innen gehabt hätte; worauf wir Werth legten, und was hier allein ins Geeutsch wight fällt, das sind die Bestrebungen Turgot's, die Ziele, die er im , abe Auge hatte, die Wirkungen, die er durch seine Maßregeln zn erin de zielen hoffte. Und da können wir sowohl dem warmen Herzen Ture Er got's als auch seinem scharfen Blick für die Nebelstände der damaligen mard Epoche nur unsere volle Hochachtung zollen. eigene
Schmeichler haben Bismard mit Turgot verglichen, den Anwalt der onder Millionäre mit dem wirklichen Anwalt der Armen auf eine Stufe stellen deffe wollen. Wenn nicht schon der Umstand, daß Turgot's Reformen an dem Widerstand scheiterten, den ihnen die privilegirten Klaffen entgegenhabe jeten, daß Turgot durch eine Koalition der Volksausbeuter gestürzt wurde, Enbart ihn vor einem Vergleich mit dem Abgott aller Schutzölner schütte, so ftlich zeigt das eine hier zitirte Beispiel, wie groß der Unterschied zwischen che ihm und dem Mann ist, für den die ,, Sozialreform" nur der Deckmantel ringi einer reaktionären Pläne ist, dessen Wirthschaftspolitik nur den Zwed and be hat, den politischen Fortschritt zu hintertreiben, während Turgot's So ift ezialpolitik den 3wed hatte, dem wirklichen Fortschritt auf allen Gehende bieten Vorschub zu leisten, die materielle und intellektuelle Hebung der bean Boltsmassen zu fördern. Welcher Abstand zwischen dem wirklichen heis Sozialreformer, der für den Armen unter allen Umständen ein wenig mehr als das ftritt Nothwendige" verlangt, und dem Sozialreformer ie um Lachen, der die industrielle Sonntagsarbeit nur dann verbieten will, wenn die Arbeiter sich bereit erklären, den Ausfall aus ihrer tirten Bil Lasche zu bezahlen!
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Wenn man Bismarck , den Wirthschaftspolitiker, durchaus mit einem Staatsmann aus der Zeit Ludwig's XVI. vergleichen will, dann mag man ihn mit dem Finanzschwindler Calonne vergleichen, mit deffen Von der Hand in den Mund"-Politik die heute in Deutschland herrschende große Aehnlichkeit hat.
af den Hoffentlich wird sie auch ihr Schicksal theilen!
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Aus Berlin schreibt man uns: Herr Stöder hat in der zweiten Juniwoche hier in Berlin , dem Schauplage seiner Thaten, vor Gericht gestanden und ist gerichtet worden. Gerichtet und hingerichtet. Hinrichtung wars, wenn es je eine gegeben hat. Auf Einzelheiten gehe ich nicht ein, Sie finden in fast allen hiesigen Zeitungen ziemlich genaue Berichte und werden selbst am besten beurtheilen können, was daraus der Erwähnung im Parteiorgan werth. Mir kommt es vielmehr darauf an, einen kleinen Beitrag zur Naturgeschichte dieses für unsere Epoche so charakteristischen Prozesses zu liefern.
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Als die öffentlichen Prozeßverhandlungen begannen, wurden sofort die vertauscht der Kläger Stöder wurde zum Angeklagten, Angeklagte zum Anfläger. Drei volle Tage lang dauerte die Proes war eine langsame, grausame Hinrichtung, zollweise wurde arme Sünder getödtet, wie das in der guten alten Zeit beim Rädern zu geschehen pflegte, wenn nicht durch besondere ,, Gnade" der Senter angewiesen ward, dem Delinquenten gleich zu Anfang das Gezu brechen. Dies geschah hier aber nicht. Es war ein Rädern Don unten herauf man hörte die Knochen knacken, drei Tage lang ward der arme Sünder mit wahrer Wollust, mit grimmigem Raffinement gefoltert, und am Ende des dritten Tags war er todt. Sein Berhältniß zu so del und Nobiling wurde klar gestellt, sein gemein demagogisches Treiben entlarvt, eine Lüge nach der anderen durch überwältigendes Zeugniß ihm nachgewiesen, eine endlose Reihe von Lügen der Nachweis des Mein schließlich der„ Stoß ins Herz" tam
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Den Schlag konnte der Hofpfaffe, der bis dahin mit eiserner Stirn wenigstens den Schein des Selbstvertrauens gewahrt hatte, nicht verer brach zusammen, und Stöcker ist todt. Der
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Stöcker" hat den Hofprediger und Agitator Stöcker todtgeschlagen. Wenn der mitleidige Staatsanwalt ihn dadurch zu retten suchte, daß er zwar zugab, daß der Zeuge Stöcker unzweifelhaft falsch geschworen" habe, jedoch meinte, das sei kein strafbarer Meineid o tönnen solche Sophistereien an der Thatsache nichts ändern: daß der faiserlich- tönigliche Hofprebiger Stöcker, Gründer und Haupt der christich- sozialen Bartei, Organisator der Judenheze, Hauptleuchte und Stüze großen konservativen Partei eines Meineids überführt ist, wie er trasser meineidig nicht sein kann,- eines Meineids, geschwoten mit vollem Bewußtsein und Vorbedacht.
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Der Vorsitzende des Gerichts, der am letzten Tag unwillkürlich den läger" Stöcker als„ Angeklagten " bezeichnet hatte, fühlte das sehr wohl, jeder Anwesende fühlte es, und vor allem fühlte es der Delinquent. Der schwache Schild, welchen der mitleidige Staatsanwalt loſe über ihn gehalten, kann keinen ernstlichen Sieb vertragen. Alles was der mitleidige Staatsanwalt durch sein beispielloses Plädoyer für en de ben Meineid erreichte, ist, daß er sich selbst zum Mitschuldigen des meineidigen Hofpfaffen gemacht hat. Es st eine Nothwendigkeit, daß die Anklage auf meineid gegen den meineidigen Hofpfaffen erhoben wird, und der Schatten des mitleidigen Staatsanwalts wird dann neben dem meineidigen Hofpfaffen auf der Anklagebank sitzen.
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Es ist eine Nothwendigkeit, wir wiederholen es. Wird der meineidige Hofpfaffe Stöcker nicht auf die Anklagebank gesetzt, so kann überhaupt im deutschen Reich keine Anklage auf Meineid mehr erhoben werden; denn jeder Angeklagte hätte die das Recht, dem Staatsanwalt und den Richtern zuzurufen: statte taiserlich königliche Hofprediger Stöder hat den Portritt. Erst nach ihm kann die Reihe an mich tom
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Die Art, wie Herr Stöcker, um den Meineid von sich abzuschütteln, einen zweiten Ewald erfand, und wie diese seine Erfindung die Polizeiliche Approbation und Santtion erhielt, inveil dem der als Zeuge geladene Polizeilieutenant Schöne mit stieberhafter*) Eleganz beschwor, daß in der sozialistischen Bewegung der letzten Jahre wei Agitatoren Namens Ewald in der Berliner Bewegung eine Rolle gespielt hätten, ist nichts als der Versuch einer homöopathischen ur, nämlich der übrigens nicht ungewöhnliche Versuch, einen Meineid durch einen zweiten Meineid zu kuriren, d. h. in einen rich: igen, nicht mit Zuchthaus zu bestrafenden Eid zu verwandeln. Daß usbel die Polizei sich zu dieser homöopathischen Kur hergegeben hat, zeigt uns, daß es ihr mit ihrem heiligen Eifer gegen die Kurpfuscherei nicht ganz Ernst ist.
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Selbstverständlich wurde der Redakteur, wel her den meineidigen orth Lügner Stöcker einen Lügner genannt, von dem Gerichte bestraft.
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zwar erhielt er drei Wochen Gefängniß. Sonst wird in derartigen Fällen meist blos auf Geldstrafe erkannt, aber das Verbrechen, einem kaiserlich königlichen Hofprediger und konservativen Parteiführer ziehu die Maste herunterzureißen und ihn des Meineids und hundertfacher En Jaugen zu überführen, mußte natürlich schwer geahndet werden. Wozu hrlich wären denn die Geseze da, wenn nicht zum Schuß solcher Lumpe, wie
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Stöcker und seiner Hintermänner?
- f. Hödel und Nobiling
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das ist jetzt durch gerichtliches haben, als sie die bekannten ,, Attentate" verübten,
, christlich sozialen" Partei des Stöcker angehört, welche der preußischen Regierung und Polizei zum Mindesten sehr nahe steht. Als Lehmann- Hödel seinen iale bekannten Sackpuffer in die Luft schoß, wurde dies sofort dem in Friedrichsruhe befindlichen Bismarck mitgetheilt, der umgehend zurückes v telegraphirte:„ Ausnahmegesek gegen die Sozialdemo= hatsad fraten!
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Weil ein Agent Stöcker's, der selber Agent Bismard's öhe ist, ein sogenanntes Attentat verübt,„ Ausnahmegesetz gegen die Sohör zialdemokraten!" Das sieht" bestellter Arbeit" so ähnlich wie eni ein Ei dem andern, und wir haben jetzt ein Recht, zu behaupten, daß hlbefi das Hödel'sche Attentat ein Polizeiattentat war, genau so wie das Seu famose Attentat auf den eidgenössischen Bundespalast.
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Das Hödel'sche Attentat reichte nicht aus; es mußte noch ein in de weites fommen, um die Nationalliberalen zum„ Umfall" zu bringen und das Heer der Philister angstvoll zu machen. Nobiling schoß. trophe and Nobiling war ebenfalls Mitglied des Stöcker's en daß Bolizeivereins. In welcher Atmosphäre" die Attentate des en nu Schandjahres 1878 gezeitigt" worden sind, um Buttkamer's ,, elegante" Redeform zu gebrauchen, das kann nach den zeugeneiblichen Feststellungen des Stöcker- Prozesses für Niemanden mehr ein Geheim= ot'sche hiß sein. got si Nun ist aber bekanntlich das Sozialistengesetz ausgesprochener en ihr ämpfe*) Siehe den Kölner Kommunisten Prozeß!
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maßen auf Grund der Voraussetzung erlassen wor den, daß Hödel und Nobiling Sozialdemokraten und ihre Attentate" sozialdemokratische Attentate gewesen seien. Daß diese Voraussetzung eine unbegründete war, ist von unseren Ver tretern im Reichseage wiederholt und auf's Schärffte nachgewiesen worden. Allein es fehlte bisher der juristische Beweis, und solange dieses der Fall war, blieb die Möglichkeit offen, daß Bismarck und seine Helfershelfer bona fide gehandelt und wirklich geglaubt haben, die Attentate" seien echt sozialdemokratischen Ursprungs.
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Diese Möglichkeit ist jetzt ausgeschlossen. Bismarck und seine Helfers helfer wissen jetzt, müssen jest wissen, welcher Natur jene ,, Attentate" und jene Attentäter" waren, und so wahr sie ehrliche Männer sind, müssen sie eingestehen, daß sie sich geirrt haben, daß sie von der Polizei getäuscht worden sind, und daß das Sozia listengesetz auf Grund einer falschen Voraussetzung erlassen worden ist.
Die nothwendige und unmittelbare Konsequenz ist selbstverständlich die Aufhebung des Sozialistengesezes und die Entschädigung seiner Opfer.
So wahr Bismarck und seine Helfershelfer ehr liche Männer sind!
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Oder läßt sich etwas gegen unsere Argumente anführen? Nein da hilft kein Wenden und Drehen: so wahr Bismarck und seine Helfershelfer ehrliche Männer sind, wird die Aufhebung des Sozialistengesetes sofort im Bundesrath beantragt und in einer außerordent lichen Reichstagssession dekretirt.
Und wäre es nicht Bismarckbeleidigung, an Bismarck's Ehre und Ehrlichkeit zu zweifeln?
Oder sollte es umgekehrt sein?
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- t. In dem jekt modischen Verdächtigen und Be schimpfen der sozialdemokratischen Abgeordneten ist die ,, Frankfurter Beitung" allen übrigen Blättern weit über". Auf einen von ihr verbreiteten Lügenroman haben wir bereits hingewiesen. Heute sei einiger Berliner Korrespondenzen( aus bekannter Feder) erwähnt, in welchen die Legende aufgetischt wird, Bebel und Liebknecht seien in der Fraktion gewissermaßen falt gestellt worden; die übrigen, namentlich die jüngeren Abgeordneten, hätten das Joch der beiden Genannten abgeschüttelt, einer der Jüngeren, befragt, warum man das gethan, habe die Antwort gegeben:„ Wir züchten keine großen Männer!"; daraus erkläre es sich, daß Bebel und Liebknecht in der vergangenen Session fast gar nicht aufgetreten seien u. s. w. Es ist das erdichtet von A bis 3; und wir würden der Albernheit nicht erwähnen, wenn der betreffende Korrespondent sich nicht sozusagen als Eingeweihter aufspielte, freilich ein gemeines Reporter- Kunststückchen. Thatsache ist, daß die zwei erwähnten Genossen in der legten Session gerade so viel und bei gerade so wichtigen Gelegenheiten geredet haben wie früher; Thatsache iſt, daß die zitirte Aeußerung nicht von einem Jüngern" gegen sie, sondern von Liebknecht im Gespräch mit einem Fortschrittier unter Hinweis auf das Schwaymonopol Eugen Richters gethan wurde ( und wohl auch in etwas anderer Form); und endlich ist Thatsache, daß zwischen den jüngeren" und älteren" Fraktionsgenossen nie der der geringste Gegensatz, nie die geringste Differenz hervorgetreten ist- sind die sogenannten Jüngeren" doch auch sämmtlich ältere Parteigenossen. Bei den Meinungsverschiedenheiten, die in der Dampfersubventionsfrage zu Tage traten und andere Differenzen hat es überhaupt in der Fraktion nicht gegeben waten auf beiden Seiten jüngere" und ,, ältere" bunt durcheinander gemischt. Ferner erzählt derselbe Frankfurter Zeitungskorrespondent, die sozialdemokratischen Reden seien in der letzten Session weit schwächer und zahmer gewesen, als in früheren Sessionen, und als Beweis wird angeführt die Belagerungszustandsdebatte, aus welcher diesmal Herr Puttkamer leider" als Sieger hervorgegangen sei. Leider" hat die Frankfurter Zeitung " selbst, unmittelbar nach jener Debatte, genau das Gegentheil, d. h. die Blamage und das Fiasto des Herrn Puttkamer fonstatirt, und leider" hat der brave Frank furter Zeitungsforrespondent sich auf einer plumpen Züge ertappen taffen. Im Uebrigen haben wir die Thätigkeit unserer Genossen im Reichstag nicht gegen die Sonnemann'schen Preßreptilien zu vertheidigen hieße unsere Genossen beleidigen.
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Der alte Lehmann", schreibt man uns aus dem Wupper thale, scheint in jüngster Zeit von einem wahren Begnadigungsfieber besessen zu sein. Merkwürdigerweise sind es jedoch nur die allerniederträchtigsten Lumpen, welche der kaiserlichen Huld theilhaftig werden. Auf die Begnadigung der beiden Elberfelder Fabritpaschas, Dahlhaus und Sohn, welche wegen brutaler Mißhandlung eines Arbeiters zu ein, bezw. zwei Monaten Gefängniß verurtheilt wurden, folgte die des Rons dorfer Steuereinnehmers v. Carnap, welcher die Staatskasse um nicht weniger als 22,000 Mark erleichterte und, nachdem ihn die Milde der Bourgeois- Geschworenen vor dem Zuchthause bewahrt, zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilt wurde, wovon ihm durch die kaiserliche Gnade die Hälfte erlassen ist. Neuerdings ist abermals ein Strahl der kaiserlichen Gnadensonne in's Wupperthal gefallen, und zwar traf er diesmal den würdigen Waisenvater Vo ß. Voß gerieth zuerst wegen allerhand unsauberer Manipulationen, die er mit den ihm anvertrauten weiblichen Zöglingen vorgenommen haben sollte, in Untersuchung, mußte aber Mangels genügenden Beweises" dieserhalb freigesprochen werden. Die hochfittlichen Richter konnten, wie es in dem Urtheile heißt, nicht zu der Ueberzeugung kommen," daß Voß seine delikaten Handlungen zur Befriedigung seines Sinnentigels vorgenommen habe". Während der Untersuchung stellte sich jedoch heraus, daß Herr Voß seine Zöglinge während seiner Amtsführung auf das Gemeinste geprellt. So erhielt z. B. jedes die Anstalt verlassende und in Dienst tretende Mädchen aus städtischen Mitteln eine Kleiderkiste. Ehren Voß nun stellte diese Kisten nicht nur der Stadt, sondern auch den Mädchen in Rechnung, und steckte den Ueberschuß in seine weiten Taschen. Wegen dieser und ähnlicher spizbübischer Praktiken erhielt Boß drei Jahre Gefängniß zudittirt. Doch der Herr verläßt die Seinen nicht!" Die pietistischen Freunde des Voß ließen alle Minen springen, und eines guten Tages, nachdem der Biedermann ein Jahr acht Monate seiner Strafe abgebrummt, wurde ihm, wie es im offiziellen Jargon heißt, der Rest seiner Strafe von Seiner Majestät in Gnaden erlassen.
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D, es ist etwas Herrliches um das Gnadenrecht unseres„ Heldengreises!"
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m. Der größte Zungendrescher ist und bleibt doch Eugen Richter . 335- in Worten dreihundertfünfunddreißig Reden in einer Seffion und in 100 Sigungen des Reichstags. Das heißt durchschnittlich fast vierthalb Neden per Sizung. Das ist noch nicht dagewesen, und wird hoffentlich auch nicht wieder da sein. Wenigstens nicht, nachdem die Richter'sche Zunge ihre Thätigkeit eingestellt hat. Und was hat dieser Vielredner mit seinen 335 Reden erreicht? Hat er die Macht der Regierung erschüttert? Die Stellung seiner Partei befestigt? Im Gegentheil: die Regierung ist durch die Taktik des Herrn Richter nur gefräftigt worden, und die Fortschrittspartei bietet das Bild kläglichen 3erfalls gleich der ihr nahestehenden" Volkspartei, die auf ihrer legten Konferenz sich selbst für bankrott erklärt hat. Noch 335 Richter'sche Reden, und die Fortschrittspartei wird ganz todt geredet sein. Jetzt ist sie's erst hal b.
Merkwürdiger Patriotismus. Aus Thüringen schreibt uns ein Genosse: Ihre Notiz in Nr. 19: Prozent- Patriotismus, oder wie es gemacht wird," in welcher Sie mit Recht die aufdringliche Art und Weise geißeln, mit der man dem deutschen Michel die Bilder seiner Nationalheiligen aufdrängt, erinnert mich an eine sehr belustigende, unfreiwillige Selbstperfifflage, der ich vor einigen Jahren in Erfurt beiwohnte.
Ein Händler hatte die Bilder der ganzen allerhöchsten Gesellschaft öffentlich zum Verkauf ausgehängt und pries sie dem Publikum mit den Worten an: Hier Bismard einen Silbergroschen! hier Moltke einen Silbergroschen! hier der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Friedrich Karl 2c. 2c. einen Silbergroschen! Es hatte sich schließlich eine große Menschenmenge um ihn versammelt, aber Niemand machte Miene, für den werthvollen Besitz eines dieser Konterfeie den erforderlichen Silbergroschen anzulegen. Da riß endlich dem armen Verschleißer des waschächten Patriotismus die
Geduld und wüthend schleuderte er der unbeweglichen Menge die ver= nichtenden Worte ins Gesicht:
Ja, hängen seht Ihr sie wohl gerne, aber koofen thut Ihr sie Euch nicht!" Natürlich meinte er die Bilder!
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Einige Optimisten und Utopisten gaben sich der Hoffnung hin, Herr Stöcker würde, nachdem er der Lüge und des Meineids überführt worden, von seiner Partei fallen gelassen werden. Diese sonderbaren Schwärmer sind durch die ,, Kreuzzeitung " rasch eines Besseren belehrt worden. Sie sagt kurz und bündig: Der Prozeß gegen Stöcker sei ein Buben stück gewesen, und an dem braven Stöcker werde man jetzt erst recht festhalten.
Auf Bubenstücke versteht sich die„ ,, Kreuzzeitung " freilich. Man nehme nur den Prozeß Waldeck. Und auf Buben versteht sie sich auch. Tel maître, tel valet. Wie der Herr, so der Knecht. Wie die Partei, so ihre Diener. Und umgekehrt.
Aber, ob die biederen Konservativen noch so krampfhafte Anstrengungen machen mögen, ihrem Oberdemagogen die Stange zu halten, er bleibt deshalb doch ein todter Mann. Todt, todt, todt, und wenn sie ihn tausendmal hochleben lassen. Todt, und wenn ihm die Dankadressen duzend weise zugehen sollten. Derartige Manöver täuschen heutzutage Niemand wenn es erlaubt ist, diesen mehr. Der verstorbene Schulze- Delitzsch Mann, der doch wenigstens glaubte, was er sagte, mit einem Stöder in einem Athemzug zu nennen- ist selbst durch das berühmte NationalEhrengeschent nicht vom Tode gerettet worden. Und Lassalle hatte ihn doch nur mit Bezug auf seine Lehre hingerichtet!
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Er ist todt, der Meineidspfaffe, seine Rolle ist ausgespielt. Nicht der Wille seiner Freunde und Brotgeber, sondern die öffentliche Meinung entscheidet, und diese ist in Deutschland doch noch nicht so korrupt, wie gewisse Leute sich einbilden.
- Feldmarschall Manteuffel und Feldmarschall Friedrich Karl haben in diesen Tagen das Zeitliche gesegnet und inspiziren jetzt die himmlischen Heerschaaren, wobei es der Lettere hoffent lich nicht an kräftigen Schimpfworten über den scheußlichen Parademarsch" fehlen lassen wird. Die Freude der Frau des ,, rothen Prinzen", der in Punkto Brutalität der würdige Sohn seines Vaters, des berüchtigten Thalerprinzen", war, über die himmlische Abberufung ihres Gatten soll unbeschreiblich sein. Wir gratuliren!
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s. Unsere Notiz über die Vergebung der Dampfersubvention an den Bremer Lloyd ist von einem Genossen, der sich beschwerend an uns gewandt hat, so verstanden worden, als hätte damit ein Vorwurf gegen die Fraktion ausgesprochen werden sollen, die, trotzdem daß Diet das Spiel durchschaut, doch für gewisse Theile der Regierungsvorlage einzutreten bereit gewesen sei. Eine derartige Ansicht lag uns ferne, und wer die Notiz genau liest, wird sich auch überzeugen, daß die Spize sich einzig und allein gegen die Reichsregierung und die sonstigen Macher und Mitmacher des sauberen Geschäfts richtet. Der sozialdemokratischen Fraktion, und insbesondere dem Abgeordneten Diez, gebührt das Verdienst, das Mögliche zur Verhütung des sauberen Geschäftes aufgeboten zu haben. Und es muß weiter festge= halten werden, daß Herr Staatssekretär Stephan( Poststephan) die Behauptung Diet's, die Sache sei bereits mit dem Lloyd" abgemacht, feierlich vor versammeltem Reichstag für gänzlich aus der Luft gegriffen erklärt hatte eine feierliche Erklärung, die jetzt als unwahrheit erwiesen ist. Hofprediger Stöcker scheint für gewisse hohe Herren der moralische Lehrmeister und das Vorbild geworden zu sein. Eine Zuschrift der Abgeordneten Auer, Blos, Geiser und Grillenberger in der gleichen Angelegenheit bringen wir in nächster Nummer.
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Zur Frage der preußischen Landtagswahlen. Aus Königsberg erhalten wir folgende Zuschrift: ,, Königsberg , 20. Juni. In der Nr. 24 des Parteiorgans vom 11. d. Mts. wird in einer Korrespondenz aus Berlin zur Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen aufgefordert. Die Königsberger Ge nossen sprechen sich entschieden dagegen aus und zwar aus folgenden Gründen: 1) Ein Erfolg ist bei dieser Zensuswahl mit Stimmabgabe zu Protokoll absolut ausgeschlossen, und ferner wollen wir dem Spigel thum keine Prostriptionslisten zur Verfolgung der Genossen liefern. 2) Wir fürchten, daß eine Betheiligung an den Landtagswahlen nur mit einem verwässerten Programm stattfinden würde, das auf die speziel preußischen Verhältnisse zugeschnitten ist, um der hochwohllöblichen Polizei zum Einschreiten die wenigste Veranlassung zu geben. 3) Agitiren können wir trotzdem, wir können dem Volk auseinandersehen, warum wir fernbleiben. Außerdem wollen wir unsere Kraft nicht in unnüzem Kampf vergeuden, sondern für die Reichstagswahlen benutzen, bei denen wir mehr Chancen haben, und infolge dessen mehr mit unseren Ideen ins Volt dringen können. 4) In diesem September finden die Wahlen zur französischen Deputirtenkammer statt. Da die Genossen des Auslandes uns in allen Kämpfen stets auch materiell unterstützt haben, fühlen wir uns moralisch verpflichtet, etwaige disponible Gelder lieber für die französischen Genossen, als für eine zwecklose Agitation zu preußischen Landtagswahlen zu verwenden."
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Aus San Francisco geht uns d. d. 14. Mai noch eine Resolution, die bekannte Fraktionserklärung betreffend, zu. Angesichts der Entwicklung, welche die ganze Angelegenheit inzwischen genommen, werden jedoch unsere Genossen in der Hauptstadt Kaliforniens wohl das mit einverstander sein, wenn wir auch dieses Schriftstück nicht abdrucken, sondern es dem Vorstande der Fraktion zur Kenntnißnahme übers senden.
Von den Frankfurter Genossen wird uns mitgetheilt, daß sie auf eine Beantwortung der wegen des Aufrufes gegen sie von Frohme 2c. in verschiedenen gegnerischen Blättern erhobenen Angriffe verzichten, da sie die Sache vor dem Forum, vor welches sie ge hört, zum Austrag bringen werden.
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Soviel uns bekannt, sind nun auch die letzten nachträglichen Proteste zurückgezogen ein Beweis, daß das Gefühl der Zusammengehörigkeit in unserer Partei doch ein wenig stärker ist, als unsere Feinde gehofft. In verschiedenen Ländern ,, ministerkriselt" es. In Eng land hat Herr Gladstone, nachdem er am 8. Juni im Unterhaus eine Niederlage erlitten, sein Ministerium niedergelegt, und den Konservativen das Feld überlassen. Diese werden wohl oder übel das Staatsruder in die Hand nehmen müssen, soll nicht das großbritannische Reich an der man denke! Ministerlosigkeit zu Grunde gehen.
Die Niederlage Gladstones war nur dadurch möglich, daß ein Theil der Liberalen ihren Heros, den grand old man", bei der Abstimmung über die Erhöhung der Brau- und Spritsteuer, mittels deren die Mehrausgaben für die Rüstungen in Asten gedeckt werden sollten, schnöde im Stich ließ. Die großen Brauer 2c. spielen in England eine ähnliche Rolle wie in Preußen- Deutschland die großen Schnapsbrenner. Aber leider kann Gladstone nicht von sich sagen ,,, auch ich bin ein Bierbrauer," und was seine Geniestreiche in der auswärtigen Politik nicht vermocht, das bewirkte sein mangelndes Mitgefühl für diese leidende Menschenklasse. Nicht weil es sich um eine, sondern weil es sich um diese indirekte Steuer handelte, ließen sie ihn fallen. Welcher Triumph für Bis marck! Ihm kann so etwas nicht passiren.
In Italien wackelt das Ministerium Depretis Mancini, in Spanien das konservative Ministerium Canovas del Castillo. Ersteres fällt als ein Opfer der Kolonialpolitik, Letzteres der Cholera.
Desterreich. Brünn , das mährische Manchester , war in der vergangenen Woche der Schauplatz großartiger Arbeiterunruhen. Die Fabrikanten der großen Textilindustrie wollten die Einführung des elfstündigen Arbeitstages in der Weise bewerkstelligen, daß sie die Pausen von der Arbeitszeit abziehen wollten. Die Arbeiter aber wollten sich das mit Bezug auf die Frühstücks- und Vesperpausen nicht gefallen lassen, und so kam es zur Arbeitseinstellung und, gelegentlich einer Demonstras tion der feiernden Arbeiter, zum blutigen Konflikt mit der Polizei. Die Kapitalistenpreffe faselte sofort von Aufhetzungen durch slavische Agita toren 2c., mußte aber hinterher doch zugeben, daß die Erregung der Ars beiter nicht ganz unberechtigt" gewesen sei. Die Fabrikanten zogen es schließlich vor, durch Vermittelung der Statthalterschaft und des Bürgers meisters mit dem Komite der Arbeiter in Verbindung zu treten, und angesichts der entschlossenen haltung der Letteren tam es zu einem Kompromiß, wonach die wirkliche Arbeitszeit am Mon tag 10, am Samstag 93% und an den übrigen Wochentagen 1034 Stun