tole übertragen wird, gedenkt also ein Theil der Fraktion, und zwar der größere, für die Dampfersubvention zu stimmen.

In die Reichstagskommission, welche die Regierungsvorlage zu prüfen fat, find Die und Bebel gewählt worden.

Jm fünften Berliner   Wahlkreis haben unsere Genossen den Schlossermeister Frante als Kandidaten aufgestellt.

Gefangen! Nach jeder Niederlage gibt es Krakehl, und der ratehl führt ewöhnlich zu Enthüllungen. So jezt mit der Fortschritts­ partei  ". Daß Herr Eugen Richter   in der vorigen Session bei der Abstimmung über das Sozialistengesetz gemogelt" und unter der Hand alles mögliche gethan hat, pour corriger la fortune, das beißt, um die Annahme der Verlängerung zu erwirken, das war den Eingeweihten längst bekannt, aber es fehlten die handgreiflichen Beweise. red dy

Als Sonnemann vor einigen Wochen mit Eugen Richter   hinter einander gerieth und von diesem in der bekannten Rüpelmanier ange­nauzt" wurde, deutete er drohend auf gewiffe Vorgänge bei Berathung bes Sozialistengesetzes hin Borgänge, aus denen erhelle, daß Eugen Richter   im selben Moment, wo er in die Welt hinausschrieb: Morgen wird im Reichstag   die Verlängerung des Sozialistengesetzes mit einer beträchtlichen Stimmenmehrheit( die Bahl war sogar angegeben, um dem Leser desto mehr zu imponiren) abgelehnt werden", bereits die Briefe in der Tasche hatte, welche ihn belehrten, daß die Annahme der Verlängerung mit Hilfe seiner eigenen Genossen zuge= ichert war. Und Herr Sonnemann fügte weiter hinzu, dies Resultat jei dem Herrn Richter ebensowenig unerwünscht wie unerwartet

gewesen.

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Dr. Eugen muckste sich nicht, und auch Herr Sonnemann, der mit seinem Eugen nicht ganz brechen wollte, fand es nicht für gut, die Sache weiter zu treiben. Jetzt endlich ist der Katze die Schelle angehängt worden. Ein unzufriedener Fortschrittler, Dr. Ka st an, hat in öffent­licher Volksversammlung Herrn Richter beschuldigt, eine Anzahl seiner Fraktionsgenoffen bei jener Gelegenheit ab kom mandirr" zu haben. er besorgt die Herr Richter leugnet noch oder läßt leugn.n. Affäre durch sein männliches Mädchen für Alles, den Hin. Parisius, der durch allerlei Wortspiele sich aus der Schlinge zu ziehen sucht was ihm jedoch nicht gelingen wird.

strons

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In Wilhelmshaven   ist wiederum ein Parteigenoffe wegen feiner Thätigkeit bei den Wahlen gemaßregelt worden.

Prattisches Christenthum!" Es wird nichts der xezte sein. Auf der tiste stehen noch viele.

Unsere Reserven. In Danzig   fand am 4. Dezember eine Nachwahl für Herrn Ridert statt. Am 28. Oktober hatten wir dort 577 Stimmen für Bebel erhalten( die höchste Ziffer vordem war 114 im Jahre 1878 gewesen!), in der Nachwahl erhielt unser Kandi­dat, Lithograph Jo chem, 1451 Stimmen, während alle übrigen Parteien, die am Wahlaft theilnahmen: Ultramontaxe, Freisinnige und Bismärder gegen den 28. Ottober einen Rückgang zu verzeichnen haben.

Hier hilft selbst der Frankfurter Zeitung  " kein Drehen und kein Deuteln, hier zeigt es sich flipp und klar, daß bei gehöriger Agitation jeder neue Wahlkampf weitere Wählermassen in unser Lager führt. Der berühmte letzte Mann", den unsere waderen Danziger Genossen am 28. Oktober in's Feld führten, hat sich in der kurzen Zeit von sechs Wochen um 874 vermehrt. Geht das so fort, dann werden unsere Danziger Freunde bei der nächsten Wahl ein ebenso ernstes Wort mit­jureden haben, wie diesmal die Königsberger Genossen. Und dazu Glück auf!

7sid sidst

Einen glänzenden Sieg haben unsere Genossen in Apolta am 26. November bei den dortigen Gemeinderaths­wahlen errungen. Von 6 zu wählenden Witgliedern des Gemeinde­raths wurden bei außerordentlich reger Wahlbeiheiligung 5 von ihrer Liste gewählt, und zwar mit bedeutender Majorität!

Ebenso haben unsere Genossen in Wittweida bei den Ergänzungs­wahlen zu den Stadtverordneten von 11 Kandidaten 9 durchgebracht, während die vereinigten Cronungsparteien" nur 2 durchzusezen ver­mochten. Bravo!

In Mannheim   wurden bei den am 28. November stattgehabten Erjazwahlen in den Stadtrath 6 Demokraten und 4 von den Sozialisten aufgestellte Kandidaten( darunter auch Genosse August Dreesbach  ) gewählt.

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In Lindenau   bei Leipzig   siegten, wie die ,, B. Volksztg." schreibt, unsere Genossen auf der ganzen L.nie. Von den Ansässigen wurden sämmtliche fünf Gemeinderathsmitglieder und die vier Stellvertreter aus den Reihen der Sozialdemokraten gewählt, ebenso, und hier allerdings selbstverständlich, siegten die unansässigen Sozialisten über die anderen Parteien, indem sie z wei Mitglieder und zwei Stellvertreter ernannten. Lindenau ist bekanntlich das Schwesterdorf von Plagwig, wo Dr. Heine, der bei der Reichstagswahl unterlegene Kandidat der Ordnungsparteien", wohnt, und wo der famose Absagebrief an die Sozialdemokratie fabrizirt wurde.

Ueber den bedeutenden 3 uw a'chs unserer Stimmen im Kreise Er furt haben wir schon in Nr. 48 berichtet. Die dortigen Genossen schreiben uns: Die Wahl hat uns große Opfer auferlegt, aber sie wurden alle mit Begeisterung gebracht."

Das wollen wir meinen!

In den Tod gehezt. Aus Westfalen  , 3. Dezember, wird der Volkszeitung" geschrieben: Die letzte Reichstagswahl hat ein höchst trauriges Nachspiel gezeitigt. Bekanntlich beeinflussen die größeren industriellen Werke nicht nur ihre Arbeiter vor der Wahl, sondern einige üben sogar noch Rache an den Arbeitern dadurch, daß sie eine Anzahl nach der Wahl, wenn diese gegen den Willen ihrer Arbeit bem Belſen, ber auf dem Stahlwert Hösch in Dortmung nach der Wahl entlassen wurde. Nachdem derselbe vergeblich hierorts Arbeit ge­fucht, wandte er sich nach Ruhrort   und hatte seit einigen Tagen nichts von sich hören lassen. Velsen war verheirathet und hatte ein Kind. Daß die Familie sich wegen des Schicksals des Ernährers große Sorgen machte, ist erklärlich. gelangte nun die entsetzl che Nachricht zu der armen Frau, vaß der Dam in Beet bei Ruhrort   toot auf­gefunden worden ist. Velsen hatte seinem Leben durch einen Schuß ein Ende gemacht, aus Verzweiflung, weil er keine Arbeit und so nicht mehr t mehr in der Lage war, der Lage war, für seine Familie sorgen zu Wie mögen sich die Kapitalproken in's Fäustchen gelacht haben, als fie die Nachricht von dem Selbstmord des von ihnen geächteten Prole: tariers empfingen! Haha, da habt ihr's, freche Arbeiterbrut, daß ihr ohne uns nicht leben fönnt! Das Schidsal dieses Velsen wird euch eine heilsame Lehre sein, in Zukunft teine andere Ueberzeugung haben zu wollen, als die, welche wir euch allergnädigst vorzuschreiben geruhen!" Und sie haben in der That Ursache, zu frohlocken, so lange die deutschen  Arbeiter fich an ihren Beinigern, die sie in Verzweiflung jagen, dadurch rächen, daß sie sich erschießen.....

fan önnen."

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Es gibt noch Richter in Freiburg  . Am 30. No­vember stand vor dem Strassenat II des Landgerichtes Freiburg   i. B. der Taglöhner Friedel Aman von Bläsiwald, angeklagt des Bergehes gegen§ 95 des Reichsstrafgesetzbuches( Majestätsbelei digung). Aman hatte sich am Abend des 27. Oktober in das Gast­haus zum Adler in Schönau begeben, und da gerade über die unmittel bar bevorstehenden Reichstagswahlen verhandelt wurde, bei welcher Ge­legenheit ein anwesender biederer Bürger die Bemerkung fallen ließ: Wir sollten eigentlich gar keine Sozialdemokraten haben," rief er plök­lich vom andern Tisch herüber: Fort mit König und Kaiser, es lebe die Sozialdemokratie!" Der anwesende Hugo Kaiser verwies ihn, heißt es, auf das Ungebührliche" seiner Rede und er­innerte ihn daran, daß er ja selbst Soldat gewesen und den Krieg 1870/71 mitgemacht habe. Ueber diese zurechtweisung wurde Angeklagter noch böser, nannte den anwesenden Kaiser einen Lozi, und rief noch wüthender: ,, Nieder mit Kaiser und König." Hugo Kaiser, als echt nationalliberaler Patriot, zeigte hierauf dem eintretenden Gensdarmen die Geschichte an. Die Straftammer jedoch fand Friedel Aman der Majestätsbeleidigung

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für nicht schuldig und sprach ihn von Schuld und Strafe frei, da ,, der Gerichtshof sich nicht überzeugen konnte, daß fragliche Aeußerung der Beleidigung unter§ 95 des R.-St.-G.-B. zu unterstellen sei." Sehr vernünftig.galleo

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Ein recht plumpes Wahlmanöver haben die Berliner  Fortschrittler im sechsten Wahlkreise unternommen, indem sie zur Nachwahl dem sozialistischen   Kandidaten Pfannkuch in der Person des Hirsch'schen Agitators Bey   einen Arbeiter"-Kandidaten gegenüber stellten. Soviel sollten die Herren doch aus den vorhergehenden Wahl­kämpfen gelernt haben, daß dies Aushängeschild bei den geweckten Ber­ liner   Arbeitern durchaus nicht zieht", daß vielmehr eine so plumpe Bauernfängerei sie selbst noch um den letzten Rest von Achtung bringen muß, den sie bisher vielleicht noch hier und da besessen.

Daß Herr Bey sich dazu hergibt, den Titel ,, Arbeiterkandidat" zu prostituiren, sieht diesem Menschen durchaus ähnlich. Er befolgt darin nur das Beispiel seines Herrn und Meisters, der ja auch schon überglücklich ist, wenn ihm die Leitung der Fortschrittspartei gestattet, in irgend einem halb oder ganz aufgegebenen Wahlkreise sein Heil zu ver­suchen. Selbstgefühl darf man bei den Harmonieaposteln nicht suchen. Sonst würden sie die Herren Fortschrittler die plöglich von der Noth­wendigkeit überzeugt sind, daß auch ein Vertreter der gemäßigten" Arbeiterpartei in den Reichstag   geschickt werde- fragen, warum sie diesem Vertreter nicht den quasi sicheren

anstatt den fast hoffnungslosen sechstenten Wahlkreis einräumen,

Nun, die Berliner   Arbeiter werden ihnen am Freitag hoffentlich eine gründliche Lektion darüber ertheilen, was Ehrgefühl heißt.

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Arbeiter und Handwerker. Wessen sich die Arbeiter von den Zünftlern zu versehen hätten, wenn diese Herren einmal das Heft in die Hand bekämen, hat sich vor einigen Tagen in Wien   recht deut­lich gezeigt. In der Hauptstadt des Landes der Niedertracht und Heu­chelei geht zur Zeit die Zünftlerei und die von ihr kaum trennbare Anti­semiterei in hohen Wogen die Regierung braucht sie, um die deutsch   liberale Orposition in Schach   zu halten.

Am 23. November fand nun eine von den Führern dieser Handwerker­partei einberufene Wählerversammlung statt, behufs Anhörung der Kan­didaten zu den Handelskammerwahlen, an welchen diesmal die sogenannten Fünfgulden männer d. h. die Leute, welche fünf Gulden direkter Steuer bezahlen theilnehmen.

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Die Sache ging," schreibt die Wiener Wahrheit"," dort vortrefflich am Schnürchen, so ganz im Sinne der Herren Macher; nur ein einziger Wähler, der in Arbeiterkreisen beliebte Buch drucker Josef Schwarzinger, der natürlich nicht zur Gesellschaft der Herren Anti­semiten gehört, trübte ihr Wässerchen besser gesagt, wollte es trüben denn dazu kam es gar nicht. Schwarzinger nahm in seinem naiven Glauben, unter anständigen Menschen zu sein, das Wort, und kam aber über einige einleitende Worte, die in dem Sinne gipfelten, daß er kein Verehrer der Prinzipien des dritten Gewerbetages sei, nicht hinaus. Weiter konnte er nicht ausholen, da nach dem Ausspruche dieses, in den Augen der Macher dieser Versammlung, ein fluchwürdiges Verbrechen ist. Der antisemitische Troß tobte und schrie, und einige dienstbeslissene In­dividuen, die in der Rolle des Hinausschmeißens augenscheinlich gute Uebung haben mochten, zerrten den mißliebigen Gegner, der sich vermaß. einer anderen Meinung zu sein als Löblich und Konsorten, von der Tribüne."

Mit anderen Worten: Man ließ den Vertreter der Arbeitersache, obwohl er Wähler ist, nicht einmal zu Worte kommen.

Und dieser Heldenthat jubelt die ganze antisemitisch- feudal- klerikale Presse, die so gern mit ihrer Arbeiterfreundlichkeit prahlt, begeistert zu. Das Wiener   ,, Vaterland" verkündete am nächsten Tage, daß ein neuer Geist in die Hallen des neuen Rathhauses eingezogen sei," und daß dieser neue Geist hoffentlich" an den Wänden dieses Hauses haften bleiben werde.

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Wenn nichts anderes, so hat dieser Fleißzettel," sagt die Wahrheit" sehr treffend, den die sozial- feudal klerikale ,, Zeitung für die österreichische Monarchie" den Leitern der neuen Richtung ertheilte, gezeigt, wessen Geistes Kinder die Herren Löblich, Schneider, Buschenhagen, Dunnstädter u. s. w. sind."

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Vorläufig... möge der schöne neue Geist", den das Vaterland" aus dieser Versammlung herausgefunden hat, nur fortgedeihen; er ge reicht sowohl den Zünftlern wie dem Vaterland" zur Ehre, besonders dem ,, Vaterland", das vor wenigen Tagen, anläßlich des Todes des Bischofs Rudigier, sich wie folgt zu schreiben erkühnte: Auch bei dieser letzten Krankheit ist von einigen Personen dem Allmächtigen das Anbot ihres Lebens für Erhaltung des Bischofs gemacht worden. Als der Bischof davon hörte, bemerkte er ruhig: Der Wille des Herrn soll ge schehen." Vor sieben Jahren, als der Bischof ebenfalls sehr schwer krank war, geschah dasselbe von einer Person, die dann auch gestorben ist. Diesmal hat der Herr das Opfer nicht anges nommen." Soll aus diesen Säßen vielleicht schon der neue Geist" herausgelejen werden können, den das" Vaterland" im neuen Rathhause triumphiren sehen möchte? Wahrlich, wir gehen einer traurigen Zeit entgegen, in welcher der Aber- und Afterglauben, die Unduldsamkeit und die Selbstfucht sich zur Bekämpfung der Freiheit und der Aufklärung rüsten. Doch wie so oft schon diese beiden lichten alle übrigen finsteren Mächte besiegt haben, hoffen wir, daß sie auch diesmal das Befreiungs­werf vollbringen und den vom Vaterland" propagirten und von den rassenbekämpfenden Zünstlern gepriesenen ,, neuen Geist" nicht nur aus dem Rathhause, sondern aus der ganzen Welt vertreiben werden!"

Charakteristisch aber ist, daß mehrere Hauptschreier unter den Anti­semiten- z. B. die Herren Schneider und Dunnstädter noch vor gar nicht langer Zeit eifrige Apostel waren für die alleinseligmachende Lehre des heiligen Johannes Mo st.

Soziales aus England. Deutschen   Zeitungen wird aus London   unterm 6. ds. geschrieben:

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Die große Geschäftsstille in allen Zweigen der Industrie dauert fort, und mit ihr steigt die Noth unter den arbeiten= den Klassen, welcher die verschiedenen philanthropischen Gesellschaften durch Errichtung von Suppenküchen( Die letzte Weisheit der Bour geoisie! Red. des S.-D.") 2c. entgegenzutreten suchen. Am schwersten leiden unter dieser Krisis die in der Kessel- und eisernen Schiffsbau­Branche beschäftigten Arbeiter, von denen jetzt so viele außer Arbeit sind, daß die United Society of Boilermakers and Jron Shipbuilders" im Laufe der letzten Monate an arbeitslose Mitglieder nicht weniger als str. 18,784 an Unterstützungen gezahlt hat, wozu noch £ ftr. 20,000 an Krankengeldern kommen, so daß dieser Verein allein, allerdings der größte dieser Art in Großbritannien  , in einem einzigen Vierteljahre nahezu 800,000 Mart für seine arbeitslosen und, theilweise wohl in Folge der Arbeitslosigkeit, ( Sehr richtig! Red. des S.D.  ) franken Mitglieder verausgabt hat. Andere Gewerkvereine zahlen im Verhältniß ähnliche Summen aus, so daß die Fonds dieser Kaffen start leiden und einen längeren Druck kaum werden ertragen fönnen. Dabei dauern die Lohn= herabsetzungen noch immer fort, zumal in denjenigen Er werbszweigen, in denen die Arbeiter sich nicht zu Vers einen zusammengethan haben. So wurden erst in voriger Woche die Löhne der Landarbeiter in der Grafschaft Kent  , die durch­schnittlich kaum 12 Sh. die Woche verdienen, um 2 h. pro Woche reduzirt, obschon einer der Farmer, der selbst Arbeiter gewesen war, energisch dagegen protestirte, indem er frug, wie es denn möglich sei, daß ein Arbeiter mit Familie von 12 Sh. die Woche leben könne, wo­von er 2 Sh. Miethe, 6 d Schulgeld und ebensoviel an die Kranken­taffe zu zahlen habe, so daß ihm nur etwa 9 Sh. für seine übrigen Bedürfnisse übrig bleiben."

Auf diese Frage ist, wie die Londoner   ,, Justice" schreibt, die Antwort gegeben worden, daß ja jezt die Lebensmittel so billig seien wie seit Langem nicht. Dies beweist," schreibt das Organ der englischen Sozia listen, daß billige Lebensmittel für den Arbeiter niedrige Löhne bedeuten."

Können sich unsere deutschen   Freihändler merken, die da meinen, mit ,, billig m Brod" allein die soziale Frage zu lösen. Damit wollen wir natürlich nicht den agrarischen Schwärmern für Kornzölle das Wort reden, die den Arbeitern bei niedrigen Löhnen das Brod noch vertheuern wollen.

Nun aber zur obigen Rorrespondenz zurück; sie ist in mehr als einer Beziehung interessant.

In Bezug auf die Geschäftslosigkeit in England bestätigt sie nur das, was wir wiederholt berichtet. Aber fie bestätigt noch mehr. Es ist ganz richtig, daß die Arbeiter da, wo sie nicht organisirt sind, den Druck der Krisis weit schneller zu fühlen bekommen als ihre organisirten Kollegen, und dies mögen sich namentlich Die gesagt sein laffen, welche auf die gewerkschaftlichen Koalitionen der Arbeiter hochmüthig herabblicken; aber es ist auch nicht minder richtig, daß auch die besten Verbände, als reine Fach organisationen, auf die Dauer nicht im Stande sind, ihre Angehöri­gen gegen die Wirkungen der bei der heutigen Produktionsweise unaus­bleiblichen Krisen zu schützen. Der Sah von den wohl in Folge der Arbeitslosigkeit kranken" Mitgliedern spricht ganze Bände. Wenn es erst gelingt, die englischen Arbeiter zu überzeugen, daß ihre Gewerkvereine ihnen den Schuß nicht verschaffen können, den sie von denselben er warten, dann hat der Sozialismus gewonnen Spiel.

Und es hat allen Anschein, als ob es in dieser Beziehung vorwärts gehen soll, als ob die Agitation der sozialdemokratischen Federation auf immer günstigeren Boden fällt. So lesen wir in der neuesten Nummer der Justice", daß am 1. Dezember in Glasgow   eine große Volks versammlung zu Gunsten der Bildung einer selbständigen Arbeiterpartei stattfand und daß, als der Referent, H. M. Hyndmann, erklärte, er stehe nicht da als Reformer, sondern als Sozialist und Re volutionär, donnernder Applaus losbrach. Vor 3 Jahren noch hätte man das für unmöglich gehalten.

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Eine äußerst eifrige Agitation entfaltet die Federation in London  . Woche für Woche werden Versammlungen in den verschiedenen Stadt­vierteln abgehalten, Sonntags Ansprachen in den öffentlichen Parks ver anstaltet, neuerdings hat man auch Abendunterhaltungen zu Gunsten des Agitationsfonds eingeführt, sowie verschiedene Kurse zur theo= retischen Ausbildung der Mitglieder. Den Anfang macht ein Kursus des Genossen Aveling über politische Defonomie. In der neuesten Nummer der Justice" veröffentlicht das Komite der Partei die Liste ihrer Redner, die zur Agitation bereit sind, und die Themata, über welche dieselbe zu referiren geneigt sind. Es sind im Ganzen 19 Redner und 62 Themata. Zur Charakteristik des Geistes der Bewegung wollen wir einige hier anführen:

Nüzliche Arbeit wider nuzlose Plage"( William Morris  ); Die Politit des armen Mannes"( E. M. Geldert); Revolution"( H. Duelch); " Sozialismus und Freidenkerei"," Geschichte der Fabrikgeseye"," Rarl Mary"( Ed. Aveling); Englands Pflicht gegen Jrland"," Die zufünf tige Republik"( H. H. Champion);" Auswanderung"," Was ich 1882 in Egypten sah"( C. 2. Fizgerald); Die historische Entwicklung des Sozialismus"," Die Internationale  "( E. Belfort Bar); Die Methode ,. wie man die Arbeiter beraubt"( J. L. Mahon  ); Der Sozialismus und Radikalismus"," Der Sozialismus, ein Gesetz der Entwickelung"," Boden­rente und Arbeitslohn"( H. M. Hyndmann); Das kapitalistische Pro­duktions- und Bevölkerungsgeset"," Soziale Reform und soziale Revo lution", Regierung und Staat wider Organisation"( W. J. Clark). Bei so viel Eifer, und wo die Verhältnisse eine so deutliche Sprache reden, können Erfolge nicht ausbleiben.

Höherer Blödsinn." Thorald, der Hohenzollern Ahnherr unter Christi kreuz,"" das ist der vielversprechende Titel eines Werks, das die Verlagsfirma Cotta dem gebildeten deutschen   Publikum denn die an den Werken unserer Klassiter zu Millionären gewordenen Herren von Cotta verlegen nur für die ges bildeten Stände" um den Preis von 15 Mark bietet. Und in der That, der Inhalt des Werkes muß dem Titel alle Ehre machen, denn in der Anzeige heißt es weiter:

" Das vorliegende Werk beschäftigt sich mit dem Problem der künft­lerischen Darstellung des Menschen, welcher Gott iucht. Abweichend von seinen vielen Vorgängern auf diesem Gebiet, entschied sich der Verfasser, die Aufgabe das Finden Gottes auf historischem Wege zu lösen.

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Die tief religiös angelegte Natur des Menschen, welchen er schildert, findet ihre Befriedigung durch die persönliche Begegnung mit Gott, d. h. mit Jesus Christus   während der Leidenszeit zu Jerusalem  . Die durch einen kurzen, aber hoch bedeutsamen Verkehr mit dem Heiland gegebene Auszeichnung mochte Verfasser niemand anderem als einem Deutschen   und unter diesen nur seinem Königs­hause gönnen. So ist das die ganze antike Welt umfassende Lebensbild zugleich patriotischer Roman und realistisch durchgeführte Messiade."

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Man wäre fast versucht, an eine Satyre auf die jetzt grassirenden und bei dem gebildeten Publikum so beliebten kulturhistorischen Romane" zu glauben, aber damit würde man dem biederen Dstar Gutsche dies der Name des genialen Verfassers bitter Unrecht thun. Es ist ihm zweifelsohne sehr Ernst mit seiner patriotischen Messiade", für die es ja auch an ,, berühmten Mustern" nicht fehlt. Er hat eben den in der heutigen ,, schönen Literatur" herrschenden Byzantiniss mus nur um einen Grad weiter entwickelt, und es ist nicht sein Ver­dienst, wenn er ihn damit in seiner vollen Lächerlichkeit nachge­wiesen hat. Der Hohenzollern  - Kultus und der patriotische Schwindel müssen nothwendigerweise auf solche Produkte des höheren Blödsinns hinauslaufen. Und wohlgemerkt, nicht daß so etwas geschrieben wird, ist das Bezeichnende, sondern daß es gedruckt und verlegt wird, obendrein von einem Verleger, der den Markt, das heißt das kaufende Publikum, genau kennt.

Ueberproduktion und Arbeitslosigkeit. In der ,, Newyorker Volkszeitung" vom 14. November lesen wir:

" In der Singer'schen Nähmaschinenfabrik in Elizabethport N. J., wurs den im Laufe dieser Woche 1200 Arbeiter entlassen und es steht zu erwarten, daß in nächster Woche noch weitere 1000 Mann beschäftigungslos werden. Es wurde früher um diese Jahreszeit gewöhnlich Ueberzeit gearbeitet. Doch sind fürzlich so viele Family"-Nähmaschinen produzirt worden, daß Tausende derselben in der Fabrit auf Lager sind und keinen Absatz finden. Es wurden wöchentlich ca. 5000 Family" Maschinen angefertigt, und biese Ueberproduktion hat nun die Entlassung der Ar­beiter zur Folge.

Eindringlicher als durch diese kleine Lokalnotiz" kann die Noth­wendigkeit des Maximalarbeitstages gar nicht ge= predigt werden.

Vom Arbeitsmarkt. Aus halle   a. d. Sa a le schreibt uns ein Genosse:

Hier sind jetzt Hunderte infolge der Krisis in der Zuckerindustrie arbeitslos; wie das den Winter über werden soll, ist gar nicht abzusehen. Die Blätter wollen den Nothstand aus der Welt läugnen und die Polizei jagt jede Versammlung von Arbeitslosen auseinander." Die alte Vogel­Strauß Politit! bildspr

Dieser Brief erhält eine indirekte Bestätigung durch die vom Vorstand der Arbeitskolonie Seyda veröffentlichte Weihnachtsbitte". Täglich, heißt es, strömen" noch Hilfesuchende herbei, die leider ge zwungen sind, ihren Wanderstab weiterzuseßen. Man sieht also, bemerkt dazu die Berl. Volksztg.", daß trok des gepriesenen wirthschaftlichen Aufschwunges und trotz der noch mehr gepriesenen Sozialreform in Deutschland   die Arbeitsverhältnisse sich doch nicht gebessert haben. Wenn in diesem Sommer die fonservativen Blätter unserer Provinz stolz darauf hinweisen, daß faum 80 Arbeitslose in Seyda   vorhanden seien und noch gegen 60 Pläge leer ständen, so war das kein Beweis für genügende Arbeitsgelegenheit in unserer Provinz, vielmehr ein Beweis für die Unlust der Arbeiter, gerade in Seyda   Hilfe zu suchen. Die ,, Bolts­Zeitung" hat damals schon einige Bemerkungen über die überaus harte und sehr wenig lohnende Arbeit in Seyda   gemacht, sie hat ferner auf die übermäßigen Betübungen und die orthodoxen Bestrebungen überhaupt, die in Seyda   vorherrschen, damals hingewiesen, welche die Arbeiter abs hielten, nach Seyda   zu gehen. Wenn im Frühjahr und Sommer die Sonne herrlich über den Fluren leuchtet, wenn der Vögel Lied erklingt, und wenn sich dazu noch ab und zu noch eine milde Hand öffnet und die Natur selbst zum freien, unentgeltlichen Nachtquartier einladet, so ist es sicherlich begreiflich, daß sich zahlreiche Arbeitslose finden werden, die dieser Einladung lieber Folge leisten, als der einer orthodoxen Geistlich feit zu überharter Arbeit und nugloser Religionsübung. Jest natürlich, bei Regen, Schnee und Kälte liegt die Sache anders. Da nimmt Jeder Dboach, wo er es findet, in Seyda  , in jedem anderen Arbeitshaus oder im Gefängnisse, lieber in letzterem noch, als in den Arbeitshäusern. Also ein Beweis von der Güte der seydaer Kolonie ist das massenhafte Buströmen Arbeitssuchender nicht, nur ein Beweis von der herr schenden Noth.