sid f

Abonnements

werden bei allen schweizerischen Postbureaux, sowie beim Verlag und dessen bekannten Agenten entgegengenommen. und zwar zum voraus zahlbaren Bierteljahrspreis bon: aumas Fr. 2,-für die Schweiz ( Kreuzband). Mt. 3,-für Deutschland ( Couvert)

f. 1,70 für Oesterreich( Couvert)

Fr. 2,50 für alle übrigen Länder des

Weltpostvereins( Kreuzband)

Juferate

die dreigespaltene Petitzeile

25 Cts.

20 Pfg.

mak

Der Sozialdemokrat

Indien

008

ne sid Bo

Bid out! G

Zentral- Organ der deuffchen Sozialdemokratie.

088

8

Erscheint

wöchentlich einmal

in

Zürich ( Schweiz ).

Berlag

der

I

Boltsbuchhandlung

Hottingen Zürich .

Poffendungen

franto gegen franto. Gewöhnliche Briefe

nach der Schweiz toften Doppelporto.

0821

and

6. Mai 1886. parisie

19.

6 in

418

Of er 1: Into

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Desterreich verbotenen Sozialdemokrat" wolle man unter Beobachtung äußerster Borsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

inteleg sedsdril

lichkeit verzehren kann, vermögen wir in ihnen nicht das höchste

Parteigenoffen! Vergeßt der der Verfolgten| Gut zu erblicken. und Gemaßregelten nicht:

Noch kein gesellschaftlicher Fortschritt ist ohne Verletzung der geheiligten Ordnung in aller Ruhe durchgeführt worden. Hätten die alten Zünfte in ihren Kämpfen gegen die Geschlechter" sich an Gewerbeordnungs- 2c. Paragraphen gebunden, wie sie heute in den Kulturstaaten der alten Welt auf Schritt und Tritt den Arbeitern die Füße men, so würden manche ihrer

Klassenkampf in der alten und Klaffen- Siege nicht errungen, manches lorreiche Blatt in ihrer Ge­

kampf in der neuen Welt.

Amerika , du haft es beffer.

Diesseits und jenseits des Ozeans liegen Kapital und Arbeit im Kampf mit einander- doch wie anders spielt sich der Kampf hüben, wie anders drüben ab!

Aus der neuen Welt bringt uns seit einiger Zeit fast jeder Tag die Kunde von neuen, siegreichen Ausständen der Arbeiter. Da lesen wir, daß die Maurer in Newyork einen Lohn von mindestens 45 Cents, d. h. 1 Mt. 90 Pf., pro Stunde ver­langen, nahezu das Vierfache von dem, wofür die Maurer Berlins unter dem Wuthgeheul der kapitalistischen Presse jetzt kämpfen müssen; da streifen Eisenbahnarbeiter gegen die mäch­tigste Eisenbahngesellschaft im Lande um Anerkennung ihrer Organisation; da segen Seidenweber in Newark mittels einer nur erst wenige Wochen bestehenden Organisation eine Lohnerhöhung von 15 Proz. durch wie lange mag den Webern in Europa das Wort Lohnerhöhung nicht geklungen haben? Da erzwingen Brauergehilfen die Entlassung von Scabs"( Nichtmitgliedern ihrer Gewerkschaft) furzum, die " Begehrlichkeit", die Unverschämtheit" der Arbeiter scheint gar feine Grenzen zu kennen.

-

-

In der alten Welt, und zwar in allen Ländern von Europa , hören wir dagegen nur noch selten von einem sieg reichen Streif. Es müssen schon außerordentlich günstige Um­stände zusammenwirken, wenn es Arbeitern einmal durch einen Streit oder durch die Macht ihrer Organisation gelingen soll, eine positive Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen durchzusetzen, im Allgemeinen wird heute fast nur zur Ab­wehr von Verschlechterungen Lohnherabsetzungen u. s. w.- gestreift, und selbst von diesen Streiks ist die Zahl der erfolgreichen eine außerordentlich geringe. Das ist nicht nur bei den doktrinären" Deutschen der Fall, sondern auch bei den praktischen Engländern und den revolutionären" Franzosen. Seit mehr als 10 Wochen liegen in Decazeville die Bergarbeiter im Streik, der sich eigentlich nur noch um die Anerkennung ihrer Organisation handelt; davon, daß sie von ihren Ausbeutern zur Strafe für deren Hochmuth nun auch eine ordentliche Aufbesserung ihrer Löhne verlangten, was doch so nahe liegen sollte, ist uns bis jetzt noch kein Wort zu Ohren gekommen.

Woher diese Erscheinung? Sind die Arbeiter der alten Welt Schlafmügen geworden? Haben sie das Streben nach Verbesserung ihrer Lage aufgegeben, sind sie etwa gar mit ihrem Loose zufrieden? d

Ein Jeder weiß, daß das Gegentheil der Fall ist, daß die Lage der großen Mehrheit der Arbeiter von Tag zu Tag sich unerträglicher gestaltet, daß die Unzufriedenheit heute größer ist als je, und keine Gelegenheit geht vorüber, wo nicht die Arbeiter dieser ihrer Unzufriedenheit offenen Ausdruck geben.

So unterschätzen sie vielleicht die Macht der Organisation? So verlassen sie sich vielleicht zu sehr auf die Hilfe der Gesetzgebung?

Ein Jeder weiß, daß auch das nicht der Fall ist. Durch ihre Forderungen an die Gesetzgeber haben die Arbeiter sich nirgends abhalten lassen, die organisirte Selbsthilfe nach Kräften zu praktiziren. Sie haben sich durch alle Mißerfolge nicht abschrecken lassen, immer wieder von Neuem an die Arbeit des Organisirens zu gehen, immer wieder von Neuem zu ver­suchen, was sie durch die Macht der Organisation erreichen fönnen.

Welches sind also die Ursachen dieses Gegensatzes? Unserer Ansicht nach zwei, die sich in weiterer Analyse schließlich auf eine zurückführen lassen: wir meinen die Ur­wüchsigkeit der amerikanischen Verhältnisse.

Zunächst, und es ist gewiß an der Zeit, dies einmal offen auszusprechen, trägt der Kampf der Arbeiter wider ihre Feinde drüben vielfach einen ziemlich gewaltthätigen Charakter. Man geuirt sich nicht, un chat un chat, einen Ver­räther Verräther zu nennen und dementsprechend zu behandeln. 6 Es geht drüben manchmal etwas rüde zu, so daß ein in der Wolle gefärbter ordnungsliebender Bürger des alten Europa schier darob aus dem Häuschen gerathen könnte, aber diese " Unordnung", die von dem Einzelnen manchmal sicher recht unbequem empfunden werden mag, hat Tausende und Abertau­sende vor dem Versinken in Noth und Elend bewahrt. Ruhe und Ordnung sind gewiß sehr schöne und edle Dinge, und Niemand weiß ihren Werth höher zu schätzen als wir, die wir einen Gesellschaftszustand anstreben, wo alle Differenzen auf dem Wege friedlicher Verständigung erledigt werden, aber so­lange Ruhe und Ordnung nur dazu dienen, daß, um mit Goethe zu reden, jeder Raubvogel die Beute nach Bequem­

schichte ungeschrieben geblieben sein.

und beide Firmen waren nicht im Stande, die qualifizirte Person unter ihren Clerks zu finden. Und doch wurde weiter nichts verlangt als Kenntniß der deutschen , resp. französischen Sprache. Beide Firmen enga girten Ausländer, einen Deutschen und einen Franzofen, welche englisch sprachen.onio

Das paffirte nun unter Clerks! Daraus kann man schließen, wie es erst um die Elementarbildung anderer Arbeiter bestellt ist.

Es muß aber noch ein dritter Punkt erwähnt werden, um den Vors zug, den häufig Ausländer genießen, zu erklären, nämlich die geringere Neigung der Ausländer zum Trunt. Damit ist nicht gesagt, daß der Ausländer, namentlich der Deutsche , nicht auch trinke; gewiß thut er das, er mag sich auch einmal betrinken, aber er ist kein Trinker wie der Engländer( die Temperenzler ausgenommen, die denn auch, man mag fagen, was man will, ganz andere Menschen sind).

Und hier kann ich nicht unterlassen, auf einen Umstand aufmerksam zu machen, der meiner Ansicht nach von großem Einfluß ist auf das bas lebende gehabt hat.

Uebrigens thun die Arbeiter drüben nichts, was nicht bis in die neueste Zeit die Herren Bourgeois auch gethan. Die Einrichtungen sind im Allgemeinen noch nicht so fest ein­gewurzelt wie in der alten Welt. Es fehlt noch die, jedem heranwachsende Geschlecht, und somit nothwendig auch seinen Einfluß auf Spießbürger so theure Stabilität" der Verhältnisse. Die Bourgeoisie fühlt sich noch nicht so sicher, der Arbeiter noch nicht so unsicher als bei uns. Darin steckt die Erklärung für manche Erfolge der Arbeiterschaft der Vereinigten Staaten .

Aber darin nicht allein. Es kommt doch noch hinzu der, wenigstens Europa gegenüber, unerschöpfte Reichthum des Landes, die immer noch vorhandene Expansivkraft von Industrie und Gewerbe daselbst. Die Krisen, die in den letzten Jahrzehnten in Europa ihre Verheerungen angerichtet, haben auch Amerika heimgesucht, und sind dort vielleicht noch stärker aufgetreten, aber sie wurden jedesmal schneller überwunden. Infolge dessen haben die amerikanischen Arbeiter sich ebenfalls wieder schneller aufraffen können, sind sie vor der Leidensschule bewahrt ge= blieben, welche ihre europäischen Brüder durchmachen mußten. Und das erklärt ihr Selbstbewußtsein und ihre Kraft im Kampf mit der Unternehmerklasse ihres Landes. Sie sind weder einsichtiger noch geschulter als die Arbeiter Europa's , aber sie sind besser genährt, an besseres Leben gewöhnt als diese, sie leben in freierer Luft, in einem Lande, wo es nicht schon immer so gewesen ist". In der bürgerlich verstockten Atmosphäre Europa's gehört eine ganz andere Spannkraft dazu, den Widerstand gegen die Ausbeuterklasse aufzunehmen, als in Amerika , das kein unnützes Erinnern aus alter Zeit stört".

-

-

Hier in England trinkt nicht nur der Mann, sondern auch die Frau, und es gehört zum Alltäglichen, Vater und Mutter betrunken zu sehen, und nicht selten auch schon Kinder.

Aerzte behaupten nun, daß der Suff des Vaters nicht ohne Einfluß auf den Intellekt der Kinder sei; wenn dies aber der Fall ist, welchen Einfluß muß es erst haben, wenn Vater und Mutter Trinker sind!

Das alles sind Ursachen, weshalb der Ausländer häufig vorgezogen wird, und nicht die geringere Löhnung, die nur bei der Minderheit zus

trifft. Mit dem Arbeiten geradezu beinahe für nichts!" ist es also nichts.

Ich komme nun zu dem:" They live on the smell of an oilrag" fte leben vom Geruch eines Dellappens".

Auch dies ist eine unwahrheit, und hiermit komme ich zu dem standard of life, zu deutsch : Lebensgewohnheiten.

Hier scheint es mir nothwendig zu sein, einmal darauf einzugehen, was denn eigentlich der Verdienst eines Arbeiters hier ist und wie die Lebensmittelpreise stehen, also sein Einkommen mit dessen Kaufkraft zu vergleichen und eine Parallele zwischen hier und Deutschland zu ziehen. Vielleicht wird das dann dazu beitragen, den deutschen Arbeitern die Augen aufzumachen und sie vor dem Hierherkommen abzuhalten. Ueber den hierorts üblichen Verdienst und die Lebensweise sind nämlich in Deutschland so falsche Ansichten verbreitet, daß eine Richtigstellung von einigem Rugen sein dürfte.

"

Was heißt es: Sie leben vom Geruch eines Dellaps pens"? Damit will man doch nur sagen: Sie sind absolut bedürfnißlos! Sie verstehen den Hungerriemen am strammsten zu schnallen.

Mag wohl sein, nein, es ist sogar gewiß, daß ein absolut aller Mittel beraubter Mensch es versteht, nein sogar verstehen muß, sich auf das Allernothwendigste zu beschränken. Aber daß hierin der Deutsche eine Ausnahme mache vor dem Engländer, das ist eine absolute unwahrheit. Wer hier lebt und sieht, wie der englische Arbeiter den Hungerriemen schnallt, der muß entschieden zu der Ueberzeugung kommen, daß dieser es leider auch aus dem ff versteht.

schäftigt, die Lebensweise der englischen Arbeiter kennen zu lernen, auch Ich habe mich während meines ganzen Hierseins absichtlich damit bes derjenigen, die gezwungen sind, sich auf die äußerste Lebensnothdurft zu beschränken, und ich spreche meine Ueberzeugung dahin aus, daß absolut tein Unterschied existirt, und wenn dennoch, dann eher zum Nachtheil des englischen Arbeiters.

Am 1. Mai follte drüben des große Kampf der Gewerk schaften um den achtstündigen Arbeitstag beginnen. Die Nachrichten, welche uns der Kabel der ja den Kapi­taliſteninteressen dient bisher darüber übermittelt, lassen noch kein Urtheil darüber zu, ob die Bewegung an Größe und Ausdehnung der auf sie verwendeten Agitation entspricht. Wir glauben aber nicht fehl zu gehen, wenn wir bereits die Streifs der letzten Wochen dem Konto dieser Agitation zu gut schreiben. Und wenn wir diese und die nach Lage der Dinge unzweifelhaft noch bevorstehenden Siege, in Zusammenhang mit der geistigen Aufrüttelung, in Betracht ziehen, dann glauben wir schon jetzt zu der Erklärung berechtigt zu sein, daß die Anstrengungen unserer amerikanischen Genossen keine vergeb- gefähr wie folgt: lichen waren. Daß sie den Achtstunden- Arbeitstag auf den ersten Schlag im ganzen Lande durchsetzen würden, haben sie selbst nicht erwartet, aber sie haben den Anstoß zu einer Be­wegung gegeben, welche gute Früchte zu tragen verspricht hüben wie drüben.

-

Ja, auch den europäischen Arbeitern wird diese Bewegung zu Gute kommen. Die Solidarität der Arbeiterinteressen ist nun einmal international, jeder Erfolg in einem Lande nützt auch den Arbeitern der andern Länder, und sei es auch nur dadurch, daß er weiteren Rückgang daselbst aufhält. Je länger die Arbeiter Amerika's der Abrackerung durch die kapitalistische Ausbeutung Widerstand leisten, um so länger werden auch die Arbeiter Europa's im Stande sein, die weitere Herabdrückung ihrer Arbeitsbedingungen aufzuhalten. Nicht die versklavtesten, die freiesten Arbeiter sind die Pioniere der sozialen Revolution.

Immer jämmerlicher gestalten sich die Zustände im alten Europa ; der wirthschaftliche Druck, der seit Jahren auf den Arbeitern lastet, wird mit jedem Tage ärger und ebenso der politische Druck. Unter der Parole des Schutzes der Ordnung werden die um ihre Befreiung ringenden Arbeiter in jeder Weise drangsalirt, die Staatsgewalt kennt nur ein Bestreben, dafür zu sorgen, daß die Ausbeuter die Früchte ihres Raubes in Ruhe verzehren können. Da sei uns der frische Luftzug aus dem Lande der Unordnung" doppelt willkommen, und wenn es auch noch so toll hergehen sollte, tausendmal besser der offene Kampf, als die verpestende Kirchhofsruhe der geheiligten Ausbeutungs­ordnung.

Aus England.

IV. ( Schluß.)

London , Ende März 1886.

Dazu kommt noch ferner, daß auch die Schulbildung der jetzt lebenden englischen Generation weit zurückſteht gegen die der Deutschen ; die Schulreform in England ist eben noch jung, und erst die kommende Generation wird davon Vortheile haben. Auch hierunter hat der eng lische Arbeiter gegenüber dem deutschen zu leiden.

Bor längerer Zeit wurden z. B. in hiesigen Zeitungen zwei Fälle bes sprochen, die das klar beweisen. Zwei Londoner Schiffsmakler Firmen brauchten je einen Clerk zur Vertretung an einen Platz in Frankreich , resp. Deutschland ; die eine Firma beschäftigte 16 Clerks, die andere 6,

Ich behaupte, daß ein deutscher Arbeiter, selbst der im Verdienst niedrig stehende, nicht mit dem zufrieden ist, womit der englische auf gleicher Stufe fürlieb nimmt. Zufriedenheit ist ein Lafter der deutschen Arbeiter, es ist es aber noch mehr bei dem englischen. Wie lebt denn der englische Arbeiter auf dieser unteren Stufe? Uns

Morgens früh um 5 Uhr an der nächsten Straßens ede aus der Königlichen Kaffeekanne" eine Tasse Surrogat- Waffer- Raffee genannt und eine Schnitte

Brod Vielleicht(!) zum Frühstück 2 Schnitten Brod

Mittags eine, manchmal auch zwei Taffen Surrogat- Waffer Genügend Brod zum Sattwerken Nachmittags eine Tasse Thee

Abends an der nächsten Straßenecke eine, wohl auch zwei heiße Salzkartoffeln Jm nächsten Wirthshaus ½, Pint Bierjauche

Nachtlogis

11121

1 d*)

"

"

2#

"

21

"

1"

Summa: 9

"

3

"

Zusammen: 12,

irgend einem schmutzigen, stinkenden Fischladen ein Stück Bratfisch fir Wenn er einmal reichlich bei Kaffe ift, tauft er auch wohl noch in

1 d als Extraordinarium.

Doch das ist die unterfte Stufe, die weder hier noch anderswo maßs gebend ist. Diese Arbeiter sind es aber, die nahezu für nichts arbeiten," und zwar Deutsche , Franzosen und Engländer, alle gleichmäßig, alle ohne Ausnahme.

-

Also weshalb dieser Haß gegen die Deutschen ?. Es ist nicht so sehr wegen der Arbeitskonkurrenz, sondern weil die Deutschen es gewagt sich erlauben, Deutsche zu sein. haben, ihnen, den Engländern, Konkurrenz zu machen, weil die Deutschen

Man soll hier nicht glauben, daß ich Chauvinismus predige. Mit

nichten; ich war nie Chauvinist, ich bin seit 20 Jahren Sozialist, son

dern ich wende mich gegen den englischen Chauvinismus, der bis in die

"

Reihen der Radikalen( bie wenigen Sozialisten will ich gerne ausnehmen, obgleich auch hier zu wünschen übrig bleibt) sein Unwesen treibt. Hier in England ist Alles darauf gerichtet, Patriotismus" zu fabriziren, und zu diesem Zweck scheut man sich nicht, selbst die Lehrbücher der Kinder zu fälschen; und wer einen Efel vor Chauvinismus und ,, Patrios tismus" bekommen will, der soll nur nach England kommen, er wird gewiß furirt werden.

Ich sage nicht, daß es anderswo beffer sei; wogegen ich protestire, ist, daß es hier in England beffer sei als anderswo.

Wenn man nun, um zur Sache zurückzukommen, die Lebensgewohn heiten eines Volkes feststellen will, so mag das eine recht schwierige. Aufgabe sein; unmöglich kann man dabei alle Einzel- und Sonderheiten oder Ausnahmen in Betracht ziehen. Man kann da nur im Allgemeinen vorgehen; dann erhält man aber auch ein annähernd richtiges, zuver lässiges Bild.

Nehmen wir also von Deutschland und England die beiden größten Städte, Berlin und London , und untersuchen wir die Verhältnisse. Ich schätze den Durchschnittsverdienst eines Arbeiters in Berlin auf 15 Mr. pro Woche; in London ist der Durchschnittsverdienst nicht höher als 21 Mt. pro Woche. Mit dieser Schäßung glaube ich der Wirklichkeit so nahe zu kommen, als es überhaupt möglich ist. Also:

*) d Zeichen für Penny, 1 Penny= 8%, Pfennig.