fie diesen Vorfall bedauern, doch auf die Heldenthat der Polizei pfeifen t und schon die etwa entstandene Lücke ausgefüllt haben. Bemerken wollen er wir noch, daß bei mehreren Genossen in verschiedenen holsteinischen u Städten, deren Adressen bei den Verhafteten gefunden sind, gleichfalls gehaussucht wurde.

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-In Gastein   ist es in diesen Tagen hoch hergegangen. Knechts­en finn und sonstige Niedertracht feierten wahrhafte Orgien. Wilhelm von Deutschland und Franz Joseph von Desterreich waren mit ihren Mi­te nistern zusammengekommen, um sich zum xten Male ihrer unverbrüch rlichen Freundschaft zu versichern, und wurden dabei auf Schritt und f Tritt von der Creme, zu Deutsch  : dem Abhub der guten Gesell­er schaft", der in jenem Badeort herumlungert, angehocht. Sie konnten 3 feinen Schritt aus ihren Wohnungen sehen, ohne mit dem obligaten en burrahgebrüll aus den Rehlen hysterischer Weiber beiderlei Geschlechts en empfangen zu werden.

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Nach den Behauptungen der Offiziösen in Wien   und Berlin   bedeutet die Gasteiner Zusammenkunft eine neue Garantie für den europäischen  it, Frieden. Merkwürdig, daß dieser Friede um so wackliger aussieht, je en mehr er garantirt wird. Ueberall wird mit doppelter Intensität gerüstet, te werden neue Bewaffnungen eingeführt, Erhöhungen des Militär- Etats es vorgeschlagen, und alles nur, weil Dank unserer vortrefflichen Regierer f der Friede so außerordentlich gesichert ist!

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Inzwischen stänkert Rußland   wieder munter auf dem Balkan   herum hund stiftet eine Bewegung zur Befreiung der mazedonischen Bulgaren  an, um mittels dieser den bereits befreiten Bulgaren  , die seiner Drient­politit im Wege find, den Strid um den Hals legen zu können. Und er Bismarck   und Ralnoky sehen ruhig zu, denn der Friede ist gesichert und te unsere Beziehungen zu Rußland   sind die herzlichsten"." Alle monar

ischen Regierungen wollen den Frieden," schreibt das Berliner   Ober­en reptil. So ist entweder Frankreich   oder die Schweiz   der Friedensstörer. tugendhaftes monarchisches Europa  !

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Beiläufig ist preußischerseits zu der Gasteiner Entrevue nicht unser Frik", sondern deſſen Sohn Wilhelm hinzugezogen worden, während man Ersteren nach Heidelberg   repräsentiren" schickte. Das läßt ,, tief us bliden." Soll man etwa mit der Absicht umgehen, den armen Frig. bber schon so lange wartet, gar nicht auf den heißersehnten Thron kom­б then, ihn gegebenenfalls womöglich ,, lugen" zu laffen?

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E Pfiffitusse. Die deutsche Reichsregierung, oder, persönlich aus ngebrückt, Fürst Bismard, ist keineswegs so beschränkt ist und kurzsichtig, wie die bösen Sozialdemokraten behaupten. Es nist ein tiefer, echt staatsmännischer Plan in der ganzen Sozialreform, Der und in dem Sozialistengeset verkündet die ,, Norddeutsche Allgemeine", er die es doch wissen muß. Die Sozialreform so orakelt sie hat den ein Swed, Gerechtigkeit zu üben auf Erden und," durch Erfüllung der bes enrechtigten Forderungen der Arbeiter, diese mit der bestehenden Staats­und Gesellschaftsordnung auszusöhnen". Der Zweck des Sozialisten ty gesetes, das eigentlich nur die nothwendige Ergänzung der Sozial­en reform ist, besteht darin, die deutschen   Arbeiter von den demagogischen ber Führern"( oder Agitatoren") zu befreien, durch welche sie fünftlich zu zur Unzufriedenheit erzogen und in ihr Unglück gestürzt werden.

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Neu ist diese Weisheit zwar nicht, aber auch in der Wiederholung fann sie nicht verfehlen, Heiterkeit zu erwecken.

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icht Richtig ist, daß man die sozialdemokratischen Agitatoren" erfolgreich en los werden würde, wenn man eine wirkliche, echte, Sozialreform" mt ins Wert fekte. Das ist genau ebenso richtig, wie daß Junter Bismarc ern ein großer Staatsmann sein würde, wenn er die Sozialreform" st wollte und wüßte, was" Sozialreform" ist. Leider weiß er es nicht, lies und will sie auch nicht. Und sintemalen und alldieweilen der Junker res Bismarck weder den fittlichen" Willen noch die intellektuelle Fähigkeit ift hat, wirkliche sozialreformatorische Maßregeln ins Leben zu führen, en werden die sozialdemokratischen Agitatoren" nach wie vor die besten ge Geschäfte machen. Es gibt nur zwei Mittel, der sozialdemokratischen en Agitation" die Spize abzubrechen: Ehrlichkeit und Verstand. Und daß diese zwei Mittel nicht gegen uns in Anwendung kommen hen werden, dafür bietet uns Junter Bismarck die sicherste Bürgschaft. Hen

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f. Jn Bayern- schreibt man uns- trägt das System Luz Feiliksch herrliche Früchte. Die bayerische   Preffe überbietet sich geradezu in Lei­ftungen, welche die ausgiebigste Voltsverbummung zum Biele haben. Die Die Knechtseeligkeit der liberaien eifert mit der Einfaltigkeit der ultra­thre montanen Organe der öffentlichen Meinung", um Alles zu ersticken, was etwa noch an männlichem Selbstgefühl im politischen Leben vor tem handen sein sollte. So befestigt sich die Herrschaft des Systems Luk alis immer mehr; dieses System aber ist nichts anderes als die Erhebung der Charakterlosigkeit zum Regierungsprinzip. vile Das ist nun freilich nichts Absonderliches innerhalb unserer göttlichen" Gesellschaftsordnung und kommt wohl anderwärts auch vor. Allein so uge offenherzig, so drastisch wird das System kaum irgendwo geübt werden, ten, und deshalb läßt es sich in Bayern   auch am besten studiren. Man hat ten, a schon öfters unsern Ministerpräsidenten Luz den leinen Bismard" and genannt, und es läßt sich nicht bestreiten, daß dieser dem eisernen ein Rangler" in manchen Dingen über" ist. So z. B. hat Lutz seinen Rulturkampf" viel energischer inszenirt als Dito, aber er verstand es auch, ihn zu so geeigneter Zeit wieder einzustellen, und zwar so recht­em deitig und rasch, daß er, wenn auch keinen Christusorden, so doch päpst Ipo liche Anerkennungsschreiben über die Lage der Kirche in Bayern   erhielt. tge Das

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liberal", seither hat es sich von diesem Verdachte gründlich gereinigt, ich und erfuhr in der liberalen Presse die härtesten Angriffe. Aber auch te bie Ultramontanen bei uns burch die Partei Semmelschmarrn, auch hm Patrioten" genannt, vertreten betrachteten dieses Ministerium" als größten Feind und versuchten es zu stürzen". Als aber jüngst nach der großen Katastrophe" im Starnberger See   es sich darum han ben belte, die Lutz'sche Regentschaft zu stürzen- fiehe, da zeigte es sich erst, iesegensreich" das System Lutz die Rorruption schon gewirkt batte. Wir wollen gar keinen Systemwechsel," erklärte der ,, patriotische" Blechrebner Walter in der Kammer. Und bald darauf schrieben die Neuesten Nachrichten", das führende liberale Blatt der Landeshaupt­fabt: Gerade weil das Minifterium Luz nicht liberal und nicht ultra­montan ist, verbürgt es eine gute Regierung. Unser Volk will gut regiert fein und seine Ruhe haben!"

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Wie beschämt muß sich da der große Otto fühlen, der solche Erfolge noch nicht aufzuweisen hat und sich höchstens der Sympathien seiner Junker und der webelnden Nationalliberalen erfreut, während doch die Münchener Neuesten Nachrichten" auf dem linken Flügel" marschiren. Doch Ehre, wem Ehre gebührt! Meister Lutz hätte seine Erfolge näm lich nicht zu so durchschlagenden gestalten können, wenn er sich nicht rechtzeitig einen waderen Gehilfen ausfindig gemacht hätte. Einen solchen fand er in dem vormaligen Polizeipräsidenten Münchens  , Baron Fei itsch, bem er das Innere" übertrug. Dieser Beamte vereinigt alle Eigenschaften in sich, die einen Staatsmann" von heute ausmachen: Broßartige Unwissenheit und Brutalität. Feiligsch ist wegen feiner durch völlige Abwesenheit glänzenden Renntnisse bei allen höheren Beamten verachtet gewesen bis seine Erhebung auf den Ministerfeffel diese Berachtung in Furcht umwandelte. Der avancirte Polizist blieb weiter Polizist. Er ordnete ein Spionirsystem am, wie es niederträch tiger noch nirgends und niemals exiftirte. Auf allen Bureaug ist ein

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erklimmen. Leider hat diese Korruption auch den Richterstand

Parteiangehörigkeit und die ihm übertragene Stelle eines Chefs der Parteipreffe dem System Luz zur Verfügung zu stellen. Wahrlich, der ersäufte Ludwig der Päderast muß doch noch lichte Augenblide gehabt haben, mindestens damals als er geruhte, feine Minister zum Durch peitschen zu verurtheilen. Leider wurde der Befehl nicht vollzogen, viel mehr war das System Luz start genug, den gegen dasselbe revoltirenden König ins Wasser zu treiben, wohin er noch einen Vertreter deutscher  Wissenschaft" mitnahm, leider den einzigen, dessen Knechtsseligkeit gebüh rend belohnt ward.

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Bayern   hat jetzt einen König in der Zwangsjacke ben verrückten Otto im Schloß Fürstenried und einen Regenten", der das Joch des Systems Lutz- Feiliksch trägt, welches ihm nach fürstlich reichskanz lerischer Genehmigung um den Hals gehängt wurde. Er wird es nicht allzuschwer empfinden, der Prinzregent, denn seine persönliche Begabung geht nicht über das Niveau der Wittelsbacher  , bei denen man erst dann Verstandesvorrath fonstatiren kann, wenn sie ihn verloren haben. Aber er taugt für die Stelle, die man ihn spielen läßt, und ist damit zufrie den, denn sie sichert ihm ein fürstliches Einkommen und seinem ältesten Sohn, der jetzt schon fast ein Dugend Kinder hat, den Thron. Das " Bolt" aber ist zufrieden, und das hauptstädtische sogar glücklich, denn es sieht wieder das Erwachen des Hoflebens, und die Krämer Münchens freuen sich schon auf beffere Geschäfte.

Das ist die gegenwärtige Situation in Bayern  , und der Streit in der Breffe findet im braven" Volt teine große Beachtung. Das Blatt, welches die Stimmung in Bayern   am besten versteht, ist das ,, Bayerische Vaterland" des Dr. Sigl in München  . Dieser Prachtfert ist ein politi­sches Wetterglas. Schon mehrere Wochen vor jeder Aenderung spürt er dieselbe in seiner Feder, und seine Leser sind somit in der Lage, immer schon vorher zu wissen, was für Wetter am politischen Horizont zu ers warten steht. Angeblich, extrem- katholisch", weiß der Mann jeder Winds richtung zu gehorchen und gilt deshalb als der tüchtigste Journalist Bayerns  . Sein Blatt wird viel gelesen und er weiß es immer inter effant" zu machen. Sein Grundsay ist: Es lebe die Charakterlofigkeit! Er ist also der würdigste Vertheidiger des Systems Luk", und er bes sorgt diese Vertheidigung meisterhaft.

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Aus dem Herzogthum Lauenburg  , wo bekanntlich Her bert Bismarck   sein Reichstagsmandat irdischer Vortheile halber niedergelegt hat, wird uns geschrieben: Bu der am 21. August stattfindenden Nachwahl haben unsere Genossen den aus Hamburg- Altona   u. s. w. ausgewiesenen Zigarrenarbeiter Hermann Molkenbuhr   als ihren Kandidaten dem konservativen Grafen von Bernstorf   und dem freisinnigen" Berling gegenübergestellt. Da vors auszusehen ist, daß unsere Genossen eine rege Agitation entfalten, so wird man annehmen können, daß wir es am Wahltage zu einer ziem lichen Stimmenzahl bringen werden. Letzteres ist um so mehr nothwen­dig, da die Reaktion immer fühner das Haupt erhebt und zu Hand­lungen greift, die unbedingt einer den Unwillen der Bevölkerung kund­gebenden Beantwortung bedürfen."

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Wir rufen den Genoffen dazu ein herzliches Glückauf zu!

Die Servilität des deutschen   Gelehrtenthums hat bei dem Heidelberger   Universitätsjubiläum wieder herrliche Früchte gezeitigt. Nicht zufrieden damit, vor allen den hohen und allerhöchsten Herrs schaften, welche aus Langeweile oder Popularitätssucht das Fest mit ihrer Gegenwart, beehrten", trog Berufslakaien um die Wette zu scharmenzeln, prostituirten sich die Herren Vertreter der Wissenschaft so weit, daß den gegenwärtigen und den zukünftigen Landesfürsten von Baden   um die Ehre anbettelten, sie zu Ehrendoftoren der Heidelber ger   Universität allerunterthänigst ernennen zu dürfen. Ehre, Ehre und wiederum Ehre. Je ehrloser heute eine Sache ist, um so geflissentlicher spricht man dabei von Ehre.

Natürlich gaben sich der Großherzog von Baden   und sein hoffnungss voller Sprößling, die ja berufsmäßig an dergleichen gewöhnt sind, zu der Komödie her, und so ist der Vater Ehrendoktor der theologischen und der Sohn Ehrendoktor der juristischen Fakultät. Gegen Ersteres hätten wir wenig einzuwenden, wir zweifeln nicht, daß sich Friedrich von Baden   hohe Verdienste um die Religion als Wissenschaft erworben hat; das bringt das Gottesgnadenthum so mit sich. Weniger leuchten uns die Verdienste des Thronerben um die Rechts- und Staatswissen schaft ein es sei denn, die hohe Fakultät hätte in ihrer unergründ lichen Weisheit die Zukunft bereits vorweggenommen und ihren Dank für die sicher eintretende Gelegenheit zu Abhandlungen über moralische Unzurechnungsfähigkeit, Vormundschaftsfragen 2c. in Form der Wid­mung des Doktorhutes abgetragen.

So könnte man wenigstens mit gewiffem Recht sagen: Es liegt ein tiefer Sinn im kind'schen Spiel.

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Zu den von der Universität Heidelberg   anläßlich ihres Jubi­läums zu Ehrendoktoren Ernannten gehört auch Herr Rudolf Bennigsen  . Ob für die geniale Führung der nationalliberalen Partei in den Sumpf der Heidelbergerei, ob dafür, daß er seine Partei im Moment, wo die Sache am schiefsten ging, im Stich ließ und sich auf seine Güter zurückzog, haben wir leider nicht erfahren können.

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So sicher wie die Bibel auf dem Altar sind vier Briefe an den Grundbesitzer Otto Singer aus Kraupisch tehmen aufgehoben. Der gute Mann, der jüngst im Bad Dynhausen in Westfalen   weilte, wohin sich Genoffe Paul Singer nach seiner Ausweisung gewendet, hat sie nämlich nicht erhalten. Warum hat er auch gerade so einen aufreizenden Namen?

Auch neue Praris. Jn Leipzig   sind am 7. August 16 Ges nossen, welche am 27. Juni bei Verbreitung eines Flugblattes über die Erneuerung des kleinen Belagerungszustandes und die Ausweisung zweier Arbeiter abgefaßt wurden, wegen Beleidigung der Leipziger  Polizei zu je zwei Monaten Gefängniß, ein weiterer gar zu brei Monaten Gefängniß verurtheilt worden d. h. da das Flugblatt zur Zeit der Verbreitung noch nicht verboten war, machte man fie für den Inhalt verantwortlich.

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Wie kann man es auch wagen, die Behörden zu tadeln! Loben soll man sie und Gott dem Herrn danken, daß man sie hat. So ziemt es sich für den deutschen   Musterbürger.

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f. Eine Doppelhinrichtung fand am 4. Aug. in München  statt. Der neugebackene Prinzregent ließ die Guillotine arbeiten, um einen Beweis seiner wahrhaft christlichen Gesinnung zu geben. Wir ver­abscheuen gewiß den Mord aus niedrigen Motiven, aber so raffinirt niederträchtig handelt doch der gemeinste Raubmörder nicht, wie der Staat dies von Rechtswegen" thut. Wie das Raubthier seine lebend erreichte Beute nicht sofort tödtet, sondern so lange ängstigt, bis der hervortretende Todesschweiß dem Opfer den haut goût" verleiht, so wird der zum Tod Verurtheilte drei Tage lang der Todesangst ausge­setzt, bis er, gebrochen an Geist und Körper, ein willenloses Wesen, zum Fallbeil geschleppt wird. Daß die Pfaffen dabei nicht fehlen, ist selbst. verständlich. Diesmal gehörten von ben Delinquenten einer der allein­Seligmachenden", der andere der protestantischen" Kirche an, und so brückten ein Kapuzinerpater und ein ,, Diener des reinen Worts" diesem Barbarismus den Stempel religiöser Weihe auf. Einige Zeitungen be richteten, der Scharfrichter Rißlinger sei nach der ersten Abschlachtung sehr ergriffen" gewesen das wäre noch das einzige erbauliche Mos ment. Die Obduktion der Leichen ergab, daß das eine Schlachtopfer ein zirka 300 Gramm unter dem Mittel-, das ans zu kleines Gehirn bere ein Normalgehirn von zirka 1500 Gramm Gewicht hatte. Der Schlächter der Beiden- Prinzregent Luitpold, königliche Hoheit ist berweilen auf die Jagd gefahren. Das Morden ist ein töniglich Vers gnügen!-

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um die Ueberwachung der Lebensweise, der Gesinnung u. s. w. älteren, noch nicht so torrumpirten Beamten warten daher nur den Augenblic ab, wo ihre Pension ihnen einen leiblichen Lebensunterhalt Daß das fleine Bayern   eine horrend hohe Ziffer von Pensionisten besitzt. Die Anstellungen in der Landeshauptstadt werden faft nur Strebern zu Theil, und diese wissen, daß sie etwas leiften" müssen, um rasch höhere ergriffen, und der letzte Münchener   Sozialistenprozeß zeigte die Nieders tracht dieser Sippe im grellsten Lichte, benn das gefällte Urtheil war für die Lataienhaftigkeit der rechtsprechenden Beamten. Es sei hier gleich bestellte Arbeit" und zeugt weniger für die juristische Begabung als erwähnt, daß der schon erwähnte Patriot" Walter, Landtagsabgeords diesem Augenblick begann das Rügenglödlein zu wimmern. Da Inidte neter und Landgerichtsrath, im erkennenden Senat saß und mit seinem Rollegen Gaig el sich insbesondere für die hohen Strafen der Berurtheilten verwendete. Aus Streberthum! Denn dieser Bursche wäre heute noch im Schatten eines Bauerndorfes bei irgend einem obskuren Stich völlig gebrochen an. Bericht thätig, wenn er es nicht verstanden hätte, seine ultramontane

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Ueber die Hinrichtung des einen der Verurtheilten, des nahezu 60jährigen Raubmörders Stich schreibt der Bayer. Kur.": Die Kapuziner zogen ihn sanft vom Stuhle empor und nahmen ihm bas Kruzifir aus der bebenden Hand, während ihm die zwei Gehilfen den schwarzen Halskragen abnahmen, den Nacken entblößten, eine Binde vor bie Augen legten und die Hände auf den Rücken schnürten. In Stich zusammen. Die zwei Gehilfen mußten ihn unter den Armen fassen und über die drei Stufen hinauf in den Gang tragen, der aus dem innern Hofe hinaus unmittelbar an das Schaffot führt. Auf diesem tam Er hatte nicht mehr die Kraft, die Gebets worte nachzusprechen, die ihm die inzwischen auf ihre Rniee niedergesun

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tenen Rapuziner vorsagten. Ans Fallbrett hingeschleppt, vermochte der arme Sünder nicht einmal den Kopf mehr so weit zu erheben, daß er in die richtige Lage gebracht wurde; er mußte daher langsam unter das Fallbeil geschoben werden.'

Eine beffere Verurtheilung der Todesstrafe, bemerkt zu diesem Bericht die Frankfurter Zeitung  ", ist undenkbar.

Stimmt, wenigstens für Leute, welche den in der Aera Bismarck oblis gatorischen Grad von Brutalität noch nicht erworben. Was ein echter Bürger des Bismarck  'schen Reiches deutscher   Nation sein will, der darf aus dem Bericht nichts herauslesen als die erfreuliche Thatsache, daß die Todesstrafe auf viele Leute doch noch einen heilsamen Schreckt"

ausübt.

Was Energie und Ausdauer vermögen, hat sich vor einiger Zeit in Wien   gezeigt. Wir lesen darüber in unserem wackeren Bruder­organ, dem Brünner Volksfreund":

Lange tobte der stille Kampf zwischen den Wiener   Genossenschaften und der Regierung bezüglich der Statuten. Diese wurden eingereicht, von der Behörde unbestätigt zurückgewiesen, worauf der Gehilfenausschuß seine Mandate niederlegte; die Regierung mußte eine neue Wahl auss schreiben, aus welcher der alte Ausschuß abermals hervorging, der die alten Statuten wieder einreichte, welche von der Statthalterei von Neuem zurückgewiesen wurden. So ging das Spiel fort; die Arbeiter sagten sich: wir können warten; wollen sehen, wer's länger aushält." Da wurden eines schönen Tages die Gehilfenobmänner jener Genossenschaf­ten, die konsequent und unermüdet den Kampf geführt hatten, auf den Magistrat berufen, woselbst ihnen eröffnet wurde, daß sie nur ihre Sta tuten einreichen sollten, da nunmehr den Wünschen der Gehilfen ent sprochen werden sollte, obgleich es eigentlich eine Caprice" der Gehilfen sei, so starr auf ihren Forderungen zu bestehen. Nun, diese Caprice hat ihre Früchte getragen. Hätten alle Genossenschaften so einmüthig und tonsequent ihre Sache verfochten, wäre der Sieg noch früher und reicher eingetreten. Die Organisation jener einzelnen Genossenschaften aber hat ihre Wirkung nicht verfehlt, sie hat ihre Schuldigkeit gethan."

Zum Berständniß des Streitobjekts bemerken wir, daß die Statuten deshalb nicht genehmigt worden waren, weil sich laut denselben die( Ges hilfen) Genossenschaften- was ihnen im sonst äußerst reaktionären öfter­reichischen Genossenschaftsgesetz ausdrücklich zugesprochen ist die Bes schäftigung mit der Regelung der Lohn-, Arbeitszeits 2c. Frage vorbes halten. Die Caprice"( Laune) war also sehr am Blaze.

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-r Demofrätige Fartcatcherei. In der demokratischen Frankfurter Zeitung  " des Herrn Sonnemann vom 31. Juli findet sich folgende fettgedruckte Privatdepesche":

Nürnberg  , 31. Juli 5 Uhr 20 Min. Fürst Bismard, der heute unsere Stadt pafsirte, sah wunderbar frisch und heiter aus. Während eines halbstündigen Aufenthalts blieb er im Waggon. Das zahlreich zusammengeströmte Publikum begrüßte den Fürsten lebhaft."

Und wie befanden Sich Seine Exzellenz der Reichshund, liebe Frankfurterin? Geruhten Seine reichshundliche und reichshündische Ex­zellenz auch ,,, wunderbar frisch und heiter" auszusehen und im Waggon zu verbleiben?

Welcher Art das zusammengeströmte Publikum war, daß den Besitzer des Reichshundes lebhaft begrüßte", kann man sich denken. Jedenfalls, gehörte der Autor des Frankfurter   Zeitungs- Telegramms dazu.

Uebrigens war der Perron abgesperrt, und außer den 26 Spikeln, die mit Bismarck   und Seinem Tyras zu reisen pflegen, waren nur Empfänger von Eintrittstarten zugegen.

Aus Amerika  . Chicago  , 20. Juli. Die Redaktion des ,, Sozialdemokrat" dürfte einem alten Freunde wohl Aufnahme einer Rorrespondenz aus dem fernen Westen gestatten, umſomehr, da wir hier gerade unter dem Eindruck sensationeller Ereignisse uns befinden.

Wir haben soeben eine Achtstundenbewegung hinter uns, welche zu einer der großartigsten Erhebungen der verstlavten Masse gehört, die bisher stattgefunden, und dennoch nur mit den ersten Zönen eines Liebes zu vergleichen ist, das von einem Männerchor angeftimmt wird. Wie wird dies Lied erst brausen, wenn der grandiose Chor im Verlauf der Dinge seiner Einheit, seiner Macht und Schulung sich bewußt wird und der tieferen Bruststimme freien Lauf, sie frisch und ohne jeden Rückhalt ausströmen läßt?!

Der 1. Mai ist bald drei Monate hinter uns, und das Schiffchen der Bewegung geht momentan im Wogenstrom wieder abwärts. Eine ziemliche Anzahl von einzelnen Fabrikanten und Konsortien von Fabrikanten, die im ersten Anlaufe das 8uge= ständniß achtstündiger Arbeit gemacht hatten, ziehen jest rückwärts und zwingen ihre Arbeiter, welche durch die vorhergegangenen Kämpfe mehr oder minder Geld und Streitlust verloren haben, wiederum, wie vormals, zehnständig zu schaffen. Indessen ist doch noch Manchem und sogar einzelnen ganzen Gewerks schaften der achtstündige Arbeitstag als Erfolg verblieben; für alle aber die vertiefte Kluft zwischen der herrschenden und der ausgebeuteten Klaffe.

Nun zur Hauptsache: das ist der schwebende und tagende Anarchisten­Prozeß oder viemehr der Chicagoer   Anarchismus. Wohl ist die allgemeine Arbeiters und die spezielle Achtstunden- Bewegung mehr Hauptsache als die hiesigen Anarchisten; jedoch in der relativen Weise, in der wir Menschenkinder nun einmal sprechen müssen, wo Haupt- und Nebensache sich je nach Zeit und Ort relativ verhält, steht diesmal in Chicago   der Prozeß und der Anarchismus im Vordergrund.

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Wie hier am 1. Mai Abends eine Bombe unter die Polizisten ge= worfen, 7 davon getödtet und 26 verwundet wurden, daraufhin am andern Morgen die Redaktion der Arbeiterzeitung" nebft vielen ande ren Anarchisten verhaftet wurden und jetzt acht der Verhafteten unter Anklage des Mordes vor Gericht gestellt sind, drei Wochen lang an den Geschwornen ausgewählt worden ist, endlich die Verhandlungen begonnen haben und es immer noch wochenlang dauern kann, bevor das Resultat erfolgt das will ich nur flüchtig erwähnen. Von dem, was geschehen ist und nächstens geschehen wird, bringen ja die Tagesblätter immer schnellere und genauere Runde, als ich es vermöchte. Dagegen glaube ich den Freunden im alten Vaterlande und hierherrückwirkend auch den Freunden in Amerika   durch eine Darstellung der eigenthümlichen Bes schaffenheit des Chicagoer   Anarchismus mich in etwas nüßlich erweisen zu können.

Die deutsch- amerikanischen Anarchisten sind sozusagen eine Gründung des nunmehr von der Reaktion übermäßig bestraften Johann Most  . Dieser Most gehörte bekannter- und anerkanntermaßen früher der deut­ schen   Sozialdemokratie an. Was ihn später in Gegensatz zu unserer Partei gebracht, sind Persönlichkeiten, die wenig interessiren. Das einzig Bemerkenswerthe ist, daß es eben Persönlichkeiten waren, die den Johann Most   seinerzeit so verbitterten, daß er sich zu seinen alten Ges noffen in Gegensatz stellte. Er wollte revolutionärer sein als die Revo­lutionäre. In dieser Stimmung machte er in den Ver. Staaten, auf dem günstigsten Boden der Settirerei, Propaganda für seine Sekte, die er ,, Anarchisten" nannte. Dieser Most'sche Anarchismus hat mit dem romanischen, der sich an Proudhon und Bakunin   anlehnt, auch hin und wieder unter den Amerikanern englischer Zunge spuckt, den Namen gemein und die leidige Beschränktheit, unter den Mitteln zur Förderung der sozialistischen Zu tunft ausschließlich die Gewalt und die gewaltigen Worte zu pflegen.

Alle diejenigen, denen mit dieser Stizze des Chicagoer   Anarchismus zu viel oder zu wenig gesagt ist, bitte ich, zu erwägen, daß mit dem Namen Anarchismus sowohl als Sozialismus eine sehr mannigfaltige Sammlung verschiedenster Gruppen und Personen gegeben sind, die egatt mit Worten zu zeichnen, eine perfette Unmöglichkeit ist.

Ich hebe die anarchistische Gewaltseinseitigkeit hervor, ins dem ich zugleich erkläre, daß dies ausschließliche Steifen auf Gewalt und Gewaltsmittel mehr eine vergangene Tradition als das treibende Element der heutigen Anarchisten Chicago'  s ist. Gegenwärtig nennen sich die deutschen   Anhänger der proletarischen Sache hierorts Anarchisten, weil unter diesem Titel bisher marschirt worden ist und sie es nicht der Mühe werth finden, sich an irgend einem Namen zu stoßen. Es gibt aber noch ein halbes Hundert, die daran Anstoß nehmen, die unter sich wiederum gespalten sind, und wovon ein Theil den Titel: Sektion der Sozialistische Arbeiter- Partei" und ein anderer Theil gar keinen Titel führt.si 1-10