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Worte Kaysers so auszulegen versucht, als wenn unsere Partei der Vorblage unter gewissen, heute möglichen Voraussetzungen zustimmen würde. . Unsere Genossen ersehen, daß dieses die reine Flunkerei ist, selbst Kayser wollte nur ausdrücken, daß er nicht die schroffe Stellung Heine's eins en nähme, der unter einen Umständen einer Branntweinsteuer zustimmen zu können erklärte, und dem Minister den Nath gab, wenn der Staat feine Kulturaufgaben erfüllen wolle, so solle er die Mittel durch Antrebung eines Weltschiedsgerichts, bei gegenseitiger Abrüstung der Rationen, Einführung einer nach oben start steigenden Einkommensteuer tmit Selbstabschätzung zu erlangen suchen; sollte auch das noch nicht zuie reichen, so solle jeder Bürger von dem Vermögen, welches er über 100,000 Mart befize, einen entsprechenden Theil als einmaligen Beitrag pf entrichten. Der Finanzminister erklärte, auf diese Vorschläge nicht eint. gehen zu können.
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Gegenüber dem Regierungs- Entwurf legten nun die Konservativen einen solchen von ihnen ausgearbeiteten Entwurf vor, welcher sich von bem der Regierung dadurch vortheilhaft unterschied, daß er die Einnah men der Steuer in erster Reihe den bedrängten Branntweins brennern zu Gute tommen lassen wollte. Der Branntwein sollte ent hiernach um 30 Pfg. per Liter, nämlich 60 Pfg. per Liter Alkohol, theurer werden, außerdem ein Brennermonopol unter Staats garantie( nur nicht blöde!) geschaffen werden. Die Nationalliberalen hlugen 40 Pfg. per Liter Trintbranntwein( 80 Pfg. per Liter Alkohol), bas Bentrum 12%, Pfg.( 25 Pfg. per Liter Alkohol) vor.
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Von der Schacherei hinter den Koulissen, die sich dabei unter den Schnapssteuerfreunden entwickelte, macht man sich keinen Begriff. Erst wollten die Krautjunker des Zentrums mit den konservativen Agrariern ur gemeinsamen Ausbeutung der Volksmasse Hand in Hand gehen, bis ihnen Windthorst das Handwerk legte, dann ging das Feilschen zwis ihen Nationalliberalen und Konservativen an, scheiterte aber an der Intereffenfrage, und schließlich scheiterte die ganze Schnapssteuervorlage an der Unlösbarkeit des Problems:
1) der Regierung, und
nts 2) den großen Brennern
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und dabei doch
viel Geld einbringen,
3) den Konsumenten in den Städten, auf die Zentrum und National liberale Rücksicht nehmen müssen, nicht zu große Opfer zuzumuthen. Offiziell verlief die Sache so:
Nach Ablehnung aller andern Anträge wurde der Antrag des Zentrums( 25 Pfg. per Liter Alkohol) angenommen( dagegen Deutschfrei finnige und Sozialdemokraten). Der Antrag ber Deutschfreifinnigen, die Regierung um Aufklärung über die beabsichtigte Verwendung der zu er wartenden Beträge zu ersuchen, wurde mit den Stimmen der Deutschfreifinnigen, Zentrum und Sozialdemokraten, 13 gegen 11 Stimmen ( der Pole scheint sich der Abstimmung enthalten zu haben) angenommen bie und endlich wurden zum Schluß der ersten Lesung alle Vorlagen abgelehnt, heba bas lebriggebliebene der Borlage feiner Partei, mit Ausnahme der cen Nationalliberalen, welche um jeden Preis etwas zu Stande bringen wollen genügt.
Es wird also der Schacher in zweiter Lesung aufs Neue beginnen, fie notabene wenn es in dieser Session noch zu einer solchen kommt.
So viel steht aber schon jetzt fest: der Branntwein( d. h. die Brannter wein verzehrende arbeitende Boltsklasse) muß noch sehr bluten- zu Der Gunsten der Rittergutsbesizer und nothleibenden ow selbständigen Gutsbezirke, welche( nach Aussage der Ronservativen) an den Schullasten zu Grunde gehen." Der Geiz und die Habgier dieser gottes fürchtigen Gesellschaft übertrifft faft noch ihre Rohheit.
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Die Ordnungshelden an der Arbeit. In Grünau und be Röpenit bei Berlin hat am Himmelfahrtstag der Säbel ge zu bauen. Einige hundert Maurer hatten eine Landpartie nach erstgeift. nanntem Drt gemacht und trafen daselbst auch sofort eine Anzahl Gens ja barmen an, die ihnen auf Schritt und Tritt folgten. Daß diese infame mt Ueberwachung den Unmuth der Arbeiter auf's Aeußerste reizte, tann ben man sich denken, sie müßten wahre Schafsnaturen haben, wenn sich nicht ngs jede Faser in ihnen gegen solche Gemeinheit empörte. Als schließlich gig fogar noch berittene Gensdarmerie von Röpenik hinzufam, schriß den Arbeitern die Geduld, es tam zu heftigem Wortwechsel und ent. schließlich zu Handgreiflichkeiten. Ob dabei die Arbeiter angefangen, wie an die Polizeiblätter schreiben, darüber wird uns wohl noch Spezialbericht ol, zugehen, jedenfalls steht so viel fest, daß sie in brutalster Weise provozirt ber worden waren, und daß die Leiter der Gensbarmen nur zu gern die an Gelegenheit benutzten, dreinzubauen. Eine Anzahl Arbeiter haben ift ganz erhebliche Wunden davongetragen, so erhielt einer derselben einen rug tiefen Säbel hieb über den Kopf, einem andern wurde der Untertiefer gespalten 2c. 2c. Natürlich wurden auch verschiedene Ver ter haftungen vorgenommen.
enn So kann sich denn Buttkamer froh die Hände reiben, seine weisen und ng" umsichtigen Maßregeln bewähren sich vortrefflich. Man verbietet alle gen, Bersammlungen, man löst alle Vereine auf, trennt die Arbeiter von ier, ihren Führern, provozirt fie durch schimpfliche Bespionirung, und es en müßte mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht so auf die einfachste rch Weise in die Lage versezt würde, jederzeit nach Bedarf„ Ruhe und vie Drdnung" wiederherzustellen. Von diesem Gesichtspunkt aus war Röpenit So nur erst eine kleine Probe, die aber herrlich gelungen ist. Nicht wahr, mts Exzellenz?
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Von geschätzter Seite wird uns geschrieben:
ten In Amerita graffirt jetzt baffelbe Attentats fieber, wie 1878 in ter Deutschland . Die Chicagoer Bomben sind in ihren Wirkungen das ges naue Gegenstüd der Hödel Nobiling'schen Schüsse. Daß diese Schüsse bon unzurechnungsfähigen Menschen ohne politischen Zwed abgefeuert wurden, die Chicagoer Bomben dagegen nach Plan und Methode, von euten, die damit ihr politisches Programm zur Ausführung brachten*)- das ist für die Wirkung vollkommen gleichgültig, denn die gewissengen losen Feinde der Volkssache fragen nicht nach den Motiven und dem Wesen der Handlung, sondern nur nach ter nackten Thatsache, und ob fie fich gut fruttifiziren läßt. Das Spießbürgerthum, in seiner um das bischen Eigenthum und Leben, läßt sich aber aus jedem Strohwisch einen Wauwau und ein Gespenst vormachen.
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Der Unterschied zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland Eage puncto des Attentats- und Schießfiebers ist bloß der, daß dort, bei der freien Verfassung des Landes, eine politische Ausbeutung schwerer möglich ist, und in Folge der höheren politischen Bildung des nt Bürgerthums das Angstfieber sich rascher verliert.
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In Deutschland waren es Bismard und seine hungrigen Junker, net welche die Attentatsfrüchte einheimsten in Amerita ist es die Bourgeoifte. In Deutschland wurde unter dem Einfluß des Attentats fiebers bas Sozialistengesetz, d. h. die Polizeiallmacht, proklamirt, und der den Raubzug gegen das arbeitende Bolt, Wirthschaftsreform genannt, orga nifirt. In Amerika wurde unter dem Eindruck des Bombenschrecks die Achtstundenbewegung für den Moment möglichst verdorben. Hier wie nal dort die gleiche Gewiffenlosigkeit in Ausbeutung der zwei niederften arte menschlichen Leidenschaften: Furcht und Habsucht. Wenn man die amerikanischen Blätter heute lieft, glaubt man sich in das Jahr 1878 Jurüdverfekt.
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18 Wie epidemisch„ brüben" das Angstfieber ist, erhellt daraus, daß sonst ganz vernünftige Leute davon angesteckt sind, z. B. der bekannte badische Revolutionär, General Franz Sigel , der zwar kein Kirchenlicht ift, aber doch im Grunde ein ganz anständiger Mensch.
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In einer Feftrede zur„ Stiftung des Vereins der deutschen Patrioten bon 1848 und 1849" sagte Herr Sigel:
Wir wollten ein einiges Vaterland, ein geeinigtes Volt, ein Parlament, um dieses Volk zu vertreten, die Last der stehenden Heere end zu vermindern, ein öffentliches Gerichtsverfahren und Schwurgerichte, Ge Freizügigkeit, d. h. das Recht, sich im großen, allgemeinen Vaterlande no an irgend einer Stelle anzusiedeln, das Recht der freien Versammung, der freien Stebe und Anderes mehr. Dazu wollten wir dem Bolte verhelfen, um es zu befähigen, sich einmal selbst zu regieren. Und für diese Freiheiten und dafür, daß wir das Volk von der Herrschaft Biber vierunddreißig Fürsten befreien wollten, griffen wir zu den Waffen zogen ins Feld. Wir haben das nie bereut! Wir thaten das, wie
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*) Die Pflicht unparteiischer Berichterstattung gebietet uns, zu erwäh teuer nen, daß die Chicagoer Anarchisten entschieden in Abrede stellen, daß elbe einer der Ihrigen die Bombe geworfen. Zur Beurtheilung der prin ipiellen Seite der Frage ist dies jedoch gleichgültig. Die Redaktion bes Sozialdemokrat."
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man hier zu sagen pflegt, offen und aufrichtig, in a fair way". Nicht heimlich und tückisch mit Dynamit, mit dem Dolch oder der Brandfackel, sondern offen und ehrlich mit Mitteln, die das Völkerrecht anerkennt. Wer seinem Gegner auf offenem Felbe gegenübertritt, der geht recht und ehrlich zu Werke. Weil wir hier auf amerikanischem Boden das finden, was wir im alten Vaterland angestrebt haben, deshalb können wir, die alten Freiheitskämpfer von 1848-49, diesen Mörder und Dynamit. Banden, die jetzt hier versuchen, ihr Unwesen zu treiben, kein Recht geben. Deshalb müssen wir der konser vativen Bevölkerung der Ver. Staaten, zu welcher ja auch jeder DeutschAmerikaner gehört, helfen, diese Mörderbanden in ihre Grenzen zurückzuweisen. Glücklicherweise gibt es noch Richter, die das ohne Bagen thun werden. Dem Fanatismus, den falschen, anarchistischen Doktrinen muß man in den Weg treten, ehe dieselben emporwuchern und großen Schaden anrichten können. Es ist die Pflicht eines jeden guten Bürgers, sich nicht durch die falschen Doktrinen irreführen, sich nicht durch die Bomben und Dynamit- Argumente einschüchtern zu lassen, sondern mit allen Kräften für die Rechte und Freiheiten dieses Landes einzustehen."
Das Sigel'sche Pathos zu kritisiren, überlassen wir den Lesern wenn wir es hier mittheilten, geschah es nur um seiner symptoma tischen Bedeutung willen. Wie groß muß das Angstfieber sein, wenn es einen Mann wie Sigel, der auf manchem Schlachtfelde den Beweis geliefert hat, daß er kein Hasenherz ist, zu solch' kläglicher Jeremiade veranlaßt!
Und wohlgemerkt: Herr Sigel hielt seine Festrede am 21. Mai, und am 4. Mai, also 17 Tage vorher, waren die zwei nach Anderen war es blos eine Chicagoer Bomben geworfen worden. Das Dynamit ist doch ein wunderbares Ding!
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Und als Puttkamer sich neulich von seinem Ihring Mah= Iow verabschiedete, der auf eine Mission nach Frankfurt a/ M. geschickt ward, mögen in seinen Polizeigedanken und Polizeigefühlen die Chicagoer Bomben keine ganz unterordnete Rolle gespielt haben. Ceterum censeo;
Aufgepaßt auf Buttkamer und die Putttämer linge! Die Lorbeeren der Chicagoer Anarchisten Tassen sie nicht schlafen. ad pm
Doppelt abgebrannt. En hat seit einiger Zeit Pech, nachdem EN so lange Glück gehabt. Nicht blos politisches Pech( Kulturkampf, Rarolinenblamage, Fiasko auf der Balkanhalbinsel , mit der Rolonial politik u. f. w.), sondern auch privates, oder wirthschaftliches. Neulich hatten wir zu melden, daß JHM SEINE Schneidemühle abge= brannt. Jetzt erfahren wir, daß JHM dieser Tage auch SEINE Papiermühle abgebrannt ist. Es ist das dieselbe berühmte oder historische" Papiermühle, welche das Telegrammen und sonstiges Papier für das Reich liefert. Ein Reichskanzler als Lieferant für das Reich das ist allerdings etwas Neues, und in punkto der Geschäftlichteit ist ER unzweifelhaft original und auch genial. Jtem, En ist doppelt abgebrannt, und wird Schwierigkeiten haben, die einträglichen Lieferungen rechtzeitig zu effettuiren. Indeß ER ist ja Reichskanzler und kann SEJNE Lieferungsfristen zur Noth verlängern. Es ist etwas gar so hübsches, wenn man ein guter Geschäftsmann ist, und dabei die ,, Klinke der Gesetzgebung" und das Heft der Gewalt in der Hand hat. Uebrigens, find selbstverständlich Gebäude, Maschinen und Papiervorräthe versichert" schreiben die Blätter. Wir brauchen also für den doppelt Abgebrannten vorläufig noch nicht sammeln zu lassen.
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Gesetzeswächter- Gesetzesverächter. In Berlin sind in der vorigen Woche zwei Versammlungen genau in dem Momente aufgelöst worden, als Genosse Kayser das Wort nahm. Auf eine gegen die erste dieser Auflösungen ste traf eine Versammlung des Vereins für Rechtsschutz und Justizreform eingelegte Beschwerde antwortete der Polizeipräsident von Berlin , Herr von Richthofen, die Auflösung sei auf seinen persönlichen direkten Befehl erfolgt. Mit andern Worten: Der Lieutenant hatte Auftrag, Genosse Kayser unter keinen Umständen sprechen zu lassen. Was Puttkamer im Reichstag Bebel anfündigte, was sächsische Behörden gegen Vollmar, bayerische gegen Lieb knecht praktizirt, scheint danach allmälig auf alle sozialistischen Abges ordneten ausgedehnt zu werden: lokale, provinzielle oder über das ganze Reich ausgedehnte Sprech verbote.
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Daß diese Maßregel ein frecher Willkürakt ist, ein Hohn auf alle Ges ſetze die Ausnahme gesetze, welche die Herren für sich gemacht, inbegriffen, braucht nicht erst betont zu werden. Wann hätte das politische Abenteurerthum je nach Recht und Gesetz gefragt? Sie machen von ihren Machtmitteln den Gebrauch, der ihnen gerade in den Kram paßt. Heute heucheln ste Geseglichkeit, und morgen moquiren sie sich über alle Gesetze. Bei Bebel, Liebknecht und Vollmar konnten sie noch auf beren revolutionäre Reden und Erklärungen im Reichs- und Landtage hinweisen, aber nun die Maßregel auch Kayser trifft, zieht dieser Vorwand nicht mehr, die Maske fällt, und hinter ihr steht nichts als der nadte, brutale Rlassen egoismus.
Gut so. Die Arbeiter werden sich die Lehre merken und zur gegebenen Zeit die Konsequenzen aus derselben zu ziehen wissen.
Und ferner sei bei dieser Gelegenheit konstatirt, welch' eine willfährige Kreatur des Herrn Buttkamer der neugebackene Berliner Polizeipräsident ist, von dem selbst liberale Blätter seinerzeit wissen wollten, er sei das Muster eines ehrenhaften Beamten. Nette Ehrenhaftigkeit, die sich zu solchen unsauberen Maßregeln hergibt.
Wir werden diesen Herrn von Richthofen etwas genauer in Augenschein nehmen.
Die Alten und die Jungen. Der Sohn des Philosophen Schelling ist Unterstaatssekretär und eine Säule der protestantischen Orthodorie, der Sohn des Philosophen Hegel ist Oberkirchenrath und eine Säule der protestantischen Orthodoxie, und der Sohn des kürzlich verstorbenen Geschichtsschreibers Nante, bisher Pfarrer am Militär waisenhause zu Potsdam , wird jetzt als Ronsistorialrath nach Berlin berufen, nachdem er seine Qualifikation bewiesen als Säule der protestantischen Orthodoxie. Man mag über die philosophischen und historischen Theorien der Bäter denken wie man will, man wird allen dreien nicht bestreiten können, daß sie Denter und Forscher waren. Aber die Söhne? Streber, Streber und wiederum Streber. Dunkelmänner in des Wortes vollster Bedeutung.
Indeß sie haben ihre Zeit begriffen, sie wissen, daß die Tage dahin find, wo die Bourgeoisie nach Licht und Aufklärung verlangte. Sie find die Bahnbrecher der neuen Generation des Bürgerthums, das nur einen Wunsch hat: in seiner Ruhe nicht gestört zu werden, und dessen Augen das Licht des Tages so wenig vertragen können als seine Handlungen. Dämpfen ist heute die Parole. Gedämpfte Farben in der Politik, gedämpftes Licht in der Religionsfrage. Im Dunkeln ist gut munkeln.
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Königlich preußische Sozialreform. Jn Berlin wurden im Monat Mai 47 Versammlungen polizeilich verboten gegen 3 im Monat April. Vom Verbote wurden, nach der Richter'schen " Freisinnigen Zeitung", betroffen: 30 gewerkschaftliche Vers ſammlungen, 11 Arbeiter Bezirksvereins Versamm Iungen, 5 Arbeiterinnen Bersammlungen und 1 ge= werbliche Versammlung. Außerdem wurden 11 Versammlun gen polizeilich aufgelöst gegen 15 im Monat April und zwar: 6 Arbeiter Bezirksvereins und 2 ge wertschaftliche Versammlungen, 1 Bolts, 1 Mäntelnäherinnen und eine Arbeiterinne n- Versammlung. Dafür erfolgte aber im Monat Mai die polizeiliche Schließung des Fachvereins der Maurer, der Presfommission der Bauhandwerker", des Vereins zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen, des Vereins der Arbeiterinnen Berlins , des Fachvereins der Mäntel näherinnen."
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Da der Putttamer'sche Erlaß in unparteilichster Weise Arbeiter und Unternehmer betrifft, so scheint uns auch eine Statistit der verbotenen und aufgelösten Unternehmerversammlungen und der polizeilich geschlossenen Unternehmervereine am Plage. Sie würde zu den lehrreichsten Vergleichen Gelegenheit bieten. Jst vielleicht einer unserer Leser in der Lage, uns aus Unternehmerfreisen Jemand zu bezeichnen, der eine solche Statistik aufmachen würde? Besondere Kenntnisse sind nicht erforderlich. Wenn der Betreffende bis brei zählen kann, so ist das mehr wie genug.
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Die Polizeifinger und das Eigenthum. Wie berechtigt unsere Mahnung in Nr. 22 war, das Arbeitereigenthum vor den langen
Fingern der Polizei sicher zu stellen, zeigt eine vor kurzem in Halle a/ S. paffirte Geschichte.
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Ein dortiger Arbeiter, Mitglied eines Fachvereins, war behaussucht worden. Der Mann ist Abonnent des Sozialdemokrat" und hatte die einzelnen Nummern unsers Blattes der Reihenfolge nach aufgezogen an der Wand hängen. Jm Uebrigen fand die Polizei nichts Verbotenes, mußte also unverrichteter Sache abziehen. Doch nein etwas hatte ste doch erreicht. Sie verlangte nun von dem Betreffenden, er solle ihr angeben, von wem er das Blatt beziehe. Natürlich weigerte er sich, und wird nun wegen Zeugnißverweigerung zu 150 Mark Geldstrafe verurtheilt. Arbeiter pflegen heutzutage teine Rapitalien auf der Bank zu haben, und so ging es auch unserm Delinquenten. Er konnte nicht zahlen und hätte somit brummen müssen. Doch die Polizei hat eine feine Witterung. Sie behaussuchte ihn noch einmal und fand richtig 90 Mark bei ihm.„ Aber die gehören nicht mir, die gehören dem Fachverein!" wendet der Arbeiter ein. ,, Ach was, Fachverein," ist die Antwort, der geht uns nichts an." Sprachen's, strichen das Geld ein, und was die Polizei einmal hat, gibt sie nicht wieder heraus. Und auf dem Gericht werden, trok seines Einspruchs, die 90 Mark ihm verrechnet Justiz und Polizei verstehen sich, wie der Schlepper" und der Spieler beim Bauernfang. So heiligt man von Amtswegen das Eigenthum notabene, wenn es mühsam erarbeitete Arbeiterold groschen sind.lan is slote our stud Darum noch einmal, weg von ben Polizeifingern! sid
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Das Denunziantengesindel, an dem es in despotischen Staaten nie fehlt, ist im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte" ganz besonders zahlreich, und zwar rekrutirt es sich hauptsächlich inners halb des nationalliberalen Mast, Spieß- und Angstbürgerthums. Nun, da das Pack durch die straffere Handhabung" des Sozialistengesetzes wieder Oberwaffer bekommen hat, wagt es sich wieder ans Tageslichtganz wie im Jahr der Attentatsschande. Ein klassisches Beispiel erfahren wir aus Offenbach , wo die nationalliberale Sippe von dem berüch tigten Fri Dernburg, der jetzt in der Berliner ,, Nationalzeitung" sein Wesen treibt, in allen Rünsten der politischen Gesinnungslosigkeit und Niedertracht erzogen worden ist. Unter den gelehrigsten Schülern des Fritz Dernburg befindet sich ein gewiffer Pirazzi, feines Reichens Dichter, Kaufmann und Hanswurst. Eine unendlich komische Figur, der auch unendlich viel Komisches passirt ist, und die ganz harmlos durch das Leben gewandert wäre, wenn sie sich nicht in den Kopf gesett hätte, unter des biedern Friz Dernburg Führung ein ernsthafter und zwar nationalliberaler Politiker zu werden. Und da bildeten sich denn, unter des biederen Fritz Dernburg Führung, in dem von Haus aus so harm losen Dichter, Kaufmann und Hanswurst Pirazzi( Emil ist er getauft) allerhand ganz ungeahnte Fähigkeiten aus, namentlich das nationallibe rale Haupttalent des Verdächtigens und Denunzirens. Herr Pirazzi, Emil, hat schon verschiedene Proben seines Denunziationstalents abgelegt; allein was er dieser Tage, wohl inspirirt durch die Sittlich teitstiraden und Tugendbildereien des geschmackvollen Puttkämerlein was er dieser Tage geleistet, das ragt thurmhoch über all seine frühern Leistungen auf diesem Gebiet.
Bekanntlich erscheint in Offenbach ein tägliches Arbeiterblatt, das Offenbacher Tageblatt", geleitet von dem sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Ulrich. Es würde schwer sein zu entscheiden, was den Offenbacher Nationalliberalen im Allgemeinen, und dem Dichter, Kaufmann und Hanswurst Pirazzi im Besondern der größere Dorn im Auge ist: Ulrich oder das ,, Offenbacher Tageblatt". Und es muß auch zuge geben werden, Ulrich und das„ Offenbacher Tageblatt" haben den Offenbacher Nationalliberalen und speziell dem Dichter, Kaufmann und Hanswurst Pirazzi schon manchen redlichen Merger bereitet. Jedoch der Grimm der nationalliberalen Seelen macht sich wenigstens in nichts Schlimmerem Luft, als in rohen Schimpfereien und in der Anzettelung kleiner Stan dale. Dann und wann gabs auch ein Denunziatiönchen, indeß sie waren relativ unschuldiger Natur. Diesmal genügte das aber nicht unserem Dichter, Kaufmann und Hanswurst mit dem italienischen Namen und dem deutschen Herzen"( deffen Echtheit er selbst bescheinigt hat). Er erhob sich in die höchsten Regionen nationalliberaler Staatsmännischkeit: er wurde Denunziant im großen Stil", und gleich sein erstes Stück nar ein Meisterstück. Anknüpfend an eine Debatte im hessischen Landtag, bei welcher Ulrich sehr heftig mit dem Staatsminister Finger hinter einander gerathen war schrieb nicht zu des Letzteren Vortheil unser Dichter, Kaufmann und Hanswurst Pirazzi eine Korrespondenz an das nationalliberale Reptilblatt Frankfurter Journal", und sagte darin unter Anderm:
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,, Wenn aber der Herr Staatsminister Finger aus der täglichen Lektüre des Ulrich'schen Blattes den Eindruck der unerhörtesten Schürung des Klaffenhaffes gewonnen, so verstehen wir nicht, inwiefern dies Blatt, welches nun schon so viele Jahre lang Tag für Tag unter gleicher Flagge segelt, nicht auch unter das Sozialistengeset fällt, wie so viele seines Gleichen schon in Deutschland , ja im Lande Hessen selbst, nämlich in Mainz ? Diese Frage haben sich schon sehr Viele vorgelegt, ohne bis jezt die richtige Antwort darauf gefunden oder erhalten zu haben?"
Nicht wahr, ein hübsches Denunziatiönchen? Unmöglich, es besser zu machen. Herr Pindter von der Norddeutschen Allgemeinen", des biederen Otto Vertrauensmann, Hausknecht und Doppelgänger, wird vor Neid bersten.
Was die Schürung des Klassenhaffes betrifft, welche dem„, Offenbacher Tageblatt" in die Schuhe geschoben wird, so ist das eitles Gefasel. Und so wenig unser Denunzant von sozialen, politischen und auch unpolitis schen Dingen versteht, das weiß er doch, daß es eitles Gefafel ist. Denn wenn irgend ein Arbeiterblatt in Deutschland sich vorsichtig von Allem ferngehalten hat, was der allmächtigen Polizei als ein Verstoß gegen das Sozialistengesetz erscheinen konnte, so ist es das„ Offenbacher Tageblatt". Aber es hat auf die nationalliberalen Jämmerlinge losges hauen wie kein zweites Blatt in Deutschland , und auch der große" ( von seiner Frau und einem kleinen Kreis von Freunden", die er das für manchmal ,, traktirt", läßt er sich als großen Mann" tituliren) Dichter, Kaufmann und Hanswurst Emil Pirazzi hat manchen kräftigen Hieb meist freilich nur mit der Pritsche, wie es einem Hanswursten ziemt, abbekommen. Und sintemalen der Dichter, Kaufmann und Hanswurst Emil Pirazzi eine sehr hohe Meinung von sich selbst hat, ist es ja nur zu natürlich, daß er sein geniales( denn er hält sich für ein Genie) Persönchen mit ,, Staat und Gesellschaft" identifizirt, und, stolzer noch als Ludwig der Bierzehnte, der Sonnenkönig", der blos den Staat verkörpern wollte, von sich denkt: der Staat und die Gesellschaft bin ich, der große Emit,- und wer mich, den großen Emil, angreift oder nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt, macht sich einer Majestätsbeleidigung, einer Aufreizung zum Klaffenhaß, eines Attentats auf die Staats- und Gesellschaftsords nung, oder irgend einer ähnlichen Enormität schuldig.
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Wir wissen nicht, ob es in den leitenden Regionen des Darmheffens heutzutage lands Naive gibt, die den großen Emil für ernst nehmen ist alles möglich jedenfalls soll der Dichter, Kaufmann und Hans wurst Emil Pirazzi aus Offenbach a/ M., mit sammt seiner Denunziation, die wir ihm fein säuberlich auf die Brust kleben, an den Schandpfahl gestellt sein.
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Der deutschfreisinnige Reichstagsabgeordnete für den Kreis Nord= hausen, Gerichtsrath 2er che, hatte bei einem Beleidigungsprozeffe des deutschfreisinnigen Wahlkomites gegen das Nordhäuser Reptilienblatt ,, Nordh. Courier" einen Zeugeneid geleistet.
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In einem Artikel der Berliner Staatsbürger- Zeitung"( Reptil der schmierigsten Sorte) wurde darauf Lerche beschuldigt, mit diesem Eid einen Meineid geschworen zu haben.
Verfasser dieses Artikels war der Redakteur des„ Nordh. Cour.", ein gewiffer von Schlieben , welcher, bevor er diesen Vertrauensposten der konservativen Partei bekleidete, sich wegen Postdiebstahl im Amt 6 Monate Gefängniß zugezogen, und auch sonst noch verschiedene Diebereien und Schwindeleien begangen hatte.
Dieser Mensch hatte nun sein verleumderisches Machwerk auch an das ,, Aschersleber Tageblatt gerichtet, welches Blatt jedoch diese Originaleinsendung dem Abgeordneten Lerche zusandte. Lerche stellte nunmehr gegen v. Schlieben und den Redakteur der Berliner Staatsbürg- 8tg." Strafantrag und sandte an die Berliner Staatsanwaltschaft als Beweis
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