die Wohlhabenderen unserer Kollegen, die vielleicht ungeachtet der allge«meinen Kalamität es noch einige Jahre mit ansehen können, zu Sitten,nicht aus purer vornehmer Zurückhaltung, für die doch Niemand etwasgibt, durch Abwesenheit zu glänzen, sondern zu erscheinen." Das waroffenherzig»)Mir scheint es, der Zeitpunkt ist gekommen, wo wir uns mit Ersolgaus die Landagitation weisen können, ja müssen: in w-lcher Weise, dasmuß sich natürlich nach den örtlichen Verhältnissen richten. Der AuS>druck„Bauern-Agitation" dürfte überhaupt nicht der richtige sein, imGegentheil bin ich der Ansicht, wo noch„antikollektivistische Bauern-schädel" vorhanden sind, da lassen wir sie erst durch die Verhältnissemürbe werden und beschäftigen uns mit der Agitation unter den Tage-löhnern.»») Diese sind überall zahlreicher als die Bauern, besonders aberin Mecklenburg. Es gibt hier zirka 6000 Bauern, aber 20,000 Tage-löhner snach Rabe), wozu noch ebenso viele Hofgänger kommen. Rechnenwir auch die 0000 Büdner zu den Bauern, so wäre das Verhältnißimmer erst 12,000 zu 40,000; und Graf Bassewitz hat durchaus Recht,wenn er von einer»nicht mehr wegzuleugnenden Unzu-friedenheit unter den Tagelöhnern" spricht. Alsoaus zur Agitation unter das LandproletariatIEmil.Sozialpolitische Rundschau.Zürich, 22. Dezember!88S.— Es ist heraus. WaS wir von Anfang an konstatirt, ist jetztvon autoritativer Seite zugegeben: das berüchtigte Erkenntniß des„R e i ch s g e r i ch r s" in dem Geheimbundsprozeß gegen die Theilnehmeram Kopenhagencr Kongreß ist nichts anderes als ein aus dem Wege der„Rechtsauslegung" bewirkter Einbruch in die bestehende«Gesetze. Von jeher hat die Reaktion, wenn st« eine Aenderung derGesetzgebung auf verfassungsmäßigem Wege in ihrem Sinne nicht durch-zusetzen vermochte, und den Weg der offenen Gewalt nochnicht für gekommm erachtete, ihr Ziel durch korrupte Richter zuerreichen gesucht und in der Regel auch zu erreichen gewußt, und nachdiesem bewährten System ist auch diesmal„gearbeitet" worden. Da eswiederholt schon Schwierigkeiten gemacht, eine Verlängerung des immer un-populärer werdenden Sozialistengesetzes im Reichstage durchzudrücken,da die Abgeordneten mit ihren Wählern zu rechnen haben, so war aneine Verschärfung durch den Reichstag schon gar nicht zu denken. Aberein geriebener Gauner und ein preußischer Staatsminister mit doppeltemGehalt und dito Miethzinsentschädigung wissen sich immer Rath: wonationalservile Abgeordnete fehlen, da stellt ein„unabhängiger Richter"zur rechten Zeit sich«in. Das Freiberger Landgericht und die Reichs-rechtsgauner-Akademie in Leipzig mußten heran und habenihre Schuldigkeit gethan. Sie haben einen neuen„Rechtsboden"geschaffen, auf dem Puttkamer und seine Schweißhunde neue Erfolgeerzielen können. Die aller juristischen Logik frech ins Gesicht schlagendeAuslegung des famosen Z 129 soll jetzt allgemein gegen uns ausge-schlachtet werden. Em nationalserviles Blatt, die„Halle'sche Zeitung",Sat darüber mit der diesem Gesindel eigenthümlichen Schamlosigkeit au Ser Schule geplaudert.„Die? Urtheil," schreibt das Organ der Bismarckischen Hausknechte,„dies Urtheil ist von großer Tragweite, daeS die Möglichkeitgewährt, den Versuchen zur Verbreitung verbotener sozialdemokratischerDruckschriften auf dem Boden des gemeinen Rechts weit wirksamerentgegenzutreten, als an der Hand des§ 19 des Sozialisten-gesetzes, dessen Strafen wesentlich niedrigere sind. Von Wichtigkeit istnamentlich hierbei, daß es nicht des söimlichen Beitritts zu einer Ver>bindung bedarf, um die Theilnahme an derselben festzustellen, sonderndaß hierzu— wie das Reichsgericht entschieden— auch konkludenteHandlungen genügen, sowie serner, daß die Strafandrohung der KZ 128und 129 nicht nur auf den Akt des Beitritts selbst, sondern auch aufdie Wirkung desselben, die in dem Zustande der Mitgliedschaft de-steht, Anwendung findet. Daß die Voraussetzung, von welcher die Er-kenntnisse im Uebrigen ausgehen, nämlich das Vorhandensein einer Ver-bindung zum Zweck deS Vertriebes verbotener Druckschristen, vielerortsvorhanden ist, läßt sich nicht bezweifeln; schon die ungemein starke Ver-lreitung des„Sozialdemokrat" und anderer verbotener Druckschriften ingrößeren Städten und Jndustriegegenden spricht hierfür; thatsächlich istauch das Vorhandensein solcher Verbindungen in neuester Zeit an meh>reren Orten festgestellt worden; auch der jüngst dem Reichstage vorge-legte Rechenschaftsbericht des Hamburger Senats zur Bussührung desSozialistengesetzes erwähnt solcher. Wie vorhin angedeutet, wird somitdas Vorgehen gegen die Verbreiter sozialdemokra-tischer Druckschriften künftighin wesentlich erleichtert, undes sind in Folge dessen dem Vernehmen nach die Behörden vondem Minister deS Innern in einer Zirkular-Ver-fügung hierauf besonders aufmerksam gemachtworden."Die Thatsache wird auch von anderer Seite bestätigt, und wer Putt-kamer kennt, wird ihre R chtigkeit nicht bezweifeln, selbst wenn sie, wasaber nicht zu erwarten, offiziös in Abrede gestellt werden sollte.»Sieist die erste nicht," kann man auch von dieser Echandversügung Putt-kamer's sagen: Ein so abgebrühter Verbrecher an ollem, was Recht undGerechtigkeit heißt, wird auch vor dieser Schurkerei nicht zurückschrecken,und zwar um so weniger, als sie sich ganz besonders gegen den bösen„Sozialdemokrat" richtet, der so schändlich»st, die Tugend des Tugend-Ministers bei jeder Gelegenheit im unverhüllten Gewände vorzusühren.Daß die Verfügung Ehren-Putty's sich hauptsächlich gegen unser Blattrichtet, wer wollte daran zweifeln?Aber in unserem Blatt und mit unserem Blatt richtet sie sich gegendie gesammte unabhängige Arbeiterschaft. Sie ist nur ein Glied in einerganzen Kette von Maßregeln gegen die um ihre wirthschastliche Emanzi-pation ringende Arbeiterklasse. Sie ist die nothwendige Frucht einesRegierungssystems, das ohne Ausnahmegesetze, ohne Prehknebelungen,ohne die Unterdrückung des freien Wortes nicht bestehen kann. Jndioi-duen vom Schlage der Bismarck, Puttkamer und Konsorten könnennicht gesetzlich regieren, sie müssen Verfassungen brechen,Entrüstungskomödien inszeniren, mit der Kriegsfurie spielen, weil sie inder beständigen Furcht leben, daß das Volk eines Tages ihr System inseiner ganzen Hohlheit durchschauen könnte.Es wäre eine Beleidigung unserer Genossen in Deutschland, die Frageaufzuwerfen, ob dieser neueste Schurkenstreich des Tartüffe aus demMinistersessel die gewünschte Wirkung haben wird. Er wird sie nichthaben. Aber«ine andere Frage ist am Platze. Wird sich der deutscheReichstag diese spitzbübische Eskamotirung seiner Rechte ge-fallen lassen, wird der deutsche Richterstand in seiner Gesammtheit siesanktiomren? Roch gibt es Elemente im Rlchterstand, die sich ein juri-fiisches Gewissen bewahrt haben, und auch gegen politische Gegner denStandpunkt des Rechts einzuhalten wisse». Von diesen wollen mir zuihrer Ehre annehmen, daß sie dann auch diesen„Fingerzeig von oben"ignoriren und über die ihnen vom Reichsgericht durgebotene„Handhabezur Verurtheilung", und mehr ist das famos« Erkenntniß nicht, mit Ver-achtung zur Tagesordnung übergehen werden. Aber sie sind nur einekleine Minderheit, die große Mehrzahl der Richter sind servile Streber,und wer auf ihr Rechtegesühl rechnen wollte, würde sich schnöde betrogensehen. Von ihnen ist nichts zu erwarten. Nicht viel besser steht es mitdem Reichstag. Dieser ist durch die in Aussicht gestellte EntrüstungS-Mache wegen der MiUtärvorlagen so in Angst gejagt worden, daß er») Drei Neuigkeiten erfahre ich soeben: Ersten« wollen sich die„Erb-»achter" ebenfalls petitionnend an den Großherzoz wenden. Zwe-tensist der Termin nicht ohne Bankerott-Eiklärung seitens der Domänen-Pächter abgegangen. Drittens der Großherzog wird sehr wahrscheinlichweder für Pächter noch für Erbpächter Pachtremission bewilligen, dennEe. Kgl. Hoheit haben mitsammt ÄUerhöchstseiner Gemahlin sehr großeSpielverluste in Cannes beim Roulette gehabt.<Der Großherzog kannbekanntlich über die Staatseinnahmen frei verfügen. Zivitliste is nich.)»») Sehr richtig! Die Red.schwerlich, selbst wenn er dazu geneigt wäre, der Regierung wegen diesesneuen Eingriffs in seine Befugnisse ernsthaft zu Leibe gehen wird. ESist also auch von dieser Seite nichts zu erwarten. Auf sich selbst gestellt,werden unsere Genossen dieser neuen Infamie gegenüber nur einenVerbündeten haben: ihr gute» Recht. Und das Bewußtsein des-selben wird ihnen Muth und Begeisterung verleihen, deN Kampf gegenden heute noch übermächtigen Gegner unentwegt fortzuführen, bis derselbe besiegt am Boden liegt. Für jedes Opfer aber, das der Kampsschon erfordert hat und noch erfordern wird, die volle Verantwortungauf das Haupt der frechen Rechtszertreter— Aug' um Auge,ZahnumZahn.— Wo steckt der Jesuitismus? Ein von unS bereits frühergekennzeichneter Mitarbeiter deS konservativen„Hamburgischen Korre-spondenten" spielt in Nr. 34S des genannten BlarteS den über unsereJmmoralität Entrüsteten. Der biedere Herr schreibt:„Anläßlich der Frankfurter Verhaftungen ermahnt der„Sozialdemo-krat" seine Parteigenossen wiederholt zur Vorficht in der Aufbewahrungvon„Geschriebenem" sowohl als auch bei der Abgabe von ZeugenauS-sagen. In letzterer Beziehung warnt er sie im Besonderen aber auch vorder Gesahr eines Meineidsprozesses, dabei die schon früher von ihm auf-gestellte echt jesuitische Moral wiederholend, daß er den Meineidunter Umständen als eine entehrende Handlung nicht betrachten könne.Nichtsdestoweniger warnt er die Genossen vor einem solchen, schon weiles falsch wäre, sich einer mehrjährigen Zuchthausstrafe auszusetzen, umein« Gefängnißstrafe von wenigen Monaten zu vermeiden. Und auf derGrundlage einer Moral von solcher Schamlosigkeit soll der Zukunstsstaataufgebaut werden!"Diese Entrüstung steht dem Handlanger eines Puttkamer, dem Unter-flützer eines Systems, dessen Moral durch die Wahrhaftigkeit einesStöcker und die Ehrlichkeit eines Jhring-Mahlow gekennzeichnet wird,zweifelsohne ganz besonders schön an. Sie ist ebenso echt wie die Sitten-reiaheit der berufenen Vertreter' der heutigen Gesellschaft. Die Sippehat wahrlich zuletzt Ursache, über unsere Auffassung des Meineids tugend-Haft zu zetern, sie, in deren Kreisen der Reineid zur stehendenJn-stitution geworden ist— und zwar als Mittel zur Wahrung derschmutzigsten Sonderinteressen. Vom höchsten Beamten an,der die Verfassung, die er zu halten geschworen hat,„so wahr mir Gotthelfe." täglich mit Füßen tritt, indem er das gesetzlich verbotene Duellden Offizieren zur Pflicht macht, bis zum Richter, der seine Erkenntnissenach der politischen Stellung des Angeklagten bemißt. Wenn wir frivolüber den Meineid dächten, so hätten wir das Recht, uns auf sehr er-lauchte Beispiele zu berufen, auf Leute, die dem Volk heut als Mustervon Moralität und Pflichttreue vorgehalten werden. Aber es fällt unsgar nicht ein, die Moralgrundsätze eines Bismarck oder Puttkamer an-nehmen oder empfehlen zu wollen, sondern wir wünschen und hoffen,daß unsere Leser sie ebenso verabscheuen mögen alS wir selbst. Was wirgesagt haben, und allen Reptilien zum Trotz auch aufrecht erhalten, ist,daß der Meineid wie jedes Vergehen oder V-�brechen nach den Mo-t i v e n zu beurtheilen ist, die seinen Verüber leiteten. Waren diese un-eigennützige und edle, so braucht man kern„Jesuit" zu sein, um dieHandlung als entehrend nicht anzuerkennen. Das Strakgesetzbuch decktstch keineswegs mit der Moral, bei feiner Abfassung sind Rücksichtengeltend, die mit ihr nichts, absolut nichts zu thun haben. Unsere größ-ten Dichter und Philosophen haben das bei jeder Gelegenheit ausge-führt, und an unzähligen Beispielen nochgewiesen, daß bürgerliche Schuldund sittliche Schuld keineswegs identisch sind. Und ganz besonders giltdas in der heutigen Gesellschaft, wo uns der Jesuitismus auf Schrittund Tritt entgezenspringt. Heute herrscht die jesuitischste Moral, heute,wo in allen Verfassungen die Gleichheit vor dem Gesetzals Grundlage der Staaten avsgesproch-n ist und Ausnahmegesetze undAusnahmepraktiken die schändlichste Ungleichheit bewirken. Erst hebe mandiesen Widerspruch auf, ehe man uns zumuthet, einen Arbeiter, dereinenKollegsn vor den Schlingen eines schuftigen Ausnahmegesetzes rettenmöchte und sich dabei der Zuchthausstraje aussetzt, nicht als unbesonnen,sondern als Ehrlosen anzusehen. Wir warnen voreinem solchenMeineid, aber über ihn den Stab zu brechen, überlassen wir denVerehrern deS Mannes, der Schloß Schönhaujen als Möbelspeicherdekiarirte, um— die Steuer zu„schwänzen".— Von gut unterrichteter Seite geht uns die Mitth-ilungzu, daß das Hauptverdienst an» Znstandetuminen des Frankfurter Belagerungszustandes dem Landrath des KreisesHanau zu verdanken sei, der niemand anders ist als— GrasWilhelm Bismarck,„unser Bill", der schon seinerzeit in Ber-l i n erklärt hatte, daß die Hundesperre schlimmer sei alsder Belagerungszustand.Der Bursche wird wohl von dieser, den Uebermuth des frechen Jun-kers kennzeichnenden Ansicht nicht eher zurückkommen, als bis ihm dieWohlthaten des„Kleinen" in nachdrücklichster Weise zum Ver-ständniß gebracht werden.— Zwei Fliegen mit einer Klappe. U-brigens hat die Mit-Wirkung des edlen Hanauer Landrathes am Zustandekommendes„Kleinen" noch ihre speziell preußisch-parlikularistische Secke. Da-durch, daß der ganze Kreis Hanau, bis weit in's Gebirge hinein, indas Belagerungszustandsgebiet hinemgenommen ist, sind O s f e n b a chund Umgegend von belagerten Distrikten fast eingeschlossen. Esliegt also geradezu in der Hand der preußischen Behörden, einen„un-haltbaren Zustand" zu schaffen und die hessische R-gierung zu z w i n-gen, auch über den Ossenbacher Kreis ben„Kleinen" zu verhängen.Die nächste Konsequenz ist dann natürlich die Konzentration der Bsla-gerungspolizei in eine Hand, und daß diese Hand eine preußischerHacke'n sein wird, ist selbstverständlich.Man sieht, eine„geschulte Kraft", dieser Bill. Und nachdem er sichso bewährt, wird Niemand eS wagen, in Abrede zu stellen, daß er z u mAvancement reif ist.— Wahrhaft skandalös ist die Art und Weise, mit der dergrößere Thril der liberalen und demokratischen Zeitunaenüber den Tod und die Beerdigung unseres alten Johann PhilippBecker berichtet haben. War Becker auch seit Jahren überzeugter Kam-munist, so hat er doch an den früheren Kämpfen des liberalen Bürger-thums um die politische Freiheit desselben so hervorragenden und ehren-vollen Antheil genommen, mit so großer Treue an ihnen festgehalten,daß es stch wohl geziemt hätte, wenigstens dieser Seite seines Wir-kenS gebührend zu gedenken. Während man aber Renegaten vom Schlagedes„rothen" Becker und des Löwe-Kalbe mit langen Nekrologen bedachte,in denen ihr« dereinstigen Verdienste ins hellste Licht gesetzt wurden,finden wir z. B. in der großen demokratischen„FrankfurterZeitung" über Becker und Beckers Tod nichts als folgende wmziqe Notizunter der Rubrik„Vermischtes"(Erstes Morgenblatt vom 14. Dezbr.):„Genf, 10. Dez. Heute Nachmittags fand die Beerdigung des ver-storbenen Revolutionärs Becker statt. Die Genfer Polizei hatte die Ver-Wendung von rothen Fahnen verboten. Die Anarchisten legten anstattdessen ein rothes Tuch auf den Sarg, dann bewegle sich der Leichenzugdurch die Sradt nach dem Friedhof, wo mehrer« Reden gehalten wurden.Der Nihilist Jukowski sprach gegen Rußland."Man kann nicht kürzer und— falscher berichten. Erstens hat dieGenfer Polizei das Tragen der rothen Fahne nrcht verboten und zwei-tens haben nicht Anarchisten, sondern Sozialisten Beckers Sarg mitrothen Fahnen drapirt. Es geschah dies, weil die schwarze Farbe einerAufs ssung des Todes entspricht, die mit der unsres braven Vorkämpfersim schroffsten Gegensatz steht.Dieser Lakonismus der„Frankfurter Zeitung" hat aber wenigstensdas eine Gute, daß er das Andenken Beckers immerhin unberührt läßt,geradezu eckelerregend aber ist die Art und Weise, wie die korrupteWiener Journalistck der„Pikanterie" halber auS Becker einen revolu-türnären Schinderhannes nach der Polizeiichablone umlügt. Da schreibtz. B. das„demokratische"„Neue Wiener Tagblatt":„Seit den Tagen, wo er als Milglied des revolutionären Ausschussesdie badischen und pfälzischen Freischaaren ins Tressen führte, hatte sichI. PH. Becker nicht einmal äußerlich verändert; sein lang herabwallender,allmä ig schneeweiß gewordener Bart, die düster und unheimlichblinzelnden Augen, die stets nach einem Reaktionär oder nacheinem Spitzel auszulugen schienen, der brerlkrampige Kalabreser, dem erbis an sein Lebensende treu blieb, Alle» kennzeichnet« den Achtundvier-ziger, wie er im Buch« steht."Das direkte Gegenth.il ist der Fall. Wer Becker kannte, weiß auch,daß sein Blick selbst in trübsten Zeiten nichts weniger als„düster" war,daß Becker vielmehr Alle, die ihm näher traten, durch seinen ungebro-chenen Geist, sein irisches, heiteres Temperament entzückte. Aber waSkümmert daS den sensationslüsternen Prrßknecht? Becker war Revolu«tionär und folglich„blinzelte" er„düster und unheimlich", angeblich,weil„das Publikum es so will", thatsächlich aber, weil die journalistisch«Schablone es erfordert, diese Todfeindin alles konkreten Denkens, dies«Vergifterin des öffentlichen Geistes.Im wohlthuenden Gegensatz zu dem feigen Todtschweigesystem auf de»einen und dem aus Sensation berechneten Karrikirungssystem auf derandern Seite steht der vortreffliche Nachruf, den die„Züricher Post"unserem Vater Becker gewidmet. Da er in den größten Th-il der wirk»lich demokratischen und Arbeiterorgans übergegangen, so können wir voneinem Abdruck an dieser Stelle absehen, nur ein Passus mag hier Auf«nähme finden, weil er zeigt, wie wenig Becker ein Revoluzzer nach deralten Schablone war.„In den Siebziger Jahren," heißt es,„korresvondirte er für de»Winterthurer„Landboten", und während viele Gmfer Sozialisten i»konsuser, unrühmlicher Art gegen die Bundesrevision wühlten, wehrtestch Becker energisch und mit überzeugender Klarheitfür diesen nationalen Fortschritt. Wie vernünftig undklug der von vielen Grünlingen bespöttelte Alte trotz alledem war, bs«wies auch seine Haltung gegenüber der schweizerischen Arbeiterpartei, diesich nach 1870 zu rühren begann. Er blieb trotz der wärmsten Ein-ladungen den ersten Kongressen fern.„Ich bin eine anrüchige Person,"schrieb er,„mein Erscheinen würde schrecken und die Bewegung vielleichtgefährden."Mit andern Worten: Becker war nicht nur auf dem Schlachtfelde,sondern auch in der Politit ein umsichtiger, verständiger Taktiker.Ihm imponirte die radikale Phrase ebenso wenig wie die gemäßigt«Rechnungsträgerei. Er hatte eben erkannt, daß man die Verhältnisse berücksichtigen muß und auch berücksichtigen kann, ohne sich von ihne»beherrschen zu lassen.■as- Herr Professor Marquardsen ist bekanntlich der akademisch«Hanswurst der Ratronalmiserablen, wie Riquel der nationalökono«mische Harlekin und Bennigsen der staatsmännische Kaspert dieser„GenUemen" Mob-Partei ist. Von Geburt Achselträzer, schief und scheu«sälig, ein wahrer Hohn auf sein schönes Vaterland Schleswig-Holstein,gehört er zu der Gattung Professoren, die als wissenschastliche Hurensür Geld und Rangstellung zu Allem sähiz sind. Feig, tückisch, kupfer«gcstchtig, breitmäulig in Reden und Thaten, stellt er sich dar als eitlerPhrasendrescher, der in glatten Worten jede Schufterei beschönigt undeine staatsrechtliche Begründung sür jeden Hallunkenstreich der Bis«märckerei und Puttkamer-Jämmerlichkeit so leicht von sich gibt wie einAasgeier sein Gewölle.Schleppträzer der Reaktion, wie er ist, hat er natürlich, als es nochMode war und stch in klingender Münze verwerthen ließ, einstmals sichantipreußisch gebärdet. Es war in Erlangen, der bayerischenUniversitätsstadt, welche das zweifelhaste Vergnügen genießt, den Mar«quardsen als Kathederpauker zu besitzen, und man schrieb das I a h r13 6 0. Der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich war entbrannt, dieBayern lagen bereits im Felde, da fand in Erlangen in der„Redoute",dem bekannten Versammlungslokal beim Theater, eine öffentlicheVersammlung statt, in w-!cher auch Ehren> Marquardsen, derErlanger Demosthenes, sprach. Allerdings«st das einzig Demosthenischean ihm seine Schulter. Es müßte denn auch Demosthenes verheirathetgewesen und von seiner Frau mit zackenreichem Hornschmuck versehenworven sein.Für sein meerum- und von dem gefräßigen preußischen Kuckuck ver«schlungenes engeres Vaterland brach er eine Lanze und rief im Brusttonder Ueberzeugung:„Den König von Preußen sollt« mau anden ersten besten Zaunpjaht hängen!"Allerdmgs, als die Preußen in Erlangen einrückten, war Marquardsender Erste, der— ausriß!Marquardsen kann nicht leugnen, wir haben diese Thatsache auSeiner unwiderleglrch sicheren Quelle.Armer alter HeldengrerS, so sehen Die auS, die Dich jetzt so warmverehren, die vor Dir katzbuckeln und in Ehrfurcht ersterben.Wrr bringen dieses Faktum deshalb in Erinnerung, damit man daS-selbe zur rechten Zeit dem Erianger Bajazzo unter die Nase reiben lann,wenn er wieder einmal von KarsertultuS überschäumt.Und mit solchem Gesindel muß man sich herumschlagen! EhrloS,charakterlos, groß nur in byzantinischer Speichelleckerei, chamäleonartigemPrinzipienwechsel. Alles ums Geld. Allen Respekt vor diesem weilandZaunpsahl-Politiker!Vom Zaunpfahl Sündenfall zum Kaiserwahl-Panegyriker, vom wüihen-den Gegner des Kartätschenprinzen zum glühenden Anhänger Lehmann I.von Otto's Gnaden— das»st der Damaslusweg der liberalen deutsche«Bourgeoisie.— AuS dem Reichstage. Mit Bezug auf die in voriger Nummernach dem„Berl. Volisblatt" veröffentlrchte Erklärung des Gen.Hasenclever in d-r Militärgesetzkom Mission wird unSgeschrieben, daß der von uns gebrachte Satz zwar— wenn auch allerdings nicht dem Wortlaut, so doch dem Smne nach— ziemlich richtigsei, daß aber der dazugehörige Hauptsatz, der erklärende, sehte. Drejerlautete:„Daß wir aber andere Gesetze, andere Mittel zur Verthet-digung des Landes sür geeignet halten wie die übrigen Parteien»)ist beiannt nach den zahlreichen Aeußerungen, die meine Partei«genossen und ich selber im Plenum gemacht haben."Im Uebrigen erklärte Hasenclever, daß die sozialdemokratische Fraktion,„wan möge an der Vorlage ändern, was man wolle, gegen dieselbestimmen würde."In dieser Stellungnahme ist die Fraktion, wie sich bereits an einzel»nen Orten gezeigt hat. wo die Partei sich äußern konnte— z. B. inNürnberg— der Unterstützung der Gesammtheit gewiß. Dem heutigenSystem keinen Mann und keinen Groschen, seine Träger mögen die Ver«antwoitung sür ihre Politik selbst übernehmen. Solange die Volisver«tretung nicht das Recht hat, die äußere wie die innere Politik de«Landes zu loutroliren und zu korrigiren, ist jede Bewilligung, jedeZusage bereits einem Vertrauensvotum gleich, das die Regierung ent«l a st e t und die Voltsvertretung b e lastet. Daß unsere Partei ein solchesSpiel nicht mitmachen darf, daß die heute in Deutschland am Ruderstehenden Personen eines solchen Vertrauensvotums in keiner Wersewürdig sind, darüber gibt es unter den Genossen, unter der klaffen«bewußten Arbeiterschaft nur«ine Stimme.— Aadiatar et altera pars.») Von geschätzter Seite wirduns geschrieben:Berchtold V., Herzog von Zähringen. Die Notiz von derMenschenfresserei dieses Städtegründers gegen Adel und Geistlichkeitscheint also wirklich authentisch zu sein. Es fragt stch nun, woher derMönch von Zwiefalten, fast 500 Jahre nach dem Tode Berchtolds, siegenommen hat. Trotz mancher Nachforschungen haben wir die Quellenicht entdecken können. Di- Chronik des HenrrcuS Lupulus, welcheSchSpflin auf der Zürcher Stadtbivliothek gesehen haben will, war unSfreilich nicht zur Hand. Im Allgemeinen wird man� wohl nicht fehlgehen,wenn man dies« üble Nachrede dem Hasse der Geistlichkeit gegen Berch-told zuschreibt, zu welchem diese Ursache genug hatte{aonf. SchSpflin,hiat. Zeringo-Badensis und Tillier, Geschichte des eidgenössischen Frei»staates Bern, Bo. l, p. 46 und 47). Schrieb doch der Bischof von Lau-sänne nach dem Tode Berchtolds, daß dieser Raub, Brandstiftung, Todt-schlag, Mißhandlung, Verstümmelung„nicht nur von Laien, sono-rn auchvon Klerikern und Priestern" sich habe zu Schuloen kommen lassen un»,nach Verdienst solcher Schiechtigkert, ohne Kinder zu hinterlasse» gestorbensei. Ein seiner Herr war dieser Herzog Berchtold V. fich-r nicht. Erwird gar manche Misselhat aus dem Gewissen haben. Indessen mußman doch, alle hieher gehörenden Umstände unbefangen in Erwägunggezogen, die Geschichte vom Mensch msressen mit der Sklav-n>(Leib-eigenen-) Mästung als Psaffengeschwätz bezeichnen, b is kaum einer Auf-fc.schung würdig war. Es ist ja vieles Sagenhafte um dies.n Mann») Die„Volkswehr" ist gemeint.»») Man höre auch den ankern T.erl.