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entstanden. So z. B. auch die bekannte Rindervergiftungsgeschichte, und Aberhaupt die Familienverhältnisse Berchtolds betreffend. Immerhin erscheint als sicher nur, daß er tinderlos gestorben, nicht aber, daß er nie Rinder gehabt habe. Ein Sohn desselben scheint sogar durch das Jahrzeitbuch der St. Vinzenziuskirche in Bern urkundlich nachgewiesen ( conf. Wurftemberger, Geschichte der Alten Landschaft Bern. Bo. II, p. 823 ff.). Aus dem Geschwät des Pfaffen, daß Berchtold wegen seiner Schändlichkeit als Strafe Gottes, natürlich kinderlos habe sterben müffen, eine Vermuthung der Wahrheit zu machen, wäre natürlich uns finn. Man braucht ja nur an die Kannibalenvölker zu denken, die ganz reblich auch wieder junge Rannibalen erzeugten und noch erzeugen. St.
( Indem wir Vorstehendes zum Abdruck bringen, hoffen wir die Diss Tussion über dieses Thema als für unser Blatt erledigt betrachten zu Yönnen. Db Berchtold thatsächlich Menschen gefressen, wird sich ja doch mit Sicherheit nicht mehr feststellen laffen, eventuell gehört die Diskussion vor ein anderes Forum. Die betreffende Notiz in unserem Blatte sollte und konnte nichts anderes sein als eine ironische Verspottung der sich heute immer mehr breit machenden Verhimmelung des Gottesgnaden thums, und als solche wird sie auch der werthe Einsender als berechtigt Rebatt. b. S.-D.") gelten laffen.
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- Der Tugendminister und die Gesetzlichkeit. Wir haben Herrn Buttkamer gegenüber mit unserm Tadel nicht gegeist, wir wollen ihm auch unser ob nicht vorenthalten, wo er begründeten Anspruch barauf hat. Und das ist der Fall in Bezug auf seine Erklärungen in ber Reichstagssitzung vom 13. Dezember.
Es handelte sich um den, beiläufig sehr lahmen Antrag Reichens Sperger gegen das Duell unwesen. Die Duelle find laut§§ 201 bis 210 des Reichsstrafgesetzbuches in Deutschland verboten, werden aber im Heer und neuerdings namentlich in Preußen von Seiten der höheren Berwaltungsbeamten mit einer Ungenirtheit praktizirt, als seien es die unschuldigsten Vergnügungen, wie Wahlfälschung, Pharao, Ehebruch und bergleichen. Der Fortschrittler Dirichlet hatte nun den Gedanken ausges sprochen, daß die Regierungsorgane auf ihre Untergebenen im Sinne einer Bekämpfung des Duelunwesens einwirken sollten. Dagegen erhob fich aber sofort die tugendhafte Exzellenz und erklärte, daß sie sich von einem etwaigen Rundschreiben an die Landräthe, weder selbst herauszufordern, noch Herausforderungen anzunehmen, nur einen fehr zweifelhaften Erfolg versprechen tönnte." Demm, meinte sie schließlich, ich kann mir auch einen Zustand denken, wo ein Untergebener selbst dem Befehl seines Borgesekten Widerstand entgegenset. Ueber sein Gewissen tann er Nies mand zu Gericht ſizen lassen."
Bravo , Exzellenz! Das sind ja herrliche Grundsäze. Wie fehr haben diejenigen Sie verleumbet, die Sie als einen Anhänger der blinden Subordination des Beamtenthums hinzustellen wagten. Genau das Gegentheil ist der Fall. Ein Held der Gewissensfreiheit der Beamten find Sie. Sie weisen mit Entrüstung den Gedanken von sich, einzufchreiten, wenn Ihre Untergebenen nach bestem Gewissen die Gesetze
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beobachten? nicht doch, die Gefeße verletzen. Die Gesetze beobachten ist keine Kunst, auf solche Beamte haben Sie Einfluß, aber auf solche, die die Gesetze nicht beobachten, einwirken zu wollen, das halten Sie für eine nicht zu billigende Verlegung der Gewissensfreiheit. Sie sind ein Polizeiminister, der seines Gleichen sucht.
Wer einem Beamten die Nichtbeobachtung der ordentlichen Geseze, sobald sein Gewissen in Frage kommt, so leicht verzeiht, der wird natürlich noch leichter begreifen, wie eine unterdrückte Partei bie speziell gegen fie gemünzten Geseze nicht respektirt. Er kann sich sehr leicht einen Zustand denken, wo ein außerhalb des Gesetzes Ges ftellter selbst den Anforderungen dieses Gesetzes Widerstand leistet." Noch einmal Bravo , Exzellenz!
Sie türfen für die Berkündigung solcher mehr wie demokratischen Grundsäge unseres Dantes gewiß sein. Jest soll einmal Jemand kom men und es wagen, uns im Reichstag oder sonstwo die Streichung des Wortes gesetzlich" aus dem Programm zum Vorwurf zu machen, den wollen wir uns taufen. Schweig' Elender, Du beleidigst unseren Butt tamer! werden wir ihm zudonnern, und nicht wahr, Exzellenz, Sie werden uns mit dem ganzen Bathos, vas Jynen zur Verfügung steht, babei sekundiren, Sie to ft barer*) Mann der Ungeset= lighteit!
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· Im Reichstag tamen am 15. Dezember die von der sozial bemotratischen Fraktion eingebrachten und von uns bereits mitgetheilten Anträge auf Abänderung der Gewerbeord nung zur Verhandlung. Begründet wurden sie von Rayser, der in längerer Rede die nichtswürdige Praxis der Behörden, sowohl der Verwaltungs: wie der richterlichen Beamten, gegen die Arbeitervereinigungen burch Vorführung einer ganzen Reihe von wahrhaft skandalösen Ber fügungen, Urtheilssprüchen 2c. Kennzeichnete und bringend aufforderte, diesem Messen mit zweierlei Maß endlich einmal wirksam vorzubauen. Daß er damit namentlich bei den reaktionären Jnnungsschwärmern auf lebhaften Widerspruch stoßen mußte, war vorauszusehen, die Herren wollen eben grundsäglich den Arbeitern nicht die gleichen Rechte sugestehen wie den Prinzipalen.
Herr Ackermann mit der weißen Weste, der Wortführer dieser traurigen Gesellschaft, motivirte seine und seiner Bundesbrüder Gegnerschaft gegen die Roal tionsfreiheit der Arbeiter in der denkbar tölpels haftesten Weise. So hatte er z. B. den Muth, den Arbeitern zu empfehlen, mit dem ihnen von Gott beschiedenen Lohne" zufrieden zu sein. Warum nicht auch gleich jede Lohnreduktion als von Gott beschieden" hinstellen!
Die Abgeordneten Schrader( deutsch freisinnnig) und 2ieber ( Sentrum) sprachen sich im Wesentlichen für die gestellten Anträge aus, während Herr Struckmann als echter Nationalliberaler ein Bes benten" über das andere aufmarschiren ließ.
Nach kurzer Replit Rayser's wurden die Anträge einer Rommission zur Berathung überwiesen.
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Aus Amerika schreibt man uns: Der Chicagoer Prozeß hat in dem neuesten Milwaukeer Prozeß ein interessantes Seitenstück erhalten, durch welches er gewissermaßen forrigirt und ad absurdum reduzirt wird. Parallel den bekannten Chicagoer Arbeiter- Krawallen", die in der historischen Mai Bombe ihren Abschluß fanden, spielten sich auch in Milwaukee ,, Arbeiter Krawalle" ab, ganz gleichen Ursprungs und Charakters wie in der Schwesterstadt. Es handelte sich um Reduzirung ber Arbeitszeit und sonstige, nichts weniger als umstürzlerische Forde rungen. Die Polizei, mit den Kapitalisten natürlich unter einer Decke spielend, suchte die Arbeiterbewegung um jeden Preis zu unterdrücken und in Mißtredit zu bringen. Es war um dieselbe Zeit, wo in St. Louis eine Anzahl Detektives( Gesindel à la Mahlow - gring) laut Powderly's unwiderlegt gebliebener Antlage, streikende Arbeiter zu Gewaltthätigkeiten aufhezten. In Chicago wurde den Arbeitern eine förmliche das ist jetzt über jeglichen Zweifel hinaus festFalle gestellt geftellt; und die von ihren Dynamitphrasen berauschten anarchistischen" e Fügrer waren leider nicht flug genug, die Fulle zu vermeiden. Es steht absolut fest, daß nicht die Anarchisten", sondern die Polizisten für den 4. Mai einen Handstreich geplant hatten. Ob die famose Bombe jum Polizeiplan gehörte oder nicht, ist noch nicht festgestellt, und es fcheint faft, als ob die Polizei noch mehr als die„ Anarchisten" gute Gründe hätte, die Person des Bombenwerfers im Dunkeln zu laffen. Nun, genau daffelbe Epiel wie in Chicago wurde von der Polizei auch in Milwautee gespielt, aber nicht mit demselben Erfolg. Niemand ging in die Falle, und da die Polizei einen„ Krawall", wo möglich mit Mezelet, haben mußte, so blieb ihr nichts anderes übrig, als auf unschuldige, friedliche Arbeiter loszuknüppeln und zu schießen. Es war eine schmachvolle Szene, und die öffentliche Meinung hätte sich ficherlich sofort gegen die Polizei gewandt, wäre nicht durch das thörichte Benehmen der Chicagoer Anarchisten und durch die geheimnißoolle Bombe bie öffentliche Meinung völlig verrüdt gemacht worden. Und wir Deutsche wiffen ja vom Attentatsjahre her, wie vollständig dem gebildeten und
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ungebildeten Plebs durch einen Schuß das bischen Hirn weggeblasen werden kann. Der Dampf der Chicagoer Bombe verfinsterte auf einige Beit die ganze politische Atmosphäre und erzeugte ein Delirium, das jebe Möglichkeit ruhigen Denkens ausschloß. Und so gelang es der Pos izei, ihre Schuld zu verbergen, und das von ihr bewerkstelligte Arbeiters Maffatre in einen Arbeiter- Krawall umzulügen. Einige Arbeiter, dars unter auch Paul Grotttau, wurden mit langen Anklageschriften bes dacht; jedoch aus Mangel an Belastungsmaterial mußte der Prozeß bisher immer verschoben werden. Allein über Ende November hinaus ließ sich das nicht bewerkstelligen. Und um diese Zeit begann eine Reihe von Prozeffen, die noch nicht beendigt find, aber bereits zu einer beis spiellosen Niederlage der Polizei geführt haben. Der Hauptprozeß- der gegen Grotttau- ist zwar noch nicht zu Ende, indeß thatsächlich ist er schon entschieden. Unter der Leitung Black's, des berühmten Bertheidigers ber Chicagoer ,, Anarchisten", dem auf Liebknecht's Anrathen die Vertheidigung übertragen wurde, ist die Schuld der Polizei so klar erwiesen worden, die meisten find daß an eine Verurtheilung der angeklagten Arbeiter bereits freigesprochen nicht mehr zu denken ist, wohl aber an einen Prozeß gegen die Polizei. Und dieser Ausgang ist natürlich nicht ohne Einfluß auf den Chicagoer Prozeß, mit welchem die Milwaukeeer Prozesse im innigften organischen Zusammenhang stehen. Hier und dort ist die Polizei genau in derselben Weise vorgegangen; und hätten die Anarchisten in Chicago nicht so große Eseleten verübt, so würde auch die Chicagoer Polizei in Gefahr schweben, demnächst auf der Anklagebant erscheinen zu müssen. Unter allen Umständen ist durch den Verlauf der Milwaukeeer Prozesse die Vollstreckung und Aufrecht erhaltung des Chicagoer Bluts und Schandurtheils moralisch unmög lich geworden.
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-In der in vorlegter Nummer erwähnten Versammlung in News York zu Ehren Liebknecht's sprach dieser zum Schluß folgende ternigen Worte:
,, Meine Freunde! Ich scheibe ungern von Ihnen. Sie haben mir einen so überaus herzlichen Empfang bereitet, daß ich, wenn ich von hier gehe, ein Stück von meinem Herzen zurüdlasse. Vielleicht, wenn im Jahre nach der Wahl Bebel's Gesundheit, welche wir sehr schonen müssen, es erlaubt, sehen wir uns wieder. Bebel wird dann bei mir sein.( Jubel.) Mein Freund Jonas hat mich an Dinge erinnert, an welche ich jetzt unter den fortwährenden Kämpfen nur selten nachdenken kann. Noch gern denke ich an das Jahr 1848 zurück. Wir waren damals junge Leute und haben im Uebermuth unsere Kräfte überschäzt. Ich wurde gefangen und in die Kasematten geworfen und erst später von den Naftatter Soldaten befreit. Wir nannten das damals eine Revolution, und eine solche wäre es gewesen, wenn das Bolk die genügende Aufklärung bes jeffen hätte. Reiner der damals gestürzten Throne wäre wieder aufgerichtet worden.
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Man wirft mir vor, ich sei nicht mehr der Alte. Defter noch aber hat es mich verdroffen, wenn man mich den Alten" nannte. Nestor war gut im Rath, aber unfähig in der Schlacht. Ich kann Ihnen ver sprechen, daß, wenn ich auch durch die Erfahrungen, die meine 60 Jahre mit sich bringen, im Rathe der Partei nicht unnütz sein mag, wenn es einmal zum Kampfe gehen sollte, ich nicht 60 Jahre alt bin, sondern zweimal breißig.( Beifall.)
,, The ich nach Chicago ging, empfand ich eine geheime Freude bars über, daß manche tapitalistischen Schmukorgane uns mit dem Hängen drohten. Das alte Studentenblut tochte in mir auf. Wenn's zum ,, Lynchen" gekommen wäre, ich weiß nicht, wer in einer schlimmeren Lage gewesen wäre, wir oder die Lyncher".( Beifall.)
Mein Vorrebner hatte Recht, als er sagte, die Fetirung meiner Pers son sei mir nicht angenehm. Meine Genossen in Deutschland wissen das und handeln darnach. Weil Sie nun aber dadurch Ihre Zuneigung zu mir und damit den Jbeen, die ich vertrete, beweisen wollten und bes wiesen haben, muß ich Ihnen gestehen, daß Ihre Hoch mich von Herzen gefreut haben. Halten Sie mich in gutem Andenken, wie ich Sie stets in gutem Andenken halten werde. Lassen Sie die Liebe, die Sie mir erwiesen, auch auf die Genossen in Deutschland erstrecken und dann den Grundsatz gelten: Getrennt marshiren, aber vereinigt schlagen!"( Großer, langanhaltender Beifall.)
Korrespondenzen.
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Spremberg , 10. Dezember. Wir sprechen uns noch, ihr Spremberger Ordnungshelden!" Als am 20. Mai d. J. in Folge des Dummen jungenstreiches des Bundesrathes und der Regierung der Belagerungszustand über Spremberg verhängt wurde, war die ganze Bresse, die konservative inbegriffen, darüber erstaunt, daß man wegen einer solchen Zappalie, wie der Krawall vom 30. April und 1. Mai thatsächlich war, eine solche Maßregel für nöthig hielt. Es tam nun darauf an, ob die Gerichtsverhandlungen das bestätigen würden, was im deutschen Reichstag vom Regierungstische aus als Grund des Bes lagerungszustandes angegeben wurde.
Die Berhandlungen liegen jest hinter uns, und wir sind nicht Juristen genug, um beurtheilen zu können, ob die Theilung der Antlagen eine dem Gesetz entsprechende war. Doch soviel haben wir aus den Verhand lungen herausgefunden, daß der Präsident der Straffammer ein serviler Streber schlimmster Gattung war, daß Leute, welche absolut feine Ahnung von Sozialismus, sich auch nie um politische Parteien gefümmert hatten, von ihm ganz willtürlich zu Anhängern der Sozialdemokratie gestempelt worden sind. Auch das Verfahren bei der Ladung von Zeugen somie der Spruch der Geschwornen entsprachen durchaus dem herrschenden Klassensystem, wie der in Nr. 49 des„ Soz. Dem." gekennzeichnete vierte Aft der Kottbuser Gerichtsfomödie bemiesen hat.
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Wir lassen hier die Hauptstellen aus dem Erkenntniß der Straffams mer folgen. Dasselbe besteht aus 95 Seiten und enthält von Seite 9 an die bei der Verurtheilung maßgebenden ,, Gründe". Man höre also: Es entsteht nun die Frage nach der inneren Veranlassung des Ent stehens eines so bedeutenden Aufruhrs. In Spremberg besteht eine zahlreiche, rührige, wohlorganisirte sozialdemokratische Partei, beren Mitglieder wie überall faft ausschließlich dem Fabritarbeiterstand angehören. Einzelne der hier Angeklagten stehen im begründeten Vers dacht, dieser Partet anzugehören, hiervon( torrigirt in: namentlich) Rucher, Bittlig und Bergmann. Jene Partei war zu der hier in Rede ftehenden Zeit in größere Aufregung gekommen.
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Es waren, nachdem in früherer Zeit bereits eine von einem sozialbemokratischen Abgeordneten abgehaltene Volksversammlung hatte aufgelöst werden müssen(?!), in der Umgegend von Spremberg unter freiem Himmel sozialdemokratische Bersammlungen abgehalten worden. Cs hatten demonstrative sozialdemokratische Begräbnisse stattgefunden, dann waren damals auch die Arbeiterunruhen in Belgien in voller Bewegung und Nachrichten darüber in der Spremberger Presse" verbreitet.
Das Resfript des Ministers des Innern betreffend die ftreitenden Arbeiter hatte böses Blut gemacht, endlich( sic) hatten auch die Nach richten und das Referat über die Geraer Manufaturarbeiter Versamm lungen Aufregung verursacht und zur Auflösung des Spremberger Fachs vereins geführt.
Alles dieses hatte die in ihren Lokalen mit sozialdemokratischer Lektüre versorgten Arbeiter aufs Aeußerste aufgeregt, so daß es nur eines äußeren Anlasses bedurfte, um insbesondere jüngere, dem Augenblic folgende Personen zu Egzeffen gegen die den Ideen und Bestrebs ungen der Sozialdemokratie überall als Vertreterin und Repräsentantin des Ordnungsstaates entgegentretende Polizeigemalt zu verleiten.
Dies ist festgestellt, insbesondere auf Grund der eidlichen Aussage des Landraths Hoffmann, des Bürgermeisters Wirth, des Polizeiwachts meifters Sommer in Verbindung mit der eidlichen Aussage des Luchs machers Tittel Hoffmann und des Zeugen Säbischka.
Wenn nun auch nicht erwiesen werden kann, daß die sozialdemokratische Partei den Aufruhr angeftiftet hat, vielmehr anzunehmen ist, daß ders selbe ihr, d. h. den Leitern der Partei sogar sehr unwillkommen gewesen ist, da die Leiter dieser Partei, denen Verständniß für ihre Zwede und Um ficht nicht abzusprechen ist, sich sagen konnten und mußten, daß ihre Sache durch einen in einer fleinen Stadt erregten Aufruhr, wenn der= schließlich von jugendlichen Personen unternommener Butsch" die
*) 2 × 36,000 Mart, ein Miniſterhotel und 9000 Mark Extra- Mieths selbe auch gelänge, nicht gefördert würde, daß vielmehr ein fast aus
Entschädigung!
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sozialdemokratische Sache nur in Mißkredit bringen könne; auch an einem Märtyrerthum unreifer Leute für die sozialdemokratische Sache den Leitern der letteren unmöglich gelegen sein konnte, so läßt sich doch nicht verkennen, daß der Aufruhr nicht nur eine sozialdemokratische Färbung hatte, sondern auch von dem sozialdemokratischen Geist der Auflehnung gegen die Autorität des Staates, der planmäßig vers breiteten und gehegten Nichtachtung von Gesetz und Ordnung seinen Ausgang genommen hat.
Die sozialdemokratische Partei fann daher auch den Borrourf nicht von sich ablehnen:
daß durch ihre Agitation der Boden für diesen Aufruhr vorbereitet worden ist, und daß der von der sozialdemokratischen Partei in Spremberg gepflegte Geist der Unordnung, der Auflehnung und Widerspenstigkeit gegen die bestehenden Gesetze die beklagenswerthen Vorfälle mittelbar verursacht habe...."
Genug des richterlichen Wortschwalls!
Also Alles in Allem brauchen Sie, Rechtsbeuger des Rottbuser Lands gerichts, 86 fage und schreibe: sechsundachzig Seiten zur Begründung Ihrer Infamie!
Gegenüber diesem Gallimathias fragen wir: Wer hatte die Auflösung ber Versammlung schon im Voraus bestimmt? Antwort: Restript des Königl. Regierungspräsidenten v. d. Heyden zu Frankfurt a/ D. vom 18. Juli 1884. Nr. 1 A 4324. 84. Zirkularverfügung desselben vom 9. Februar 1883 1. A 744/83 und 7. Dezember I. A 755/83. D. h. Streber und fein Herr und Gebieter Puttta mer.
Wer hat die Arbeiterunruhen in Belgien schon im Reichstage für die Begründung zur Verlängerung des Belagerungszustandes in Berlin , Letpzig und Hamburg ausgeschlachtet? Antwort: Der Reichs- DberspitzelMinister Puttkamer .
Wer hatte durch die Verkümmerung des heute nur noch auf dem Papier stehenden§ 152 der Gewerbeordnung böses Blut unter allen denkenden Arbeitern gemacht? Antwort: Der von Euch schweifwebelnden und unterthänigst rechtsbeugenden Kreaturen so hoch gestellte Reichstugends minister Puttkamer .
Wer ist also nach Eurer Logik an dem Krawall schuld? Das jetzt herrschende brutale System ist schuld!
Das nichtswürdige System der Butttamer und Konsorten kann daher den Vorwurf nicht von sich ablehnen:
durch seine Brutalität den Boden für diesen künstlich und pflicht. fchuldigft gemachten Aufruhr geebnet, sowie den Geist der Solidas rität und Zusammengehörigkeit aller denkenden Arbeiter zur Sozial demokratie hingelenkt zu haben. Manus manum lavat
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eine Hand wäscht die andere!
Bon seiner Befugniß, auf Geldstrafe zu erkennen, hat der Gerichtshof feinen Gebrauch gemacht, vielmehr bei der Schwere der die strafbaren Handlungen begleitenden Umstände für angemessen erachtet, gegen die ftrafmündigen, Angeklagten die höchste gesetzlich zulässige Gefängnißstrafe zur Anwendung zu bringen."
Da haben wir im Namen des Königs" bestätigt, was wir im Namen des Volkes schreiben!
Auf Seite 26 und 27 ist der Drdnungswächter Hubrich, der sich schon früher durch Eide à la Stöder ausgezeichnet hat, besonders her vorgehoben.
Man höre:
„ Es muß(!) hervorgehoben werden, daß nicht erwiesen worden, daß Hubrich, wie ihm angeklagterseits vorgeworfen wird, eben so wenig wie bei dem Aushebungsgeschäft und demnächst bei dem Aufruhr, die Menge burch ein provozirenbes Benehmen gereizt habe.( Welcher Styl! Die Red.) Hubrich gibt nur zu, daß er mehrere zusammenstehende Personen mit Jhr" angeredet habe, stellt jedoch bestimmt in Abrede, einzelne Leute mit Du" angeredet oder Schimpfwörter gebraucht zu haben."!! So wörtlich im Erkenntniß.
Bei der Schwut gerichtsverhandlung aber gibt Hubrich, von den Rechts anwälten betreffs seiner lügenhaften Aussage in die Enge getrieben, auf Drängen des ehrenwerthen Bürgermeisters Wirth und des Lands raths Hoffmann( sich nicht unglücklich zu machen") zu, sich beleidigender Ausdrücke gegen die Stellungspflichtigen bedient zu haben. Also wieder ein Meineid, Ihr Zertreter des Rechts!
Jedermann sei unterthan der Obrigkeit! Wo aber Obrigkeit ist, ist fie von Gott verordnet!!
Und das Erkenntniß des Schwurgerichts?
,, Bei Abmessung des Strafmaßes ist der Gerichtshof unter voller Be rücksichtigung der ihm von den Geschwornen unter Zubilligung mildernder Umstände errichteten Schranken von der Erwägung ausgegangen, daß hier besondere Umstände die Festsetzung einer empfindlichen Strafe erheischen.
Nach dem Beweisergebniß können die Angeklagten zwar nicht als Werkzeug der Sozialdemokratie und von ihr zu den Miffethaten aufs geftachelt gelten; immerhin haben sie in ihren Handlungen eine Huldis gung sozialistischer Zendenzen zum thatkräftigen Ausdruck gebracht. Es handelt sich bei ihnen um eine Auflehnung gegen die zur Wahrung der Sicherheit angestellten Beamten, um den Kampf der Besiglosen gegen die öffentliche Ordnung.
Hier galt es, dem Bordringen staatsfeindlicher Jbeen einen Damm entgegenzusetzen, um weiteren gefährlichen Exzessen für die Zukunft soweit von dieser Stelle aus möglich vorzubeugen."( Bergleiche Nr. 288 bes Spremberger Anzeiger".)
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Also in dem Erkenntniß der Straftammer läßt sich nicht verkennen, baß der Aufruhr eine sozialdemokratische Färbung hatte( ausgenommen natürlich das rothpunttirte Taschentuch), und nach dem Beweisergebnis des Schwurgerichts ist in dem Erkenntniß festgestellt, daß die Anges flagten zwar nicht als Werkzeuge der Sozialdemokratie und von ihr zu den Missethaten aufgeftachelt gelten können. So reimt sich Recht und Recht zusammen.
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Es ist ja auch früher schon vorgekommen- siehe Freiberger Prozeßdaß ein blindes Schwein eine Eichel gefunden hat, die Versetzung des Landgerichtsraths Krause*) nach Berlin ist ein neuer Beweis dafür. Und unser Ruitgen**) folgt bald nach!
( Schluß folgt.)
Stuttgart , Dezember. Jn Nr. 49 Ihres Blattes tam aus Württem berg ein Artikel, betitelt„ Ein schwäbischer Bismardverehrer", der am Schluß die Bemerkung brachte, ob denn aus Schwaben über Stand und Gang des sozialen Rampfes gar nichts zu b ten sei. Wir betrachten dies als eine Aufforderung, diesbezügliches muzutheilen, erinnern aber zugleich daran, daß wir aus Schwabens tesidenz doch erst kürzlich eine Art Hymne im„ Sozialbemofrat" gelesen zu haben glauben über einen gründlichen Sieg, den die Stuttgarter Genossen bei den Wahlen zum gewerblichen Schiedsgericht ers rungen haben. Richtig ist nun, daß der Kandidatenzettel der Arbeits nehmer vollständig durchging, was sich auss Natürlichste aus dem Umstande erklärt, daß andererseits gar teine Gegenfandida ten Liste aufgestellt war. Anders erging es mit dem unserseits aufs gestellten Wahlzettel für Arbeit geber, welcher gänzlich unterlag. Nicht ohne Grund sprachen wir oben von dem Bettel der Arbeit nehmer", also nicht von einem sozialdemokratischen", denn es waren eben Leute auf demselben, die alles sino, nur teine Sozialdemokraten. Darüber zu streiten, ob der Zettel nicht auch ohne solche Namen fiegreich durchgedrungen wäre, ist momentan nuklos, doch glauben wir, daß man nicht wohl daran gethan hat, anstatt durch eine allgemein heit der interessirten Arbeiterschaft, den Arbeit= nehmer Bettel durch einen beschränkten Kreis von Personen machen" zu lassen.
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Diese in Stuttgart so sehr eingebürgerte Gepflos genheit verhindert und untergräbt einen flotten, offenen Gang uns ferer Bewegung, und man hat sich nicht zu wundern, wenn der entjernter Stehende hinter der Aufstellung gewisser Namen in die Arbeits nehmer Liste sehr unsozialdemokratische Beweggründe( Gunstbezeu gungen 2c.) vermuthet. Wären bei der Kandidatensuche nicht ders artige Einflüsse bestimmend gewesen, so fonnten doch schwerlich u. A. zwei Männer der Arbeiterschaft präsentirt und gewählt werden, beren einer zur Schande aller Arbeiter als Dieb ver haftet wurde, während der andere in öffentlicher Versammlung und in Anwesenheit der Polizei von einem Bacteigenossen behauptete
* Präsident der Schwurgerichtsverhandlung. **) Präsident beim Landgericht.