Wozu braucht man auch zur Bibel und ähnlichen Scharteken zu greifen, um den Landmann von der UnHaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände zu überzeugen? Bietet das alltägliche Leben nicht der Beispiele ge- nug? Da ist vor allen Dingen die Entw ickelung der modernen Technik, welche von zwei Seiten auf den Landmann einstürmt. Er- stens hat die Vervollkommnung der Verkehrswege eS dahin gebracht, daß der Farmer des Westens von Amerika   sowie der Grundbesitzer Ostindiens und Egyptens als Konkurrenten auf dem euro  - päischen Markt erscheinen und die Preise in einer vorher nie gekannten Art drücken. Bei uns in Deutschland   haben zwar die Großgrundbesitzer durch den Getreidezoll die Bodenrente zu retten gesucht; dieses Heil- mittel wirkt aber auf den Kleingrundbesitz ebenso wie das bewährte Ver- fahren des Dr. Eisenbart: der Kleingrundbesitz ist fast durchgängig nur dort zu finden, wo der Boden von schlechterer Ertragsfähigkeit ist, und auf solchem Boden helfen nicht Gebete, sondern es muß viel Dünger verwendet werden, und um diesen zu haben, ist ein größerer Vieh- stand vonnöthen. Es kann der kleine Bauer also kein Getreide ver- kaufen, sondern muß in den meisten Fällen noch etwas zukaufen und in Folge dessen, von seinen ohnehin schon knappen Einnahmen noch Getreide- zoll zahlen, oder, wenn er dieses nicht kann, seinen Viehstand ver- ringern und so mit dieser Verringerung die Ertragsfähigkeit seines Bodens verschlechtern. Die andere Seite, von der aus die Technik die bestehenden Verhält- nisfe untergräbt, ist die Erfindung und Einführung neuer land- wirthschaftlicher Maschinen. Zwar können diese in erster Linie nur von den Großgrundbesitzern mit Erfolg angewandt werden, aber der Kleingrundbesitzer steht nun einmal mit diesem im Konkurrenz- kämpf und sucht daher nach Mitteln, die ihn vor dem Schicksal retten, im ersten Anprall den Kampfplatz räumen zu müssen. Hier könnte Herr Schäffle seine Freude an demantikollektivistischen Bauernschädel" erleben, wenn die gegenwärtige Gesellschaft nicht länger vorhalten soll als der Antikollektivismus bei den Bauern, dann könnte sie schon heute in die Grube fahren. Freilich sind es nicht sozialistische Agitatoren, Umstürzler von Profession, welche den Individualismus bei den Bauern so sehr ins Wanken bringen, sondern es ist der vielgerühmte Fortschritt der Herr- schast des Menschengeistes über die Natur die vielen Erfindungen und Entdeckungen der technischen Wissenschaften sind es, welche Schäffle s letztem Hort der gegenwärtigen Gesellschaft sein Grab graben und ihn hineinlegen, wo er vermodern wird mit vielen anderen Vorurtheilen des Alterthunis und Mittelalters. Ich will hier aus der Fülle der Thatsachen nur eine hervorheben: es betrifft die M i l ch w i r t h s ch a f t. Seit Erfindung der Zentrifugal- Maschinen, durch welche man den Fettgehalt bis auf ein kleines Mini- mum aus der Milch herauszieht, würde es sich kaum der Mühe lohnen, auf anderem als diesem Wege Butter zu fabriziren. Da hierzu aber Kapital erforderlich ist, welches der einzelne kleine Bauer nicht hat, so greift er zur Genossenschaft, und so schießen die Genossen- schasts-Meiereien seit einer Reihe von Jahren förmlich wie Pilze aus der Erde. Die Dampfmaschine erobert sich auch in der Land- wirthschaft Heimatrecht, und wo sie einzieht, stürzt das alte patriarcha- lische Verhältniß: der Bauer wird zum Waarenfabrikant, und der Landarbeiter steht als Proletarier dem Kapital gegenüber. Daß die Verhältnisse für die Sache des Proletariats auf dem Lande immer günstiger werden, erkennen sogar unsere Gegner. So enthielten dieJtzehoer Nachrichten", ein nationalliberales Blatt der schlimmsten Art, vor einiger Zeit einen Artikel, der mit folgendem Passus endete: Zum Schluß möchten wir noch auf die sozialen Verhältnisse hinwei- sen, die Herr-n- gar nicht in Erwägung zieht. Ist die Erhaltung des Bauernstandes nämlich nicht gesichert, wird er zum haltlosen Flugsand, so stürzt damit der soziale Bau. Die.Gesellschaft ruht zunächst auf wirthschaftlicher Grundlage und jeder Umwälzung auf diesem Gebiet müssen auch soziale und politische Revolutionen folgen. Der deutsche   Bauer könnte aus Roth und Verzweiflung sich schließlich auf jene Seite stellen, von welcher ihm in seiner bedrängten Lage der dop- pelt verführerische Lockruf entgegenschallt: Gemeinsamkeit des Grund- besitzes, Agrarkommunismus. Die Sozialdemokraten warten darauf, daß die Roth   unfern Bauernstand(nicht sowohl den schleswig  -holsteinischen als den deutschen  ) in ihre Arme treibe. Liebknecht deutete oas schon im Sommer 1880 auf einer Versammlung in Paris   an. Die Schluß- folgerung der Sozialdemokraten ist folgende: Das stärkste Bollwerk gegen die Sozialdemokratie ist bisher das zähe Festhalten des Beuern   an sei­nem Eigenthum gewesen. Das war die Schranke, an welcher das Wachs- thum der Sozialdemokratie schließlich hätte zum Stillstand kommen müssen. Das amerikanische   Getreide beseitigt nun diese Schranke, es expropriirt den Bauer, setzt ihn außer Besitz, stößt ihn ins Proletariat hinab und wandelt ihn aus einem Vertheidiger zu einem Feind der gegenwärtigen Ordnung um. Der Sozialismus sieht deshalb in der überseeischen Kon- kurrenz seinen besten Bundesgenossen. Denn wenn die Preise der Besitze um die Hälfte des Werthes sinken sollten, so ist der Landmannsstand Preußens depoffedirt. Ob dann aus dieser Asche ein Phönix entsteht, muß ja abgewartet werden." Die Verhältnisse spitzen sich täglich mehr zu, und darum können wir mit unseren Forderungen: Verwandlung der Arbeitsmittel, also auch des Grund und Bodens, in Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesammt- arbeit mit gemeinnütziger Verwendung und gerechter Vyrtheilung des Arbeitsertrages, auch bei der Landbevölkerung rückhaltlos vorgehen. Wenn wir sie aus diese Sätze hin für uns gewonnen haben, dann kann uns Pfaffe und Kirche nicht mehr schaden; denn wenn auch bei Einzelnen die Religiosität noch nicht ganz verschwunden ist, so kommen doch im öffentlichen Leben Gelegenheiten genug, wie bei Wahlen u. s. w., wo der Pfaffe es für nöthig findet, den Sozialismus anzugreifen. Hierbei ent- FeuMeton. Zur Geschichte desMundes der Kommunisten." Von Friedrich Engels  . (Schluß.) Daß aber der Bund eine vorzügliche Schule der revolutionären Thä- tigkeit gewesen, bewies sich jetzt. Am Rhein  , wo dieNeue Rheinische Zeitung  " einen festen Mittelpunkt bot, in Nassau, Rheinhessen-c. standen überall Bundesglieder an der Spitze der extrem-demokratischen Bewegung. Desgleichen in Hamburg  . In Süddeutschland   stand das Vorherrschen der tteinbürgerlichen Demokratie im Weg. In Breslau   war Wilhelm Wolff   bis in den Sommer 1848 hinein mit großem Erfolg thätig; er erhielt auch ein schlesisches Mandat als Stellvertreter zum Frankfurter  Parlament. Endlich in Berlin   stiftete der Schriftsetzer Stephan Born  , der in Brüssel   und Paris   als lhätiges Bundesmitglied gewirkt hatte, eineArbeiterverbrüderung", die eine ziemliche Verbreitung erhielt und bis 18S0 bestand. Born, ein sehr talentvoller junger Mann, der es aber nut seiner Verwandlung in eine politische Größe etwas zu eilig hatte,verbrüderte" sich mit den verschiedenartigsten Kreti und Plethi, um nur einen Haufen zusammen zu bekommen, und war keineswegs der Mann, der Einheit in die widerstrebenden Tendenzen, Licht in das ChaoS bringen konnte. In den amtlichen Veröffentlichungen des Vereins laufen daher auch die im kommunistischen Manifest vertretenen Ansichten kunter- bunt durcheinander mit Zunfterinnerungen und Zunftwünschen, Abfällen von Louis Blanc   und Proudhon, Schutzzöllnerei u. s. w., kurz man wollte Allen Alles sein. Speziell wurden Streiks, Gewerksgenossen- schaften, Produktivgenossenschaften ins Werk gesetzt und vergessen, daß es sich vor Allem darum handelte, durch politische Siege sich erst das Gebiet zu erobern, worauf allein solche Dinge auf die Dauer durchführ- bar waren. Als dann die Siege der Reaktion den Leitern der Verbrü- derung die Nothwendigkeit fühlbar machten, direkt in den Revolutions  - kämpf einzutreten, wurden sie von der verworrenen Masse, die sie um sich gruppirt, selbstredend im Stich gelassen. Born betheiligte sich am Dresdner Maiaufstand   184g, und entkam glücklich. Die Arbeiterverbrü derung aber hatte sich, gegenüber der großen politischen Bewegung des Proletariats, als ein reiner Sonderbund bewährt, der großentheils nur aus dem Papier bestand und eine so untergeordnete Rolle spielte, daß die Reaktion ihn erst 1 8S0, und seine fortbestehenden Ableger erst meh- rere Jahre nachher zu unterdrücken für nöthig fand. Born, der eigent- lich Buttermilch heißt, wurde keine politische Größe, sondern ein kleiner wickeln jene Herren dann gewöhnlich eine Dummheit, die nur von ihrer Frechheit im Lügen übertroffen wird, und die alte Fabel des Theilens ist fast das einzige, was sie gegen uns vorzubringen wissen. Hört nun ein noch etwas fromm Angehauchter den Pfaffen so frech lügen, so ver- liert er auch den letzten Rest der Schwärmerei für die Religion. Freilich, wird man sagen, wenn der Boden für den Sozialismus auf dem Lande schon so weit gediehen ist, dann müßten doch öfter Kund- gedungen von dort kommen. Hierbei ist aber zunächst in Betracht zu ziehen, daß die Verhältnisse auf dem Lande sich überhaupt weniger zum demonstrativen Auftreten eignen, ferner aber die größere Abhän- g i g k e i t, in der die Landarbeiter sich befinden. Man muß nicht an- nehmen, daß von den 8098 Arbeitern, welche im Jahr 1874 im neunten schleswig  -holsteinischen Wahlkreise(Seegeberg Plön) einen Arbeiter in den Reichstag wählten, heute keiner mehr Sozialist sei, da ja dort seit Erlaß des Sozialistengesetzes keine Stimmen für uns abgegeben sind. Das Prinzip wurzelt heute noch wie damals tief in ihren Herzen, aber die rohe Ge- walt ihrer Unterdrücker hindert sie, es öffentlich zu bekennen; denn nir- gends sind die Maßregelungen so brutal gewesen wie dort in Folge jener Wahl. Man hat es fertig gebracht, sie von der Wahlurne fernzuhalten; aber wenn einmal der Tag kommen sollte, wo man die Bauern zu etwas anderem als zum Stimmvieh gegen die Arbeitersache haben will, dann wird jener jahrelang zurückgehaltene Zorn auflodern, sie werden ein mächtiges Glied sein in der Armee des kämpfenden Proletariats. B r ä s i g. -«sA/vxiyvw- Sozialpolitische Rundschau. Zürich  , 26. November 188S. 9. In ihrer ersten Fraktionssitzung am 18. d.M. erledigten die sozialdemokratischen Abgeordneten die Revision des im vorigen Frühjahr eingebrachten Entwurfs eines Arbeiters chutz- g e s e tz e s. Abgesehen von den mehr einen redaktionellen Charakter tragenden Aenderungen und verschiedenen Detailverbesserungen wurde der Paragraph betreffend die Wöchnerinnen im Sinne des schwel- zerischen Fabrikgesetzes genauer präzisirt. Vollständig in Wegfall kamen die Geldbußen. Des Weitern ward festgesetzt(in ß 106): Für verheirathete Frauen, bez. Wittwen hat an Sonnabenden der Schluß der Arbeitszeit beretts um 12 Uhr Nachmittags einzu- treten", und der zweite Absatz des§ 106 a wie folgt gefaßt: Das Arbeitsamt ist befugt, unter Zustimmung der Arbeits- kammer für Betriebe, wo dies im Interesse der Betheiligten liegt, über Anfang und Ende der Arbeitsschicht andere, den Bedürfnissen entsprechende Bestimmungen zu treffen, jedoch muß, ausschließlich Pause,,, die zehnstündige Arbeitszeit eingehalten werden." ß 135 a, der vom Minimallohn handelt und welcher bisher also lautete: Ferner haben die Arbeitskammern die Minimalhöhe der Löhne aller Hilfsarbeiter festzusetzen. Beschwerden über die festgesetzten Minimallöhne erledigt der Arbeitskammertag" hat jetzt folgende Fassung: Die Arbeitskammern haben für die in ihrem Bezirk beschäftigten Arbeiter und Hilfsperso- nen auf Antrag BetheiligterMinimallöhne fest- zusetzen. Beschwerden über die festgesetzten Minimallöhne erledigt der Arbeitskammertag." Außerdem ist noch zu erwähnen, daß statt des im ersten Entwurf gebrauchten AusdrucksHilfspersonen" undHilfspersonal" im neuen Entwurf die AusdrückeArbeiter und Hilfspersonen" undArbeiter und Hilfspersonal" gebraucht werden. Der AusdruckHilfspersonen" undHilfspersonal" war seinerzeit gewählt worden, weil außer den Lohnarbeitern auch die K o m m i s und das sonstige H i l f s- personal der Kausleute und anderer nichtindustrieller Unter- nehmer bezeichnet werden sollten. Die sozialdemokratische Fraktion hat weiter beschlossen, sich an Kom- Missionen auch fernerhin zu betheiligen. Der dahingehende Beschluß wurde einstimmig gefaßt. Die Fraktion hat für folgende Kommissionen Mit- glieder ernannt: Geschäftsordnungskommission, Petitionskommission, Wahlprüfungskommission, Kommission über das Unfallgesetz und Kom- misston über das Arbeiterschutzgesetz. Der Abschaffung des Sozialistengesetzes soll ein Uebergangsstadium" vorausgehen so meinte Herr Gneist welches uns wieder allmälig an normale Zustände gewöhnt. Es ist das die Geschichte vom zollweise abgeschnittenen Hundeschwanz nur um- gekehrt. Der mit einem Schnitt beseitigte Schwanz soll zollweise wieder angesetzt werden. Unternormalen Zuständen" versteht Herr Gneist die Herrschast des gemeinen Rechts, und das besteUebergangs- stadium" ist ohne allen Zweifel, daß man allmälig die Bestimmungen des Ausnahmegesetzes in das gemeine Recht übergehen läßt. Wie es scheint, ist etwas Derartiges im Werk. Ein Gneist macht keine solchen Andeutungen, ohne sich vorher über die Absichten derleitenden Kreise" vergewissert zu haben. Schweizer   Professor, der nicht mehr den Marx ins Zünftlerische, sondern den sanften Renan in sein eignes süßliches Deutsch übersetzt. Mit dem 13. Juni 1849 in Paris  , mit der Niederlage der deutschen  Mai-Ausstände und der Niederwerfung der ungarischen Revolution durch die Russen war eine große Periode der 1848er Revolution abgeschlossen. Aber der Sieg der Reaktion war soweit noch keineswegs endgültig. Eine Neuorganisation der zersprengten revolutionären Kräfte war ge- boten, und damit auch die des Bundes. Die Verhältnisse verboten wieder, wie vor 1848, jede öffentliche Organisation des Proletariats; man mußte also sich von neuem geheim organisiren. Im Herbst 1849 fanden sich die meisten Mitglieder der srühern Cen- tralbehörden und Kongresse wieder in London   zusammen. Es fehlte nur noch Schapper, der in Wiesbaden   saß, aber nach seiner Freisprechung im Frühjahr 1 850 ebensalls kam, und Moll, der, nachdem er eine Reihe der gefährlichsten Missions- und Agitationsreisen erledigt zuletzt warb er mitten unter der preußischen Armee in der Rheinprovinz   Fahrkano- niere für die pfälzische Artillerie in die Besanyoner Arbeiterkompagnie des Willich  'schen Korps eintrat, und im Gefecht an der Murg, vorwärts der Rothenfelser Brücke, durch einen Schuß in den Kopf getödtet wurde. Dagegen trat nun Willich   ein. Willich   war einer der seit 1845 im westlichen Deutschland   so häufigen Gemüthskommunisten, also schon ves- halb in instinktivem, geheimem Gegensatz gegen unsre kritische Richtung. Er war aber mehr, er war vollständiger Prophet, von seiner persönlichen Mission als prädestinirter Befreier des deutschen   Proletariats überzeugt, und als solcher direkter Prätendent auf die politische nicht minder als auf, die militärische Diktatur. Dem früher von Weitling gepredigten urchristlichen Kommunismus trat somit eine Art von kommunistischem Islam zur Seite. Doch blieb die Propaganda dieser neuen Religion zunächst auf die von Willich   befehligte Flüchtlingskaserne beschränkt. Der Bund wurde also neu organisirt, die im Anhang(IX, Nr. I) abgedruckte Ansvrache vom März 1850 erlassen, und Heinrich Bauer als Emissär nach Deutschland   geschickt. Die von Marx und mir redigirte Ansprache ist noch heute von Interesse, weil die kleinbürgerliche Demo- kratie auch jetzt noch diejenige Partei ist, welche bei der nächsten euro- päischen Erschütterung, die nun bald fällig wird(die Verfallzeit der eu- ropäischen Revolutionen, 1815, 1830, 184852, 1870, währt in unserm Jahrhundert 15 bis 18 Jahre) in Deutschland   unbedingt zunächst ans Ruder kommen muß, als Retterin der Gesellschaft vor den kommunisti- schen Arbeitern. Manches von dem dort Gesagten paßt also noch heute. Die Missionsreise Heinrich Bauers war von vollständigem Erfolg gekrönt. Der kleine fidele Schuhmacher war ein geborner Diplomat. Er brachte die theils lässig gewordnen, theils auf eigne Rechnung operirenden ehe- maligen Bundesglieder wieder in die aktive Organisatton, namentlich auch die jetzigen Führer der Arbeiterverbrüderung. Der Bund fing an, Dieschneidigste Waffe" des Sozialistengesetzes ist bekanntlich der kleine Belagerungszustand", welcher es in die Hand der Polizeibehörden gibt, jeden Mißliebigen ohne Weiteres auszuweisen und bürgerlich ZU Grunde zu richten. Wohlan, der Gesetzesentwurf, welchen die sächsische Regierung dem Landtag soeben vorgelegt hat, bedeutet für Sachsen   die Erhebung des kleinen Belagerungszustandes zur ständigen Staatseinrichtung wenigstens insoweit es sich um dasAus- Weisungsrecht" handelt. Nach diesem monströsen Gesetzentwurf sind nur die Spitzbuben, Brandstifter und Leute ähnlichen Kalibers vor der AuS- Weisung geschützt. Wer nun von der Aengstlichkeit, dem Mangel an Initiative der iäch- fischen Regierung einen Begriff hat, für den steht es fest, daß dieser Gesetzesentwurf einem Wink von Berlin   seinen Ursprung verdankt. Dann ist es aber auch höchst wahrscheinlich, daß es sich hier um einen allgemeinen Plan, ein methodisches Vorgehen handelt, und daß wir uns auf ähnliche Ueberraschungen in den anderen deutschen  Bundesländern" gefaßt machen müssen. Derartige Dinge durch dieBundesländer" mit Umgehung des Reiches abmachen zu lassen, ist ja neuerdings Mode geworden. Wir erinnern nur an die Auslieferungsver- träge mit Rußland  , welche erst von Preußen und dann vou Bayern   geschlossen worden sind und von anderenBundesländern" beabsichtigt werden. Sozialistengesetz rmd Verschärfung des gemeinen Rechts: das ist, wie wir als selbstverständlich vorhersagten, das Pro- gramm der Reichsregierung. Die armen Nationalliberalen, die schon in Verzweiflung zu gerathen beginnen, mögen sich trösten: Bismarck   wird ihnen den Schild und Schirm des Ausnahmegesetzes nicht rauben. Und Herr Richter kann sich seine Abkommandirungsbriefe schon schreiben lassen. Das Sozialistengesetz wird erneuert Bismarck will es, die Majorität will es, und die politische Heuchelei hat zu sehen, wie sie sich mit dieser Thatsache abfindet. Was die Verschärfung des gemeinen Rechts betrifft, so wird sie eine dreifache sein. Einmal eineRevidirung" undErgänzung" des Strafgesetzbuchs eine Reform, mit der dieKronjuristen" unter Gneist's Beistand jetzt eifrig beschäfttgt sind. Zweitens eine Verschärfung des Preßgesetzes durch die geplante Aufhebung der Verjährungsfrist, welche den Preßsünder auf unbegrenzte Zeit Zeit der Verfolgung aussetzt. Und drittens endlich die Einführung von P o l i z e i g e s e tz e n, wie das sächsische Ausweisungsgesetz eines ist. Natürlich fahren die Nationalliberalen fort, mit der Hartnäckigkeit weiland Eisenmann's zu erklären, daß sie keine Reaktion sehen. Deutsche   Arbeiterblätter haben in den letzten Wochen viel über ein angebliches Jubiläum geschrieben, das Bebel in dieser Zeit soll gefeiert haben: sie behaupteten, es seien jetzt 25 Jahre, daß Bebel in die Bewegung eingetreten sei, und begleiteten dieses angebliche Ereigniß mit Lobeserhebungen für Bebel, die diesen, wie wir genau wissen, auf das P e i n l i ch st e und Unangenehm st e berührten. Obendrein wurden dabei Bebel über den Eindruck, den der Besuch der ersten Volksversammlung auf ihn gemacht haben sollte, Gedanken unter- geschoben, die ihn in nichts weniger als schmeichelhaftem Lichte erscheinen lassen, obgleich sie zu seinem Lobe veröffentlicht wurden. Wir sind ermächtigt zu erklären, daß Bebel all diesen Veröffentlichun- gen absolut fern steht und dieselben lebhaft bedauert. Er theilte uns ferner mit, daß die geschilderten Vorgänge weder mtt der angegebenen Zeit noch mit dem wirklichen Sachverhalt übereinstimmen, daß mit einem Wort das angebliche Jubiläum gar nicht e x i st i r t. Dieser Berichtigung seien noch einige allgemeine Bemerkungen hinzu- gefügt. Die Nachricht von diesem Jubiläum, die mit allerlei Lobes- erhebungen im Reklamenstil verbrämt wurde, hat die Genossen vieler Orte veranlaßt, dem Gefeierten Glückwünsche und sonstige Zeichen der Anerkennung zu übersenden. Es ist an und für sich ganz löblich, wenn die Parteigenossen einem Mitstreiter, der, so lange er in der Partei steht, stets in der vordersten Reihe gekämpft hat, ihre Anerkennung nicht versagen; aber die Parteigenossen sollten sich auch vergegenwärtigen, daß keiner unter uns ist, der für Dank kämpft, daß jeder nach seinen Kräf- ten und Fähigkeiten der Partei zu dienen verpflichtet ist. Und daß wenn Bebel dies nach Ansicht der Genossen im vollsten Maße gethan, er doch glücklicherweise nicht der Einzige ist, dem dieses Zeugniß gebührt; die Kräfte und Fähigkeiten sind eben verschieden. Wir sind gewiß die Letz- ten, die Bebels Leistungen verkleinern möchten, wogegen wir uns wenden» ist, daß solche Anerkennungen den Charakter lärmender Demonstrationen und des Personenkultus annehmen, denn dies steht mit der prinzipiellen Auffassung unserer Partei über den Werth der einzelnen Person im schroffsten Widerspruch. Wir sind eine Partei, die aus der Entwickelung der Zustände ihre Kraft und ihre Stärke empfängt, für welche die Thä- tigkett des Einzelnen immer nur sekundär ist. Also fort mit dem Personenkultus, und mit Allem, was nach Reklame duftet. Die konservative Meute im Reichstag apportirt ihrem Herrn und Meister einen Gesetzentwurf auf Einführung fünfjähriger Legislaturperioden. Da das Zentrum dabei nicht mitspielen wird, so hat dieser Schritt nur den theoretischen Werth einer platonischen Demonstration. Unsere Abgeordneten haben als passende Antwort einen Gesetzentwurs eingebracht, derzweijährigeLegislaturperioden verlangt und die Unauflösbarkeit des Reichstages ausspricht. Je länger die Legislaturperioden, um so größer die Unabhängigkeit der Abgeordneten von ihren Wählern d. h. um so größer die Kor- in den Arbeiter-, Bauern- und Turnvereinen in weit größerem Maß als vor 1848 die dominirende Rolle zu spielen, so daß schon die nächste vierteljährliche Ansprache an die Gemeinden vom Juni 1850 konstatiren konnte, der im Interesse der kleinbürgerlichen Demokratie Deutschland  bereisende Studiosus Schurz aus Bonn  (der spätere amerikanische   Ex- Minister)habe alle brauchbaren Kräfte schon in den Händen des Bundes gefunden."(S. Anhang, IX., Ar. 2.) Der Bund war unbedingt die einzige revolutionäre Organisatton, die in Deutschland   eine Bedeutung hatte. Wozu diese Organisation aber dienen sollte, das hing sehr wesentlich davon ab, ob die Aussichten auf einen erneuten Aufschwung der Revo- lutton sich verwirklichten. Und dies wurde im Lauf des Jahres 1850 immer unwahrscheinlicher, ja unmöglicher. Die industrielle Krisis von 1847, die die Revolution von 1848 vorbereitet hatte, war überwunden; eine neue, bisher unerhörte Periode der industriellen Prosperität war angebrochen; wer Augen hatte zu sehn, und sie gebrauchte, für den mußte es klar sein, daß der Revolutionssturm von 1848 sich allmälig erschöpfte. Bei dieser allgemeinen Prosperität, worin die Produktivkräfte der bürgerlichen Gefellschaft sich so üppig entwickeln, wie dies innerhalb der bürgerlichen Verhältnisse überhaupt möglich ist, kann von einer wirklichen Revolution keine Rede sein. Eine solche Re- volutton ist nur in den Perioden möglich, wo diese beiden Faktoren, die modernen Produktionskräfte und die bürgerlichen Produktionsformen, mit einander in Widerspruch gerathen. Die verschiedenen Zänkereien, in denen sich jetzt die Repräsentanten der einzelnen Fraktionen der konti- nentalen Ordnungspartei ergehn und gegenseitig kompromittiren, weit entfernt zu neuen Revolutionen Anlaß zu geben, sind im Gegentheil nur möglich, weil die Grundlage der Verhältnisse momentan so sicher, und, was die Reaktion nicht weiß, so b ü r g e r l i ch ist. An ihr werden alle die bürgerliche Entwicklung aufhaltenden Reaktionsversuche ebenso sicher abprallen, wie alle sittliche Entrüstung und alle begeisterten Proklamationen der Demokraten." So schrieb Marx und ich in derRevue von Mai bis Oktober 1850" in der>Neuen Rheinischen Zeitung  ", Politisch- ökonomische Revue." V. und>1. Heft, Hamburg   1850. S. 153. Diese kühle Auffassung der Lage war aber für viele Leute eine Ketzerei zu einer Zeit, wo Ledru-Rollin  , Louis Blanc  , Mazzini, Kossuth, und von kleineren deutschen   Lichtern Rüge, Kinkel, Gögg, und wie sie alle heißen, sich in London   hausenweis zu provisorischen Zukunftsregierungen, nicht nur für ihre respekiiven Vaterländer, sondern auch für ganz Europa  zusammenthaten, und wo es nur noch darauf ankam, das nöthige Geld als Rcvolutionsanleihe in Amerika   aufzunehmen, um die europäische  Revolution benebst den damit selbstverständlichen verschiednen Republiken C) fcn att Mach