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die dreigespaltene Petitzeile

25 Gts.

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No. 35.

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20 Pfg­

Der Sozialdemokrat

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Zentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.

Briefe an die Redaktion und Erpedition des in Deutschland und Oesterreich verbotenen Sozialdemokrat" wolle man unter Beobachtung äußerster Vorsicht abgehen lassen. In der Regel schide man uns die Briefe nicht direkt, sondern an die bekannten Decadressen. In zweifelhaften Fällen eingeschrieben.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten

und Gemaßregelten nicht!

Die Nache der gefährdeten Ordnung."

Blut muß fließen!"

Das Urtheil im Chicagoer Bombenprozeß ist gefällt. Sieben

Er. der Angeklagten: Friedrich Georg Engel, Samuel Fielden, Adolf Fischer, Louis Lingg , Albert Parsons, Michael Schwab und August Spies sind zum Tode, einer, Oskar Neebe, zu 15 Jahren Gefängniß verurtheilt worden. Das Publikum"

ift

-

setzt

nt. der Telegraph hinzu welches der Gerichtsverhandlung bei­t. wohnte, begrüßte den Urtheilsspruch mit lauten Beifallsäußerungen."

t.

Wenn dem wirklich so war, so hat das betreffende Publi­.: fum mit diesem Beifall nicht nur sich selbst, sondern auch das .: Urtheil in der That treffend gekennzeichnet.

Bg.

er Um ein siebenfaches Todesurtheil mit lautem Beifall be­grüßen zu können, muß man von einer wahrhaft bestia lischen Gemüthsrohheit sein, wie sie sich bei den Gla­

6:

t.

Rt.

16.

to diatorenkämpfen der römischen Kaiserzeit nicht brutaler geäußert haben kann. Wer nur einigermaßen menschlich fühlt und denkt, wird einen solchen Urtheilsspruch, selbst wenn er ihn für 3. iuristisch gerechtfertigt hält, immer nur mit stillem Ernste ces aufnehmen können.

rt.

lung auf dem Heumarkt, der ersten Arbeiterversammlung, der er überhaupt beiwohnte, anwesend war, sagte vor Gericht aus, daß Bonfield, dem er durch den ihm befreundeten Kapitän Ward vorgestellt war, kurz vor der Versammlung zu ihm geäußert habe: Diese verdammten Sozialisten haben stets Frauen und Kinder in den Versammlungen, das ist dumm. Ich wünschte, ich könnte 3000 von diesen Hunden auf einen Haufen zusammenschießen, ich würde kurze Arbeit( short work) mit ihnen machen."

Und in dieser löblichen Absicht zog Bonfield, kaum daß

Harrison fort, mit seinen Leuten gegen die Versammlung heran und löste sie ohne irgend einen gesetzlichen Grund auf. Er war es, der das Blutvergießen provozirte, er hätte vor Allen auf die Anklagebank gehört.

Und wenn man schon die Anarchisten unter Anklage stellte, wie kam man dazu, sie wegen Mordes, den keiner von ihnen begangen, anzuflagen? Auf diese Frage finden wir im Vor­bote" vom 28. Juli eine spezielle Antwort, die wir, weil sie zugleich eine Charakteristik des ganzen Prozesses enthält, hier mit ihrem vollen Wortlaut nach folgen lassen.

Das Organ der Chicagoer Anarchisten schreibt:

Der Prozeß gegen unsere acht des Mordes angeklagten Genoffen nimmt den von allen Sozialisten porausgesehenen Verlauf. Die Bezeichnung Mord" dient nur als Deckmantel für ein anderes Verbrechen", ein Verbrechen, das man in der alten Welt Hochverra th nennt, seit der Gründung der Staaten Republik hierzulande aber in Verruf gekommen ist. Die Gründer unserer Republit waren nämlich selbst alle Hochver­räther; mit ihrem Erfolge wurde der Hochverrath ein Verdienst, eine Tugend. Und so tam es, daß selbst Jefferson Davis , die Spike der fübftaatlichen Rebellion, nicht als Hochverräther verurtheilt wurde. Trotzdem besteht ein Strafgeset hier für Hochverrath. Das Strafmaß ift Todesstrafe. Als die Großgeschworenen unsere Genossen unter An­da war man sich anfänglich nicht recht klar darüber, ob die Klage auf Hochverrath oder Mord lauten sollte. Hochverrath aber flingt nicht gut in einer Republit, in einem freien Lande, und da einigte man sich auf " Mord".

Ein Urtheil, das Leuten gefällt, die einem siebenfachenleitung bes arroganten Strebers Grinnell in Anklagezustand versetten, gesetzlichen Morde zujauchzen, kann kein gerechtes, kein von 20 dem Geist wahrer Menschlichkeit diktirtes sein.

f.

Gesetz auch noch so sehr dehnen Natürlich war diese Klage nicht haltbar. Mochte Richter Gary das es ging nicht. Am vergangenen

16. Und nach unserer vollen Ueberzeugung ist das Chicagoer 3.: Urtheil in der That das genaue Gegentheil davon. Es ist der Ausfluß brutalster Klassen justiz, wildester Rach- Freitag schon war nach der gesetzlichen Auffaffung die Staatsanwaltschaft sucht.

10

J.

g.:

Ist aber die Rachsucht, die Leidenschaft im direkten Kampfe ch. entschuldbar und erklärlich, so wird sie um so widerwärtiger und verwerflicher, wenn sie sich auf dem Stuhle des Richters breit macht, wenn sie sich in den Mantel der Gerechtigkeit ch. hüllt.

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Ig.

Rachsucht, nur brutale Rachsucht kann es sein, welche dies nb Urtheil diftirte.

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18.

cg.

Wessen sind die Angeklagten und jetzt Verurtheilten laut ti: der Anklage und dem Urtheil beschuldigt?

m.

16:

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Des Mordes.

Haben sie gemordet?

Nein!

Der Mord ist begangen durch das Werfen der Bombe auf dem alten Heumarkt in Chicago .

Nun, die Anklage selbst hat bewiesen, und durch das Zeu genverhör ist es bis zur Evidenz festgestellt, daß Neebe und Lingg überhaupt nicht in der Heumarkt- Versammlung, Barsons, Schwab und Engel nicht auf derselben waren, als 3. die Bombe explodirte. Und dennoch sind sie zum Tode berurtheilt!

0.

0.

18

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Lingg und Engel haben allerdings Bomben fabrizirt, der Erstere, ein Mensch von 21 Jahren, sogar unter Auf­ficht und Anleitung des über 10 Jahre älteren Seeliger. 30. Dieser wird Staatszeuge und geht frei aus, Lingg, den höchstens eine Ordnungsbuße treffen könnte, wird zum Tode berurtheilt.

6.

Ein einziger Zeuge" will" gesehen haben, daß Spies die Zündschnur zu der Bombe angezündet und dann ein Anderer, er den er als den verschwundenen Schnaubelt rekognoszirt, die Bombe geworfen haben soll. Aber dieser wichtige" Zeuge wird von Anderen als notorischer Lump und Zutreiber von Bordellen rekognoszirt.

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Dagegen bestätigt der Mayor( Bürgermeister) von Chicago , Harrison, welcher der Versammlung auf dem Heumarkt bis gegen das Ende beigewohnt, daß dieselbe ein friedliches Ende genommen hätte, wenn die Polizei nicht inter­benirt wäre.

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Es wurde", sagte er u. A. ,,, in der Versammlung nichts bon Gewaltanwendung gesagt, sonst hätte ich die Versammlung aufgelöst." Und weiter:" Ich sagte dem Polizeitapitän Bonfield, er solle seine Mann­chaften( Reserven) nach Hause schicken, da die Bersammlung friedlich sei..... Kapitän Bonfield lagte mir, er hätte gehört, daß die Versammlung später den B Bahnhof der St. Paul Bahn angreifen oder McCormick's Fabrit angreifen würde, oder daß die Versammlung am Heu­markt berechnet sei, die Polizei hinter's Licht zu führen. Ich berzeugte mich in der Versammlung, daß nichts Derartiges beabsichtigt war. Bonfield stimmte mir bei, meinte aber, daß es gut sein würde, benn er die Polizei in der Station behalten

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1. würde."

Ein anderer Zeuge, Martin Simonson, Reisender mehrerer der größten Häuser Chicago's , ein Mann, der weder Anarchist noch Sozialist ist und nur zufällig an der Versamm­

geschlagen. Die Staatszeugen selbst hatten die Verschwörungs­theorie über den Haufen geworfen, indem sie beschworen, daß in der ( angeblich geheimen. Neb. b. S.D. ) Versammlung am Montag Abend absolut nichts mit Bezug auf die Heumarkt- Bersammlung geschehen sei. Eine Verschwörung hatte somit nicht bestanden, und da die Klage eine solche zu beweisen gehabt hätte, um die Theilnehmerschaft der An­geklagten an dem Bombenwurf darzuthun, so fiel die Klage( nach her fömmlichem Justizverfahren) in sich selbst zusammen.

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Richter Gary bemerkte diesen Sack sofort und eilte dem Staatsretter Grinnell pflichteifrig zu Hülfe. Indem er die Frage an Waller zuließ, ob Fischer ihm am letzten Danksagungstag eine Bombe anvertraut habe, öffnete er die erste Schleuse, deren Strömung den Mordprozeß alsbald in das Fahrwaffer eines overrathsprozesses treiben sollte. Die Bertheidigung wies darauf hin, daß es unmöglich etwas mit der ,, Ermordung des Polizisten M. J. Degan"*) zu thun haben könne, ob Fischer dem Waller vor 8 Monaten einmal eine Bombe gab oder nicht. Und jetzt ließ der dem Staatsanwalt zur Seite stehende Ingham( ein wirklicher Advokat, Grinnell ist nur ein Ferkelstecher) die Katz' aus dem Sack. Diese acht Angeklagten hier" schrie er aus vollem Halse haben versucht, bie organisirte Gesellschaft zu stürzen!" Er wollte damit sagen, die Tödtung einer Anzahl Gesellschaftsretter war nur eine begleitende Thatsache und ist daher nicht Hauptsache in diesem Fall. Der Richter schloß sich dieser von ihm bereits vorher angedeuteten Ansicht an. Der Mordprozeß war von diesem Augenblick an nicht mehr ein versteckter Tendenz-, sondern ein unverhüllter politischer Prozeß mit Hochverrath zur Grundlage.

Die Verhandlungen der letzten paar Tage haben dieses Faktum bewies fen, wenn es noch eines Beweises bedurft hätte. Die philosophischen, geschichtlichen, ökonomischen und politischen Anschauungen der An geklagten sind vom Richter als erschwerendes Belastungsmaterial nicht nur zugelassen worden, nein! in ihnen, in diesen Anschauungen- besteht das ganze Verbrechen, das man den Angeklagten zur Laft legt. Mord! Der Antläger hat in seiner Eröffnungsrede zugegeben, daß der Bombenwerfer nicht unter den Angeklagten sei. Theilnahme, Hülfeleistung und Vorbereitung zum Mord!

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-

Selbst

die gekauften Beugen des Staatsanwalts haben beschworen, daß ihnen bavon nichts bekannt sei, und daß die berüchtigte ,, Verschwörer Versamm lung" am 3. Mai in 54 W. Late Str. eine ganz harmlose Versammlung war, in der eine Anzahl Sammelpläge festgesetzt wurden, an denen sich im Falle einer Revolution"(!) diejenigen einfinden sollten, welche aus freien Stücken für die Abschaffung der Armuth und des Raubes kämpfen wollten. Ist das eine Verschwörung?

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Von der Versammlung am Heumarkt war überhaupt nicht die Rede. Wo ist da die Vorbereitung zur Theilnahme an der Ermordung" von Degan u. A.? Warum also nicht heraus mit der Wahrheit! Warum das Ding nicht beim rechten Namen nennen Hochverrath!

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Ach, Pardon! Da fällt uns noch ein anderer und vielleicht der wichtigste Grund ein, weshalb das nicht geht. Leute, welche für die Aufrechterhaltung der Landesverfassung( das Bersammlungsrecht) kämpfen, solche Leute kann man des Hochverraths nicht wohl anklagen! Die Pos lizei, welche am Abend des 4. Mai die Verfassung mit Füßen trat Bonfield und Genoffen sie machte sich des Hochverraths schuldig, fie allein. Daß wir mit diesem Urtheil nicht allein stehen, beweisen die Hetartikel der Preßpfaffen., Try them on general principles'!" schreit das Drd. nungsgesindel. Auf gut deutsch heißt das Hängt die Rerle aus allgemeinen Gründen! Diese Gründe erklärte Grinnell am

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Dienstag, indem er ausrief: Wenn sie alle gehenkt werden, dann ist unser Land wenigstens gerettet!"

Nach diesem Rezept wurde in der That gearbeitet, und ist denn auch schließlich die Verurtheilung zum Tode durchgesetzt worden. Wir glauben kaum, daß uns die Berichte über die Schlußverhandlungen, Plädoyers 2c. in dieser Beziehung etwas Neues sagen werden. Wir haben die Prozeßberichte sehr auf­merksam verfolgt und sind verschiedentlich auf eine so offen­

*) So lautet nämlich die Anklage.

Red. des ,, S.- D."

Erscheint

wöchentlich einmal

in

Zürich ( Schweiz ).

Berlag

der Boltsbuchhandlung Hottingen Zürich.

Poffendungen

franto gegen franko. Gewöhnliche Briefe nach der Schweiz tosten Doppelporto.

25. August 1886.

bare Parteilichkeit seitens des Richters gestoßen, daß wir das | Schlimmste voraussetzen mußten. Es ist ein Tendenz Prozeß in des Wortes vollster Bedeutung. Nicht wegen be­stimmter Handlungen, sondern wegen der von ihnen ver­breiteten Ansichten sind die Angeklagten zu den, alle Be­griffe von Recht und Gerechtigkeit umstoßenden Strafen ver­urtheilt worden. Ansichten aber, und seien sie uns noch so unsympathisch, gehören nicht vor die Gerichte!

Sieben Todesurtheile sind gefällt, sieben Menschenleben dem Henker für verfallen erklärt. Die Vossische Zeitung" will

bereits wissen, daß die Vollstreckung" so gut als gewiß" set.

Jedenfalls wünscht man in gewissen Kreisen die Vollstreckung und wird alle Einflüsse aufbieten, sie durchzusetzen. Der Bei­fall" des auserlesenen Gerichtspublikums wird ausgenutzt, um Stimmung zu machen. Die durch die Agitation der Ange­klagten gefährdete Ordnung der Ausbeutergesellschaft verlangt Sühne, die Gesellschaft will sich an den Individuen rächen.

-

Das ist der Sinn des gefällten Spruches, das der Geist, in dem er gefaßt wurde. Die Geschwornen, in ihrer großen Mehrheit Handlungsangestellte, haben sich als die willigen Handlanger ihrer Brodgeber erwiesen, die blos aus Feigheit und Bequemlichkeit nicht selbst auf der Geschwornenbank Blaz genommen. Natürlich war nicht ein Arbeiter, nicht ein Mit­glied der Klasse, in deren Interesse die Angeklagten gehandelt oder doch zu handeln geglaubt haben, auf der Geschwornen­bank. Rache für die bedrohte Ausbeuterordnung das ist der Schrei, der durch die Presse der Ausbeuterparteien widerhallt. Sobald man sich aber auf den Standpunkt der Rache stellt, stellt man sich auf den Standpunkt des Krieges, und zwar des Krieges in seiner elementarsten, brutalsten Form. Die staatlich organisirte Gesellschaft, indem sie ihre Gegner kalt­blütig meuchelt, begibt sich damit des Anspruchs, ihre Hand­lungen anders denn als Anwendungen des Gewalt prinzips beurtheilt zu sehen, und legitimirt die Anwendung des gleichen Prinzips gegen sie.

Wir stehen nicht auf dem Standpunkt der Verurtheilten und können auch nicht die Verantwortung für Alles, was sie gesagt und gethan, auf uns nehmen. Aber wir kämpfen für die gleiche Sache wie sie: für die Emanzipation der unter­drückten und ausgebeuteten Volksmasse. Als Kämpfer für diese Sache wurden sie verurtheilt, und als Opfer dieses Kampfes haben sie Anspruch auf unsere volle Sympathie, als Opfer brutaler Rachsucht Anspruch auf die Sympathie der rechtlich Denkenden aller Parteien.

Ihren christlich- frommen Henkern aber sei der Spruch ihres eigenen Evangeliums in's Gedächtniß gerufen: Wer Blut vergießt, dessen Blut soll wieder vergossen werden.

Die Sozialdemokratie und die Frage der Frauenarbeit.

Ein Beitrag zur Programmfrage. III.

Eine ähnliche Stellungnahme findet sich bei Bebe I in seiner Schrift: ,, Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft." Da heißt es S. 93:

"

Es ist wahrlich kein schöner Anblick, Frauen, und zwar selbst im schwangeren Zustande, bei dem Eisenbahnbau schwer beladene Schub­farren mit den Männern um die Wette fahren zu sehen; oder sie als Handlanger Kalt und Zement anmachend oder schwere Lasten Steine tragend, bei dem Hausbau zu beobachten, oder beim Rohlen- und Eisen­steinwaschen u. f. w. Der Frau wird dabei das berechtigt Weibliche abs gestreift, ihre Weiblichkeit mit Füßen getreten, wie umgekehrt in hundert verschiedenen Beschäftigungsarten unseren Männern jedes Männliche ges nommen wird. Das sind die Folgen der sozialen Ausbeutung und des sozialen Kriegs. Unsere torrupten sozialen Zustände stellen häufig die Natur auf den Kopf.

Es ist daher begreiflich und natürlich, daß bei dem Umfang, den die weibliche Arbeit auf allen Gebieten gewerblicher Thätigkeit bereits ein nimmt und weiter einzunehmen droht, die intereffirte Männerwelt wenig freundlich dazu sieht und Verlangen wie die, man solle die Frauenarbeit gänzlich unterbrücken und gesetzlich verbieten, laut werden. Unzweifelhaft geht bei dieser Ausdehnung der Frauenarbeit das Familienleben des Arbeiters immer mehr zu Grunde, ist die Auflösung von Familie und Ehe die natürliche Folge, nehmen Sittenlosigkeit, Demoralisation, Dege nation, Krankheiten aller Art, Kindersterblichkeit in erschreckendem Maße zu. Und trotz alledem und alledem ist die ganze Entwicklung ein Forts schritt, genau so ein Fortschritt, wie es der Eintritt der Gewerbefreiheit, der Freizügigkeit, der Verehelichungsfreiheit und die Wegräumung aller Schranken war, welche die großkapitalistische Entwicklung begünstigen, aber unserem Klein und Mittelgewerbe den Todesstoß versetzten, ihm rettungslos den Untergang bereiten."

Bei dieser prinzipiell durchaus richtigen Stellungnahme fehlt nur die nähere Begründung der Behauptung, daß diese ganze Entwicklung ein Fortschritt ist. Und diese nähere Begründung findet man in Marg Ras pital" S. 506, wo es heißt:

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So furchtbar und ekelhaft nun die Auflösung des alten Familien lebens innerhalb des kapitalistischen Systems erscheint, so schafft nichts. destoweniger die große Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Weibern, jungen Personen und Kindern beiderlei Geschlechts in gesellschaftlich organisirten Produktionsprozessen jenseits der Sphäre des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage für eine höhere Form der Familie und des Verhältnisses beider Geschlechter. Es ist natürlich ebenso albern, die christlich germanische Form der Ehe für absolut zu halten, als die altrömische Form oder die altgriechische oder die orientalische, die übrigens untereinander eine geschichtliche Entwick lungsreihe bilden. Ebenso leuchtet ein, daß die Zusammensetzung des kom binirten Arbeitspersonals aus Individuen beiderlei Geschlechts und der