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n der willig ertheilt hat, ohne dafür eine große oder kleine Summe zu em­pfangen." Die Geldfrage, auf welche der vatikanische Mitarbeiter den Ton legt, ist von sehr untergeordneter Bedeutung. Wichtig aber ist, daß Brinz Waldemar den bestehenden kanonischen Vorschriften Genüge gelei ftet hat, denn das bedeutet, daß er eingewilligt hat, die künftigen Kinder fatholisch werden zu lassen. Der König von Dänemark   hat somit Aus­ficht, in tonfessioneller Beziehung der vielseitigste Groß­bater zu werden, den es je gegeben hat. Wenn er in einigen Jahren ihre wieder wie in diesen Tagen seine ganze Familie in seinem Königsschloffe in Ropenhagen um sich vereinigt, so wird er unter seinen Enkeln Luthe­taner, englische Hochkirchler, russische Orthodoxe, griechisch- katholische und römisch- katholische   Christen zählen. Von den Schwiegersöhnen des Königs ist nämlich der Herzog bon Cumberland Lutheraner, der Prinz von Wales englischer Hochkirch rtes. ler, der Kaiser von Rußland russisch- orthodox. Der König von Griechen­ land  , ein Sohn des Dänenkönigs, ist griechisch- katholisch geworden und re, Prinz Waldemar wird seine Kinder katholisch taufen lassen."

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Toleranz in Glaubenssachen ist ein sehr schönes Ding, die Leichtigkeit, und ähnliche mit der aber in den Kreisen der Gottesgnadenthümler Ron Familienverhältnisse wie in der dänischen Königsfamilie finden sich bei Riehl allen Dynastien die Konfeffion gewechselt wird, ist kein Zeichen von bis Toleranz, sondern von Gesinnungslosigkeit. Den Herrschaften ist die nete Religion gleichgültig, sie hat nur den einen Zweck, ihre Legitimität" fub zu decken; und ob das Aushängeschild katholisch, lutherisch oder sonst Frau wie lautet, ist Nebensache, wenn es nur seinen Zweck erfüllt. Diese often Gleichgültigkeit in den hohen Kreisen ist aber der beste Kommentar zu mus der Emphase, mit der von eben dieser Seite proklamirt wird: die Re­f3ligion muß dem Volk erhalten werden. Dem Volte, damit es jenes Bolt" gewähren läßt. Der Zweck heiligt das Mittel.

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Polizeistaatliches. Aus München  , im Oktober, erhal ten wir folgende Buschrift:

Um unserem allverehrten Drdnungshüter, dem bekannten Meineids­fon michel, zu beweisen, daß unsere neuerdings reorganisirte Geheimpolizei des nicht nur praktischer, sondern im Allgemeinen auch vor= geslichtiger zu Werke zu gehen pflegt als die seinige, wollen wir nach­die folgend ein Schriftstück, das wir Gelegenheit hatten, einem allzuver­egen trauensseligen Ordnungswächter aus seinem Notizbuch zu annexiren, und und das, wie er uns versichert, nicht allein ein jeder Münchener   Gens­fen barm, sondern alle im deutschen Reiche existirenden deutschen   Schuhleute in Ropie befizen, zur Kenntniß unserer Genossen bringen. Dasselbe, originaliter beiliegend, besteht aus zwei Titeln:

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I. Sozialistische Agitatoren.

Folgt eine Liste von 10 Namen, die weiter als geeigneten Orts" mit­zutheilen wir keine Veranlassung haben. Charakteristisch an derselben ist, daß Sozialisten, Anarchisten und Sozialrevolutionäre bunt durcheinander chste rangiren. Bei Nacht, also im Gehirn einer deutschen   Bolizeiseele, sind ling, alle Razen grau.

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II. Aus der Schweiz   ausgewiesene Anarchisten. Diese Liste enthält 14 Namen. Bei Nr. 5 wird bemerkt: Anarch. eiger Agitations Reisender"; bei Nr. 9: ,, Verbreiter einer Quantität anarchi­itbetischer Druckschriften." Am Schluß heißt es: Sämmtliche 14 anarchi­n so stische Mitglieder sind, im Falle ste Deutschland   betreten, zu verhaften ische und vorzuführen."

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Unterschrift unleserlich.

Wir behalten uns vor, noch weiteres interessante Material folgen zu laffen. Es ist zum wenigsten solches in Aussicht gestellt worden. Michel, Du sollst Deine Freud' an uns haben.

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Der Alte."

Zur Bauernfrage.( Eingesandt aus Kassel  .) Frage: Ist also der Bauer für unsere Bewegung zu gewinnen und auf welche Weise? Antwort: Durch rückhaltslose Darlegung unserer Grundsätze, durch inen weiteste Verbreitung und Erläuterung unseres Programms.

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Der Verfasser des in Nr. 41 befindlichen Bauern Eingesandt", seit und Jahren mein persönlicher Freund, eingeweiht in den größten Theil un­e es ferer Literatur, selbständiger Denker, ist von der Richtigkeit meiner Be­hauptung ebenso überzeugt wie ich. Derselbe hat auch mit seiner An­regung nur darauf hinweisen wollen, daß bei größeren Aktionen, Wah­bei denen die Agitatoren genommen werden, wie und wo sie Zeips find, einerlei ob dieselben allen Ansprüchen genügen oder nicht, von sol hats en Genossen den Bauern auf diesbezügliche Anfragen des Defteren Auskunft ertheilt worden ist, daß selbst der Bauer darüber bedenklich den Kopf geschüttelt hat.

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Der Ausdrud Tattlosigkeit, als welche mein Freund das geflissentliche Izu Bermeiden der Diskussion der Religionsfrage in bäuerlichen Kreisen be­ten, eichnet, ist jedenfalls, soweit ich denselben kenne, von ihm nicht in vor­der wurfsvollem Sinne gebraucht, sondern er beabsichtigte diese Unterlassungs­sünde als einen taktischen Fehler der Agitation hinzustellen. Und das muß äch ist er unbedingt. Stets den Stier an den Hörnern gefaßt! gung auch den Bauern gegenüber das bestimmende Leitmotiv bei Verkündung sen, unserer Grundsäße sein. f die

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Bei der vorjährigen Wahlbewegung haben wir in unserem vorwiegend Rons ländlichen Wahlkreise mit dem, was wir wollen, nicht hinter dem Berge Ver lesen: ,, Klein­gehalten. Klar und bündig stand in unserem Flugblatt zu lesen: Klein ußes bauern! Landarbeiter! Trotz der von den Konservativen belebten(?) Dar­Dan lebenstaffen bringt Euch die Verkoppelung, die zwar, da sie die ratio­rnis hellste Bodenbewirthschaftung ermöglicht, im Prinzip richtig ist, doch um inen Guere letzte Hufe. Warum? Weil Ihr mit Eurer Parzellenwirthschaft Bial einzeln dem Großgrundbesitzer ebenso machtlos gegenüber steht, als wollte daß einer von Euch eine rollende Lokomotive aufhalten. In sehr vielen ist Fällen würde Euch bei Eurer beschränkten Ackerzahl selbst die Assozia nichts nügen. Grund und der gemeinschaftliche Betrieb Boden, Wald und Flur muß, wie bei unseren Altvorderen, Gemein­Lida eigenthum der Markgenossenschaft werden. Preußen, welches doch so gern verstaatlicht und monopolisirt, hat zahlreiche Domänen. Warum iger werden dieselben nicht in Ackerbautoicnien umgewandelt? Warum sollen bird, wir uns dieselben am Aequator suchen? Warum werden diese meist nirt herrlichen Plantagen der Ausnutzung eines einzelnen, freilich geld­hr befizenden Menschen überlassen?"

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Und als bei der Stichwahl die Konservativen uns glaubten damit einen schweren Schlag zu versetzen, daß sie den Bauern in Tausenden ftet von Flugblättern erzählten, wir wollten die Kinder der Familie ent­find fremben, wir verlangten die Kindererziehung auf Gemeinde- resp. Staats­treit often, da waren es grade die Kleinbauern, die Landarbeiter, die den und immensen Vortheil einer solchen Einrichtung in seiner ganzen Bedeutung fich und Tragweite begriffen, und nicht zum geringen Theil hat die Erörte verung dieser Spezialfrage zu unserem Stimmenzuwachs auf dem Lande chen beigetragen.

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Die Erörterung unserer Prinzipien stößt bei unseren biederen, recht­lich denkenden Landleuten auf nur geringe Schwierigkeiten. Nicht die ben heue Weltanschauung, nicht die Gesellschaftseinrichtung, die wir anstreben, wir tößt dieselben ab. Nein! In den meisten Fällen ist es nur die rück. sgesichtslose Form, in welcher sich Genossen von uns ergehen, dem Bauern Das

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traditionelle Ueberlieferungen verächtlich zu machen, ehe sie es verstanden baben, sein Interesse für die neue Zeit zu wecken, ehe sie ihn belehrt aben, daß der Sohn, im Zeitalter des Dampfes, auf der Scholle be­den teits nur noch geduldet wird, die sein Vater und Großvater noch un und bestritten ihr eigen nannten.

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Treffend bemerkt mein Freund, daß der Landmann noch Stolz genug Co- besitzt, der ihn sagen läßt: Arbeite ich nicht, so habt Ihr in der Stadt nichts zu essen. Dieses Selbstgefühl des Bauern, diese Werthschäzung feiner Arbeit richtig gepflegt, in richtige Bahnen gelenkt, wird ihn zu eine einer ebenso tüchtigen Kerntruppe heranbilden, als das städtische Pro­letariat heute eine ist. Die Erfolglosigkeit der Agitation auf dem Lande Allgemeinen hat ihre Ursache nur in dem Mangel an brauchbaren fich Kräften. Hätten wir in jedem deutschen   Dorf nur einen solchen über­baeugungstreuen, thatkräftigen Genossen als hier in der Nachbarschaft meinen Bruder Bauer, so wäre mir für die Eroberung der ländlichen Bevölkerung für unsere Joee, schon in der allernächsten Zukunft, durchaus nicht bange.

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Auch Dänemark  , wo seit Jahren der Minister Estrup ver­fassungswidrig regiert, und wo die Opposition im Parlament zu eben­Den, folcher Stärke gediehen ist als in Preußen zur Zeit des famosen Ver faffungstonflitts, hat jetzt sein Attentat, das, was die Opportu hität anbetrifft, eine verzweifelte Aehnlichkeit mit dem Hödel Attentat aufweist. Am 21. Oktober hat nämlich in Kopenhagen   ein 19jähriger Schriftseger, Namens Julius Rasmussen, zwei Schüsse auf Herrn chen Estrup abgefeuert, von denen der eine den Rock des Ministers zerriß

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und an einem Knopf abprallte", während der zweite fehl ging. Ras­mussen, der sofort verhaftet wurde, wird als ein überaus nüchterner, fleißiger Arbeiter geschildert. Herr Estrup, der sich überhaupt auf den Bismarck   im Kleinen hinausspielt, versucht jetzt das Attentat im Sinne seines Berliner   Vorbildes zu fruktifiziren". So wußte der offiziöse Wolff'sche Telegraph am Sonntag zu melden, daß ,,, angesichts der leiden­schaftlichen, zu Gewaltthätigkeiten aufreizenden Sprache der radikalen Presse", die Regierung eine Zusazbestimmung zum Strafgesetz, analog den Artikeln 130 und 131 des deutschen   Strafgesetzes, zu erlassen beabsichtige. Da in Dänemark   zur Gültigkeit eines Gesezes die Zu stimmung von Regierung und Parlament nothwendig ist, so steht diese Notiz der Ankündigung eines Staatsstreichs so ähnlich wie ein Ei dem andern. Herr Estrup und sein gekrönter Hintermann dürften sich aber doch täuschen, wenn sie glauben, mit dem dänischen Volke ebenso leicht fertig zu werden wie Bismarck   und Wilhelm mit der bürgerlichen Opposition in Preußen. Die Verhältnisse liegen in Dänemark   etwas anders als 1866 in Preußen. Oder sollte sich Christian IX.  , der mit so vielen Gottesgnadenthümlern verschwägert ist, bereits eines aus­wärtigen Bundesgenossen versichert haben? Man ist nicht umsonst Schwiegervater Alexanders III. und Bauernschwager der Orleans  !

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3wei Rechtssprüche. In der Frankfurter   8tg." finden wir folgende Notiz: Würzburg  , 23. Oft. Das Militärbezirksgericht vers urtheilte in heutiger Sizung den Gefreiten Peter Leibig vom 4. In­fanterie- Regiment in Met wegen Mißbrauchs der Dienstge= walt zu 5 Tagen Mittel arrest. 2. hatte dem Gemeinen Marz, der ihn beim Gewehrpuzen reizte, drei Dhrfeigen verseßt, so daß sich bei Letzterem eine zeitweilige Perforation des linken Trommelfelles bemerkbar machte. Trotzdem nahmen die Geschwor nen an, M. habe kein Schmerzgefühl gehabt und die Verletz­Soldat ung des Trommelfelles sei nicht eine Folge der Schläge. 2. Klasse Friedrich Zimmermann vom 2. Pionier Bataillon zu Speier, der seinen Feldwebel, G. Praller, im angetrunkenen Zustande beschimpft und mit dem Seitengewehr auf ihn eingedrungen war, erhielt 7 Jahre und 1 Monat Zuchthaus und wird aus dem Heere entfernt.

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Fünf Tage Mittelarrest, sieben Jahre Zuchthaus in diesen beiden Strafen kennzeichnet sich so recht das System des modernen Militarismus, das System der Sklavenzüchtung. Aber was nügt alle Kennzeichnung von Mißbräuchen, so lange das Volk in stumpfer Langmuth die ärgsten Schläge geduldig erträgt!

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Gar fein schlechter Gedante. Die Freihandels- Korre­spondenz" zieht mit furchtbarem Eifer gegen einen Artikel des feudal­junterlichen Deutschen Tageblatt" zu Felde, in welchen zum Schutz der deutschen   Eisenindustrie gegen die englische Konkurrenz die erhöhten Eisenzölle reichen nämlich noch immer nicht, eine totale Reform des deutschen   Eisenbahn- Transportmefens verlangt wird. Das tonservative Blatt verlangt, Minimaltarife, welche darauf hinweisen, daß die Verkehrsmittel den Charakter als Einnahmequelle verlieren und den ausschließlichen Charakter von möglichst to stenfreien Hülfsmitteln für die deutsche Produktion an

nehmen müssen."

Da unter deutsche Produktion" hier nur die Produktion der Herren Großindustriellen verstanden ist, so hat die Freihandels Korrespondenz ganz Recht, wenn sie den Artikel als eine schutzölnerische Unverschämt heit ersten Ranges brandmarkt. Davon abgesehen aber ist der Gedanke, daß die Verkehrsmittel den Charakter als Einnahmequelle" verlieren sollen, ein ganz gesunder, der auch seinerzeit zur Durchführung gelangen wird. Allerdings wird dieselbe den schlotjunkerlichen Gönnern des ,, Deutschen Tageblatt" nicht viel nutzen, da die Eisenbahnverwaltungen schwerlich eher mit dem Profitmachen aufhören werden, als bis mit der Profitmacherei und den Profitmachern im Allgemeinen aufgeräumt wird.

Die Erschießung der Geiseln gegen Schluß der Com mune Tragödie wird demnächst die Pariser   Gerichte be­schäftigen. Während des jüngsten Wahlkampfs wurde Longuet, Mit­glied der Commune und Redakteur des offiziellen Journals desselben, von seinen Ordnungsgegnern, unter andern auch vom Journal des Debats  ", angeklagt, er habe als Communemitglied jene Erichießungen veranstaltet oder veranstalten helfen. Longuet ein Schwiegersohn von Karl Marg und einer der Redakteure hat sich, nachdem er die Verleumdung der Justice" Clemenceau's in Volksversammlungen und schriftlichen Erklärungen energisch zurück gewiesen, um endlich Klarheit in die Sache zu bringen, zu einer Klage gegen das Journal des Debats" entschlossen, das nun den Beweis der Wahrheit zu liefern hat was natürlich nicht möglich

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ist. Auf diesen Prozeß, in dem zahlreiche Mitglieder und Beamte der Commune als Zeugen figuriren werden, dürfen wir mit Recht gespannt sein. Wir sind sonst kein Freund solcher Appelle an die Gerichte, aber in diesem Falle ist es das wirksamste Mittel, eine der schmachvollsten Verleumdungen, die immer wieder auftaucht, endlich einmal todt­zuschlagen.

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Nur immer hübsch logisch. Jedesmal, wenn in Frank reich die Rede davon ist, gegen die Prinzen von Orleans vorzugehen, die mit Hülfe ihres immensen Vermögens ganz offen an dem Sturze der Republik   arbeiten, geberden sich die liberalen deutschen   Blätter ganz außer sich über solche Verlegung der Gleichheit vor dem Gesetz. Es sino das dieselben guten Seelen, die es durchaus in der Ordnung finden, wenn in Deutschland   Hunderttausende von Staatsangehörigen durch ein standalöses Ausnahmegesek geächtet werden. Freilich, diese Hundert­tausende sind fast durchweg arme Proletarier, während die Prinzen von Orleans nicht nur von höchster Abstammung, sondern auch reich, sehr reich sind. Wie kann man es diesen Verwandten aller möglichen Fürsten­häuser verwehren wollen, ihre dem französischen   Volt gestohlenen Mil­lionen gegen dasselbe zu verwenden? Das wäre ja ein unerhörter Ein­griff in die persönliche Freiheit.

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Das Schweizer   volt hat am letzten Sonntag in freier Ab­stimmung mit großem Mehr einem Gesetzesvorschlag zugestimmt, der die Bundesbehörden ermächtigt, ein Gesetz auszuarbeiten, nach welchem der Branntwein bei der Fabrikation und beim Verkauf ziemlich hoch besteuert werden wird. Angeblich soll diese Mehrbesteuerung des Brannt weins der Schaps pest steuern, thatsächlich wird sie, da der über­mäßige Schnapskonsum in 9 von 10 Fällen Folge, nicht Ursache schlechter sozialer Verhältnisse, die stete Konsequenz mangelhafter Ernäh rung ist, nur die Wirkung haben, daß die Armen und die Aermsten zu schlechterem Schnaps ihre Zuflucht nehmen werden. Die organisirte schweizerische Arbeiterschaft hat das Gesetz mit aller Energie bekämpft, fand aber, mit Ausnahme einiger weniger Radikaldemokraten, die ge­sammten bürgerlichen Parteien gegen sich; und dem Einfluß dieser und ihrer überallhin verbreiteten Preßorgane ist es denn auch gelungen, in der Abstimmung den Sieg zu erzielen. Woraus zu ersehen, daß es unter den heutigen Verhältnissen mit der direkten Volksgesetzgebung doch auch seine zwei Seiten hat.

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Frankreich  . Wie unsere Leser wissen, hatten die Pariser Na­dikalen der Richtung Clemenceau   sie nennen sich eigentlich soziali stische Radikale um sich der Stimmen der Arbeiter zu versichern, zwei Arbeiterkandidaten auf ihre Liste genommen: den Broncearbeiter Ca­mélinat und den ehemaligen Bergarbeiter und jetzigen Gastwirth Basly, den Leiter des letzten großen Bergarbeiterstrikes in Anzin  . Camélinat hat nun eine längere Erklärung an die Wählerschaft von Paris   erlassen, in der er u. A. sagt:

... Als ehemaliges thätiges Mitglied der Internatio= nale und ehemaliger Kämpfer der Pariser Kommune   werde ich mich bemühen, in der Kammer meiner sozialistischen   und kom munistischen Vergangenheit treu zu sein. Ich werde mich des­halb in teine Fraktion einschreiben. Das wird mich aber nicht hindern, mit den sozialistischen   Radikalen zu stimmen, wenn sie 3. B. beantragen werden: die Zurückberufung der Truppen aus dem Tonkin; die Abschaffung des Kultusbudgets; Ersparnisse durch Säuberung des Beamtenpersonals; Abschaffung der Aemterhäufungen in Pfründen und Verminderung übertriebener Gehälter; Gemeindeselbstverwaltung; allmälige Ersetzung der indirekten Steuern durch die direkte pro= gressive Einkommensteuer; Gerichtsreform 2c. Ich meiners seits werde zuerst die rasche In- Angriffnahme öffentlicher Arbei

ten verlangen, welche das Zeichen zu einem Aufschwung der Arbeit und der Geschäfte geben würde, und ich werde es mir zur Pflicht machen, die Hauptforderungen meiner Arbeitsbrüder, wie sie in den verschiedenen Programmen bereits formulirt sind, auf die Tribüne zu bringen. Vor Allem werde ich die Pflicht unserer republikanischen Regierung betonen, sich der Schweiz   zur Anregung einer internationalen Ar= beitsgesetzgebung anzuschließen. Dann wird die Noth­wendigkeit kommen, unserem Lande eine Sozialgesetzgebung zu wirksamem Schutze der Arbeiter der verschiedenen Kategorien nach Maßgabe ihrer Schwäche zu geben, sowohl was die Gesundheitspflege, die Arbeitszeit und einen wöchentlichen Ruhetag, als auch was die Sicherung gegen Unfälle, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Noth im Alter betrifft."

Ferner verspricht Camélinat sein Möglichstes zu thun für die Ausstattung der Arbeitergenossenschaften mit Staats­kredit, für die Revision der Kontrakte, auf Grund deren öffentliches Eigenthum( Bank von Frankreich, Eisenbahnen, Bergwerke 2c.) veräußert worden ist, für Bekämpfung der Monopole, für die Reduktion der Staats­schulden, sowie für jede Maßregel, welche dazu beiträgt, die schritt­weise und rasche Ersetzung der Lohnarbeit durch die genossenschaftliche Arbeit zu fördern 2c. 2c.

Basly hat an seine Wähler nur eine kurze Danksagung erlassen. Bei einem Besuche auf der Redaktion des revolutionären ,, Cri du Peuple" erklärte er dagegen:" Ich werde in der Kammer der Abgeordnete aller meiner Arbeitsbrüder sein und werde, was auch kommen möge, meiner Vergangenheit treu bleiben."

Danach scheint es den Beiden an gutem Willen nicht zu fehlen; ob derselbe aber vorhält, ist eine andere Frage. In der Kammer wird man ihnen bald zu verstehen geben, daß sie gar nicht das Recht haben, sich als Ar­beitervertreter zu geriren, sintemalen sie nur auf Grund einer bürgerlich­radikalen Liste gewählt sind, und von Seite der organisirten Arbeiter werden sie, als von radikalen Bourgeois patronisirt, immer, und mit Recht, mit Mißtrauen betrachtet werden. Unter diesen Umständen be= darf es doppelter Charakterstärke, fest zu bleiben, umsomehr als die Vers hältnisse im französischen   Parlament, der außerordentlich hohe Diäten­satz jeder Abgeordnete erhält ein Jahresgehalt von 12,000 Franken nur zu geeignet sind, selbst ursprünglich ehrliche Naturen zu Seffel­jägern zu erziehen. So gerechtfertigt wir aber in diesem Falle das Mißtrauen der organisirten Sozialisten halten, so verfehlt halten wir es, die Gewählten von vornherein als Verräther zu behandeln, son­dern billigen es durchaus, wenn unser Bruderorgan, der Sozialiste", von den Erklärungen Camélinat's Basly hatte sich bis dahin noch nicht geäußert Aft nimmt; seine den Arbeiterschutz betreffenden Res formvorschläge, wenngleich sie nur Palliative sind, mit aller Kraft zu unterstützen mit einem Wort, ihn nach seinen Thaten zu behan­deln verspricht.

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Amerika.  ( Kongreß der Sozial. Arbeiterpartei. Fortsg.) Mit Bezug auf das Parteiorgan, den Sozialist", der jetzt einen wöchentlichen Absatz von 2400 Egemplaren hat, wurde beschlossen, dasselbe zu vergrößern, dagegen ein Antrag, im Sozialist" Geschäfts­anzeigen aufzunehmen, verworfen. Ein Antrag, in New- York   eine ges nossenschaftliche Druckerei und Verlagshandlung in Verbindung mit einer Arbeiter Zeitungsagentur zu gründen, fand günstige Aufnahme und wurde an ein, aus den Genossen Seubert, Keitel  , Blak und Rronauge bestehendes Spezialkomite verwiesen. Eine eingehende Debatte über die Frage der Gründung eines englischen Partei= organs   schloß mit der Annahme eine Resolution, in welcher die National Erefutive angewiesen wird, für die Herausgabe eines solchen englischen Parteiorgans Fonds aufzubringen, einen Redakteur zu enga­giren und die sonstigen Arrangements zu treffen; die Resolution em: pfiehlt zugleich der Exekutive, als Redakteur des neuen Drgans, wenn dies bewerkstelligt werden kann, Lawrence Groenlund, Verfasser von ,, Cooperative Commonwealth", zu gewinnen, welcher sich gegenwärtig in Europa   befindet, um in England und Frankreich   eine Reihe von Vorträgen zu halten. Die Annahme dieser Resolution erfolgte unter allgemeinen Beifallsbezeugungen.

Ein sehr wichtiger Beschluß ist der auf die Programmände= rung bezügliche. Das bisherige Programm der Partei war allgemein als unzulänglich befunden worden, und so nahm der Kongreß, nach ein­gehender Berathung, und auf Grund eines, von einer speziell zu diesem Behuf ernannten Kommission ausgearbeiteten Entwurfes am vierten Tage der Verhandlungen ein neues Programm an, dessen grundsätzlichen Theil wir hiermit wörtlich folgen lassen:

" Platform der Sozialistischen Arbeiterpartei. Die Arbeit ist die alleinige Schöpferin aller Werthe und unserer ge= sammten Zivilisation. Gerechterweise sollten auch Diejenigen, welche die Arbeit thun und die Werthe schaffen, die Früchte ihrer Arbeit genießen. Dies wird aber unmöglich gemacht durch die Art der heutigen Pro­duktion, welche seit Entdeckung der Dampfkraft und Einführung des Maschinenwesens im Allgemeinen auf allen Gebieten durch Anwendung riesiger Arbeitsmittel, die zu besitzen nur wenigen möglich ist, geführt wird.

Diese moderne Art der Produktion trägt in sich nur eine Seite der genossenschaftlichen Arbeit, nämlich die, daß nicht, wie früher, der Ein­zelne für sich selbst arbeitet, sondern daß Duzende, Hunderte oder Taus sende in Werkstätten und Fabriken, Minen und auf Riesenfarmen und großen Länderkomplexen gemeinschaftlich und unter zweckmäßigster Ein­theilung der Arbeit schaffen, daß aber die Resultate ihrer Arbeit nicht ihnen selbst voll zu Gute kommen, sondern größtentheils den Besitzern der Arbeitsmittel, der Maschinen, Fabriken, der Minen, des Grund und Bodens.

Dieses System schafft nothwendigerweise unter allmäliger Vernichtung des Mittelstandes zwei verschiedene Klaffen von Menschen: die der Lohns arbeiter und die der großen Bosse( Prinzipale).

Es geht aus diesem System aber ebenso nothwendiger Weise hervor: Die Planlosigkeit der Gesammtproduktion,

Die Vergeudung der Natur- und Menschenkräfte, Die Krisen der Produktion und des Handels,

Die beständige Ungewißheit der materiellen Existenz der Lohnarbeiter, Das Elend der Proletariermassen und

Die ungeheure Reichthums- Ansammlung in den Händen Einzelner. Diese Behauptungen werden genügend bewiesen durch die heutige Lage der arbeitenden Klassen, welche inmitten ihrer eigenen reichen Produkte im Zustand der Armuth und erniedrigender Abhängigkeit leben. Wäh­rend die härteste und unangenehmste Arbeit dem Arbeiter nur die nöthigsten Lebensbedürfnisse gewährt, schwelgen Diejenigen, welche nur wenig oder gar nicht arbeiten, im Ueberfluß von Arbeitsprodukten. Ein solcher Zustand, welcher sich unter dem gegenwärtigen System stets verschlimmern muß, widerstrebt den Interessen der Menschheit und den Grundsägen der Gerechtigkeit und der wahren Demokratie; er ver­nichtet jene Güter, auf welche, nach den Worten der Unabhängigkeits­klärung der Vereinigten Staaten  , jeder Mensch ein unveräußerliches Recht hat, nämlich: Leben, Freiheit und das Streben nach Glück­seligkeit.

Er verkürzt und gefährdet das Leben durch Noth und Elend, Er vernichtet die Freiheit, denn die wirthschaftliche Abhängigkeit der Lohnarbeiter von den Besitzern der Arbeitsmittel hat auch ihre politische Abhängigkeit unfehlbar im Gefolge,

Er macht das Streben nach Glückseligkeit hinfällig, denn feine Art von Glückseligkeit ist denkbar unter steter Bedrohung des Lebens und Aufgebung der persönlichen Freiheit.

Um diesem entwürdigenden Zustand der Dinge ein Ende zu machen, erstreben wir die Einführung des vollen Systems der genossenschaft­lichen Arbeit; d. h. wir verlangen, daß den Arbeitern auch die Re= sultate ihrer Arbeit voll und ganz zu Gute kommen.

Das ist aber nur möglich, falls die Arbeitsmittel in den Besitz der Arbeitenden gelangen.

Wir fordern daher:

Die Verwandlung des Privateigenthums an Grund und Boden, den Arbeitsinstrumenten( Maschinen, Fabriken u. s. w.) und den Produktions­Erzeugnissen in Gemeinbesiz,

und damit:

Die genossenschaftliche Produktion, wie die genossenschaftliche, den Leistungen und gerechten Bedürfnissen der Einzelnen entsprechende Ver­theilung der Güter unter Leitung der organisirten Gesellschaft.

Die Sozialistische Arbe terpartei begründet ihren Namen als Arbeiter Partei aus dem Bewußtsein der Unterdrückung der Klasse der Lohns arbeiter durch die Klasse der Kapitalisten.