Sozialpolitische Rundschau. Zürich , 2. Februar 1887. Me Wahlschlacht schreibt man unZ aus Deutschland ist i« vollem Gang. Wie sich von selbst versteht, bietet der Junker Bismarck Alles aus, um sich ein« Mameluken-Rajorität zu sichern. Und da dies auf geradem Wege nicht möglich, so wird's auf krummem ver- sucht. Berriethe er seine wahren Ziele: unbeschränkte Ausraubung des BolkS, Vernichtung des allgemeinen Wahlrechts, Schaffung eines zäsa- ristischen Absolutismus, in dem der Reichstag nur als Jasage-Maschine figurirt dann würde natürlich mit Ausnahme seiner Mitraubjunker und sonstigen Gelichters dieser Art kein Mensch für ihn und sein System stimmen. ES bedarf also einer Maske. Schade nur, daß eine paffende nicht leicht zu finden ist. DaSkaiserliche Heer" als Gegensaß de?ParlamentSheers" zog nicht. Es war ein zu lächerlicher Wahlruf. Die Richter, Rickert und Konsorten als Nachfolger Cromwells an der Spitze eines streitbaren HeerS, welches die Feinde der Verfaffung niederzuschmettern und den Monarchen aufs Schaffst zu schleppen hat das war so absurd, daß selbst kein pommer- scher Bauer daran geglaubt hätte. Dieser Wahlruf verfing also nicht. Es gab nur ein Mittel, die Wähler so hirntoll zu machen, daß sie auf den Biimarck schen Leim gingen und das war einKrieg in Sicht". Nur das KriegSgespenst, wo möglich im Bund mit dem Rothen Gespenst, konnte hier helfen. Aber zum Unglück paffirte eS dem Blut- und Eisenmann, daß er in seiner Reichstagsrede zur zweiten Lesung der Militä' vorlag« einmal die Wahrheit sagte, und in der denkbar positivsten Form die europäische Lage als eine durchaus friedliche hinstellte. Hiermit war auf einmal den entrüsteten" Patrioten der Boden unter den Füßen weggenommen, und mit der Anklage, die Abgeordneten der Reichetagsmajorität hätten die «othwendigen Mittel zur Vertheidigung deS bedrohten Baterlands ver­weigert, ließ sich nichts mehr ausrichten. Es mußte deshalb etwaö an- der«» ersonnen werden. Doch daS war leichter gedacht als gethan. In seiner Verlegenheit gerieth Bismarck auf den nicht ungewöhnlichen AuS- weg, sich von seinen eigenen Leuten dementiren zu lassen, und in der in- wie ausländischen Preffe auszusprengen, ER der große Otto habe durch sein« rosigen Schilderungen nur einen diplomatische« Triumph, nämlich die momentane Beschwichtigung des �Väterchens" an der Newa , erreichen wollen in Wirklichkeit sei die Lage sehr schlimm, und müßten wir jeden Augenblick auf einen Welt- brand gefaßt sein. Und zur Unterstützung dieses offiziösen Manöv-rS wurden dann sofort Dutzend« von kriegerischen Nachrichten auSgeheckt. Die Franzosen bereiteten AlleS zu einem Einfalle in Deutschland vor, {t errichteten Lager an unserer Grenz«, und kauften o des Hohns ie Bretter für die Lager-Barracken bei unS Deutschen ; sie kauften Pikrin und Schwefelsäur« in Deutschland , um dt« Melenitbomben zu füllen, mit denen die vom Reichstag unbeschlltzt gelaffenen deutschen Spieß- und anderen Bürger in Fetzen zerriffen werden sollten; sie kauf- ten Pferde in Deutschland auf, um die zur Unterjochung Deutschlands bestimmten Horden beritten zu machen«in Pferdeausfuhrverbot werde Nächstens ergehen müffen und wie sonst die haarsträubenden Alarm «achrichten alle lauten mochten. Den Angstmeiern beiderlei Geschlechts und daS sogenannte starke ist noch zahlreicher vertreten als das so- aenannte schwache wurde es schon ganz banglich zu Muthe, trotz der Mahnungen der n i ch t reptilifirten Preffe, daß diese Alarmnachrichten «ur gemeine Wahlmanöver seien. Da wurde da» hübsche Spiel durch die sprichwörtliche Ungeschicklichkeit der Bismarck 'schen Preßhusaren wieder verdorben: in ihrem Uebermnth schrieben sie in ein englisches Blatt, welche« in Bezug auf den Reptilthaler dem Grundsätze des non «Ist folgt: die Rüstungen der französischen Regierung hätten in Berlin einen so üblen Eindruck gemacht, daß Fürst Bismarck von der fcanzöst- fchen Regierung Aufklärungen verlangt habe. Und diese Notiz wurde »erartig ausgeputzt, daß jeder Nicht-ingewechte ihr einen offiziösen Eha- »akter beilegen mußte. Die Wirkung war auch eine große. Mancher, der bisher gezweifelt hatte, fing an, die Situation für bedenklich zu halten die Wahlaktien der Regierung waren entschieden im Steigen. Allein leider wirkte die Nachricht auch nach einer Veit« hin, an welche die Preß­busaren nicht gedacht hatten. In Pari« nahm man die Sache ernst und stellte an die Reichsregierung da« freundschaftliche Ersuchen, die natürlich erlogene Nachricht autoritativ für falsch zu erklären, damit die dff.ntlich« Meinung der beiden Länder sich wieder beruhige. Und Fürst Bismarck , der vor die fatal« Wahl gestellt war, entweder vor Ouropa al« der Friedensstörer dazustehen, oder sein eigenes Wahllügen- «etz zu zerreißen zog klugerweise da« letzter- vor, und dementirte seine Preßhusaren, d. h. sich selbst, in seinem Pindterorgan. Wai bei- Utufig noch nicht dagewesen ist. Und da« war nicht genua de« Mißgeschicks. Sein Fmanzlakai Scholz Roß sich im Landtage von Wmdthorst auf« Ei« locken, und machte sehr kompromittirende Gefiändniffe in Bezug aus die geplanten Monopole. Um diese vettse wieder gut zu machen, inszenirte Junker Otto einen FeuMeton. Per ßntWurf der Menschenrechte von Jean gfaut Marat. Von Haß. E» ist ein« alte Liebhaberei von mir, die vergilbten Folianten der bssentlichen Bibliotheken durchzuschmöckern, um alte, vergeffene Urkunden der Kämpser für die Unterdrückten auszusuchen. Bor längerer Zeit bracht« ich in unserem Organ den ältesten sozialdemokrattschen Aufruf an« dem Bauernkrieg«. Jetzt ist mir eine ziemlich vollständige Sammlung der Werke I. P. Maral'« in die Hände gefallen. De»schmutzigen Bluthunde« Marat ", de« Menschenohne Kennwiffe, Wiffe« und Begriffe", wie er von den Geschichtschreibern der herrschenden Klaffen genannt wird. E« möge genügen, anzuführen, daß Marat «in sehr tüchtiger Arzt war, «nd daß sein, Werk« über Elektrizität, Feuer und Licht, worin er seine eigenen Forschungen aus diesem Gebiete schildert, zum Theil auf Kosten der französischen«kademie der Wifsenschasten veröffentlicht worden sind. g. P. Marat wurde am 2«. Mai l?« in Genf geboren, studirte in Frankreich Medizin, bereiste England wv er sofort in den polttischen Kampf«intrat und andere europäisch« Staaten und betheiligte sich 178» in Pari» an dem Kampf de« Volke« um die Bastllle. Der König Ludwig XVI. hatte der Geldnoth wegen eine BoklSver- tretung einberufen. Di« Bei treter der Bürgerschaft wußten die Vertreter de« Adel » und der Geistlichkeit zu überwinden, vi« Revolution zuerst monar- chisch-konstiwtionell hatte mtt der Einnahm« der Bastill« gesiegt. Die Volksvertretung arbeitete«ine Verfaffung au»(1789) und stillte die Recht- der Bürger fest; Marat brachte«inen Gegenenlwurf«in, welchen er Unter dem Titel:?rojst äs äöolaratioa äs» Droit « äs I'Homms »t äa Citvxsn"(Entwurf einer Erllärunq der Rechte de« Menschen und Bürgers) veröffentlichte. Mit diesem Werk« beschäftigt sich gegen- «ärtiger Artikel. Gefällt er Euch. Senoffen, so lasse ich»och einige Auszüge au« an- deren Werken Marat'S folgen. Marat gab sodann eine volkSthümliche Zeitung,Der Volk« freund". heraus. Nachdem da» Königthum gänzlich gestürzt, wurde er in die Nationalversammlung gewählt. Man kann nicht sagen, daß er seine nationalliberalen Kollege«, die Girondist-n, in seinem Journal sonderlich geschont hätte. Ihnen,den bezahlten Dienern der Reaktion, den Schönschwätzern, die nur sich selbst beweihräucherten, nicht aber das Wohl des armen Volkes anstrebten", maß er die Schuld an dem ganzen nationalen Unglück der Revolutions - zeit bei. Als einer der Ersten, welche wegen Beleidigung der Rationalver- sammlung vor das R.volutionstribunal gestellt worden, wurde Marat uNtir dem Jubel der Pariser Bevölkerung freigesprochen, aber bald jener parlamentarischen TöeaterkoupS, die wir schon auswendig kennen er ließ irgend einen Strohmann eine Debatte beginnen, erschien dann alS äeas ex rnachina, und hielt eine vorbereitete Rede. Es sei falsch, was man ihm bezüglich des Schnaps- und des Tabaksmonopols unter- schiebe u. s. w. Von der auswärtigenLage kein Wort. DaS französische Ersuchen um Widerlegung der Lügennachricht war gerade angelangt, und das gewünschte Demenii schon beschlossen unter solchen Umständen ließ stch auch bei dem besten Willen keine chauvinistische Hetz- rede halten. Und die einfach« Thatsache, daß Fürst Bismarck in einer, mitten im Wahlkampf gehaltenen Wahlrede der auswärtigen Politik gar nicht erwähnt, ist der denkbar sicherste Beweis dafür, daß die auswärtige Lage Alle? ist, nur nicht bedrohlich. Das Bismarck 'sche Wahlspiel ist demnach gründlich verdorben um so gründlicher, als die Verleugnungen des Schnaps- und Tabaismonopols an Schärfe und Klarheit sehr viel zu wünschen übrig ließen. Fast noch schlimmer, wie mit dem Kriegsgespenst, ist es dem Blut- und Eisenmann mit dem Rothen Gespenst ergangen. Während die S p a r r> sch-n Dynamitbomben die einzige Wirkung gehabt haben, Herrn Jhring Mahlow in Erinnerung zu bringen, hat der Verlauf und Ausgang des FrankfurterSozialistenprozesses dem herrschenden Polizei- system, welches den Haupttheil deS Bismarchschen Regierungssystems bildet, einen geradezu betäubenden moralischenSchlag ver- setzt. Was, so rief ein Jeder aus, sind da« die Verbrechen und Ver- brecher, um derentwillen vor drei Monaten der kleine Belagerungszustand über drei Wahlkreise verhängt wurde? Der Thatbesiand des Frankfurter Sozialistenprozesses war bekanntlich auch der Thalbestand, auf welchen die Verhängung desKleinen" moti- virt wurde. Und nun ist durch die Gerichtsverhandlung erwiesen, und der Gerichtspräsident fand sich gedrungen, es ausdrücklich hervorzuheben, daß überhaupt kein« umstürzlerische und hochver- rätherische Handlungen und Pläne vorliegen. Die Herren Bismarck , Puttkamer und Konsorten, welche zu rhren reaktionären Zwecken den kleinen Belagerungszustand brauchen, sind sonach durch den Frankfurter Sozialistenprozeß und den Spruch der Frankfurter Richter als Lügner hingestellt worden. Ja al« Lügner es gibt kein andere« Wort. Und noch einmal: als Lügner. In der That kein guter Anfang der Wahlkampagne l Die Schlagfertigkeit, mit der u n s r e Genossen i n A m e rika diesmal in den Wahlkampf der deutschen Sozial- demokratie eingegriffen und sofort, als Antwort auf die ReichstagSauflösung, 10.000 Franken, denen wahrscheinlich noch weitere Sendungen folgen werden, für den Wahlfonds aufbrachten, hat mit Recht überall Bewunderung erregt. Wenn man bedenkt, was alle« unsre Ge- nassen drüben im abgelauienen Jahre geleistet haben, welche Opfer für streikende oder ausgeschlossene Kollegen, für Gemaßregelte und Berur- theilte, für ihre englische und deutsche Preffe, für die Liebknecht-Loelingsche Agitationstour, sie gebracht und noch fortwährend bringen, dann wird man uns unbedingt zustimmen, wenn wir sagen, daß der Opfermuth drüben, imLande des Dollars", um kein Haarbreit geringer ist al« in Deutschland selbst, wo augenblicklich der heißeste Wahlkampf wüthet. Wrr fürchten ein Unrecht zu begehen, wenn wir au« den bei UNS bis jetzt eingelaufenen amerikanischen Zeitungen Einzelnheiten herausgreifen wollten. WaS geleistet wurde, war, wie uns scheint, nur möglich, weil Alle ihre Pflicht thaten. Die sozialistische Tagespress« und das Partei- organ derSozialist", das Exekutivkomite der Partei wie die Mitglieder derselben ihnen allen gebührt der Dank n«in, nicht der Dank, denn den würden sie alS überflüssig zurückweisen, wohl aber die vollste Anerkennung von Sellen unserer Partei, und sowett wir befugt sind, im Namen derselben zu sprechen, mögen dies« Worte ihnen als Dolmetscher dessen dienen, waS Hunderttausende deutscher Arbeiter beim Lesen der Depesche der Nationalexekutive der Partei empsunden haben. Wie erbärmlich stehen gegenüber diesem bewunderungswürdigen Akt ungebrochenen SolidaritätSgeiste« die Bismarck, Puttkamer und Konsorten mit ihrem S ch a n d g e s e tz da. Sie wollten unsere Partei schwächen durch brutal« Entziehung von Kräften, durch Ruinirung möglichst vieler Existenzen. Nun wohlan, sie haben Tausende von Existenzen schwer geschädigt, sie haben einen großen Theil unserer thätigsten Senoffen. un rer eifrigsten Agitatoren außer Lande«, zur AuS- Wanderung getrieben. Und wa» haben sie erreicht? An die Stell« der Vertriebenen sind sofort neue Kräfte auf den Kampfplatz in der Heimath getreten, die verjagten alten Kämpfer aber haben in der neuen Heimath sofort daS Propaganoawerk fortgesetzt, und eine neue Armee geschaffen, die jetzt von drüben her ihre kämpfenden Brüder mit Muni. tion versorgt. Ohne Sozialistengesetz wäre der Sozialismus in Ame- rika keinenfalls, in England schwerlich so well alS er heute ist. Denn heute sind eS die Deutschen , welche die ehrenvolle Rolle ausfüllen, die man ehedem denPolen , Juden und Franzosen " zuschrieb, heute find die deutschen Arbeiter dt« internationalen Aufwiegler. Und da sage man noch, daß die Wilhelm denn der alte Betbruder hängt ganz besonders zäh am Sozialistengesetz daß die Wilhelm, die Bismarck , die Puttkamer nicht wirtlich ein Theil seienvon jener Kraft, die stets daS Böse will und doch daS Gute schafft!" darauf, am l». Juli 1798, von einer Sx-Adeligen, Charlotte Corday d'Arman«, erstochen. Der Entwurf der Erklärung der Rechte de« Menschen und Bürger« au« dem Jahre 1789 von Marat gibt«in ansch iuliche« Bild der Be. strebungen diese« Mannes. ES sei mir erlaubt, die wichtigsten Punkte derselben in deutscher Uebersetzung anzuführen. Selbst auf die Gefahr hin, daß die Redaktion wieder ein dickeS Frage- zeichen dabei macht, erkläre ich nach eingehenden Studien der Warat'schen Werke und Schriften im Original: Marat war nicht nur ein edler und selbstloser Charakter,«in Mann von reinen Sitten, sondern auch in jedem Zuge ein begeisterter Vorkämpfer der Sozialdemokratie.*) Die gegenwärtig« Rattonalversammlung", so beginnt Marat ,arbeitet augenblicklich eine Verfaffung auS, an deren Spitz« eine Erklärung der Menschenrechte steht, allein ich muß sagen, Entwurf und Erklärung ver- rathen ihre Urheber, die wirklichen Volksrechte find vernachläffigt, aus- geopfert, ja geradezu mit Füßen getteten, und zwar hauptsächlich da- durch, daß dem Königthum viel zu viel Macht«ingeräumt worden ist. -- Ich habe daher einen Gegenentwurf auSg-arbeitet und eingereicht, welcher jedoch von Jenen unbeachtet geblieben. Ich lege ihn hiermit dem Volke vor: Di« Recht« de» Menschen. Jedem Menschen find gewiffe Bedürfniffe de« Leben« angeboren. Jeder Mensch trägt in sich das Bestreben nach menschlichem Wohlbefinden. Diese Bedürfnisse und Bestrebungen find die Triebfedern jedeS Forischnils unseres mensch­lichen Geschlechts, leider aber auch die dunklen Quellen der Unterdrück- ungssucht in jeder Gestalt, welche die natürlich« Ordnung der mensch- lichen Gemeinschaft stören. Da nun die Natur und die Menschheit alle« Dasjenige im Ueberfluh hervorbringen, was zur Ernährung, Bekleidung und zum allgemeinen Wohlbefinden des menschlichen Geschlechts nöthig ist, so hat jeder Ein- zelne da« Recht, soviel von den Gaben der Natur und den Ergebnissen der menschlichen Arbeitskraft stch anzueignen, als er zu seiner und seiner Familie Nolhdurft bedarf. Er hat somit das Recht, einem Andern seinen Ueberfluß zu entreißen. Ja gewiß l Statt in Elend umzukommen, sollte daS Volk dem Priesterthum und seinen anderen Blutsaugern daS- jenige abnehmen, waS ihm zu seiner LebenSnothdurst fehlt. Nieder mit den Borurtheilen! Entweder beweist uns, daß da« angeborene Recht de« Menschen nicht vorhanden ist, oder gebt die einfach- Folgerung zu. Natürlich fieht dem Volk auch das Recht der Gewalt zu. wenn die uo- *) ES thut un« leid, aber wir können unserem Genossen da«dicke Fragezeichen" nicht eriparen. Marat war ein Revolutionär und Demokrat, sein« anscheinend sozialistischen, bezw. kommunistischen Ideen aber sind sehr vager Natur und entsprechen lediglich den Freiheit«- und Gleich- HettSoorstellungen der radikaleren Vertreter des Bürg-ithum», das da­mals eben noch revolutionär auftrat. Ran lese nur, wie heftig derselbe Marat rineS schönen Tages gegen die Maurer loSzog, al« dies« behus« Lohnerhöhung die Arbeit einzustellen drohten. Die Redaktion desSozialdemokrat". Auch unsre frauzösischen Geuoffeu wollen es nicht be� bloßen Sympathie-Erklärungen für die unsrer Partei de« vorstehende W a h l s ch l a ch t bewenden lassen, sondern haben Schritt» gethan, ihre Solidarilät durch Zuführung materieller Kampf« mittel zu beweisen. Der PariserSecialiste" bringt an der Spitz« seiner letzten Nummer einen AufrufZu den Waffen!" überschriebet� in welchem es am Schluß heißt: ...Arbeiter Frankreich»! Die Arbeiterpartei, welche in D utschleud mit Wahlzettelschüssen gegen das Bismarckthum kämpft, ist dieselbe Sozialdemokratie, die vor 19 Jahren, mit Bebel, Liebknecht und Jacoiy an der Spitze gegen die Fortsetzung des Krieges nach Sedan war, und welche die gewaltsame Annexion Elsaß-LothringenS als«in am Volk« begangenes Hochverrathsverbrechen kennzeichnete. Sozialisten Frankreich «! Diejenigen, welche vor einigen Tagen de« Hohenzollern erklärten, sie würden für einen neuen Krieg weder eine» Mann noch«inen Groschen bewilligen, sind Revolutionäre wie ihr. Sie kämpfen denselben Klassenkampf! Sie wollen wie ihr und wie wir de» letzten und schlimmsten Sklaverei, dem Lohnlystem, ein Ende machen. Wie ihr erstreben sie eine neue Gesellschaftsordnung, welche die Pro­duktionsmittel und die Bertheilung des E träges den müßigen Eigen- thümern nimmt, sie der Spekulation entreißt und sie zum allgemeine» oder Gesellschasts Eigenthum macht. Eine Gesellschaftsordnung, welche statt deS Elends, der Dienstbarkett und der Unordnung das Wohls«« und die Freiheit Aller schaffen will. Ihnen nicht beizustehen in dem Kampf, der sich ihnen heut aufzwingt, sie dem herrschenden Kapitalismus, der ihre Organisationen ausgelöst, ihre Blätter unterdrückt, ihre Kassen geplündert hat, ohne Hülse zu über­lassen, hieße un» selbst verrathen und die groß- Sache der inte», nationalen Befreiung der Menschheit, für welche so viele der Unfern i« Juni 1848 und März, April und Mai 1871 heldenhaft gefallen find, schnöde im Stich lassen. Zu den Waffen denn I DaS heißt zu unseren Taschen, zu dei% was uns in diesen, durch die Streiks von Derazeville und Vierzon und durch spitzbübische Ausbeuter und Herrscher erschöpften Taschen noch geblieben. Steuern wir unser Scherflein bei, stopfen wir damit die Flinten u», serer Waffenbrüder jenseits der Bogesen. Und dann möge die von dies« Seite der Grenze abgefeuerte Salve das kaiserliche und kapitalistisch« Deutschland ins Herz treffen und vor den erschreckten Blick-n der Aus­beuter die internationale Arbeitersolidarität bekräftigen, diesen nothwe»» digen Hebel der sozialen Revolution." DerSocialiste " selbst eröffnet diese Sammlung mit Fr. 40. Fern« haben eine große Zahl revolutionäre und sozialistische Zirkel in Parti und in der Provinz Resolutionen gefaßt, in welchen fie der deutschen Sozial- demokratie ihre Zustimmung zu ihrem Austreten im Reichstag kundgebe» und den Wunsch ausdrücken, daß dieselbe aus dem Wahlkampf si greich hervorgehen möge. Di« meisten unter ibnen haben ebenfalls Sammlunge» zu Gunsten de« Wahlfonds der deutschen Sozialisten eröffnet. Könne» wir auch unter de» obwaltenden Verhältnissen keine großen Summe» erwarten, so werden wir darum doch den großen politischen Werth dieser Solidaritätsbezeugungen nicht geringer achten. Ei lebe di« International«! Norddeutsche Allgemeinheit. Bismarck i Kuanoblatt hat di« Frechheit gehabt, tn seiner Nummer vom 2S. Januar folgende Pindieret vom Stapel zu lassen: Hiesige Blätter nehmen Notiz davon, daß da» offizielle Organ d« deutschen Sozialdemokratie, der ZüricherSozialdemolrat", bereits übe« 5000 Fr., die bei ihm zu Wahlzw.cken eingegangen seien, quittirt hält«. Hierunter befänden sich allein 4000 Fr., welche derSozialdemokrat" selbst in die von ihm aufgelegte Liste subskribirt habe. Der letztere Punkt klingt sehr unwahrscheinlich. Die sozialdemokratischen Agttatoren, welche tn Zürich denSozialdemokrat" lenken, müßten gänzlich den diesem Be« rufe eigenen Charakter verleugnet haben, wenn jenes Blatt eS zu solch« Erssparniss-n gebracht haben sollte." Dazu bemerkt die Wiener Gleichheit": Die widerwärtige Gemeinheit und V-rlogenheit dieser Notiz ist nicht da« ausschließlich BemerkenSwerthe an ihr; fie ist wo möglich noch m»h» dumm al« gemein. S« ist doch schon mehr abgeschmackt alt niederträch« tig, densozialdemokratischen«gitaioren" nachzusagen, siemästen stch von Arbeitergroschen", wie da« vor Jahren Mode war. Wir glaube», daß daS nicht einmal mehr bei dem Publikum derNorddeutschen All«. Zeitung" zieht. Wenn der HerrKommissionsrath" Pindter, der Redakteur diese« Blattei, von dem Sehalte leben müßt«, den die Genoffen b-ziehen, welch« denSozialdemokrat" leiten, würde er wohl bald di« Lust verlieren, di« Ideal« seines BlatteS zu vertreten; allerdings find fie auch darnach t UebrigenS begreifen wir vollständig de« Aerger der Kostgänger de» ReptilienfondS", wenn fie sehen, daß ein Blatt, dessen Verbreitung mit den größten Strasen belegt wird, noch einen Gewinn abwirft, der über« die«, wa« ihnen ganz unbegreiflich sein muß, nicht gestohlen, sonder«« die Partei verwendet wird. Der Fall ist in der gesammten Bourgeois- presse aller Länder allerding» ganz unerhört. Zur Richtigstellung füge» rechtmäßigen Besitzer der dem Volk durch List und Gewalt gestohlene» Pfründen dem nothleidenden Volk solche vorenthalten und nicht in Süt« herausgeben wollen. Ebentogut wie der Mensch da« Recht hat, sein Leben und sein« Frei­heit mtt den Waffen in der Hand gegen sein- Unterdrücker z» verihrt« digen, ebenso hat er auch da« Recht, da» ihm zu seiner Erhallung Roth« wendige zu beanspruchen. Selbflv-rständüch ist«S, daß dies« Antheile an dem Gesammtbesitz,»» den Gaben der Natur, allen Menschen gleichmäßig zukommen. Die Rechte deS Bürger«. Das Recht de« Bürger« eine« freie» Staate» ist nur begrenzt, wo daffelbe anfängt, einen N-bendürger ,» schädigen, denn die natürlichen Rechte de« Menschen beruhen aus Seaen« settigkeit. Jedermann hat die natürlichen»echte seine« Rebenmenjche» anzuerkennen, zu beachten, nur dadurch allein bleibt Jeder in dem fried­lichen Genuß seiner eigenen. Der soziale Bertrag heiligt diese Rechtem Gleich wie die Rechte der Natur, müsse« auch die Recht« der Bürgee sein. Der Staat hat un« zu garantiren: Persönlich« Sicherhett, d. h. Schutz gegen Unterdrückung, persönlich« Freiheit, d. h. da» Recht de» Ausübung imserer physischen und geistigen Fähigkeiten. Gewährung d»« rechtmäßigen AntheilS am nattonalen Vermögen. Möglichste Gleichheit in Erlangung aller StaatSämter u. s. w. Der heutig« Zustand muß ab­geschafft werden. Denn nicht der wahre Berdienst gelangt gegenivärti> zum Wohlbefinden, sondern der Besitz: und nicht der Edle gelangt zum Reichlhum, sondern der Schlaue, der Gewandte, der Hinterlistige. Wem diese Eigenschaften mangeln, und wer nicht im Besitz anererbter Reich- thümer stch befinde», der wird selten mehr al» sein nothdürstigei Durch- kommen finden. Während die Reichen aber die allseitige Bewunderung genießen u»ch sich aller Schönheiten der Welt erfteuen können, während sie forder» und befehlen, hat der Arm« alle Leiden und Mühseligkeiten da« Dasein» zn ertragen. Alle niederen, ekelhaften, gesundheitswidrigen und g-sahw vollen Arbeiten liegen ihm ob; dazu bürgerliche Knechtschaft und de» Lasten der Abgaben. Die Freiheit selbst, die man gegenwärtig ausrichtet, ist sie geeign-ch dem Armen seine Lage zu erleichtern? Nicht im Mindesten. Möte» Revolutionen über Revolutionen eintreten, keine einzig- erlöst ihn au» seiner dunklen Existenz. Da» Höchste bei einer guten Staatsverwaltung ist, daß der Arme sein Stückchen schwarze» Brvd etwa« billiger bezahlt- Der Staat soll erst noch ausgerichtet weiden, wo daS Glück de» Einzelnen von seiner Arbett, seinem Talent und seinem Genie abhängt, erst da wird di« arbettende Klaff« für ihre»rbeit«ine menschenwürdig« Nahrung. Bekleidung und Wohnung finden. Da werden die Arbeiter Hilf« bei Krankheit, ein sorgenfreies Alter nach einem arbettsamen Lebe» und ein« ausreichende Erziehung für da» heranwachsende Geschlecht genießen. Wo«rbeit die Quell« alle» Wohlbefinden» ausmacht, wird nur«i» Blödsinniger sich derselben zu entziehen suchen. Stürzt st« um, die heutige Gesellschaft, in welcher nur wenige Privt» legttte sich des Müssigqange». des Gepränges und des Vergnügens er- freuen und sich im Befitz derjenigen Güter befinden, welche von Recht»» weten den W'ttwen und Waffen zukommen. Der gesunde Menschenverstand und die Gerechtigkeit fordern eine Bertheffung de» ileberflußeS der Große«