rief Clovis Hugues in der Sitzung aus, in welcher die Jnter- pellation Basly verhandelt wurde. Und thatfächlich gravitiren auch die anderen Arbeiter in der Kammer Brialou, Gilly, Planteau und Prudhon immer mehr zu der kleinen Gruppe. Das beweist die Kollektivadresie an die e n g l i s ch e n Brbeiterabgeordneten, welche ihre französischen Kollegen zu einem Bankett eingeladen hatten. Ohne sich aus hochtönende Phrasen einzulasien, sandten sie ihnen lakonisch ihren Gruß und folgenden Vorschlag: In Erwägung, daß bis zur Umgestaltung der Gesellschaft auf ge- rechterer und gleichmachender Grundlage gewiffe Reformen nothwendig sind, schlagen wir vor: 1) Zu gleicher Zeit eine Bewegung zu Gunsten einer internatio- nalen Arbeitsgesetzgebung betreffs nachstehender Punkte her- vorzuheben: a) Kinder unter 14 Jahren dürfen nicht zur Arbeit ver- wendet werden-, b) Beschränkung der Arbeit für Frauen und Minder- jährige-, c> Gesundheits- und Sicherheitsmahregeln, um die Gesundheit, die physische und geistige Entwicklung und das Leben deS Arbeiters zu schützen: d) Schutz und Versicherung wider Unglücksfälle; o) Festsetzung eines Normalarbeitstags von höchstens acht Stunden; f) gesetzliche Fest­stellung eines Ruhetags pro Woche-, g) Errichtung eines internationalen allgemeinen statistischen Uebersetzungbureaus, welches damit betraut wird, die Mittel vorzuschlagen und zu ergreifen, um die internationale Arbeits- gesetzgebung auszudehnen. 2) Zusammenberufung eines i n t e r n at i o na l e n Kongresse s im Monat September, zu welchem alle Vertreter der Arbeiter von Amerika und Europa eingeladen werden, im Interesse der Emanzipation der Arbeiter aller Länder." Ob sie mit diesem Vorschlag bei den Engländern Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Bis jetzt haben diese ihren Ruhm darin gesucht, bei den Bourgeois als brave Kinder zu erscheinen; vielleicht paukt die Logik der Thatsachen auch ihnen die Erkenntniß ein, daß sie noch mehr zu thun haben, als im Parlament um Flickreformen zu feilschen. Ganz ohne Rückwirkung wird das Beispiel ihrer Kollegen im französischen Parla- ment sicher nicht bleiben. In Frankreich selbst hat natürlich das Auftreten von Basly und Ge- nassen bei der Arbeiterschaft überall freudige Zustimmung gefunden. Jeder Tag bringt neue Zustimmungsadressen von Vereinen, Syndikats- kammern rc. aus allen Theilen des Landes. Fänden heute Neuwahlen statt, sie würden ein ganz anderes Resultat ergeben, als jene vor vier Monaten. So haben wir alle Ursache, uns deS Ganges der Dinge in Frankreich zu freuen. Glück auf, es geht vorwärts! -aaATGAAA*- Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 3. Mär, 1886. Bo» Sieg zu Sieg! Im Augenblick, da unser Blatt in die Press« gehen soll, erhalten wir telegraphisch die Nachricht, daß am 2. März der IS. sächsische Wahlkreis für unsere Partei wiedergewonnen wurde. Mit 8S4S Stimmen gegen 7467 Stimmen wurde Genosse Geyer gewählt. Hoch die Sozialdemokratie! Wie unendlich groß steht die kleine Schweiz dem großen deutschen Reich gegenüber da, und wie erbärmlich klein das deutsche Reich rief am 18. Februar Genosse Bebel im Reichstag aus, indem er den Bericht des Bundesanwalts Müller über die Anarchistenagitation in der Schweiz mit den Motiven zur Ver- längerung des Sozialistengesetzes verglich. Zu einem ähnlichen Ausruf fühlt man sich veranlaßt, wenn man die Antwort liest, welche jüngst der schweizerische Bundesrath einem Fabrikanten in Schaffhausen zu Theil werden ließ, der sich über den Fabrikinspektor N Ü s p e r l i be­schwert hatte. Herr Nüsperli, lesen wir darüber imGrütlianer", der tüchtige und wohlgesinnte Inspektor des III. Kreises, hatte einem Ar- beiter jenes Geschäftes, als dieser verunglückte, zu einer Haftpflicht- entschädigung zu verhelfen sich bemüht, und auch bezüglich des Verhält- nisses der Arbeiterkrankenkasse zum Etablissement intervenirt, was Alles den Fabrikbesitzer so aufbrachte, daß er Herrn Nüsperli in Bern ver- klagte. Da ist nun freilich der Herr bös abgeblitzt; der Bundesrath hat ihm rundweg erklärt, Herr Nüsperli habe ganz recht und in der Ord- nung geamtet. Die bundesräthlichen Motive lauten: Es muß den Fabrikinspektoren zur Ausübung ihres Amtes das R e ch t zustehen, und es ist ihnen in ihren Dienstinstruktionen auch ausdrücklich gewahrt, den Arbeiter über Dinge, welche die Ausführung der gesetz- lichen Vorschriften über Fabriken und Haftpflicht betreffen, zu befra- gen, und sie haben nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, in sol- chen Fällen, wo sie ihn in seinenRechten verkürzt glauben, sich setner anzunehmen, ihn zu belehren und ihm zu denselben zu verhelfen, wobei es nicht darauf ankommt, ob sie, ihren guten Glauben vorausgesetzt, richtig oder unrichtig dachten, da hierüber einzig die kompetente Behörde zu entscheiden hat. Es ist namentlich grade das Haftpflichtgesetz, welches bis jetzt wegen der Unkenntniß der Ar- beiter, des Einflusses der Arbeitgeber auf letztere rc., nur eine mangel- hafte Vollziehung gefunden hat, und es ist daher nothwendig, daß die Inspektoren ein aufmerksames Augenmerk darauf richten, daß seine Bestimmungen eine genügende Vollziehung finden. Ebenso haben die Fabrikinspektoren das Recht und die Pflicht, sich um das Kranken- und Unterstützungskassenwesen in den. industriellen Etablissementen zu bekümmern. Namentlich bringt es ihr Amt, welches darin besteht, die Vollziehung der gesetzlichen Borschrif- ten zu kontroliren, mit sich, daß sie nachforschen, ob, wie es nicht selten vorkommt, die Lasten der Haftpflicht in ungesetzlicher Weise auf die Arbeiter übertraaen werden, und wo sie dies zu finden glauben, ans Abhülfe dringen. ES ist ihnen auch unbenommen, außer beim Arbeitgeber auch bei Arbeitern Erkundigungen über solche Dinge einzuziehen, und sie müssen sogar im Zweifelsfalle beide Parteien hören, da sie nicht an der Seite der einen oder andern, sondern über denselben stehen sollen. Kommt ihnen dabei auch keineswegs ein bindendes Urtheil zu, so haben sie doch immer die Pflicht, die Vollziehung der gesetzlichen Vorschristen zu überwachen." Daraus ist zu ersehen, daß die Arbeiter an den Fabrikinspektoren eine zuverlässige Stütze haben sollen und haben und sich also vertrauensvoll an diese wenden dürfen, wenn sie etwas, das auf den Vollzug von Fabrik- und Haftpflichtgesetz Bezug hat, drückt. Wir brauchen nicht bei- zufügen, daß der Entscheid des Bundesrathes durchaus dem Geiste und den Intentionen des Fabrikgesetzes entspricht; es ist aber gut, und muß anerkannt werden, daß die Behörde unumwunden und fest sich zu der vorstehenden Erklärung entschlossen hat." Soweit derGrütlianer". Man vergleiche mit der kräftigen Sprache deS bundesräthlichen Entscheides die Lamentationen des grrroßen Sozial- reformers Bismarck über dieBelästigung der Industrie" durch die Fabrikinspektion! Wahrlich, auch in derfreien Schweiz " ist nicht Alles Gold, was glänzt, aber die Pharisäer desMusterbeamtenstaates" haben keine Ursache, hochmüthig auf die kleine Republik herabzusehen und ihr vorzuwerfen, sie führe ihre Gesetze nicht durch. Es gäbe eine recht aus- führliche Liste, wollten wir alle Gesetze und Verordnungen aufzählen, die in Preußen todter Buchstabe geblieben. Ueb-r den skandalösen Prozeß Kückelhahn schreibt man uns aus Altona : Wenn ich heute zur Feder greife, so geschieht es, um über eine von deutschen Richtern verübte Schandthat zu berichten, welche recht deutlich zeigt, daß unsere Justiz zurfeilen Dirne der Po- lizei" sich erniedrigt hat, was nicht laut genug in die Welt hinausgeschrieen werden kann. Kaum mag ich es wiederholen, was an- der« Blätter bereits in einem gleichgültigen Tone geschrieben haben, daß Altonaer Richter unser» braven Genossen, den Zigarrenarbeiter Aug. Heinrich Kückelhahn, 29 Jahre alt, wegen Verbreitung von ver- botenen Schriften auf Grund§9 des Sozialistengesetzes zu S',, Jahren und mit ihm die Genossen Paßburg und Lipphold wegen Beihütse zu dem konstruirten Vergehen zu 5 resp. 3 Monaten Gefängniß verurtheilt haben, weil mir die Schamröthe darüber in» Gesicht tritt, daß wir in diesemaufgeklärten" Zeitalter noch derartige Richter unter. uns dulden. Was haben denn die Genannten gethan, wofür sie so hart büßen sollen? Kückelhahn sagte in der Verhandlung:Ich habe sechs Monate hindurch im Auftrage eines Andern, den ich nicht nenne, denSozialdemokrat", bei welchem sich zuweilen einige Schriften be> fanden, für die Versendung in ein von Paßburg gemiethetes Zimmer verpackt, wovon dieser nichts wußte; verschickt habe ich gar nichts. Lipphold, der nach seiner Verurtheilung wegen an ihm wahr- genommener Geistesstörung aus dem Gefängniß vorläufig entlassen ist, erklärte, er habe, was er in der Untersuchung bestritten, drei Kisten für Kückelhahn expedirt, aber nicht gewußt, was darin sei. Paßburg that dar, daß er von aar nichts wisse und Alles erst durch die Untersuchung erfahren habe. Bezüglich des Letzteren thaten die Polizeikommissare Engel und Niendorf ihrBestes". Sie bekundeten eivlich, daß Paßburg mit Kückelhahn zusammen am Abend des 15. November v. I. um 10 Uhr in dem fraglichen Zimmer gepackt haben, was, wie ich bestimmt weiß, erlogen ist. Denn erstens konnten sie in das Zimmer, wel- ches in der dritten Etage sich befindet, nicht hineinsehen, und daß sie auch nicht hineingesehen hatten, beweist der Umstand, daß sie, als sie das Zimmer mit Sturm einnahmen, erst alle Etagen im ganzen Hause durchsuchten, bis sie das richtige fanden. Der Staatsanwalt vtroschuff(könnte heißen: Groß-Schuft) war der Meinung, daß Kückelhahn ein halbes Jahr hindurch jede Woche eine Sendung expedirt und dafür 13 Jahre Gefängniß verdient habe, nach dem Wortlaut des Gesetzes, wo von Verbreitungeine r" verbotenen Druckschrift die Rede sei, eigentlich aber noch viel mehr; er wolle aber menschlich han- deln(hört! hört!) und deshalb nur(!) sechs Jahre Gefängniß beantragen. Paßburg und Lipphold, meinte er, seien wohl mit 6 resp. 4 Monaten Gefängniß genügend bestraft. Dr. Türkheim führte die Ver- theidigung. Er kritisirte scharf die Aussagen der beiden Polizeikommissare und bekämpfte die vom Staatsgewalt vertretene Rechteanschauung, wo- bei er dem Sozialistengesetz als solchem seine volle Würdigung a»ge- deihen ließ. Seine Ansicht war,, daß Kückelhahn wegen einem fortgesetz- ten Vergehen, aus welchem man aber nicht so und so viele Fälle kon- struiren könne, sondern das als Ein Fall angesehen werden müsse, mit höchstens 6 Monaten Gefängniß bestrast werden könne, daß Paßburg und Lipphold aber wegen ungenügenden Beweises freizusprechen seien. Die Richter erkannten im Sinne deS Staatsanwalts, doch er- mäßigten sie das Strafmaß dahin, wie oben angegeben, rechneten aber Keinem die Untersuchungshaft an, selbst Lipphold nicht, den sie durch eine ISwöchentliche Untersuchungstortur so verwirrt gemacht haben, daß er einGeständniß" ablegte. Zu ihremEdelmuth" sind die Richter deshalb gekommen, weil sie bezüglich Kückelhahns angenommen, er sei durch Verführung in das Parteigetriebe der Sozialdemokraten hin eingerathen und zu Handlungen verleitet, worüber er sich gar nicht richtig klar geworden sei. Dieses nun so schmachvolle Urtheil vom Rechtsstandpunkte aus zu kri- tisiren, halte ich für thöricht, weil es in Deutschland kein Recht gibt und der Wortlaut unserer Gesetze so mangelhast gestellt ist, daß er jedes Urtheil zuläßt, was berühmte Rechls Nasen-Drechsier ä la Opvenhoff nachgewiesen haben; bemerken aber will ich, daß seit Erlaß des Sozialisten- gesetzes im Sinne dieses Urtheils bisher noch kein Urtheil gefällt und uns dadurch der deutlichste Fingerzeig gegeben ist, aus welchem Loche jetzt der Wind weht. Was die eingelegte Revision beimReichs- g e r i ch t nützen wird, kann man nicht wissen, daß aber auch dieses Ge- richt urtheilen kann, wie es soll, das beweisen die Fälle Scupin und Schlüter. Berichtigung. In derBerliner Volkszeitung" vom 26. Februar finden wir eine Notiz, welche im Wesentlichen den Inhalt der in Nr. 8 unseres Blattes veröffentlichten Zuschrift aus London rekapitulirt und als Verfasser derselben Fr. Engels nennt. Es ist natürlich Jedermanns Recht, seinen Vermuthungen über den Verfasser irgend einer Enunziation freien Lauf zu lassen, aber von einem ehrenhaften Journalisten sollte man doch erwarten dürfen, daß er in einem solchen Falle zu erkennen gibt, daß es sich nur um eine Ver- m u t h u n g handelt. Da der betreffende Redakteur dies nicht für nöthig hielt, so sind auch eine ganze Anzahl von anderen Blättern auf diese Notiz hereingefallen. Wir halten uns deshalb verpflichtet, zu erklären, daß Fr. Engels nicht der Verfasser jenes Briefes ist. Nach längerer Unterbrechung ist kürzlich wiederum eine Nummer derRarodnaja Wolja" erschienen die Doppelnummer 12 und 13. Dem uns vorliegenden Exemplar sieht man auf den ersten Blick an, unter welch' schwierigen Umständen sie hergestellt werden mußte. Daß sie aber, trotz der enormen Verluste, welche die Brutalität der russischen Regierung der Partei zugefügt, trotz der unausgesetzt be- triebenen Verhaftung und DeportirungVerdächtiger", überhaupt her- gestellt werden konnte, ist ein erhebender Beweis von der Opferfreudig- keit und Elastizität der russischen Revolutionäre, und als solchen be- grüßen wir das Wiedererscheinen des tapferen Kampforgans auf's Freudigste. Aus seinem Inhalt werden wir in nächster Nummer das Bemerkenswertheste mittheilen. Seit derSozialistendebatte" leidet der Reichstag an chro- nischer Beschlußunsähigkeit. Erst wenn daS S ch n a p s m o n o p o l zur Verhandlung kommt, wird es im Reichstag wieder lebhafter zugehen. Herr von Puttkamer hat sich auf seinem Platz noch nicht wieder sehen lassen. Trotz seinerAbgebrühtheit" soll ihm die Blamage des 18. und IS. Februar doch in die Glieder gefahren sein, so daß er krank ist. Nun aufedlere T h e i l e" kann daS Uebel bei diesem adligen Musterjunker nicht geschlagen sein das ist wenigstens ein Trost. In der Arbeiterschntzgesctzkommission des deutschen Reichs- t a g e s ist die Ausdehnung des Verbots der industriellen Beschäftigung von Kindern unter 1 2 Jahren auf H a u s i n d u st r i e und Gewerbe, sowie das Verbot der Beschäftigung von Kindern unter 1 4 Jahren in Fabriken gegen die Stimmen der Nationalliberalen und K o n- servativen angenommen worden. Natürlich ist dieser Beschluß für das Plenum noch nicht maßgebend. Da wird'S wohl auch aus Zentrum ,c. UmfallS-Vertreter geben. 'Pnttlämerchen hat seinenSozialdemokrat" gut studirt. Er hat die Lektion, welche wir ihm vorsagten, gut auswendig gelernt. Genau wie wir vor vier Wochen schrieben, hat er e r st e n s dasRothe Ge- spenst" herumgeführt, und, w e-i t e n s seine Duldung der sozialdemo- kratischen Presse herausgestrichen. Hätte er nur die Lektion etwas besser gelernt! Jedenfalls ist es ein hübscher Witz der Geschichte, daß Puttkamer seine Vertheidigung gegen die Sozialdemokraten erst vomSozialdemokrat" lernen muß. Aus Berlin schreibt man uns: Die Affäre Jhring- Mahlow wird nicht so gemüthlich ver- laufen, wie Herr Puttkamer sich eingebildet haben mag. Die Entlarver dieses Lumpen haben die Sache dem Staatsanwalt übergeben, und zwar unter Vorsichtsmaßregeln, welche es absolut unmöglich machen, die Sache todtzuschweigen oder in ein harmloses Fahrwasser zu lenken. Wir wissen, mit wem wir es zu thun haben; und Herr Puttkamer wird finden, daß wir mindestens so früh aufstehen als er selber. Beiläufig liegt Jhring-Mahlow noch im Hospitale. Das M a t u r i- t ä t S z e u g n i ß, das ihm vor vier Wochen seitens der Sozialdemokraten ausgestellt wurde, war Fraktur geschrieben, und mit blauer und r o t h e r Tinte, die sich nicht leicht verwischt." Vorstehende Notiz war bereits zur Druckerei gewandert, als uns mit der neuesten Post die Nachricht wird, daß Puttkamer ein wahres Meister- stück an Eselei verübt hat. Nachdem er sich von den moralischen Ruthenstreichen, die er am 18. und 19. Februar im Reichstag erhalten, soweit erholt, daß er überhaupt einen Gedanken fassen konnte, ist er aus die, Leuten seines Kalibers sehr naheliegende Idee verfallen, durch dop- pelte Frechheit zu verblüffen und dann die Rolle der gekränkten Un- schuld weiter zu spielen. Er hat gegen die beiden Zeugen, die ihm Singer im Reichstag zur Bekräftigung seiner Aussagen über Ehren-Jhring gemacht, Anklage wegen Beleidigung erheben lassen. Aber der brave Puttkamer vergißt ganz, daß er sich dadurch nur immer mehr mit dem säubern Jhring Mahlow identisizirt, und daß ihm selbst eine Verurtheilung wegen Beleidigung, wenn er ste erzielen sollte, absolut nichts nützt. Die Frage der Beleidigung ist formell, hie' �r e aber handelt es sich um die S a ch e. Und wenn die Beiden den Jhrinj ieere todtgeschlagen hätten und daraufhin zum Tode verurtheilt würden, st besesse nützte diese Verurtheilung dem Reichsspitzelminister nicht die Bohne. Er Grenz wird den Mahlow damit nicht los. Der Prozeß wird i« gen h, Gegentheil nur dazu dienen, den Skandal zu vergrößern, das Syst e» nur a immer schärfer bloszustellen. Ueberschlau sein wollen, ist immer ei« spuckt. Fehler. Hände Eouvi lleberall das gleiche Rindvieh. In Stettin wurde a« eine d 7. Februar der Schlosser Richard Pindter, ein wackerer und eifrig« nicht> Genosse, unter starker Betheiligung seitens der Sozialisten von Stetti« und Umgebung begraben. Gegen 300 Leidtragende hatten sich einge- funden, dem tobten Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Natürlich fehlte welche es aber auch nicht an R ettern des Staats und der Gesellschaft. Nicht Deuts> weniger als 20 Schutzleute, ein Kommissar und der Polizeiinspektol Ssbt e David hatten sich eingefunden, deren erste Sorge war, alles, was ro th N aussah, zu entfeinen. Vom Sarg und von den Kränzen mußten die"J' rothen Schleifen entfernt werden, da? Tragen von rothen Bändern od«®,e G Nelken im Knopfloch wurde verboten, sogar diejenigen, welche nach dor- währe tiger Sitte ein rothes Taschentuch in der Seitentasche ks jetz trugen, mußten dasselbe unsichtbar machen. Und so Du war, wenn auch nicht der Staat, so doch Stettin gerettet. Denn da Dum, die Beerdigung auf einem Vorort stattfand, so kamen, sofort als der �utein Zug das Stadtgebiet hinter sich, die Stettiner Polizei alsonix mehr stoht, to seggen hedde", die rothen Abzeichen wieder zum Vorschein. Und Most. merkwürdig, das ländliche Rindvieh wurde nichtwild". Die Be- 3 erdigung ging ohne Zwischenfall von Statten. Erst als sie vorüber war, wirkli kam ein größeres Gensdarmerie-Aufgebot in drei Droschken angefahren; W i leider gabs nichts mehr zu retten. Sie trösteten sich damit, daß es ein uorsch, altes Schicksal der G e n s d a r m e r i e ist,immer zu tpät")" 9 a 6 e kommen.-- Ei das st �Deutschlands gebildete Jugend. Von der Geistesverfassung jj" bi, der Jugend, welche nach Ansicht der Stöcker, Treitschke und Kompagnie haberi eine Bürgschaft ist für die Verewigung der Bismärckerei in Deutschland , ieugt zeugt folgender Vorfall, der sich vor wenigen Tagen in demwieder-° r gewonnenen" Straßburg abgespielt. Wir folgen der Darstellung. Ä w im Sprechsaal der nationalliberalenStraßburger Post": Dieser Am Sonntag Abend betrat ein der katholischen Studenten- Verbin- �suschr dungB a d e n i a" angehöriger Studiosus in Begleitung zweier älter«'"cht, Herren den Luxhof. In, Begriffe, an einem Tische Platz zu nehmen,' e 9 r erschien der Wirth und eröffnete dem die Farben seiner Verbindung stempe tragenden Badenen:Die Corps beantragen, daß Sie das Lok-ü Da! verlassen." Hierauf begab sich die ganze Gesellschaft zum Büffet, w» wenn die beiden älteren Herren, die sich als akademisch gebildete Beamte be- Ich n i zeichneten, dem Wirth den Standpunkt klar machten. Die Frau des 9kit n Wirthes erwiderte:Der Herr hätte bleiben können, wenn er die Mütze wach abgenommen hätte". Hervorgehoben muß werden, daß die Mitglied« �tei einer andern studentischen Verbindung mit ihren farbigen Mützen iw Wa Saale ungenirt anwesend waren. Der Baden« mit noch zwei jungen Herren zog sich zurück. Sie waren noch nicht an der Thür« angelangt, R e, als schon eine Kellnerin nachkam und dem Badenen sagte:Herr X- m<H( ste nannte den Namen eines Studirenden, der mit seinen Corps- i"m i brüdern an einem andern Tische saß läßt Sie bitten, den Stürmer Lese abzunehmen, es genire ihn sonst, Bier zu trinken.". Das Man bewundere den feinen Takt und die erhabene Gesinnung, die sich in solcher Aufführung wiederspiegelt. Ist sie nicht im höchsten Grade der strebsamen Jünger der Wissenschaft, der zukünftigen Träger der Aufklärung und des Lichtes, würdig? Nicht zufrieden damit, sich m* gleich Carnevalsnarren mit bunten Mützen und Bändern auszustaffiren, geniren sich diese Sprößlinge derbessern Gesellschaft" nicht, diesen g läppischen Trödelkram als Vorwand zu Rohheiten und F l e g e- rgr z l e i e n zu benutzen, wie man sie gleich verächtlich in keiner ander« j" Gesellschaftsklasse findet. Und dabei bilden sich die Lassen obendrein» v".: ein, daß sie mit ihrem Firlefanz andern Leuten nochimponiren"! m' Als ob mit diesemakademischen" Geist die gesellschaftliche Cntwick«' lung überhaupt stehen geblieben wäre! Heute zuckt jeder vernünftig«® Mensch über diese Albernheiten die Achseln, denn Jedermann weiß, daß Me das Philisterthum, die engherzige Bornirtheit, nirgends so xotenzirt ch««, zu finden ist als bei den mit Cerevis und Brustband ausstaffirten®as 1 Burschen. Mte, Die armen GesellschaftSretter haben jetzt wirklich schlecht« einen Zeiten. Wieder hat Einen der Staatsanwalt am Wickel gepackt und thum. glücklich auf fünf Jahre ins Gefängniß gebracht wegen Betrügereien g a n und Unterschleifen. Es ist der konservative, antisemitisch angehauchte Bet ExlandtagSabgeordnete Schmidt aus Dresden , dem dieses neue Un- d r u glück passirt ist. Er war eineSäule der Ordnung", eineStütze des Ausd Staats", einleuchtender Vorkämpfer gegen die Anarchie" welch« N i ch sie da dem braven Birnbaum ins Gefängniß nachschicken mußten. von Warum wohl die Staatsanwälte mit einemmal so streng sind gegen die Wel verunglückten Gesellschaftsretter, nachdem sie bisher so gerne die Augen die g zugedrückt? Merkt man, daß der Ruf der Dame I u st i t i a doch etwas kann, zu s wer gelitten hat und einer Reparatur bedarf? Oder was sonst ist der» der Grund? Hübsch ist aber, daß diese GesellschaftSretter stets an z w e i stelle Klippen scheitern: am heiligen Eigenthum und an der heiligen Tags Moral. Bermuthlich schlagen diesen beiden Heiligen blos deshalb Dam so gern ins Gesicht, weil sie dieselben gar so lieb haben nach dem der e klassisch-biblischen Grundsatz: Wen Gott l>eb hat, den züchtigt er. In jüngf tw{. Daß der große Otto auch dankbar sein kann, hat dru» neulich der Reichs-Stephan erfahren. Bekanntlich war der Otto- Spitz Bettel von den großen Börsen- unv Geldbaronen inszenirt und der fljne größte Theil der Summe von ihnen aufgebracht. Diese gegenseitige solche Handwaschung die Gewährung des Otto-Douceurs war jedoch zu und durchsichtig und behagte daher dem großen Manne nicht. Nun that Mittl zwar das nationalseroile Gesindel in den Städten das seinige, um auch DurS dasVoll" zur Beisteuer zu veranlassen, allein immer noch fehlte das dann platte Land. Da schlug sich Ehren-Stephan in's Mittel, verfügte er näml doch über den ausgiebigsten Beamten-Apparat in ganz Deutschland . Do, Nicht nur, daß alle Post Unterbeamten(Briefträger, Postillone, Land- mus boten«.) angewiesen wurden, jeder wenigstens 25 Pfennige zur Unter« b r e stützung des großen, armen Mannes beizutragen, die L a n d p o st b o t e n in R, wurden extra kommandirt, die Sammellisten auf Bew« dem Lande zu kolportiren. Da diese Beamten jedes Dorf besor täglich mindestens einmal besuchen, überall bekannt und gern gesehen u-bei sinv, so versprach diese Art des B e t t e l s den besten Ersolg, denn Wi Jeder gab, mehr dem Sammler als dem großen Otto zu Liebe, seinen Hsijhei kleinen Beitrag, und der Postbote ward von seinen Vorgesetzten am darü! besten angesehen, je mehr er Unterschriften und Beiträge brachte. Wel- sie ti chen Spott über denBettel", wie ihn der Bauer nannte, die armen, und geplagten Stephansjünger oft auf dem Lande hören mußten, davon hat ijsie mir manch einer derselben auf meinen einsamen Wanderungen erzählt, dadu Da» Verdienst des großen Stephan um den Staat und seine noble Leute G. sinnung erheischten aber Belohnung, und so strahlt er jetzt vorn in weiß Hellem Adelslichte, während der schwärzliche Schimmer hinter ihm nur ttnte, die patriotische Ergänzung der Hohen, ollern'schen Haussarben darstellen x j* hilft. S o füllt dasdankbar e« Volk"freiwillig" den Bettel- Sss-u sack mit dem neufürstlichen Wappen, dessen passendster Spruch allezeit viel» wäre:Hon ölet!" Most Zafarcnwahnsinn. Der Staat bin ich dieses hoch- müthige Wort Ludwig» XIV. , den seine Zeitgenossen bewundernd den_ Großen" nannten, und von dem heute nichts berühmt ist als seine bodenlose Eitelkeit, wird jetzt von Bismarck noch übertrumpft. Der Zj' französische Despot wollte mit seinem Ausspruch nur sagen: mein aller« dem höchstes Interesse ist Staatsinterefl« und das Interesse des Staates ist( mein Interesse; Bismarck aber erklärt: Das Reich bin Ich, aber nur t so lange ich w i l l. Wenn Ich, der große Bismarck, nicht will, so ist, das Reich überhaupt nicht. Und so droht er jetzt durch den Mund seiner Offiziösen, auch die Regelung der Kolon, alangelegenheiten dem Reich> d. h. dfc Einrede des Reichstags zu entziehen und dem König von Dutze Preußen zu übergeben, der sich wie es früher im alten Bund Sitte wicht gewesen auf dem Wege des V e r t r a g e s mit den Einzelregierungen d-mo verständigen werde. Weil das Reich mir nicht auf den Buchstaben pa- Sieg. rirt, darum soll es lieber gar nicht sein. j(a Nun, uns schrecken solche Drohungen sicher am wenigsten, mag diese« theilu Reich bismarckischer Fabrik in Trümmer gehen, um so besser vielleicht