Am Sonntag den 12. September hatten Plakate die Jnsterburger Arbeiter und Bürger zu einer Volksversammlung«ingeladen. Zirka 100150 Personen(für eine Stadt mit 23 000 Einwohnern zwar wenig, da aber weder Tagesordnung noch Referent angegeben waren, doch ge- nügend) hatten sich eingesunden. Nachdem Zimmerer Niemeier aus Ham- bürg, welcher zufällig des Verbandes wegen dort war, zum Vorsitzenden gewählt worden, zwei Jnsterburger und der Tvchlsr Etomke aus Königs­ berg das Bureau vervollständigt hatten, erhielt Schlossermeister Godau aus Königsberg das Wort zum Vortrag überdie politischen Parteien und unsere wirthschastliche Lage". Selbstverständlich wurde die Versamm- lung nach viertelstündiger Dauer ausgelöst, trotzdem vonUmsturzbestre- bungen" u. s. w. noch keine Rede war. Godau war nur bemüht, den Nachweis zu führen, daß die Parteien Klasienvertretungen und nichts weiter sind, wobei er selbstverständlich betonte, daß die Klaffe der Ar- beiter, kleinen Gewerbetreibenden des Mittelstandes überhaupt nur von der auS ihrem Schooße hervorgegangenen Partei der Sozialdemo- kratie vertreten werde. Eine sich deutschsreisinnig nennendeJnster- burger Zeitung" meinte indeß in ihrem Bericht, nachdem sie sich im Brust- ton der Ueberzeugung gegen das Oktobergesetz erklärt hatte, die Aus- lösung der Versammlung wäre gerechtfertigt, da gleich aus den ersten Sätzen zu ersehen gewesen sei, daß Redner nur für die Sozialdemokratie Propaganda zu machen nach Jnsterburg gekommen sei. Ob der Mann, der den Blödsinn niedergeschrieben hat, vielleicht vor der Versammlung geglaubt hat, die Sozialdemokraten seien nach Jnsterburg gekommen, um Betstunden abzuhalten, wissen wir nicht,«S scheint aber so zu sein. Ja gewiß, liebefreisinnige Zeitung", die Leute kommen nach Jnsterburg, um Boden zu gewinnen, und sie haben ihn gewonnen, da» wird Euch und Euren Klaffengenossen die Zukunft zeigen. Ihr werdet Euch dann ebenso die Augen reiben und hinter den Ohren kratzen, wie seinerzeit Eure Königsberger Kumpane bei der 1884er NeichStagswahl. Montag sollte inGumbinnen eine Versammlung stattfinden. AlleS war besorgt, da zog der Wirth des LokalS(MieSner) seine Zusage unter einigen gesuchten Vorwänden zurück. In Gumbinnen waren des alten John Reitenbach Spuren sehr leicht aufzufinden. Auch hier wurde gethan, was gethan werden konnte, und wird für die Zukunft gethan «erden, was sich thun läßt. In Tilsit hat keine öffentliche Versammlung stattgesunden. AuS leicht erklärlichen Gründen kann nicht Alles, was mittheilens- «erth war, mitgetheilt werden, nur Eins wollen wir noch zum Schluß sagen. Ostpreußen wird nicht die Vendee Deutschlands sein, der ost- preußische Arbeiter und Bauer, aus dessen individualistischen Schädel Herr Schäffle so sehr baut, ist den modernen Anschauungen ebenso zu- xänglich wie der industrielle Fabrikarbeiter, es fehlt ihm nur die nöthige Aufklärung, und ihm die beizubringen ist nicht so schwer wie man glaubt. Man findet in den Kreisen mehr Entgegenkommen und Verfiändnih, als man voraussetzt. Was uns in Ostpreußen fehlt, das sind Kräfte. In Königsberg hat die Partei an Breite erheblich zugenommen, alle vor- handenen Kräfte werden aber dort gebraucht. Könnten Einige nach ein- zelnen Städten in der Provinz übersiedeln, so würde eS leicht sein, schon bei der nächsten Wahl selbständig in den ländlichen Wahlkreisen vorzu- gehen. Doch was gemacht werden kann, wird gemacht. Frisch aus, beginnen wir den Reigen, Ist auch der Boden rauh und hart, heißt es nicht umsonst in unserer Marseillaise. Der Reigen ist begonnen, der Boden, wäre er noch so rauh und hart, wird bestellt werden, und die Saat wird ausgehen und Früchte tragen. AuS dem Leipziger Landkreise. Zu was unsere Pfaffen zu gebrauchen sind, und was alles noch aus ihnen werden kann, dafür heute nur einige Beispiele. lieber den Pfaffen Schmidt, welcher im vergangenen Jahre seinen Einzug in P l a g w i tz gehalten, ist den Genossen schon mehrmals be- richtet worden. Da aber der genannte Knecht Gottes(alias S-eelen- Hirt) immer noch mit der gewohnten Frechheit sein Haupt erhebt, so glauben wir recht zu handeln, wenn wir dieses Subjekt noch einmal unter die Loupe nehmen. Kaum war Ehren-Schmidt ins Amt eingetreten und in den Ort eingezogen, so war es auch, als hätte nicht ein S- eelen- Hirt, sond-rn, um einmal kirchlich zu reden, der Teufel selbst seinen Einzug gehalten. Die erste That, welche das neue Säulein der nunmehr neu zu erbauenden Kirche zu Gottes Ruhm und Preis, und jedenfalls auch, damit seines Namens und seiner Thaten im Grundstein der K>rchs gedacht werde, in Plagwiy leistete, war, daß er unsere Genossen fälsch- lich d e n u n z i r t e und, getreu seinem würdigen Vorbild Judas Jscha- rioth, welchen er fast alltäglich von der Kanzel herab vor den gläubigen Schafen verflucht, und seinem würdigenBruder in Christo" Stöcker, diese Denunziation durch einen Meineid bekrästigte. Durch dieseThat", welche beregtesSäulein" nach der christlichen Lehre in die PeripherieSeiner höllischen Majestät" bringen müßte, hat es sich ein Verdienst um den Staat erworben, welches nur durchEr- höhung", und sei es selbst an den Thurmknops, gebührend belohnt werden könnte. Dank diesem Meineid, welcher den Denunzirtcn 5 resp. 7 Tage Gesängniß einbrachte, hat sich auch wieder einmal klar herausgestellt, weß Geistes Kinder heute im Staat regieren. Trotzdem der betreffende Schuldige(d. h. schuldig im Sinne des Pfaffen) sich stellte und er- klärte, daß nicht Marschner, sondern er es gewesen, welcher den ver< maledeiten Kranz getragen, trotzdem selbst Zeugen bekundeten, daß Marschner gar nicht zugegen gewesen, hielt das Gericht das llrtheil aus- recht.(Wie wir hören, hat Marschner die Sache gar nicht weiter ver- folgt, sondern die Strafe abgebüßt.) Vor Palmarum d. I. hörte man hier vielfach die Meinung ausspre- chen, daß die Eltern der Konfirmanden ihre Kinder von diesem Meineids- psaffen gar nicht wollten konfirmiren lassen, was wohl das einzig Rich tige gewesen wäre, da aberdes lieben Friedens wegen" sich Keiner unnöthige Unannehmlichkeiten machen will, so blieb es beim Alten, und so kommt es, daß dieser Mensch heute noch hier sein Unwesen treibt Solch ein meineidiges Subjekt maßt sich an. die Gemeindeschäflein sür das bessere Jenseits vorzubereiten! Will dasselbe vielleicht dadurch, daß es von Haus zu Haus zieht und die Leute zum Nachholen der kirchlichen Trauung und Tause auffordert, den richtigen Begriff von der Bedeutung und der Heiligkeit des Mein Eides in die Massen bringen? Fast scheint eS so. Wo bleiben aber Sie, Herr Oberstaatsanwalt Hofmann? Wo Sie, Herr schneidiger Staatsanwalt H ä n tz s ch e l? Glauben Sie vielleicht, der höllische Schutzgeist des Psaffen werde Sie beim Schopf nehmen, wenn Sie Ihre Hand an denGesalbten des Herrn" legen? Den Plag- witzer Einwohnern und ungläubigen Schäflein aber, welche von solchem S Hirten geleitet werden, rufen wir zu: Der Wols ist in der H e e r d« I Fort mit dem Hirten l Brutus. ?.S. Noch habe ich nachzutragen, daß betreffender Pfaffe, da das Seelenhirtenthum doch etwas in Verfall zu kommen scheint, gleichzeitig das Amt eines Gemeindespitzels und Polizeispions bekleidet, um wenigstens den schönen Staatsgehalt nicht ganz umsonst einzustreichen. Dazu sind derartige Individuen eben zu gebrauchen, und dazu haben sie auch dasnöthige Geschick", wo sie ankommen. Wie wird sich der Nazarener freuen, wenn dereinst dieser Held das himmlische Elysium be< tritt, dieserallergeringste Knecht", welcher im Dienst und Weinberge des Herrn brav gearbeitet! Wie aber werden die applizirten Ohrseigen durch den Himmelsraum schallen, und die Teufel mit offenen Klauen und sreudegrinsendem Gesicht nach erfolgtem Krach mit Dir Fangball spielen! Und dazwischen der gellende Ruf:Geht hinweg von mir, Ihr Verfluchten!" u. s. w. Wer solchen Moment durchleben könnte! Ein ganzes Erdenleben sür solchen Augenblick! Wie gefällt Ihnen diese Phantasie, Herr Schmidt I Ja, es gibt wirk- lich noch Fromme in meiner Heerde! Brutus. Großenhain » im August.(Situationsbericht.) Unsern hie- sigen Gegnern mag es schon lieb sein, wenn längere Zeit nichts von hier im Parteiorgan verlautete, denn ihre Thaten, richtiger Unthaten, ver- tragen die öffentliche Besprechung schlecht. Wie derSozialdemokrat" den oberen Puttkämerlingen verhaßt ist neuester Beweis: Freiberger Rachrichterei so sitzt er auch, hinsichtlich seiner Situationsberichte aus den einzelnen Orten, den Gemeindevälern wie ein Sporn zwischen den Rippen. Und so sehr man auch über die Form dieser Berichte rechten mag, sie haben doch die Wirkung einer guten Desinfektion, sofern sie sich in den Grenzen der Wahrheit halten. Letztere Mahnung im Auge, wollen wir die Situation am Orte un- verblümt schildern. Wir haben jetzt unter dem Drucke einer siegreichen Lokalabtrei«

b u n g zu agitiren, zu der unsere schlauen Stadtgrößen, Pfiffigerweiser mit Uebergehung ihrer eigenen Personen, die auf solche Weise höchst unschuldig erscheinen, niemand Geringeren erkoren haben als den Ko m- m a n d e u r des hier garnisonirenden Husarenregiments. Mit ihm durfte man es schon wagen; sein Geist zeichnet ihn ebenso wenig auS wie sein Name: Schulze. Nur eine Eigen schast zeichnet ihn aus: die Eitelkeit. Eine unnennbare Eitelkeit besitzen, dazu den Namen Schulze tragen und außerdem Pantoffelheld sein zu müssen, das ist frei- lich eine Ironie des Schicksals, über die weder ein Majorstitel, noch die Erfolge einer S aal ab tr eib un g aus die Dauer zu trösten vermögen. Diese Schicksalstücks erzeugt vielmehr die absonderlichsten Ideen und den unwiderstehlichen Drang, sich möglichst zu blamiren. Ist beispiels- weise unserem besäbelten Helden zur Freude der übrigen Gesellschasts« retter die Saalabtreibung gelungen, so doch unter so Hausknecht- mäßiger Entwürdigung seiner ausgeblasenen Person, daß wir, anstatt ihn zu hassen, uns an seiner tragikomischen Person ergötzen. Sein erster Versuch, seine Karriere aus ungewöhnliche Art zu fördern, wurde beim Wirth des Gesellschaftshauses angestellt. In dessen Saale hatte Bebel vor einer Versammlung, zu welcher sich auch Offiziere eingestellt hatten, einen Vorttag gehalten. Als Antwort aus den Erfolg der Versammlung wurde die Entziehung des MUitärbesuches von Schulze dekrettrt. Wir wollten darauf dem Wirthzur goldenen Krone" unsere Ver- sammlungen zuwenden; allein auch dahin lenkte pp. Schulze seinen Ritt, denn als Major den plebejischen Namen scheint er bei solchen Dingen gerne zu vergessen kann er unmöglich so einen bürgerlichen Gafiwirth zu Fuß beehren. Er ritt also vor des Gastwirths Haus, ließ denselben zu sich aus die Straße befehlen und eröffnete ihm seinen staats- retterischen Entschluß, der, wie einst der Eselskinnbacken in Simson's Hand, Alles traf, die Fachvereine k. Traurigen Herzens ob der Einbuße schöner Einnahmen nahm der Gastwirth unterwürfig den Entschluß ernst und verweigerte sortan sein Lokal den Arbeitern zu Versammlungen. Nun hatten die Arbeitervereine nur noch im Schützenhaus eine Zuflucht, denn der Wirth wie schrecklich! war ein Mann, der sich durch Drohungen nicht einschüchtern ließ. Zur Strafe ordnete der stell- verttetende Kommandeur Schulze war abwesend sür das Schützen- fest im Jahr 1885, ganz im Geiste Schulze's handelnd, den großen Belagerungszustand an. Zum Erstaunen der Feflbesucher und zu unsrer höchsten Belustigung war der Festplatz mit einer Postkette Husaren be- setzt, die mit blankem Säbel einherginzen. Kein Husar durste den Fest- platz besuchen. Sogar die Posten schämten sich ob dieser Kinderei, deren Odium aus Schulze fiel, der in Befriedigung seiner Eitelkeit darin ein Wachsthum seines Ruhmes gesundm haben mag. Man glaube nicht, daß wir übertreiben. Zum Beweis sür diese Eitelkeit wollen wir nur einen drastischen Fall anführen. Als am ersten Pfingstmorgen dieses Jahres unser Schulze von einem Ritt in Zivilkleidern heimkehrte, begegnete ihm in der Nähe des Ber - liner Bahnhofs, der vor der Stadt liegt, ein Husar, ohne von ihm, da Schulze eben in Zivilkleidern war, Notiz zu nehmen. Diese Nichlbeach- tung wurmte Schulze. Er drehte sich im Sattel um, rief den Husaren, der Müller heißen soll, zu sich heran, und es entspann sich nun zwischen Beiden vor Ohrenzeugen folgender Dialog: Schulze: Kennen Sie mich? Müller: Nee. Schulze: Sie kennen mich also wirklich nicht? Müller: Nee, ich kenne Sie nich. Schulze: Na, dann lausen Sie zum Teufel, wenn Sie mich nicht kennen. Müller gina und freute sich über den gelungenen Streich gegen die ihm bekannte Eitelkeit Schulze's. Aehnliche Stückchen wären mehr zu berichten, doch sei nur noch be- merkt, daß man sich auch in Osfizierskreisen über den Pantoffelhelden Schulze lustig macht.(Verbürgt.) Schulze aber hofft, daß man ihn um seiner Staatsretterei willen bald avanciren lassen wird, wie ja auch der Idiot v. Weißenbach, seines Zeichens Amtshauptmann, jüngst dekorirt wurde. Genannter v. Weißen- dach, der, beiläufig bemerkt, kein Gesetz richtig lesen kann, macht den Saalabtreiber aus dem Lande, wie Schulze in der Stadt. Eine wahre Spottfigur, dieser v. Weißenbach, körperlich und geistig reduzirt. In politischen, sowie wegen des Krankenkassengesetzes einberufenen Versamm- lungen suchte sich v. Weißenbach als Redner einzuführen, aber nur, um sich mit seiner pyramidalen Unfähigkeit unsterblich zu blamiren. Und das soll dem Landvolk ickponiren und Respekt vor den Gesetzen schaffen! Wahrhastig, Geßler's Hut mag ingeniöser gewesen sein! Ist die Deko- ration solcher Idioten nicht die köstlichste Persifflage der heiligen OrdenS-Jnstitution? Uebrigens dürste es wohl der erste Fall sein» daß lür Saalabtreibung ein Orden verliehen worden ist. Dafür hat sich aber auch der Dekorirte dabei der Gesetzwidrigkeit schuldig gemacht, insofern als er in höchsteigener Person aus die Dörfer fuhr, wo Ver- sammlungen abgehalten werden sollten, und dort unter direkter Droh- ung mit Entziehung der Erlaubniß für bestimmte Vergnügen, ja sogar unter Androhung ungesetzlicher Härten, sür die jeder Andere mit Ge- fängniß bestrast würde, die Wirthe veranlaßt«, die Saalbewilligung zur rückzuziehen. So dreist war der Patron im nahen Wildenhain und anderwärts. Zu solch' ungesetzlichem Treiben hält der mumienhafte Todeskandidat seines Bleibensaus dieser schönen Erde"«st nicht mehr lange auch seine Unterbeamten, die Gensdarmen, an; einige machen von diesem Befehl wohl übereifrigen Gebrauch, andere aber, die Ungesetzlichkeit und Ilnwürdiakeit desselben erkennend, entledigen sich solcher Befehle in schonendster Form. Alles das geschieht nur, damit die Sozialdemokratie unter der Land- bevölkerung nicht noch mehr Anhänger gewinne. Es wäre entsetzlich, wenn auch noch die Bauern Sozialdemokraten würden! Und doch hat unser Kreis, in dem die Landbevölkerung vorherrscht, ein ganz besrie- digendes Resultat aus den 1884er Wahlen auszuweisen. Vor den nächsten Wahlen bangt auch schon unseren Gewaltigen. Als der verstorbene Redakteur unseres Amtsblattes die Wahl des Genossen Geyer zum Landtag erfuhr das Reichstagsmandat sür den neun- zehnten Wahlkreis folgte hinterher that er vor Schreck den bezeich- nenden Ausspruch:Na, da wird er(Geyer) auch das nächste Mal bei uns in den Reichstag gewählt." Thatsache, liebes Amtsblatt! Es ist dieser Busspruch zugleich ein gutes Zeugniß sür die Thätigkeit der Genossen. Ja, ja! Wenn man meint, die Saalabtreibung werde den endlichen Sieg unserer Sache aushalten, so irrt man sich. Was eben nicht über Tage gemacht werden kann, wird unter Tage gemacht. Die horrenden Gesängnißstrasen der neuesten Zeit werden hieran ebenfalls nichts ändern. Die Furcht ist im Weichen begriffen, zum Theil durch die massenhaften Verdonnerungen selbst. Aber auch andere Faktoren, resp. Personen wirken wider ihren Willen sür die Verbreitung unserer Ideen und die Stärkung unserer Partei. Vor Allen die P s a f s e n. Dank ihrer Thaten kommt dasreligiöse Gefühl" zum Schwinden. Der lügnerische und verleumderische Heuchler Archidiakonus Peter, schwindelt bei seinenPrivatbesuchen in kirch- licher Mission" so offenbar und fällt so gemein über Privatpersonen her, ja selbst bei Grabreden sröhnt dieser Gottesmann in so abstoßender Weise seiner schlechten Leidenschaft, daß alles Andere eher erzeugt wird als Andacht. Außerdem gehen diese Herren zur Ermahnung für unterlassene Trauung oder Taufe ganz dreist auf die Arbeitsstätten der Betr-ffenden, um so auch den Arbeitgeber aus denBösewicht" aufmerksam zu machen. Andere Arbetter sollen dann aus Scheu vor solcher christlichen Denun- ziation sich in Botmäßigkeit der Kirche unterwerfen. Denn Gewalt sinnt auch diese Sippe. Großer Jubel herrschte hier, als die amerikanischen Boykotters so horrend verknurrt wurden; hochauf spritzte der bürgerlich moralische Eifer, und alle Lokalgrößen sonnten sich im Scheine der richterlichen Weisheit der praktischen Amerikaner. Wenn aber diese Tugendbolde, die als Hauptakteure der Konservativen dekorirt oder in Stadtämter«c. geschoben wurden, mit gleichem Maße gemessen werden sollten, so würden sie bald eine andere Melodie an- stimmen. Ist es nicht Boykott, wenn diese Sippe bei passenden Zusammenkünften warnt, bei solchen Geschäftsleuten zu kaufen, die zur Opposition ge- hören? Nicht blos Juden haben dies empfunden, sondern auch Genoffen von unS.

Ein Individuum Namens Richter, Gastwirth und Stadtverordnete denunzirte, daß die Frau eines Polizisten im Schankzelte unseres G Nossen Börner mit thätig war, und brachte es durch seine Hetzereien dahin, daß Börner beim Schützenfeste auf diese Thätigkeit Verzicht leisten mußte. Auch ein anderer Stadtverordneter, Namens Hugo Hoffmann, nahm einst einen Rentier ins Gebet: es lei eine Schande, daß er bei bekannten Sozialdemokraten Waaren kaufe. Kurz, eine ganze Klicke treibt aus Brodneid und Schlechtigkeit Verrufserklärung, Boykott in mehr oder minder offener Weise, freilich ohne das gewünschte Resultat zu- erzielen. Die nationalliberale Charakterlosigkeit und Rohheit:Man muß die Gegner materiell vernichten", zeichnet auch diese Klicke auS. Zum Glück wirkt solch' ekelhafteS Treiben abstoßend, so daß wir hoffen dürfen, unsere Anhängerschaft werde in Erkenntniß dieser Dinge immer mehr wachsen. Die nächste Wahl wird voraussichtlich die Stimmenzahl sür uns vermehren. Wir geben uns durchaus keinen Illusionen hin, denn der Apparat unserer Gegner ist übermächtig; allein«in gutes Zeichen für uns ist es, daß für die nächsten Wahlen der jetzige Vertreter unseres Kreises, Herr von Carlowitz, eine Kandidatur nicht wieder annimmt. Stimmfähig für all« reaktionären Beschlüsse des Reichstages ist er wohl, jedoch so wenig redefähig, daß der Herr 1884 in einer öffentlichen Versammlung, bei Hinweis auf unseren Atheismus(huhu!), durch einen Zwischenruf ganz außer Fassung gebracht wurde und sich unter dem betäubendem Gelächter der großen Versammlung setzen mußte. Und doch wurde der Unfähige gewählt. O Michel! An Stelle deS Herrn v. Carlowitz soll nun das nächste Mal ein nichtadeliger Bauer kandi- diren, damit die Bauern lebhaft für ihn stimmen. Nur zu! Auch Novitäten stumpfen ab, und eS wird doch die Zeit kommen, wo kein Konseroattver mehr zieht, selbst wenn man ihn» denHerrgott" ausgäbet Wider Thorheit und Lüge siegt doch endlich die Wahrheit. Genf , 11. September. Lassalle -Feier. Der deutsche Arbeiter« verein feierte am 27. August das Andenken an das Hinscheiden det großen Kämpfers, und zwar an der Stätte, wo er den Tod gefunden. Mittags um 2 Uhr marschirten wir nach B e ss e y am Fuße des Saläve� die Betheiligung war eine zahlreiche, mehrere Lausanner Genossen waren zu der Feier anwesend, sowie auch eine Anzahl Grütlianer. Bei der Ankunft eröffnete unsere Gesangssektion mit dem LiedeDer Völker Freiheitssturm" nach kurzer Rast die Feier. Hierauf ergriff ein Genosse das Wort und wies in kurzen Worten auf die Bedeutung des großen Meisters hin, der vor 22 Jahren an dieser Stätte gefallen. Er wolle nicht in eine Detail-Biographie übergehen, da dies« wohl allen bekannt sei, dafür wies er jedoch aus verschiedene wichtige Begebenheiten vor der öffentlichen Agitation hin und gab dann ein Bild der Agitatton von 1863 bis zum 31. August 1864, dem Todestage, und schilderte de» großen Erfolg, den Lassalle in der kurzen Zeit erzielt, den größten, de« je ein Mann der Wissenschaft bei Arbeitern errungen. Sodann wurde noch der Kämpfe sowie der Kämpfer vor und nach Laffalle gedacht, die hervorragend gewirkt, sowie auch derer, die im Stillen, ohne zu glänzen, ihre Arbeit geleistet zum großen Befreiungswerke der Menschheit. Zum Schluß wies unser Genosse noch auf die Kämpfe in der Gegenwart hin und forderte zur moralischen wie pekuniären Unterstützung auf, sowie zur Ausdauer. Dann wechselten Gesänge und Deklamationen, an denen sich unser« Lausanner Genoffen unter großem Beifall betheiligten. Eine bewährte Genossin trug das GedichtHerwegh an Lassalle's Tod" vor. Bei einbrechender Dunkelheit, nachdem eine Sammlung zu Gunsten der Gemaßregelten vorgenommen und ein Schlußlied gesungen, ging es mit Gesang nach der Stadt, wo wir noch lange mit den Lausanner Ge- nossen bei Gesang und Deklamation verweilten. Dieses Fest hat sicher neuen Muth zur harten Arbeit eingeflößt. I.A. DerLokal-Ausschuß.

Briefkasten der Redaktion: Einsendungen ,c. sind eingetroffen aus Förch- heim, Amsterdam , Spandau , N e w y o r k. Kr. in Br.: Di« betr. Artikel sind zu Ende; sie war»» übrigens nicht von Frau S. Art. der Red. baldigst. O. in N.: Für diese Nummer leider zu spät.- Gr. in N.-D.: Desgleichen. der Expedition: Scheibe: Mk. 80 80 pr. Abon. 4. Qu. erh� Näheres betr. Verwendung, sobald beiderseits ausgeblieben« C.-Adr. durch dritte Hand vermittelt ist. C. L. Sch. Dg.: Mk. 3 Ab. 4. Qu. erh. Massenarmuth: Mk. 3 Ab. 4. Qu. erh. Betr. Nummern von 85 kosten Mk. 4 50, Reklamirtes folgt gratis. H. J- Stg.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. Bstllg. folgt.- Appollos: Mk. 7 40 Ab. 4. Qu. und Schft. erh.- Rothe Taube: Mk. 40 i Cto Ab.»c. richtig erh. Mehrbstllg. notirt. Weiteres unterwegs. Fliegender: Mk. 17 32 Abts. pr. 3. u. 4. Qu. erh. O. R. Efd.: Mk. 4 50 Ab. 4. Qu. erh. H. Lpe. C.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. H. N. Paris - Fr. 5 Ab. 3. u. 4. Qu. erh. Näheres durch P.-K. Oncel: Mt 16 20 Ab.4. Qu. erh. Weiteres nottfizirt. Zeugengebühr in eine« Schurkenprozeß: Fr. 2 pr. llsds. dkd. erh. R. Z. Eh.: Mk. 8 80 Ab. 4. Qu. 86 und I. Qu. 87 erh. Mk. 1 20 pr. Ufd. dkd. verw. Königsberg : Mk. 100 f. die Opfer des Freiberger Justizmordes dkd. verw. Stf. Lüttich : Fr. 2 Abon.-Zuschlag pr. 86 erh. Spenglerfachverein Zürich : Fr. 2 Ab. 4. Qu. erh. Serlow: 2 Fr. Ab. 4. Qu. erh. Emil Condor: Mk. 18 ä Cto Ab. u. Schft. erh. Bstllg. folgt.- E. G. Rvw.: Mk. 5 Ab 4. Qu. erh.- N. Fr. Press- Chicago : Fr. 810 Ab. 4. Qu. erh. Hievon 60 CtS. pr. I. Qu. 87 gebucht. Th. Dttr. Luzern : Fr. 6 75 f. Schft. erh. G. W. Dg.' Mk. 6 75 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Bstllg. folgt. Dr. B. M. ffl.j öwfl. 3 pr. Ab. 4. Qu. und Schft. gutgedr. Adr. notirt. L. H- Fthl.: Mk. 3- Ab. 4. Qu. erh.- L. Sch. D.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. 60 Pfg. pr. Afds. dkd. notirt. Grüße allseits erwidert. C. B- Olbn.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. 70 Pf. pr. Ufd. dkd. verw. Pater Placidus: öwfl. 2 78 Ab. 4. Qu. erh. I. M. Sdu.: Mk. 8 Afc 4. Qu. erh. H. P. Hfde.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. erh. Laubfrosch: Mk. 4 30 Ab. 4. Qu. W. R.(früher E.) erh. Wozu dieses leichtfertige Adressiren? C. Shum. Cmcinn.: Fr. 100 ä Cto. pr. F. K. Lpip erh. Sch. 35.: Mk. 40 pr. 8. Qu. 9 d. erh. Weiteres beachtet. Magdeburg II.: Mk. 40 f. d. Opfer des Freiberger Prozesses dkd. erh. R. Sch.: Mk. 4 40 Ab. 4. Qu. dir. und Mk. 5 60 ä Cto erh. Adr. notirt. Fvy.: Mk. 4 80 Ab. 4. Qu. u. Echst. erh. Lsg. 9 später. A. Ky. Altstttn.: Fr. 2 Ab. 4. Qu erh. Beilage werthlos, da nichts mehr darin zu machen, Dank und Gruß! Blitz: Mk. 100 ä Et« Ab.«. erh. Warum nicht Näheres betr. unserer Anfrage. F. SB. Frtzsche Philadelph.: Fr. 55 ä Cto Ab. u. Schft. erh. F. D. und E. W. Altsttt.: Fr. 4 Ab. 4. Qu. erh. Paul Sp.: Wir belaste» Ihnen Mk. 2 30 sür Strafporto. Daß je 15 Gramm hierher 20 Pf- kosten, predigen wir jahraus, jahrein. Diesmal auf Ihre Kosten. Die 3 Gleichen: Mk. 50 ä Cto. gutgebr., also frühere Qttg. pr. Afi». erloschen. Mk. 5 F.-P. gebucht. Bfl. am 28/9. Weiteres.

Aufforderung. Der Töpfer Przhtulsky, aus Berlin ausgewiesen, wird hiermit aufgefordert, umgehend hierher zu melden, ob er die ih« besreundeterseits nachgesandte Ausweiskarte erhalten hat. Säsikditi»» des Siiiildmidrat.

Unser« Abonnenten in der Schweiz zur gef. Kenntniß, daß wir diejenigen bisherigen Abonnenten, welche die Annahme unseres Blattes mit Beginn dieses Quartals nicht ablehnen, auch für das laufende Quartal als Abonnenten vortragen und Nachnahme sofort nach Ausgabe von Nr. 40 erheben werden, sofern die betreffenden AbonnementsbeträgS nicht schon eingesandt wurden.