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des Kapitales hin. In Folge der vielen unliebsamen Erfahrungen, welche die radikale Arbeiterpartei mit verschiedenen politischen Parteien gemacht hat, ist dieselbe entschlossen, sich auf eigene Füße zu stellen, und fich nicht mehr zu Nuk und Frommen anderer Parteien die Finger zu

verbrennen.

,, Die letztere Partei- die man aber beileibe nicht mit den Anarchisten perwechseln darf ist in entschiedener Majorität, und wenn man den Versicherungen von Personen Glauben schenken darf, welche die Partei: verhältnisse zu kennen behaupten, gibt es in ganz Desterreich kaum 2000 bis 3000 Arbeiter, welche zur gemäßigten Arbeiterpartei gehören. That­sache ist es übrigens, daß die sogenannte gemäßigte Arbeiterpartei nur mühsam in Wien selbst Versammlungen von 300 bis 400 Personen zu Stande bringt, weil größere Versammlungen durch die dann unvermeid­lichen ,, Radikalen" gestört werden.*) Und bestände der Ausnahmszustand nicht, so würden gewisse gemäßigte Arbeiterführer wohl überhaupt keiner­lei öffentliche Versammlungen einberufen können, ja sogar ganz ohne Anhang dastehen."

Eine unverhülltere Reklame können sich die Radikalen", die ,, man die Herren aber beileibe nicht mit den Anarchisten verwechseln darlei Peutert und Genossen waren nämlich seiner Zeitbeileibe keine Anar­chisten"! eine unverhülltere Reflame können sie sich gewiß nicht

wünschen.

Wo aber steht diese Reklame? Im Leitartikel des ,, Vaterland", des Mundstücks der feudal klerikalen Dunkelmänner Dester­reichs. Dieses erzreaktionäre Blatt jubelt darüber, daß Arbeiter auf die Forderung ihrer politischen Rechte verzichten, es wendet ſeinen ganzen Eifer auf, die Männer zu verdächtigen, welche den Grundsatz fest­halten, daß die soziale Frage untrennbar ist von der politischen. Ihm und seinen Hintermännern paßt die Phrase der Beutert und Genossen vortrefflich in den Kram, daß das arbeitende Volk fein Intereffe habe an Preßfreiheit, Versammlungsfreiheit und allge­meinem Wahlrecht, denn im Dunkeln ist gut munkeln.

Indeß wir müßten uns sehr täuschen, wenn nicht just die Reklame aus solchem Munde die wirklich radikalen Wiener Arbeiter zum Nach­benken veranlassen sollte über die Berderblichkeit der pseudoradikalen Phrase.

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Der Leipziger Dynamit Prozeß ist zu Ende. Die Ange flagten sind, mit Ausnahme des Knopfarbeiters Töllner, dessen Frei­sprechung der Staatsanwalt selbst beantragt hatte, des Färbers Söhngen und des Bandwirkers Rheinbach, vom Reichsgericht für schuldig be­funden und zu nachstehenden Strafen verurtheilt worden:

August Reinsdorf zum Tode und 15 Jahren Zuchthaus. Franz Rupsch zum Tode und 12 Jahren Zuchthaus. Emil Küchler zum Tode und 12 Jahren Zuchthaus. Karl Bachmann zu 10 Jahren Zuchthaus.

Karl Holzhauer zu 10 Jahren Zuchthaus.

Der Verlauf des Prozesses selbst, auf dessen Einzelheiten einzugehen uns der Raum mangelt, hat im Großen und Ganzen unser in voriger Nummer ausgesprochenes Urtheil nicht ändern können. Von Reinsdorf abgesehen, war das Benehmen der Angeklagten ein nichts weniger als revolutionäres. Man kann Niemand zumuthen, daß er gegen sich selbst aussagt, aber wenn Rupsch und Küchler sich vor Gericht hinstellen und behaupten, jeder von ihnen sei nur deshalb nach dem Niederwald mit­gegangen, um den Andern heimlich am Attentat zu verhindern, dann fann man zu einer solchen Art der Vertheidigung nur mitleidig die Achseln zucken. Männer, welche die Welt umfrempeln wollen, müssen aus anderem Schlage sein.

Reinsdorf, der sich anfangs sehr reservirt hielt, ging, als er sah, daß ihm kein Leugnen mehr helfen tönne, zu der entgegengesezten Haltung über und spielte den Helden. Damit kann er indeß unser Urtheil nicht beirren. Es gehört für uns gar kein Heldenthum dazu, Dynamit in ein Lokal oder in einen Graben zu legen oder legen zu lassen, damit es ,, knalle", damit eine Demonstration" stattfinde. Das ganze Pathos des Herrn Reinsdorf ist ein falsches, erkünfteltes. Wie that er nicht entrüstet über den 1878 gegebenen Rath an die Arbeiter, das schuftige Manöver der Kapitalprozen- welche die Schafe von den ,, Böcken" säu­bern wollten dadurch zu durchkreuzen, daß sie ohne Bedenken die be­rüchtigten Erklärungen unterzeichnen! Und doch weiß ein Jeder, der die Heze des Attentatssommers 1878 durchgemacht, daß damals den Arbeitern gar keine andere Wahl blieb, und niemand weiß das besser, als Herr Reinsdorf, der nach dem Attentat seines Freundes Hödel in aller Stille von der Bildfläche verschwand. Außerdem ziemt diese Ent­rüftung am allerwenigsten Jemandem, der kurz vorher selbst erzählt hat, daß er seinem Prinzipal das Versprechen gegeben, sich von allen Agitationen fernzuhalten!

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Herr Reinsdorf haßt die deutsche Sozialdemokratie, er hat diesem

Haß in der Gerichtsverhandlung unverhüllten Ausdruck gegeben, und wenn wir ihm sonst nichts glauben, an diesen Haß glauben wir. Er ist seit Jahren die Triebfeder aller Handlungen des Herrn Reinsdorf, wie er die Triebfeder der Handlungen seines Freundes Most ist. Haß und Eitelkeit, dem Größenwahn dieser Leute paßt das zielbewußte

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*) Jft beiläufig erlogen. Das Sprengen gemäßigter" Versammlungen hat ganz aufgehört. Erst vor wenigen Tagen fand in den ,, drei Engeln" eine glänzend besuchte allgemeine öffentliche Arbeiterversammlung statt, in der Bardorf und Höger unter stürmischem Beifall referirten.

Menschheit herabgewürdigt haben. Und nun hat er die Dreistigkeit, vor Sie, meine Herren, die ehrbaren und respektablen Bürger von Lowbridge zu treten, vor brave Bürger, welche die Königin*) und das Vaterland lieben, das Gesetz achten und Gott fürchten, wie ich hoffe, daß Sie Alle es thun. Und wozu? Um dieses Bandämonium**) der Laster und Ver­brechen, die Pariser Kommune zu verherrlichen und die Teufel in Men­schengestalt, die dort ihr Wesen trieben, blasphemisch( gottlästernd) mit unserem Herrn und Meister Jesus Christus und den heiligen Aposteln zu vergleichen; um Sie, geschäßte Mitbürger, zu einer ähnlichen blutigen Rebellion aufzureizen, und mehr noch: um Ihnen Ihr ehrlich erworbe nes Geld aus der Tasche zu locken, damit er, ein faullenzender Baga­bund, der nicht arbeiten will, im Lande herumziehen und sein Gift überall ausstreuen kann, während er vom Fett des Landes lebt. Geben

Gris ihm Ihre Meinung zu erkennen und belehren Sie ihn, daß Low­

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zu gut ist für einen solchen gottlosen Schurken wie er nichts wissen will von elenden Atheisten und Kommunisten!" Dann stieg er vom Stuhle herab und die Zuhörer schrieen ihm ebenso laut Beifall, als sie Josua ausgezischt und niedergebrüllt hatten.

Ich will Herrn Grand die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu glauben, daß er durch seine Worte nicht die Wirkung hervorrufen wollte, welche fie hatte.Vornehme Leute reizen im Allgemeinen nicht leicht direkt zu Gewaltthätigkeiten auf, ein Geistlicher ist sicherlich nicht gern der offene Beranlasser eines Mordes. Aber zur Wuth gereizt durch ihre eigenen falschen Vorstellungen und noch mehr aufgeftachelt durch die Schmähun­-gen und das Geheze ihres Seelsorgers", ihres Hirten", verlor die Menge den letzten Rest von Selbstbeherrschung. Ein Dugend Männer sprangen auf die Erhöhung, wo die Rednerbühne stand, und im Nu sah ich Josua unter den Füßen der Rasenden. Umsonst rief nun Herr Grand Ordnung"! Umsonst versuchten die zwei an der Thür poftirten Polizeidiener in den Menschenknäuel zu bringen, umsonst bot ich ver­zweiflungsvoll all meine Kräfte auf, dem unglücklichen Freund Hilfe zu leiften, ich war in die dichte Masse so eingeteilt, daß ich nicht vor­wärts konnte.

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Die Angreifer hatten freie Hand Niemand hinderte fie in ihrer mörderischen Arbeit. Sie waren nach ihrer Ansicht Vertreter des Ge= setzes und der Ordnung, Streiter für Gott und Religion, und so be trachteten sie es als ihre heilige Pflicht, die Gesellschaft von diesem gott losen Aufwiegler, Umstürzler und Anarchisten zu befreien.

*) England hat bekanntlich nicht das Glück, von einem Rönig regiert zu werden, hat aber die angenehme Aussicht, dieses ehrenvolle Bergnügen nach dem Tode der jezigen, schon ziemlich bejahrten Throninhaberin, im allervollsten Maße( with a vengeance", jagen die Engländer) genießen zu müssen. Der hoffnungsvolle Erbe( der den landesüblichen Titel Prinz von Wales" führt) hat nämlich genau diejenigen Eigenschaften, welche am besten geeignet sind, den naturgemäßen Prozeß des Heraus­wachsens der Republik aus der Monarchie" möglichst-abzukürzen. **) Die Versammlung aller bösen Geister: Teufelsküche, Hölle.

Vorgehen der deutschen Sozialdemokratie nicht in den Kram, sie wollen mit der Arbeiterbewegung Ba- banque spielen.

In seiner Vertheidigung wies Herr Reinsdorf auf das gute Bei­spiel des Auslandes hin, welchem die deutschen Sozialisten nachzueifern hätten. Wir sind gewiß die Leßten, welche in Abrede stellen, daß die deutschen Sozialisten noch viel von ihren Genossen in andern Ländern lernen können, aber daß sie die Verpflichtung haben, die Thorheiten nach­zuäffen, welche im Ausland begangen werden, das sehen wir nicht ein. Ganz sicher, auch der deutschen Arbeiterbewegung werden Kämpfe, wie sie die Pariser Arbeiter 1871 durchzumachen hatten, schwerlich erspart werden angesichts gewisser Vorgänge in den letzten Tagen werden das selbst die Vertrauensseligsten einsehen aber diese Kämpfe muth­willig provoziren zu wollen, ohne Rücksicht darauf, ob die Möglichkeit eines siegreichen Ausganges gegeben ist, dazu gehört ein Muth, um den wir Niemand beneiden.

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Auf die alberne Redensart, unsere Partei sei eine Bourgeoispartei, sowie auf die Gemeinheit von den wohlbezahlten Führern lassen wir uns nichtweiter ein es genügt, sie tiefer zu hängen. Natürlich fehlte bei diesem Prozesse neben dem intelligenten Anstifter und den verführten Schwachtöpfen auch der Polizeispizzel nicht. In diesem Falle heißt der Spikel Palm. Unsere Genossen finden ihn in der schwarzen Liste unter der Rubrik III: Schuldenmacher, Schwindler und Brandscha her. Jm ,, Sozialdemokrat" Nr. 49 vom Jahre 1880 wurde er als der Unterstügung unwürdig gekennzeichnet. Ebenso wird es auch nicht an Versuchen fehlen, diesen ,, Dynamitprozeß" politisch zu fruktifiziren. Sei's drum!

Die Ausweisung Ewalds hat in den weitesten Kreisen Aufsehen erregt und Erbitterung hervorgerufen. In Reichstagskreisen wurde der Plan besprochen, eine Interpellation an die Reichs­regierung zu richten. Einige Mitglieder der Fortschrittspartei zeigten sich dem Plan sehr geneigt, und versprachen, ihre Unterschriften zu ge­ben. Zu einer Interpellation gehören nämlich 30 Unterschriften, also mehr, als die sozialdemokratische Fraktion aufbringen kann. Bei dem Versprechen hatte es aber sein Bedenken. Der fortschrittliche Radikalis­mus oder radikale Fortschritt denkt, und der Richter lenkt in der Fraktionssigung. In der nächstfolgenden Fraktionssitung wurde die Sache zur Sprache gebracht und auf des braven Eugen Richter Antrag der Beschluß gefaßt, daß kein Mitglied der Fraktion seine Unterschrift hergeben dürfe. Kurz, genau die Wiederholung der Bulygin Interpellation. Um Mißverständnissen vorzu­beugen, sei noch mitgetheilt, daß die sozialdemokratische Frat­tion sich in dieser Angelegenheit nicht an die Fortschrittsfraktion ge= wandt hat.

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Es brennt! Die( ultramontan-), Christlich - sozialen Blätter" bringen in ihrem neuesten Heft einen wahren Heulartikel gegen die Sozialdemokratie, in dem wir mit Genugthuung das Geständ­niß erblicken, daß den Herren das sozialdemokratische Feuer bedenklich auf den Nägeln zu brennen beginnt, und daß es mit dem stolzen Wort, der Katholizismus sei der sicherste Schuhwall gegen den revolutionären Sozialismus, auch seinen Hacken hat.

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,, Der sozialdemokratische Prophet im Schafskleide" betitelt sich der ultramontane Klageruf. Ein praktischer Seelsorger", dem es Genoffe Bebel angethan, fühlt sich gedrungen, diesem zum so und so vielten Male den Schafspelz abzureißen"." Wir wollen ihn bei diesem lobens­werthen Geschäft keineswegs stören, selbst die kleinen Ün- richtig­keiten, die sich hie und da in seine Analyse eingeschlichen hoffentlich zur größeren Ehre Gottes, sollen uns nicht weiter aufhalten, nur das Heil rezept, welches der erschrecklichen Heulmeierei folgt, wollen wir zu Nuz und Frommen löblicher Allgemeinheit hier tiefer hängen. Man höre also:

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Wir wollten damit auf die große Gefahr hinweisen, in welcher unser deutsches Volk schwebt, gemäß den letzten Wahlresultaten nun auch das katholische, auf die Gefahr, von den falschen Paradies- Propheten, die im Schafskleide der Ordnung und Religionsfreiheit auftreten, ver­führt, mit utopischen Hoffnungen erfüllt und so zum Werkzeug der gottlosen rothen Umsturz partei gemacht zu werden. Damit wollen wir allen christlichen Volksfreunden und namentlich den katho­lischen Priestern fräftig zurufen:

,, Hand an's Werk!"

Es ist die Stunde da, vom Schlafe aufzustehen.

1. Meistervereine neben den Gesellenvereinen für die Hand­werker, und Arbeitervereine für die Fabriker müssen allüberall auf christlich konfessioneller Grundlage errichtet werden. Wir stimmen laut und freudig dankbar ein in den Ruf, den Hize auf der letzten Generalversammlung an die Katholiken Deutschlands hat

erschallen lassen. 3 unächst ist in diesen Vereinen zu sorgen für Reli­

gion, Sittlichkeit und ehrbare Unterhaltung; doch disputiren nicht, inwie­weit diese Vereine auch direkter das wirthschaftliche Wohl ihrer Mitglieder zu fördern übernehmen sollten. Nur teine Schranke ziehen! Die Zukunft muß zeigen, was solche Vereine können. Zum Disputiren ist's zu spät, Hand an's Wert, die Religion und Sittlichkeit unseres Voltes zu retten vor sozialdemokratischer Verführung! 2. Schriften, möglichst kurz und volksthümlich, dabei doch gründlich, scharfsinnig und interesant, müssen geschrieben und für Spott preis massenhaft verbreitet werden, in welchen aus dem Leben be­wiesen wird, daß die Sozialdemokratie ein undurchführbarer Unsinn,

Geschlagen, gestoßen, zurückgehalten von den mich Umringenden, konnte ich ihm nicht beistehen. Erst prügelten sie mich, dann prügelten mich die Polizeidiener und bearbeiteten mich mit ihren Stäben,*) weil ich mich um jeden Preis freimachen und zu Josua gelangen wollte. Er lag auf dem Boden, bleich und bewußtlos, ein Blutstrom quoll langsam von seinen Lippen, während die Männer auf ihm herumtrampelten und ihn mit Füßen traten. Einer trat ihm zweimal unter fürchterlichen Flüchen Plötzlich verbreitete sich ein Ge­mit dem Stiefelabsatz auf den Kopf. flüster und Alle wichen erschreckt zurück. Einer von ihnen gab ein Zeichen, das Gas wurde abgeschraubt, und wie durch Zauberei war der Saal geräumt.

Als das Licht wieder angezündet war und ich zu Josua ging, um ihn aufzuheben war er todt. Mehr weiß ich nicht

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nur das der Mann, welcher so genau und gewissenhaft wie fein anderes menschliches Wesen, das mir bekannt ist, Christus nachgelebt und die Vorschriften des Christenthums, soweit sie allgemein menschlich sind, befolgt hat; der sich der Menschheit geweiht und seine ganze Kraft der heiligen Sache gewidmet hatte; der gegen Jeden liebevoll, nachsichtig, mitfühlend gewesen, dieser Mann war von der christlichen Ordnungspartei getödtet und sein Andenken gebrandmarkt worden, einestheils als das eines blutdürftigen Revolu tionärs von Handwerk, den nur die gerechte Strafe für seine Verbrechen ereilt habe, anderntheils als das eines eingebildeten, unreifen, feperi­schen Schwärmers, der Gott beleidigt und den wahren Glauben geschän­ganz daffelbe ist auch Christus, ist auch den ersten Christen, ist übelhaupt allen Kommunisten und Reformern aller Zeiten von dem gebildeten und ungebildeten Pöbel nachgesagt worden. Die Welt hat stets ihre Best en verleugnet, wenn sie kamen, und jede Wahrheit ist noch in blutigen Boden gepflanzt und bei ihrer ersten Aus­breitung mit Lügen überschüttet worden.

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So laßt sie denn ruhen, unsere Märtyrer, welche die Welt noch nicht kennt, ebenso wenig wie sie vor achtzehnhundert Jahren den gekreuzigten Kommunisten von Galiläa kannte, ihn, der mit den Enterbten wohnte, die Ausgestoßenen zu seinen Freunden machte vnd gegen die Heuchelei, Fäulniß und Ungerechtigkeit der damaligen Gesellschaft predigte, oder, um in moderner Sprache zu reden, Haß und Verachtung gegen die herr­schenden Klaffen erregte und zum Umſturz des Bestehenden aufwiegelte.

eine Fata Morgana, eine Lügenprophetie ist. Die geistlichen Präsides und Laien- Patrone der Vereine werden dann diese Schristen, je nachdem sie geschrieben, theils verbreiten, theils als Material zu ihren volks­thümlichen, packenden Vorträgen an den Vereinsabenden benutzen. Hand an's Werf, ehe es zu spät!"

So der praktische Seelsorger. Wir aber sagen:

Nur zu! Werft, volksthümliche Schriften", soviel als ihr nur könnt, unter die Arbeiter! Uns fann es recht sein. Denn den Kommentar zn euren Beweisen", den liefern wir!

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Spießbürger und Anarchist. In der New- Yorker Volkszeitung" finden wir folgende sehr treffende Notiz:

" In einer Berliner Korrespondenz der N. Y. Staatszeitung"( ein liberales Philisterblatt. Red. des Soziald.") jammert der Briefschreiber über die gewaltige Zunahme der sozialistischen Stimmen und erklärt dieselbe u. A. aus der schlechten Lage des Mittelstandes. Es heißt da: " Ja, in Wahrheit ist seine( des Mittelstandes) Existenz bedroht, denn er arbeitet durch die Bank mit einem privaten Defizit, und wenn einmal der Krach ausbricht, wird sich die lügenhafte Hohlheit der gesellschaftlichen Verhältnisse auf breiter Basis zeigen. Eine dunkle Erkenntniß von der schwierigen Situation ist da, eine bedrückende Muthlosigkeit zeigt sich in steigendem Maße, und in der Verzweiflung haben sich Hunderttausende der Sozialdemokratie in die Arme geworfen. Das ist es, was man hier in Deutschland nicht offen aussprechen darf, ohne in's Gefängniß zu wandern; was Sie auch lesen mögen, was man Ihnen auch schreiben mag, hierin liegt der einzige wahre Grund des überraschenden An­schwellens der Sozialdemokratie. Nicht neue Arbeiterbataillone sind es, welche die Schaaren verstärkt haben, es ist der ruinirte Theil des Mittel­standes, das verzweifelnde Bürgerthum, es ist der kleine Geschäftsmann, der sich der Sozialdemokratie zuwendet, weil es keine demokratische Partei mehr gibt. Jm 6. Wahlkreise von Berlin , in welchem die großen Fabriken still stehen und ein Nothstand herrscht, gibt es gar nicht so viel stimmfähige Arbeiter, als für Hasenclever gestimmt haben; der große Suffurs stammt aus den Kreisen der Händler, Kaufleute, Agenten, auch, aber zum kleinsten Theil, aus dem niederen Beamtenstande."

Wie sich doch die Extreme berühren! Oder vielmehr, wie sich bei solchen Gelegenheiten zeigt, daß viele sogenannte Extreme eigentlich im innersten Wesen verwandten Charakters sind. Genau dasselbe, was der torrespondirende Spießbürger der Staatszeitung" sagt, sagt auch der Anarchist Most. Nachdem er sich mit seinen Voraussagungen und Wünschen bezüglich des Ausfalls der deutschen Reichstagswahlen unsterblich blamirt hat, wenn ihm in dieser Beziehung überhaupt noch etwas zu thun übrig bleibt" sucht er sich jetzt damit herauszureden, daß er die sozialdemokratischen Wähler als Spießbürger verdächtigt.

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Und in der Verzweiflung haben sich Hunderttausende der Sozial­demokratie in die Arme geworfen" flagt der Staatszeitungs": Korrespondent. Als ob nicht der ganze Gang der Entwickelung darauf hindrängte. Als ob nicht die sozialistische Kritik des Kapitalismus genau vorausgesagt hätte, daß diese Zertrümmerung des Mittelstandes eintreten muß! Als ob die Verstärkung der sozialistischen Heere nicht den Sieg um so gewisser machte, das Ende des Kampfes um so näher brächte! Daß in jenen Aussprüchen des Anarchisten und des Spießbürgers starke Uebertreibungen enthalt sind, versteht sich von selbst. Von den neu gewonnenen Hunderttausenden von Stimmen gehört sicherlich ein gewaltiger Theil den Lohnarbeitern an, den Rest allerdings den in's Proletariat herabsinkenden Kleinbürgern.

Und in dieser Thatsache, die so naturnothwendig und so siegverkündend für die Sozialdemokratie ist, suchen Spießbürger wie Anarchist- Trost. Heilige Einfalt!"

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Gemeinheiten." Mit berechtigter Entrüstung wendet sich die Berliner Kreuzzeitung" gegen die beiläufig offiziösen! Berliner Politischen Nachrichten", die es für angezeigt" gehalten haben, ,, aus dem Königlich westfälischen Hof- und Staats: Kalender" vom Jahre 1812 eine Reihe altadeliger Familien her­auszusuchen und namentlich anzuführen, von denen einzelne Mitglieder am Hofe Jerome's Dienste gethan haben. Indem das Blatt diese Männer als abenteuernde Glücksritter ohne einen Funken von Mannes­würde und nationaler Gesinnung" bezeichnet, knüpft es daran die Schluß folgerung , daß man auf die Enkel dieser Renegaten" nicht anders als mit dem Gefühl des tiefsten Mißtrauens" blicken könne.

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,, Entgegen der mehrfach verbreiteten Anschauung," schreibt darauf das Organ der Mucker- und Krautjunterpartei ,,, als ob die ,, Berl. Polit. Nachr." ein hochoffiziöses Organ seien, welches seine Inspirationen unmittelbar von maßgebender Stelle empfange, haben wir es oftmals hervorgehoben, daß die häufigen Tattlosigkeiten dieses Blattes deutlich erkennen ließen, wie es seine Informationen" lediglich auf den Hintertreppen und in den Bedientenstuben der Ministerhotels einhole. Wer die Richtigkeit unserer Auffassung bisher auch bezweifelt haben mag, heute wird er uns Recht geben. Denn Niemand wird es für möglich halten, daß man es an maßgebender Stelle für opportun halten könnte, in jetziger Zeit die Anregung zu geben zu einer eingehenden Erörterung der Geschichte der Rheinbundszeit mit allen sich daran knüpfenden politischen und persönlichen Reminiszenzen, und Jedermann wird überzeugt sein, daß mit einem Blatt, welches gegen eine ganze Reihe altadeliger Familien, deren Mitglieder zur Zeit in der Armee wie im Zivildienst in hochangesehenen Stellungen sich befinden, sich der gemeinsten Angriffe schuldig macht, deutsche Behörden keine Vers

und höre, daß sie von der Menschheit verdammt werden. Ich sehe Andere, die ernst und aufrichtig für die christliche Lehre sind, aber in Tobsucht verfallen, wenn diese Lehren zur That werden. Diese eifrigen Christen denken nicht nur nicht daran, die Ursachen des Elends und Verbrechens durch Aenderungen in den sozialen Verhältnissen zu beseitigen! nein, sie bekämpfen und verfolgen Jeden, der Elend und Verbrechen aus der Welt zu schaffen bemüht ist, fie stempeln ihn zum Feind der Ordnung, der Sittlichkeit, und brüllen das Kreuzige! Kreuzige! mit der unduldsamen Wuth, wie vor achtzehn Jahrhunderten die Vertreter der herrschenden Klassen in Jerusalem .

Sie reden von der Gleichheit der Menschen vor Gott , nennen ihre Mitmenschen ,, Brüder in Christo", wer aber die Lehren der Gleichheit und allgemeinen Brüderschaft, für welche Christus und seine Apostel ge­lebt haben und gestorben sind, ins Leben einführen will, den erklären sie für einen Anarchisten, einen Hochverräther, und denunziren ihn wo möglich der Polizei oder dem Strafrichter. Was bedeutet dies Alles? Wie soll ich mich aus diesen Widersprüchen herausfinden? Wenn die Lehren der bürgerlichen Dekonomie wahr sind, wenn der unerbittliche, durch nichts gemilderte Kampf um's Dasein, der Krieg Aller gegen Alle, die Ausbeutung, Unterdrückung, Todtschlagung des Schwachen durch den Starken, unablösbar zur menschlichen Gesellschaft gehört, gut, dann sei man wenigstens so ehrlich, zu gestehen, daß das Christenthum mit seinem Gebot der Unterstüßung des Armen und Schwachen, mit seiner Barm­herzigkeit und unterschiedslosen Menschenliebe eitel Narrethei war; und lasse den heuchlerischen Schein eines Glaubens fallen, der weder unsere staatlichen noch unsere gesellschaftlichen Einrichtungen im Geringften be einflußt, und auch nach dem Willen der Herrschenden nicht beeinflussen soll. Wenn Christus Recht hatte, hat unser christlicher Staat und unsere christliche Gesellschaft Unrecht; wenn die herrschenden Staats- und Gesellschaftsgrundsäge wissenschaftliche Wahrheit sind, dann lehrte und wirkte Jesus von Nazareth nicht nur umsonst, sondern verging sich auch gegen unabänderliche Geseze.

Wohlan, was ich nicht kann, werden Andere zu Stande bringen. Die Zeit wird diese Widersprüche lösen. Die Erkenntniß bricht sich immer mehr Bahn, verbreitet sich in immer weiteren Kreisen. Ich schließe diese Erzählung mit den Worten, die Josua bei einer Gelegenheit furz nach unserer Rückkehr von Paris zu mir sprach:" Meine Augen sind nicht scharf genug, den Weg deutlich zu sehen, aber klar und hell zudrängen: die Vermenschlichung des Staats und der Gesellschaft, die allgemeine Verwirklichung des Menschheitsgedankens, des Kommunismus."

Der Tod meines Freundes hat mir eine Wunde geschlagen, die nie vernarben wird. Ich bin vereinsamt und von Zweifeln bedrängt. Nicht steht vor mir das hehre 3iel, dem Gerechtigkeit und Nothwendigkeit blos der Freund fehlt mir, auch der Nathgeber, an dessen sicheres Urtheil ich mich anlehnen konnte. Ich stehe wieder vor der alten, quälen­den Frage: Hat die christliche Welt Unrecht, oder ist die Verwirklichung des Christenthums in Staat und Gesellschaft unmöglich? Menschen, die sich ernst und aufrichtig der Sache der Menschheit geweiht,

*) Der englische Polizeidiener( policeman, Konstabler) trägt als Waffe einen furzen, bleigefüllten Stab( staff, truncheon), eine Art Lodt­schläger", ironisch Lebenserhalter"( life preserver) genannt.

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Die Erzählung ist von Frau Liebknecht aus dem Englischen über­tragen. Genoffe Liebknecht hat sie für die Buchausgabe mit einer einleitenden Vorrede versehen.