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rifliffenheit zu verstecken weiß, an Bismarcks Geburtstag gründlich in den April geschickt!"

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Also so was läßt sich schon arrangiren"? Das heißt mit andern Worten, der Kaiser ist unzurechnungsfähig, er weiß nicht mehr, was er thut. Deutschlands Schirmherr, der Held auf dem Throne, vor dem sie Alle auf dem Bauch liegen, schrumpft plöglich zur willen wehe dem oppositionellen Blatte, losen Marionette zusammen, be das auch nur eine Andeutung in diesem Sinne gemacht, es hätte diese " Frechheit" mindestens mit mehrmonatlichem Gefängniß zu büßen gehabt. Natürlich sind weder Herr Mendelssohn noch Herr Davidsohn im Ber­ liner Komite maßgebend Letterer spielt da nur die Rolle des gedul beten Reporter, sondern die Herren Gneist, Miquel, Stumm, der König", Köller, Dieße, Herr Wedell- Pillsdorf, der Herzog von Ratibor u. s. w., u. s. w. Diese Ehrensäulen der staatserhaltenden Parteien gehören also auch zum aufdringlichen Schmarohertyum". Nun, uns tanns recht sein, das aus konservativem Wunde zu hören.

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Daß aber nicht diese Liebediener", sondern ganz andere vom selbst losen Heichstanzler auf die reizendste Weise" in den April geschickt worden sind, das ist der Humor davon.

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Landesverrath" und Preßfreiheit. Am 24. Februar fand in London ein großes Meeting in Memorial- Hall statt, einbe­rufen von der Friedensgesellschaft behufs Protest gegen den Krieg im Sudan . Der Saal war überfüllt, die Anwesenden rekrutirten sich fast ausschließlich aus dem Arbeiterstande; Vorsitzender war Thomas Burt, der Abgeordnete und Gewerkvereinsführer.

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Die Veranstalter der Versammlung, schreibt Commonweal", drückten fich in ihren Reden sehr zurückhaltend aus, sie schienen Angst davor zu haben, etwas zu sagen, was die Regierung verlegen könnte, während man die Jobber, welche den Krieg angezettelt, frei laufen ließ. Da die vorgeschlagene Resolution sehr schwach und unsicher gehalten war, schlug ein anwesendes Mitglied der sozialistischen Liga folgende vor: Die heutige, hauptsächlich aus Arbeitern bestehende Versammlung ist über­zeugt, daß der Krieg im Sudan von der Kapitalistentlasse angeftiftet ist, um ihr Ausbeutungsgebiet zu erweitern. Und wir stimmen der An­ficht bei, daß der von den Sudanesen gewonnene Sieg ein Triumph des Rechtes über das Unrecht ist, errungen von einem Volke, das für seine Freiheit tämpft." Der Antragsteller forderte die Versammlung auf, von allen nationalen Unterschieden abzusehen und ihr Augenmerk nur auf die Klassen unterschiede zu richten, und erklärte unter Beifall­rufen, daß das englische Volt dem Sieg der Sudanesen zujubeln sollte, weil er von einem Voit gewonnen sei, das gleich uns ein Opfer tapi­talistischer Räuber ist.

Die Ausführungen wurden mit Begeisterung unterstützt und die Re­solution angenommen.

D Die gleiche Resolution ward am 4. März in einer Versammlung im Westminster Town- Hall, in einer Versammlung des raditalen Vereins Don Croydon und in einer Versammlung in Whitechapel ange­nommen.

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Welch' ein vaterlandsloses Gesindel" sind doch diese englischen So­zialisten! Man denke nur: England führt Krieg gegen die Völker des Sudans , und diese Leute nehmen eine Resolution an, daß sie den Sieg der Feinde mit Freuden begrüßen! Ist so etwas erhört? Und noch Eins!

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Man nehme einmal an, die Geschichte wäre in Deutschland passirt, deutsche Sozialisten hätten es gewagt, eine solche Resolution zu fassen. Welch ein Geschrei würde sich gegen sie erheben! Hochverrato, Landesverrath so würde es von allen Seiten ertönen. Man würde die Missethäter sofort einstecken, jede Versammlung auflösen, in welchen auch nur ein Wort in diesem Sinne fiele, jedes Blatt konfisziren, das solch landesverrätherischem" Vorgehen das Wort zu reden wagte. In England nichts von Alledem. Es fällt keinem Menschen ein, daran An­stoß zu nehmen, daß Leute ihre Meinung frei heraussagen, selbst wenn sie den Leitern der englischen Politit noch so unliebsam ist.

Wir halten es umsomehr für zeitgemäß, solche Beispiele dafür, was man in anderen Ländern unter Preß- und Redefreiheit versteht, zu bringen, weil man in Deutschland , Dank der infamen Bismarc'schen Polizeipraris, nachgerade jeden Maßstab dafür zu verlieren scheint nicht nur in den Kreisen der Regierungstreuen.

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Was würde in Deutschland z. B. für ein Geschrei entstehen allem gerichtlichem Einschreiten abgesehen, wenn ein Blatt es wagen wollte, etwa Folgendes zu schreiben:

Unser allergnädigster König, Herr Zollern, hat sich nothgedrungen herbeigelassen, 3000 Mart zu Gunsten der verunglückten Bergleute zu Spenden. Herr Zollern bezieht jährlich eine Zivilliste von 12 Millionen Mart, macht pro Tag ca. 33,000 Mart. Man berechne danach, wie viel Stunden der Herr Bollern schlafen mußte, um diese Summe zu ver­dienen."

Nicht wahr, eine gräßliche Majestätsbeleidigung?

Nun, man ſeze statt Herr Zollern Herr Roburg, statt verunglückte Bergleute Arbeitslose, verändere die Zahlen ein wenig, und man hat den Wortlaut einer Notiz, die vor wenigen Wochen in der Brüsseler Voix de l'Ouvrier" stand, ohne daß sich die Hand eines Staatsanwaltes auch nur gerührt hätte.

Es kommt wenig darauf an, ob man solche Aeußerungen schön findet oder nicht, es handelt sich um eine Frage des Rechts. Und wer uns mit der Redensart tommt, daß Preßfreiheit zur Verrohung der Presse" führt, dem geben wir den Rath, die Berliner Presse mit der Londoner , Brüsseler, Pariser 2c. Presse zu vergleichen und uns dann zu sagen, wo die größere Rohheit zu finden ist.

m. Abkommandirt! Bei der entscheidenden Abstimmung über die Dampfersubventionsvorlage( am 27. März) siegte die Samoa­Zweiglinie und schließlich die ganze Vorlage mit einer Mehrheit von nur wenigen Stimmen. Die Sozialdemokraten waren, mit Ausnahme der wegen Krankheit oder dringender Geschäfte beurlaubten Mitglieder( 6) vollzählig erschienen; und ihre 18 Stimmen würden, wenn das Ben­trum und die Deutsch- Freisinnigen in gleicher Stärte erschienen wären, und ebenso gestimmt hätten wie acht Tage vorher bei der zweiten Lesung, den Ausschlag gegen die Dampfersubvention gegeben und das Gesetz zum Falle gebracht haben. Diese Voraussetzung traf aber nicht ZU. sowohl das Zentrum als die deutsch freisinnige Fraktion hatten eine beträchtliche Anzahl ihrer Mitglieder, a b tommandirt", weil sie die Abstimmung der zweiten Lesung nicht in Frage stellen wollten. Vom Zentrum tann das nicht Wunder nehmen und es ist ihm auch nicht übel zu nehmen: das Zentrum steht der Dampfersubvention nicht prinzipiell feindlich gegenüber, und es darf aus taftischen Gründen in seinem Kampf mit der Reichsregie­rung nicht über gewisse, durch sein Interesse vorgeschriebene Grenzen hinausgehen wie denn auch die Regierung in ihrem Kampf mit dem Zentrum solche Grenzen hat. Anders liegt die Sache mit der deutsch­freifinnigen Partei. Als Vertreterin des Manchesterthums steht sie der Dampfersubvention prinzipiell feindlich gegenüber, und ist, kraft ihres Prinzipes, verpflichtet, sie mit allen ihren Kräften zu bekämpfen. Trotz­dem tommandirte Herr Richter gut die Hälfte seiner Untergebenen ab, um die Subvention durchzubringen! Aus welchen Motiven? Nun, der Grund ist ein sehr einfacher: die Dampfersubvention ist dem biederen Eugen höchst fatal, allein noch weit fataler ist ihm die Aussigt auf eine Auflösung des Reichstags. Und wenn auch Fürst Bismarck ausdrücklich erklärt hat, er werde wegen Verwerfung der Dampfersubvention nicht auflösen, so weiß Herr Eugen Richter doch, daß Fürst Bismarck die Dampfersubvention wünscht und durch Verwerfung derselben in eine gereizte Stimmung versezt würde. Und einmal in gereizter Stimmung, fönnte er, trok seiner Erklärung, vielleicht doch auflösen. Der tapfere Eugen aber hält gleich seinem unparlamentari­schen Vorbild, dem großen Falstaff, die Vorsicht für den besseren Theil des Muths; und da hat er denn fürsorglich, abkommandirt". Es 8 erscheint das um so hübscher, wenn man bedenkt, daß der brave Eugen acht Tage vorher unmotivirter und unsinniger Weise unserer Frat­tion den Vorwurf gemacht hatte, sie habe in der Dampfersubventions­frage abtommandirt". Das kennzeichnet so recht den Mann.

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Ein alter Bekannter. Wir lesen in der Münchener ,, Alge­

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,, Ueber die Person des Gouverneurs von Kamerun scheint eine end­giltige Entscheidung noch nicht getroffen zu sein. In einigen Blättern wird gemeldet, daß der älteste Sohn des Ministers von Puttkamer für einen Posten in Kamerun in Aussicht genommen sein."

Sieh da, Jesko! Der Junge hat wirklich einen guten Geschmack.

In den Kolonien, da ist noch etwas zu machen. Wen man daheim nicht verwenden kann, den bringt man in den Kolonien an das hat

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die englische Aristokratie schon längst so gemacht, warum soll es ihr die deutsche nicht nachmachen? Der deutsche Steuerzahler hat so wenigstens die tröstliche Gewißheit, daß, wenn die Sache in den Kolonien auch sonst schief gehen sollte, wenigstens gewisse zärtliche Väter der Sorge um ihre theuren Söhne enthoben sind.

Unseren Glückwunsch, Exzellenz Puttkamer !

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r. Demokratisches Blech." Die Herren Lenzmann und Kompagnie scheinen unfähig, die greifbarsten Thatsachen zu begreifen. Welche Thatsache könnte z. B. greifbarer sein, als das Fiasko der ,, neuen" ächten und einzig wahren ,, demokratischen Partei"? Und doch fahren die Herren Lenzmann und Kompagnie mit unverwüstlicher Köhlergläubigkeit fort denn Verstellung fönnen wir bei ihnen nicht annehmen die neue" Partei als wirklich vorhanden zu betrachten nnd auszuposau­nen oder auszutrommeln denn etwas Klappern gehört zum Hand­werk: zu Parteigründungen wie zu anderen Gründungen. Auf die so unverwüstliche Köhlergläubigkeit ist es auch zurückzuführen, daß die Herren Lenzmann und Kompagnie soeben ein zweites Organ in das Leben gerufen haben( soweit da von von Leben die Rede sein kann), obgleich gerufen haben( soweit da von von Leben die Rede sein kann), obgleich das erste: Die demokratischen Blätter" notorisch an Abonnentenschwind­sucht leidet, und wenn nicht Sozialdemokraten das oft recht gute Artikel bringende Blatt hielten kein Dugend Abonnenten hätte. Das gehört aber ebenfalls zu den Thatsachen, welche zu begreifen die und so haben sie Herren Lenzmann und Kompagnie unfähig sind denn ein zweites Organ in die Welt gesezt: Die Rheinisch- Westphäli­schen Blätter". Und die Rheinisch- We, phälischen Blätter" erscheinen in Elberfeld was wiederum sehr charakteristisch ist. In Elberfeld ist nämlich in Folge der starken Entwicklung der Sozialdemokratie so wenig Boden für die neue" Partet, daß von den paar Mann, welche Herr Lenzmann dort sich zusammengesucht und in einen sogenannten ,, Ausschuß vereinigt hatte, die meisten, als sie das mit Händen greifbare Fiasto sahen, am hellen, lichten Tag mit Sack und Pack in das fort­schrittliche Lager zurückliefen. Indeß auch diese greifbare Thatsache vermochten die Herren Lenzmann und Kompagnie nicht zu begreifen, und der Sitz des zweiten Parteiorgans wurde nach Elberfeld verlegt. Da das zweite Organ unzweifelhaft denselben Erfolg haben und dem­selben Schicksale verfallen wird, wie das erste, würden wir der harm­losen Gründung gar nicht Erwähnung gethan haben, wäre uns nicht der Programmartikel zu Gesicht gekommen, in dem sich ein seltsamer Passus über die sozialdemokratische Partei befindet, so seltsam, daß wir ihn durch Abdruck der Vergessenheit entreißen müssen. Nicht als ob etwas Neues darin stünde. Bewahre! Aber daß es im Programmartikel eines ,, demokratischen" Organs steht das ist seltsam oder vielleicht auch nicht. Es heißt hier nämlich:

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Von den Sozialdemokraten unterscheiden wir( reine Demokraten) uns auf wirthschaftlichem Gebiete dadurch, daß wir den privaten Erwerbs­betrieb erhalten und stärken wollen, während jene alles Heil allein von der sozialistischen Produktionsweise erwarten, d. h. den ganzen Staat in

Rechte und gleiche Pflichten in einer Weise haben sollen, daß für die persönliche Zuchtigkeit des Einzelnen tein Raum mehr übrig bleibt, es also auch keinen Antrieb, sich vor Andern auszuzeichnen, mehr geben kann. Letterer Umstand aber würde den Rückgang der ganzen menschlichen Gesellschaft herbeiführen; denn wo die einzelnen Glieder sich auf das Allernothwendigste beschränken, da thut dies eben dadurch auch die aus den Einzelnen sich bildende Gesammtheit, womit die Menschheit immer mehr auf den sozialen Standpunkt der Thierheit zurückjinten müßte."

a& i, ei, ei! Der Leser wird jekt wissen, warum wir diesen Passus des demokratischen Programmartikels der Vergessenheit entrissen und ange nagelt haben. Die braven Herren Lenzmann und Kompagnie sind ge= nau in den gleichen bornirten Anschauungen betreffs unserer Partei be­fangen wie die Herren Eugen Richter und Genossen. Der Sporn und ,, Antrieb" fällt weg, sobald der Kampf um's Dasein" geregelt und die Existenz eines Jeden garantirt wird und die Menschheit verfällt in Barbarei und schließlich in ,, Thierheit". Ei, ei, ei! sagen wir noch ein­mal. Die Herren Lenzmann und Kompagnie entpuppen sich mit dieser Rundgebung als vollblütige Freihändler, die wahrhaftig feinen Grund gehabt hätten, sich von der Fortschrittspartei loszulösen. Vielleicht be­antwortet Herr Lenzmann uns gelegentlich die Frage, ob die Schiller, Göthe , Shatespeare u. 1. w. durch den Antrieb, sich vor An­deren auszuzeichnen", zu dem gemacht worden sind, was sie waren und find. Bescheidene Menschen würden nach dieser famosen Theorie gar nichts leisten, und die Eitelsten das Höchste, während es in Wirt­lichkeit bekanntlich gerade umgekehrt ist.

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Und was heißt überhaupt ,, Antrieb, sich vor Andern auszuzeichnen"? So weit darunter der allen edlen Naturen eigene Trieb, mit dem Ge­leisteten nie zufrieden zu sein, sondern immer höher und vorwärts zu streben, verstanden ist, wird er sich in der sozialistischen Gesellschaft eben so gut geltend machen können, wie in der heutigen Gesellschaft mit dem einzigen Unterschied, daß, in Folge der besseren Erziehung und der einem Jeden gegebenen Möglichkeit der Ausbildung, die Zahl derer, die durch diesen Trieb vorangedrängt werden, hundert- und tausendmal so groß sein wird als heute, wo die ungeheuere Mehrzahl der Menschen nicht die Möglichkeit hat, sich auszubilden, und nicht die Gelegenheit, sich vor Anderen auszuzeichnen".

Damit genug. Dem Herrn Lenzmann, der ein ganz braver Mensch aber sehr schlechter Musitant ist, rathen wir, etwas zu lernen und ein Bischen nachzudenken, dann wird er uns mit solchem Blech künftig ver­schonen.

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Der gereinigte Kriegerverein. Wie der Phönix aus seiner Asche, so hat sich auf den Trümmern des aufgelösten Braun­so rein­schweiger Landwehrvereins ein neuer Verein aufgeschwungen lich und so zweifelsohne, wie fein zweiter in deutschen Landen zu finden. Er führt daher auch den hehren Namen Kriegerverein ,, Wilhelm". Ueber eine Sigung dieses Mustertindes lesen wir folgenden hübschen Bericht der regierungstreuen ,, Braunschweigischen Landes- Zeitung":

Der Kriegerverein ,, Wilhelm" hielt am Sonnabend seine zweite Ver­sammlung ab, an welcher etwa 100 Kameraden theilnahmen. Der zweite Präsident, Rechtsanwait Nefsig, hieß die Anwesenden willkommen und eröffnete mit einem Hoch auf Se. Majestät die Versammlung. Genann­ter Herr hielt es für seine Pflicht, diejenigen Kameraden, welche bis zur Auflösung des Kreislandwehrvereins noch Mitglieder desselben gewesen, aufmerksam zu machen, daß diese vor Ablauf von drei Monaten dem neuen Vereine nicht beitreten könnten, um die Achtung vor dem Geseze zu wahren. Darauf wurden die Statuten eingehend verlesen. Der Vor­jizende bittet jeden Kameraden, sich ernstlich zu fragen, ob er die Sat­ungen unterschreiben könne. Dann zirfulirte ein Schriftstück folgenden Wortlautes: Ich verpflichte mich auf mein Ehrenwort, mein Leben sowohl innerhalb als außerhalb des Vereins den Sazungen desselben gemäß einzurichten und bekräftige dieses durch meine Unterschrift." Nachdem über die Unterschriebenen einzeln abgestimmt, war die Zahl der Mitglieder des neuen Vereins bis auf 80 gestiegen. Für die Folge wird der Vorstand, erweitert durch eine Aufnahmetommission, aus fünf Mitgliedern bestehend, über die Aufnahme angemeldeter Kameraden ent­scheiden. Um zu bezeugen, daß es hauptsächlich darauf ankomme, einen Kriegerverein im wahren Sinne des Wortes zu gründen, dem alle ma­teriellen Vortheile Nebensache sind, wurde von der Gründung einer Sterbetasse vorläufig Abstand genommen. Kaisers Geburtstag wird in Danne's Restaurant festlich begangen werden, und es sind die Kameraden damit beauftragt, für Unterhaltung des Abends zu sorgen. Auch wurde in Rücksicht auf die Kasse beschlossen, daß jeder Theilnehmer ein Entree Möge der zu bezahlen habe. Damit war die Tagesoronung erledigt. junge Verein immer mehr gedeihen, die Wurzel echt patriotischen Geistes immer fester Boden fassen und das Werk ein gesegnetes sein." Amen!

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Solidarität. Wir erhalten folgende Zuschrift aus Paris : ,, Werthe Genoffen! Wir senden Euch in diesem Briefe die Summe von Fr. 108 80, den Ertrag der von der Föderation des Zentrums veranstalteten Sammlung zu Gunsten des Wahlfonds der deutschen Sozialdemokratie.

Der Betrag ist nur ein geringer und kommt sehr spät, aber wir haben die Sammlung leider zu spät in die Hand genommen, um sie rechtzeitig

senden zu können. Es ist das erste Mal, daß eine derartige Sammlung versucht wurde, und Ihr könnt Euch denken, wie sehr sie den Zorn unserer Bourgeoisie im Klassischen Lande des Chauvinismus erregen mußte. Ganz anders war dagegen die Wirkung auf unsere Arbeiterklasse; bei keiner Gelegenheit, in keiner Versammlung unterließ sie es, ihre Sympathie mit ihren Brüdern jenseits des Rheines auszudrücken. Das wüthende Gefläff unsere Bourgeoispreffe, als die französischen Arbeiter bei der Beerdigung Vallès' dem Kranz der deutschen Sozialisten Respekt verschafften, fand keinen Widerhall. Der erste Schritt zur Wiederherstel­lung der internationalen sozialistischen Partei ist geschehen; in fürzester Frist werden wir mit unserem Programm, welches auch das Eure ist, in den Kampf ziehen, und können wir nur wünschen, daß es, wenn auch nicht so großartig wie seitens des arbeitenden Deutschlands unsere Mittel und unsere Organisation sind noch zu unbedeutend dazu doch glänzender aus ihr hervorgehen möge als bisher. In der Hoffnung, daß wir Euch bei einer anderen Gelegenheit unser Solidaritsgefühl auf eine wirksamere Art werden beweisen können, senden wir Euch unseren brüderlichen Gruß. Euch und der Revolution ergeben!

Für die sozialistische Föderation des Zentrums der französischen Arbeiterpartei; Der Sekretär:

2. Alexandre."

Wir begrüßen dieses Zeichen der Solidarität unserer französischen Genossen mit lebhafter Genugthuung. Db der Betrag groß oder gering, das kommt in diesem Falle wenig in Betracht. Ein Jeder gibt nach Maßgabe seiner Mittel unbedingt aber ist diese Beisteuer zu dem Wahlfond unserer Partei ein Beweis, daß es den Spendern ernst ist mit der Versicherung ihrer Solidarität, daß sie es sich nicht bei der Phrase begnügen laffen wollen; und das ist die Hauptsache.

Jm obigen Briefe wird Frankreich das klassische Land des Chauvinis­mus genannt. Nun ja, der Name stammt von dort her, was aber die Sache den Nationaldünket, anbetrifft, so dürfte das heutige offizielle Deutschland Frankreich hierin nicht zurückstehen. Ja, wenn man gewisse Erscheinungen beobachtet, so möchte man zu dem Schluß kommen, daß die deutschen Chauvinisten den französischen heute um ein gutes Stück über" sind. Soviel ist jedenfalls sicher, daß die Opposition gegen den Chauvinismus zu feiner Zeit in Frankreich größer war als gerade heute, was man von Deutschland leider nicht behaupten kann.

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Staatssozialismus im Klassenstaat. Wir lesen in der Hamburger Bürgerzeitung":

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In der staatlichen Zigarrenfabrik zu Stein wurden im Jahre 1884 von 360 Arbeiterinnen, welche das ganze Jahr als Puppenmacherinnen und Spinnerinnen beschäftigt waren, 32 773 000 Stück Bigarren ver­fertigt, für welche der Betrag von 66 623 fl. 16 kr. als Arbeitslohn ausbezahlt wurde. Nach den einzelnen Sorten stellte sich der Verdienst folgenderweise. Es wurden produzirt:

843 000 Stück Britannica 108 000 Havanna

1 556 000

7 498 000

Arbeitslohn

per 500 Stück

Summe

fl. 2 360.40

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fl. 1.40

1.32

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# 00 285.12

Ruba zu 5 kr.

1.16

3 609.92

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Ruba zu 4 kr.

1.09

16 345.64

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1 468 000

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Portoriko.

1.03

3 024.08

11

17 261 000

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Kurze zu 2 kr.

1.00

34 522.00

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4 039 000

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Lange zu 1 kr.. 0.97 32 773 000 Stück Zigarren.

7 835.66

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Gesammtsumme fl. 67 982.82

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Hiervon Abzug 2 pCt. für die Krankenkaffe 1 359.66 bleibt für 360 Personen per Jahr fl. 66 623.16 Hiernach entfällt also auf die einzelne Arbeiterin ein Lohn von zirka 185 fl. Mt. 310 jährlich, von 15 fl. 42 fr. Mt. 25 70 monatlich, und von 3 fl. 55 kr. Mt. 5 wöchentlich. Das praktische Christen­thum" scheint demnach bei der Verwaltung monopolisirter Industrie­zweige nicht immer sehr wirksam zu sein."

Natürlich. Denn wo der Klassenstaat ,, Sozialismus" treibt, da thut er es im Intereffe seines Geldbeutels, und nicht im Interesse seiner Arbeiter, weshalb wir uns auch gegen diesen Staatssozialismus von jes her sehr steptisch verhalten haben.

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Die Dynamiterei wird nachgeradezum Kinderspott. So schreibt man aus Königsberg : Hier spuckt die Anarchisterei oder besser gesagt die Dynamitattentaterei. Unsere Polizei treibt sich bei Tag und Nacht vor dem Bankgebäude herum; am 22. März wurde ein Laufbursch, welcher ahnungslos mit einem Pafet getrollt kam und sich am Bankgebäude ausruhen wollte, verhaftet und auf Dynamit unters sucht. Der Blödsinn treibt köstliche Blüthen, kein Mensch mit Aus­nahme der Polizei nimmt die Sache hier ernst.

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Ein praktischer Kniff. Der Kreistagator Huber in Gumbinnen , schreibt man uns von dort, gibt Leuten, welche nach­weisen, daß sie konservativ sind, eine Bescheinigung, auf welche sie die reptilistische Litthauische Zeitung" für- zwei Mart halten. Die konservative Politik hält fest an dem famosesten ihrer Pro­- eine Hand wäscht die andere, natürlich so lange grammpunkte bis es gelegentlich an's Kopfwaschen geht.

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Frankreich . In Bezug auf die neulichen Ausweisungen wird uns geschrieben:

Ihre Notiz in Nr. 22 läßt es zweifelhaft erscheinen, welcher Partei der Ausgewiesene Ostermann angehört, es sei daher konstatirt, daß derselbe Gesinnungsgenosse ist.

Es wurden an jenem Tage acht Personen per Schub" aus Franks reich befördert, und zwar drei Frländer: E. Davis, James Stephens und Mortimer Leroy; drei Deutsche : Heß, Schuhmacher, Sigismund Folze und Julius Ostermann, Schreiner ; ein Pole: J. Besedowski und ein Italiener, Namens Mateucci, seinerzeit Redakteur des Popolo".

Heß und Folge hatten sich bis dahin niemals an irgend einem politischen Verein betheiligt, noch je eine politische Versammlung besucht - hoffentlich bringt sie die jetzige Erfahrung zur Einsicht!

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Wenn Sie schließlich meinen, daß die Gründe zu Ostermann's 2c. Aus­weisung die Götter" wissen, so will ich an diesem Ausdruck nicht mäkeln, doch bitte ich Sie, hinzusetzen, daß wir diese Götter", welche schon vor zwei Jahren den Genossen Blum und Scheuermann zur Ausweisung verhalfen, noch zur Verantwortung zu ziehen gedenken.

Beiläufig wurde zweien der Ausgewiesenen erst an der Grenze mitgetheilt, sie seien ausgewiesen worden, weil sie sich an einer Demonstration betheiligt hätten. Rommentar überflüssig.

Korrespondenzen.

p- n. Königsberg i. Pr., Anfang März.( Verspätet.) Am letzten Mitt woch im Februar veranstalteten die hiesigen Genossen eine Demonstras tion gegen die infame Interessenpolitik, die sich jetzt in dem Bismarckschen Marionettentheater, genannt Reichstag , breit macht. Sie hatten eine Bersammlung zur Besprechung der Getreidezölle einberufen. Der große Saal der hiesigen Bürgerrefsource war dicht besetzt. Genoffe Herbig referirte unter vielem Beifall der Anwesenden, gab ein Bild der Grunds besigverhältnisse in Deutschland und zeigte, wie nur die Großgrundbesitzer von dieser neuen Sozialreform" Vortheil, dagegen städtische und länds liche Arbeiter Nachtheil hätten. Nach ihm sprach Genosse Go dau, der heiser war und dies damit erklärte und entschuldigte, daß er eben eine ,, Vergnügungsreise auf Staatskosten" gemacht habe; er hatte nämlich den fünfwöchentlichen Reft einer Strafhaft wegen ,, Majestätsbeleidigung" abgebüßt. Als er erklärte, daß die Majorität im Reichstage die Geset gebung benutzt habe, um ihre Interessen zu fördern, löste Oberkommissar die Versamms Böttcher unser alter Bekannter aus der Wahlzeit lung auf. Die Wuth und Erbitterung über diese brutale Vergewaltigung war eine grenzenlose; nur langsam leerte sich der Saal, und der Poli zist bekam einige Liebeserklärungen zu hören, an die er nicht gerne zurüd denken wird. Auf der Straße kam es noch zu einigen Reibereien; ein Bourgeoislümmel, der einen Arbeiter wegen Hochrufens auf die Sozial

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