Auf Veranlassung mecklenburgischer Junker traten bald nach den sogen. Freiheitskriegen ,, Adelsvereine" ins Leben, deren Statuten nach Wig­gers folgende Paragraphen hatten:

§ 1 befürwortet das Recht der Erstgeburt; für die nachgebornen Söhne geiftliche Würden.

§ 2. Forderung ritterlicher Eigenschaften u. s. w.

§ 3. Wiederbelebung der patriarchalischen Verhältnisse zwischen Grund­adel und Bauern. Heranbildung einer ergebenen Generation von Land­leuten mittelst verpflichtender Begünstigungen.

§ 4. Gewöhnung des Volkes an das bestimmte Hervortreten des Adels an die Spige der Nation. Burgartige Wohnungen. Wohl. thätigkeit, aber nicht vom Einzelnen, sondern vom Verein( als Maßregel der Klugheit, namentlich in Bezug auf den gefahrdrohenden Stand der Proletarier, heißt es in den Motiven.)

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§ 5. Verbesserung der materiellen Verhältnisse des Adels, event. auch Berbindung mit wohlhabenden Bürgerstöchtern!

1. s. w. u. s. w. Daß die vom Adel so sehr empfohlene Prügelstrafe auch in den Städten ihre Anhänger gefunden, geht aus der Thatsache hervor, daß fie im vorigen Jahre( 1884) in Stavenhagen, einer kleinen Stadt, wie­der eingeführt wurde im Armenhause.

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Liebknecht   schildert in seiner Grund- und Bodenfiage" den Naub des englischen Adels; der medlenburgische steht demselben in keiner Beziehung nach, wie seine Geschichte beweist.

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I.

Mecklenburg   war ursprünglich von Wenden   bewohnt, und zwar bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, wo dieselben von deutschen  Ansiedlern theilweise verjagt, theilweise zu Gefangenen, zu Sklaven, gemacht wurden. Die Neuansiedelung geschah unter verschiedenen Nor men, doch scheint es, als ob das Feudalsystem vorherrschend gewesen ist. Der Edelmann wurde vom Fürsten  , der Bauer vom Edelmann ,, be­Tehnt". Wie historisch nachgewiesen, war das Gehöft des Bauern, ver­kauf- und verschuldbar, ein erbliches Lehen. Daneben gab es aber auch freie Bauern; ja wir wissen, daß einige Gemeinden ein eigenes Siegel führten, sowie eine eigene Gemeindeverfassung mit Gerichtsbarkeit be­faßen.

Die Gehöfte der Ritter waren klein; dieselben ließen sie von den wendischen Sklaven bearbeiten, sie selbst vergnügten sich mit Fehden und Wegelagerei, und erhoben vom Bauern eine geringe Abgabe. Damals waren sie eben noch relativ bescheiden. Allmälig steigerten sie jedoch ihre Ansprüche. Dies äußerte sich zunächst in vermehrter Räuberei. Nicht nur daß die Ritter Kaufmannszüge angriffen, nein, sogar stark befestigte Städte hatten von ihnen zu leiden.

1392 begab sich der mecklenburgische und märkische Adel zur See, sie ,, Bitalienbrüder". Die Chronik hat uns eine ganze Reihe von wurden adligen Namen aufbewahrt, deren Träger sich bei diesen Raubzügen be theiligten. Wir treffen da z. B. die Namen Manteuffel, Moltke  , Kardorff u. s. w., ein Beweis, daß der Apfel nicht weit vom Stamme fällt. Die Heldenthaten ihrer Ahnen begeistern noch heute die mecklen burgischen Adligen, wenigstens vor einigen Jahren rief ein Mitglied des Landtags, mit der Faust auf den Tisch schlagend, aus: Wir sind stolz darauf, daß unsere Vorfahren das Faustrecht geübt haben."

Die oben erwähnten freien Bauern waren, wenn sie nicht stark genug waren, dem wegelagernden Adel einen kräftigen Widerstand zu leisten, gezwungen, sich unter den Schutz eines Ritters zu stellen. Zu ihrem Ver­derben, denn der Ritter gab sie nicht wieder frei, als die Wegelagerei durch kräftiges Eingreifen der Städte beseitigt war.

Als der Adelsfippe in der Wegelagerei ein standesgemäßer" Erwerb genommen war, versanten die Herren in Schulden. Namentlich waren die sehr reichen Klöster ihre Gläubiger. Deshalb begrüßten sie die Re­formationsbewegung mit Freuden; sie bot ihnen Gelegenheit, sich ihrer Schulden ohne Zahlung zu entledigen.

Damals wie heute bestand der Landtag aus sämmtlichen Ritterguts­befizern( Ritterschaft) und den Bürgermeistern der Städte( Landschaft), die letzteren jederzeit willige Kreaturen der ersteren. So schreibt mein Gewährsmann, Morik Wiggers*):

,, Mit kühnem Griff eignete der Adel sich die Klöster als sein aus­schließliches Eigenthum an. Eine Familienkaste, welche sich der einge borne" Adel nennt, hat noch jetzt den alleinigen Genuß der Kloster­güter mit einem Areal von 8 Quadratmeilen und einem Werthe von ebensoviel Millionen; nur ein kleiner Brosam ist der, aus den Bür­germeistern der Städte bestehenden Landschaft zugeworfen, um ihren Einspruch gegen die widerrechtlichen Anmaßungen des Adels zu beseiti­gen. Fast 400 reiche und arme adlige Fräulein ziehen aus jenen Gütern eine jährliche Summe von 120,000 Mart, außerdem verschaffen dieselben verschiedenen adligen Nittern und deren Günstlingen reich dotirte Stellen. Mit dem Gelde des Bürger- und Bauernstandes sind die Klöster ge­fauft" u. s. w.

Soweit Wiggers.

schreiben. Kommen doch aus Deutschland   jährlich Hunderte und Tau sende nach hier, dem großen Kaiserreich Brasilien, in der Hoff­nung, durch die Auswanderung ihre materielle Lage zu verbessern! Denn da es drüben durch die Tagespresse sattsam bekannt ist, daß die Geschäfts­verhältnisse Nordamerikas   sehr faul sind, so kommen Viele nach hier, weil sie glauben: Bis nach Brasilien   ist es sehr weit, nach dort gehen nicht so Viele wie nach den Vereinigten Staaten  , und die Industrie ist da nicht in dem Maße entwickelt als in Europa   und Nordamerika  . Das

ist richtig und auch nicht richtig! Allerdings steht hier die Industrie noch in den Kinderschuhen, und die Handarbeit hat vor dem Maschinen­betrieb den Vorrang; da jedoch Brasilien   durch die Dampferverbindungen Europa   sehr nahe gerückt ist, und die große Masse der Bevölkerung drü­ben, bei den niedrigen Löhnen, in ihrem Bedarf auf das Nothwendigste beschränkt, nur den kleinsten Theil von dem konsumirt, was sie produ­zirt, so sucht der Fabrikant und Kaufmann sich durch den Export zu helfen. Und da ist denn Brasilien   ein Land, mit dem noch ein Ge schäft zu machen" ist.

Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, daß der Adel steuerfrei war, und daß Fürst und Adel Hand in Hand gingen. 1572 hatte der Fürst 400,000 Gulden Schulden; der Adel bewilligte ihm mit großer Koulanz eine hohe Steuer, dagegen drückten Durchlaucht beim Raub der Kloster­güter beide Augen zu.

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Speziell der deutsche Import hat sich seit mehreren Jahren sehr gehoben, und zwar ist dies hauptsächlich der großen Billigkeit der deutschen   Fabrikate zuzuschreiben. Alles nur Denkbare wird importirt: Werkzeuge und Waffen, Maschinen und Eisenwaaren, alle Erzeugnisse der Textil- und Papierbranche, Möbel, Kleidungsstücke, Schuhwerk und die verschiedenartigsten Lebensmittel, z. B. bairisch Bier, Sauerkraut, Kartoffeln, nebst dem dazu gehörigen Häring! Trop des sehr hohen Eingangszolles, den die Regierung auf alle Waare legt, der Transport- und sonstigen Unkosten kann die hiesige Industrie nicht mit der ausländischen konkurriren, und wird durch lettere fast erdrückt. Die jetzige große Geschäftslosigkeit wird noch erhöht durch die traurige Finanzlage des Landes. Hat doch der Kaiser erst jüngst, bei der Eröffnung der Depu tirtenkammer, in der Thronrede, wenn auch verblümt, erklärt: daß der Staat am Bankrott steht.

Doch zurück zu den Bauern. Mit der nach Aufhören der Wegelagerei eintretenden Sicherheit der Zustände wuchs die Wohlhabenheit des Bauern. Der Ritter gerieth in Schulden. Da wurde das römische Recht eingeführt. Einige im Solde des Adels stehende Rechtslehrer traten auf, erst schüchtern, allmälig dreister und erklärter: der Bauer habe eigent lich gar tein Eigenthumsrecht auf die Hufe. Nachdem so gewiffenlose Rechtsverdreher den Boden geebnet hatten, begann der Junker seine Bauern zu legen", d. h. er nahm ihnen einfach das Ihrige. Jetzt such­ten und fanden die Bauern ihr Recht bei den Gerichten. Doch nicht umsonst hatte der Adel ,, die Klinke der Gesetzgebung" in der Hand. Der Landtag erließ ein Gesetz, wonach derjenige Bauer, der nicht urkundlich sein Eigenthumsrecht nachzuweisen im Stande, vertrieben werden könne. Schriftliche Kontrakte existirten aber nirgends. Der Bauer war dem Junker auf Gnade und Ungnade überwiesen. Der Fürst drückte wiederum zwei Augen zu, denn er bekam eine Million Steuern bewilligt zur Deck­ung seiner Schulden.

Nun zur Auswanderung selbst.

Das beste Geschäft bei derselben machen die Agenten und Dampfer­gesellschaften. Die Verpflegung nach hier im Zwischendeck ist so schlecht, als sie nur sein kann, sie hat viel Aehnlichkeit mit einem Viehtransport, und ich könnte darüber ein besonderes Kapitel schreiben, wenn es nicht der Raum des Blattes verböte.

Die meisten Deutschen   werden nach der Kolonie Donna Francisca transportirt, um Land zu bauen, und davon ist nun vor­züglich dem deutschen   Industriearbeiter abzurathen. Man glaube ja nicht den schönen Vorspiegelungen der Agenten über das , Wunderland"; Wunder hat es nie gegeben, und auch hier geht Alles sehr natürlich zu. Hier Land zu bebauen, dazu taugen höchstens die pommerschen Bauern oder die Polaken, Leute, die mit ihren ,, heimat­lichen Ochsen" groß geworden sind und die der Strom der Zeit nur einmal im Leben an der Stirnlocke erfaßte: als sie ihre Heimat verließen, um auszuwandern.

Der Adel begann nun die Bauern zu legen". Der Bauer wurde nicht etwa vertrieben, der Ritter ,, nahm sich seiner an" und machte ihn zum Leibeigenen. Nach dem dreißigjährigen Krieg nahm auch der Fürst einige herrenlos gewordene Dorfschaften in seinen Privat­besitz.

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1654 wurde das Entlaufen der Leibeigenen bei sehr harter Strafe verboten. Die Deserteure werden in der Verordnung mit meineidige Buben" bezeichnet. Der Gutsherr bekam vollständige Polizeigerechtigkeit vom Landtage bewilligt, er durfte nach Belieben prügeln oder in den Block legen. Im Jahre 1628 gab es nach Wiggers in Meklenburg  14,300 Bauerngüter,

heute nur noch 1,200

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Menschen, die gar keine geistigen Bedürfnisse kennen, das sind die besten Ansiedler. Wenn sie Glück haben, d. h. wenn ungünstige Witte­rungsverhältnisse und das Ungeziefer ihre Felder verschonen, können sie es nach vielen Jahren langer, schwerer Arbeit zu einem kleinen eigenen Anwesen bringen.

Also 13,100 Bauerngüter hat der Adel gestohlen, nicht mit einem Male, nein, das ,, Legen" währte bis in das 19. Jahrhundert hinein!

Die hiesige Regierung befördert jahraus jahrein eine Menge deutscher  Handwerker dorthin. Da die Kolonie aber sehr damit überfüllt ist, müssen dieselben zufrieden sein, wenn sie mit Erdarbeiten 2c. beschäftigt werden. Die meisten, wenn sie noch etwas Geld haben, sind dann froh, wenn sie nur wieder fort können; und das ist nicht so leicht. Das Reisen hier zu Lande ist sehr kostspielig und mit Schwierigkeiten ver­bunden, von denen man drüben gar keine Ahnung hat. Brasilien  , 14-15 Mal so groß als das deutsche Reich, hat nur eine gute, fahrbare Landstraße, die von Joinville   nach Sao Bento führt. Eisenbahnen gibt es nur wenige, für die Größe des Landes unbedeutende Strecken. Will man nach einer andern Provinz, dann muß man mit dem Küstendampfer fahren, und nach dem Innern auf dem Esel reiten. Ebenso werden die Effekten befördert.

Ungefähr 1730 kam ein Herzog ans Ruder, der, entweder aus Mit­leid mit den Bauern oder aus Furcht vor der überhandnehmenden Macht des Adels, dem ,, Legen" der Bauerngüter Einhalt zu gebieten versuchte. Herzog Karl Leopold wollte jedenfalls wirklich die Bauern beschützen, aber der Adel intriguirte in Wien  , und die kaiserlichen Exekutionstruppen zwangen den Herzog, den Kampf aufzugeben. Eine Anhänglichkeit an das angeftammte" Fürstenhaus gab und gibt es noch heute nur dann beim Adel, wenn dasselbe seine Sonderinteressen vertritt.

Aus Brasilien  .

( Ein Kapitel für Auswanderungsluftige.)

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Der in den Küstenstädten, speziell hier in Rio   bleibende Deutsche  hat es gewöhnlich nicht viel besser. Die meisten Schwierigkeiten bereitet ihm zuerst die Unkenntniß der portugiesischen Sprache. Auf seine Landsleute kann er sich hier nicht verlassen; es gibt auch hier viel weniger Deutsche   als in Nordamerika  .

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Veränderung. Der Arbeiter oder auch Handlungskommis verlä eopold I drüben den Krazbock, um hier nach Strapazen und unter vielfach günstigeren Verhältnissen an einen anderen zu treten, an dem er sich of burchaus noch weniger helfen kann. Das ist die erhoffte Verbesserung. Wer drübe Der Borwurf sein Brot hat und nicht hinausgetrieben wird, soll lieber da bleiben, w er wenigstens weiß, was er hat, und unermüdlich arbeiten dafür, daß spiel Lou baldigst solche Zustände eingeführt werden, wie sie die Sozialdemokrati Und be erstrebt. Zustände, die zuerst in den Kulturländern der alten Welt ein widmet d geführt, auch für hier eine bessere Zukunft voraussehen. Dadurch kam lichkeit ni Schmut seine oder seiner Kinder Lage gebeffert werden, nicht aber durch d Auswanderung. Brasilien   ist ein schönes und reiches Land, und auf der demselben ungeheuren Strecken unbewohnten Landes können noch viele Millionen Menschen leben. Doch müßte sich erst ein riesiger Umschwung vollziehen Damit hat es aber noch gute Weile. Das Klima bliebe aber dann no zu überwinden. Also nicht auswandern! Möchten doch die deutschen   Arbeiter, speziell meine lieben Parte genossen, diese Mahnung beherzigen! Mit sozialdemokratischem Gruß! Rio de Janeiro  .

Es sind hier in den Küstenstädten portugiesische Arbeitgeber, die solche neue Ankömmlinge gern annehmen, da es hier wohlbekannt, daß die Deutschen   tüchtige Arbeiter sind. Da steht denn so ein armer Alemão( spr. Allemong, Deutscher  ) am Krazbock, natürlich für den. nied­rigsten Lohn, von früh 6 bis 10 Uhr. Dann ist ½ oder 1 Stunde Frühstück. Dann geht es bis 5 oder 6 Uhr Abends, wo dann Mittag oder Abendbrod gegessen wird. Diese Lebensweise, nur zwei Mal effen und nur eine Pause während der langen Arbeitszeit, kommt den Meisten sehr schwer an, zumal in den heißen Monaten November bis März, wo das Thermometer bis 45° Reaumür steigt, bis die Temperatur durch ein Gewitter grell abgekühlt wird. Da ist es in den, dem Kleinbetrieb entsprechenden kleinen Arbeitsräumen oft unerträglich. Der Ankömm ling bekommt dann gewöhnlich fürchterliche Diarrhöe, den rothen Hund, eine juckende Hautkrankheit, und hat mit jahrelang anhaltender großer förperlicher Mattigkeit zu kämpfen, die ihm das Arbeiten sehr erschwert. Wie überall im heißen Klima, so sind auch hier die Deutschen   meist leber­oder magenkrank; von den Fiebern gar nicht zu sprechen.

Der Sozialdemokrat" hat schon öfter Gelegenheit gehabt, über die sozialen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten  , dem Norden und Zen­trum von Amerika  , zu berichten; weniger über den Süden. Und doch lohnt es sich gewiß der Mühe, auch einmal über hiesige Zustände zu

*) Der Vernichtungskampf wider die Bauern."

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Sozialpolitische Rundschau.

3ürich, 22. Juli 1885.

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Der Chemniter Monstre prozeß gegen die auf d tung" Rückkunft von dem Kopenhagener Rongreß Anfangs Ap geben." 1882 verhafteten Delegirten ist in ein neues Stadium getreten. Deinen S Landgericht Chemnitz hat den von dem Mitangeklagten Viereck für Voruntersuchung beantragten Zeugenbeweis abgelehnt, die Vorunte suchung geschlossen, die Anklage endgültig erhoben und das Hauptverfahr veröffentlicht. Man ist also entschlossen, die Sache zu beschleunigen. Wofür wir bisher nur einen Jndizienbeweis hatten, ist jetzt durch ein In Belg  Mittheilung aus absolut authentischer Quelle zur positiven Gewißh würde erhoben: der Prozeß ist von Berlin   aus in Szene gefet worden; die sächsische Regierung, von jeher zu jeglicher Handlange arbeit bereit, hat sich zu dem schmutzigen Dienst hergegeben, und d Chemnizer Landgericht zur Verfügung gestellt, von welche man hofft, daß es dem zu Berlin   und Dresden   in seine Gesinnung tüchtigkeit gesetten Vertrauen werde Ehre machen.

Eine geregelte Arbeitszeit gibts hier nicht, und kann man z. B. Sonn­und Feiertag so gut wie jeden andern Tag den Maurer auf dem Gerüst oder den Arbeiter an der Maschine arbeiten sehen. Der Ausbeutung ist hierin der weiteste Spielraum gelassen, da von einer gewerkschaftlichen Organisation, Fachverein oder dergleichen nicht eine Spur vorhanden ist. Ebenso traurig steht es mit dem Kranken- resp. Unterstützungswesen. Die Regierung thut hierzu gar nichts, und die wenigen Privatkassen leisten nicht viel. Verunglückt ein Arbeiter, dann ist es immer seine Schuld"; den Prinzipal verklagen wäre lächerlich. Erstens können hier nur vermögende Leute prozessiren. Gewerbegerichte und Haftpflicht. gesetze sind unbekannt, und Ausländer bekommen einem Brasilianer gegen über fast niemals Recht, auch wenn sie lange im Lande und der Sprache mächtig sind. Die Arbeitslöhne werden meistens monatli h gezahlt, wie alle Zahlungen hier, in Papier oder Kupfer; Silber ist selten. Gold sieht man nur im Schaufenster der Geldwechsler. Oft genug wird der Arbeiter betrogen, ohne daß er etwas dagegen thun kann. Die Werk­zeuge muß sich der Arbeiter selbst halten. Der Verdienst beträgt pro Tag für Handwerker: Tischler, Schlosser, Sattler 2c. 4-8 Mark, beson­ders tüchtige in einigen Branchen, z. B. Goldarbeiter, Uhrmacher 2c. 10-12 Mart. Das erscheint viel, ist aber für hiesige Preis­verhältnisse nicht mehr, als drüben gezahlt wird.

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Die Prozeßverhandlung wird nach den Gerichtsferien, die Mitte Se vergleid Andere tember endigen, wahrscheinlich im Laufe des Oktober beginnen und gere Zeit in Anspruch nehmen, da das für die Voruntersuchung abg preußen lehnte sehr umfängliche Beweisverfahren nun beim Haupttermin stat finden muß. Dieses Beweisverfahren zielt dahin, durch das Zeugn bekannter Leiter und Agitatoren anderer Parteien den Beweis liefern, daß die Form und Art der Agitation und politischen Thäti ezt nic bei den übschließer von der Verschiedenheit des 3 i els abgesehen gen Parteien wesentlich die gleiche ist wie bei den Sozialdemokrata beffere und daß alle diejenigen Akte und Handlungen, in welchen die Antla einen Verstoß gegen die famosen§§ 128 und 129 des Reichsstrafgeset buches( von geheimen Vereinen mit geheimen Oberen handelnd, und vo Vereinen, die gesetzliche Maßregeln durch ungesetzliche Mittel entkräft wollen) erblickt, von allen übrigen Parteien, notorisch: der Fortschritt partei, Volkspartei, konservativen Partei und dem Zentrum, e beni begangen werden wie von der sozialdemokratische Partei und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ohne die ich des Atte und Handlungen eine politische Thätigteit über haupt nicht denkbar ist. Diese Thatsache ist so selbstverständlich, und obendrein so bekannt, da Nachts der Chemnitzer   Prozeß sich uns sofort als ein Tendenz proze Pfenn in des Wortes schlimmster Bedeutung kennzeichnet. Nicht die Akte Handlungen, aus denen unsere politische Thätigkeit sich zusamme setzt, und die nicht unter das Sozialistengesetz fallen, sind Gegenstan der Anklage, sondern die Tendenz" unserer Partei. Nur, weil die Jahren Tendenz den heutigen Gewalthabern unbequem ist, haben sie ih Kreaturen beauftragt, Atte und Handlungen, die durchaus nichts Ung setzliches an und in sich haben, auf die Anklagebank zu bringen. Es si also alle Kriterien des Tendenzprozesses vorhanden. Die Angeklagten werden natürlich nicht versäumen, dies in das lichst helle Licht zu stellen, und eine Rollen vertauschung zu werkstelligen, dergestalt: daß die Ankläger vor dem Forum öffentlichen Meinung auf die Anlagebant gesetzt werde

Die Wohnungsmiethe frißt fast den ganzen Ver= dienst. Es koftet: Ein kleines leeres Zimmer für einen ledigen Mann 16-30 Mark; Bett, Möbel 2c. muß sich jeder selbst halten. Ein Logis für eine Familie von 3-4 Personen 40-90 Mark monatlich pränume­rando. Nun zum Lebensunterhalt: Fleisch ist billig. Schweins, Hammel, Kalbfleisch das Kilo 1,40-2 M., Rindfleisch 0,80-1 M., Brod, nur Weißbrod, von der Größe eines Dreipfennigbrodes 8 Pf., Butter, nur sogenannte Kunstbutter, pr. Kilo 3,60-5 M., Kartoffeln pr. Kilo 40-45 Pf. Bier kostet die Flasche, deutsches 2 M., hiesiges 40-80 Pf. Doch ist letteres viel schlechter, da die Brauer, bei dem hohen Eingangszoй auf Malz statt dessen Zucker nehmen. Wein taugt nicht viel, meistens importirt. Ein Frühstück oder Mittagbrod koftet je 1 M. Billiger fann man höchstens in den schmutzigen Negerkneipen effen. Wäsche braucht man sehr viel, weil man immer in weißer Wäsche gehen muß. Das Waschen ist billig, z. B. ein Oberhemd 40-60 Pf. Ein Anzug, ange­messen, aber nicht fein, 150 M. u. s. w. Die hier angegebenen Preise sind durchschnittlich genommen für hier. Im Innern des Landes sind sie niedriger, aber dann auch die Löhne entsprechend.

Db verheirathet oder ledig, ist in Bezug auf den Lebensunterhalt ziem­lich einerlei. Die Brasilianer ziehen es vor, meistens in sogenannter wilder Ehe zu leben; die Zivilehe besteht hier nicht, obwohl schon oft Anläufe dazu gemacht sind. Die Verkuppelung durch den Pfaffen, deren es hier eine Menge gibt, ist mit viel Schreiberei und Geldkosten ver­knüpft, daher werden zwei Drittel aller Kinder unehelich geboren.

Der Eingewanderte, will er bleiben, muß sich an das hiesige Leben gewöhnen, und muß sich manches Angenehme, manches Vergnügen ent­gehen lassen, was ihm drüben neuen Lebensmuth verlieh. Das Leben ist für Deutsche  , besonders ledige, hier sehr eintönig. Wenn man es richtig überlegt, ist oft die Auswanderung bloß eine schlechte

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in Westfalen   sind vor einigen Tagen die fünf Vorstandsmitglieder Liberalen( fortschrittlichen) Vereins" zu Voerde  , und der Redakte ohnehi der Hagener Zeitung" wegen Bismarck   Beleidigung von Hagener   Straftammer, die Ersteren zu je 500 Mart Geldstra der Lettere zu 300 Mart Geldstrafe verurtheilt worden. Die Prozeß ist wirklich im höchsten Grade charakteristisch für die Versumpfu fast no des öffentlichen Lebens in Deutschland  . Man höre nur:

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Am 2., 13. und 14. März hält der Reichskanzler im Reichsta Reden, in welchen er auf die Mythologie zurückgreift und sich­nur die Duintessenz des Ganzen angeführt folgendermaßen ausdrüdit So Der deutsche Völkerfrühling, der Gott Baldur, der Inbegriff des Gute war in Deutschland   hereingebrochen, nachdem wir ihn uns auf blutig Schlachtfeldern erkämpft hatten; leider findet aber auch bei uns der bo Loki  ( d. i. der Inbegriff des Bösen) immer seinen Höbur( da lüge Sinnbild der Finsterniß und der verstandeslosen blinden Gewal die g der Baldur tödtet. Mit dem täppischen blöden Hödur mein bekann ich die fortschrittliche Wählerschaft und speziell die de Preßr Kreises agen; denn die Wähler, die Sie( indem sich der Reichskan folgt. an den Abgeordneten Richter wandte) wählten, wußten wahrlich ni reptili was sie thaten." Durch diese Worte fühlten sich die Mitglieder d die u fortschrittlichen Vereins zu Voerde   beleidigt und faßten in ein Weise Mitthe Generalversammlung einstimmig die folgende Resolution:

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Der Liberale Verein" erblickt in den beleidigenden und an de schimpfenden Aeußerungen des Reichskanzlers- insbesondere der Anwendung des Ausdrucks täppischer Hödur" in sein gese Rede vom 14. März auf die fortschrittlichen Wähler den Ausdru frönt einer ebenso unberechtigten Kritik als bedauerlichen Anmaßung u legt gegen derartige Insinuationen für seinen Theil entschied Verwahrung ein."

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Diese, gegenüber den Worten des Reichskanzlers geradezu lahme solution wurde brieflich an den Reichskanzler gesandt und außerdem zu th ber ,, Hagener Zeitung" veröffentlicht; es folgte prompt der vom Reich wese Scheible tanzler gestellte Strafantrag, und der Staatsanwalt

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ist der Name dieses edlen Strebers beantragt gegen jedes de thun fünf Vorstandsmitglieder sechs Monate, und gegen den dakteur drei Monate Gefängniß! Und es fanden sich Richter, welche der That in einer so überaus zahmen Zurückweisung einer unverschämt dachte Beleidigung eine strafbare Handlung erblicken! In diesem Urtheil, der Möglichkeit dieses Prozesses, in der Thatsache, daß er ni begon einen Sturm der Entrüstung erregt, zeigt sich die Gesu fenheit, der Niederträchtigkeit des deutschen   Bürgerthum In keinem andern Lande wäre so etwas heute möglich.

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Das erste Erforderniß eines gesunden öffentlichen Lebens ist das Re tigt der freien Kritit, Preß- und Redefreiheit. Dafür ist aber dem deutsch   heute Bürgerthum alles Verständniß abhanden gekommen. Feiges Ducken n einsch oben ist die Parole. Als Prinz Friedrich Karl   gestorben war Mann, dessen stallmäßige Rohheit allgemein bekannt, von dem jed Reich Kind weiß, daß er seine Frau prügelte wie seine Hunde, sie an Haaren durch die Zimmer zu schleifen pflegte, wenn sie sich seinen Wi schen nicht willenlos fügte- da war ein ,, liberales" Berliner   Blatt, d Moffe'sche Tageblatt", elend genug, von dem gesegneten Fam lienleben des Prinzen zu schreiben. Schmach und Schande über aus jämmerliche Lataienseelen!

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Man kann dem deutschen   Volte nicht oft genug das Beispiel vorhalte vorzi wie in andern Ländern die Presse von ihrem Recht und ihrer Pflid würd Gebrauch zu machen weiß. In England hat die Pall Mall Gazett noth bei ihren neulichen Enthüllungen über den schändlichen Mädchenhand ha u fich nicht gescheut, die vornehmen Kunden der betreffenden Unterhänd so deutlich zu bezeichnen, daß Jeder sie sofort heraustannte. Der Pri von Wales ist in der Presse ohne Scheu als Stammgast der sauber Gu Frau Jeffreys bezeichnet worden. Und nachdem sich herausgestellt, b