Arbeiterzeitung" wurden verhaftet, scheinen aber mindestens zum Theil wieder frei zu sein, da dieArbeiterzeitung", wenn auch in kleinerem Format, bereits wieder erschienen ist. Gegen die Redakteure und Angestellten derArbeiterzeitung" soll Anklage auf Mord erhoben werden. Dies das Thatsächliche, soweit der Telegraph nicht übertrieben. Alles in Allem haben wir den Eindruck, daß die Sache, so schlimm sie war, doch bedeutend aufgebauscht worden ist, und zwar diesmal nicht aus bloßer Sensationssucht, sondern in der bestimmten Absicht, die Acht- stundenbewegung, diesen Gräuel vor dem Herrn, möglichst zu kompromittiren. Die Herren Amerikaner haben noch ganz andre Straßenkämpfe gehabt, ohne sich sonderlich darüber aufzuregen und so- fort, wie jetzt dieNew Jork Times", Gesetze gegen dieAusländer" zu verlangen sie, die, wie Jules Guesde imCri du Peuple" treffend bemerkt, ja selbst nur Ausländer sind. Denn die wahren Eingebor- uen sind, mit Verlaub, die Rothhäute. Aber wo das heilige Ausbeuterrecht in Frage steht, da werden auch die abgebrühtesten Millionendiebe empfindsam. Wurde doch von Leuten, welche womöglich Jubelhymnen anstimmten, wenn sie von den Erfolgen der irischen Mondscheinbanden hörten, auch derBoycott " einever- wünschte ausländische Erfindung" genannt! Vielleicht kommen sie noch dahin, eines Tages auch die Buchdruckerkunst für eine verwünschte aus- ländische Erfindung zu erklären. Der Märzmonat 1886 in Belgien . <Aus einem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Manuskript eines vor Genfer Arbeitern gehaltenen Vortrages. Der Verfaffer ist ein hervorragender niederländischer Genoffe.) I. Vor zwei Monaten hielt ich Ihnen einen Vortrag über Belgien , dieses Paradies des Kapitalismus, diese Hölle für die Arbeiter. Mit Ziffern wurde darin nachgewiesen, wie schnell die Konzentration des Kapitals und das Elend des Proletariats in jenem Lande zunimmt, wie groß die Habgier der Bourgeoisie und die Unterdrückung des Volkes; wie breit die Kluft ist, welche Reiche und Arme, Nichtsthuer und Arbeiter trennt. Immer schon haben die Lohnsklaven Belgiens ihr hartes Loos verflucht, immer schon sind die Thränen hungernder Waisen und Wittwen daselbst gefloffen, aber jetzt liegen zwischen dem armen Volke und deffen grau- samen Unterdrückern die blutigen Leichen der ermordeten Prole- tarier.... Wir leben in einer gewaltigen Zeit, und wehe uns, wenn wir die Bedeutung der Ereigniffe nicht erkennen, sie uns nicht zur Lehre dienen laffen! Es ist nicht nöthig, lange nach den Ursachen dieses Aufruhrs zu suchen, der nur diejenigen überraschen konnte, welche die Zustände des Landes nicht kannten. Man laffe die Liberalen sagen, daß die Katholiken ihn durch ihre aufrührerischen Schriften gegen die freie Schule verschuldet haben, man laffe die Pfaffen predigen, daß die Freidenker, die Doktri- näre den Geist der Revolution heraufbeschworen haben, man zucke die Achseln, wenn die belgischen Fabrikanten erklären, daß deutsche Konkur- renten das Volk aufgehetzt haben, all dieses Altweibergeschwätz ist kaum der Erwähnung werth. Es gibt nur Einen Aufwiegler und das ist der H u n g e r, nur EinenVerführer" und das ist das Elend! Doch lassen Sie uns kurz die Ereigniffe zusammenfassen. Wie in den meisten großen Städten von Europa und Amerika wollte man auch in Lültich am 18. März der Märtyrer der Kommune von Paris gedenken, und zwar durch ein sogenanntesMeeting" auf dem Platz Delcour. (Es folgt eine kurze Schilderung der bekannten Lütticher Straßen- szenen, dann fährt der Verfaffer fort:) Unter all den verhaftetenPlün- derern" war nicht einer, der je in den Versammlungen gewesen war, nicht einer, der den Sozialisten auch nur dem Namen nach bekannt war, und im Ganzen hat selbst die feindliche Preffe erklären müssen,daß die Arbeiter mit gekreuzten Armen dem wüsten Treiben zuschauten." Wir sind keine Diebe," schrieb mir ein Lütticher Arbeiter,wir stehlen und plündern nicht, das thut nur das Gesindel!"Laßt ruhig «ure Bude» geöffnet, Bürger von@<-nt!" schrieb da! sozialistische Tage blattVooruit",wenn wir den Kampf anfangen, zertrümmern wir nicht die Fenster und Möbeln der Ladenhändler und Kleinbürger, son- dern marschiren gradeaus unsern Feinden entgegen." Beide sprechende Wahrheit, beide haben Recht, und doch hat das Gesindel kein Un> recht.... Was ist das Gesindel anders als der trübe Niederschlag un- serer gesellschaftlichen Einrichtungen? Glaubet Ihr, es gäbe einen Menschen auf der Welt, der die ganze Gesellschaft nur haßt und befehdet, um zu Haffen und um zu befehden, wenn nicht seine Feinde selbst ihn durch Elend oder schlechte Erziehung zum Paria verdammt hätten! Nein! Kein Mensch(CretinS und Kranke kommen hier nicht in Betracht) wird schlecht und böse geboren. Er wird ein Miffethäter durch die Umstände, und die Umstände machen wir. Nun wohl! Die heutige Gesellschuft hat das Gesindel erzeugt... so erleide sie denn auch die Ausschweifungen ihrer Zöglinge.... Gewiß, ich rathe niemand den Diebstahl an; der Sozialist muß durch sein Betragen und feinen Charakter für die Ehre der rothen Fahne eintreten. Welche strengen Forderungen wir aber auch an Die stellen mögen, welche die Aufnahme in unsere Mitte, in unsere Vereine verlangen, so wollen wir doch nicht vergessen, daß der Lumpen- Proletarier auch ein Proletarier ist!... Gar so schlimm war es in Lüttich übrigens nicht zugegangen.Die Hölle ist ausgebrochen!" schrien zwar die zitternden Kapilalisten, weil man für zwanzigtausend Franken Fensterscheiben zertrümmert und Ju- «elen mitgenommen hatte, die das gethan hatten, waren aber doch ziem- lich harmlose Teufel, sie haben niemand ermordet. Die schlimmeren Teufel erschienen erst am 20. März, wo die Truppen kamen, um eine Ruhe herzustellen, die schon längst hergestellt war. Der Putsch vom 18. März, an dem die Arbeiter nicht theilgenommen hatten, war vor- über. Ob bei demselben die Regierung oder, was dasselbe ist, die Jesuiten die Hand im Spiel hatten, ist nicht bewiesen, aber durchaus nicht un- wahrscheinlich: seit einigen Wochen hatten die katholischen Wohlthätigkeits- Anstalten ihre Unterstützungen herabgesetzt(und das in solchen Tagen des Elends!) aber merkwürdigerweise lief man in Lüttich an den katholischen Häusern vorbei, ließ die reichen Kirchen und Klöster in Ruhe, zerschmetterte dagegen z. B. einen Kiosk von liberalen Zeitungen. In Brüssel war der nämliche Streich, wie in Lüttich , nicht gelungen: zwei notorischeaxcmta provocateura" hatten zwar aufwiegelnde Reden gehalten, aber vergebens; unter den Wenigen, die ihnen folgten, fand man 41 Spitzbuben, welche zusammen nicht weniger als 123 Mal ver- urtheilt waren. Auch hatte man provokatorische Plakate, betrügerischcr- weiseParti ouvrier" unterzeichnet, angeschlagen doch alles umsonst! Fragt man, wem diese Krawalle hätten nützen können, so leuchtet es ein, daß der Regierung alles daran gelegen sein mußte, die starke Pro- paganda des Sozialismus zu hemmen, und einen Grund zu haben, die gefürchtete Manifestation von Pfingsten zu verbieten, und daß sie nicht ungern unter den Sozialisten ein Blutbad angerichtet hätte. Wie dem aber auch sei, ob wirklich die Regierung selbst den Funken in das Pulver- saß geworfen hat oder nicht, so ist so viel gewiß: daß der Lütticher Krawall nichts mit der Arbeiterbewegung zu schaffen hatte, daß die Sozialisten nicht in die gestellte Falle gingen, und daß nur das schreck-- liche Elend die Ursache war, daß den Tag darauf die Arbeiter von Lüttich und Umgegend die Arbeit einstellten, und so erst nach dem Gesindel-Puts ch" ein Arbeiterstreik entstand... Die Arbeiter verlangten Erhöhung des Lohnes, aber nur, weil die Kapitalisten ihn herabgesetzt hatten. Hätten diese auch nur etwas zugeben wollen, dann wäre jeder sogleich wieder an die Arbeit gegangen. Aber ihren Arbeitern räumten sie nicht einmal das Recht ein, nach 12 Stunden unterirdischer Arbeit, wenn sie ermüdet und schweißbedeckt herausgehen wollten, sofort nach oben befördert zu werden. Eist sollen die Kohlen heraus; die Arbeiter können einstweilen in den seuchtkalten Gruben- gänzen die Keime tödtlicher Krankheiten in sich ausnehmen! Man hatte ja die Truppen in der Nähe, und es schien, als ob in Belgien wieder die Zeit gekommen war, um die Harmonie von Kapital und Arbeit durch etwas Flinten-Musik zu beleben. Grade in diesen bewegten Tagen setzten die Fabrik- und Gruben-Be- sitzer vielfach den Lohn herab, und zwangen so ihre Arbeiter, ohne Orga- nisalion, ohne Widerstandskaffen Streik anzufangen. Die Truppen, die Sklaven des Kapitals, forderten die hungernden Arbeiter heraus, und reizten die darbenden Lohnsklaven.Die Arbeitergruppen waren stille," schreibt das BourgeoisblattI-a Beforme" vom 23. März,trübe, fast wild, kein Gesang, kein Schrei ließ sich hören, sie sprachen kaum unter einander. Aber alle diese Leute sind gewohnt, ihr Leben zu wagen, und wenn man sie durchaus schlachten will, so wird man das erreichen, aber sie werden ihre Haut theuer verkaufen." Leider konnten sie das nicht, und sie mußten sich ruhig hinschlachten lassen. Ueberall gehetzt, hatte eine Gruppe Arbeiter mit ihren Frauen und Kindern auf einer Brücke Platz genommen, welche über die Eisenbahn von Jemappe lag; hier waren sie durch Truppen umringt. Da ergriff sie die Verzweiflung.... Im Grunde wäre es doch besser, jetzt auf einmal durch eine Kugel, als nach und nach vor Hunger zu sterben! Sie rissen sich die Wämser auf, zeigten ihre nackte Brust den Prätorianern der Bourgeoisie und riefen: Tirez, läodss!Schießt, Feiglinge, schießt!" Und die Feiglinge schössen! Ein« Frau und ein Kind fielen todt nieder, und noch immer riefen die gehetzten Märtyrer:Schießt, Feiglinge, schießt!" Kein ein- ziger wich vom Platze, eher wollten sie sich ruhig ermorden lassen. Eine zweite Salve wurde losgebrannt, aber auch dieses Mal waren es nur Revolverkugeln von den Offizieren und Unteroffizieren, welche trafen; die Soldaten hatten nicht oder zu hoch gefeuert. Wie tief muß das Elend diese tapfern Naturen herabgedrückt haben, daß sie nicht einmal mehr sich vextheidigen wollten, sondern wie wehr- lose Schafe sich hinschlachten ließen. Dies ist nur eine Episode aus dem Bourgeois-Schrecken". Die Anführer der Soldateska waren wie toll: man ließ auf Jeden schießen, der über eine Brücke kam, auf Jeden, der in einem Kahn vorbeifuhr, auf jeden Nicht-Bourgeois, der Abends auf die Straße trat. Man erschoß in Lize einen S3jährigen Mann Namens Jakob, weil er am Fenster saß. Die feile Preffe hat letzteren Mord zu entschuldigen gesucht, indeni.sie sagte, daß dieser Jakob mit einer feilen Dirne lebte. Wenn aber das ein genügender Grund zur Erschießung eines Menschen wäre, würden wir bald von einer großen Anzahl kapita listischer Ausbeuter befreit sein. Jeden Tag fielen neue Opfer, jede Stunde fanden Verhaftungen staU, und die Ausregung legte sich nicht eher, als bis man die Truppin nicht mehr durch die Straßen spazieren ließ. Sobald die Herausforderung aufhörte, nahm das Blutoergießen ein Ende. Am 25. März war in Lüttich und Umgebung alles wieder still oder, wie man es nannte:Tont ötait apais«?!" alles war beruhigt. Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 12. Mai 1886. Per Dampf über Canosfa nach Rom , das ist jetzt die Parole in Preußen- Deutschland . Mit Kurierzugsgeschwin- digkeit werden die glorreichen Maigesetze eines nach dem anderen rückwärts revidirt, fällt eine nach der anderen jener Stützen, ohne die, nach Bismarcks srüherm Ausspruch, der moderne Staat gegen die Anmaß- ungen der römischen Hierarchie,mit ihrem Programm, das dem des Staats schnurstracks entgegensteht",(Rede Bismarck's vom 16. April 1375) nicht aufkommen könne. Für Diejenigen, welche von vornherein wußten, daß es sich in dem Streit desmodernen Staates" der Bismarck und Konsorten wider die Kirche keineswegs um das Prinzip der geistigen Freiheit, sondern um reine Macht fragen handelte und zwar hüben wie drüben, kann das Schicksal der Gefetze, welche die Machtfrage zu Gunsten des reak- tionären Junker- und Polizeistaates entscheiden sollten, ziemlich gleich. giltig sein, immerhin ist es intereffant, auf welche Rechte der preußische Staat, der seine Nase bekanntlich in Alles steckt, der den kleinsten, harmlosesten Arbeiterverein nicht ungeschoren läßt, einer Kirche gegenüber verzichtet, deren Programm, wie Bismarck in obenerwähnter Rede ebenfalls ausführte,dem Papst, wenn er in Preußen zur vollen Herrschaft gelangte, die Glaubenspflicht auferlegte, mit der Mehr- heit der Preußen, der evangelischen, vollständig aufzuräume n." Nach der K i r ch e n v o r l a g e, die gegenwärtig im preußischen Land- tage durchgepeitscht wird, ist in Zukunft zur Bekleidung eines g e i st- h i ch e n Amtes keine wissenschaftliche Staatsprüfung mehr nothwendiz. Die zukünftigen Pfaffen dürfen in speziell k i r ch- lichen Seminaren herangezüchtet werden, wo sie nicht der Ver- suchung ausgesetzt sind, die Vorlesungen eines f-f-s- Ketzers zu besuchen, sowie vom Knabenalter an in Konvikten von jedem Umgang mit Andersdenkenden ferngehalten werden. Die Staatsaufsicht über diese Konvikee wird aufgehoben, der königliche, d. h. st a a t- l i ch e, Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten wird a u f g e- hoben, womit die unbedingte Herrschaft des römischen Papstes über seine Kirche in Preußen wiederhergestellt ist. Der Vor- sitz im Vorstande des Kirchenrathes ist fortan in jeder Gemeinde, wo er nicht vor 1875 einem weltlichen Mitglied zustand, dem Pfarrer oder deffen kirchlichem Stellvertreter gesetz- lich zugesichert. Nicht wahr, eine nette Reihe von Konzeffionen? Und alles das für eine so winzige Gegenleistung, daß die Niederlage des Polizeistaates nur um so eklatanter zu Tage tritt. Aber der gegenwärtige Papst ist ein vertrauenswürdiger Mann sagt Bismarck , denn er schimpft nicht wie sein Vorgänger, sondern er schmeichelt so zart wie ein harmloses Kätzchen. Warum soll man sich nicht mit ihm vertragen? Hat er nicht einen Hirtenbrief gegen den bösen Sozialismus erlaffen? Nicht die Preßfreiheit für Teuselswerk er- klärt? Einem solchen Mann kann man nichts abschlagen, der läßt mich nicht in Canoffa frieren, sondern behängt mich mit dem warmen Christusorden. Ist das noch kein Fortschritt gegen das finstere Mittel- alter? Und so wird man binnen Kurzem auch die Jesuiten zurückberufen, die ja ebenfalls sehr liebe, ausgeklärte Leute sind. In einem linksliberalen Blatt berichtete neulich ein Spaßvogel von einem Komite, das die Kanossasäule auf dem Harz in einen Leichen st ein umzuändern beabsichtige. Der Witz ist nicht schlecht, aber besser ist es doch, das Denkmal an den famosen Kanzlerausspruch bleibt stehen. Es hat auch noch heute seinen Sinn. Vergleicht man die Konzeffionen von Staat und Kirche mit einander, verfolgt man den Gang der Unterhandlungen, so wird man bald inne werden, daßwir" in der That nicht nach Canoffa gehen.Unser" Kurierzug hält sich bei diesem Nest nicht lange auf, Dtte" nach Rom , das ist die Parole. Zu den Chicagoer 'Nnruhen schreibt man uns aus Deutsch - land, datirt vom 7. Mai: Die Nachrichten aus Amerika sind zwar noch sehr unvollständig und größtentheils auch offenbar entstellt, allein soviel steht fest, daß wenig- stens an einem Punkte die sogenanntenAnarchisten" oderRevolu- tionäre der That" in die Aktion eingegriffen haben, und zwar ohne Erfolg. Fern sei es von uns, hier Vorwürfe aussprechen oder eine nörgelnde Kritik üben zu wollen. Im Gegentheil, wer im Kampf für die Sache, der er sich gewidmet hat, mit seiner Person einsteht, sein Leben auf das Spiel fetzt, versichert sich dadurch unserer Ach- tung umsomehr, wenn die Sache, um welche es sich handelt, wie dies hier der Fall, dem Ziel nach unsere eigene ist. Aber daß wir aus der Niederlage, welche dieRevolutionäre der That" in Chicago erlitten haben, die Lehre ziehen, und daran die Verkehrtheit der befolgten Taktik nachweisen, das ist unser Recht, ja unsere Pflicht. Wir haben die Taktik jenerRevolutionäre der That" stets für eine sinnlose erklärt und sind deshalb häufig derFeigheit" beschuldigt worden. Warum erklärten wir diese Taktik für sinnlos? Weil sie einerseits von einer kolossalen Ueberschätzung der physischen, mechanischen Gewalt, anderseits von einer ebenso kolossalen Unterschätzung der Hilfsmittel ausgeht, über welche der heutige Staat und die heutige G e- f e l l s ch a f t verfügen. Daß die physische, mechanische Gewalt eine Macht repräsentirt wer wollte es leugnen? Allein erstens ist die Gewalt an sich nicht Macht. Das hat sich klassisch in demKulturkampf" ge- zeigt, wo der im Besitz aller physischen und mechanischen Gewaltmittel befindliche Staat, vertreten durch den Gewaltmenschen Bismarck , vor der aller physischen und mechanischen Gewaltmittel vollständig baar« si'tiei Kirche demüthig die Segel streichen mußte. besser Es gibt also noch andere Macht mittel, als die der rei» der! mechanischen physischen Gewalt und auf diese anderen Macht- Zelot mittel, die wir für die stärkeren halten und deren größere Stärk« onsch- in tausend geschichtlichen Beispielen zu Tage getreten ist, stützen wir mit s Sozialdemokraten unsere Taktik, wenn es uns nutürlüh Besch auch nicht einfallen kann, die physische, mechanisch- Gewalt außer Rech �ern nung zu laffen. uikun Diese Gewalt berechnen wir aber. Und dieRevolutionäre der Kloste That" thun es nicht das ist ihr zweiter großer Fehler. Kein Zweifel, daß durch einen kühnen Handstreich irgend eine poü~ tische oder industrielle Hauptstadt Paris , Lyon , Chicago übel- rumpelt und unter die Hercschast sozialistischer Arbeiter gebracht werde» J"*"1 kann. Was ist jedoch damit erreicht? Im Februar 1848 siegten di>'chli Pariser Arbeiter und trotz des Heldenmuths, den sie dann i« der Junischlacht entwickelten, erlagen sie der kolossalen Uebermach boliti der verbündeten Bourgeois- und Reaklionsparteien. Und das Schickst I?us der Kommune? Ging das Pariser Proletariat nicht an der Gleich t!"1 giltigkeit oder Feindseligkeit der ungeheuren Majorität de« rj*' Bevökerung zu Grunde? J*" d Wir sagen: solang« die ungeheure Mehrheit der Bevölkerung de» i Sozialismus feindlich ist, kann die sozialisiische Partei durch den Appel an die physische, mechanische Gewalt sich blos blutige Niederlagen hole»» Ms" welche die Partei zurückw rfen. i 4i0lläl Die physischen und mechanischen Gewaltmittel befinden sich gege»! wärtig noch zum bei weitem größten Theil in den Händen unsere«~ Feinde, und ein Appell a n d i e p h y s i s ch e, m e ch a n i s chs Gewalt kann unter solchen Umständen nur unsere»? Feinde ti zu Gute kommen.> Das wissen sie auch; und darum suchen die europäischen Gewalthab« überall das sozialistische Proletariat z» Putschen und sonstige«**te,c Gewaltstreichen zu reizen, die Wasser aus die Mühle der Genxü»®® f Haber wären. Die Mahlow -Jhring sind eine stehend« Figur in der modernen Reaktionsgeschichte. In den Vereinigten Staaten giebt es freilich keinherrlichel g Kriegsheer"; und es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieRevolutionär der That" dies in Betracht genommen haben. U in so stärker i? mit t dort die bürgerliche Gesellschaft. Wäre Chicago die Haupi- menia stadt eines monarchisch-militärischen Musterstaats, wo das entmündigt Bürgerthum von der Polizei am Gängelband geführt wird und jedO ttaen Selbständigkeit und jeden Charakters entbehrt, dann würde eine Uebe? P�sen rumpelung viel leichter gewesen sein. Von der riesigen Macht gleich- entfaltung, deren das amerikanische Bürgerthum fähig ist, konnten wi> uns während des Kampfs gegen die Sklavenstaaten einen annähernde» seilen Begriff machen. Und solange der Sozialismus sich nicht in Amerika d« vortre Massen erobert hat, und solange er aus eine winzige Minorität b» h,; schränkt ist, wird er sich bei jedem einzelnen Appel! an die Gewalt einer erdrückenden Uebermacht gege» übersehen. In despotischen Ländern, in Staaten mit persönlichem Regime«» zgi und ohne Bürgerthum, wie Rußland , da läßt sich duri Handstreiche von Mann gegen Mann, durch Verschwörunzen ui» Putsche die Regierungsmaschine zum Stocken bringen, ja zerbrechen sich hi in einem politisch und wirthschaftlich hoch entwickelten Lande geht da« zu vei nicht; und von allen Ländern der Erde sind die Vereinigten Staut«««eis dasjenige, woesamwenigstengeht. Tro Solange dort die Anwendung der auf die Dauer unwiderstehlich«« M b moralischen und i n t e l I e k t u e l l e n M a ch t m i t t e l so l e i ch- si« wie bis jetz! ist, schneidet sich der in's eigene Fleisch, der ohne Roth??rert Gewaltmitteln greift, oder gar zu Zerstörungsmitteln, die durch ihr«« t,efe> grausamen Charakter an sich bereits den Unwillen, nicht blos der Parte» Js* gänger des Kapitalismus, Heraussordern.>(«iklus Wird die Lehre beherzigt, so ist das in CH-cago vergossene Blut nich umsonst geflossen. Wir wollen es wünsch- n. �ber Tagen Wo alles liebt, kann HanS allein nicht Haffen. Hau« T S ch e r r, der weiland streitbare Kämpe fürFreiheit und Aufklärung vorbei der in den glorreichen Tagen der Eröffnung des Bismarckischen Kultu» kampfes es fertig bekam, in der Person des Redakteurs Paul Lindau 2) vom Berliner Stadtgericht wegen Religionsverspottung zu Gesängn«! verurtheilt zu werden und dazu gehörte für einen Liberalen damu>« 3) sehr viel hat jetzt, wo jene Gesellschaftsklassen, die sich selbst d« besseren nennen, weil es keine schofleren gibt, wieder fromm werden, au« feinen Weg nach Damaskus gefunden. In seinem neuesten Buch, ei» Gestalten und Geschichten" betttelte Kollektion von halb schöngeistii 4) halb im Kannegießerton geschriebenen Aufsätzen erzählt uns der bra » b) Hans, wie er mit seiner Familie einen Ausflug nach dem Wallfahrtso» In Maria Einsiedel» gemacht, und wie es ihn dort plötzlich vor dem Marie» Vjmml bilde wie eine Art Offenbarung überkam. Und mit dem Eifer ein» k Neubekehrten legt die alte Vettel, halb im altgewohnten Fischweiberto» ii>gter halb salbungsvoll augenverdrehend, wie folgt los: j, Ist nicht ein wahrhaftes und wirkliches Wunder die ganz unbezweif»«ort. bare Thatsache, daß Hunderttausende, Millionen von mühseligen und b- 9"en tadenen Menschen, auf den Steinfließen vor der Gnadenkapelle knieeiü min> der schwarzen Mutter Gottes ihre Roth und ihr Leid geklagt haben u»|fnu8 erleichtert, getröstet und gebeffert weggegangen sind? Stehen diese Arm«« Tage im Geiste menschlich und sittlich nicht berghoch über den halbgebildet«» Lewuß oder ganz bildungslosen Pöbelhaufen der großen Städte, welche nur no» �nso an das von dünkelhasten Asterweisen gepredigte, rohinaterialistische Dogm»»usl Der Mensch ist auch nur ein Thier," glauben und daraus die Ruf �de anwendung ziehen, daß sie sich bestialisch aufführen müßten und dürste» Ü» st e Ich meine, wir haben es sattsain schaudernd miterlebt, wie die losg«.. Nu- lassen« Menschenbestie zu wüsten und zu wüthen vermag. Von dem, w« in der Seele des Volkes vorgeht, des wirklichen und wesenhuften Volke» Um welches mit dem in der Sudelküche kommunistisch-anarchistischer Hetzer« �lol zurechtgemachten AbstraktuinVolk" nichts gemein hat, haben die Herr» Materialisten nicht die entfernteste Vorstellung."""en Wenn's nicht der große Hans Scherr gesagt hätte, so könnte es Her ünd C Stöcker oder irgend ein anderer Kapuzinerpfaffe gesagt haben. Das«! H. die alte, tausendmal abgeleierte Weise von der beseligendenArmuth i< Geiste", die ja, wenn sie vor dem Heiligenbild kniet, für den in d«»>aueri Verdauung eines vortrefflichen Diners begriffenen Bourgeois, und« ,-Kc er Professor der Kulturgeschichte, einen sehr erquicklichen und erbaulich»«de Anblick gewähren mag, die aber, wenn siegetröstet und gebeffert" heü»! gekehrt ist, bald ihr ästhetisches Gesicht verliert und sich von demhast Halt, gebildeten Pöbelhaufen" der großen Städte nur durch die größere Roi. heit unterscheidet. DieseArmen im Geiste" sind es, welche bei all» Volksaufständen die wildesten, fanatischsten Elemente geliefert haben. trotz deserhebenden" Einflusses der Kirche. Man muß nationalservil»'�ik Kulturhistoriker sein, um diese allbekannte Thatsache frech zu ignorire» Wer aber der Kirche solche Wunderwirkung der Besänftigung der G« v- r müther andichtet, die sie zwar auszuüben vorgibt und, wo ihre Int« z, J" reffen mit denen der Reichen zusammenfallen, auch auszuüben versuch« die sie aber nie auszuüben vermocht hat sie konnte nur die Geist« echten der muß natürlich auf der andern Seite den bösen Materi» listen alles möglich- Schlechte nachsagen. Und weil einFanatiker d« Materialismus" der Philosoph Ueberweg den albernen Au« z," spruch gethan, etsehne" sich nach Gleichgesinnten, diemit Wonne d«» R" katholischen und protestantischen Christen sammt den Rationalisten niede« m kartätschen, wenn es noth thut, dreißig Jahre lang", wegen dieses eine«£feif Mannes ruft Basilio-Scherr denunziatorisch-aug-nv-rSreh-nd aus: Also auf inquisitorisch« Großthaten, aus Maffenabschlachtungen lies Jre das materialistische Kakangelium�) hinaus? Bielleicht merken sich da tz-" unsere Bildungsphilister, die gewohnt sind, jeder Narrethei, welch« si> P1 für Fortschritt ausgibt und in die Mode zu bringen versteht, ihre den« m.'" träge Zustimmung zu geben." Als ob nicht jede geistige Bewegung ihre Fanatiker, ihre Zerrbild« tv 1,6 gehabt hätte. Aber diese Kampfesweise ist noch bei allen Renegaten b«. liebt gewesen. Um ihre Fahnenflucht zu bemänteln, jammern sie üb« q, 0 Intoleranz, wie Herr Scherr überPfaffen" undOrthodoxie des U« glauben«". DiePfaffen des Unglaubens" haben noch Keinen weg« Rl'1 feines Unglaubensniederkartätscht", Herr Scherr, sie laffen Jeden na«__ _ der SD dünge *) Kak-angelium= schlechte Botschaft, im Gegensatz zu Eo-angeliu> diill =- gute Botschaft. Solche Wortkunststückchen sind eine Spezialität d« folgen Herrn Scherr, die er übrigens andern abgeguckt hat.»D