meineigenthums an Grund und Boden; er erklärt, daß ihre Sache und die der übrigen Arbeiter eine und dieselbe sei, und beauftragt das Zens tralfomite, sich mit allen Landarbeitervereinen in Verbindung zu sehen, um den Widerstand auf dem Lande zu säen und zu organisiren, behufs moralischer und materieller Befferstellung und Einführung eines Lohn­Tarifs für Landarbeiter, sowie eine Agitation einzuleiten dafür, daß die Gemeindegüter den Arbeiterfamilien überlassen werden, und Agitations­tomites zu errichten, die in steter Korrespondenz mit dem Zentralkomite stehen sollen.

9) Diäten für Arbeitervertreter.

Resolution: Da die Betheiligung an den politischen Wahlen zugelassen ist, wird es für nothwendig erklärt, daß die Arbeiterpartei die Arbeiter­vertreter entschädige, ohne etwas von der Regierung zu verlangen. 10) Produktiv Assoziationen.

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Resolution: Der Kongreß anerkennt im Prinzip die Nüglichkeit von Produktiv- Assoziationen in den Industrien, die ein Bedürfniß nach solchen empfinden, vorausgesezt daß dieselben von den Organisationen der betreffen­den Branche überwacht werden und auf dem Prinzip der allgemeinen Eman­zipation aller Arbeiter errichtet sind."

Dies die wesentlichsten Beschlüsse des Kongreffes, auf dem, wie schon erwähnt, 132 Arbeitervereine durch 99 Delegirte vertreten waren. Eine Würdigung derselben im Einzelnen würde zu weit führen, wir machen daher nur im Allgemeinen darauf aufmerksam, wie sorgfältig, wir möchten beinahe sagen ängstlich, jeder direkte Appell an Regierung und Gesetzgebung möglichst vermieden wurde. Es erklärt sich das aus der historischen Entwicklung sowohl der Arbeiterpartei, als auch der politischen Parteien Italiens   überhaupt. Von der ehemaligen anarchistis schen Agitation ist noch ein Rest in den Köpfen sizen geblieben, und nach unserem Dafürhalten nicht der schlechteste. Selbst wer theoretisch mit einzelnen Beschlüssen nicht übereinstimmt, den muß das trozige Selbstgefühl, welches sich in ihnen ausspricht, äußerst wohlthuend be­rühren.

Korrespondenzen.

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Leipzig  , im Dezember. Der ist besorgt und aufgehoben, der Herr wird seinen Diener loben," jo dachte der neugebackene Pfaffe von Plagwit, als er durch einen Eid, Marke Stöcker, einem uns völlig fernstehenden Manne zu sieben Tagen Gefängniß verholfen hatte. Der Sachverhalt war folgender: Im Juli dieses Jahrs begleiteten wir die Ueberreste unseres Genossen Börve zum Fried. hofe. Trotzdem das Begräbniß Wochentags stattfand, hatten sich etwa 200 Genossen eingefunden. Natürlich fehlte es nicht an den üblichen Kränzen, und da Börve sich für unsere Interessen thätig gezeigt hatte, blieben ihm auch die rothen Schleifen" nicht vorenthalten. Wir gelang ten unbehelligt bis zum Grabe; ein Genosse hielt, da der Seelsorger" nicht zur Stelle, die Grabrede. Auf diesen Augenblick schien man ge wartet zu haben, denn wie ein Truthahn, der kein ,, Roth" sehen kann, kam der würdige Herr in Begleitung eines behelmten Engels heran­gelaufen, und verlangte stürmisch zu wissen, wer gesprochen. Dabei ver­gaß er ganz seinen himmlischen Beruf; es fehlte ihm nur noch die Blechs tappe und er hätte den schönsten Wachtmeister abgegeben. Eine Antwort erhielt er nicht. In seiner blinden Wuth ließ er nun einige Personen verhaften. So ernst die Situation war, fonnten wir uns eines Lachens doch nicht enthalten. Die Folge davon war, daß drei Personen auf Grund eines aus der Rumpelkammer hervorgeholten Gesezes von anno 1849, wonach das Tragen revolutionärer Abzeichen( rothe Schleifen) verboten ist, zu 7 bezw. 5 Tagen Gefängniß bestraft wurden. Daß man auch Unschuldige bestrafte, kümmerte die Herren nicht. Hatten sie doch auf Grund des Eides des sehr ehrwürdigen Herrn und seiner Helfers­helferin, der Leichenfrau, Recht" gesprochen. Und daß ein Seelsorger falsch schwören sollte beim Stöcker! das ist noch nie dagewesen. Das Schönste an der ganzen Sache ist, daß einer der Verurtheilten, Marschner ist sein Name, wie zwei Beugen eidlich bestätigten, an dem Tage gar nicht bei dem Begräbniß gewesen ist, sondern auf die bloße Aussage des Herrn Pfarrer als Theilnehmer angeflagt wurde: er glaube bestimmt, daß Marschner auch mit dabei war. Ueber einen Pfaffeneid geht eben nichts. Natürlich hat der Mann Revision eingelegt.

Wir wollen hier abbrechen, und da wir einmal in Plagwig sind, gleich einmal unserer Polizei gedenken. Besonders verdient der unter der Spitz marke Lokal- Pascha" bekannte Wachtmeister Brüftel" hervorgehoben zu werden. Von Reichenbach hierher versetzt, betrachtet er sich immer noch als Wachtmeister, und wie er seine Refruten gestriegt" hatte, wenn sie ihm seinen Fettbauch nicht gehörig in Ordnung hielten, macht er es hier mit den Gastwirthen. Wehe dem Wirthe, bei dem er nicht gehörig be- dient wird, bei der geringsten Gelegenheit wird er unbarmherzig angezeigt. Andern dagegen, bei denen er mehr Aufmerksamkeit und vor allem Liebe findet sein empfängliches Gemüth hat ihm allgemeinste Verehrung zugezogen ermeist er sich voll christlicher Nachsicht. Ist es unter diesen Umständen zu verwundern, wenn der Respekt, den noch einige Leute( wir natürlich haben ihn schon lange nicht mehr) vor der Polizei haben, verloren geht? Wir könnten noch die Geschichte von der gefundenen Gans" erzählen, aber der Raum des Organs ist zu kostbar, um solchen Gesezeshütern zu viel desselben zu widmen.

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Es ist nicht Plagwig allein, welches dergleichen Ehrenmänner beher­bergt, schon das benachbarte Connewig kann sich mit ihm messen. Hier herrscht die Willfür der Herren von der Polizei in unerhörtester Weise. Wir wollen jedoch heute nicht darauf eingehen, sondern uns in einem der nächsten Artikel damit befassen. Die Herren mögen sich also danach richten.

Wie auf den Dörfern, so ist es auch natürlich in der Stadt. Hier hat man einmal wieder den richtigen Mann gefunden in Gestalt des Dr. Denede. Läßt sein abstoßendes Wesen bereits auf Schroffheit und Willkür schließen, so besitzt er auch noch zum Ueberfluß einen ge= hörigen Grad von Dummheit. Dies bewies uns die kürzlich hier von zirka 3500 Personen besuchte Volksversammlung, in der Genosse Viereck einen Vortrag hielt. Redner wurde von dem Doktor als ,, überwachender Polizeibehörde" des öfteren unterbrochen und zur Sache gerufen. Der Herr wußte natürlich nicht, daß ihm dies nicht zustand, sondern daß er seine Schmerzen dem Vorsitzenden anzuvertrauen hatte. Doch Ehre, dem Ehre gebührt. Er scheint nämlich ziemlich schnell begreifen zu lernen, denn nachdem er einige Zurechtweisungen erfahren, machte er es so, wie es die Versammlung wollte. Auch hat uns unser Doktorchen die Teller­sammlung und das Sammeln zu einer Bebel Spende verboten( natürlich, Bebel ist nicht Bismarck  , für den lettern würde er es wohl gestattet haben). Es war hier nur zu bewundern, mit welcher Ruhe die An­wesenden sich dies alles gefallen ließen nicht etwa aus Furcht vor Strafe, sondern um der Hochlöblichen keinen Vorwand zur Staatsretterei zu geben. Doktorchen sucht nur so etwas. Aber damit ists vorderhand nichts, Herzchen! An der Arbeiterschaft Leipzigs   und Umgegeno praust Du ab und wirst Dir bei Zeiten den Kopf einrennen. Und dafür gibt es dann einen Drden, nicht wahr?

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An Haussuchungen fehlt es natürlich auch nicht. Es ist ja bald Zeit, daß der Kleine" erneuert werden muß, und dazu muß Stoff geschafft sein. Kürzlich war also wieder eine Hausschnüffelei; Resultat indeß leider 0.

Man möchte hier gern wissen, wer der Schreiber des über unsern Knoblauch veröffentlichten Artikels ift.*) Man hat auch einen Schutz mann verhaftet. Der arme Teufel hat natürlich von der Verfasserschaft der bösen Notiz nicht die blasse Ahnung, aber nur zugefaßt! Und wenn die ganze Schuhmannschaft, Knobloch inbegriffen, arretirt würde, so er­fährt Ihr doch nichts. Adieu, Doktorchen, nächstens mehr.

Weimar  , Dezember. In einer letthin abgehaltenen Zusammenkunft der Parteigenossen von hier und der Nachbarstadt Apolda   wurde an= läßlich der Differenz zwischen Viereck und Liebknecht folgende Resolution einstimmig angenommen:

Die Parteigenossen Weimars und Apoldas verurtheilen ganz ent schieden jede Polemik zwischen Parteigenossen in anderen Blättern als dem Sozialdemokrat"; sie verlangen freie Meinungsäußerung für Jeden in dem Parteiorgan, unter Weglaffung persönlicher Be­leidigungen."

*) Der rothe Döbler". Anmerkung des Sekers.

Bei dieser Gelegenheit sei es mir vergönnt, einige Worte über hiesige Verhältnisse zu bringen. In unserer Duodez- Residenz, wo sich das ganze Leben und Treiben um den Hof" dreht( wie der Tanz um das goldene Kalb), und wo Fabrikschornsteine den höchsten" Augen ein Greuel sind, ist von einer eigentlichen Arbeiter- Bevölkerung und infolge dessen auch Bewegung nicht zu sprechen. So war denn auch bis zum vorigen Jahr nur ein kleiner Kreis von Genossen thätig, der indeß mit aller Zähig­keit die rothe Fahne hochhielt. Die letzte Reichstagswahl jedoch führte uns neue Kämpfer im Fluge zu( zum größten Aerger der hiesigen Fort­schrittstrebse), und obwohl sich 4 Randidaten in die Stimmen theilten, und uns nur wenig Geldmittel zur Verfügung standen, so vereinte sich auf unsern Genossen Fr. Gierz doch die respektable Zahl von 1452 Stimmen( im ganzen Wahlkreis).

Leiber liegt es mit unserer Landbevölkerung noch sehr im Argen. Schon das bloße Wort Sozialdemokrat" hat bei ihr diefelbe Wirkung, die ein rothes Tuch bei einem Dchsen hat. Und unsere Ordnungs", Parteien sorgen einmüthig dafür, daß solche Zustände recht lang bestehen bleiben. Natürlich, damit sie desto sicherer den Bauernfang betreiben können. Doch beginnt es auch hie und da auf dem Lande bereits zu tagen, und wir sind nicht diejenigen, die bei dem ersten Mißerfolge die Flügel hängen laffen!

Seit geraumer Zeit sind wir auch in der Lage, größere Versamm­lungen abzuhalten. Es haben hier gesprochen die Genossen Hasen­clever, Rayser, Viereck 2c.; nur unserem Genossen Bock war es nicht vergönnt, über den 20,000 Mark Direktor" ein ernstes Wort zu reden. Ebenso wurde eine Versammlung, in der Genosse Rödiger sprechen sollte, verboten.

Daß es in unserer ,, trauten Musenstadt" trotz der Hofatmosphäre sehr viel Armuth und Elend gibt, daß auch hier das Kleingewerbe, ein kümmerliches Dasein fristend, vom Großkapital langsam aufgezehrt wird, bedarf wohl kaum der Versicherung. Haben sich doch zu einem kürzlich ausgeschriebenen einfachen Handarbeiterposten in einem hiesigen Geschäft über 50 Bewerber gemeldet. Für unser kleines Nest ein bedeut­sames Zeichen der Zeit!

Noch habe ich zu berichten, daß diesen Herbst Genosse Mangner in Apolda  , Dank der Rührigkeit der dortigen Genossen, in den weima­rischen Landtag, und kürzlich Genosse Giert in den hiesigen Gemeinde­rath gewählt worden sind.

Zum Schluß komme ich der traurigen Pflicht nach, den Tod eines mehrere Jahre unter uns weilenden und mit uns thätigen Genossen, des Schuhmachers Ernst Jante, mitzutheilen. Er verlor in Folge seiner Uebe zeugungstreue die Arbeit und verließ vor mehreren Wochen Weimar  , um in Bernburg   ein neues Unterkommen zu finden. Dort er­eilte ihn vor Kurzem der Tod. Jante war stets, wo es galt, auf dem Posten und widmete seine Kräfte unserer Sache. Ehre seinem Andenken! Wir aber, die Ueberlebenden, stehen fest zusammen, um immerfort thätig zu sein an dem Werke der Befreiung der Unterdrückten und Ge fnechteten. Gracchus II.

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lichen Lage ein Ende zu machen, bewußt und in nicht allzuferner Be der finstere Bann gebrochen wird, der heute noch auf ihm ruht.

Nasruf.

Am Dienstag, 8. Dezember, verschied nach viertägigem Krankenlager unser langjähriger, treuer Parteigenosse Karl Simon, Schneider,

in noch nicht vollendetem 50. Lebensjahre.

Er ist einer von den wenigen der früheren Parteigenoffen, welche nach Erlaß des Sozialistengesetzes noch treu zur Fahne der Sozial demokratie hielten.

Ehre seinem Andenken!

Altenburg  ( in Sachsen  ), 14. Dezember 1885.

Die Parteigenossen.

Briefkasten

der Expedition: A. 2. Ffb.: Mr. 4 30 A6. 1. Du. erh. Pater Pl. Bn.: Fr. 5 56 Ab. 1. Du. A. u. S. erh. Mr. 4 30 Ab. 1. Du. u. Schft. erh. Sdg. abgg.

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G. Th. Bn. Fuchs: Mr. 200 à Cto. Ab. 2c. erh. Gewünschtes besorgt. Bfl. mehr. Heinrich: Brie mit Adr. erh. u. am 21/12. beantwortet. Weiteres besorgt. Hansen Mr. 7 76 à Cto.Schft. gutgebr. Lefeverein Emmishofen  : Mr. 16 à Cto. Schft. erh. Eschwage: Mt. 23 gesammelt f. d. Dfds. dkb. erh.- D. Rth. a. W'tlal: Bf. v. 17. 2c. erh. u. beantw. H. a. N.: Mt. 4 50 Ab. 1. Du. 2c. dkb. erh. H. D. Paris  : Fr. 10­26. 1. Du. 86 erh. Wiesbaden  : Mt. 20 pr. Eto. Athle. drd erh. Plattkopf: Mt. 5 à Cto. erh. Weiteres bfl. wie gewünscht mi 52 fort. Appollos: Mr. 6 40 26. 1. Du. u. Schft. erh. Nizza  : Fr. 3 40 pr. Dfds. dkd. erh.

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Du. u. Schft. erh. Bstllg. folgt. 4. Du. erh.

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A. G

H. Sch

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P. W. Liège: Fr. 4 50 Ab. 1. 26 Fiskus v. Venedig  : Fr. 5 F. Sty. Stockholm  : Fr. 5- Ab. 1. u. 2. Du. 86 erh Weiteres nach Wunsch besorgt. Bamberg  : Mt. 25 pr. Dfds. bfd erh. C. K. Mehrbstlg. folgt. W. W. Luzern  : Fr. 6 85 Ab. 1 Du. u. Schft. erh.; Fr. 1 25 a. d. ,, Arbst." abgeg. Veilchenftein Besten Dank für Vermitteltes. Werden sehen. R. V. München  : Selbft verständlich ist Derartiges nicht unsre Sache. Deshalb weitergesandt. J. H. Lüttich  : Fr. 12 Ab. 1. Du. erh. Sie reklamiren, daß die F 10- für Kopenhagen   nicht torrett quittirt feien, aber Si geben heute so wenig, wie in Ihrem Brief v. 2. Sept. an, wie denn Mehr Aufmerksamkeit" erbitten Sie. Recht gern. Gedanken leser" sind wir jedoch nicht. 2. Buenos Aires  : Adr. geordn., Auftg nach R. 2c. u. Schft. besorgt. Bf. v. 27/10. kam erst am 22/12. hier an Weiteres bfl. Gruß! J. H. Mr. 100- à Cto. erh. Bstlg. u. B folgt. Frankfurt   a/ M.: Mt. 50 pr. Dfds. dkd. erh. Zanzibar Bf. v. 28/10. am 22/12. erh. Weiteres nach Wunsch. Adr. D längst er loschen, deshalb Alles einfach an Volksbuchhandlung Hotting  , ( 8.) adreffiren! Rannibale: Ged. zu spät eingeg. Reti. folgt gemein lichst erwidert!

nun?

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Heilbronn  , 10. Dezember. Auch hier hat die Arbeiterpartei einen Erfolg zu verzeichnen. Bei der am 7. d. Mts. vorgenommenen Gemeinde­" athswahl ist unser alter und bewährter Genosse, der Schreiner Gustav Rittler, mit 894 Stimmen zum Gemeinderath gewählt worden. Die Kandidatur Kittler's wurde in einer acht Tage vor der Wahl abgehal- schaftlich. Bft. Näheres.- Neujahrsgrüße allseits freund tenen Versammlung öffentlich proklamirt. Genosse Rittler unterzog in dieser Versammlung das neue Gemeindeangehörigkeitsgesetz" einer ver­nichtenden Kritik, wobei er den Abgeordneten der Volkspartei, die im württembergischen Landtage geschlossen für dieses Gesetz stimmten, ganz gehörig auf den Leib rückte, und sie gleich der deutschen   Partei für Rück schrittler erklärte, die durch Annahme dieses Gesetzes der großen Mehr­heit des arbeitenden Volkes ihr Gemeindewahlrecht entzogen hätten. Großer Applaus wurde dem Redner zu Theil, als er am Schlusse seiner Ausführungen rief: Fort mit dieser Mittelpartei, kommt her zur wahren Demokratie, zur Arbeiterpartei!"

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Das Wahlkomite der Arbeiterpartei erließ hierauf in den hiesigen Lokalblättern verschiedene Aufrufe zu Gunsten der Kandidatur Kittler. Die Gegenparteien nämlich die deutsche und die Volkspartei ver hielten sich zunächst ganz ruhig; erst in letter Nummer der ,, Neckar­Zeitung", am Samstag vor der Wahl, ließ die deutsche   Partei, als Arbeiter" maskirt, einen Schimpfartikel gegen unsern Genossen Kittler los, wobei sie der verschiedenen wohlthätigen Anstalten: eine Krippe, Flickschule, Kleiden armer Konfirmanden 2c. erinnerte, in dem festen Glauben, jett fönnten wir nicht mehr antworten. Doch die deutsche  Partei dentt, und das Arbeiterwahlkomite lenkt. Wir antworteten mit einem Flugblatt, worin wir diesen Herren gehörig heimleuchteten, und dies stieß dem Faß den Boden aus. Mann an Mann, Kopf an Ropf brangen die Arbeiter zum Wahllokal, und der Sieg unseres Genossen war im Voraus schon entschieden. Die Volkspartei hat bei dieser Wahl gezeigt, daß sie unfähig ist, noch weiter zu existiren, fie erlitt eine kom­plete Niederlage. Der Landtagsabgeordnete Feyerabend ist mit 507 Stimmen gründlich durchgeplumpst. Er, der erst vor etwa 2 Jahren gegen unsern Kandidaten, Apotheker Lutz von Stuttgart, mit 1301 St. gegen 721 zum Abgeordneten gewählt wurde, hat eine Lektion erhalten, die einem Mißtrauensvotum gleicht. Das Resultat der diesmaligen Wahl war, daß die Arbeiterpartei als die stärkste Partei dasteht. Eine moralische Niederlage hat die deutsche wie die Volkspartei erlitten, was nachstehende Zahlen beweisen:

Von den gedruckten Stimmzetteln sind abgegeben worden:

Arbeiterpartei Deutsche Partei Volkspartei

unverändert 329 235 50

geändert

112 73 15

u. 1. w., u. s. w. Die Gegner sind verdugt, wir aber rufen: Hoch die Sache des arbeitenden Bolkes! Unser der Sieg, trotz alledem!

Koblenz  . Trotz der Mühe, die man sich hie selbst von Seiten der Behörden, des Kapitals und der schwarzen Dunkelmänner gibt, die Ar­beiterbewegung mit heimlicher Tücke und offener Gewalt niederzuhalten, wird es doch immer mehr und mehr Licht in den hiesigen Arbeiter­freisen. Die Erkenntniß dessen, was dem arbeitenden Volke nützlich und heilsam ist, schreitet zwar langsam aber sicher vorwärts. Die fortschritt­liche Entwicklung und die damit verbundene Aufklärung ist eben kein Rad, das menschliche Kräfte aufzuhalten vermögen, sondern sie ist eine weltgeschichtliche Erscheinung, die gleich einer Lamine sich unaufhaltsam Bahn bricht. Und grade die drei Faktoren: Polizei, Kapital und reli­giöser Fanatismus arbeiten unbewußt mit an dem großen Werk der Aufklärung der Massen. Die Polizei, indem sie jede Arbeitervereinigung niederzudrücken und jede gewerbliche Organisation( mit Ausnahme der Innungen) zu zerstören sucht, infolge dessen die Arbeiter erst recht auf­merksam werden und anfangen, die politische Bewegung in ihrer Ent­wicklung zu verfolgen. Das Kapital, indem es die arbeitende Klasse nach Kräften auszubeuten sucht durch Reduzirung der ohnehin auf den Hungeretat stehenden Löhne, und sie obendrein einer verächtlichen und brutalen Behandlung unterwirft wie z. B. hier in der Hof- Pianoforte Fabrik von C. Mand, wo das Lohnabziehen systematisch betrieben wird. Der alte Mand war vor Jahren mit einem Bündel von seinem Heimat­orte Horschheim hier eingewandert, und seitdem hat er es durch Aus­beutung der menschlichen Arbeitskraft zu großem Reichthum gebracht. Sein Sohn, der jetzige Besizer der Fabrik, tritt wacker in die Fuß­stapfen des alten Schinders ein. Die Titulirung wie Räuber und Spitzbube, und das Anbieten und Austheilen von Ohrfeigen, wie dies von Seiten des alten und jungen Mand geschieht, muß den Arbeiter doch endlich aufrütteln und zum Nachdenken bringen, wer denn eigentlich der Spizbube ist. Wenn der Arbeitgeber seine Arbeiter Räuber und Spizbuben titulirt, so gebührt ihm das Prädikat Räuberhauptmann, sintemalen er doch ihr Vorgesetzter iſt.

Auch denjenigen Arbeitern, die sich auf das himmlische Manna und die einstige Glückseligkeit im Himmel vertrösten ließen, müssen die Augen und der Verstand aufgehen, wenn sie den Heuchlern hinter die gleiß: nerische Maske schauen. Diese finstere Gesellschaft sucht durch den Hin weis auf die jenseitige Glückseligkeit die Armen von der Erkenntniß ihrer elenden Lage abzulenken, damit das Volk in der Dummheit erhalten bleibt und sie ungestörter schon in diesem Jammertbal ein in Ueppigkeit und Wohllust schwelgendes Dasein führen können. Denn an ein zu­fünftiges Leben glauben sie selbst nicht. Leider folgt die große Masse hier noch gläubig diesen Volksbe- glückern, nicht umsonst hat der deutsche Kaiser Maximilian den Rheinstrom die Pfaffenstraße ge nannt. Doch wir wollen rastlos an der Aufklärung der Enterbten ar­beiten, damit das Bolt sich der Nothwendigkeit, seiner elenden kümmer­

Passend als Festgeschenk!

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Vorwärts! Eine Sammlung von Gedichten für das arbeitende Volk. Geb. Prachtband mit Goldschnitt

Edelsteine deutscher   Dichtung. Gebunden

Geib, Gedichte. Brochirt

Herwegh  , Neue Gedichte.

Die Neue Welt. 1876, 1877 und 1878, Brochirt per Jahrgang

N. Liebknecht, Josua Davidsohn W. Hasenclever, Erlebtes

M. Kautsky, Stefan v. Grillenhof. In Brachtband A. Otto- Walster  , Am Webstuhl der Zeit

Krante Herzen

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Allerhand Proletarier

Eine mittelalterliche Internationale

Bastiat- Schulze!

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50- 50 35

4

-

13

Mt. Pf. Fr. G

3 50 4 50

6

4 50

1 50

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5

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3 75

1-1 25

40 50

2 50 3

2 50 3

1 25

55

70

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80

1

31 221||

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Schon längst wurde von Seiten der Parteigenossen die Neubeschaffung von in Deutschland   vergriffenen Schriften

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Das Festtomite.

Allgemeiner Arbeiter- Verein Lausanne  

( früher Arbeiter- Leſeclub).

Das Vereinslokal befindet sich vom 15. Dezember d. J. an im Café National, rue St. Laurent, 1. Stod. Der Ausschuß. Schweizerische Genossenschafts- Buchdruckerei Hottingen- Zürich  .