mit Staatskredit" so dringend anempfahl, legte er nach Herrn Schramm selbst, wieaus seinen Briefen an Rodbertus   hervorgeht",wenig Werth" auf dieselben. Bon zwei Dingen eines. Entweder glaubte Lassalle an die Wirksamkeit seines Vorschlages, und dann werden Diejenigen, die anderer Ansicht sind, sagen: Gut, der Mann hat sich geirrt. Kein Mensch ist unfehlbar. Lassalle's Verdienste um die Organisation der Arbeiterklaffe zur politi- schen Partei sind so bedeutend, daß man ihm diesen theoretischen Irr- thum wohl verzeihen kann. Oder aber Lassalle glaubte nicht daran, war nicht von der Wirk- samkeit seines Vorschlages überzeugt, und dann hat er zweifelsohne ein Soßes Unrecht an den Arbeitern begangen, indem er die Bewegung in lsche Bahnen lenkte und dadurch vom richtigen Weg abhielt. Sein klarer Verstand mußte ihm sagen, daß die Assoziationen, wenn unge- fährlich für die herrschende Klasse, sehr leicht zu reaktionären Manövern aller Art mißbraucht werden konnten. Für uns besteht kein Zweifel, daß die erste Lesart die richtige ist. Lassalle   hielt die Produktivaffoziationen mit Staatskredit für ein wirk- sames Mittel, die Lage der Arbeiterklasse zu verbessern und die Lösung der sozialen Frage allmälig herbeizuführen". Gerade aus seinen Briefen an Rodbertus   geht das hervor. Wenn er diesem gegenüber ausruft:Schlagen Sie etwas Anderes vor, und ich bin bereit, es an- zunehmen", so ist das nur die Antwort auf die fortgesetzten Ausfiel- lungen von Rodbertus  , der seine Utopie im Kopf hatte, aber sich weigerte, denmystischen Schleier", wie Lassalle einmal schreibt, von derselben zu ziehen. Statt das nun offen zu sagen, setzt Herr Schramm, der als ökono- Mischer Anhänger von Rodbertus   dem Lassalle'schen Vorschlag nicht zu- stimmen kann, Lassalle dem Verdacht aus, daß er den Arbeitern leicht- fertig Wind vorgemacht, und entschuldigt diesenFehler" hinterher mit den E r f o l g e n, die Lassalle erzielt. Für einen nationalliberalen Er- folgsanbeter mag das hingehen, wir danken für eine solcheEhren- rettung". Ebenso zweideutig behandelt Herr Schramm den von Lassalle   in seinem 5. Brief an Rodbertus gemachten Ausspruch:Freilich darf man das nämlich daß Grund- und Kapitaleigenthum abzulösen ist dem Mob heute noch nicht sagen". Wer Lassalle's   Schriften kennt, weiß, daß Lassalle unterMob" den Chor der literarischen Nichtswisser meinte. Herr Schramm aber läßt die Lesart offen, daß hierunter auch die Arbeiter gemeint sind. Triumphircnd ruft er auf S. 22 aus: Marx   hat es dem Mob gesagt und nichts erzielt als Vereinsamung im Exil; Lassalle   hat es dem Mob klüglich verschwiegen, aber zuerst das Manchesterthum vernichtet, damit der Idee den Boden bereitet, in dem sie Wurzel fassen konnte, und heut« bekennen sich Hunderttausende frei und offen zum Kollektivismus." Daß Lassalls feine Agitation nicht mit der Forderung der Auf- Hebung des Grund- und Kapitaleigenthums eröffnete, wird ihm Niemand übel nehmen und hat ihm noch Niemand übel genommen. Darüber ver- lieren wir kein Wort. Was denMob" aber anbetrifft, so mag die Auslegung des Herrn Schramm in seinen Augen eineEhrenrettung" sein, in unfern ist sie gerade das Gegentheil einer solchen. Diese Art der Darstellung hat jedoch, wie früher erwähnt, den Zweck, den Praktiker Lassalle   auf Kosten des unpraktischen Doktrinärs Marx   in's hellste Licht zu setzen. Daß es, wenn man das Wirken zweier Leute mit einander vergleicht, nöthig ist, sich zunächst die Frage vorzu- legen, was jeder von ihnen wollte, das fällt Herrn Schramm nicht ein. Er vergleicht kühn drauf los. Das Marx'scheKapital" mit dem Offenen Antwortschreiben jc.", wobei sich natürlich ergibt, daß durch die gelehrten Werke von Marx   wohl noch kein wirklicher Arbeiter alle sindMob"! zum Sozialisten gemacht worden ist". DasKam- munistische Manifest",Lohnarbeit und Kapital  ", dieJnaugural- adresse"»c. verschwinden von der Bildfläche. Lassalle selbst sagt in dieser Hinsicht: Eine theoretische Leistung und eine praktische Agitation, wie ich sie durch meinAntwortschreiben" und die ihr folgenden Reden ins Werk gesetzt habe, haben in einer Hinsicht ein ganz entgegengesetztes Gesetz. Eine theoretische Leistung ist um so besser, je vollständiger sie alle, auch die letzten und entferntesten Konsequen- z e n des in ihr entwickelten Prinzips zieht. Eine praktische Agita- tion umgekehrt ist um so mächtiger, je mehr sie sich auf den ersten Punkt konzentrirt, aus dem vann alles Weitere folgt. Nur muß es eben ein solcher Punkt sein, der alle weiteren Konsequenzen i n sich trägt, und aus welchem sie sich mit organischer Nothwendigkeit ent- wickeln müssen. Sonst steht er von vornherein nicht auf der t h e o r e- tischen Höhe, d. h. ist von vornherein ein todtes Palliativ." (Bastiat Schulz- S. 173/74.) Es steht somit in direktem Widerspruch mit der Lassalle  'schen Auf- safsung selbst, wenn man seine Agitationsschriften unter dem Gesichts- punkte, den Herr Schramm hier ins Feld führt, auch nur mit demKommu- nistischen Manifest" vergleicht. An anderer Stelle ruft Herr Schramm wieder aus: Und wenn nun gar Laffalle so kindisch(wörtlich) gewesen wäre, das Marx'sche Revolutionsrezept zu akzeptiren,... er wäre sofort in das Tollhaus oder Zuchthaus gesteckt worden!" Das Marx'sche Rivolutions-Rszept", auf das Herr Schramm hier anspielt, ist das K o m m u n i st i s ch e Manifest", das heißt, das Programm einer nothgedrungen geheimen Propagandagesellschaft, geschrieben unmittelbar vor der Revolution des Jahres 1848. Mit solchen Gegenüberstellungen kann man natürlich Alles beweisen, was man beweisen will. Man braucht dazu nichts als eine gehörige Portion Abstraktionskraft. Und Dank dieser kann Herr Schramm schließlich ausrufen: Rodbertus  , Marx  , Lassalle, das sind die großen Be- gründer einer weltgeschichtlichen Bewegung, aber Lassalle   ist der Größeste unter den Dreien." Daß Sie mir so sehr gegenüberstehen, wie Ihr vorletzter Brief mir sagte, hätte ich nicht geglaubt, hat mich verwundert und geschmerzt." Dies ist der Abschluß der Briese von Laffalle an Rodbertus  . Rod- bertus wollte absolut nichts von einer politischen Bethätigung der Ar- beiterklasse wissen. Thut nichts, er rangirt doch nicht in der Wissen- schaft, sondern in der Geschichte neben einem Marx  . Der Mann desSammeln wir uns um unsere Rente!" neben dem Mann des Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!" Und warum auch nicht? Sie sind ja beide Stubengelehrte! Herr Schramm läßt seinerStudie" noch eineNutzanwendung" folgen. Dieselbe läuft auf den Rath an die Arbeiter hinaus, sich nicht auf Schulsysteme" zu stützen, sondern frisch in den Tag hinein zu experimen- tiren, heute es mit diesem, morgen mit jenem Mittel zu prodiren. Hinter demSchulsystem" steckt natürlich wieder der schwarze Mann des Herrn Schramm, derMarxismus  ". Und wieder wird, unter Ver- drehung der Marx'schen Lehre bis zum Blödsinn*) die Behaup- tung aufgestellt, daß diedeutsche Arbeiterpartei" mit Herrn Schramm auf den Marxismuspfeift", wieder marschirt Marx als der Revolu- tionswauwau auf, während die Arbeiterpartei mit Lassalle und Rod- bertuS nie ohne Rodbertus! denfriedlichen Weg der Reform" zu gehen wünscht.Sie ist also schon längst über den uns jetzt gepre- *) So versteigt sich Hr. Schramm u. A. zu folgendem Ausspruch:Nie hat sie die deutsche   Arbeiterpartei anerkannt, daß die moralischen, rechtlichen und philosophischen Anschauungen von der Produktionsweise(!) bedingt werden, sie hat, im Gegentheil(!), ihre, diese Produk- tionsweise verurtheilenden Anschauungen immer laut ausgesprochen." (S. 80.) Danach ist die moderne Arbeiterbewegung keine naturnothwen- dige geschichtliche Erscheinung, sondern das Produkt einer Handvoll geschickter Agitatoren. Sie könnte ebenso gut nicht sein. Sie wurzelt nicht in den thatsächlichen Verhältnissen, zieht ihre Kraft nicht aus dem Widerspruch zwischen den materiellen Produktivkräften der mo­dernen Gesellschaft und den vorhandenen ProduktionSverhält- nissen gesellschaftliche Produktion und private Aneignung und dem Nachweis, daß die materiellen Vorbedingungen der sozialen Umwälzung bereits gegeben, im Schooße der beutigen Gesellschaft selbst ausgebrütet sind, sondern aus irgend welcher göttlichen Eingebung. Man braucht nicht die Verhältni s s e, sondern nur die Köpfe zu ändern, und der Sozialismus ist futsch. Nicht die Wissenschaft, der Spießbürger hat Recht. digten orthodoxen Marxismus zur Tagesordnung übergegangen!" (S. 80.) Ueber das Zeug, welches Herr Schramm in seinerStudie" als Marxismus   auftischt, ist die Arbeiterbewegung allerdings längst zur Tagesordnung übergegangen. Aber auf dem Boden der von Marx ge- wonnenen Erkenntniß, daß der moderne Sozialismus in dem Klassen- kämpf zwischen Proletariat und Bourgeoisie wurzelt, daß die Aufgabe desselben nicht darin besteht, irgend ein vorher ausgehecktes Zukunfts- ideal zu verwirklichen, sondern aus der Einsicht in den Gang der Er- eignisse, dem Studium der materiellen Verhältnisse, diejenigen M rßcegeln zu ermitteln, die geeignet sind, die Lösung des gesellschaftlichen Konflikts zu bewirkenauf diesem Standpunkt des revolutionären Klassenkampfs steht die deutsche Arbeiterbewegung heute so fest wie nur je. Wie alle Versuche, sie von dieser Basis abzudrängen, bisher gescheitert sind, so werden sie auch in Zukunft scheitern. Nachdem Laffalle sein« Schuldigkeit gethan und Herrn Schramm ge- halfen hat, Marx todtzuschlagen, kann er zum Schlußwieder gehen", um Rodbertus�Schramm Platz zu machen, damit der von allemSchul- system" undDogma" befreite Sozialismus seine Triumphe feiern kann. Hier ein Bischen Staatssozialismus  , da ein Bischen Gemeindewirthschaft, über das Ganze eine demokratische Sauce gegossen, und dann braucht der Hebelnur bei der Lohnfrage angesetzt zu werden." Damit sind wir denn glücklich bei der Rodbertus  'schen Lohntaxe, dem Rodbertus'schenNormalwerkta g", angelangt. Die Arbeiter sollen von 10 zu 10 Jahren ermitteln, wie viel Ein- kommen sie bedürfen, umfreien Arbeitern geziemend leben zu können", dieses Einkommen nach Berücksichtigung der Feiertag« und Mußestunden repartiren auf Tag und Stunde und danach den Unternehmern den Lohn für Durchschnittsarbeit,Normalwert", vorschlagen, so daß, wer weniger leistet, einen geringeren, wer mehr leistet, einen größeren Lohn bekommt. Es ist hier nicht der Ort, diesen nur durch Abstraktion von den wirk- lichen Verhältnissen des wirthschastlichen Konkurrenzkampfes möglichen Vorschlag eingehend zu kritisiren. Als charakteristisch für den Geist sei- nes Verfassers sei hier nur der Schlußsatz angeführt(das Ganze ist in Form einer Aufforderung an die Arbeiter gehalten): Ruft die Macht der öffentlichen Meinung, die Macht der Gesell- schaft zu Hilfe, um die Unternehmer zur unwandelbaren Annahme solcher Lohntaxe zu bestimmen, indem Ihr Euch aber selbst jedes direk- ten und indirekten Zwanges zur Einführung dieser Lohntaxe für Euer Theil enthaltet." Da könnten die Arbeiter warten, bis sie schwarz werden. So lange die Arbeitskraft eine Waare ist, deren Preis sich nach Angebot und Nachfrage regelt, können sie, als Träger dieser Waare, sich nur dadurch helfen, daß sie aus das Angebot derselben regulirend einzuwirken und dadurch Lohntarife tc. zu erzwingen suchen alle Versuche, auf andere Weise den Lohn zu reguliren, müssen nothgedrungen an den Ge- setzen deS wirthschastlichen Konkurrenzkampfes scheitern, soll diese Lohn- regulirung sich nicht auf das berühmte Lohnminimum reduziren, wozu die Arbeiter freilich keinen Zwang brauchen. Zur Entschuldigung von Rodbertus   muß indeß bemerkt werden, daß für ihn hinter diesem Vorschlag seinverhältnißmäßiger Arbeitslohn" steckt, den er an anderer Stelle entwickelt und für dessen Auferlegung er die Unternehmer entschädigen- will. Er ist in seiner Utopie wenigstens konsequent. Herr Schramm aber' der genaue Rodbertuskenner, der alte Marxist und Lassalleschwärmer pfeift auf alleDogmen", und findet schlankweg, daß dieserVorschlag" mit wenigen zeitgemäßen Aenderungen auch heute noch alspraltische Forderung" angesehen werden könne.Der Arbeiter soll und muß so viel verdienen, daß er menschenwürdig leben kann." Sehr richtig, jeder Unternehmer wird dem zustimmen. Es fragt sich blas, was man untermenschenwürdig" versteht.Der Staat, der größte Arbeit- geber, muß durch Gewährung dieses Lohnes, dieser Lohntaxe zeigen, daß er es ehrlich meint mit der Arbeiterfreundlichkeit. Einer Regierung, welche in dieser Richtung vorangeht, werben die Mittel zu immer weiterer Verstaatlichung mit Freuden bewilligt." Nun, der preußische Staat hat in allen seinen Werkstätten und Be- trieben sehr spezialisirte Lohntarife, und Herr Maybach ist sicherlich fest überzeugt, daß die Arbeiter auf Grund derselbenfreien Arbeitern ge- ziemend" leben können. Was will man also mehr? Etwas höheren Lohn? Schön, auch das soll zugestanden werden. Was ist aber damit erreicht? Das Lohnverhältniß bleibt, das Ausbeutungskystem bleibt, die Waaren- Produktion bleibt die ganze Geschichte löst sich auf in ein modifizirtes Stücklohnsystem. Wir sind zu Ende. Es blieben zwar noch manche Behauptungen richtig zu stellen, manche Angriffe zurückzuweisen, aber wir wollen die Geduld unserer Leser nicht übermäßig in Anspruch nehmen. Wir hätten ihnen vielmehr eher Rechenschaft darüber abzulegen, daß wir einem Machwerk, das sich nach den gelieferten Proben als eine ganz gewöhn- liche Schmähschrift herausstellt, so viel Raum in unserem Blatte ge- widmet haben. Die Gründe, die uns dazu veranlaßten, liegen auf der Hand. Herr Schramm, der Verfasser der Schrift, besaß bisher als Schriftsteller einen angesehenen Namen in der Partei. Klarheit des Stils und lleberstcht- lichkeit der Darstellung machten seine Arbeiten zu gerngelesenen. Selbst wer mit dem Inhalt nicht immer einverstanden war, muß das zuge- stehen. Nun kommt derselbe Herr Schramm plötzlich und wirft unter dem Titel einer wissenschaftlichenStudie" eine Schrift auf den Markt, die voll ist von falschen Darstellungen gröbster Art, die unter dem Deckmantel der unparteilichen Forschung keinen anderen Zweck verfolgt, als der persönlichen Ranküne des Herrn Schramm gegen zwei unserer hervorragendsten Borkämpfer Marx und Engels zu dienen, in der die wissenschaftliche Grundlage unserer Bewegung als Dogma verketzert wird, um an ihrer Stelle der Projektenmacherei Thür und Thor  zu öffnen, und welche, statt des Klassenkampfes und der revolutionären Mission der Arbeiterklasse, eine mit etwas Staatssozialismus   versetzte bürgerliche Demokratie predigt. Diese Broschüre erscheint in einem Berlage, der an sich schon eine Art Garantie für ihren Charakter inooloirt oder involviren sollte, sie wird zudem den Arbeitern in Inseraten und Reklamenotizen als eine besonders unterrichtende, über die Bestrebungen von Rodbertus  , Marx  und Lassalle objektiv ausklärende anempfohlen. Da gebot es uns die Pflicht, den Genossen ihren wahren Charakter zu zeigen, nachzuweisen, wie wenig sie das hält, was sie verspricht, zu beweisen, wie durch und durch unzuverlässig sie ist. Es ist in der That ein starkes Stück, wenn in einem, in Form einer längeren Rezension an die Zeitungen versandten Reklame- Waschzettel beiläufig ein Unfug, in Bezug auf den wir seinem Urheber die Lektüre von Lassalle's   melancholischer Meditation nur drin- gend anempfehlen können die Schramm'sche Schrift als wohlthuender Gegeiyatz zupfäffischer Intoleranz und fanatischem Zelotenthum" hin- gestellt wird, wahrscheinlich weil darin sehr viel aufDogmen" und Pfaffenthum" geschimpft wird. Aber mit diesen Redensarten kann man jede wissenschaftliche Ueberzeugunz verdächtigen, alle unbequemen Grund- sätze in Acht und Bann thun. Nicht Derjenige ist intolerant oder Zelot, der eine Lehre.Hdie er für falsch hält, bekämpft, sondern Derjenige, der, statt zu widerlegen, schimpft, statt zu beweisen, verläumdet. Aus Oesterreich  . Derhöchste" Radikalismus. Man schreibt uns aus Wien  : Seit ihrem Bestehen hat dieradikale Arbeiterpartei" mit ihren Wortführern nichts weniger als Glück gehabt. Man kann über die Herren Peukert, Hotze, Motz, Bielek u. s. w. denken wie man will, man mag an der Reinheit ihrer Gesinnung auch nicht im mindesten zweifeln, so wird man dennoch eingestehen müssen, daß die raffinirtesten Polizei- söldlinge der Regierung keine besseren Dienste leisten konnten, als die angeblichen Unteroffiziere Hans Most's. Als der hervorragendste Führer der Radikalen, wenn auch nicht von allen als solcher anerkannt, gilt heute der Wiener   Advokat Dr. Friedrich Elbogen. Er hat in einigen Prozessen radikalen Arbeitern als geschickter Vertheidiger zur Seite ge- standen, hat sich vor dem Gerichtshofe selbst zu dem radikalen Glaubens- bekenntnisse bekannt und durch dies Alles einen namhaften Einfluß a« in O viele Arbeiter gewonnen. Run geht auch bei ihm das Verhängniß>> in G Erfüllung der radikale Führer leistet der reaktionären RegieriM sich i Liebesdienste. Bewußt oder unbewußt? Wer weiß es? die h Am 23. Januar betheiligte sich derösterreichische Lassalle", so mit bkoni Elbogen   von gewissen Leuten genannt, an einer Debatte über das« gegen wetterte Wahlrecht im Neubauer Demokratischen Verein.Ich bin zwc der S Anhänger des allgemeinen Wahlrechts und Gegner jedweder Interesse: Oeste Vertretung," meinte der erzradikale Doktor,doch hätte ich gewünsch Regu daß die neuen Gemeindewähler, die sogenannten Fünfgulden- Männn(So einen eigenen Wahlkörper bildeten, so daß statt drei nunmehr vier Was!Rar körper vorhanden wären." Ferner sagte Elbogen, daß das erweitert die£ Wahlrecht nur dem Ministerium Taaffe   zu danken sei. Dieser Regit Tha0 rung gereicht es auch zum hohen Lobe, daß sie in Oesterreich   die erst unt ist, welche eine friedliche Verständigung mit dem seit jeher verfolgt!' Seht und zu Boden gedrückten Arbeiterstand angebahnt hat. Er ist zwar ei'"d1' Todfeind aller offiziellen sozialpolitischen Elemente und kein Anhängt werkl der Regierung, doch selbst als Gegner müsse er dem Grafen Taaffe seil«-''che Anerkennung zollen, daß er das redliche Bemühen und den ehrlich«°ußei Willen gezeigt habe, die sozialen Gegensätze auszusöhnen und den arm«' Arbeitern zu helfen. Im Laufe der Debatte wiederholte Elbogen   biet das 1 Aeußerung und führte sie noch weiter aus. Es fällt uns nun nus; ein, irgendwie in Zweifel ziehen zu wollen, daß der Herr Doktor all«»unz so meint, wie er es ausspricht. Als überzeuzungstreuer Mann jedos wehr hat er unseres Ecachtens die Pflicht, nun auch vor seine Anhäng«'""st hinzutreten und ihnen, den Arbeitern, das Nämliche zu verkünden»' was er vor den Bourgeois geäußert hatte. Er entrolle vor Jenen dal finde Bild der sozialvolttischen Thätigkeit des Ministeriums Taaffe  . Was ha' Jpch« dieser geniale Mann nicht schon alles zu Wege gebracht! Taaffe   hat de» Ausnahmszustand verkündet, Arbeiter-Verfolgungen und-Aus--ipfe Weisungen im größten Maßstabe vornehmen lassen. Sein Name sei ge- über lobt! Taaffe   hat im Reichsrath ein Sozialistengesetz eingebracht, weni welches Jedermann, der von der Wahrheit sozialistischer Ideen überzeugt He rr ist, ohne sonderlichen Grund als rechtlos erklärt. Sein Name sei gelobt! Taaffe   hat ein Vagabundengesetz erlassen, durch welches jedei Arbeitslose, wenn es der Polizei beliebt, zum Verbrecher g« stempelt werden kann und jahrelang in ein Arbeitshaus eingesperrt werden darf. Sein Name sei gelobt! Taaffe   hat die freien Arbeiter Jnvalidenkassen aufgelöst und den Krankenkassen die Steuer- bogen zugeschickt. Sein Name sei gelobt! Taaffe   hat den Fabrik- inspektoren den Eintritt in die Staatsfabriken verweigert- obgleich die Arbeiter derselben von ihrem staatlichen Lohnherrn auf das Aeußerste bedrückt und ausgebeutet werden. Sein Name sei gelobt! Taaffe   hat Dutzende von Arbeiteroereinen aufgelöst, hat die Prol«! tarier presse unterdrückt oder durch schamlose Konfiskationen aul wan das ärgste gepeinigt; Taaffe   hat eine Unzahl von Hochverraths'*ln'9 Prozessen gegen sozialistische Arbeiter angestrengt, hat die Führ« von Streiks wegen Geheimbündelei anklagen lassen, hat an vielen Orte» w9'!! die bewaffnete Muht bei Lohnstreitigkeiten interveniren lassen. Taafi f"1"« hat den Wiener   Bäckerstreik dadurch vereitelt, daß er den Meister» 9" die Militärbäcker zur Verfügung stellte; er hat endlft durch ein schmachvolles Spitzelsystem Haß und Zwietracht unt« den Wiener   Arbeitern gesäet. Das möge derösterreichische Lassalle" seinen treuen Anhängern e> 9° zählen und dann hinzufügen,es gereiche dem Grafen Taaffe zum hohe» r Lobe, daß er der erste in Oesterreich   sei, welcher eine friedliche Verstäl» digung mit dem zu Boden gedrückten Arbeiterstand angebahnt hat. Elbogen   möge ferner erklären, er sei nicht nur ein Anhänger des allg« meinen W ihlrechts, trotzdemseine" Partei dasselbe verdammt, sonder»*9 ey würde sich sogar mit der Errichtung eines vierten Wahlkör' wuß' ' p e r s einverstanden erklären. Jubelt ihm auch dann sein Anhang z» wie er es bisher noch stets gethan hat, dann wird alle Welt wissen endlich einmal wissen, was unterradikalem Sozialismus" eigentlich z» verstehen sei. Jeden ehrlichen Proletarier aber muß tiefer Schmerz er, u' greifen, wenn er sieht, was für Personen es sind, welche ein einiges Vorgehen der österreichischen Arbeiter stets zu verhindern wissen.- Noch eine andere Leistung deshöchsten Radikalismus" konnte ai  » 0"? 29. Januar verzeichnet werden. Derdeutsche Verein" in Wien   hiel'Jur eine Versammlung ab, in welcher ein Redner erklärte,das Herz ein«!®' jeden Deutschen   sei mit aufrichligster Bewunderung von Bismarck  '» R-b< Sab in der Polendebatte erfüllt." Als Ausdruck dieser Bewunderung wurd« au», einstimmig eine Resolution folgenden Inhalts angenommen:Der deutsch'*" Verein spricht seine unverholene Freude darüber aus, daß der entschied« P deutschnationale Standpunkt in der jüngsten Rede des deutschen Kanzler! firer zum Ausdruck gekommen ist." Man wird vielleicht glauben, daß ein««"ip derartigen Resolution nur konservative oder nationalliberale Mameluk«»atai zustimmen können, dem ist jedoch nicht so. Der deutsche Verein setzt s«k 3 aus Männern der sogenanntenschärfern Tonart" zusammen, denselbe» 9"? Männern, welchen Bismarck schon wiederholt einige derbe Fußtritte ve»' setzt hatte. Das verhindert aber die guten Leute nicht, in diesen Stöß« 9?? nur heftige Liebesbetheuerungen zu verspüren und jeder Rohheit un' fet:1 Gewaltthat des preußischen Staatshausknechts ungetheilte Bewunderuni Sar zu zollen. Bismarck's Polenrede zujubeln, heißt zum Rassenkampfe aus 0 1 1 fordern und zwar zu einem Rassenkampfe scheußlichster und gemeinst« 9 e> Art. Diesem Kampf sollten namentlich die österreichischen Deutsch  « hübsch aus dem Wege gehen. Erfüllen sie doch heute schon die Web*}IV mit ihren Klagen, daß ihr nationaler Nothstand ein trostloser sei, st'0"' trostlos fast wie derjenige der preußischen Polen  . Mit welchem Recht darf also der deutsche   Verein über die Unterdrückung des deutschen El« ments in Ungarn   und Böhmen   klagen, wenn er zugibt, daß-ine nati» nationale Minorität zertreten werden darf? In vem deutschen Bereil ni- befindet sich eine Gruppe von Männern, welche sichnationale Sozial' bra demokraten" nennen, die Arbeiter jedoch heißen sieSozialdemokraten die es nicht sagen dürfen". Unter dem Siegel der strengsten Verschwi« genheit erzählen diese Herren, unter welchen sich auch ein Abgeordnet« befindet, daß sie zwar begeisterte Anhänger der Sozialdemokratie seien vorläufig aber nur im deutsch  -nationalen Sinne wirken können. Sb haben auch mit den Arbeitern Fühlung gesucht und würden es gar z» gerne sehen, wenn sich die deutschen und slavischen Arbeiter mit de» Fäusten bekämpfen würden. Vielleicht verfassendie Sozialdemokraten: welche es nicht sagen dürfen", demnächst eine Broschüre, betitelt:Dal national- kommunistische Manifest", mit den Worten schließend:A« beiter aller Länder, veruneinigt Euch!" Es ist nicht zu fürchten, da! die deutschnational-sozialdemokratifchen Agitatoren unter den Wien  « Qua Arbeitern einen andern Erfolg, als einen Heiterkeitserfolg erring« werden. Denn der neuesten Völkerwanderung mittelst dei mai Schubwagens zujauchzen und dabei sich für Freiheit, Gleichheit unt. Brüderlichkeit aussprechen, können nurpolitische Narren", denen indez ßn, die Krone desRadikalismus" nicht versagt werden soll. Leo XIII  , zflfl Ueber die famose Resolution der österreichischen   Deutsch-Nationale» G e wird uns noch von anderer Seite geschrieben:«in- Man muß diese Kerle kennen, um den Haß der Slaven gegen sie z> 2 begreisen. Dieses groß- und kleinbürgerliche Protzenthum spricht vo» lan  den Slaven nur wie von einer tieferstehenden Rasse, die nicht nun kan was ja richtig, in der Kultur zurück, sondern die überhaupt k u l t u   r- Hu unfähig sei. Sobald daher die deutsche   Bourgeoisie nicht herrscht we- ist es mit der Kultur in Oesterreich   zu Ende. Re Unlängst war im böhmischen Landtag eine Sprachendebatte. Di« bev Deutschen   Antrag Piener auf Zweitheilung Böhmens   verlangten jeder Beamte solle in Böhmen   deutsch   können, tschechisch aber daneben nur in den tschechischen Bezirken: also ungefähr der Zustand, wie er bit W zum Taaffe'schen Sprachenerlaß bestand. Die Tschechen forderten, jede»»«>) böhmische Beamte solle deutsch   und böhmisch kennen. Man kann übe» als diesen Antrag denken wie man will, die kolossale sittliche Entrüstung nui über dieUnterdrückung" des Deutschthums, die bei dieser Ge un> legenheit zu Tage gefördert wurde, rechtferttgt er nicht. Was rief da zw mals derselbe Herr Knotz, der jetzt Bismarck   die Stiefel dafür ableckt 1 weil dieser 40,000 Polen   heimatlos gemacht hat?Unsere deutsche   Jugen» W wird sich nie entschließen, tschechisch zu lernen; uns Deutschen   ecket' wo vor Allem, was tschechisch ist."*) Riesiger Beifall aus den deutsche  »«fi Bänke».x. Die Unterdrückung der Deutschen   Oesterreichs  , von der tn Deutsch® land so viel Geschrei gemacht wird, reduzirt stch darauf, daß sie nich w mehr herrschen können. Es gibt allerdings unterdrückte Nationalität«» *) Vgl. den Bericht der d e u t s ch l i b e r a l e nNeuen freien Presse� in vom 18. Januar. 10*