wo sich mehrere Mitglieder erkundigten, erfuhren wir den Grund. Der Herr Bürgermeister Schlichting aus Neumünster hatte den Verein bei der Kieler Polizei und der Knooper Gutsherrschaft , von welcher der Wirth der Gartenwirthschaft das Lokal in Pacht hat, denunzirt: es seien sehr viel Sozialdemokraten in dem Verein".
Durch die Auflösung der Versammlung hat Herr Schlichting jest den letzten Rest feines Loyalitätsnimbus verloren. Es weiß nun Jeder, was unser Bürgermeister für ein Patron ist.
Und Stüber? Die Dummheit dieses Ordnungshelden ist allbekannt, fie wird nur von seinem Dünkel übertroffen. Seine größten Leistungen bestehen darin, Handwerksburschen zu fangen. Vagabunden und Fechtbrüder nennt er sie, aber es ist noch fraglich, auf wen dieser Titel mehr paßt, auf ihn oder auf die Opfer der heutigen Produktionsanarchie. Trotzdem er neben seinem Gehalt eine größere Pension bezieht, schmaro: zert er an allen Ecken und Enden; die Bauernweiber auf dem Wochenmarkt können ein Lied davon erzählen. Die beste Kundschaft hat er bei den Wirthen. Sonntags während der Kirchzeit läßt er fich Cigarren ,, schenken", selbstverständlich nur gute und nicht zu wenig; die andere Zeit über begnügt er sich mit Bier, Schnaps, überhaupt mit Allem, was es nur an Präsenten" gibt. Das letzte Seidel, das am Abend ausgeschenkt wird, gehört ihm; und zu sehen, wie Stüber, der Polizeisergeant, ein Wächter der Ordnung im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte, nach Hause wa- ndelt, das ist ein überaus erhebender Anblick, den ich ganz besonders dem neuen Verein zur Bekämpfung des Alkoholismus in Neumünster empfehle. Für heute solls genug sein; wir werden un fern Ordnungshelden von nun an etwas besser auf die Finger sehen. Soeben erhalte ich Nr. 39 des Parteiorgans, wo unter Polizeistaat lich Inquifitionelles" die Markirung des Mitglieder- Verzeichnisses des Schneiderfachvereins erzählt wird, und da fällt mir grade ein ähnliches Stückchen von unserem Bürgermeister ein. Bekanntlich ist die Vereini gung der Metallarbeiter Deutschlands auf Grund des Maulkorbgesetes aufgelöst worden. Seitdem wurde nun hier ein Fachverein der Metallarbeiter gegründet; und einige Tage später wird denjenigen Arbeitern in der königlichen Eisenbahn- Reparaturwerkstätte, die Mitglieder genannter Gewerkschaft waren, der Bescheid ertheilt, aus dem Verein auszu treten oder ihnen würde gekündigt. Wer anders nun als unser nationalliberaler Bürgermeister hat dieselben denunzirt? Denn das ehrenwerthe Stadtoberhaupt verlangt bei Konstituirung eines Fachvereins sofort die Mitgliederliste. Dabei versteht derselbe von den gesetzlichen Vorschriften in Bezug gewerkschaftlicher Angelegenheiten so gut wie gar nichts. So schrieb er z. B., als die hiesige Mitgliedschaft des Deutschen ManufakturArbeiter- und Arbeiterinnen Vereins angemeldet wurde, welcher seinen Sitz in Gera hat, auf die Bescheinigung: Frauenspersonen und Lehrlinge dürfen nicht aufgenommen werden!
Wiederholt find hier schon gewerkschaftliche Versammlungen, zuletzt noch eine öffentiae Bersammlung der Zimmerleute, welche eine Unterstütungskasse gründen wollten, auf Grund§ 9 des famosen Ausnahmegesezes verboten worden. Einen andern Grund kann der brave Ortspascha überhaupt nicht angeben; und versucht es Einer, ihn zurechtzuweisen, dann kommt er mit der Ausrede:" Ich habe keine Bett, mit Ihnen zu diskutiren."
Bemerken möchte ich noch, daß unsere Sache hier die letzten Jahre sehr gute Fortschritte gemacht hat, trotzdem wir nie eine Versammlung haben. Bei der Reichstagswahl 1881 hatten wir verloren: von reichlich 700 Stimmen, die wir 1877 hatten, sind wir 1881 auf 510 gefallen. Bei der Nachwahl 1883 brachten wir es dagegen im ersten Wahlgang auf 963, zur Stichwahl auf 1174 Stimmen, während Hähnel 841 St. erhielt. Bei der lekten Wahl, Stichwahl 1884, hatten wir auf Heinzel 1184, Hähnet, natürlich mit Hülfe der nationalliberalen Agitation, C. G. 741 Stimmen! Allezeit voran!
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Dresden . Angesichts der Differenzen, welche, verursacht durch lokale Swiftigkeiten, in letter Beit an verschiedenen Orten und auch in einigen Zeitungen, welche den Betheiligten zur Verfügung stehen, zum Ausdruck gekommen sind, und anläßlich deren mit Schlagworten wie Korruption herumgeworfen wurde, sehen sich die Genossen von Dresden veranlaßt, im Parteiorgan die Aufforderung ergehen zu lassen, daß alle persön lichen Differenzen am betreffenden Drte selbst geschlichtet werden mögen, daß jedoch alle Handlungen, die gegen unser Programm verstoßen, mit aller Entschiedenheit bekämpft werden. Daß ferner, wenn Angriffe auf Genossen eingesandt werden, zunächst beim Korrespondenten des betref= fenden Ortes Erfundigungen eingeholt werden, wie der Sachverhalt ist, damit nicht Genoffen ungerechterweise verdächtigt werden. Denn nur auf dem Boden der Gerechtigkeit können wir unsere Angelegenheiten in einer unserer Sache würdigen Weise zum Austrag bringen. Dresden , am 7. Geburtstage des Sozialistengesetzes. Die Parteigenossen.
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Kesselstadt , Mitte Oktober. Auch an unserem Drte, von dem in der Partei bisher noch nie etwas verlautbarte, befindet sich ein Häuflein, das treu und unentwegt dem Banner der Sozialdemokratie folgt. Die Schwierigkeiten, mit welchen wir zu kämpfen haben, sind derart, daß vor der Hand an ein allgemeines Zusammengehen der hiesigen Arbeiter schaft nicht zu denken ist. Kesselstadt , das so nah' bei Hanau liegt, daß mian glauben sollte, es sei ein Unterschied in der Parteistellung der Ardieses beiter gegenüber der der Arbeiter Hanaus ganz unmöglich Reffelstadt ist ein wahrer Abort aller reaktionären Elemente, es ist ein Sumpf niedriger Interessenpolitit. Da ist vor allem der landgräfliche Einfluß( Schloß Philippsruh!), der eine große Anzahl unserer Mitbürger beherrscht. Ferner haben wir hier eine Klique reichgewordener Bauern, die auf die untern Schichten unserer Bevölkerung ihren dominirenden Einfluß ausüben. Ebenso treiben hier die reaktionären Kampfhähne Hanaus ihr luftiges Spiel, kurz: es ist ein Tummelplak chinesischer Bauchrutscherei und Bismarck Anbetung. Die hiesige Bevölkerung ist durch diese Verhältnisse derart korrumpirt, daß sie sich zu Allem gebrauchen läßt, aller Stolz und alles Selbstbewußtsein ist geschwunden. Die Jugend wird dressirt wie die Affen, man gebraucht fie zu allen möglichen patriotischen" Hanswurstereien, und die Eltern find stolz darauf, wenn mit ihren Kindern derartiger Ult getrieben wird. Es würde uns zu weit führen, wollten wir die Fälle alle aufzählen, wo Kesselstadt die Rolle einer Prostituirten gespielt. Der Kriecherei nach oben entspricht natürlich die Arroganz nach unten. Da ist vor allem ein Bürschchen Namens Stort( früherer Besizer der Zentral halle zu Hanau ), der an Anmaßung und Dreistigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Dieser Patron, der, wenn er ein bischen mehr Verstand hätte, recht gut wissen müßte, daß, wer in einem Glashaus fizt, nicht mit Scherben werfen soll( denn die Affäre Trandt, wo Herr Stork die Heldenrolle eines S.... gespielt, ist noch nicht in das Reich der Vergessenheit geschwunden) chilanirt die Sozialdemokraten hierorts auf alle mögliche Weise. An Plägen, wo der saubere Held die überwiegende Majorität hinter sich hat, erlaubt er sich, einzelne unserer Genoffen in provozirendster Weise anzugreifen, um sie dem Spott seines Gelichters preiszugeben. Herr Stort lasse sich gesagt sein, daß er alle Ursache hat, sich ruhig zu verhalten. Nur die Verkommenheit seiner Sippschaft macht es möglich, daß seinesgleichen eine Rolle spielen kann. Unseren Parteigenossen aber muß es ein Beweis sein, wie tief das moralische Niveau im Allgemeinen da gesunken sein muß, wo ein Mensch wie Stork die erste Violine spielen kann. Andernorts würde er unter der allgemeinen Berachtung seiner Mitmenschen schon längst vergessen und begraben sein.
Weiter wollen wir uns für heut mit diesem Helden nicht befassen; nur so viel sei gesagt, daß trotz alledem hierorts noch viel für unsere Sache gethan werden kann. Es liegt viel an Hanau , den vergrabenen Schatz zu heben. Betrachte man uns nicht länger mehr als Stiefkinder; es wird hier schon hell werden, wenn richtig aufgeräumt wird. Wir wollen kräftig mithelfen.
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Neustadt a./H.( Rheinpfalz.) Am 22. Oktober erhielten wir von einem guten Freund, der bei irgend einer Behörde in Frankenthal beschäftigt ist, die Nachricht, daß wir von dem in der Schweiz wegen Ruppelei bestraften Reporter des Weinländer", jeßigem Redakteur und Sozialistenfreffer, Peter Schwuchow denunzirt seien. Wir waren somit auf den Besuch unserer ehrenwerthen Beschüßer vorbereitet. Und richtig, am Samstag, den 24. Oktober, Morgens in aller Frühe, ging der Tanz los.
Sämmtliche, dem hiesigen Amtmann zur Verfügung stehenden Gensdarmen mußten 3/8 Uhr auf dem Stadthaus antreten und wurden dann zu 18, der Verbreitung der Umsturzliteratur verdächtigen Personen
geführt, um die Wohnungen zu besetzen". Die überzählige Mannschaft schloß sich den zum Schnüffeln Auserkorenen an, die sich in 3 Kolonnen eintheilten. Die Aktion dauerte fünf Stunden bis 1 Uhr Mittags, das Resultat war, wie vorauszusehen, glänzend:
Denn die heilige Polizei,
Sie kommt immer, wenn's vorbei. Natürlich hat es nicht an humoristischen Episoden gefehlt. Zehn der polizeilich Beglückten hatten überhaupt keine Idee von unseren Bestrebungen. Die Frau des Küfers Ludwig schickte, als ein ,, Grüner " bei ihr eingetroffen war, ihr Kind zu ihrem Vater mit der Bestellung: ,, Großvater, verwahre die Zeitungen, die Gensdarmen kommen." Bu= fällig saß aber schon ein solcher bei ihm und hörte die naive Warnung mit an, über die sich jetzt die ganze Stadt amüsirt. Genosse Holz= apfl fragte den bei ihm suchenden Oberamtsrichter, weshalb man nicht früher gekommmen sei, wir hätten schon seit Donnerstag auf den ange nehmen Besuch gewartet, was bei den Begleitern des Herrn allgemeines Gelächter hervorrief.
Fahren die Herren so fort, dann können wir mit der Agitation für unsere Sache zufrieden sein. Heute Abend wollen wir, als Anerken nung, unser Parteiprogramm austheilen.
Raruf.
( Durch besondere Umstände verspätet.)
Am 29. Oktober 1884 starb plöglich im 27. Lebensjahre einer unserer besten Genossen,
Johann Knierim,
an der Gehirnentzündung. Daß er von Allen, die ihn kannten, geliebt und geachtet wurde, davon hat sein Begräbniß ein glänzendes Zeugniß abgelegt. Wohl an 2000 Freunde und Genossen gaben ihm das legte Geleite.
Bei den Reichstagswahlen 1884 gehörte er zu den thätigsten Genossen; bei Tag und Nacht, wenn es galt, für unsere hehre Sache zu wirken, war er auf dem Posten, und dies hat unserer Ueberzeugung nach seinen frühen Tod mitverschuldet.
Darum Ehre seinem Andenken!
Limmer bei Hannover , im Oktober 1885.
Die Genossen des 8. hannoverschen Wahlkreises.
Sprechsaal.
Wir warnen hiermit allseitig vor dem Schneider Josef Eder aus München . Derselbe ist ein professioneller Schwindler. In Lausanne schuldet er noch 300 Fr. Jn Bern hat er ein Vereinsmitglied um 45 Fr. betrogen, ohne andere kleinere Boften. Von seinen eigenen Gesinnungsgenossen, den Anarchisten( welche er selbst beschwindelte), etwas mißtrauisch behandelt, versucht er nunmehr in andern Arbeitervereinen unter falscher Flagge im Trüben zu fischen. Durch Theaterspielen sich beliebt zu machen, ist einer seiner Haupttniffe, bis sein Weizen blüht. Bis vor Kurzem war sein Leumund sowie seine anarchistische Humbugerei hier unbekannt. Den Deutschen Verein Bern hat der schwer geschädigt und in Bern wie in Lausanne als Mitglied der anarchistischen Gruppe gegen unsere Sache in raffinirtester Weise gearbeitet und intriguirt, bis er entlarot wurde.
Da sich dieser politische Heuchler und Gaukler deshalb hier nicht mehr halten fonnte, ist er plöglich verschwunden, möglicherweise nach Deutschland , Desterreich, Frankreich 2c.
Signalement: 1 Meter 80 Ctm. groß, bartlos, hat schwache Tenorstimme, schlanke Statur, trägt einen dunklen Gehrock, zeitweise auch einen Zylinder. Gang steif in Folge einer Operation am rechten Knie. Jm Allgemeinen theatralisches Auftreten, sonst schmeichelhaftes Wesen; derselbe ist auch der französischen Sprache etwas mächtig. Die arbeiterfreundliche Preffe allerwärts wird um Weitergabe dieser Warnung dringend gebeten.
Der Lokalausschuß der Partei- Mitgliedschaft und der Vorstand des Deutschen Arbeitervereins Bern.
Warnung.
Am Donnerstag, 22. Oktober, tauchte hier ein Subjekt auf, welches sich Eduard Laufer nannte und die hiesigen Genossen in unerhörtester Weise beschwindelte. Der Schwindler will aus Sachsen , Matrose, und in Hamburg - Eimsbüttel , Marthaftr. 18 wohnend, verheirathet sein. Eingezogene Erkundigungen stellten diese Behauptungen jedoch als durch aus erfunden hin.
Der Schwindler ist von kleiner, untersetter Statur, zirka 30 Jahre alt, hat stieren Blick, schwarzes Haar und Schnurrbart, das Haar etwas gelodt; spricht sächsischen Accent, sowie einige Brocken Englisch und Italienisch. Er ist im Besitz eines italienischen Zertifikats, das in Fiume ausgestellt ist.
Die Düsseldorfer Vertrauensleute. Wir bitten um Nachricht 2c., sobald der pp. Laufer irgendwo auftaucht. Die Expedition des, Sozialdemokrat."
Achtung.
Wir warnen wiederholt vor dem Schwindler Trieburg. Näheres in nächster Nummer.
Partei- Archiv. Quittung.
Für das Partei- Archiv gingen ein:
Von Spirituslieferant, Dresden : Eine Anzahl Wizblätter aus den Jahren 1848/49.
Datar Eisengarten: Diverse Flugblätter, Broschüren, Zirtulare, Zeitungen 2c.
Aus Nürnberg : 1 Proletarier" Nr. 48-96. 1,, Reichsbürger " 1880( infomplet).
23 diverse Broschüren.
24 diverse Nummern der ,, Laterne" 1879.
Briefkasten
der Redaktion: C. M. in E.: Wir wissen nicht, auf welche Thatsachen Sie Ihre verlegenden Bemerkungen stüßen, daß Ihr Artikel, weil gegen unsere Ansicht verstoßend, wahrscheinlich nicht aufgenommen werden würde, erwarten aber, daß Sie uns mindestens ein Beispiel angeben, welches Sie zu einem solchen Verdacht berechtigt. Ihr Artikel wird Aufnahme finden, sobald der Raum unseres Blattes es gestattet.
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Winterthur Deutscher Arbeiterverein, Haldenstrasse . Aarau E. Gennert, Vordere Vorstadt 668 . Basel Deutscher Verein, Schwanengasse 4.
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St. Louis, Mo. Gebr. Herminghaus, 1707 Franklin Avenue. Lawrence, Mass. E. Dick, 118 Essex Street. Buenos- Aires Aug. Latzky, Calle de Montevideo 89. Rio de Janeiro Ernesto Weiland, Lasleiro de Seminario 43
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Wir ersuchen eines wahrscheinlich waltenden Irrthums halber den Einsender dringend um sofortige Nachricht, ob dieser Bes trag korrekt( nicht etwa nur auf Mt. 230 lautend), wann und an wen eingesandt worden ist.
Vertrauensleute und Genossen wollen allseits hierauf aufmerksam machen und an bekannte Adressen hierher berichten.
Cincinnati, O. C. Schumann, 16 Mercer Street.
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Die Chartistenbewegung in England. Referent: Bgr. Schlüter.
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