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der Dinge, angesichts der stetig wachsenden industriellen Reserve­armee, wären Arbeitsämter ein vortreffliches Mittel, die Lebenshaltung der Arbeiter herabzudrücken.

Ein viel geeigneteres Mittel, die Arbeiter den Klauen der sogenannten Stellenvermittlungsbureaus zu entreißen, sie über die Verhältnisse des Arbeitsmarktes zu orientiren, wäre die Einrichtung von Arbeiter­lammern, wie sie im vorigen Jahre in der Stuttgarter ,, Neuen Zeit" angeregt wurde. Der Arbeitsnachweis, wenn er wirklich den Arbeitern zu Gute kommen soll, muß unter die Kontrole von Vertrauens= männern der Arbeiter gestellt werden. Für die Beglückung vom grünen Tisch her danken die Arbeiter bestens; bisher haben noch alle Wohlthaten, die man ihnen so fürsorglich von oben her zu Theil werden ließ, einen fatal bittern Beigeschmack gehabt.

Uebrigens werden unsere Vertreter im Reichstage, wenn die Sache jur Sprache kommt, nicht ermangeln, ein kräftiges Wörtlein dreinzureden.

- Zur Kongo Ronferenz. Wie die Zivilisation beschaffen ift, welche die Bourgeoisie aller Länder im Rongobecken verbreiten wird, sobald dasselbe erst, gemäß den Abmachungen der Konferenz, dem inter­nationalen Handel freigegeben ist, dafür wollen wir die Stimmen meh rerer berühmter deutscher Afrikareisenden vernehmen. Vorausgeschickt sei nur, daß das Klima am Kongo für den europäischen Bourgeois, wenn er rationell lebt, ziemlich unschädlich, für den europäischen Ar= beiter aber unerträglich ist.

Hier errichtete Faftoreien," schreibt der Afrikareisende Mar Buch­ner, versprechen für die nächsten 50 Jahre noch einen einträglichen Kautschuk und Elfenbeinhandel. Späterhin würde man den Versuch machen müssen, die Eingeborenen zur Arbeit zu erziehen, allerdings unter Ausschluß übertriebener Humani tätsschwärmerei.".

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Was dieser Schlußsatz bedeutet, zeigt der folgende, der Münchener Allgemeinen Zeitung" entnommene Sah, der die Ansicht zweier anderer Reisenden: D. Lenz und Peschuel Lösche, zusammenfaßt:

" Freilich beruhte die goldene Zeit" der portugiesischen Kolonialwirth­schaft auf dem Sklavenhandel. Derselbe ist merkwürdigerweise erst 1878(!) abgeschafft worden, und schon jetzt spißen sich die Verhält­nisse in den portugiesischen Plantagen, für die man an Stelle der frei­gegebenen Sklaven nur schwer freiwillige Arbeiter fin­det(!), zu einer bedentlichen Krisis zu."

Man sieht, es handelt sich darum, die offene Sklaverei durch eine berhüllte zu ersetzen ,, unter Ausschluß übertriebener Humanitäts­Schwärmerei".

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Glückliche Neger! Erst wird man euch durch Gewöhnung an euro­päische Bedürfnisse korrumpiren, dann euch das Land, auf dem ihr wohnt, für einen Spottpreis abfaufen", und schließlich werdet ihr zur Arbeit und was für welcher erzogen werden! D, es ist ein groß­artiges Ding um den Zivilisationsdrang unserer Bourgeoisie. Wie haben fie begeistert dem kühnen Stanley zugejubelt, als er ihnen zurief: Es gilt, 40 Millionen Menschen für das Christenthum zu gewinnen, 40 Millionen Menschen in europäische Rattune einzuwickeln! Ja, tönt es von allen Seiten, laßt uns das gute Werk beginnen! auf, nach dem Rongo! Wickeln wir die armen Neger in's Christenthum ein, gewinnen wir sie für den Konsum von Sterbekleidern.*) och die Zivili. sation und der Profit!

1911- bird07

Wir aber hören schon im Geiste den Ruf: Fluch über eure Zivilisa­tion, ihr Profitgeier!

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Ein Vorschlag in Güte. Zu Bismarcks Aeußerung, er wolle uns gern eine Provinz in Entreprise geben, damit wir zeigen, was wir zu Stande bringen können, bemerkt die Berliner Volkszeitg." sehr wikig: Wenn das wirklich der aufrichtige Wunsch des Herrn Reichs­fanzlers ist es ließe sich darüber reden. Vielleicht würde sich das Herzogthum Lauenburg am besten für das Experiment eignen, den Herrn Reichstanzler über die Ziele der Sozialdemokraten aufzuklären und eine dauernde Verständigung herbeizuführen."

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Bu Lauenburg gehört bekanntlich der Sachsenwald, dessen glück. licher Besizer der Herr Reichstanzler ist. Nun weiß allerdings jeder halbwegs unterrichtete Mensch, daß wir Sozialisten über die Joee, man tönnte den Sozialismus auf einem so engbegrenzten Gebiet wie eine Provinz probeweise einführen, mitleidig die Achseln zucken, trotzdem ist der Vorschlag der Volkszeitung" nicht ganz ohne. Den Sozialismus in Lauenburg einführen zu wollen, wäre ein Unsinn, was aber die Wirthschaftspolitik anbetrifft, die die Sozialisten auch unter den heutigen Berhältnissen dort befolgen würden, so könnte Bismarck beruhigt darüber sein, der arme Mann und Bismarck hat ja doch ausschließlich das der arme Mann im Lande Wohl des armen Mannes im Auge Lauenburg sollte sich nicht zu beklagen haben.

In Wilhelm shafen dokumentirt jetzt das deutsche Reich des Herrn Bismard seinen Beruf zur Lösung der sozialen Frage" im Sinne bes praktischen Christenthums". Jeder Werftarbeiter, von dem bekannt geworden ist, daß er bei den Wahlen für die sozialdemokratische Kandi­batur thätig gewesen ist, wird einfach außer Brod gesezt. Sechs Genossen sind auf diese Weise bereits der Fürsorge" unserer Reichs­regierung für den armen Mann" zum Opfer gefallen, und 14 Andere stehen auf der Prostriptionsliste. Politisch die Knute oder der Po­lizeijäbel, ökonomisch die Hungerpeitsche das ist das letzte Wort des Bismarck 'schen Staatssozialismus.

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Unter den Gemaßregelten und mit Maßregelung Bedrohten befinden sich Schlosser, Kesselschmiede, Eisendreher. Wir erwarten, daß die Ge­noffen, wo Gelegenheit ist, Alles aufbieten werden, um diesen Opfern des praktischen Christenthums" unserer Gewalthaber wieder ein Unter­tommen zu verschaffen. Etwaige Vittheilungen sind an irgend ein Mit­glied der sozialdemokratischen Heichstagsfraktion zu richten.

Ueberall Stodung. In den Borsig'schen Werk­stätten, namentlich dem sogenannten Walzwert, hat, wie die ,, Berliner Bolkszeitung" meldet, auch jest wieder eine Verminderung der Produktion stattfinden mussen. Allerdings, heißt es weiter, greift hier die Verwaltung nicht zu dem anderwärts so beliebten Mittel der Arbeiterentlassung, wenn ungünstige Verhältnisse die Reduktion der Thätigkeit bedingen, sondern man begnügt sich, einen Theil der Arbeiter zu längeren oder fürzeren Arbeitspausen zu bestimmen, wie es jezt z. B. wieder bei den Schmieden der Fall ist. Für die Bethei­ligten aber ist auch diese zeitweise Beschränkung, deren Nothwendigkeit allerdings leider auch von den davon Betroffenen nicht bestritten wird, jedenfalls ebenso empfindlich, als wenn eine wirkliche Arbeitslosigkeit sie zur Untgätigkeit verdammt."

Diese Arbeitspausen sind nur ein sehr irrationeller Rothbehelf im Interesse nicht sowohl der Arbeiter, als vielmehr humanen" Fabritanten. Das rationelle Mittel heißt hers absetzung des Arbeitstages.

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Bei den Nachwahlen wird in Greiz Wiemer( Nürn berg ), in Berlin VI Pfannkuch( Kaffel) kandidiren. Die Wahl in Berlin ist auf den 12. Dezember festgesetzt, wann die Nachwahl in Greiz stattfinden wird, ist noch nicht bekannt; bei der Stimmung unter den Genossen läßt sich aber nicht daran zweifeln, daß in beiden Kreisen der Wahltag ein Tag des Sieges sein wird.

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di 199 Aus Amerika erhalten wir von der National- Exekutive der sozialistischen Arbeiterpartei die achte Rate für den Wahlfonds unserer Partei im Betrage von 1500 Franken( 1200 Mart). Der Ausfall der Wahlen," schreibt der Uebersender, Genosse F. H. König, hat die hier­ländischen Genoffen zu erneuter Opferthätigkeit angespornt."

Wir quittiren dieses weitere Zeichen der Solidarität unserer amerika­nischen Genossen mit bestem Dant. Ist auch der Wahlkampf vorüber, so tommt ihre Sendung doch nicht zu spät. Viele Ausgaben, die wäh­rend des Kampfes gemacht wurden, sind noch zu decken, und außerdem hat unsere Partei jezt dafür zu sorgen, daß ihre Abgeordneten auch in der nöthigen Anzahl den Sigungen beiwohnen fönnen. Wir wollen und werden den Gegnern zeigen, daß, wenn wir auch die Partei der Armen, der ,, Habenichtse" sind, wir doch keine Ursache haben, um die Gewährung von Diäten zu betteln. Wir fordern sie als ein Recht der Volks vertretung, wenn man sie aber gerade mit dem Hinweis auf die Arbeiter

*) In Manchester rechnete Herr Stanley den dortigen Fabrikanten vor, daß im Reiche des Kongo allein für Beerdigungszwecke jährlich mehrere Millionen Meter Rattun abgesezt werden könnten!

kandidaten verweigert, so werden die Arbeiter wissen, was sie ihren Vertretern schuldig sind.

Eine Berichtigung, der wir mit Vergnügen Raum geben, erhalten wir aus alle a. d. Saale . Die dortigen Genossen theilen uns nämlich mit, daß sie bei der diesmaligen Reichstagswahl nicht wie in Nr. 44 angegeben 3173, sondern laut amtlicher Feststellung 3529 Stimmen auf Genosse Hasen clever vereinigten. Die höchste Stim­menzahl, welche unsere Partei bei früheren Wahlen in diesem Kreise erzielte, war 2323 im Jahre 1877. Unsere Stimmenzahl ist also um mehr als 50 Prozent gestiegen. Bravo!

Was man im Ausland von unseren Vertretern im Reichstag erwartet. Wir halten es nicht für überflüssig, unter dieser Rubrik die Auslassungen unserer ausländischen oder im Ausland weilenden Genossen zu sammeln, welche Wünschen und Erwar­tungen bezüglich der Thätigkeit unserer Reichstagsabgeordneten Ausdruck geben. Es ist ja selbstverständlich, daß für Lettere diese Wünsche und Erwartungen zurüdtreten hinter den durch die besonderen Umstände des Kampfes erheischten Kampfesvorschriften, das ist aber noch kein Grund, dieselben pure zu ignoriren. Der Blick des Kämpfenden wird leicht durch Details, die er berücksichtigen muß, so start in Anspruch ge­nommen, daß der Sinn für das Allgemeine darunter leidet; des­halb soll man auch Diejenigen hören, welche das große Ganze mehr im Auge haben.

Unter der Ueberschrift: Die Aufgaben der deutschen Sozialisten im Reichstag " schreibt die ,, Newyorker Volkszeitung" in ihrer Nummer vom 17. November:

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Haben die Vertreter der Sozialdemokratie im deutschen Reichstage diese( s. weiter unten) Mission auch bisher schon gehabt, so sind sie doch erst jetzt in der Lage, derselben voll und ganz gerecht zu werden. Das Anwachsen ihrer Stimmenzahl auf zweiundzwanzig macht sie von allen anderen Parteien durchaus unabhängig, gibt ihnen die Macht, selbst­ständig Anträge zu stellen und Interpellationen einzubringen, und verleiht ihnen damit jene Freiheit der Aktion, ohne welche eine energische Wirksamkeit unmöglich ist. Und damit ist denn auch die Verant wortlichkeit für ihr Thun größer geworden. Verantwortlich find sie fortan nicht nur für das, was sie thun, sondern auch für das, was sie unterlassen. Ihre Machtmittel sind gewachsen, damit aber auch die Größe der Aufgabe, mit deren Lösung sie von ihren Wählern betraut worden sind. Dreifach so scheint es uns ist ihre Aufgabe.

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Mit unerbittlicher Kritik die Hohlheit der Bismarc'schen Sozial­reform nachzuweisen und die eigentliche Absicht darin, welche da= hin geht, die Arbeiter unter dem Versprechen väterlicher Fürsorge ist der erste und leichteste Theil politisch zu entnerven, klarzulegen dieser Aufgabe.

Den Schwindel- Reform- Vorschlägen der Regierung solche entgegenzu­stellen, deren Kern wie die Forderung eines kurzen Normalarbeits­tages echt revolutionär und doch schon unter den heutigen Verhält nissen realisirbar ist; damit sowohl dem Volke die Möglichkeit einer wahren Reform und in der Verwerfung derselben durch Regierung und Liberalismus den bäsen Willen beider nachzuweisen ist der zweite und unter den heutigen Umständen der wichtigste Theil der Auf­gabe.

Aus diesen Thatsachen die Nothwendigkeit und Unvermeidlichkeit der sozialen Revolution vor Aller Augen klarzulegen, in deutlicher und nicht mißzuverstehender Weise die letzten Ziele der sozialistischen Bewegung festzustellen und zu erklären, und damit eine aufrüttelnde und vorwärts­treibende Agitation und Propaganda zu entwickeln ist der dritte Punkt der Taktik, der sich aus dem Vorhergehenden von selbst ergibt, und dessen Ausbeutung auch von den augenblicklichen Verhältnissen abgesehen der Tribüne des deutschen Parlaments erst ihren wahren Werth für die sozialistische Wahlattion verleiht.

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Wir zweifeln nicht daran, daß unsere Parteigenossen im Reichstage in diesem Sinne operiren und damit den Erwartungen der Sozialisten aller Länder entsprechen werden."

Desterreich. Aus Wien , 27. November, wird uns geschrieben: Am 23. November wurde von den Vertretern der Wiener Sozialdemo tratie ein glänzender Festkommers zur Feier der sozialistischen Wahlsiege im deutschen Reiche abgehalten. Der Festredner beglückwünschte die deutschen Genossen zu ihren großen Erfolgen, die um so höher anzu­schlagen seien, als sie unter der Herrschaft eines infamen Ausnahme­gesetzes errungen wurden. Es sei nun klar, daß dem Sozialismus die Zukunft und der endgültige Sieg gehöre. Jdeen, deren Richtigkeit von der Wissenschaft anerkannt und von der Masse des Volks erfaßt und getragen werden, können nicht mehr zu Gründe gehen. Die Bedeu­tung der sozialistischen Lehre zeige sich schon darin, daß man sie fälschen und entstellen will; doch nur die Sozialdemokraten dürfen als Vertreter des wahren, des klassischen Sozialismus gelten, alle andern sogenannten Sozialisten vom Katheder, von der Kanzel, vom grünen Holz seien nichts als Fälscher. Der Redner schließt mit einem Hoch auf die deutsche Sozialdemokratie, in das die Versammlung enthusiastisch einstimmt. Im Namen der deutschen Partei dankte ein Genoffe aus Berlin , der auf die Solidarität der Interessen aller Arbeiter in allen Ländern hinwies und die Hoffnung aussprach, daß die deutschen Erfolge auch auf die öfter­reichischen Arbeiter ihren klärenden Einfluß üben werden. Er trank auf das Gedeihen der internationalen Sozialdemokratie. Der folgende Redner bezeichnete die Einigkeit des österreichischen Arbeiterstandes als die noth wendige Vorbedingung seiner Erfolge. Der anarchistische Strom sei zwar heute schon eingedämmt und abgelenkt, doch noch nicht versiegt. Allein die Verhältnisse seien jetzt beffer geworden, und jene erbärmlichen Ge­sellen, die, theils Polizeispione, theils gewiffenlose Maulhelden, ihre Dpfer in die Todesfalle lockten und selbst vor der Gefahr Reißaus nahmen, werden bald schon den Zusammenbruch ihres Werkes sehen. Der Anar­chismus sei blos eine Erscheinung von episodischer, doch nicht von geschichtlicher Bedeutung. Dazu fehle ihm die innere Wahrheit. Ein wahrhaft revolutionäres System muß in erster Reihe an den Vers stand, und erst dann an die Leidenschaft appelliren. Der Redner zweifelt nicht daran, daß die Zeit nicht mehr ferne, in der der letzte anarchistische Arbeiter durch innere Einkehr zur Umkehr gelangen werde, sein Hoch gelte deshalb der Einigkeit unter den Arbeitern Defter reichs.

Es folgten noch verschiedene wilde Toaste, abwechselnd mit Gesangs­vorträgen, musikalischen Produktionen, Deklamationen von Festgedichten und Humoristika. Es ist bemerkenswerth, daß die Sänger, deren Lei­stungen fünstlerhaft waren, die Verfasser der schwunghaften Gedichte und Prosaarbeiten, die Klaviervirtuosen, sowie die Zeichner der drastischen Kneipzeitung durchgehends Arbeiter waren.

Das Fest, welches ein ganz internes war, also in Abwesenheit des sonst geladenen, doch stets unwillkommenen Polizeivertreters abgehalten wurde, verlief in der animirtesten Weise und brachte auch dem Parteis fonds ein beträchtliches Erträgniß.

Der Monstre Prozeß gegen die Anarchisten, Hübner und Genossen" wegen ,, Erzeugung und Verbreitung verbotener Druckschriften" in denen Hochverrath , Majestätsbeleidigung und ähnliche Verbrechen ent­halten sein sollen, hat mit der Verurtheilung der Angeklagten trog dem die Mehrzahl derselben in nicht gerade sehr rühmlicher Weise ihre Harmlosigkeit betheuerten zu ganz skandalösen Strafen geenbet. Die Rädelsführer", Schriftsezer Hübner und Bachmann, wurden zu 10 und 12 Jahren schweren Kerters, verschärft mit einem Fafttag im Monat, verurtheilt. Von den weiteren Angeklagten erhielten Hratlik 8, Brady 12, Habermann, Stumvoll, Schön. auer und Schromm je 4, Bleicher 8, Springer 8, Schreib­lechner, Doctor, Linsenmayer, Thiel, Kisely und Frau Anna Buchmann je 3 Jahre schweren Kerters mit Vers schärfung!

Diese barbarischen Strafen müssen selbst bei dem größten Gegner des Anarchismus Sympathie mit den Verurtheilten hervorrufen. Sie sind eine Vertheidigung, keine Verurtheilung der anarchistischen Taktik. Wo die Justiz zum Deckmantel so schmählicher Rache afte benutt wird, darf man sich nicht wundern, wenn bei den ohnehin rechtlosen Arbeitern der Sinn für Selbsthülfe" zunimmt. Würden nicht schließlich die Interessen der Arbeiterklasse selbst darunter leiden, wir wären die Letzten, die den österreichischen Sozialisten von Gewaltakten abriethen. Nicht aus Mitleid für irgend einen hohen Schurken, sondern im Intereffe der Arbeitersache bekämpfen wir die anarchistische Tattit.

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Schweiz . Das Obergericht in Zürich hat die wegen Ver­breitung des Stellmacher- Plakates angeklagten Anarchisten freige= sprochen, bezw. die gegen das freisprechende Erkenntniß des Bezirks­gerichts eingelegte Appellation verworfen. Dagegen hat der zürcherische Regierungsrath die Ausweisung der Ausländer unter ihnen: Neve, Kaufmann und Hauser beim Bundesrath beantragt. Die radikale schwei­zerische Presse verhält sich dieser Maßregel gegenüber, wo nicht zustim­mend, zum mindesten absolut indifferent. Auch ein Zeichen der Zeit!

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Frankreich . Der große Revolutionär und Anarchist Druelle, der, wie wir in voriger Nummer mittheilten, in der großen Arbeits­losen Versammlung zum Plündern aufforderte, ist als ein ganz gemeiner Polizeilump entlarvt worden. Die Redaktion des Cri du Peuple", welche am Tage nach der Versammlung einen scharfen Artikel aus der Feder ihres Redakteurs Em. Massard gebracht hatte, in welchem Druelle geradezu als Agent provokateur hingestellt wurde, und die deshalb von den Anarchisten und von der in solchen Dingen stets mit denselben gemeinsame Sache machenden ,, Bataille" als ein feiges Bourgeoisblatt in Acht und Bann gethan war, hatte eine Anzahl Sozialisten nicht blos Anarchisten, wie die Französische zu einer Prüfung des gegen Druelle vorliegen­korrespondenz" schreibt den Materials eingeladen, und diese Kommission, an der theilnahmen: Em. Eudes, A. Goullé, E. Granger vom revolutionären Zentralkomite( Blanquisten);

lagi B. Malon, John Labusquière, J. Joffrin vom sozialistischen Arbeiterverband;

G. Deville, S. Dereure, C. Bland und J. Lepine vom Pariser Arbeiterbund;

2. Barrois, V. Gelez von der sozialistischen Allianz; H. Ferré, Tony Graillat, Anarchisten; Constant Martin, anarchistischer Kommunist, hat ein stimm mig erkannt, daß Druelle geheimer Agent der zweiten Kriminalabtheilung ist.

Bis dahin hatte die Polizei Druelle auf freiem Fuß gelassen, kaum war aber ruchbar geworden, daß die Sozialisten Beweisstücke gegen Druelle in Händen haben und die Kommission eine zweite Sigung an­beraumt habe, um Druelle persönlich in's Gebet zu nehmen, als dieser plötzlich verhaftet wurde. Natürlich läßt sich kein Mensch in Paris durch dieses Manöver täuschen. Hat es doch die bonapartisiche Polizei um kein Haar anders gemacht.

Uebrigens wird die Sache damit nicht ruhen. In der Deputirten­kammer wird der radikale Deputirte 2a guerre, im Pariser Gemeindes rathe Ed. Vaillant die Sache zur Sprache bringen.

Die Anarchisten sind nach dieser Enthüllung etwas fleinlaut geworden; fie gestehen zwar noch nicht zu, daß Druelle Polizeiagent ist, aber sie wagen es auch nicht zu bestreiten, angesichts der Thatsache, daß zwei der Jhrigen im Komite saßen. An sich beweist ja diese Entlarvung noch nichts gegen die anarchistische Doktrin, für die anarchistische Taktit aber ist und bleibt es charakteristisch, daß sie überall Polizeiagenten anlockt oder gar züchtet. sd you not un

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Für die Arbeitslosen Angelegenheit hat die Affäre die Folge gehabt, daß dieselbe nunmehr von einem Komite in die Hand ges nommen worden ist, in welches jebe Syndikatskammer( Fachverein) einen Delegirten entsendet. Dadurch wird verhindert, daß bei späteren Ver­sammlungen die Vertreter der Arbeiterorganisationen wie im Levis- Saale niedergebrüllt werden. Zudem handelt es sich, den Beweis zu er bringen, daß Arbeitslosigkeit herrscht, nicht blos, es vor einer Sonntags­versammlung zu proklamiren. Haben doch erst vor wenigen Tagen Herr Spuller, der Vorsitzende der famosen Enquete Kommission, und Herr Waldeck- Rousseau mit tecker Stirne bestritten, daß Arbeitslosigkeit herrsche! tidios

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Herr Ferry hat von der Kammer weitere 43 Millionen zur Forts setzung des Krieges mit China bewilligt erhalten. Das französische Budget ist so groß wie fein zweites, das Defizit wird von Jahr zu Jahr größer, aber was thut das? Es handelt sich ja um Kolonien, und für Kolonien opfert der Bourgeois heutzutage gern den letzten Groschen seiner Mitbürger. Sie sind seine letzte Rettung. Helfen auch die Kolonien dem verfahrenen Karren unseres heutigen Wirthschaftssystems nicht aus dem Dreck, dann adieu Bourgeoisherrlichkeit. Und sie werden ihm nicht aus dem Dreck helfen.

Nachtrag. In einer zweiten Sigung der Untersuchungskommission, zu der noch mehrere Personen zugezogen wurden( u. A. Herr Baul Brousse, sowie auf Wunsch der anarchistischen Gruppen der Anarchist Hemery Dufoug), wurden noch mehrere Personen, welche sich in die verschiedenen Arbeiterorganisationen eingedrängt hatten, als Polizeis agenten entlarvt. Das Material über Druelle wurde einer Kommission von sieben Anarchisten bereitwilligst zur Kenntnißnahme übergeben.

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Auf der Polizei herrscht natürlich große Bestürzung und Wuth über diese fatalen Enthüllungen. Man möchte um jeden Preis den Beamten ermitteln, der der Redaktion des Eri du Peuple" das Beweismaterial verschafft hat. Verschiedene Mitglieder der Kommission werden fortgesetzt von Geheimpolizisten beobachtet. Nun, die Herren mögen thun, was sie wollen, sie können die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß es ein notorischer Polizeiagent war der, die Arbeitslosen am lautesten zu Mord und Plünderung anhette, daß die Versammlung vom vorigen Sonntag in der That dazu dienen sollte, die Nothwendigkeit der starten Regierung des Herrn Ferry nachzuweisen.

01 Jomasid Weitere Glückwunsch- Adressen.

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An die Kämpfer der sozialdemokratischen Partei in Deutschland !

Die Wahlresultate sind nunmehr bekannt, und der Vorstand der sozialdemokratischen Partei in Holland ist über den glänzenden Sieg, welchen die Genossen in Deutschland unter so schweren und mühevollen Umständen erfochten haben, so erfreut, daß wir nicht umhin fönnen, unserer Genugthuung darüber schriftlichen Ausdruck zu geben.

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Ein Jahr unseres Lebens geben wir gern hin für solchen Sieg; die ganze, sich selbst bewußte Arbeiterpartei in allen Ländern der Welt feiert ihn als den ihrigen. Wie der 14. Juli für die französische Revolution von 1789 immer ein denkwürdiger Tag ist, so steht auch der 28. Oktober mit goldenen Ziffern eingetragen im Jahrbuche der Geschichte. Glückauf, Brüder! Ihr habt nicht für Euch allein gestritten, nein, auch für uns; denn wir, der jüngere Bruder, fühlen uns entflammt zu neuen Opfern, zu frischer Hingebung, wo der Aeltere so fräftig vorangeht. Wir hoffen, wenn der Tag der Rache anbricht, daß wir bereit sein werden, neben Euch zu stehen und Eurer nicht unwürdig zu sein. Das Herz aller Ge nossen schlägt warm, so oft man an den Muth und die Opferwilligkeit gedenkt, mit der Ihr streitet gegen die Gewaltmacht sämmtlicher Parteien, welche in dem Streit gegen Euch eine reaktionäre Masse sind.

Auch wir arbeiten nach besten Kräften; in diesem Augenblicke bin ich im Norden des Landes, um das Evangelium der Befreiung der Arbeiter zu predigen und... das Volk hungert danach. Noch einmal: Glückauf! Mit brüderlichem Händedruck

Groningen , 24. November 1884.

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Ihr Parteigenoffe F. Domela Nieuwenhuis .

Die dänischen Genossen schickten zur Eröffnung bes Reichstages an unsere Vertreter im Reichstage nachstehendes Tele= gramm: Kopenhagen , 3.30 Nachm., 20. November. Die Sozialdemokratie in Dänemark schließt sich den von unseren Genossen in allen Ländern ausgesprochenen Glückwünschen aus Anlaß Eures großen Wahlsieges freudigst an. Unseren Dank für Das, was Ihr im Kampfe auch für uns ausgerichtet habt. Es lebe die deutsche Sozialdemokratie! Es lebe unsere gemeinsame große Sache! Der Vorstand des sozialdemokratischen

Verbandes:

C. D. Andersen. Christensen. P. Hansen. P. Holm. F. Holft. F. Hörup. C. Hördum. P. Knudsen. E. Wiinblad."

An die Vertreter der deutschen Sozialdemokratie. Genossen!

Die sozialistische Arbeiterpartei von Madrid hat in ihrer öffentlichen