ReHner, ehe sie den Dienst antraten, und nachdem er sie in keih und Glied aufgestellt hatte, den betreffenden alten Leuten, sie auf die Schulter klopfend:„Sie, Herr So und so, Sie, Sie, Sie und Sie" u. f. ro., — sämmtliche beim Namen nennend,„Sie brauchen das nächste Mal nicht wieder zukommen, Sie sind zu alt! Ich habe den größten«erger, Exzellenz will es einmal nicht mehr haben." Exzellenz— das ist der Hofmarschall Graf Perponcher . Dasselbe ist schon Verschiedenen in Kroll's Etabliffement vor dem Brandenburgerthor paffirt, auch ein Lokal, wo nur die oberen Zehn- tausend verkehren; nur hier mit dem Unterschied, daß es hier Geheim- rath Engel nicht haben will, daß alte Leute bei ihm beschäftigt wer- den. Geheimrath Engel war früher ganz arm unn hatte sich von denen, die er jetzt so abfertigt, manches Stück Brod schenken lassen.*) Noch Eins; bei dem beregten Ordensfest hat sich ein Lohnkellner ein Bein gebrochen. Wird derselbe nun auch eine Pension bekommen, wenn er arbeitSunsähig wird? Die Leute mußten schwer beladen eine eiserne Wendeltreppe auf- und ablaufen. Warum belegt man die eisernen Stufen nicht mit Holztritten, oder doch mindestens mit einem Teppich? Hat man etwa dafür kein Geld? Oder ist man der Ansicht, daß es nicht darauf ankommt, ob sich einige Arbeiter Hals und Beine brechen,«eil es genug von dem Pöbel gibt? Arbeiter, macht die Augen auf! Bedenkt, was soll ein solcher alter Mann machen! Arbeit bekommt er nicht, Unterstützung gibt es nicht, da heißt es: Sie sind noch kräftig, Sie können noch arbeiten! Betteln darf er auch nicht, stehlen mag er nicht, und wenn er sich aushängt, todtschießt oder ins Waffer springt, dann ist er Selbstmörder und wird mit sammt seinen Hinterbliebenen und Anverwandten von der„christlichen" Menschheit verachtet. Seht, das ist das Loos auch des bravsten und tüchtigsten Arbeiters, und wer von Euch kann sagen, daß ihm nicht ein Gleiches bevorsteht? Seht, so wird das„höchste Gebot des Christen- thums", die Nächstenliebe, so wird die Altersversorgung, die Sozialreform überhaupt, von den christlichen Herr- fchenden Gefellschaftsklassen bethätigt! Die Berliner Rothe n."
— Rechtspflege im Zeitalter der Humanität. In der„Saale-Zeitung" vom 13. Februar lesen wir: „In heutiger Sitzung der Strafkammer wurde u. A. unter Ausschluß der Oeffentlichkeit gegen den Klempner Ambrosius G o d e- h a r d, aus Berlin gebürtig, 32 Jahre alt, wegen Majestätsbelei- d i g u n g verhandelt. Der Angeklagte ist schon mehrfach vorbestraft, berüchtigt als Ausbrecher aus Gefängnissen und Strafanstalten, und be- findet sich zur Zeit in hiesiger königlicher Strafanstalt, wo er noch b i s 18 3 1 eine Zuchthausstrafe zu verbüßen hat. Am 5. November v. I. wurde Godehard anläßlich bewiesener Widerspenstigkeit gegen Anstalts- beamte von diesen entsprechend behandelt, und verging sich dabei zu einer schweren Beleidigung gegen den Kaiser, wosür er heute zu drei Jahren Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt wurde." Die Sache klingt furchtbar einfach und natürlich:„ein berüchtigter Aus- brecher— Widerspenstigkeit— schwere Beleidigung gegen den Kaiser, da m u ß ja jede Spur von Mitleid schwinden," hören wir bereits irgend einen Reichsphilister ausrufen. Gemach, werther Herr, sehen wir uns den Fall einmal genauer an. Geben wir im voraus zu, daß der Sträfling, um den es sich da han- delt, ein verbrecherisch angeklagter Mensch sei. obwohl über die Art seiner Verbrechen, wegen deren er im Zuchthaus sitzt, nichts gesagt wird; denn das Ausbrechen aus Strafanstalten läßt an sich noch keinen Schluß auf einen schlechten Charakter zu. Er ist also widerspenstig gewesen und wird dafür von den Anstaltsbeamten„entsprechend" behandelt. Weiß der Leser, was das heißt„entsprechend"? Jemand, der die Verhältnisse im Zuchthaus zu Halle kennt, schreibt uns darüber: „Derjenige, der sich sozusagen nicht a n st ä n d i g benommen, wird auf eine Pritsche geschnallt, der Inspektor stellt sich mit der Uhr in der Hand daneben, und jede Minute wird dem Delinquenten ein Schlag verabfolgt. Sind ihm mehr als 25 Schläge zudiktirt, so bekommt er sie in mehreren Rationen, denn nach jeden 25 Schlägen muß er auf meh- rere Tage ins Lazareth, und erst, wenn der Hintere geheilt ist, bekommt er fernere 25, und so weiter. Hundert Schläge hält Keiner aus, die Leute sterben dann im Lazareth." So sieht die„entsprechende" Behandlung aus. Und nun verletze man sich in die Lage so eines auf den Block gespannten Menschen. Muß seine Gemüthsstimmung, auch wenn er nicht, wie es hier der Fall zu sein scheint, von Natur aus zum Jähzorn neigt, eine wahrhaft verzweifelte sein? In dieser halb unzurechnungsfähigen Stimmung nun stößt er eine „Majestätsbeleidigung" aus, man kann sich denken, welche, und— drei Jahre Gefängniß, lautet das Verdikt der weisen und gerechten Richter. Drei weitere Jahre seines Lebens hinter Kerkermauern! Wahrlich, nichts kennzeichnet unser aufgeklärtes Zeitalter besser, als solche Rechtspflege, als solche brutale Auffassung von Verbrechen und Strafe. Und doch gibt es immer noch Menschen, die über zu weit ge- trieben« Humanität greinen!
— Kaiserliche Gnade. Der deutsche Heldenkaiser ist bekannt- lich die Liebe und Güte selbst, man braucht in dieser Beziehung nur an die milde Bestrafung jener Landwehrleute zu erinnern, welche die Frech- beit gehabt, sich bei Sr. Majestät allerhöchst selbst zu beschweren, weil sie «»Viehwagen befördert werden sollten, sowie an Reinsdorf und Küchler: statt die beiden Unholde von unten herauf rädern zu lassen, ließ er es bei der bedeutend angenehmeren Todesart des Köpfens bewenden. Neuerdings nun hat Wilhelm wieder einen neuen Beweis seiner un- erschöpflichen Gnade gegeben. In Elberfeld hatten zwei Fabrikan- ten, Vater und Sohn, einem Arbeiter, der sein Entlassungszeugniß ver- langte, dies mit Keilschrift auf den Rücken geschrieben, d. h. sie hatten ihn aus das Brutalste geprügelt, dann, als er bewußtlos geworden, in den Keller geworfen und nfit Stricken gefesselt, und zwar auf eine ganz unglaublich niederträchtige Art. Das Ende des Strickes, welcher die Füße gefesselt hielt, ging nämlich von den Füßen über den Rücken, und war dann um den Hals geschlungen, so daß die Schlinge sich bei jeder Bewegung zusammenziehen mußte. Am Abend warfen die beiden bru- talen Burschen den durch die erlittenen Mißhandlungen gänzlich wehrlos gemachten Arbeiter auf die Straße. Für alle dies« Heldenthatcn erhiel- ten die Verüber des Bubenstückes von der Strafkammer 2 bezw. 1 Monat Gefängniß. Das war den Herren Fabrikanten natürlich wider den Strich, und sie wandten sich vertrauensvoll an den Heldengreis auf Deutschlands Thron um Begnadigung, und siehe da— sie hatten sich nicht getäuscht. Wilhelm ließ ihnen die Sonne seiner kaiserlichen Gnade leuchten und wandelte die Gefängnißstrafen in Geldstrafen von 200 bezw. 100 Mark um. k'iat justitia et persat raundus!
— Unverschämt! Der Berliner „Kladderadatsch", dieses traurigste aller politischen Witzblätter— wenn man auf ein Blatt, welches den Mangel an Witz durch potenzirten Servilismus auszugleichen sucht, über- Haupt den Titel Witzblatt anwenden darf—, läßt in einer seiner letzten Nummern den schweizerischen Bundesrath in Hinblick auf die Anarchisterei die Worte anstimmen: „Die ich rief, die Geister, Werd' ich nun nicht los!" Soweit diese Albernheit überhaupt einen Sinn hat— denn vor dem Verdacht, die Dynamiterei großgezogen oder ihr auch nur Vorschub ge- leistet zu haben, ist der schweizerische Bundesrath wirklich geschützt richtet sie sich gegen das Asylrecht und die freien Institutionen der Schweiz überhaupt. Diese sind den preußischen, russischen tc. Reptilen
*) Damit unsere Leser keinen falschen Begriff von besagtem Engel bekommen, bemerken wir, daß derselbe Geheimer Kom missions- rath ist, ein Titel, bei dem man sich alles Mögliche denken kann. Ge- heimer Kommiffionsrath war z. B. auch der verstorbene Direktor Cerf vom Viktoriatheater in Berlin , ein Mensch, dessen Ignoranz sprichwört- lich war, der aber sich vortrefflich darauf verstand, die Kommissionen der hohen Herrschasten nach„frischem Fl e i s ch" auszuführen; ganz besonders war er Hoflieferant des Prinzen Karl—„hochselig". Mit einem Wort, der Titel Kommissionsrath ist selbst in sonst loyalen Krei- sen so anrüchig, daß, als vor einigen Jahren der Theateragent Entsch mit ihm beehrt wurde, die„Berliner Wespen" lakonisch schrieben:„An einen neuen Kommissionsrath: Entsch, ärgere dich nicht!" Vielleicht erklärt es sich nun, warum„Geheimrath" Engel keine alten Kellner um sich sehen will. Anm. der Redaktion.
und ihren Brodgebern ein Dorn im Auge, und deshalb wird die That- fache, daß die Dynamitpraxis aus den mit Ausnahmegesetzen, großem und kleinem Belagerungszustand gesegneten Ländern von gewissen zwei- deutigen Subjekten auch in die Schweiz exportirt wurde, in ihr Gegen- theil u m g e l o g e n.*) Es dürfte sich unter den Dynamitards in der Schweiz schwerlich ein ernsthafter politischer Flüchtling finden, wer wirk- lich hier ein Asyl sucht, wird nicht so wahnsinnig sein, seinen Thaten- drang gegen dies Asyl zu richten, das ist ganz selbstverständlich. Wer hat die Peukert, die Palm, die W e i ß großgezogen? Die Schweiz ? War es der schweizerische Bundesrath, der mit einem Peukert frater- nisirte, der den Wiener „Radikalen" 500 Gulden zur Abhaltung einer Volksversammlung schenkte, war es ein Mitglied des schweizerischen Nationalrathes, das zur Zeit der Merstallinger Affäre und der Wiener Brände mit dem Redakteur der„Zukunft" liebäugelte? War es der Chef der schweizerischen Polizeiverwaltung, der dem Anarchisten Weiß ein Monatsgehalt von 130 Mark aussetzte, der in offener Sitzung er- klärte, daß ihm die A n a r ch i st e n eigentlich lieber seien als die Sozial- demokraten? Oder waren es die Herren Liechtenstein , Belcredi, Madai und Puttkamer? In der That, nicht diejenigen, denen die freien In- stitutionen der Schweiz am Herzen liegen, haben die vom schweizerischen Bundesrath angestellte Untersuchung zu fürchten, sondern ganz andere Leute. Wir können, wie die Dinge nun einmal liegen, nur wünschen, daß die Urheber der blödsinnigen Drohbriefe ermittelt werden, wahr- scheinlich würden dann die Brodgeber des„Kladderadatsch" ein ganz anderes Lied zu hören bekomme», als sie erwarten. Etwa: Die ihr schickt, die Geister, nehmt sie nun zurück! Bei dieser Gelegenheit wollen wir doch als Charakteristikum erwähnen, daß Herr Hans Most sich über den Engels'schen Nachweis, daß die Dynamit-Attentate in England einem tiefgefühlten Bedürfniß— Ruß- l a n d s entgegenkommen und von russischen Agenten zu Attaken auf das Asylrecht Englands fruktifizirt werden, mit der geistreichen Redensart
hinwegsetzt:„Ist denn kein Irrenarzt in der Nähe?" !�e,..
Natürlich! Wenn jemand seinerzeit in Schlesien dem„Maler Schmidt" von Polizeispionen gesprochen hätte, so würde er wahrscheinlich eine ähn- liche Antwort von— Herrn S t i e b e r erhalten haben. Wie kann man den Regierungen, insbesondere der russischen, auch nur die Unterhaltung von Agents Provokateurs, die Anstiftung von Unruhen unterstellen? So etwas ist ja noch nie dagewesen. Rußland hat noch nie Agenten im Auslande unterhalten, zu keiner Zeit in andern Ländern Revolten ge- schürt, nur ein Ignorant oder Idiot wie Engels kann auf solche Ver- muthung kommen. Je reaktionärer, je despotischer eine Regierung ist, um so mehr ist sie vor dem Verdacht unsauberer Manipulattonen ge- schützt; der groß�Historiker Most' sagt es, und der muß es doch wissen.
— Zur K r i s i s. Heber die Geschäfts st ockung in den Vereinigten Staaten von Amerika brachten die Blätter vor Kurzem einen Bericht aus Bradsteedt's Journal, aus dem hervor- ging, daß in fast allen größeren Städten Nordamerikas die Zahl der Arbeitslosen eine wahrhaft erschreckende ist. Heute liegt uns aus N e w y o r k eine Spezialzusammenstellung vor, welche die dortige nicht- sozialistische„W o r l d" auf Grund von ihr angestellter Nachforschungen veröffentlicht. Nach der niedrigsten Abschätzung gibt es in Newyork 7 5,000 Ar- b e i t s l o s e, und das bedeutet wöchentlich wenigstens einen Ausfall von 1,000,000 Doll. an Arbeitslöhnen. Auf die verschiedenen Arbeits- beitszweige vertheilt, wird die Anzahl der Unbeschäftigen folgendermaßen abgeschätzt:
Frauen Werstarbeiter Italiener Konfektionsschneider Schneider Blumenmacher Zimmerer Bauschreiner Gypser Gas- u. WafferleitungSarbr. Steinhauer
30,000 3,000 8,000 10,000 5,000 1,500 1,400 1,500 400 1,250 2,000
Möbelarbeiter Metallarbeiter Setzer Buchbinder tc. Schuhmacher Zigarrenmacher Bäcker Kellner Andere Gewerke
3,000 3,000 1,000 1,500 500 6,000 800 1,000 2,500
Zusammen: 75,850
Es fehlt uns leider der Raum, auf die Schilderung der Zustände in den einzelnen Industrien einzugehzm, aber schon aus den vorstehenden Zahlen werden die Leser den Schluß ziehen können, daß dieselben wahr- hast entmuthigende sind. Und dabei sind, wie die„Newyorker Volks- Zeitung", der wir diesen Bericht entnehmen, schreibt, alle diese Angaben des kapitalistischen Blattes vielleicht eher z u n i e d r i g als zu hoch gegriffen; und wenn man in Betracht zieht, daß es noch eine Menge Erwerbszweige gibt, welche nicht untersucht worden sind, dürfte sich die Zahl der Arbeitslosen in Newyork noch viel höher stellen. Wie groß die Roth ist, geht außerdem zur Evidenz aus den Polizeiberichten hervor, welche u. A. melden, daß im vorigen Monat 15—16,000 Obdachlose Nachts in den Polizeiflationen beherbergt wurden, d. h. ungefähr 5000 mehr als zu derselben Zeit in anderen Jahren. Und Nordamerika ist das Land, wo der Schutzzoll seit Jahrzehnten seinen segensreichen Einfluß ausübt. Was sagen unsere Ritter vom „Schutz der nationalen Arbeit" dazu?
*) Auch im„Christlich-sozialen Korrespondenzblatt" des Hrn. Stöcker lesen wir in der Nummer vom 4. März, anschließend an eine Bemerk kung des„Genevois", daß am Bestehen eines anarchistischen Komplotts gegen die Schweiz nicht mehr gezweifelt werden dürfe:„Das ist die Frucht der Verhätschelung nichtsnutziger Leute. Mit Recht hat daher Herr von Schorlemer-Alst dieser Tage den alten Vers auf die Schweiz angewandt: „Wie tief bist du gesunken, Altedles Schweizerland, All' möglichen Hallunken Reichst hilfreich du die Hand." Es genügt, diese Infamie tiefer zu hängen.
Sprechsaal.
In Sachen der Dampfersubvention. Kopenhagen , 23. Februar 1885. Die deutschen Genoffen in Kopenhagen schließen sich den Resolutionen der schweizerischen und Londoner Genossen bezüglich der Dampfersub vention vollständig an. Im Namen d e r K o p e n ha g e n er G en o ss e n: Die Vertrauensleute.
Königsberg i/Pr., im Februar. Die hiesigen Genoffen haben sich einstimmig gegen jede Dampfer- Subvention erklärt, und diesen Beschluß der Fraktion mitgetheilt. Der Beauftragte.
Rostock , 3. März 1885. Die heutige Versammlung von Parteigenossen bedauert, daß unsere Vertreter im Reichstage bei der Dampfersubventionsvor- läge nicht geschlossen stimmen, und beklagt die hiedurch ermöglichte Lockerung, resp. Schädigung der Parteidisziplin. Der Beauftragte.
AuS Bern ist uns seinerzeit eine ähnliche Erklärung wie die vorher gehende zugegangen und nur irrthümlich nicht abgedruckt worden.
Die Genossen eines schlesischen Wahlkreises senden uns ferner in Sachen der Dampfersubventionsfrage folgende Resolution zur Veröffentlichung: „In Anbetracht, daß alle Angelegenheiten, welche in gesetzgebenden Körperschaften Gegenstand der Abstimmung sind, in größerem oder geringerem Grade Einfluß auf den Wohlstand des Volkes ausüben; und um zu vermeiden, daß eine unbedeutende Dampferfrage oder Handelsvertragssache zu zwecklosen Haarspaltereien, Zänkereien und Entzweiungen in unserem Lager und unseren Organen Anlaß gibt: ist darauf hinzuwirken, daß entweder ausnahmslos alle genannten Angelegenheiten als Prinzipienfragen betrachtet werden und von der sozialdemokratischen
Fraktion im Reichstag mit geschlossener Abstimmung zu erledige« find; oder daß unter Prinzipienfragen nur solche Fragen zusammen- gefaßt werden, welche unmittelbar die Beseitigung oder Erhaltung de» Klassengesellschaft oder Ungleichheit betreffen, und so die geschlossene Abstimmung erheischen. Im llebrigen sind wir der Ansicht, daß es n« r einer sozialdemo- kratischen Majorität gelingen wird, wirkliche Sozialreformen, z. B. Errichtung von Produktivgenossenschaften als Anbahnung zur Befrei- ung des arbeitenden Volkes durchzusetzen, und betrachten jede Schacher- politik in dieser Hinsicht als nutzlos und lächerlich."
Ottensen , 1s. Februar 1885. Wir ersuchen die Genossen allerorts, sich vor dem Cigarren- arbeiter Fritz Drachholz auS Trebbin bei Berlin recht sorgfältig in Acht nehmen zu wollen. Grund hierzu ist Folgendes: D r a ch h o l z verkehrte viel mit Polizeikommifsar Engel und anderen Geheimpolizisten, was er bei einer Gelegenheit, die wir in Nachstehendem mittheilen, selbst eingeräumt hat. Eine Anzahl Ge- nossen hatten eines Abends einen Ausgewiesenen zum Bahnhos begleitet, und ein Theil von ihnen war auf dem Heimwege in einer Wirthschast eingekehrt, als sie merkten, daß sich unter ihnen auch Drachholz befand. Derselbe wurde nun wegen seiner Bekanntschaft ins Verhör genommen, und als er sah, daß er überführt war, gestand er auch zu, daß e» mit Engel verkehre, sagte aber:„Ich treffe Engel nur in Wirth- schaften, da spielen wir Karten; weiter habe ich nichts mit ihm zu thun." Daß dieses Zusammentreffen aber noch einen anderen Grund hat alt Kartenspielen, kann man aus Folgendem entnehmen. Kaum ein» Stunde später, als Drachholz an jenem Abend fortgegangen, war Po- l i z e i in der Wirthschast, und der Polizeibeamte erklärte:„Alle, die i» jenem Zimmer gewesen, müssen mit," und dabei zeigte er auf da« Zimmer, in welchem das Verhör mit Drachholz stattgefunden hatte. Es wurde« an jenem Abend 12—15 Mann mit zur Polizeiwache genommen, und als sie Nachts halb ein Uhr dort ankamen, sahen dieselben DrachholZ dort sitzen, nicht Karten spielen, sondern ganz still für sich. Acht Tag» wurden dieselben Personen wieder vorgeladen, und wieder sitzt Drachhoh da, ganz für sich. Daraus geht evident hervor, daß Drachholz an jenew Abend zur Polizei gegangen ist, und den Angeber gemacht hat. Noih ein Fall: Ein Mann war angeklagt wegen Verbreitung verbotener Schriften; derselbe wurde auf die Poli- zei bestellt vor den P o liz e i k o m m i s s är E n g e l, und wieder warDrachholz anwesend, um denAngeklagte« zu mustern. Nach all' diesen Vorkommnissen kann kein Zweifel darüber bestehe«,- daß wir es in ihm mit einem schuftigen Spitzel zu thun haben. Drachholz hat uatermittlere Größe, schwachen Körperbau, blondes Haar, glattes, mageres, verschmitztes Gesicht.
Briefkasten
Kur Beachtung.
»ach
der Expedition: Der Geächtete i. Berge bei Forst N. L. Mk. 2— pr. Ufds. dkd. erh.— Paul Sp.: Mk. 80— h Cto. Ab.»c. nebst Ggrchng. gutgebt. Bfl. Weiteres.— Knurrhahn: Mk. 25— ä Cto. erh. Verl. gutgebr.— Rother Gauccho: Mk. 3— Ab. 1. Qu., Mk. 1— pr. Agfds. und Mk. 1— pr. Ufds. dkd. erh. Grüße allseits erwidert.— Zopyron: Das liegt am Kurs. Haben übrigens mit Mk. 41— den Saldo i pr. 84 gelöscht u. Adr. für O. nach Vorschrift geordnet. Qdm. notirt.-� Frisch auf Lgz.: Adr. geordn. A. u. F. waren eben fort. Weiteres be- sorgt. Bfl. mehr.— Rothe Fahne: Alles dkd. erh. Sonst Wissenswerthes betr. G. erbitten wir.— M. P. Rbg.: In 7 besorgt. Weiteres nach Wunsch. Deckadresse falsch. Wie oft noch?— Dokohama P. St.: Gewünschtes am 8 /3. via Amerika fort. Weiteres pr. P.-K.— Stbrg.: Nachr. v. 7./3. erh. Alles geordn. Bfl. mehr.-- h.: Adr. gelöscht- Warum die letzten Eingänge nicht gemeldet?— Simson: Sch. hat für Sie dorthin und hierher noch nichts bezahlt. Adr. notirt. Weiteres besorgt.— Felix: St. hat aber doch uns selbst damals gemeldet, daß Beipack für Euch aufhöre und deshalb weniger erh. Fbg. ist betr. Sr-. benachr.— Dreyfuß: Verlge. gutgebr. Reklamirtes soll pr. Bfd. längst! besorgt sein. Gewünschtes mit 10 fort.— Moritz: Adr. gelöscht. Erst notirt. Zwilchenhand hat gebockt. Bfl. Weiteres.— Rother Franz: Daran solls nicht fehlen, wenns dementsprechend auch weiterrückt.— Rothbart: Bf. v. 6./3. hier. Bstllg. kommt.— Roland: Bis jetzt von Mrbr. kein Pfennig eingetroffen; auch C. nicht.— Fldhptm.: Rdn. hier. War das Alles? Bitte Dtzd. Lbldr. billigst senden. Weiteres ab'/« nach Wunsch. Gruß!— Rothe Erde: Mk. 6— Ab. 1. u. 2. Qu. erh. Rückständiges fort.— R. M. in S. durch R. F.: Fr. 20—(darunter Fr. 10— für Annonce) pr. Ufds. dkd. erh. Ins. gelöscht.— L. Hecht. Buffalo: W- Tph. reftirt nur Fr. 1 25. Reagirte auf Anfrage nicht und wurde des« halb mit 31 gesperrt. Für Böh. berechnen gleich Rest bis Ende 3. Qu. 84 mit Fr. 4—; sind also Fr. 4 87 für Ihr Cto. übrig, da 2 Doll. Fr. 1012.— Matilde: Mk. 100— ä Cto. erh. Dzg. erhält nichts auf Ihr Cto., aber Elz., da nicht abbestellt, wie Revision Ihrer Bfe. ergab. Werden Adr. senden, ebenso Ers. u. Weiteres.— I. Schuler S. Fran- zisko: Fr. 5 56 Ab. 1. u. 2. Qu. nebst Agio erh. Aufschluß folgt pr. N.-E.-C. Ztew-Dork.— W. Adf. Mrg.: Fr. 4 75 ä Cto. pr. baar, und Fr. 2 10 Rmtt. gutgebr. Von W. Entnommenes künstig an diesen remittiren. Betrifft Vbhdlg.— Alter Rother: Mk. 32— Baar& Cto. 4. Qu. 84 u. 1. Qu. 85 u. Mk. 2 50 in Ggr. gutgebr. Schft.-N»ta ,c. richtig gestellt. Bf. folgt.— Alte Tannen: Mk. 6— Ab. 1. Qu. erh. Nachlfrg. fort.— I. M. Oberstein: Mk. 4— Ab. bis Ende Juni u. Mk. 1— f. Schst., sowie Mk. 5— pr. Ufds. dkd. erh. Weiteres besorgt.— C. Mz. Zrch.: Fr. 2 50 Ab. 1. Qu. erh.— Dr. V. M. W.: Fr. 5 40 Ab. 2. Qu. erh.-- r—; Mk. 6— Ab. 2. Qu. erh. Versehen geordn. Kompletirung folgt.— Dr. Cs. Bpst.: öwfl. 2 20 Ab. bis Ende Juli erh. Preis pr. Quartal Fr. 2 50 Xbd.— A. R. in B.: Fr. 15— i Cto. erh.— K. Sch. i. Ottenau: Mk. 6— Ab. 2. Qu. erh. u. Mk. 1 10 pr. Ufds. dkd. verwendet.— Ottopfennig ges. im SchweizerhauS Konstanz: Mk. 3 32 erh.— Xlingen ,c.: Mk. 4 56 Fortsetzung d. Otto- Pfennig vulgo„Bismarckspende" pr. Ufds. dkd. erh.— L. I— VI: Mk. 300— 5 Cto. Ab. ic. gutgebr. Adr. geordnet. Bfl. mehr.— New- Jork:(25 Doll.) Fr. 126 60 in Pawl, Wenigmann u. Smiths Cigarren- fabrik f. d. Wahlfos. gesammelt, durch Ohlsen dkd. erh.—
Den Bestellern der Winke«nd Rathschläge zur«gitation hiermit zur Nachricht, daß N e u a u s l a g e erst bewirkt werden kann, wenn eine bestimmte größere Anzahl fest bestellt ist. Wir bitten deshalb zur Beschleunigung um allseits umgehend« Bestellung. Di« Expedition des„Sozialdemokrat."
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