der doch nur Herrn Reinsdorf und seinem Intimus Most bekannt war? Die Notiz selbst, soweit sie sich auf Reinsdorf bezieht, lautete:

Indeß alle bösen Erfahrungen, die bisher Herr Most mit seinen Freunden gemacht, sind nicht im Stande, ihn vor neuen Dummheiten zu bewahren. Zu den guten Freunden des Herrn Most gehören ein gewiffer Reinsdorf  , alias Bernstein  , ein Mensch, ter sich früher schon in Deutschland   durch verrückte und rabiate Redensarten hervor gethan hat, und der schon neulich gekennzeichnete Fleron alias Petersen. Dieses dreiblättrige Kleeblatt verfaßte falsche Nachrichten, in denen der Name des bekannten russischen Flüchtlings Hartmann eine hervorragende Rolle spielte, und diese mußte Fleron( der von Most zu diesem Zweck eine Visitenkarte Hartmann's erhielt! Die Red.) in die englischen Zeitungen bringen. Das damit erworbene Geld, zirka 30 Pfund, sollte als Reisegeld für Reinsdorf   und Fleron dienen, um in Deutschland   ein Attentat in Szene zu sehen, das nach dem Aus­spruche des Herrn Most ,, der deutschen   Partei den Garaus machen sollte".

Das Attentat sollte im Oktober dieses Jahres stattfinden; da aber die Herren, die mit der Ausführung dieses sauberen Planes zu thun hatten, augenscheinlich nicht die Kourage, ia wahrscheinlich nicht einmal die ernstliche Absicht besassen, so scheint man sich mit Drohbriefen an gewisse Persönlichkeiten begnügt zu haben, worauf theilweise die Verhängung des kleinen Belagerungs­zustandes über Friedrichsr uh, Hamburg  , Altona   und Umgegend sowie die Untersuchung des Bismarck'schen Eisenbahn­reisewagens in Berlin   nach Dynamitpatronen zurückzuführen find. Solche Streiche führen Buben und Narren aus oder auch Agents provokateurs." 195

So die Notiz, welcher Herr Reinsdorf die Verantwortung für seine Verhaftung zuschieben will. Mit welchem Recht, ersieht man aus fol­gender Notiz in der Nummer 47 der Freiheit" vom 20. November ( also der gleichzeitig mit der obenerwähnten Nummer des ,, Sozial­demokrat" erschienenen):

,, Berlin  . Vor längerer Zeit war in der Freiheit" zu lesen, daß hierselbst ein Genosse von der Straße weg verhaftet worden set."

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,, Die Sache ist nämlich die: der Verhaftete nannte sich Gfeller, ist aber der Genosse Reinsdorf. Dies wurde mit Hülfe der Polizei von Freiburg   in der Schweiz  (!) festgestellt." Deshalb soll mun gegen Reinsdorf wegen Führung eines falschen Namens u. s. w.- ein neuer Prozeß angestrengt werden."

Man bemesse danach die unverschämtheit, die dazu gehört, zu sagen: ich bin auf eine Notiz des Züricher Sozialdemokrat" hin ver­haftet worden.

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Selbstverständlich hätte der Sozialdemokrat" bei Rennzeichnung des famosen Attentatsplans, der übrigens im Most'schen Klub Jedem erzählt wurde, der es hören wollte, den Namen Reinsdorf's nicht genannt, wenn die Redaktion damals gewußt hätte, daß Reinsdorf sich im Gefängniß befand. Zudem ist die Sache so dargestellt, daß absolut keine Handhabe für Erhebung einer Antlage gegeben war, was ja auch die Erfahrung bestätigt hat.

Das saubere Komplott zu kennzeichnen, dazu war der Sozialdemokrat" aber nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet. Thatsächlich war es weit weniger gegen Bismarck  , als gegen die deutsche So: zialdemokratie gerichtet. Diese sollte vor Allem geschädigt, ver­nichtet werden, um freie Bahn für die anarchistisch- sozialrevolutio nären Pläne des Herrn Most zu schaffen.

Das ist in Versammlungen in London   offen, in der Freiheit" ver­blümt ausgesprochen worden.

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Weitere Beweise von meiner Lebendigkeit sollen die Herren von der Couleur Nr. 56 bald deutlicher geliefert bekommen, als ihnen lieb sein dürfte," schrieb Herr Most am 11. September in einem ,, offenen Brief" an die Delegirten des Wydener Kongresses. Das war um die Zeit, da der Plan ausgeheckt wurde.

Auf die Nachricht von der bevorstehenden Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Hamburg   2c. schrieb er am 9. Oktober in der Freiheit":

,, Vielleicht macht solch' ein Schubwesen den deutschen Michel   endlich munter. Zeit wär's."

Und als der Belagerungszustand verhängt ward, wurde in London  beschlossen, daß das Sammeln für Unterstützungen reaktionär sei! Wir denken, das genügt. Wir haben zwar noch Manches auf dem Kerbholz, aber Alles zu seiner Zeit. Für heute haben wir es nur mit Herrn Reinsdorf zu thun, und auch in Bezug auf ihn haben mir, ob­wohl provozirt, uns darauf beschränkt, eine Seite seiner Thätigkeit her vorzuheben, die ihm in den Augen des Reichsgerichtes sicherlich nicht schaden wird.

Die Redaktion des Sozialdemokrat."

Korrespondenzen.

Wir er

Barmen, 10. Dezember. Daß die Polizei es meisterhaft versteht, ohne jede Veranlassung Skandale zu provoziren, ist bekannt. innern in dieser Beziehung nur an die Vorkommniffe am 2 angen haus bei Ronsdorf  , wo die Polizei bis an die Zähne bewaffnet unter eine friedliche, Bier trinkende und Kegel schiebende Gesellschaft trat. Daß aber den patentirten Ordnungs- und Sittenwächtern selbst die Ruhe­stätte der Todten, der Gottesacker", wie die Frommen sie nennen, nicht einmal so viel Respekt einflößt, um die angeborene oder vielmehr in Moltke's Bildungsanstalt an erzogene Rüpelhaftigkeit einigermaßen zu zügeln, davon haben wir in Barmen vor einigen Tagen wieder ein Beispiel erlebt.

Die Barmer Genossen trugen am Sonntag den 30. November einen ihrer treuesten und besten Mitstreiter, den Zinngießer Hermann Schmidt, zu Grabe. Das Leichengefolge bestand aus etwa 1000 Per sonen, natürlich fehlte auch die heilige Hermandad nicht. Wir wollen hier von den unbedeutenderen Geniestreichen der Polizei, als da sind: Befehl, die rothen Schleifen der Kränze mit Taschentüchern zu bedecken u. s. w. nicht sprechen, sondern uns nur mit den Vorgängen am offenen Grabe und auf dem Kirchhofe beschäftigen. Genoffe Klinkau warf zunächst den von den hiesigen Parteigenossen gespendeten, mit mächtigen rothen Schleifen gezierten Kranz in die offene Gruft. Die Widmungs worte: Im Namen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Barmens!" erregten schon den Zorn des Herrn Kommissars, er fuhr dazwischen und erklärte, daß er jedes fernere Wort verbiete. Das verhinderte jedoch nicht, daß die meisten Anwesenden bei den üblichen drei Schaufeln Erde einige Worte sprachen. Daß soweit Alles ruhig verlief, schien dem Polizeirüppel aber nicht zu passen, er lauerte auf eine günstige Gelegen­heit, die Feier zu stören, und als nun ein Genosse die genannte Bere monie mit den Worten: Dem Kämpfer für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" vollzog, war es vorbei, der Kommissar setzte mit kühnem Sprunge über das Grab, und erklärte den Staatsverbrecher für verhaftet. Eine ungeheure Empörung bemächtigte sich der Menge. Der Friedhof wurde zum Kampfplat, man verlangte stürmisch die Freilassung des Gefangenen. Der Tumult wälzte sich über die Gräber hinweg bis vor das Thor des Kirchhofs, wo die Erregung der Menge einen so bedenk­lichen Grad annahm, daß es Herr Burkardt für gerathener hielt, den Verhafteten nach Feststellung seines Namens freizugeben. Die Empörung über dieses polizeiliche Bravourstück ist eine tiefgehende, fast sämmtliche Zeitungen verurtheilen das Vorgehen der Polizei. Die ,, Volks­zeitung für Berg und Mart" meint, daß mehr Sozialdemokraten vom Kirchhof gekommen, wie hingegangen seien. Der Meinung sind wir auch. Ich erwähnte oben die Langenhaus Affaire. Dieselbe kam am Dienstag den 9. dies am Schöffengericht in Lennep   zur Verhandlung. Die preußisch­deutsche Justiz hat dabei wieder bewiesen, daß sie in rabulistischer Ver­drehung von Aussagen Angeklagter das denkbar Möglichste zu leisten im Stande ist. Die Mehrzahl der Angeklagten hatte zugegeben, daß sie am Langenhaus" gewesen, aber dem Ausflug entschieden den Charakter einer politischen Versammlung abgesprochen.

Was thut nun das biedere Lenneper Amtsgericht? Es bezeichnet auf den betreffenden Strafmandaten als Beweismittel ,, Geständniß". Oder sollte das Lenneper   Amtsgericht an diesem Kniff unschuldig und der Barmer Amtsrichter Endemann, der eigens auf die Sozialistenhazz dressirt zu sein scheint, der geniale Erfinder sein? Wir sind begierig, Genaues darüber zu erfahren.

Die Verhandlung wird Freitag den 12. dies zu Ende geführt werden.

Mainz  , 10. Dezember. In der Notiz in Nr. 46 des Sozialdemo frat":" Für wen die Nationalliberalen Alles stimmen" heißt es unter Anderm: In Hessen   aber schlossen sie mit den Ultramontanen einen Kompromiß, dahingehend, daß sie in Mainz   für diese gegen die Sozial­demokraten stimmen würden, wogegen die Ultramontanen ihnen helfen sellten, Schloßmacher in Offenbach   gegen Liebknecht   durchzubringen." Das ist nun allerdings ganz richtig; was aber Mainz   anbelangt, so haben sie uns wenig geschadet, denn hier sind sie so nationalmiserabel heruntergekommen, daß sie es in der Stadt nicht einmal auf einige Tausend Stimmen brachten, und auch von diesen haben sich Viele bei der Stichwahl enthalten, während sich ihre Leute im Kreise Oppen heim an einzelnen Orten stärker betheiligten. Desto mehr aber thaten die Herren Demokraten  , welche diesmal unter der Firma" Freisinnig" auftraten, ihre Schuldigkeit, resp. zeigten ihre ganze Schuftigkeit wider uns, denn diese gingen ganz geschlossen, Mann für Mann, mit den Schwarzen. Es war ekelhaft mitanzusehen, wie Leute, die bei jeder Gelegenheit wie wüthend über das Pfaffenthum und den Ultra­montanismus herfallen und schimpfen, in wahrer Hundedemuth für den Kandidaten der Schwarzen stimmten und mit denselben kokettir ten, und bei diesem Treiben ging ihnen ihr Herr und Mei er, Dr. Adolph Philipps, wacker voran. Vor drei Jahren sagte der große Demokrat in seiner Kandidatenrede: Der Ultramontanismus ist der Geist der Schlechtigkeit und der Lüge," und dieses Jahr bei der Stichwahl schrieb er seinen Wählern, sie sollten für den Ultra­montanen stimmen! Selbstverständlich machten die Schwarzen diesen Brief auf's Vielseitigste bekannt. Im ersten Augenblick glaubte man, es sei eins von den plumpen Wahlmanövern, aber es war in Wirklichkeit so. Und warum hat der saubere Dr. Philipps das gethan? Weil in Frankfurt am Main   die Schwar­zen seinem Herrgott Sonnemann helfen sollten! Man sieht also, die Herren Demokraten sind ebenso schuftig, wie die Nationalliberalen, und dabei wollen sie uns noch weiß machen, wir seien ihnen die nächststehende Partei. Diejenigen aber, die ihnen das noch so halb und halb glaubten, sind jetzt gründlich geheilt. Der Streich von Philipps ist schuld daran, daß wir nicht siegten; aber der ehren­werthe Demokrat" soll sich nur wieder einmal unterstehen, in Mainz  öffentlich aufzutreten, dann fann er etwas erleben; wir werden ihm seinen schuftigen Kompromiß gehörig unter die Nase reiben. Die Kampfes­weise, welche die Schwarzen wider uns beobachteten, will ich nicht weiter erwähnen, die war mit einem Wort schlecht und niederträchtig. Und was ist bei allem dem herausgekommen? Ein lumpiger Sieg von 93 Stimmen Mehrheit, und das von drei Ordnungsparteien. Wir sind nicht unterlegen, sondern als starke, muthige und zielbewußte Partei aus der Kampagne hervorgegangen, denn die 7883 Stimmen, die wir erhielten, wiegen mehr als der gestohlene Sieg der Schwarzen. M. M. Dittersbach in Schlesien  , 26. November. Aus unserm Wahlkreise ( Waldenburg) haben wir zu melden, daß der bisher ,, erbangesessene Vertreter" desselben, Fürst Ple ß, diesmal herausgeschmissen worden ist; freilich wird er noch nicht durch einen der Unsrigen ersetzt, sondern durch einen Deutsch   Feigsinnigen. Bei der Hauptmahl erhielt dieser, ein Herr von Winkelmann, 7841 Stimmen, Fürst Pleß 7082, der Kandidat der Schwarzen, Raabe, 1191, und unser Kandidat 1241 Stimmen. Bei der Stichwahl dagegen brachte es Winkelmann auf 9573, Fürst Pleß auf 7714 Stimmen; 1623 Stimmen wurden für ungültig erklärt. ( Wahrscheinlich Winkelmann'sche Stimmen, weil zwischen Haupt- und Stichwahl der Landrath   plößlich entdeckte, daß Herr Winkelmann gar nicht berechtigt sei, den Adelstitel zu führen; und in der That scheint es mit dem Adel des Herrn eine etwas eigenthümliche Bewandtniß zu haben, was zwar an sich sehr Wurst ist, aber dessen Freisinn in ganz besonderem Licht erscheinen läßt. Red. des ,, Soz. Dem.")

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Die Konservativen hatten das berühmte antisozialdemokra­tische Leipziger   Flugblatt Mehrere Arbeiter" unter den Bergleuten ver­theilt, bei den Anrüchigen" fanden zahlreiche Haussuchungen statt; man fahndete auf unser Flugblatt, doch fielen den Herrschaften von der ganzen Sendung nur 200 Exemplare in die Hände, der Rest blieb bis zum Tage vor der Wahl in guter B wahrung, wo wir es alsdann gehörig im Kreise vei breiteten. Die Vertheilung gelang ausgezeichnet, die oberschlaue Waldenburger Kreispolizei hatte das Nachsehen. Die guten Leute müssen eben früher aufstehen, wenn sie uns unter kriegen wollen.

Sprechsaal.

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Iladnod

Den nachfolgenden Aufruf empfehlen wir Allen, die in der Lage sind, den Wünschen unserer österreichischen Genossen entsprechen zu können, auf's Dringendste!

Die Redaktion des Sozialdemokrat". Genossen! lesta

Der Wahlsieg b der deutschen Sozialdemokratie ist nicht nur epoche­machend für das Proletariat Deutschlands  , sondern für die Proletarier aller Länder. Auch die Arbeiter Desterreichs sind aufgerüttelt wor­den durch die riesenhafte Kraftäußerung ihrer benachbarten Brüder, auch für sie verspricht der 28. Oktober der Beginn einer neuen Aera zu sein, wenn der jezige Moment rasch und energisch ausgenutzt wird.

Einer raschen und energischen Aktion stellen sich jedoch in Desterreich bie mannigfaltigsten Hindernisse entgegen. Unser Proletariat ist unent­wickelt und vielfach noch in dem Jdeenkreise des Kleinbürgerthums be­fangen; es feht ihm jede Gelegenheit zu politischer Thätigkeit, jede Ge­legenheit der Bethätigung der politischen Seite des Klaffenkampfes. Ohne Wahlrecht, ohne freie Preffe, ohne Vereins- und Versammlungsfreiheit, ohne Möglichkeit einer Organisation der Massen zu zielbewußtem Vor­gehen im Interesse des Klassenkampfes, haben wir noch mit eigenartigen Hindernissen zu kämpfen, die in anderen Ländern gar nicht oder in viel geringerem Maße vorhanden sind.

Der Nationalitätenkampf lenkt einen großen Theil der arbeitenden Klasse von ihrer Aufaabe ab, läßt sie Kraft und Zeit in Kämpfen verschwen en, welche nichts sind als Familienzwiste im Schooke der herrschenden Klassen. Dazu kommt aber, daß die österreichische Re­gierung, den bisherigen Traditionen entsprechend, immer und immer wieder von Neuem versucht, die Arbeiterbewegung zu for rumpiren, die zu ersticken ihr nicht gelingen will. Sie hat den Anarchismus gehätschelt und großgezogen und keine Kosten ge­scheut, um mit seiner Hilfe die Sozialdemokratie niederzuhalten. Dann, als er ihr über den Kopf zu machsen drohte, hat sie den ehemaligen Bundesgenossen auf das Brutalfte niedergetreten und sich einen unge­fährlicheren Alliirten aesucht: den Antisemitismus, den jetzt ein Theil derselben Agitatoren rredigt, die früher den Anarchismus geschürt hatten. Gleichzeitig sucht man eine im Solde der Regierung stehende Arbeiterpresse zu gründen. Bereits sind Versuche gemacht worden, einen Theil unserer Vertrauensmänner zu kaufen, damit sie ihre Namen und ihren Einfluß für die offiziöse Arbeiterpresse hergeben. Diese Versuche sind freilich gescheitert.

Das ist die Situation, in der uns der Wahlsieg der deutschen Sozials demokratie trifft.

Der Anarchismus, der dem kämpfenden Proletariat Desterreichs in den Rücken fiel, hat unsere Draanisationen aufgelöst, die Parteidisziplin gelockert, die Klarheit über unsere Ziele getrübt: in die offenen Reihen drängt sich jetzt der Antisemitismus, und eine von der Regierung unter­ftüßte Arbeiterpreffe" schickt sich an, im Trüben zu fischen.

Es ist ein kritischer Moment Wir werfen nicht die Flinte ins Korn, unverdrossen und unverzagt kämpfen wir weiter, denn wir wissen, daß die moderne Entwickelung früher oder später mit Naturnothwen= digkeit die Bedingungen bringen muß, die uns einen erfolgreichen Rampf ermöglichen.

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gelingen, die Massen aufzuklären und von Neuem zu organisiren; es wird uns gelingen, die kleinbürgerlich- brutalen Auswüchse auszumerzen; es wird uns gelingen, eine Position zu erringen, in der die herrschenden Klassen mit uns rechnen müssen.

Dies ist aber nicht gleichgiltig für die sozialistischen   Parteien anderer Länder. Das Erstarken des Anarchismus in Desterreich diente nicht nur der Regierung Desterreichs; es wurde ausgebeutet von den reaktionären Parteien aller Länder. Und Diejenigen, welche der systematischen Kor rumpirung durch die österreichische Polizei erlegen sind, sie wirken jetzt als torrumpirende Elemente an allen Orten. So ist es auch nicht gleich giltig, ob die Arbeiter Desterreichs sich für die staatssozialistischen Spiegelfechtereien gewinnen laffen oder nicht.

Darum appelliren wir an die internationale Solidarität der Prole tarier, darum rufen wir die Proletarier aller Länder auf, uns zu unters stüßen in unserem Kampfe, vor Allem uns beizustehen zur Erhal tung und Ausdehnung unserer Presse.

Die Internationale ist todt, aber der Geist, der sie beseelte, lebt fort. Der Wahlkampf unserer deutschen   Brüder hat es bewiesen: er wurde geführt mit der Unterstützung des internationalen Proletariats. Der Sieg der deutschen   Sozialdemokratie ist auch unser Sieg: unser Sieg wird auch Euer Sieg sein!

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Unterstützung kann unserer Sache werden durch Abonnement auf die sozialdemokratischen Blätter, den, Volksfreund" in Brünn  , Josefstadt 39, und die Wahrheit" in Wien  , VI Gumpendorfer Straße 123, durch Einsendung von literarischen Beiträgen, Korrespon denzen an dieselben u. s. w. Endlich durch Veranstaltung von Geld­sammlungen für unseren Preßfond.

Die Expedition des Sozialdemokrat" ist bereit, die Gelder entgegen zunehmen und ihrer Bestimmung zuzuführen. Ihr wird auch Rechnung über die Verwendung der Gelder gelegt werden.

Die Vertrauensmänner der

österreichischen sozialbemotraischen Partei. NB. Die Namen der Unterzeichner sind der Redaktion und Expedition des Sozialdemokrat" bekannt, sie können jedoch aus naheliegenden Gründen nicht veröffentlicht werden.d

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Wir bitten die sozialdemokratische Presse des Auslandes, von diesem Aufruf Notiz zu nehmen.

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Nahruf.

Verspätet eingegangen.

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Am 26. November d. J. verschied nach langem Leiden einer unserer besten und treuesten Genossen,

Hermann Schmidt, Zinngießer,

an der Schwindsucht, jener tückischen Krankheit, die ihre Opfer vorzugs weise aus den Reihen der Arbeiter holt.

Der Verstorbene war vor einigen Jahren noch Vorstandsmitglied des ,, Jünglings Vereins"; die in demselben getriebene Heuchelei paßte aber nicht zu seinem offenen, geraden Wesen, er trat aus und schloß sich der Sozialdemokratie an, der er von da ab, trotz seines stechen Körpers, treu und aufopfernd gedient hat. Ueber Berg und Thal ist er mit uns gezogen, oft von zwei Genossen unterstützt, wenn wir, gezwungen durch die elenden politischen Verhältnisse, die Berathung unserer Angelegen heiten an abgelegenen Orten vornehmen mußten. Sein letter Gang ins Freie war am 6. November zur Wahlurne, um seine Stimme für den Arbeiterkandidaten abzugeben. Auf seinem Schmerzenslager war es ihm eine Erquickung, wenn er von einem sozialdemokratischen Siege erfuhr. Sein letzter Wunsch war, von Parteigenossen zu Grabe getragen zu werden; die ihn besuchenden Parteigenossen beauftragte er, jeden pfäffischen Besuch abzuweisen, wenn ihm selbst die Kraft dazu fehle. Ehre seinem Andenken!

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Barmen, 10. Dezember 1884.

P. K. erh.

Die sozialdemokratische Arbeiterpartei von Barmen.

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Briefkasten

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E. G. Ron. Mr. 11

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der Redaktion: Rothbart: Für diese Nummer leider zu spät, daher erst in nächster. Nova: Wir sind zwar sonst nicht für's Belletristische, es wird aber wohl einmal eine Ausnahme gestattet sein! der Expedition: P. Sch. Brlu.: Mr. 3 Ab. erh. Rother Teufel: Warum wird Felix so unpünktlich versorgt!? Will bis 9./12. erst 43 erh. haben. Da hört ja Alles auf! G. D. P.: 35 Cts. Nchlbg. erh. Bergedorf  : 90 Cts. f. S.-D. erh. Frauenfeld  : Fr. Ab. 4. Du. erh. Neckarspize: Mt. 1 pr. Agfbs. dkd. verwendet. Weiteres erwartet. Mathilde: Bstlg. unterwegs, auch Neuestes. 26. 1. Du. 85 u. Schft. erh. Weiteres bfl. Sdg. fort. D. S. Hövit: Fr. 7 28 f. Schft. u. Bf. v. 8./12. erh. Sdg. war schon fort. G. E. M.: Fr. 1 25 f. Schft. u. Fr. 10 pr. Wfds. dkd. erh. 7/ 9-27: Diesmal pr. Porto 83 u. 84( 2 J.) verwendet. Früheres( 1 J.) komplet den Fds. zugewiesen. Gruß! Vesuvstock: P. R. erh. Ersatz abgg. mit 51. Felix Am 16./12. Bf. abgg. Mr. 45 à Cto. gutgebr. E. hat sich allerdings vortrefflich ge­halten. Warum also Einspännern!? A. F. Thgn.: Mt. 10- Ab. 4. Du. 84, 1. Du. 85 u. Schft. erh. Merit: Mt. 18- Ab. 4. Du. erh. u. Adr. geordn. Feuerländer: Mt. 53 à Cto. erh. Schft. unterwegs. Mehrbstllg. 2c. notirt. Nova: Bf. mit Fllt. kostet 20 Pfg. Strafporto, da nur mit 30 Pfg. frankirt. Je 15 Gr. foften 20 Pfg. Bf. wog 24 Gr., kostete also 40 Pfg. P. Fl. B.: Mt. 6 Ab. 1. Du erh. Gracchus F.: Warum Cbs. separat? Bruno: Bstllg., wenn's flappt, noch vor Weihnachten dort. Adr. für dir. erwartet. Bf. v. 14./12. hier. Adr. 2c. besorgt.

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X, 3:

G. M. M.: Bztg. steht auf

eigenen Füßen. W's. persönliche Vornahmen berühren seine Beziehungen zur zahmen" B. nicht. G. W. W. öwfl. 2 à Cto. erh. Natürlich, denn 13 Briefe mit Doppel porto kosten doch Mt. 1 30 pr. Du. mehr. Verrina: Mt. 64. Qu. Kdn. und 3. Du. Az. Ihnen gutgebracht, da längst belastet. 4. Du. Rz. auch. G. Strtsch. Springfild: Fr. 5 12 Ab. 1. u. 2. Qu. 85 erh. Adr. geänd. Michel Gehret: Mt. 24- It. Dttg. pr. Kr. u. Mr. 5 75 Abon. ab 1. Dez. Ende März 85 erh. 25 Pfg. Rest d. Agfds. dkd. zugewiesen. à Cto. Ab. am 15./12. einges F. W. Frzsche. Philad.: Fr. 50­

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troffen. Am 10. 5. zahlte uns die Post nur Fr. 49 86, nicht 50, aus. Irrthum berichtigt. Mehrbstllg. folgt. Gruß! Kopenhagen  ( 100 Kronen) Fr. 133 33 v. b. Gen. pr. Wfds. dtd. erh. Spg. Gz.: Fr. pr. Jns. erh. R. Sch. Hgn. Mr. 4 Ab. ab 1. Dez.- Ende März 85 erh. G. E. M.: Fr. 27 50 für Flgbl., Schft. u. S.-D. kompl. erh.

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Fon.: Mr. 5 30 Ab. 1. Du. u. Schft. erh. Sdg. nach Wunsch mit 51 fort. Rother Voigtländer: Mr. 32 40 Ab. 4 Du. erh. Adr. geordnet. Johannes B.: Mitunter unfreiwilliger Aufenthalt verursacht Pausen. Doppelbrief hierher wog 127 Gramm, war frankirt mit nur 40 Pfg.( statt mit Mt. 1 80). Jebe 15 Gramm und jeder Bruchtheil über 15 für volle 15 gerechnet, kosten 20 Pfg. Mußten deshalb Fr. 350 Strafporto zahlen, womit Sie belasten. Gruß u. Dank für Sdg. Der Bekannte: Nachr. hier: 3. wird kapirt haben, daß er der Blaue" ist. Postillon Lehmann I: Es bleibt da­bei wie bfl. Ferd. Brief v. 10. erh. Tdn. Delft.: Fr. 30- f. C. A. B. V. London  :( 2 Pf. St.) Fr. 50 40( worunter

Schft. erh.

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10 Fr. für H. W. durch S.) pr. Wfds. dkd. erh. Liège: Fr. 6 erh. Bf. erwartet.

Aber es handelt sich darum, die Defenſive aufzugeben. Der Wahlfieg Zürich  

in Deutschland   muß das Signal sein zum Angriff auf der ganzen Linie des kämpfenden Proletariats.

Und zu diesem Behufe wenden wir uns an Euch, Proletarier aller Länder. Allen sind wir zu schwach, in folcher Situation agressiv vorzugehen, den Kampf gleichzeitig aufzuneh­men gegen den Anarchismus und Antisemitismus im Rücken, gegen die Unklarheit in den eigenen Reihen, gegen die herrschenden Klassen und deren Schergen in der Front. Wohl aber können wir den Kampf erfolg­reich zum Ziele führen mit Eurer Hilfe. Mit Eurer Hilfe wird es uns

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Samstag, 20. Dezember, Abends 8%, Uhr, im Kafe Reßler:

Geschlossene

Versammlung der deutschen   Sozialisten.

Bahlreiches Erscheinen erwartet

Der Lokalausschuß.

Schweizerische Genossenschafts- Buchdruckerei Hottingen- Bürrich.

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