardt Gustav, Gedichte

Rodbert s- Jagetzow, Zur Erkenntniss unserer staats­thwirthschaftlichen Zustände

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