gegen ewährleisteten Rechte in striktem Widerspruch stehe. Alsdann wurde olgende Resolution zur Abstimmung gebracht: be

Die heutige Massenversammlung verurtheilt aufs Entschiedenste das Auftreten der städtischen und kantonalen Behörden gegen die Per Streifenden, das geradezu einen provokatorischen Charakter annahm. inge; Sie spricht ihre tiefe Entrüstung aus über das Blutvergießen, welches eine die Polizei durch Schießen gegen das Publikum verschuldet hat. Sie Garatterifirt die Spiller'sche Verfügung als Verfassungsbruch und Amts Sätten mißbrauch und erklärt, die Schuldigen vor dem Richter zur Verant­nim wortung zu ziehen, um an Stelle der jetzigen Willtürherrschaft die weiter. Gesetze wieder zur Geltung zu bringen. Sie brandmarkt die zürche­mten? tische Journalistit, die durch ihre Entstellung und Tendenzberichte der Preffe des Auslandes willkommenes Material zur Verhöhnung und Stil Bekämpfung unserer republikanischen Institutionen und Freiheiten Wenn liefert."

deten, Ein unabsehbarer Wald von Händen erhob sich dafür, womit die folgte eigentliche Versammlung zu Ende war. Die Menge löfte sich alsbald in zwei befter Ordnung auf, die Mitglieder der Arbeiterorganisationen aber for: achten mirten sich zu einem imposanten Zuge, der, ein Mufifforps an der Spike, mit wehenden Fahnen durch die Stadt nach der Bürgliterrasse Sögens marschirte, wo der deutsche Arbeiterverein eine gesellige Unterhaltung zu Gunsten der streitenden Schlosser abhielt. Auf den Straßen, die der nd des Bug pasfirte, bildete das Publikum Spalier, und wenn es auch in dem felben an grimmigen Gefichtern nicht fehlte, so waren doch die Zeichen ber Sympathie vorherrschend. Als der Zug die Polizeiwache passirte, iefer vor der sich im Laufe der letzten Woche die stürmischen Szenen abge­n ents cht ein pielt, ließen es sich die Maffen nicht nehmen, der Polizei ironische Dva eniger ionen barzubringen, sonst bewegte sich der Zug in derselben Ruhe, die ättern die Versammlung auszeichnete.

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uf der In hiesigen und auswärtigen Blättern ist vielfach davon die Nede, choben daß bei den Tumulten vor der Zürcher Hauptwache un saubere Elemente, Provokationsagenten 2c. die Hand im Spiele gehabt. Wir sind nicht der ußerte Ansicht. Es sind ja bei allen Straßenszenen Elemente zugegen, die am e" zusärmmachen ihre Freude haben, im Großen und Ganzen war, nach Allem, was wir gehört, namentlich in den beiden ersten Tagen, die emein natürliche Erregung über das Niederschießen des Arbeiters Fischer der einzige Provokationsagent. Arbeiter, die sonst zu den Ruhigften gehören, waren in jenen Tagen in einer Stimmung, von der man sich kaum eine Vorstellung macht. Umsomehr ist die musterhafte Disziplin anzuer tennen, welche am Sonntag unter den Auspizien der organisirten Arbeiter­fchaft herrschte.

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Effiger Inficu gegen Tun auszu chäd ohen Am 8. Juli wird der Spiller'sche Erlaß im Züricher Kantonsrath zur Imeh Sprache kommen. Da die Mehrheit deffelben aus Liberal Konservativen besteht, so ist eine Mißbilligung des Erlasses von dieser Körperschaft nadeter 970 nicht zu erwarten. Warten wir daher den Erfolg des von der Arbeiter. schaft eingeschlagenen Rechtsweges ab.

Die Polizei war vernünftig genug, sich vollständig paffiv zu verhalten. Ueberhaupt scheint man maßgebenderseits eingesehen zu haben, daß man u weit gegangen und besteht wohl nur noch Anstands halber auf seinen Schein.

e rein um zum Schluß noch einmal auf die Demonstration zurückzukommen, gezeig fo erklären wir nur noch, daß der würdige Berlauf derselben Zürich in der b jeder Beziehung zur Ehre gereicht.

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, leid Lakonisch. Der Resolution des Reichstags, den Tüpfel maud Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Vermehrung Боф der Bahl der mit der Beaufsichtigung der Fabriken bes trauten Beamten, unter thunlichster Verkleinerung der Aufsichts: nüglid bezirke, überall da herbeigeführt werde, wo sich das Bedürfniß einer fruch solchen Maßregel zur vollkommenen Erreichung der Aufsichtszwecke be reits herausgestellt hat oder noch herausstellen wird sowie einer Gottes Eingabe wegen Befreiung der gewerblichen Töpfereibetriebe von der man fid Unfallversicherungspflicht, wurde teine Folge zu geben beschlossen." So faffund steht wörtlich in dem offiziösen Zeitungsbericht über die letzte Sit­nodung des Bundesraths vor Pfingsten. Beschluß obendrein ganz harmlosen und wischiwaschigen n hätte Dem ilin des Reichstags über die Fabritinspettoren, ziemlich der einzigen tbegna Frucht", die aus den Arbeiterschutzgesegdebatten hervorgegangen, wurde von der Lakaien­natürlich auf Antrag des Schnapsjunkers Ottó thabert gesellschaft, genannt Bundesrath, feine Folge gegeben". an dem Einfach in den Papierkorb geworfen. Motiven Hätte es sich um ein Almosen für die preußischen iebfede Schnaps junter gehandelt, so wäre das Resultat ein anderes ges tauwesen. Aber hier handelte es sich um einen kleinen Brosamen, der den und da wurde von den Name Arbeitern hingeworfen werden sollte teit be praktischen Chriften" und Sozialreformern, wie sie sich selber so gern n Mor benamsen ,,, keine Folge gegeben."

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naden Und dann judte es dieses Schnapsjunkervolt, dem Reichstag einen eit un Fußtritt zu versetzen. fis, Nun wer Fußtritte empfängt, der verdient sie auch, sagt ein der u altes Sprichwort. Und hat es Recht oder Unrecht?

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Andere Zeiten und Phrasen. Vor 10, 15 Jahren, als dem Reichsrausch noch nicht der Reichstazenjammer gefolgt war, pflegten bie Reichsmeier und Reichsreptilien zu prahlen:" Dhne die Erlaubniß ige bes beutschen Reiches fann fein Kanonenschuß in Europa abgefeuert her, b rtränk Es war das eine stehende Lieblingsphrase, die dem biederen Michel zum Frühstück, Mittagsbrod und Abendessen aufgetischt wurde. stere

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Inzwischen ist es anders geworden. Und dieser Tage war in der gut Bismard'schen Leipziger Zeitung", bem amtlichen Drgan der sächsischen Regierung, wörtlich zu lesen:

" Es wird leider immer flarer, Rußland will Europa nicht zur Ruhe tommen lassen, und es gibt keine acht, welche es daran hindern kann."

Also das großmächtige deutsche Reich, ohne deffen Erlaubniß vor wenigen Jahren noch kein Kanonenschuß in Europa abgefeuert werden burfte, ist jetzt nicht im Stande, das militärisch, politisch und finanziell chte u bankrotte Rußland an der Störung der europäischen Ruhe zu hindern Opf und zur Raison zu bringen! img nicht schi Ein fläglicheres Eingeständniß können wir uns nicht denken; und im mei Borbeigehen bemerkt, enthält dieses klägliche Eingeständniß die glänzendste Rechtfertigung der sozialdemokratischen Abgeordneten, die nach dem jogenannten heiligen Kriege"- unter dem wiehernden Gelächter der Reichsmeier im Reichstage nachwiesen, daß durch die Annegion von Elsaß- Lothringen der politische Schwerpunkt des Festlandes von Europa gesehen nicht nach Berlin , sondern nach Petersburg verlegt worden ist. Wie's gemacht wird. Unter dem Motto: aus dem Polizei- Telephon" schreibt man uns aus Hessen Darmstadt : troitele

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Das Neueste

Währenddem sich das bayerische Bolt" über den Tod seines Königs be.bie Röpfe zerbricht ober auch zerschlägt, werden in unserm Heffen, belande und dem preußischen Regierungsbezir! Wiesbaden die Arbeiter Allgemeinen und die Sozialdemokraten im Besondern gut thun, über die folgende Bekanntmachung, in die uns ein hessischer Bersam Kreisrath( Gott verzeihe ihm seine polizeiwidrige- Unschuld) Einsicht u faff nehmen ließ, gehörig nachzudenken und sie sich gründlich einzuschärfen. Das Schriftstud lautet:

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Das Großherzogliche Ministerium des Innern und der Justiz an fämmtliche Kreisämter.

" Sekret"! Betreff: Handhabung des Sozialistengesetes. Das Großherzogliche Ministerium des Innern und der Justiz und die ejenig Rönigliche Regierung in Wiesbaden haben mit Zustimmung des Reichs. yes tanglers folgende Maßnahmen in rubrizirtem Betreff vereinbart: Sämmt St so liche Polizeiorgane haben genaue Listen zu führen über alle gar ni ihnen bekannten Sozialdemokraten und dieselben in, von den Kreis von amtern noch näher zu bestimmenden Zwischenräumen, nach beigegebenem Ruhe Schema einzusenden. Die Liften sind dann zu vervielfältigen und gegen e tiein feitig auszutauschen.( Das beigegebene Schema, von dem wir ebenfalls Einsicht genommen, lautet: Franz Maibach, Schloffer, lebig, katholisch, 28 Jahre alt, arbeitet in der Zentralwerkstatt der Main- Neckar- Bahn in auf Darmstadt , war vor vier Jahren nach Amerika ausgewandert, dort mit erfthl, Moft befreundet, fehrte 1885 zurück, seitdem Anarchist. Eltern leben noch, em 3 buldigen sozialistischen Bestrebungen." Die reine Proskriptionsliste!) Die ges, einzelnen Personen sind scharf zu überwachen, und alle Wahrnehmungen rte un umgehend höhern Orts mitzutheilen. Es ist besonders dabei zu bemerken, bie u wer agitatorisch thätig ist, oder nur als Anhänger betrachtet werden ngsmann. Die Wirthschaften, die von Sozialdemokraten geführt werden, oder

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in denen Sozialdemokraten verkehren, sind der Dbhut der Aufsichts­behörde besonders zu empfehlen; ebenso habe man ein wachsames Auge auf die Leiter der Fachvereine und deren Beziehungen zu den Sozial demofraten. Jm Weitern ist bei Festlichkeiten, Versammlungen und Bes erdigungen ein vorheriges Verbot einer Auflösung vorzus ziehen, und zwar unter steter Anwendung des§ 9 rubrizirten Ge­fetes. Ferner wird den Kreisämtern aufgegeben, die in Hessen erscheinen den sozialdemokratischen Blätter, als: Offenbacher Tageblatt"," Offen bacher Beobachter" und" Darmstädter freie Presse" zu abonniren und sobald Anhaltspunkte zu einem Verbote rubrizirten Bes treffs sich ergeben sollten, dieselben höhern Orts sofort zu berichten." Soweit der Erlaß, der sich selbst tommentirt, und geeignet ist, in ganz Deutschland zu denken zu geben über das Thema: Wie wir es herrlich weit gebracht". Wir freuen uns, daß wir zeitig wieder einmal hinter die Schliche gekommen sind. In Darmstadt haben die Genoffen schon einen Theil des sekreten" Erlasses zu kosten bekommen, es fanden nämlich dort am 11. Juni bei zirka 35 Sozialdemokraten zu gleicher Beit Haussuchungen statt; gefunden wurde nichts. Wenn wir dies erwäh­nen, so geschieht es nicht, um zu triumphiren, sondern die Genoffen allerorts zur Vorsicht zu mahnen, nichts aufzuheben, woran freche Polizei­nasen schnüffeln können. Wird das beherzigt, so werden wir, wie wir auf das Sozialistengeset gepfiffen haben, auch auf den, sekreten" Erlaß pfeifen. loom H- b- 1.

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Der Einsender hat Recht: der Erlaß kommentirt sich selbst, denn was soll man zu diesem Dokument von unserer Zeiten Schande" noch hin­zufügen? Höchstens daß es schwerlich für Heffen allein geschaffen wurde

man holt hier nur nach, was in Preußen schon längst geübt wird. Das preußische Spigelsystem wird unter der Hand Reich 3 sache, der Thring- Mahlow vollendet die moralische Eroberung Deutsch­ lands , er fügt den Schlußstein zum Gebäude der herrlichen, heiß ersehn ten deutschen Einheit. In ihm verkörpert sich das neue deutsche Reich, von dem einer der besten Einfälle der Weltgeschichte es gefügt hat, daß derjenige, der den offiziellen Anstoß zu seiner Schaffung gegeben, wie jezt amtlich festgestellt ist, ein Verrückter war. Und dazu sagen auch wir: Kommentar überflüssig. sid 145ius pitishis10

Herr Meyer( Kirchhofs- Meyer, auch Rother Meyer) ist von dem König von Preußen und Kaiser von Deutschland be gna­digt worden. Und nicht blos begnadigt, sondern auch wieder in sein früheres Amt eingesett. Und nicht nur wieder eingesetzt, son­bern auch mit erhöhtem Gehalt wieder eingesetzt.

,, Unglaublich", ruft vielleicht ein Naiver aus, der sich nicht denken tann, daß eine solch blutdürftige, durch einen Richterspruch gebrand­martte Ranaille der Allerhöchsten Gnade theilhaftig geworden sein könne. Es muß ein sehr Naiver sein, der so denkt.

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Im Gegentheil der Frankfurter Kirchhofs Meyer hat ja in den Augen der Hohen, Höchsten und Allerhöchsten nur das eine Verbrechen begangen: die Frankfurter Sozialdemokraten nicht vor die Bajonnette und Flinten gebracht zu haben. Und dieses Verbrechen läßt sich ja mög licherweise noch gut machen. Er wird wohl versprochen haben, das nächste Mal es besser machen zu wollen. Und warum sollte er nicht auf Er folg hoffen? Hat man ihm nicht den Driginal Jhring Mahlow zu Hülfe geschickt, der zwar nominell als Gefängnißbeamter fungirt, in Wirklichkeit aber seine alte Beschäftigung forttreibt? Putty, Putty ist wirklich ein verflirt pfiffiger Kert, der seinen Leuten" Gelegenheit gibt, fich auszuzeichnen. Schade nur, daß die Frankfurter so böse Spiel verderber sind.

8. Die Puttkämerlinge an der Arbeit: Ausweisungen aus Berlin ; Haussuchungen überall; Vereinsauflösungen überall; Versamm lungsverbote überall; Feldzug gegen die Fachvereine überall. Zeitungen verboten; friedliche Arbeiter überfallen, mißhandelt, eingesperrt- furz, wahre Polizei- Drgien. Weshalb das Alles? Um die Arbeiterbewegung und die Sozialdemokratie ,, todtzumachen"?

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So dumm sind die Buttkamer und Buttkämmerlinge doch nicht. ,, Ein sonst sehr ruhiger Arbeiter", so schreibt man uns aus einer größeren deutschen Stadt der bisher zwar mit der Sozialdemokratie sympathisirt hatte, aber nicht thätig für sie eingetreten war, meinte Dieser Tage, als gerade von der Auflösung seines Fachvereins die Rede war: Ich habe es immer für eine Uebertreibung gehalten, wenn unsere Abgeordneten im Reichstag die Regierung beschuldigten, fie wolle Putsche provoziren. Jekt bezweifle ich es nicht mehr. Das Vor­gehen der Regierung wäre sonst völlig unbegreiflich. Man will Anar­hiften züchten und die Arbeiter vor die Bajonnette treiben!" s

Und so denkt die Masse der deutschen Arbeiter. Daß wir diese Auf­faffung für richtig halten, das wissen unsere Leser. Das bankrotte Schnapsjunterthum weiß keinen Ausweg mehr. Wird nicht bald ge= hauen, geschoffen und gestochen" die einzigen Regierungskünfte, auf welche sich dieses Volk versteht so ist es am Ende seines Lateins. Also

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Es lebe der Fortschritt! Die Verwaltung der Oberschlesischen Eisenbahnen hat auf der Strecke von Habelschwerdt nach Mittel walbe weibliche Hülfs- Bahnwärter eingestellt. Dieselben haben die Barrieren zu schließen und das Signalisiren zu besorgen, wäh rend den Bahnwärtern die Revision der Bahnstrecken obliegt, die zugleich erheblich verlängert worden sind. Dank dieser Einrichtung fönnen eine ganze Anzahl von Bahnwärtern entlassen werden, was für die Berwaltung eine hübsche Ersparniß ergibt, denn die eingestellten Frauen erhalten für 16stündige Dienstzeit( von früh 6 bis Abends 10 Uhr) einen Tagelohn von- man höre! 35 Pfennig! Und da sage man noch, daß Preußen nicht ein Staat des Fortschritts ist. In andern Ländern deklamirt man von Frauenrechten und Frauen­emanzipation, in Preußen aber wird gehandelt! Ein neuer Beruf nach dem andern wird der Frau eröffnet. Es ist wahr, die höheren Berufe hält man der Frau verschlossen, aber das geschieht nur, weil sich dieselben nicht mit der edleren Weiblichkeit vertragen, feines­wegs aber, weil man in jenen Sphären sich eine unbequeme Konkurrenz vom Leibe halten will. Behüte! Um sich einem wissenschaftlichen 2c. Beruf zu widmen, dazu ist die Frau zu zart konstruirt, dazu entbehrt sie der Energie des Charakters, darum begnüge sie sich damit, Steine zu schleppen, Erde zu graben, Maschinen zu bedienen und über Eisen. bahnzüge zu wachen. Solche Beschäftigung verträgt sich mit ihrer physi­schen und geistigen Ronstitution und namentlich auch mit den Gesetzen Billigkeit.

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So löst man in Preußen spielend die schwierigsten sozialen Probleme und macht noch hübschen Profit dabei. Man ist eben nicht umsonst Sozialreformer ersten Ranges. Stimmt darum ein mit uns, ihr aus­rangirten Bahnwärter, in den begeisterten Ruf: Es lebe der Fort schritt!

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Wo die Polizei ist, und wo sie nicht ist. Am Himmel­fahrtstag fand in Rigdorf bei Berlin eine heftige Feuersbrunst statt, welche von Spizbuben zu großartigen Diebereien benutzt wurde Polizei glänzte durch Abwesenheit.

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An demselben Tag machten einige Berliner Sozialdemokraten einen Ausflug in den Grunewald und hier glänzte die Polizei durch An­wesenheit. Einige Dußend Exemplare der Menschenspezies genannt Schuhmann" stellten den ganzen Tag lang tiefsinnige Forschungen an über die Zahl der geleerten Seidel, über die Qualität der verspeisten Schinkenportionen, und über die musikalische Beranlagung der einzelnen Spaziergänger und Spaziergängerinnen.

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Inzwischen waren die Spitzbuben in Rigdorf thätig.

Der Zusammenhang zwischen der Grunewalder Polizei Thätigkeit und der Rigdorfer Polizei Un thätigkeit ist so in die Augen springend, daß sogar das Berliner Tageblatt" ihn bemerkt hat. Es schreibt:

Wenn bei dem beklagenswerthen Borkommniffe( dem Brande in Rig dorf) die Behörde sich so gänzlich außer Stande zeigte, die Ordnung aufrecht zu erhalten, so hat man dies auf den unglücklichen Zufall zurück zuführen, daß der größte Theil der vorhandenen Gens barmen grade an diesem Tage zur Verhinderung einer von den Sozialdemokraten im Grunewald geplanten Bersammlung dorthin abkommandirt war, die Berliner Schußmannschaft aber nicht berechtigt ist, außerhalb des Weichbildes der Stadt ihre Wirksamkeit zu entfalten."

Unsere Leser wissen, daß wir schon bei früheren Gelegenheiten auf die Vortheile hingewiesen haben, welche das Sozialistengeset den kleinen und auch großen Spizbuben gewährt. Db die Urheber des Schandgesetzes diese Bortheile beabsichtigt haben, das wollen wir dahingestellt sein laffen.

Gewiß ist, daß sie nur im Geiste der von ihnen vertretenen Staatss und Gesellschaftsordnung gehandelt haben, indem sie den Spizbuben groß und flein auf so wirksame Weise Vorschub leisteten.

Der Diebstahl und die Ausbeutung bilden so recht eigentlich den 3wed der heutigen Ordnung der Dinge. Der Regel nach sind freilich die großen Diebe sehr schlecht auf die kleinen zu sprechen; indeß warum sollte denn nicht einmal das Solidaritätsgefühl bei ihnen zum Durchbruch gekommen sein, und die dicke Kruste der Heuchelei gesprengt haben?

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Jedenfalls haben die Väter und Geburtshelfer des Sozialistengesetzes sich im richtigen Klaffeninstinkt um die Langfinger sehr vers bient gemacht. Und wir sind überzeugt: die Berliner Schußleute", die am vorigen Himmelfahrtstag den Spizbuben zu einer so reichlichen Ernte verhalfen, werden dafür nicht bestraft, sondern im Gegentheil noch belobt und vielleicht belohnt werden.

Ein österreichischer Ihring- Mahlow . Man schreibt uns aus Wien : In der Debatte über den ersten Theil des österreichischen Sos zialisten geseges, durch den die Geschwornengerichte für sozialistische Ans geklagte abgeschafft werden, gab der Abgeordnete Kronawetter folgendes Histörchen zum Besten:

Im Jahre 1884 hat sich in Wien ein Hochverrathsprozeß abgespielt. Ein Arbeiter soll Dynamit zu sozialistischen Zwecken erzeugt haben; ein Arbeiter war aber mit Wissen der Polizei Derjenige, der das Dynamit gemacht hat, der die Arbeiter unterrichtet und die Anderen dazu verführt hat. Dieser Agent provocateur hätte wegen Mits schuld angeklagt werden müssen, und nach den Grundsäßen über die Mits schuld hätte auch jener Polizeibeamte angeklagt werden sollen, welcher ihn zu diesem Zwede gebungen hat.( Rufe links: Franki!) Ich werde gefragt, ob das der Frankl war. Ich weiß das nicht; nur so viel ist gewiß, daß auf Veranlassung dieses berühmten Mannes um mich nicht eines anderen Ausdruckes zu Abolition stattgefunden

hat. Man hat durch kai bedienen na de diesen ganzen Prozeß

niedergeschlagen. Ich fordere die Regierung und den Justizminister auf, zu sagen, ob das wahr ist oder nicht; und wenn es wahr ist, frage ich, sind gegen die schuldtragenden Polizeibeamten Maßregeln ergriffen worden, oder haben die viels leicht auch dreißig Vorgänger präterirt( im Avancement übersprungen), wie es bei Frankl ber Fall war?"

Der Justizminister antwortete auf diese Anklage in sehr reservirter Weise:

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,, Es ist richtig, daß im Jahre 1884 es allerdings gelungen ist, einem Komplotte auf die Spur zu kommen, welches die Absicht gehabt hat, Dynamit zu erzeugen und damit mehrere öffentliche Gebäude in die Luft zu sprengen. Es ist wahr, daß einer der Mitschuldigen derjenige war, der die Handlung selbst ich glaube(!), es geschah von Reue(!!) ergriffen der Behörde angezeigt hat. Es ist aber durchaus nicht rich tig, daß irgend ein Verkehr zwischen der Polizei und diesem Menschen stattgefunden hat, ihn zu verleiten und zu dingen, als Agent provoca teur bei diesem Attentate aufzutreten, und daß er als solcher überhaupt handelte. Er war eben ein Mitschuldiger wie viele andere Verleitete. Es ist weiters richtig, daß aus strafpolizeilichen und anderen Gründen, nachdem der Aufenthalt des Urhebers und Hauptschuldigen, welcher ent flohen war, nicht ermittelt werden konnte, der Strafprozeß gegen die übrigen Betheiligten, die in Untersuchungshaft waren, eingestellt worden ist, und zwar im Wege der Abolition."

Die Betheuerungen des Ministers wurden selbstverständlich von Nies mandem ernst genommen. Es ist ja rein lächerlich, daß in Desterreich Dynamitattentäter nur aus dem Grunde begnadigt werden sollten, weil der Hauptschuldige nicht erwischt wurde. Das soll in Desterreich, in dem Lande vorkommen, wo brave Arbeiter wegen Verbreitung sozia listischer Schriften zu 12 bis 20 Jahren schweren Kerkers verurtheilt werden! Nimmermehr. Die Begnadigung erfolgte nur deshalb, weil das plumpe Spiel des österreichischen Ihring- Mahlow rechtzeitig durchschaut wurde, und weil man keinen Skandal heraufbeschwören wollte.

Was aber liegt dem Ministerium Taaffe daran, daß diese bodenlose Gemeinheit und Niedertracht seiner Kreaturen jett öffentlich konstatirt wurde? Es legt diese Schmach in Ruhe zu den übrigen. Minister und Esel haben dicke Häute. Und die Spigelwirthschaft gehört zu den gehei ligtsten Einrichtungen des Staates und der Gesellschaft in Defters reich wie in Preußen.

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- Immer nur hübsch gerecht! Jn Schweidnih in Schlesien wurde der Gefängnißinspektor Pap st, der einen Gefangenen, den er für einen Proletarier hielt, trok wiederholter Hilferufe einem in der Zelle ausgebrochenen Feuer zum Opfer fallen ließ, zu einem Jahr Ges fängniß verurtheilt. Wem diese Strafe für eine grobe fahrläffige Tödtung zu gering erscheint, dem bemerken wir, daß der Staatss anwalt auf vier Freytag ist der Name des Wackeren Wochen Gefängniß pläbirt hatte. Du liebe Zeit, so ein Beamter ist ja doch auch nur ein Mensch, und es liegt durchaus nicht im Beruf des Staatsanwalts, hohe Strafen zu beantragen. Er soll nur dem Recht Genugthuung verschaffen: vier Wochen Gefängniß für ein Vergehen, das mit Gefängniß bis zu fünf Jahren bedroht ist, das ist ja über­reichlich genug. Einen Menschen dem Verbrennungs- oder Er­stickungstod überlassen, ist ja teine Majestätsbeleidigung. Hätte Papst sich einer solchen schuldig gemacht, dann würde es ihm wahrscheinlich noch schlechter ergangen sein wie dem Harmonikabauer Johann Wafferab in Breslau , der in der gleichen Woche wegen Majestätsbeleidigung zu 1 Jahr 6 Monaten Gefäng­niß verurtheilt wurde.

Die Majestätsbeleidigungsprozesse scheinen überhaupt wieder blühen zu wollen. Wenige Tage zuvor war in Breslau der ehe­malige Eisenbahn- Expeditions Assistent Grunwald, der den Kaiser und den Prinzen Wilhelm beleidigt haben sollte, ebenfalls zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. In Berlin wurde am 19. Juni ein 18jähriger Kaufmannslehrling( amerikanischer Bürger) wegen einer in der Trunkenheit und Erregtheit ausgestoßenen Majestätsbeleidigung zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. Als De nunziant fungirte einer seiner Kollegen. Schade, daß der Name dieses hoffnungsvollen Staatsbürgers in den Berichten nicht mit angegeben ist. Er hat seine Zeit begriffen!

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-Sozialreformatorisches. Herr von Richthofen, Butts famer's gehorsamster Spezial Lakai, hat den Buchbinder Friedrich Michelsen und den Maurer F. Wilte, Expedienten des ,, Bauhand werker", auf Grund des Schandgesezes aus Berlin ausgewiesen, den Verein zur Wahrung der Intereffen der Tapezierer Berlins ", sowie die mit Herausgabe einer Zapezierer Beitung" beauf tragte Kommission aufgelöst. Ferner wurden von Puttkamer's Hands langern verboten: Die in Offenbach erscheinende, Staatsbür­gerin", Drgan des Arbeiter Frauen und Mädchen- Unterstützungs­vereins, redigirt von Frau Guillaume- Scha c, die in Mainz erscheinende Deutsche Gerberzeitung", sowie eine ganze Anzahl von Arbeiterversammlungen.

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In Magdeburg haben die Komites der Maurer und Zims mermeister ein Rundschreiben an die auswärtigen Jnnungen ergehen laffen, in welchem sie die Vertrauensmänner der Arbeiter, mit denen sie wegen der Forderung eines Minimallohnes von viers zig Pfennig per Stunde im Konflikt liegen, als Rädels. führer bezeichnen, die werthen Kollegen" bitten, diese ,, dels führer" nicht zu beschäftigen, und sie ihrer Bereitwilligkeit zu Gegendiensten versichern.

Natürlich finden weder Puttkamer noch irgend ein Staatsanwalt an der Korrektheit dieses Rundschreibens irgend etwas auszusehen. Daffelbe ift vielmehr im höchsten Grade geeignet, den öffentlichen Frieden, ins besondere die Eintracht der Bevölkerungsklassen in jeder Weise zu ges pardon, zu befördern.

Alle Preußen sind vor dem Geseze gleich, Standesvorrechte finden nicht statt. Wer's nicht glaubt, studire die von Buttkamer, Richthofen, Arnim und Konsorten so wahr mir Gott helfe" beschworne preu­ßische Verfassung.

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In München wurden am 19. Juni nach mehrtägiger Verhandlung nicht weniger als 26 Sozialisten wegen Geheim bünbelei" verurtheilt, und zwar die Genossen Löbenberg, Schönlant, W. Ernst, Winterblum( Schreiner), Lieber. mann( Messerschmied) und Urban( Spengler) zu je sechs Mo= naten, die Genossen And( Vergolder), Kapp( Kaufmann), Everd mann, Dotter und Mühlbauer( Schneider), J. Bauer, Kleins hönig, Ullmann und Eisele( Schuhmacher), Weindl( Sieb