Beschäftigung von Frauenspersonen unter Tage mit Geldstrafe bis zu S0 Thlr. bedroht worden. Gegen dieses Verbot hat sich besonders in Oberschlesien   die Kohlen- Industrie erhoben und verwahrt und namentlich der Bergpolizei die gesetzliche Kompetenz zum Erlaß so unbedingter und allgemeiner Arbeits- verböte ausgesprochen, indem sich dieselbe nur auf Erlaß von Anord- nungen erstrecken soll, welche Leben und Gesundheit der Bergarbeiter, männlicher wie weiblicher, gegen Gefahr und Schädigung sicher stellen. Ein gänzliches Verbot der Frauenarbeit unter Tage könne nur im Wege der Gesetzgebung ergehen. In Belgien   reichen die betreffenden Diskussionen, Enqueten, Peti- tionen u. s. w. über diesen Gegenstand schon bis in den Anfang der vierziger Jahre zurück. Zunächst kam die Frauenbeschäftigung unter Tage bei der Enquete zur Untersuchung, mit welcher durch königliche Verordnung vom?. Sep- tember 1843 eine besondere Sachverständigen-Kommiffionen beauftragt wurde. Die Resultate dieser Enquete sind später zusammengestellt und veröffentlicht worden in dem Werke, betitelt:Ermittelungen über die Lag« der arbeitenden Klassen und über die A r b« i t der Kinder."(Brüffel. Druck von Th. Lesigne. 1848.) In derZeitschrift des Berg- und Hüttenmännischen Vereins" in Oberschlesien   vom Jahre 1363 hat Herr Adolf Fr an tz, Sekretär dieses Vereins, in einer hochwichtigen Arbeit:Die Beschäftigung der Frauen und Mädchen beim Bergbau unter Tage" Mittheilungen sowohl aus dieser Enquete als auch aus dem an die königlich medizinische Aka- demie zu Brüffel gerichteten Bericht, datirt vom 23. November 1368, veröffentlicht, aus welchen hervorgeht, daß bei diesen Untersuchungen nicht nur die sanitäts- und sittenpolizeiliche Seite der Frage dabei zu genauester Untersuchung gekommen, sondern auch die soziale und poli- tische und namentlich auch die Kompetenzsrage der Gesetzgebung und Polizei bezüglich des Emschreitens gegen die freie Frauenbeschäf- t i g u n g. Herr Frantz, der in seinem oben bezeichneten Aufsatz Vieles aus den angegebenen Untersuchungen mittheilt, wovon wir weiter unten Einiges auszüglich wiedergeben, sagt:Alle diese Schilderungen bringen uns übrigens nichts Neues; dieselben Klagen, die bei uns heute noch verlauten(daß es in neuerer Zeit anders und Keffer geworden, bleib dahingestellt) über den Bergarbeiter, über seine Mängel und Fehler, über seine Trunksucht, seine Liebe zu Müssiggang und Zerstreuung, seine Vor- liebe für Kirmessen und Märkte, sein Leichtsinn und seine Verschwendung in der Anwendung seines Lohnes, seinen Umgang mit Mädchen und Frauen, seine schlechte Ernährung, Wohnung und Kleidung, alles wie bei uns tont comme chez nous!" Der belgische Bergarbeiter scheint hiernach mit dem oberschlesi- s ch e n, namentlich dem polnischen Arbeiter, eine wahrhaft über- raschende Aehnlichkeit in Sitten und Gewohnheiten, im Innern und Aeußern zu haben, und diese Aehnlichkeit der Zustände und Verhältnisse ist es, welche die Vorgänge in Belgien   bezüglich der zur Entscheidung und Erledigung stehenden Arbeiterfragen für Oberschlesien   ebenso lehr- reich als maßgebend erscheinen laffen. Wie die Uebel in Leben und Lage des Bergarbeiters, so sind auch die Ursachen derselben in Belgien  und Oberschlesten fast dieselben: Unwissenheit, Aber- und Unglaube(?); leibliche, sittliche, geistige Verwahrlosung in der Kindheit; eine Unzahl von Schänken und Schnapshäusern; Verführung zum leichtsinnigen Kreditnehmen; Uebertreibung und Ausbeutung des Wuchers seitens der Kreditgeber: Schädlichkeit der Arbeit und des Ausenthalts in schlecht ventilirten und feuchten Gruben und Zimmern bei Nacht und bei Tage; Vereinigung beiderGeschlechter während derArbeit und Ruhe, beim Kommen und Gehen: das sind die Hauptursachen des Verkommens und Verderbens des belgischen Bergarbeiters." Die Handelskammer von Möns(Belgien  ) berichtet 1843, nachdem sie die Häufigkeit der außerehelichen Gemeinschaft beider Geschlechter (ooncnbinaAe) beklagt hat, über deren Ursachen: Die Sittlichkeit der jungen Arbeiterinnen muß natürlich den Einfluß der allgemeinen Verderbniß verspüren lassen, und diese Verderbniß ist um so tiefer, je enger Frauens- und Mannspersonen bei den Arbeiten vereinigt sind, entzogen jeder Ueberwachung seitens des Familienober- Hauptes. Die Mädchen, welche in den Kohlengruben arbeiten, haben ost eine Meile Weges zu machen und zwar während der Nacht, um zur Arbeit oder nach Hause zu gehen. Diese Wege werden gemeinschaftlich mit den nämlichen Bergarbeitern zurückgelegt,.mit denen sie häufig die Schänken besuchen, und diese alltägliche Vertraulichkeit gibt offenbar zu fortwährenden Unordnungen Anlaß. Ehe sie in die Gruben fahren, wechseln die Mädchen ihren Anzug gegen Mannskleider, und obgleich sie hierzu ein besonderes Lokal haben, so ist doch die Achtsamkeit der Auf- seher nicht so groß, daß man sicher wäre, daß dort Alles nach den Geboten der Sittlichkeit und des Anstandes herginge."
Sozialpolitische Rundschau.
Zürich  , 2. Juni 1886. Dummheit ist Macht. Jedermann kennt den hübschen, trost- reichen Satz:Wissen ist Macht"; Jedermann, der den Gang der modernen politisch- sozialen Bewegung verfolgt, weiß aber auch, daß die Thatsachen dem Satz auf's Bedenklichste widersprechen. Es fällt uns natürlich nicht ein, die Macht, welche in dem Wissen liegt, welche durch das Wissen gewährt wird, ableugnen oder auch nur unterschätzen zu wollen, aber soviel steht fest, wenn wir unter Macht die Herrschaft in Staat und Gesellschaft verstehen, und uns die heutigen Machthaber betrachten, so muß dasWissen ist Macht" uns als ein seltsam opti- mistisches Paradoxon erscheinen. Greifen wir uns nur den pommer'schen Krautjunker und Reichsgrün- der Otto von Bismarck   heraus, der anderthalb Jahrzehnte lang für den größten Staatsmann der Gegenwart, wo nicht aller Zeiten gehalten wurde und von einigen nationalliberalen Bierphilistern noch heute ge- halten wird wie oft hatten wir nicht unser Staunen über die geradezu phänomenale Unwissenheit dieses Menschen kundzuthun, der von Ratio- nalökonomie und Gesellschaftswissenschaft nicht die leiseste Ahnung hat, und vor den einfachsten wirthschaftlichen Vorgängen wie der Stier am Berge steht. Und die kolossalen Böcke, welche in den in Bezug auf ihre Materie so simplen Arbeiterversicherungsgesetzen geschossen worden sind, be< weisen, daß die Unwissenheit sich nicht auf die Person des deutschen Reichskanzlers beschränkt, sondern auch seinen Gehilfen und Werkzeugen anklebt. Und doch übt diese Sippe von N i ch t s w i s s e r n, von rohen Knownothings, eine Macht aus, deren Unbeschränktheit das diame- trale Gegentheil der in jeder Bethätigung dieser Macht sich bekundenden geistigen Beschränktheit ist. Das ideale, optimistische:Wissen ist Macht" wird da durch diebrutalen Thatsachen" brutal umgestoßen, auf den Kops gestellt und in das reale, pessimistische:Unwissenheit ist Macht" verwandelt. Kein Zweifel: die Unwissenheit ist Macht die Unwissenheit hat die Macht und ist die Macht. Freilich und hier fällt ein Lichtstrahl in diese pessimistisch-realistische Finsterniß die Unwissenheit, welche die Macht hat,.und die Unwissen- heit, welche die Macht i st, sind zwei sehr verschiedene Dinge; und die Macht der unwissenden Macht Haber würde sofort zur vollständigen Ohnmacht werden, wenn jene andere Unwissenheit verschwände, welche die Quelle ihrer Macht ist nämlich die Unwissenheit der Be- herrschten, der Ausgebeuteten oder, wie die Arbeiter-Mar- seillaise ausdrückt:der Unverstand der Masse n." Dies« Unwissenheit bildet die Macht der unwissenden Machthaber. Kein Zweifel: D u m m h e i t i st M a ch t, wie wir es au die Spitze dieser Ausführungen gesetzt haben. Das heißt: die Dummheit des Volkes ist die Macht der politischen und sozialen Machthaber. Diese Dummheit zu bekämpfen, ist unsere Aufgabe. Indem wir sie bekämpfen, führen wir den wirksamsten Krieg gegen die heutigen Macht- Haber. Es gibt zwar ein Dichterwort:mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens"; das soll uns jedoch nicht beirren. Was den Göttern, die selber nur Kinder der Dummheit sind, nicht gelungen ist und nicht gelingen kann, ist für uns gottlose Menschen ein erreichbares Ziel. Unv der ganze Gang der menschlichen Kulturentwicklung ist eine Kette von Siegen, welche derstaubgeborne" Mensch über die Dumm-
heit, die blöde Mutter der Götter und Götzen lebendigen wie todten erfochten hat. Jeder Schuß, den der kecke Menschengeist in die Nacht der Dummheit hineinfeuert, ist ein Schutz ins Schwarze, der die Machthaber trifft; jeder Fußbreit Land, der Dummheit abgerungen, mindert die Domäne der Volksausbeuter: jeder Schlag gegen die Dummheit istein Stoß ms Herz" des herrschenden Staats- und Gesellschaftssystems, und der Tag wird kommen, wo die Dummheit nicht mehr der Fußschemel bru< taler, unwissender Gewalthaber ist. Dann wird das Motto am Tempel der Klassenherrschaft:Dumm- heit ist Macht!" zugleich mit diesem Tempel verschwinden, und das gute, alteWissen ist Macht" hört auf, eine gedankenlose Redens- art oder bewußte Lüge zu sein.
Gleiches Recht für Alle. In Spremberg   sagen einige Arbeiter einem Flegel von Beamten die Wahrheit, der sie mit:Dumme Jungen!" und anderen Liebenswürdigkeiten traktirt hatte; bindet ein Arbeiter ein rothes Taschentuch an einen Stock, und sollen einige junge Leute die Arbeiter-Marseillaise gesungen haben. Deshalb Prozeß wegen Aufruhr und Proklamirung des kleinen Belagerungs- zustande s. In Elbing   überfallen(Oktober 1884) Volkshaufen eine Wählerversammlung, sprengen dieselbe, widersetzen sich den Behörden, verüben die furchtbarsten Exzesse, so daß das Militär einschreiten muß und ein paar Leute erhalten geringfügige Strafe wegengroben Unfugs". Die Exzedenten waren Konservative. In Greifs- wald kommt es(vorigen Juli) zu einem furchtbaren Tumult; die Polizei wird durchgeprügelt, ein Polizist schwer verwundet, viel Eigen- thum zerschlagen, die Ruhe der Stadt einen Tag lang gestört. Von den Urhebern dieses Krawalls wurden soeben die meisten freigesprochen, zwei bekamen kleine Geldstrafen, einer zehn Tage Haft auch wegengroben Unfugs". Nichts weiter. Die Krawaller waren Studenten. Die Moral ist: Wenn Zwei dasselbe thun, ist es nicht dasselbe. Was beim Studenten und Konservativen ein harmloserUnfug" ist, das ist beim Arbeiter und Sozialdemokraten ein Auf- rühr. Studenten und Konservative werden mit kleinen Geldbußen oder «in paar Tagen Haft bestraft Arbeiter und Sozialdemokraten mit jahrelangem Gefängniß oder gar Zuchthaus. Und wenn Studenten und Konservative die Thäter sind, ist das Gemeinwesen von keiner Gefahr bedroht; wenn aber Arbeiter und Sozialdemokraten die Thäter sind, dann muß der Staat durch Belagerungszustand und andere schöne Mittel ä la Eisenbartgerettet" werden. Kurz nicht auf die That kommt es an, sondern aus den Thäter. Und das nennt sich:Gleichheit vor dem Gesetz  " und ist diepolitische Moral" unserer Feinde.
Ein unverdächtiger Gewährsmann. In der Reichstags- sitzung vom 21. Mai hatte Exzellenz Puttkamer   auch Stellen aus unserm Leitartikel in Nr. 19 zitirt als Beweis, daß wir dieMord- brennereien" und sonstigen Greuelthaten in Chicago   gebilligt hätten. Nun war erstens dieser Artikel, wie für jeden ersichtlich, der lesen kann und lesen will, vor Eintreffen der Nachrichten über die Chicagoer  Ereignisse geschrieben, zweitens enthält weder er, noch einer der seither erschienenen Artikel unseres Blattes eine Entschuldigung der in Chicago  verübten Greuelthaten. Im Gegentheil, kein europäisches Blatt hat die- selben, d. h. die wirklichen Greuelthaten, schärfer verurtheilt als wir. Der Minister hat also mit seinen Zitaten eine doppelte Korrektur der Wahrheit verübt. Jndeß, es wurde in dem erwähnten Artikel doch als die Ursache der größeren Kraft der amerikanischen   Lohn- it. Bewegung die U r w ü ch- s i g k e i t, d. h. die g e w a l t t h ä t i g e Form, in der dieser Kamps viel- fach noch geführt wird, bezeichnet. Wir haben damit freilich noch keine Empfehlung dieser Form des Kampfes ausgesprochen, sondern nur eine zeitgeschichtliche Erscheinung zu erklären versucht, indeß, wir haben uns nicht über diese urwüchsige Form des Kampfes in der gebührenden Weiseentrüstet", wir haben ihn sogar als unter gewissen Umständen kleineres Uebel für die Arbeiterklasse bezeichnet, und auch das muß ja eigentlich schon ein Verbrechen in den Augen jedes guten Bür- gers sein, dem der Polizeistaat im Kopf steckt. Wenigstens lollte man es nach den Aeußerungen nicht blos derNorddeutschen Allgemeinen", sondern auch mancher, sich höchstunabhängig" geberdender Blätter meinen. Da gereicht es uns denn zum doppelten Vergnügen, in der Berliner Volkszeitung" einen Gewährsmann für unsere Ausführungen zitirt zu finden, so unverdächtig, wie nur irgend denkbar. Nämlich den biedern, lammfrommen Herrn Wilh. Thukydides Roscher, königlich sächsischer Geheimrath man denke! und Professor an der Leip- ziger Universität. Im Leitartikel seiner Nummer vom 28. Mai schreibt das bürgerlich-demokratische Blatt: Nun sind wir weder berufen, noch verpflichtet, jenen Artikel des Sozialdemokraten  " zu vertheidigen, aber ein eigenthümlicher Zufall will es, daß der konservative Professor Roscher, ein Altmeister der national- ökonomischen Wissenschaft, diese Aufgabe schon seit mehreren Jahrzehnten erfüllt hat. Auf Grund der amerikanischen   Erfahrungen kommt auch er zu folgenden Sätzen, die sich nur durch die akademische Form von dem Gedankengange desSozialdemokraten" unterscheiden:Neben den reellen Segnungen des hohen Arbeitslohnes läßt sich ein gewisser, oft unbequemer äußerlicher Trotz der niederen Klassen, welcher damit verbunden zu sein pflegt, schon mit in Kauf neh- m e n. Er ist für die höheren Klaffen gradezu eine sittliche Schule; für die niederen doch gewiß eine kleinere Sünde, als die feigen, tücki- schen Laster der Unterdrückte n." So Herr Roscher, und es nimmt der Richtigkeit seiner Aeußerung gewiß nichts, daß dieselbe vor Jahrzehnten geschrieben. Die feigen, tückischen Laster der Unterdrückten   merkt Euch diese Worte, deutsche Arbeiter. Möge es Euren Feinden und falschen Freun- den nie gelingen, sie in Euch großzuziehen.
Deutschlands   Schmach. Unter dem Datum des 20. Mai haben die Vertreter der P h i l o l o g e n- V er e i n e meist Gy m- nasiallehrer Rheinlands und Westfalens eine Avresse folgenden Inhalts an Bismarck   gerichtet: Durchlauchtigster Fürst  ! Hochgebietender Herr Reichskanzler! Als Vertreter der beiden, nahezu die gesammten akademisch gebildetenLehrer an den h ö h e r e n Unt errichtsanstaltejn von Rheinland   und Westfalen   umfassenden Philologenvereine bitten die unterzeichneten Vorstände derselben Ew. Durchlaucht, den Ausdruck des tiefsten Dankes entgegennehmen zu wollen für die Ueber- weisung der H ö ch st i h n e n(!!!) zu Ihrem 70. Geburtstage von der deutschen Nation dargebrachten Ehrengabe zur Begründung derSchön- hauser Stiftung" für Beflissene des höheren Lehramts. Ew. Durchlaucht haben dadurch unser» Stand nicht nur aufs ehrenvollste aus- gezeichnet, sondern auch ein Werk geschaffen, welches auf ferne Zeit hin demselben äußerlich zur Wohlthat, geistig zum Segen gereichen wird. Unser Dankgefühl aber wird noch erhöht durch die Worte, mit welchen Ew. Durchlaucht die Aufsicht über jene Stiftung dem jeweiligen Ersten Präsidenten des Herrenhauses überwiesen haben! Daß diese den höhern Lehrerstand ehrenden, die ihm innewohnende Bedeutung würdigenden Worte von dem nächst unserm Kaiser verehrtesten Manne Deutschlands  , von dem Mitschöpfer deutscher Einheit gesprochen worden sind, verleiht ihnen das höchste Gewicht. Wie wir erfreut sind über die von Em. Durchlaucht damit bekundete Anerkennung unserer Berufsarbeit, so ent- nehmen wir ihnen auch für alle Zukunft Antrieb und Sporn, in Amt und Beruf als die Träger idealer Gesinnung und Pfleger des natio- nalen Gegankens bei der Jugend uns zu erweisen und so auch an un» serm Theile zur Befestigung und Erhaltung deö nationalen Werkes bei- zutragen, dessen Gründung und Aufrichtung Ew. Durchlaucht Ihr Leben gewidmet haben. In größter Ehrerbietung Ew. Durchlaucht gehör- samste Diener u. s. w." Gehorsamste Diener, der Ausdruck ist richtig. Lakaien, die ein Trink« geld erhalten, können sich nicht kriechender bedanken als die gebildeten Herren Gymnasiallehrer für den ihnen hingeworfenen Bettelpfennig. Ehren soll er ihren Stand? Wissen die Herren nicht, wie dieses Geld- geschenk zusammengebracht worden, daß gemein st er Betrug unv Erpressung an ihm kleben? O hätten sie nur einen Funken von dem im Leibe, was man Ehre nennt, sie würden sich dieses Korrup- tionsfonds schämen, da sie ja nicht den Muth haben, ihn abzulehnen. Aber die Ehre dieser Herren, die zum größten Theil Reservelieutenants sind, hat mit wirklicher Mannesehre nur den Namen gemein, eS ist nichts als Dünkel und Aufgeblasenheit, diese untrennbaren Korrelate des Lakaienthums.
Und das sind die Leute, welche unsere zukünftigen Richter, Lehrer, Aerzte ic. heranbilden! Welche Gesinnung sie ihren Pflegebefohlene« einträufeln, das sehen wir am heutigen Studententhum, das mit wenigen. sehr wenigen Ausnahmen an Rohheit der Gesinnung und Rohheit de! Benehmens kaum von dem verkommensten Straßengestndel übertroffe» wird. Der Gesellschaft hat der Korruptionsfonds grade noch gefehlt.! Schon das erste Stipendium aus dem Bismarckpfennig hat eine üb«' aus bezeichnende Verwendung gefunden. Es ist einem Gymnasiallehra Raidt in Ratzeburg   zuertheilt worden, dessen Verdienste u» die Wissenschaft darin bestehen, daß er bei der letzten Reichs-! tagswahl als Hauptagitator für Herbert Bismart. fungirt hat. Dem Verdienste sein Trinkgeld. Machts ihm nach Philologen! Die vorstehende Notiz war bereits gesetzt, als wir in verschieden« Zeitungen lasen, daß der biedere Vorstand der Philologen-Vereine an! eigene Faust gehandelt, die Adresse den Mitgliedern nicht erst vor gelegt hat. Um Niemand Unrecht zu thun, konstatiren wir das aut» drücklich, wenngleich wir nach früheren Proben im Voraus sicher such daß die etwaigen Proteste gegen die Adresse sehr dünn gesäet sei»-
mit de, raiso Hoch Zeit!
werden.
Auf höheren Befehl abgesagt. Im Einverständniß mit de« klerikalen Staatsminister Bernaert hat der liberale Bürger- meister B u l s von Brüssel   die von unser» belgischen Genossen aus Pfingsten einberufene Manifestation zu Gunsten des allgemeine» Stimmrechts untersagt, angeblich weil er über nicht genügen« militärische Kräfte verfügt, um etwaige, gegen den Willen der Einberufer entstehende Unruhen niederhalten zu können. Es ist ein offenes Gehei m- niß, daß dieser Beschluß von Berlin   aus soufflirt worden ist. G» wisse Nerven können es nicht vertragen, daß noch irgendwo in eine« Lande ein freier Hauch sich regt. Man lese nur, wie die Reptilienpresse, die sogenannten Witzblätter voran, über die Vereinigten Staaten herfäll» und der Union   unter Hinweis auf die Chicagoer   Bombe denunziatorisch- schadenfroh zuruft:Seht, das ist die gerechte Strafe dafür, daß cht politischen Verbrechern Asyl gewährt, daß Ihr keine Ausnahmegesetz« habt wie wir!" Und eine Massendemonstration zu Gunsten des allgemeine« Stimmrechts, in demselben Moment, wo man sich in Berlin   den Kops- darüber zerbricht, auf welche Art man diese fatale Einrichtung im Reich wieder los werden könnte, im benachbarten Belgien   ruhig mitansehen! Undenkbar, das geht nicht, das darf nicht sein. Schnell, ein Waffe« strahl nach Brüffel, aber an die richtige Adresse. Und für den, der d« weiß, wessen Posten im gegenwärtigen Moment in Belgien   am meiste»! erschüttert ist, kann auch kein Zweifel darüber bestehen, welchen Weß dieser Strahl genommen. Ueberdies, wer gern tanzt, dem ist leicht gepfiffen.! Unsere belgischen Genossen werden also nunmehr, gemäß den in Gen! gefaßten Beschlüssen, statt der einen großen nationalen Manifestation solche in den Provinzialhauptstädte»�abzuhalten suchen. Wer- den auch diese verboten, so wird ein großer allgemeiner Arbeitet- k o n g r e ß nach Brüssel   einberufen werden, gegen den die Polizei g« nichts thun kann, da sie nur bei Demonstrationen unter freiem Himm«! ein Wort mitzureden hat. Wie sich aber auch die Sache gestalten möge- moralisch haben unsere Genossen bereits den Sieg errungen. Das Bei- bot der Demonstration ist die beste Bestätigung, wie tief die Beweguitz bereits im Volke sitzt. Man verbietet nicht, was man nicht fürchtet. Ab die belgischen Sozialisten vor fünf Jahren für das allgemeine Wahlrech demonstrirten, kümmerte sich kein Teufel um sie. Man ließ sie in all« Ruhe ihren Umzug machen, und die Sache war abgethan. Heute vfl bietet man ihren Umzug, und die Sache ist nicht abgethan. Das bei- zische Volk wird die Konsequenzen aus dem Verhalten seiner Regier« schon zu ziehen wissen.
Puttkamer an der Arbeit für uns. AuS Berlin   schreib« uns eine Genossin: Ueber die Fachvereinsorzanisationen der Berliner   Arbeite- rinnen hat die Presse so vielfach berichtet, daß wir die Vorgäng« innerhalb derselben als bekannt voraussetzen dürfen. Ob diese Verei« in der Lohnbewegung»c. nicht bessere Erfolge erzielt hätten, wenn meh> sozialdemokratische Elemente in denselben vertreten gewesen wären, wolle« wir hier nicht erörtern, obwohl es wahrscheinlich ist. Thatsache aber ist- daß dieselben nur zum kleinen Theil darin vorhanden waren, und meisten der Führerinnen überall der sozialistischen   Bewegung entgegen- traten. Nun kommt der Puttkamer'sche Erlaß, über den die Sozial- demokraten, die weiblichen wie die männlichen, lachen, und der wie ei« Blitz aus heiterem Himmel alle die unschuldigen Gesinnungstreuen, dene» die Arbeiterinnen sogar erst die Liebe zu Stöcker austreiben mußtest getroffen hat. Alle Arbeiterinnenversammlungen werden verboten, d« Vereine selbst sind geschlossen worden. Geht das Ausfegen der B« wegung weiter fort, was bleibt dann den Arbeiterinnen übrig, u«-' was können sie anders thun, als sich der geheimen Bewegung d« Sozialdemokratie anzuschließen? Sie haben sich zum Theil redlich gege> das sozialistische Prinzip gesträubt, aber Puttkamerchen, Puttkamerche« Du hast einen goldenen Löffel gesunden, um es ihnen einzugeben. rend sie vor Entsetzen über Dich den offenen Mund zu schließen ve« gessen, steckt man es ihnen ohne Schwierigkeit hinein. Die geheime B> wegung ist frei, und es ist noch viel Platz darin. Was scheren uns die Bourgeoisgesetze oder Mmisterialerlasse! Aus ruffische Maßregel' gehört eine russische Antwort; nur so weiter, und die deutschen Frau«' werden dieselbe ebenso gut zu geben wissen als ihre russischen Scha« stern. Stehen die Frauen erst einmal auf unserm Boden, dann wii* die Arbeiterbewegung noch einen ganz andern Aufschwung nehmen jetzt, und das kommt mit Hülfe solcher Erlasse, wie der Deinige. Ei> HuiÄth für Dich, Puttkamerchen!"
sich na» hier üb der n« dazu se nur e i schuftig stellt. Tisch Dies- bekannt stund lc hauptu: von all der Po gewich: standen Angenc Person- Nomme Vereins listenge kratie j bestrebi von de- g-setzes erklärt, zum Zi Nun bew e stberhm müßte Beweg: »Abe handha Zi hebt m 'erei vorliege vielen Der verübt nung, Ried Urhe iu z« '«gt sind! Und tischen Rgitire Das genug »nd Al .. Dazi dickfelli Aberta schlösse- stander solche I Doq des Fa gesellsä Und« Mo er die Ka den al Mußte. brech Dieb z «öpz au», Die gessen , Die letzige schas ?kutig( Dar
Väterchen schwillt der Kamin. In Sebastopol   hat« in emer Ansprache auf diegroßen Thaten" hingewiesen, welche d« russischen Kriegsflotte im Schwarzen Meer bevorstehe» und in Moskau   hat er sich von dem Metropoliten   eine Ansprache hall« lassen, worin der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß das griechist katholische Kreuz bald wieder auf der heiligen Sophia in Konstantinops erglänzen werde. Der russische Autokrat hält es also gar nicht metz für nöthig, sein panslavistischen Pläne zu verbergen. Er fürchtet d« Widerstand der Großmächte so wenig, daß er ihnen auf die unzw« deutigste Weise zu verstehen gibt: ich pfeife aus Euch. Er läßt es a« einen Krieg ankommen, ja, er wünscht einen solchen, denn er hat« nöthig, den Blick des russischen Volkes nach Außen zu lenken, b« nationalen Chauvinismus in jeder Weise zu schüren, um die politisch' Freiheitsbestrebungen zu ersticken. Ob aber die Völker Europa's   dazu da sind, sich dem Despot»' Alexander zu Liebe die Köpfe blutig zu schlagen, ist eine andere Frag' Wenn ihnen diese Eventualität in absehbarer Zeit in Aussicht steht,« haben sie sich dafür bei jenen Staatsmännern zu bedanken, die den& lüften des Zaren allen möglichen Vorschub geleistet, die dafür gesorjf haben, daß eSkein Europa  " mehr gibt. Der Friede und die Freiheit Europas   haben nur einen Verbündete' in Rußland  , und der heißt Nihilismus. Und den haben uns«« maßgebenden Politiker schmachvoll verrathen.
Echild »einen stch d. gesitte Allsbe »Ii von? vrei tz
m.Der bayerische   König soll einem bedeutenden Grade v« Irrsinn versallen sein; er trägt z. B. gegenwärtig das K l e i h ein« Mandarinen und soll gewillt sein, die chinesische Etikett an seinem Hofe einzuführen, und zwar so, daß die Dien«! schast künftig auf dem Bauche zu Füßen Sr. Majestät! kriechen hätt e." So schreibt Ende Mai ein ultramontanes schweiz  ' Blatt. Irrsinnig" nennt man hiernach den deutschen   Monarchen, d« lediglich seiner Zeit um einige Pferdelängen vorausgeeilt?! Das Bauchrutschen der Nationalliberalen, das allerge ho> samste Ersterben des preußischen Betteljunker- und Bureaukrat� thums, das K a n z l e r w e d e l n vor seinemHerrn und Gebiete» das P u t t k a m e r' sche Rippenbrechen an denGrundrechten" deutsch  U n t e r t h a n e n", und zu guter Letzt die feierliche A u f h ä n g u« des� päpstlichen Pantoffels durch Windthorst und Genoß' zuoberst der deutschen Reichsregierunzsmaschinerie was ist das and»» als die Jnaugurirung der mongolischen WeltHerrscher-Jdee? Der Stechschritt auf den militärischen Schinderangern, der v«' nunftbegabte Männer gleich dresfirten Gockelhähnen vor ihren Peinig«' herumhüpfen lehrt, ist nichts Anderes als eine Vorübung dei geistig' Stechschritts, den Junker und Pfaffen dem geknebelten Volk vorhüp''' um endlich in Europa   das famose Taikum- und Mikado spi'
-o ru treuge schw Fabri über Brust Vera» üb«, ders »U v, Ue> schied- solgte dlejen M de! Arref Wen tzierbe iu-r «tust fce zi her der q QU blick, alsda sucht ihm I »uerß «igst sein, Mit, Schi- Etrei der j Bdli,