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r be Beichen des Nationalservilismus erzogen worden ist das sehen wir fiberall, wo die gesellschaftliche Entwicklung sich so weit zugespitzt hat, nicht daß das Bürgerthum nichts Wesentliches mehr zu erkämpfen, dagegen Alles nach links hin zu vertheidigen hat. Nur gebührt der deutschen Erle Jugend der Ruhm, in Punkto Rohheit obenan zu stehen. Der„ ideale" t der deutsche Student jubelt nicht nur den antisemitischen Hezreden eines zum Stöcker zu- natürlich keineswegs aus Brodneid gegen den jüdischen Stu er ist überall zu haben, wo es gilt, das Privilegium gegen Gerechtigkeit, die Gewalt gegen das Recht zu vertreten. Da liegt vor uns ein Blatt, betitelt„ Kliniker Bier- Zeitung, Zürich 28. Februar 1885", und bestimmt, den Frühjahrs- Kommers der die 3- Kliniken besuchenden Studenten der Universität Zürich zu verherrlichen. Wir müssen gestehen, daß uns selten ein„ Wikblatt" vor die Augen ge tommen ist, das so wiglos ist als dieses der ganze Inhalt besteht, bon einigen Karrikaturen abgesehen, aus Zoten und Gemeinheiten. Wir gift find teine Splitterrichter und würden über die Ersteren, die ja Nienicht mandem näher liegen als dem Mediziner, kein Wort verlieren, wenn fein nicht auch aus den Zoten ein Gebiet, auf dem ja selbst der Dümmste hat noch wikig zu sein pflegt uns eine Gesinnung entgegenträte, die an Niedertracht nichts zu wünschen übrig läßt.
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Der ganze Wit, oder vielmehr das, was Wig sein soll, des Blättchens ichs richtet sich gegen die Studentinnen der Medizin an der Universität Zürich , und zwar in so brutal- flegelhafter Manier, daß nur ein Wort dafür am Blaze ist: bübisch. Wir begreifen es ja, daß den Herren Studenten bie Ronkurrenz von Seiten der Frauen sehr zuwider ist, aber es gehört ein außergewöhnlicher Mangel an Takt und ein ungewöhnlich hoher Grad Chaft von Düntel dazu, in so persönlich- gehäffiger Weise die Frauen zu behimpfen, welche das Monopol der Männer auf Ausübung des ärztlichen fig Berufes anzutasten wagen. Unser Blatt ist leider für Arbeiter und nicht für gebildete Leute" geschrieben, wir verzichten daher darauf, Proben der Unfläibereien abzudrucken, in welchen sich der Merger der Herren Kliniker Luft macht; als Charakteristitum für den Geist derselben führen wir nur an, daß sie es sogar nicht verschmähen, die Studentinnen nach beschränkter Spießbürger als Bier saufende und Cigarren rauchende der Bachantinnen darzustellen, d. h. der offenkundigen Wahrheit direkt in's burd Gesicht zu schlagen, gleichzeitig aber als besonderen Gegenstand ihrer seine wiglosen Spöttereien eine Dame zu wählen, deren Verbrechen eben darin fet besteht, den Herren Kollegen nicht jung und schön genug zu sein. Und ischen nach all' diesen Rüpeleien fehlt zum Schluß nicht die übliche Biedern zu meierei:„ Verloren gegangen: das ewig Weibliche im Anatomiesaal". cftere Also das ewig Weibliche, ihr Herren? Aber wo ist denn die EigenTchaft geblieben, welche als das Korrellat des ,, ewig Weiblichen" zu gelten tude Pflegt: männlicher Ernst und Anstand? Habt Ihr das Recht, vom„ ewig Ent Weiblichen" zu reden, die Ihr die Rohheit so gefliffentlich fultivict? agte, Was versteht Ihr überhaupt unter dem„ ewig Weiblichen"? Das weibliche Bartgefühl? D nein! Die Unwissenheit, die Unters n be thänigkeit der Frau dem Manne gegenüber. Der große Dichter aber, dem Ihr das Wort entlehnt, hat Euch in den„ Geständnissen einer schönen Seele" gezeigt, daß wissenschaftliches Studium selbst der Anatomie die edle Weiblichkeit feineswegs ausschließt.
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Das ewig Weibliche" verloren! Aber wenn das junge Mädchen heute das ihr anerzogene Schamgefühl überwinden und sich einem männlichen Arzte anvertrauen muß
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wo bleibt denn da das von Euch gepriesene n de ewig Weibliche"? Und ist es Euch ganz unbekannt, daß heute Tausende Abertausende von Mädchen und Frauen langsam hinsiechen, weil sie De grade in Eurem Sinne weiblich- schamhaft denken? Wäre es Euch um biese ewige Weiblichkeit" ernst, Ihr müßtet mit Feuereifer für die weiblichen Mediziner eintreten, aber sie ist in Eurem Wunde nur hohle Phrase, nur elende Heuchelei. of Salum
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Das ist ein Beispiel unter Vielen, und obendrein aus einer Fakultät, deren Angehörige noch die fortgeschrittensten Elemente der Studentenschaft unter sich zählen; wie es in den andern Fakultäten, insbesondere der juristischen und theologischen, steht, kann man sich nach dieser Probe lebhaft vorstellen.
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Ja, die heranwachsende Generation ist mit wenigen Ausnahmen stockchen" reattionär, servil nach oben und brutal nach unten aber das trifft nur die Jugend der besigenden Klassen. Neben ihr gibt es jedoch uns zum Glück noch eine heranwachsende Generation: die Jugend unferer Arbeiter, und die, Ihr Bismard, Stöcker und Konsorten, ist aus anderem Holze geschnigt, an der werdet Ihr noch Mancherlei erleben, wenn auch nicht grade Dinge, die Euch Freude verursachen werden. Ehre, dem
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heutige akademische Jugend gebührt. Unser obiges Urtheil über die
scheint auf die belgischen Studenten keine ritt" Anwendung zu finden, was wir der Wahrheit die Ehre! hier eines gern fonstatiren. Wir lesen nämlich in verschiedenen Tagesblättern folDer gende Notiz:
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on fo Die Behörden der staatlichen Universitäten Belgiens hatten vor dem drei Jahren beschlossen, Studentinnen zum Universitätsstudium zuzulassen. Die jezt hierüber erstatteten Berichte besagen, daß die Zulassung der lt zu ungen Wiädchen zu feiner Klage irgend einer Art Veranlassung gegeben, b daß es die Studirenden für ihre Ehrenpflicht gehalten haben, ihnen die Achtung und Entgegenkommen zu befunden, so daß man selbst von dieistag lem Gesichtepuntie aus sich zu dieser Neuerung beglückwünschen kann." Und an der Lütticher Universitat studiren 19 Studentinnen, die sich meist den saturwissenschaften und der Pharmacie widmen; an der sei. Genter Universität 5 Studentinnen, von denen zwei Pharmacie und drei von Naturwissenschaften studiren, eine hat das Examen trefflich bestanden. die Auch an der Brüsseler Universität befinden sich einige Studentinnen, diefe von denen je eine das medizinische, das philosophische und wissenschaftStüdliche Examen mit Auszeichnung" bestanden haben." Freilich hat Belgien teinen glorreichen" Strieg hinter sich. Zwei gute Wahlnachrichten gesek, tönnen wir heute melden. In Mainz haben am 12. dieses unsere Geachen hoffen bei der Wahl zum hessischen Landtag einen glänzenden Sieg über rzen. die Ultramontanen und Nationalliberalen davon getragen. Von 622 heue Stimmen bei der Hauptwahl sind unsere Stimmen auf 1242 gestiegen. glaus Somit werden zum ersten Wale zwei Sozialdemokraten, die Genossen der öst und Ulrich, Einzug in den hessischen Landtag halten.
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Immer vorwärts!
190 Auch die Nachwahl im ersten Oldenburgischen Wahlkreise weist Slu tin erhebliches Wachsthum der sozialistischen Stimmen auf. Genosse Schwarz erhielt diesmal 593 Stimmen gegen 105, welche wir am 28. guten Ottober v. J. erhalten hatten. Das ist ein Fortschritt, mit dem wir bohl zufrieden sein dürfen.
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Junt Der Ottopfennig spudt fortwährend in Deutschland herum; Alles was streberhaft ist und tnechtselig, was Freude hat an einem bebänderten Knopfloch und am unterthänigst in Hundedemuth Ersterben" macht" aus Leibeskräften in Sammlungen, oder richtiger Erpressungen für den worben ha obem ist bis dato nur sehr wenig erſchnorrt über eine halbe Million Mart, was in Anbetracht der efigen Anstrengungen und der rücksichtslos und im weitesten Umfange Angewandten amtlichen und nichtamtlichen Pressionsmittel eine wahre ds., appalte ist. Immerhin dürfte bis zum 1. April, wo der biedere Otto nten, men dem deutschen Bolt so theuern Geburtstag feiert, und wo das von nationale Ehrengeschent" dargereicht werden soll, etwa eine Million Rart zusammengebettelt sein.
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Die Frage ist nun: Was soll mit dieser Summe geschehen? In seine Dauf Brivattasche tann Otto ben Ottopfennig" anständiger Weise beim besten eicher Billen nicht stecken es muß irgend eine Form gefunden werden, den der Bettel in irgend einer gemeinnügigen", zum Mindesten so scheinenlichen Form zum Besten des unvermeidlichen„ armen Mannes" anzuurde, gen. Von verschiedenen Seiten wird eine Stiftung" à la„ WilhelmsPende" geplant. Und das erinnert uns daran, daß der„ Ottopfennig" fich licht der erste Schwindel dieser Art ist. Die Kaiser Wilhelms Spende n es ng seiner Beit aus gleich schmugigen Motiven hervor, wurde mit gleich muzigen Mitteln betrieben, und
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m. Rameele schlucken und Müdenseigendas ist die Marime unserer herrschenden Moral auf politischem und auf anderen Gebieten. Wahlfreiheit! Unerbittliches Vorgehen gegen jeden Versuch zur Fälschung des Volkswillens! Das ist urplötzlich das Stichwort föniglich preußischer Staatsanwälte geworden. Natürlich, wenn königlich preußische Staatsanwälte oder Landräthe( auch Regierungsräthe, Minister und Kanzler) für irgend ein demokratisches Prinzip eintreten, dann weiß jeder nicht ganz auf den Kopf Gefallene sofort, daß dieser Liberalismus oder Demokratismus den Schalk hinter ihm" hat, wie weiland das Interim., s dn
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Und so hat es auch mit dem jetzigen Feldzug gegen die Verfälscher des Voltswillens" seine eigene Bewandtniß. Daß ein Landrath in seinem Kreise herumzieht, den Leuten Wege und Eisenbahnen verspricht, falls sie gut" wählen, ihnen die schlimmsten Dinge androht, falls ste schlecht" d. h. oppositionell wählen, das ist kein Eingriff in die Wahlfreiheit, teine Verfälschung des Volkswillens. Das ist väterliche Belehrung, freundliche Fürsorge, oder wie sonst die patriarchalischen Ausdrücke sonst lauten mögen.
Wenn die Bevölkerung ganzer Landstriche wie ein Trupp Soldaten an die Wahlurne kommandirt", wie eine Schafheerde vom gutsherrlichen oder landräthlichen Leithammel an die Wahlurne geführt wird, wobei jeder souveräne Wähler den vom Landrath oder Gutsherr ihm mit väterlicher Liebe geschenkten Stimmzettel in der hoch erhobenen Hand" zu tragen hat, damit unterwegs keine boshafte Verwechslung vor sich gehen kann, so ist das ganz in der Ordnung, eine nicht blos verzeihliche, sondern durchaus berechtigte, ja pflichtgemäße Ausübung der volksfreundlichen Autorität.
Wenn aber ein paar Dußend Ausländer", die Jahrzehnte lang in Deutschland gelebt und, weil sie das deutsche Gemeindebürgerrecht ungenirt ausüben, sich in den Glauben hineingedacht haben, sie könnten bei einer deutschen Reichstagswahl mitwählen, und wenn sie dies gehört wesentlich dazu
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dann den Frevel begehen, für einen FortschrittLer oder Sozialdemokraten zu stimmen, so ist das eine Fäl schung des Wahlresultats", und die Unglücklichen werden vom Staatsanwalt in Antlagezustand versezt wie das soeben in Danzig geschehen ist. ons
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Eine größere Farce ist nie aufgeführt worden! Die armen Teufel von Rickert- Wählern, denen jetzt der Prozeß gemacht wird, sind Verbrecher geworden und wissen selber nicht, wie. Sie haben sich nicht auf die Wählerlisten setzen lassen sie sind ohne ihr Zuthun darauf gesezt worden. Man weiß ja, wie die Wählerlisten angefertigt werden. Meist find es die Hauswirthe, von denen das Geschäft besorgt wird: in die ihnen zugesandten Listen tragen sie die Namen der Miether ein, von welchen sie annehmen, daß sie Wähler seien das ist die gewöhnliche Prozedur. Da laufen denn mancherlet Fehler mitunter allerhand Be gehungssünden und massenhafte Unterlassungs sünden, die in der Mehrzahl der Fälle den Betroffenen unbekannt bleiben. Und so war es auch hier. notabis
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Bon den angeklagten Danziger Wahlfälschern" wußten die meisten bis zum Tag der Wahl gar nicht, daß sie auf der Wählerliste standen, sie erfuhren dies erst, als sie vom fortschrittlichen Wahlfomite, das die Namen in der Liste fano, geholt wurden; und jedenfalls hat keiner von ihnen eine Ahnung von dem Verbrechen gehabt, wegen dessen er nun in Anklagezustand versezt ist.
Der Staatsanwalt aber ist ein Ehrenmann, der für die Wahlfreiheit schwärmt und am Tage des Gerichts, im Namen der politischen Moral und der Volkssouveränetät, ohne in augurenhaftes Lachen auszubrechen, por Gericht wider die verruchten ,, Wahlfälscher" losdonnern wird, die so unmoralisch gewesen sind, einem Oppositionsmanne ihre Stimme zu geben.
Ja, wenn es für Bill Bismarck oder einen anderen der Sorte gewesen wäre, dann war es etwas anders". O diese Spaßtöpfe von Staatsanwälten! Und diese spaßige Staatsmoral!
Ein patriotischer Fabritant. Der im Reichstag von Bebel zur Sprache gebrachte Fall Epner in Lande shut in Schle= sien hat uns folgende Buschrift eingebracht:
Köln a Rh. Es besteht hier in Köln ein Militärlieferungsgeschäft Karstädt& Thewaldt, das dem Kommerzienrath Rud. Epner in Landeshut in Schlesien gehört, in Berlin besteht ein solches unter der Firma E. Epner senior, das demselben Herrn früher gehört haben soll, heute aber noch alle Leinenwaaren von ihm bezieht. Nun stellt sich zwischen diesen beiden Geschäften folgendes auffällige Faktum heraus: Handelt es sich um Lieferungen für die Garde- und einige andere Regis. menter hier, dann ist E. Epner senior immer der preiswürdigste Bewerber, und haben Karstädt& Thewaldt immer hohe Preise und geringe Proben eingereicht. Handelt es sich dagegen um Lieferungen für andere Regimenter, z. B. um das 55. oder 56. Infanterieregiment, die 8. Fußartillerie 2c., dann hat E. Epner sen. die hohen Preise und geringwerthigen Proben und Karstädt& Thewaldt sind die richtigen Leute. Wie immer also das Geschäft ausfällt, Kommerzienrath Rud. Epner hat in legter Instanz die Fabrikation der Bestellung auf alle Fälle. Das heißt man den Rummel verstehen und ein Geschäftchen machen! Herr Rud. Epner schindet dann seine armen Weber bis aufs Blut, bestiehlt und betrügt sie gleich dem schlimmsten Gauner, zählt aber im Uebrigen fortgesezt zu den guten Patrioten und frommen Leuten, die mit ihrem Patriotismus und ihrem Christenthum überall glänzen!"
Da wir bisher den Fall Epner noch nicht erwähnt, so sei hier nur furz nachgetragen, daß genannter Biedermann im Oktober vorigen Jahres anordnen ließ, in seiner in 2andeshut in Schlesien belegenen Tuchfabrik die Ketten 6, 7 und 8 Meter länger zu scheeren, ohne den Arbeitern hiervon Mittheilung zu machen, welche vielmehr die längeren Ketten zu dem alten Lohn anfertigen sollten. Natürlich merkten die Arbeiter den Schwindel bald, hatten aber anfangs nicht den Muth, fich dagegen aufzulehnen. Erst als sie die Schädigung, welche sie durch diejen infamen Betrug erlitten, in ihrer vollen Tragweite erkannt, wandten sie sich beschwerdeführend an den Herrn Kommerzienrath, erhielten aber die Antwort, sie sollten durch eine Deputation ihre Beschwerde vorbringen. Sie wählten vier Mann, dieselben gingen zum Herrn Kommerzienrath, stellten ihm die Verhältnisse dar und wurden als Rädels.
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führer entlassen! Das war den Arbeitern doch zu bunt, sie stellten ihre Arbeit ein, und da auch die öffentliche Meinung für sie Partei ergriff, mußte Herr Epner nach etlichen oberfauten Ausflüchten als Sündenbock wurde ein Buchhalter entlassen! flein beigeben.
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Bebel hob in obenerwähnter Sigung hervor, daß Herr Epner Militärlieferant sei, und verlangte, daß die Militärverwaltung bei Vergebung ihrer Arbeiten sich mehr darum fümmere, daß solche Betrüger nicht be vorzugt werden, anstatt nach der Gesinnung der Arbeiter der betreffenden Unternehmer zu schnüffeln.
2070 200 and monftrationen unter entsprechender ernster Ermahnung und Warnung auf die Gefährdung direkt hinzuweisen. Etwas anderes habe er nicht gethan, und er habe sich dabei von den besten Absichten leiten lassen. Er sei sich niemals etwas Unrechtes bewußt gewesen; oder glaube man, daß er seine geachtete Stellung, sein Familienglück, das Wohl seiner Kinder so leichtfertig geopfert hätte, wenn er nur hätte ahnen können, daß das, was er in bester Absicht gethan, ihn mit dem Gesetz in Konflift bringen könne? Diese Theorie des Angeklagten fand in dem Guts achten eines Sachverständigen in der Schweiz , Schiebel, eine direkte Vertheidigung und Unterstüßung. Die übrigen Sachvers ständigen verwarfen die Theorie des Angeklagten als unsittlich und als eine der christlichen Moral Hohn sprechende. Die königliche Staatsanwaltschaft beantragte eine fünfjährige Zuchthausstrafe. Das Urtheil erkannte Rößler in fünf Fällen schuldig und lautete, wie schon gemeldet, unter Annahme mildernder Umstände, auf 13 Jahre Ge fängniß."
Also um seine Zöglinge vor der Gefahr der Unsittlichkeit zu schüßen, unternimmt ein gebildeter Mann Handlungen mit ihnen, welche das Schamgefühl ertödten müssen, und die Neugierde, um nicht mehr zu sagen, erst reizen. Es wird Einem wirklich schwer, an die Möglichkeit einer solch wahnsinnigen Auffassung von Moral zu glauben, und doch findet sich ein„ Sachverständiges", der sie unterstützt, und die Richter bewilli gen denn auch dem Angeklagten mildernde Umstände". Jst keinem der Herren eingefallen, daß wenn es dem Nößler wirklich ernst war um die Bewahrung der Unschuld seiner Böglinge, sich dann wohl eine Frau in der Anstalt gefunden hätte, die diesen Zweig des Unterrichts leiten konnte. Aber was soll man sich über solche Dinge noch wundern, in einer Gesellschaft, welche in Bezug auf die geschlechtlichen Verhältnisse die lächerlichsten Inkonsequenzen als Regel statuirt; wo man Frauen und Töchter männlichen Aerzten anvertraut, und doch die Schamhaftigkeit als die höchste weibliche Tugend preist! Da ist der Fall Rößler schließlich auch nur eine irrthümliche Auffassung" dennist es auch Wahnsinn, hat es doch Methode!"
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Die Unverfrorenheit, mit der Bismarck jezt in fast jeder Sigung des Reichstags seinen eigenen Ruhm in die Welt hinausposaunt, übersteigt nachgerade Alles, was auf dem Gebiete der Selbstbeweihräucherung bisher geleistet worden ist, ist aber angesichts der Nähe des ersten April nur zu begreiflich. Trotz aller Agitation scheint das deutsche Volk feineswegs sehr dazu geneigt zu sein, die Bismarckfeier als ein Nationalfest ersten Ranges zu betrachten, und da führt ihm denn der Held desselben in höchsteigener Person vor Augen, was für ein täppisches, undankbares Volt es sein würde, wenn es Ihm, dem großen Kanzler, nicht eine Dvation bereitete, wie sie die Welt vorher nicht gesehen. Das bei kommt es ihm aber auf eine Handvoll faustgrober Unwahrheiten nicht an. So behauptete er am 14. März frischweg, er habe zwar die Berhandlungen mit England glänzend geführt, aber er würde ein noch viel glänzenderes Resultat erzielt haben, wenn ihm Eugen Richter durch eine Hede, in der er auf die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der englischen und deutschen Dynastie hingewiesen, die Verhandlungen nicht erschwert hätte. Darauf mußte er sich folgende Antwort von dem Bismarck der Fortschrittspartei gefallen lassen:
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Die Behauptung des Reichskanzlers ist vollkommen aus der Luft gegriffen, daß meine Rede bei der Position ,, Konsulat Apia" störend in die Verhandlungen mit England eingegriffen habe. Als ich diese Rede hielt, die übrigens vom Reichskanzler vollkommen falsch aufgefaßt worden ist denn ich wies ja die provokatorischen Bemerkungen des Abgeord= neten Ralle gegen England energisch zurück war die Verein barung mit England ja bereits perfekt. Ferner ist eine weitere Behauptung des Fürsten Reichskanzlers ebenfalls aus der Luft gegriffen. Ich soll nämlich aus dem stenographischen Bericht über jene meine Rede das Wort ,, dynastisch" gestrichen haben. Das Wort dynas stisch" befindet sich in genau demselben Zusammenhange, in dem ich es damals gesprochen, im stenographischen Bericht.( S. 1578. Red. d. S.-D.) Es zeigt das, wie wenig man den Behauptungen des Reichskanzlers Glauben beimessen darf, selbst wenn sie mit der allergrößten Bestimmt heit ausgesprochen werden."
Das ist so deutlich gesprochen, wie man es nur wünschen kann. Aber trozdem bleibt Bismarck der große Staatsmann, der auf alle Künste der alten Diplomatie verzichtet und amtlich noch nie gelogen hat! Wer's nicht glaubt, zahlt drei Mark zum Dttopfennig.
Aus dem Soldatenleben im Frieden. In der Reichstagsfizung vom 5. März brachte Bebel auch die seiner Zeit von uns bes richtete Kasseler Treibjagd Affäre zur Sprache, und polèmisirte namentlich scharf gegen die angeblich auf Freiwilligkeit beruhende, thatsächlich aber vielfach durch moralischen Druck erzwungene Verwendung von Soldaten als Treiber oder überhaupt zu außerdienstlichen Hülfsleistungen für ihre Vorgesezten. Natürlich erhielt er zur Antwort, daß die Sol daten alle solche Arbeiten sehr gerne thun, und daß das Verhältniß zwis schen den Offizieren und der Mannschaft ein so liebenswürdiges sei, daß man es gar nicht besser wünschen könne ein wahres Idyll. Neben dem Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf und dem Parlamentsflown Köller hielt sich auch Herr Windthorst für verpflichtet, Genosse Bebel entgegenzutreten. Nach ihm gibt es fein schöneres Vergnügen, als Treis ber zu spielen, er selbst habe von seinem achten Jahre an als Treiber auf der Jagd mitgeholfen und erinnere sich noch heute mit Vergnügen daran; und wenn die Soldaten die Hausknechte der Offiziers- und Unteroffiziersfrauen spielen müssen, so ist das für Herrn Windthorst Erzies hung von der Seite des Gemüthslebens".dat
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Hier zeigt der Führer des Zentrums wieder einmal so recht den reattionären Bourgeois. Es kommt ihm gar nicht in den Sinn, daß was ihm als Jungen Vergnügen gemacht hat, deshalb noch keineswegs jedem erwachsenen Menschen Vergnügen machen muß, zumal wenn derselbe zu diesem Vergnügen indireft to m mandirt wird. Tanzen ist auch ein vergnügen für viele Leute aber nur so lange, als sie nicht auf Rommando tanzen. Mit der Argumentirung des Herrn Windthorst sind aber gewöhnlich unsere Bourgeois bei der Hand, wenn es gilt, irgendwelche Ausbeuterprattiken zu beschönigen. Noch tindischer ist aber die Redensart von der Erziehung des Gemüths". Wer diese dem Soldaten gönnt, der mag dafür sorgen, daß derselbe so bald wie möglich der Fa milie, dem Zivil" zurückgegeben werde; durch die Thätigkeit als Offis ziersbursche zc. wird beim Soldat meist ganz etwas anderes erzogen als die Gemüths feite. Uebrigens hört in solchen Dingen, wo es sich um eine Frage des Abhängigkeitsverhältnisses handelt, für uns die Gemüth lichkeit auf. Auch zwischen dem Sklavenhalter und seinen Sklaven herrschte oft ein viel gemüthlicheres Verhältniß als zwischen dem heutigen Kapitalisten und seinen Arbeitern, aber trotzdem fich allerhand Windthorste fanden, dieses gemüthliche" Verhältniß zu preisen und zu bes singen, hat die Sklaverei doch weichen müssen, und an Stelle des Gemüths tritt das Gesez, das dem Unternehmer verbietet, seine Arbeiter in aller Gemüthsruhe bis aufs Blut zu schinden. So soll es wenigstens fein und so wird es sein, beim Zivil und beim Militär bis die Kapitalistenherrlichkeit überhaupt ein Ende hat, und mit ihr der heilige Militarismus.
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Macedonische Gräuel," so betitelt sich ein Artikel des Herrn Emile de Laveleye , der kürzlich in verschiedenen Blättern erschien und die ganze Christenheit aufrief, den bedrängten Brüdern in Macedonien beizustehen mit andern Worten, dem Czaren zu erlauben, die ,, Befreiung" des Balkans fortzusetzen. In der Pariser, Question sociale " wird dieser Schmerzensschrei von P. Argyriades folgendermaßen abges fertigt: a) omlo
Alles im Interesse der Religion und Moral! Vor Kurzem spielte sich ein Prozeß in Deutschland ab, der ein höchst charakteristisches Schlaglicht wirft sowohl auf den Geist es zustand als auch die Sittlichkeitsbegriffe gewisser Kreise der gebildeten Klassen". Angeklagt war ein Taubstummenanstaltedirektor Rößler, und zwar des Vergehens gegen die Sittlichkeit, verübt an Kindern. ,, Der Angeklagte," heißt es in dem uns vorliegenden Bericht ,,, blieb sich vor Gericht stets gleich. Dieselbe Ruhe und Würde, dieselbe Sicherheit und scheinbare Ueberzeugungsfestigkeit. Rößler war angeklagt, in 17 Fällen in Osnabrück und Hildesheim seit dem Jahre 1874 an Mädchen Während sich die Völker bemühen, eine Verständigung anzubahnen, vor und nach der Konfirmation unsittliche Handlungen vorgenommen zu haben. Etwa 40 Zeugen, zumeist junge Mädchen, ehemalige Schülerinnen der Anstalten, mußten vernommen werden. Die Thatsache an sich, d. h. die Vornahme von Handlungen, welche die Anklage als unsittliche be= zeichnete, leugnete nicht; er bestritt aber Entschiedenheit
ung" it ben„ armen Plann" geworden? Der legte Verwaltungsbericht die böse Absicht. Er betonte, daß es absolut unmöglich jet, vielen tausdie dieser Tage erschienen:" Der Arbeiterstand hat sich leider nur in sehr marderingfügigem Maße an der Stiftung betheiligt, die Mitglieder der ehören fast ausschließlich dem Mittelstande an." der as heißt der Bourgeoisie, den wohlhabenderen Klassen. Den„ armen Rann" hat man als
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stummen Kindern bei der Erklärung des 6. Gebots allein durch Worte bestimmte Begriffe klar zu machen, ohne daß man zu drastischen Demonstrationen greifen müsse. Bei taubstummen Mädchen sei die Gefahr außerordentlich groß, da sie
kann" hat man ng ebushängeschild benust, und dem„ teichen ohne jede Kenntniß jener Begriffe im Leben der Unsittlichkeit verfallen
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bem em ,, Ditopfennig" wird's grade so gehen.
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das jezt Mode ist. Und mit
( Nachschrift. Aus der„ Stiftung" wird nichts. Der ,, Dttopfennig"
o direkt für Otto verwandt werden, das heißt für eine fette Guts
und zu Grunde gehen könnten. Der Direktor, der den Religionsunterricht auf der Oberstufe ertheile, habe die Pflicht, bei Mädchen, bei denen er oft Vater und Mutter vertrete, auf die Gefahren, die ihnen im Leben drohen, aufmerksam zu machen, sie durch drastische Des
und die Raufereien zu vermeiden, die ihren mörderischen Haß verewigen und nur ihren gemeinsamen Unterdrückern nügen, unterhalten die an bem ,, Theilen, um zu herrschen" interessi ten Regierungen Agents provokateurs, die den Auftrag haben, den brudermörderischen Haß der selben beständig zu schüren. Und das geschieht zur Zeit in Macedonien. Im gleichen Moment, wo die einfichtigen Männer der verschiedenen Nationalitäten der Balkanhalbinsel der Bildung einer Konföderation aller der kleinen Staaten das Wort reden, die einst das ottomanische Reich bildeten, hat sich ein Bourgeoisgelehrter ein Defonom, wenn's beliebt! gefunden, um sich in den Dienst Rußlands oder Desterreichs zu stellen, von denen das Eine auf Konstantinopel , das Andere auf Saloniti sein Auge geworfen, und die nur nach einem Vorwand suchen, um einzuschreiten. Dieser Dekonom, nicht zu frieden damit, Unfrieden zwischen Griechen und Bulgaren zu säen, hezt Lettere fortgesetzt gegen Erstere auf, und die Folgen find blutige Bus
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