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1. September 1386.
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht! Die Internationale Arbeiter-Konferenz in Paris  . i. Die Internationale Arbeiter-Konferenz, welche vom 23. bis 29. August in Paris   tagte, und über welche wir in der nächsten Nummer einen ausführlichen Spezial- bericht bringen werden, hat einen in mehrfacher Beziehung be- merkenswerthen Verlauf genommen. Anfangs schien es, als ob auch auf ihr, gleichwie auf der vor 3 Jahren in Paris   abgehaltenen Konferenz, die Delegirten der englischen Gewerkvereine den Geist der Debatten und Beschlüsse in ihrem Sinn beeinflussen würden, und die Bour- geoispresse, voran der PariserFigaro", lobte bereits die kluge und verständige Haltung" der Theilnehmer der Kon- ferenz. Aber die Freude war nur von kurzer Dauer. Nicht als ob im weiteren Verlaufe die Fabrikation von Dynamit und Bomben empfohlen und beschlossen worden wäre daS hätte der Bourgeoisie wenig Kopfschmerzen gemacht, aber die englischen Delegirten wurden ein gutes Stück nach vor- wärts gedrängt vorwärts zum dreimal verrufenen So- zialismus. Es war vielleicht nicht ganz den Regeln der internationalen föflichkeit entsprechend, wenn in der zweiten Sitzung der onferenz der Vertreter unserer Partei, Genosse Grimpe, in seinen Bericht über Deutschland   eine Antwort auf einige Bemerkungen des Vertreters der englischen Gewerkvereine und sogar einen Angriff auf einen der hervorragendsten Führer derselben, Herrn H. Bro ad hurst, einfließen ließ, und eS ist begreiflich, wenn die Engländer, meist persönliche Freunde de» Genannten, gegen die Angriffe auf ihn Verwahrung ein- legten. Aber es ging mit dieserTaktlosigkeit", wie es die tugendhafte Presse nennt, wie mit dengoldenen Rücksichts- losigkeiten" Goethes, ihre Wirkung war, trotz des KrakehlS, den sie zuerst hervorrief, eine durchaus wohlthätige. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: In der ersten Sitzung hatte der Delegirte des National- Verbandes der englischen Gewerkvereine, Maudsley, in sei- nem Bericht die Erfolge- der Gewerkvereine gepriesen. Am zweiten Tage kam nun Grimpe zum Wort und gab einen sehr ausführlichen Bericht über die Lage der Arbeiter in Deutschland  , über die Thütigkeit unserer Partei innerhalb und außerhalb des Parlaments zc.:c. und sagte mit Bezug auf die Maudsley'sche Rede(wir zitiren nach dem imProletariat" veröffentlichten Protokoll): Maudsley habe gesagt, er habe keine sozialistischen   Bezieh- ungen; er(Grimpe) fordere die englischen Delegirten auf, sich mit den englischen Sozialisten in Verbindung zu setzen. Er be­dauere, daß die englischen Gewerkvereine nicht mit den Sozia- listen zusammengehen, welche die volle Emanzipation der Ar- beiter aller Kategorien erstrebten. Er wendet sich dann gegen eine andere Stelle des Berichtes des englischen Delegirten, wo eS heißt, daß diejenigen, die ihre Beiträge nicht regelmäßig bezahlen, als falsche Brüder bezeichnet werden, und sagt, man müsse nicht nur diese als falsche Brüder bezeichnen, sondern auch diejenigen, die, wie Nadaud und Tolain, ihre Versprech- ungen nicht halten, oder diejenigen, die, wie Broadhurst, für Ausnahmegesetze gegen die Sozialisten(soll heißen gegen die Jrländer) stimmen. Mögen die Engländer, setzte er hinzu, es machen wie die Franzosen  , die sich von Tolain und Nadaud losgesagt haben, d. h. den falschen Bruder Broadhurst fallen lasseil und offen zuin Sozialismus übergehen. In der heftigen Debatte, welche diese Worte hervorriefen, erklärte Grimpe, er habe keineswegs die englischen Delegirten verletze», sondern lediglich die Aufmerksamkeit der Trades Unions ans die Haltung Broadhurst's lenken wollen. TagS darauf antwortete V urnett, Delegirter des Ge- werkvereiuö der vereinigten Maschinenbauer, auf Grimpe'S Ausführungen. Er nahm die englischen Gewerk- vereinler gegen den Vorwurf, Gegner des Sozialismus zu sein, in Schutz(sehr gut!) und erklärte es für eine Pflicht der Sozialisten, in die Gewerkvereine einzutreten, um sie auf die Bahn des Fortschritts zu leiten(welches Zugeständniß I). Er pries die Erfolge, welche die Gewerkvereine bisher errun- gen, und findet namentlich nicht paffend, daß ein Deutscher die Aktion der Gewerkvereine bemängele, während es doch gerade vorzugsweise deutsche Arbeiter sind, die in London   den englischen Arbeitern eine erbitterte Konkurrenz machen. Was Broadhurst anbetrifft, so habe derselbe trotz Allem, was man gegen ihn vorgebracht, das Vertrauen der TradeS-Unionisten uicht eingebüßt, dieselben seien der Ansicht, daß dadurch, daß man ihn zum Mitglied der Regierung machte, man anerkennen wollte, daß die Arbeiter nicht blos das Recht hätten, zu stim- wen, sondern auch zu regieren... Solange Herr Broadhurst fortfahre, den Gewerkschaften beizustehen, gelte er ihnen nicht
als Verräther, wie die von Grimpe genannten Personen u. s. w. Da Grimpe nicht zum zweitm Male das Wort ergreifen konnte, so replizirte R a ck o w auf den Theil der Burnett'schen Rede, der von der Lage der deutschen   und englischen Arbeiter handelte. Auch Genosse Anseele(Belgien  ) griff zu Gunsten Grimpe'S in die Debatte ein und tadelte es insbesondere, daß die Stelle der Rede Burnett's, wo es heiße, daß die deutschen  Arbeiter die Löhne drücken, applaudirt worden sei. Man er- innere� sich doch, rief er aus, daß die deutschen   Sozialisten im Kampf für die Erhöhung der Löhne in das Gefängniß gewandert sind. Die Deutschen   wünschen einfach, daß die Trades Unions sozialistischer werden, und wenn dieselben das nicht wollen, so beklage ich sie." Soviel für heute über diesen Zwischenfall. Was nun die der Konferenz zur Beschlußfassung vorgelegten Fragen anbetrifft, so ist wohl zur Zeit die wichtigste die der internationalen Fabrikgesetzgebung. Mit Bezug auf diese wurde in Abstimmung nach Nationen folgende Tagesordnung mit allen gegen die Stimmen der Engländer angenommen: Die Arbeiter der verschiedenen Länder sollen ihre Regie- rungen auffordern, Unterhandlungen aufzunehmen behufs Ab- schließung internationaler Verträge und Vereinbarungen über die Arbeitsbedingungen. Die Konferenz empfiehlt in erster Reihe folgende Forde- rungen: 1) Verbot der Arbeit der Kinder unter 14 Jahren. 2) Schutzmaßregeln für jugendliche Arbeiter über 14 Jahren und für Frauen. 3) Festsetzung des achtstündigen Arbeitstages bei einem Ruhetag pro Woche. 4) Verbot der Nachtarbeit, außer in gesetzlich bestimmten Ausnahmefällen. 5) Obligatorische Einführung von Einrichtungen in den Werkstätten zum Schutze der Gesundheit. 6) Verbot gewisser Jndustriebranchen und gewisser Pro- duktionsmethoden, welche für die Gesundheit der Arbeiter besonders schädlich sind. 7) Zivil- und strafrechtliche Haftbarmachung der Unter- nehmer bei Unfällen. 8) Ueberwachung der Werkstätten, Fabriken, Werkplätze:c. durch von den Arbeitern gewählte Aufsichtsbeamte. Auf Vorhalten C. de Paepe's erklärten die englischen Delegirten, sie hätten nur deshalb nicht für die Resolution ge- stimmt, weil sie von ihren Mandatgebern keinen bestimmten Auftrag in diesem Sinn erhalten hätten, sie schlößen sich indeß den Entscheidungen der Konferenz an und wollten sie dem Nationalkongreß der Gewerkschaften vorlegen, der demnächst (den 7. September) in Hull   zusammentrete. Gegen ihr Verhalten vor 3 Jahren ist das kein geringer Fortschritt. Es mag den guten Leuten bei dem Anpreisen ihrer Erfolge doch nicht so ganz leicht ums Herz gewesen sein, auch wird die Einmüthigkeit der übrigen Delegirten in der prin- zipiellen Auffassung der Dinge ihren Eindruck auf sie nicht verfehlt haben.
Arbeiterfreundlichkeit auf Irrwegen." Es gehört zu den Gemeinplätzen, die Jedem, der die sozialdemokra- tische Theorie auch nur ganz obenhin kennt, längst geläufig sind, daß die Verwohlseilung der Nahrungsmittel an und für sich für die Ver- befferung der Lage der arbeitenden Klaffen von keiner Bedeutung ist, weil das Lohngesetz den günstigen Wirkungen jener Verbilligung entgegen- wirkt und sie illusorisch macht. Es kann sich darum auch nur aus der Freude an Trivialitäten erklären, wenn in einer unter dem Titel: Die Arbeiterfreundlichkeit auf Irrwegen. Von Dr. Hermann Mehner. Wien  , Verlag der Deutschen Worte. 1885" erschienenen Schrift in übermäßig breit ausgesponnener Weise zwei Schrift- stellern gegenüber, die neuerdings wieder einmal durch Volksküche und verbefferte Koch- und Speiserezepte die soziale Frage lösen wollen, die Abgeschmacktheit derartiger Bemühungen nachzuweisen versucht wird. Wenn wir von der genannten Schrift hier Kenntniß nehmen, so ge- schieht es selbstverständlich nicht wegen jener Polemik gegen sozialpolitische Küchen und Köche, sondern weil der Verfaffer mit einem eigenen Vor- schlag hervortritt. Dieser Borschlag ist zwar auch nichts weniger als neu, aber da er in verbiffener Hartnäckigkeit von Zeit zu Zeit immer wieder von diesem oder jenem sozialpolitischen Wunderdoktor angepriesen wird, so mag er hier gelegentlich einmal beleuchtet werden. Nachdem Mehner mit der schwierigen Frage, was wohl Volksküchen und Fleischpulver-Rezepte als Sozialreform werth sein mögen, glücklich fertig geworden, enthüllt er uns endlich auf der letzten Seite seine Auffaffung von der sozialen Frage. Wie definirt er diese? ES istdie einzig richtige Frage, sagt er S. 85, die soziale Frage: Wie erhöht man den Lohn?" In diesen Worten ist das sozialpolitische Programm der Schrift«nt- halten. Herr Mehner hatte zwar nicht die Freundlichkeit, uns näher auszu- führen, wie wir zur Realisirung deffelben gelangen können, indessen wollen wir von den praktischen Schwierigkeiten zunächst absehen und die theoretische Berechtigung des Vorschlags prüfen, indem wir denselben, um die Verständigung zu erleichtern, allein im Lichte jener Wissenschaft- lichen Theorien beleuchten, die der Verfasser selbst als giltig anerkennt. Der Preis der Maare   Arbeitskraft, entwickelt uns Herr Mehner, ist wie der jeder anderen Maare bestimmt durch Nachfrage und Angebot. Den Arbeitern macht sich dieses Gesetz in der Meise fühlbar, daß einer- seits bei größerer Arbeiterzahl, als der Bedarf sie erheischt, die Kon- kurrenz die Arbeiter zwingt, sich gegenseitig in Hungerlöhnen zu unter- bieten, andererseits bei mangelndem Angebot von Arbeitern die Lohn- steigerung durch Einführung von Maschinen gehindert wird. Danach
muß geschloffen werden, daß eine Lohnsteigerung dem Kapital nicht» weniger als erwünscht ist, woran wir Herrn Mehner deshalb erinnern, weil seine Schlußfolgerung zu der Annahme zwingt, daß er dies, trotz- dem seine Leser es oft genug zu hören bekommen, selbst vergessen zu haben scheint. Das bisher Gesagte würde allein schon genügen, den grellen Wider« spruch, in dem sich die Forderung des Verfassers bewegt, erkennen zu lassen. Es ergibt sich, daß der Lohn sich nur innerhalb ganz bestimmter Grenzen bewegen kann. Vermindert sich die Zahl der Ueberflüssigen in Folge steigender Nachfrage, so wird der Lohn steigen können; dieser Möglichkeit wird aber die Gewißheit einer Senkung des Lohne  » gegenüberstehen, wenn in Folge verringerter Nachfrage die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte sich vermehrt. Für die beständige Erweiterung aber sorgt, wie man weiß, von der natürlichen Bevölkerungsvermehrung abgesehen, die Einsührung immer neuer Maschinerie, sowiedie weniger auffälligen Wirthschastsverbesserungen"(©. 10), die Verdrängung der Männer durch Frauen, der Erwachsenen durch Kinder und in gewissem Grad auch die Zentralisation des Betriebes. Damit verbindet sich theil» als Ursache, theils als Wirkung Ueberproduktion, Krisis, Stagnation, und wie die segensreichen Wirkungen der freien Konkurrenz sonst noch heißen mögen. All' dies bildet einen gesetzmäßigen Kreislauf, in den einzubrechen und dessen Bewegung an irgend einem beliebigen Punkt hemmen zu wollen, sich als eine ebenso fruchtlose wie unsinnige Bemühung er« weisen muß. Auch Herrn Mehner scheint die Erkenntniß dieser Erfolglosigkeit dunkel aufgedämmert zu sein. Denn wenn wir auch in seiner Broschüre öfter» Hinweisen auf eine ganz andere Lösung der sozialen Frage begegnen, wie z. B. S. 35:wenn die Arbeiterfreundlichkeit ernstlich helfen will, ... muß sie das Monopol an den Arbeitsmitteln brechen", so können wir solche Aeußerungen doch nur als eine Dämmerung dieser Lösung bezeichnen, solange Herr Mehner es fertig bringt, in demselben Athem« zug zu sagen, daß diese Lösung doch nur auf dem, über gewisse eng« Grenzen hinaus unmöglichen Weg einer Lohnerhöhung zu suchen sei. Die Einsicht, daß in unserem Zustand fortwährend verbesserter Tech« nik und Wirthschast, infolge dieser Verbesserung, der Lohn unausgesetzt auf so niedrigem Stande erhalten wird, daß die nicht und wenig quali« fizirten Arbeiter nicht mehr davon leben können"(& 20), ist von sehr zweifelhaftem Werth, wenn sie zu solch' widerspruchsvollem Resultat« führt. Der Verfasser begeht obendrein den groben Jrrthum, zu behaup» ten, das eherne Lohngesetz gelte nur für einfache Arbeit, d. h. für jene, deren Ausführung keiner Uebung und Vorkenntnisse bedarf, nicht aber für die höher qualifizirte. Die UnHaltbarkeit dieser Behauptung ist leicht einzusehen. Höhere, qualifizirte Arbeit ist eben solche, deren Erzeugung»- und Erhaltung?« kosten der einfachen Arbeit gegenüber höhere sind. Ebenso wie bei dieser, wird das Lohngesetz die höhere Entlohnung, die der qualifizirteren Arbeit zu- fallen muß, auf ihr Minimum zu senken bestrebt sein. Es ist jedoch selbstverständlich, daß dieses Minimum aller in die Arbeitskraft über- Haupt eingegangenen Bildungskosten und des Lebensunterhaltes bei einem Steinklopser z. B. einen niedrigeren Werth darstellen wird als bei einem Mechaniker. Herr Mehner konstatirt die Thatsache, daß intensivere Arbeit nicht höher entlohnt wird als andere, und behauptet damit im Zusammen- hang, daß der höhere Lohn englischer Arbeiter das eherne Lohngesetz nicht umstoße,denn er stützt es auch nicht"(©. 18). Die englischen Arbeiter unterliegen aber dem ehernen Lohngesetz ebenso wie alle andern Lohnarbeiter undstützen" es darum ganz ebenso, wie z.B. die säch« sischen Weber. Wenn sie höheren Lohn erhalten als die Arbeiter der übrigen Nationen, so allerdings nicht in Folge erhöhter Intensität, sondern wegen der höheren, den Engländern gewohnten LebenSbedürs- nisse, das ist wegen der höheren Produktionskosten dieser Arbeiter. Das Verhältniß des Kapitalisten zum Arbeiter ist innerhalb des Produktions- Prozesses ein rein ökonomisches, geschäftliches. Der Kapitalist sucht, so- lange er sich als solcher bethätigt, fein Kapital möglichst zu verwerthen, möglichst hohen Gewinn zu erzielen; er muß es, wenn er nicht im Kon- kurrenzkampf untergehen will. Und daß niedriger Lohn dem Kapitalisten zu Gute kommt,ist den Fabrikanten ohne alle nationalökonomische Beweisführung instinktiv bekannt"(S. 30). Dies scheint Herrn Mehner ziemlich klar zu sein, aber auch ihm mangeltdas theoretische Verständniß oder die praktische Fühlung, daß eine ernstliche Hilfe für die Arbeiter ein rentenschmälernder Frevel, so« mit als kapitalistisches Liebeswerk unmöglich wäre" sS. 3). Wir haben die eigenen Worte des Verfassers zitirt, um den krassen Widerspruch seiner Forderung mit all' dem, was er selbst kurz zuvor entwickelt hat, deutlich hervorzuheben. Fragen wir nun Herrn Mehner, welches die Mittel und Wege sind, die zu dem Ziel einer Lohnerhöhung führen. Wer ists, der seiner Mei» nung nach die helfende Hand dazu reichen kann und soll? Sind es ein« zelne Unternehmer? Daß diese, selbst ihren guten Willen vorausgesetzt, reformatorische Vorschläge nicht durchzusetzen vermöchten, welche die Ge- setze, nach denen die Bewegung unseres wirthschafilichen Organismus sich vollzieht, ganz umstoßen würden, dürfte der Verfasser zugeben. Oder vermöchte der Staat diese Aufgabe zu lösen? Wer ist denn dieser Staat, und worauf beruht seine Macht? Ob der Verfasser sich bei Abfassung seinesarbeiterfreundlichen" Vorschlags das wohl schon gefragt hat? Wir bezweifeln es, denn sonst würde er sich gesagt haben müssen, daß dieser Staat im Großen und Ganzen nichts Anderes ist als ein Aus- schuß eben dieser Kapitalistenklaffe, die vor Allem auf hohe Rente erpicht bleibt, daß dieser Staat auf nichts Anderem beruht, als auf der Macht der besitzenden Klaffe über die nichtbesitzende, und daß, gerade auf diesen Gegensatz gestützt, sie ihre Herrschaft zu befestigen und zu einer dauernden zu machen sucht. Läge einkapitalistisches Liebeswerk" irgendwie in der Absicht der Kapitalistenklasse, so wäre durchaus nicht einzusehen, warum eine ver- besserte Lage der Arbeiter nicht auf dem Wege der Verbilligung der Lebensmittel, wie das Herr Wolf z. B. in seinemVolkskllchenland" erhofft, ebenso gut wie auf dem der Lohnerhöhung zu erzielen wäre. Die Kapitalisten würden sich im Gegentheil die Zumuthung, in solchem Falle den gleichen Geldlohn zu bewilligen, wenn überhaupt, bei weitem eher gefallen lassen, als die andere der Lohnerhöhung. Bei gleichem, ja sogar bis zu gewissem Grad sinkendem Geldlohn könnten dann sowohl die Arbeiter über einen größeren Konsumtionsfond verfügen und viel- leichtsparen", als auch die Kapitalisten sich besser stellen. Der Unter« schied, ob die Lage der Arbeiter durch Verbilligung des Unterhalts oder Erhöhung des Lohns verbessert würde, ist unter dieser Voraussetzung ohne jeden Belang. Da dergleichen wohlwollende Bestrebungen aber überhaupt nicht im Sinne der Kapitalisten liegen, lassen diese sowohl das Eine wie daS Andere hübsch bleiben, drücken den Geldlohnum soviel, daß derEach- lohn gleichbleibt"(S. 27) und machen sich über solche und ähnliche Vor- schlüge besten Falls lustig. Denn jeder unter ihnen weiß, daßman", wie der Verfasser sagt,nicht viel, sondern wenig an Werth r erbrauchen soll, und nicht zum Zwecke des Lebens, sondern zum Zwecke des Ar« beitenS".(S. 32.) Der Hinweis auf den fünfzigjährigen Kampf um den Normalarbeitstag in England sowie all die gleichen oder ähnlichen