Ehrengeschenk für den Reichskanzler zu bestimmen, während wir denselben l weitere 100 Mark hinzufügen werden, um das Ganze baldigst als Bei- trag der Inhaber und Arbeiter der Fabrik von Ferd. Möhlau u. Söhne bem Zentralkomite znr Begründung einer Bismarckstistung in Berlin W überweisen. Einwendungen gegen unseren Vorschlag sind innerhalb der nächsten fünf Tage zu erheben. Ferd. Möhlau u. Söhne." DaßKönig Stumm" nicht zurück- bleibt, versteht sich von selbst. So berichtet dasNeunkirchener Tage­blatt":Auf dem hiesigen Hüttenwerke wollte die Sammlung nicht so recht in Fluß kommen; deshalb wurde dafür gesorgt, daß die Meister lüften auflegten und die Arbeiter zurfreiwilligen" Leistung eines Beitrags aufforderten, mit dem Bemerken, es werde gewünscht! Auf der Coaks-Anlage sind nicht weniger als drei Listen aufgelegt; auch bei der Abtheilung des Baumeisters Fischer, der zirka 200 Mann unter sich stehen hat, ist seit Anlegung der Listen eine ungeheuere Lust zum Einzeichnen unter den Arbeitern zu bemerken. Während vorher kaum einige Mark eingegangen waren, zeichnet jetzt Jeder. In ähnlicher Weise werden auch in Elversberg diefreiwilligen" Beiträge der Ar- beiter gehoben, indem von Haus zu Haus gesammelt wird." Statt eines Kommentars, der hier zwar nicht nöthig ist, lassen wir «inen Bericht aus der letzten Nummer derArbeiterstimme" folgen: LautTagblatt" fand in Schaffhausen kürzlich eine Versamm- lung dort niedergelassener Deutscher statt. Es handelte sich darum, zu dem Nationalgeschenk, das die Deutschen in der Schweiz dem Fürsten Bismarck zu seinem 70. Geburtstag stiften wollen, Gelder zusammen- Zulegen, resp. diese vom deutschen Konsul in Zürich gemachte Anregung ZU besprechen. Viele Landsleute folgten der Einladung, nur zu viele, «3 waren nämlich einige in Schaffhausen existirende Arbeitervereine, die ftch offen zur Sozialdemokratie bekennen, ziemlich vollzählig aufgerückt. Diese wollten von einem Geschenk an Bismarck nichts wissen; man sollte diesem Mann, der durch sein Sozialistengesetz so viel Elend in Arbeiter- samilien angerichtet habe(durch Ausweisungen), eher ein Halsband ftiften. Solche Aeußerungen wurden laut. Schließlich wurde anstatt für Bismarck für die Fainilien ausgewiesener Sozialdemokraten ge- sammelt." So sprechen die Arbeiter, wenn sie nicht für jedes Wort die Hunger- Pritsche oder die Polizeifuchtel zu fühlen bekommen. Nicht wahr, sehr « h r e n v o l l für den Jubilar! Die Abkommandirungen" lassen Herrn Eugen Richter und seine Trabanten noch immer nicht schlafen. Jetzt muß Herr Otto Hermes, der ertappte Verfasser eines derAbkommandirungsbriese", folgende Berichtigung in die Welt schicken: Gegenüber einer in verschiedenen Zeitungen enthaltenen Berufung aus mich, erkläre ich, daß ich keinerlei Briese im Auftrag der. Partei- leitung, oder im Auftrag des Herrn Eugen Richter in Bezug auf die Abstiminung über das Sozialistengesetz geschrieben habe. Berlin , den Ü. Februar 185S. Dr. Otto Hermes." Wir fragen: Wen will man da täuschen? Glaubt Herr Hermes, und glauben die, welche hinter ihm stehen, es sei irgend Jemand dumm ge- Nug, auf den Leim eines so plumpen Dementis zu gehen? Der wenigst Scharfsinnige begreift, daß Herr Hermes etwas sagt, was nicht wider- legt werden kann, und was ihn gar nicht bindet. Also Herr Eugen Richter hat ihm keinenAuftrag" gegeben er hat ihn bloser- sucht", odergebeten", es zu thun. DieParteileitung" hat ihm keinenAuftrag" gegeben; aber die leitenden Persönlichkeiten haben es gethan. Ueberdies brauchte Herr Hermes ja keinenAuftrag" K gehörte ja selbst zurParteileitung" und zu den leitenden Persönlich- keiten. Und um die Thatsache konnte bet_ gute Mann doch nicht herum, daß ein von einem gewissen Herrn Otto Hermes geschriebenerÄbkom- Mandirungsbrief" vorhanden ist, und sich in sicheren Händen befindet. SinLehrbuch für Anfänger. Aus Braunschweig schreibt Man uns: Nach Beendigung der Reichstagswahlen, Ende November oder Ansang Dezember, ist in H a g e n in Westfalen ein kleines Buch er- schienen mit dem Titel:Die Sozialdemokratie unter dem Ausnahmegesetz. Ein Zeit- und Streitbild von Johannes Corv ey." Das Buch hat als Motto das Zitat aus L a s s a l l e' sFranz von Eickingen: Ehrwürdiger Herr! Schlecht kennt Ihr die Geschichte. Ihr habt ganz Recht, es ist Vernunft ihr Inhalt. Doch ihre Form bleibt ewig die Gewalt." und folgenden Inhalt: Vorwort. Zur Charakteristik der Sozialdemokratie. Der Broschüren- und Zeitungsschmuggel. Der Agitator und die Agita- torenschule. In Reih' und Glied. Die Hilfsquellen der Partei. Haus- suchungen und Verhaftungen. Die Wahlschlacht. Die Bourgeoissozialisten. Wie der Titel und das Jnhaltsverzeichniß dieses Buches zeigen, haben wir es mit einem Gegner zu thun. Als solchen bekennt sich der Ver- faffer auch gleich im Vorwort, und gibt als seine Absicht an,Licht zu verbreiten über die geheime Thätigkeit einer revolutionären Partei, die Nicht nur für den Staat als solchen, sondern auch für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Gesellschaft in den letzten Jahren immer gefähr- licher in ihren Konsequenzen geworden ist." Man sollte demnach annehmen dürfen, wir würden aus dem Pamphlet Dinge erfahren, die bisher vielleicht nur Wenigen bekannt gewesen. Aber dem ist nicht so. Was der Verfasser glaubt als neuesteEnthüllung" an die große Glocke zu hängen, sind keineswegs so große Geheimniffe, wie er sie darstellt. Seine Schrift ist weiter nichts als eine Nachahmung gewiffer Sensationsschriften eine pikant sein sollende Mischung von Wahrheit und Dichtung, denn Alles, was der Verfasser über die Agi- tation und sonst noch mittheilt, ist, soweit überhaupt auf Thatsachen be- ruhend, romanhaft und tendenziös übertrieben. all -lieber da« Bergste.(Laut:) Bringen Sie mich meinetwegen nach dem Gut. Gensdarm: Run, sehen Sie, Zureden hilft. Die Arbeit in der freien Luft wird Ihnen wohlthun. Also vorwärts! Stürmer: Vorwärts!(Geht unsicher einige Schritte nach der Richtung des Gutes.) Gensdarm: Nun, er ist wohl besoffen? Stürmer(empört): Herr!(Gleich darauf mit schwacher Stimme:) Mir ist sehr übel. Gensdarm: Ach was, kommen Sie nur, auf dem Gut wird Ihnen schon bester werden.(Für sich:) Hab' ich erst meine Provision, dann ist's mir gleich, was mit dem Kerl geschieht.(Laut:) Frisch, frisch, Sie sind ja noch ein junger Mann. Also vorwärts! Stürmer(zwingt sich:) Vorwärts!(Beide ab.) (Der Vorhang fällt.) ** » I. Theil. sEtn Feldweg; im Hintergrund parkartige Anlagen. Zwei Karren- schieber, jeder einen schwer mit Erdstücken beladenen Karren vor sich herschiebend.) Er st er Karrenschieber(zum zweiten): Aber nun halt, damit wir uns ein wenig verschnaufen können. Hol' der Teufel diese unge- wohnte Karrenschieberei!(Er trocknet sich mit der Hand den Schweiß von der Stirne und wischt die Hände an den Beinkleidern ab, während der Erste wie geistesabwesend vor sich hinstarrt.) Aber was ist Dir, bist Du krank? Du schaust ja ganz verzweifelt drein. Zweiter Karrenschieber: Der Gedanke an meine hungernde Familie macht mich fast wahnsinnig. Wo ich geh' und steh', seh' ich mein blasses Weib vor mir, die dunklen traurigen Augen auf mich gerichtet, wie sie beim Abschiede that. Ich höre den Ruf der hungernden drei Kleinen immerfort in meinen Ohren: Lieber Vater, komm' bald wieder und bringe Brod! Und nun schiebe ich hier, um dem Gefängniß, das man mir an- droht, zu entgehen, den Karren für Essen und Trinken und 25 Pfennige den Tag! Wie soll ich da den Meinigen helfen? Wenn diese Qual noch lange anhält, verliere ich wahrhastig den Verstand, wenn ich ihn über- Haupt noch habe. E r st e r Karrenschieber: Für Frau und Kind habe ich zum Glück nicht zu sorgen; nehme deshalb auch das Karrenschieben auf die leichte Achsel. Na weiter, Kamerad, vielleicht können wir Dir trotz unserer Arm- seligkeit Helsen.(Sie nehmen die Karren und schieben weiter.) (Dritter und vierter Karrenschieber kommen.) Aber das, was er erfahren und in seinem Buche über die Agitation mittheilt, hätte er nicht erfahren, wenn er sich nicht in den Kreisen unserer Parteigenossen als Sozialdemokrat ausgespielt hätte. Die Ge- nossen sollten daher aus seiner Schrift die Lehre entnehmen, nicht zu vertrauensselig zu sein. Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir die vor Kurzem stattge- habte allgemeine Durchsuchung der Kasernen auf dieses Buch zurückführen. Da heißt es S. 38:Keine Schönrednerei kann hinwegstreiten, daß die Armee vor der sozialdemokratischen Agitation nicht mehr sicher ist*) Der Verfasser hat, um sich bemerkbar zu machen, oder besser: um Aufsehen zu erregen, ein bischen sehr stark aufgetragen, was uns indeß nicht ver- anlassen kann, uns mit dem Inhalt seiner Schrift weiter zu befassen und die vielen darin enthaltenen Unwahrheiten zu widerlegen dazu ist der Raum desS.-D." zu kostbar. Wem es Spaß macht, der mag sich das Buch kaufen, das, von verschiedenen Bieoermeiereien abgesehen, wenigstens kurzweilig ist. Dagegen wollen wir dem Verfasser selbst noch einige einige Worte widmen. Der auf dem Titel angegebene Name ist nämlich ein Pseudo- nym, hinter welchem sich ein Herr Wiethake, früher Reporter für die hiesige Braun schweigische konservative Landeszeitung", verbirgt. Wenigstens hat genannter Herr sich kürzlich bekannten Personen gegenüber selbst als Verfasser bekannt. Hier- für spricht auch der Umstand, daß in dem Buche sortgesetzt von H........ die Rede ist; hiermit dürfte nämlich Hannover gemeint sein, wo der Herr den Genossen wohl gut bekannt sein wird. Das Wenige, was er dort und hier erfahren, hat er in seiner Art verarbeitet und dabei, wie jedem Kenner sofort ersichtlich, in's Maßlose übertrieben, was uns übri- gen« recht gleichgiltig sein kann. Mag sich der Spießer ob unserer infernalen Agitation gruseln, des- halb wird doch weiter agitirt, und um Mittel, mit der Polizei fertig zu werden, werden wir niemals in Verlegenheit sein. Anfänger können da- gegen aus dem Buche Manches lernen, und so hat es doch wenigstens einen Zweck. ör-o. Dien st eidliches aus Sachsen . Donnerstag den 5. Febr. wurden Genosse R e i ch e l t aus Groitzsch vom Landgericht Leipzig zu 50 Mark Geldstrafe verurtheilt, Genosse Germer zu einem Monat und unser Kandidat Müller aus Meerane zu sechs Wochen Gefängniß. Dieselben sollen eine von Reichelt einberufene Volksversammlung, welche der Stadtrath zu Groitzsch aber verboten hatte, in einem andern Lokale abgehalten haben. Germer und Muller sollen als Redner fungirt haben, auch sollen die Angeklagten das Lokal, in dem sie sich befanden, zur Versammlung hergerichtet haben; der Schandarm A l t m a n n aus Pegau , welcher mit seinem Kollegen G l ü x aus Groitzsch bei Allem zugegen gewesen sein will, hat es beschworen, und deshalb i st e s s o. Die Genossen haben Re- vision eingelegt. Ob sich dieselbe auch auf die höchst wunderbare Kon- struktion der beiden Schandarmengehirne erstrecken wird, welche unsere Genoffen eine unangemeldete Versammlung' in ihrer Gegenwart her- richten lassen und es erst hinterdrein rapportiren, das bleibt abzuwarten. Der D i e n st e i d aber ist entschieden der Grundpfeiler allerRechts- Ordnung" im deutschen Vaterland und verleiht demAuge des Gesetzes" jene Schärfe und Klarheit, in deren Ermangelung das Auge des ge- wöhnlichenUnterthanen" ein Zuchthaus kaum von einer Dienstwohnung unterscheiden kann. Oe st erreich. Die bereits in Nr. K unseres Blattes erwähnte Volksversammlung in Brünn fand am 2. Februar statt. Trotz der rauhen Jahreszeit die Versammlung wurde unter freiem Himmel abgehalten zählten die Theilnehmer nach Tausenden. Von slavischer Seite sprachen die Genossen I i r o u s ch e k und B u r i a n, von deutscher B a r d o r f aus Wien . Folgende Resolution wurde unter großem Beifall angenommen: Angesichts der gegenwärtigen Bestrebungen der maßgebenden Kreise zur Unterdrückung des svzialtstischen Gedankens erklärt die heute am 2. Februar in Jos. Straßni's Restaurationsgarten in Brünn tagende Volksversammlung, daß derartige Maßregeln n i e und nimmer ihr Ziel erreichen werden, denn die Sozialdemokratie ist nicht, gleich den anderen polltischen Parteien, eine Vereinigung zum Schutze von privilegirten Srandesinreressen, sondern sie basirl auf der sozialen Wissenschaft und erstrebt eine gerechte Vertyeilung der wirth- schastlichen Güter, eine gleichmäßige Antheilnahme an der materiellen und geistigen Kultur. Um zu diesem Ziele, das in jeder Beziehung sitt­lich und kulturgemäß ist, zu gelangen, verlangen die Sozialdemokraten die Abschaffung der kapitalistischen Produktionsweise, welche die Haupt- quelle des sozialen Elends ist. Durch diese gewiß moralischen und humanen Bestrebungen geräth aber die Sozialdemokratie in Gegensatz zu den herrschenden Parteien, welche das größte Interesse daran haben, den Kapitalismus und seine Kon- sequenzen, die Verarmung des Volkes und die ungerechte Güterverthei- lung, aufrechtzuerhalten. Die Ausbeuterparteien waren daher seit jeher bemüht, die Sozial- demokratie mit allen Mittel,» zu bekämpfen. Da es ihnen nicht gelun- gen ist, durch Lügen und Entstellungen den Sozialismus zu vernichten, so versuchen sie neuerdings, durch Repressivmaßregeln die Sozialdemo- kratie zu stürzen. Das neueste Produkt dieser Absichten ist das geplante Sozialistengesetz, das aus der ungemein vagen Behauptung, die sozialistischen, auf den *) Hier ist der werthe Einsender nach unserer Ansicht doch im Irr- thum. Die Thatsache, daß die Armee bis in den Unterofsiziersftand hinein sozialistisch durchseucht ist, ist den Staatslenkern in Deutschland längst bekannt. Dazu braucht es nicht erst eines verschämten Denun- zianten. Die Red. Dritter Karrenschieber(zum vierten): Alle Wetter, wenn das noch 14 Tage fortgeht, bei solcher Kost, dann können wir wohl mit einander ins Krankenhaus wandern.(Sie stellen unwillig ihre Karren nieder.) Vierter Karrenschieber: Morgen sind für mich die unterschriebenen vierzehn Tage um, und ein Schelm will ich sein, wenn ich noch eine Stunde länger für diesen Hundelohn den Karren schiede. Uno sollte ich selbst der paar Pfennige, die ich zu gute habe, verlustig werden, ich gehe weiter und suche mir Arbeit in meinem Geschäft und wünsche den Herr- schaften für ihre schuftige Ausbeutung ewiges Höllenbrennen. Dritter Karrenschieber: Wen z nur Dein Wunsch in Erfüllung gehen möchte; verdient haben es'diese Menschenschinder.(Beide mit ihren Karren ab.) (Fünfter und sechster Karrenschieber kommen.) Sechster Karrenschieber: Halt, Freund, hier ist Haltestelle. Fünfter Karrenschieber: Ich dachle soeben daran, welch' Himmel- schreiendes Unrecht uns geschieht, dadurch daß man uns mit Gewalt hier diese schwere Arbeit für ei» Butterbrod aufbürdet. S e ch st e r Karrenschieber: Ist denn schon jemals an uns armen Teufeln kein Unrecht verübt worden? Exislirt für uns Proletarier über- Haupt das Wort Recht?(Er lacht bitter.) Freund, wir haben heute den 18. März. Heute vor 37 Ihren sind unsere Väter in die Straßen von Berlin gestiegen und haben für das Recht ihr Blut vergossen. Uno heule stehen wir rechtloser da denn je, und schieben mit verzweifelter Anstren- gung den Karren. Aber glaub' es mir, wir haben unser Loos zum Theil selbst verschuldet, weil wir mit der größten Gleichgiltigkeit Alles über uns ergehen lasten, in Wahrheit richtige Karrenschleber sind. Fünfter Karrenschicber: Was sollen wir machen? Der Schwächere unterliegt. Wir sind die Schwachen. S e ch st e r Karrenschieber: Ja, Einer allein kann nichis, das ist ganz richtig. Aber alle zusammen könnten wir Vieles Alles ändern. Da wären wir die Stärkeren. Unser Fehler ist, daß wir nicht zusammen- halten. Indeß solange Einer noch das Sattessen hat, geht er stumpssinnig seinen Weg. Fünfter Karrenschieber: Du kannst Recht haben. Aber warum gehst Du selbst so stumm neben uns einher? S e ch st e r Karrenschieber: Warum? Weil ich nicht weiß, mit wem ich zusammen arbeite. Von solchen Tingen zu sptechen, ist heute nicht rathsam. Haben wir doch leider unter unseren eigenen Kameraden noch immer Dumme genug, die nicht allein ihre Knochen den Herrschasten unterthänigst zur Verfügung stellen, sondern auch noch jedes fallen ge- lastene Wort mit Hundedemuty rapportiren. Umsturz der bestehenden Staats- oder Gesellschaftsordnung gerichteten Bestrebungen zu unterdrücken, aufgebaut ist. Abgesehen von der in Deutschland bereits erwiesenen Zweck- und Nutzlosigkeit eines solchen Gesetzes, ist diesem neuestenGeistesprodukte" eine derart unbestimmte Fassung gegeben, die der Willkür der vollziehenden Behörden den denkbar weitesten Spielraum gewährt. Erlangt nun diese Vorlage Gesetzeskraft, so sind die Ardeiterorgani- sationen, als Gewerkschaften, Bildungsvereine, ihre Presse sc., dieser Willkür auf Gnade und Ungnade überliefert und dem voraussichtlichen Untergang geweiht, der tief in den Verhältnissen begründete Klassenkampf der Arbeiter aus den Bahnen der vernünftigen und berechtigten Organi- sation verdrängt. Es ist unrichtig, daß das geplante Gesetz seine Spitze gegen verbreche- rische Ausschreitungen der Anarchisten richtet, sondern es richtet sie direkt gegen das arbeitende Volk, welches zielbewußt eine rationelle Verbesse- rung seiner Lage anstrebt. Gegen verbrecherische Ausschreitung haben die bestehenden Gesetze hinreichend genügt; wohl aber ist es bisher nicht gelungen, die Massenorganisation des Proletariats zu hindern und die Verbreitung der sozialistischen Ideen zu unterdrücken. Gegen Gedanken erweist sich selbst der brutalste Kampf nutzlos. Man kann die einzelnen Sozialisten verfolgen, eine Reihe von Exi- stenzen vernichten, unzählige Familien an den Rand des Aogrunds stürzen, aber die Sache des Proletariates wird dennoch siegreich weiter- gehen. Einzig und allein würde die Erhebung der Regierungsvorlage zum Gesetze zur Folge haben, daß die ihrer Organisation beraubten Arbeiter einer verzwetflungsvollen Stimmung anheimfallen, deren natürliche Kon- sequenz verzweifelte Thaten sein würden. Ein solches Gesetz erscheint nur geeignet, den Anarchismus, den man angeblich mit Stumpf und Stiel ausrotten will, künstlich zu züchten. Die Voraussetzungen der Regierung über die Wirkung des Gesetzes sind sowohl in präventiver wie repressiver Hinsicht grundfalsch und sind alle dadurch erforderlichen Opfer unnütz. Gegen derartige, die Rechte oes arbeitenden Volkes mit Füßen tretende Experimente, wie die Schaffung eines solchen Gesetzes ist, p r o t e st i r e n wir daher vom Standpunkte der Menschlichkeit und Gerechtigkeit auf das Entschieden st e. Trotzdem blickt das arbeitende Proletariat der Zukunft muthig ent- gegen, es ist sich seines endgiltigen Sieges gewiß. Die Ministerien kommen und gehen, das Proletariat aber bleibt und wächst, solange die heutige Wwthschaftsordnung ihre Opfer fordert. Die soziale Frage hat vor Bodendach nicht Halt gemacht, sie hat ihren Einzug in ganz Oesterreich gehalten; solange sie besteht, wird auch der Sozialismus wachsen und gedeihen. Die Sozialdemokratie hat das Ministerium Äiskra überlebt, sie wird auch das Ministerium Taaffe überleben." Die Nummer derWahrheit", welche diese Resolution veröffentlichte, sowie das projektirte Sozialistengesetz in gebührender Weise krttistrte, ist k o n f i s z i r t worden Beweis, daß die österreichische Polizei noch nicht genug Machtmittel in Händen hat, um die Presse uno paS freie Wort zu knebeln. Der zweitstärkste Arbeiterverein in Wien , dieUnion der Metall- ardeiter" hat am 9. Februar mit einem dreimaligen Hoch auf die Sozialdemokratie seine Auslösung beschlossen, weitere Auflösungen stehen in den nächsten Wochen bevor. Ebenso wird auch dieWahrheit" wahrscheinlich mit nächster Nummer ihr Erscheinen ein- stellen. Die Wiener Arbeiter", schreibt uns ein dortiger Genosse,wollen eS nicht dazu kommen lassen, daß über ihre Vereinsthätigkeit die polizeiliche Kontrole verhängt wird, allseits wiro die Parole ausgegeben: Nicht ducken! Mit der Auflösung der Organisation wird die Frucht muh- samer Arbeit von mehr als einem Jahrzehnt vernichtet wäre man sentimental, so könnte man Thränen darüber vergießen, und doch er- scheint es als der beste Ausweg, daß die Arbeiterorganisationen den Selbstmord beschließen. Was die Folgen sein werden, ist unschwer zu sage n." Gewiß. Mögen diese Folgen nur die Schuldigen mit voller Wucht treffen! Frankreich . In Paris starb am 14. Februar Jules Balles, ehemaliges Mitglied der Pariser Kommune und zuletzt Her- ausgeber desCri du Peuple". Balles war im Grunde mehr Jour- nullst als Politiker, sein Sozialismus war mehr Sache des Gefühls als der wissenschaftlichen Ueberzeugung. Aber er hat ehrlich und lreu zur Sache der Unterdrückten gestanden, und namentlich auch in seinen Ro- manen die Heuchelei und Verlogenheit der heutigen Gesellschaft mit sel- tener Kühnheit gebrandmarkt. Der Roman Jacques Vingtras, in wel- chem er zum Theil sein eigenes, vielbewegtes Leben schilderte, wird den besten Schöpfungen eines Dickens an die Seite gestellt. Vielleicht das höchste Lob für Valles war das Urtheil Emil Zola'S über diesen Ro­man. Der Verfasser des Ässommoir sprach Valles seine Bewunderung aus, zugleich aber sein großes Bedauern, daß Valles seine schrlitgellerlsche Begabung in denundankbaren und erniedrigenden" Dienst der Politik stelle. Das Begräbniß fand am Montag unter sehr großer Betheiligung der Sozialisten und Revolutionäre aller Richtungen statt. Bei solchen Ge« legenheiten kennen die französischen Sozialisten keine Fraktionsunler chiede. Auch unsere in Paris lebenden Genossen nahmen am Zuge Theil. Einige Bourgeoissöhnchen aus dem Publikuin wollten diese Gelegenheit benutzen, ihrenPatriotismus" glänzen zu lassen, und versuchten es, einen Skandal zu provoztren, die Ardeiter nahmen aber so lebhaft für ihre deutschen Genossen Partei, daß den Bürschlein das Handwerk bald gelegt war. Am Grabe sprachen Massard, Vaillant, Rochefort und L o n g u e t. Fünfter Karrenschieber: Auch das mag oft genug zutreffend sein. Du könntest aber dennoch, da Du ein gescheidter Kops bist, heute Abend im Schlafsaal, richtiger Schlafstall, etwas über den 18. März zum Besten geben. Topp, schlag' ein!(Cr hält ihm treuherzig seine breite Hand hin.) Sechster Karrenschieber(dem fünften die Hand reichend): Gut, ich will'S versuchen; doch nun vorwärts I (Siebenter und achler Karrenschieber. Der achte ist Stürmer. Er taumelt und sinkt neben dem Karren nieder. Sein Vorder- mann tritt erschrocken aus ihn zu.) Siebenter Karrenschieber: Um Himmelswillen, Kamerad, bist Du krank? Achter Karrenschieber(mit matter Stimme): Mir ist sehr schlecht; ich wollte, ich könnte sterben. Siebenter Karrenschieber(sehr laut): He Nachbar, komm' schnell zurück! Dritter, vierter, fünfter und s e ch st e r Karrenschieber (kommen zurück; durcheinander): Was ist's? Was giebts? Siebenter Karrenschieber: Hier, der Neue ist krank geworden. Helft mir, ihn ins Haus bringen. Fünfter und sechster Karrenschieber(springen zu Stürmer): Was fehlt Dir? Stürmer(mit schwacher Stimme): Nichts, nichts oder Alles. Ich fühl's, es geht zu Ende. S e ch st e r Karrenschicber: Nicht doch, wenn Du Dich erst erholt hast, wirst Du schon wieder Lust zum Leben verspüren. Komm', fasse mich um den Hals!(Er hebt Stürmer auf. Zum fünften Karrenschieber:) Und Du halt' ihn auf der anderen Seite.(Zu Stürmer:) Geht's so? Stürmer: Ja, ja, Dank Euch, Brüder! (Sie gehen langsam fort.) Vierter Karrenschieber: Ich fürchte, mit dem ist's aus. Die Augen kenne ich. Hab' schon Manchem die letzte Beichte abgenommen. Armer Teufel! So jung, so jung, und soll schon abfahren!(Geht ihnen nach.) Dritter Karrenschieber: Will doch wenigstens seinen Karren an Ort und Stelle bringen.(Er greift zu:) Komm' I Siebenter Karrenschicber: Ich kenn« ihn kaum, aber mir ist's, als wäre mir ein Bruder erkrankt. (Beide ab.)