ausstreuen, der die entschlossenen Streiter wider ihre Schand-virthschaft entsprießen.So steht der gewaltige Koloß ohnmächtig da. Unfähig, sichzu rühren, erfüllt er bloß eine Aufgabe, die freiheitliche Entwick-lung der Völker so viel als möglich aufzuhalten. So bietetder allmächtige Zar, der Alleinherrscher über 90 MillionenMenschen, ein Bild des Jammers dar, das Mitleid erweckenkönnte, wenn grenzenloser Hochmuth und Jähzorn, wenn wildeGrausamkeit nicht den Abscheu herausforderten.Euch aber, die ihr im Ringen mit dem gewaltigen Unge-Heuer Euer Leben so muthig preisgabt, euch schlagen die Herzenaller Freiheitsliebenden beider Welten begeistert entgegen. Euchwerden unsere Sympathien begleiten, bis Euer Ziel erreicht,bis der Despotismns des Zarenthums gebrochen ist, und überdie Trümmer des autokratischen Systems hinweg auch Ruß-land eintritt in die Reihe der moderneu Kulturnationen.Eine Frage.Die„Leipziger Zeitung"— wir bitten die Leser um Ler>»eihung, daß wir uns noch einmal mit ihr beschSstigen— zieht ausunserem Satz, daß wir auf parlamentarischem Weg nicht zum Zielegelangen können, den Schluß:„folglich find die Sozialdemokraten füren gewaltsamen Weg."Nun, daß dies ein Fehlschluß ist, haben wir der Leipziger Zeitung"schon gesagt, und sie gleichzeitig gebeten, unseren Artikel, in welchemjener Satz vorkommt, zu lesen. Heute wollen wir nur eine Gegenfragestellen.Wenn die„Leipziger Zeitung" wirklich glaubt, daß es außer demLarlamentarischen Weg nur den„gewaltsamen" gibt—is heißt, um es ganz scharf zu präzisiren: die vorbereitete„blutige"Revolution— und wenn die„Leipziger Zeitung" wirklich, wie siestch de» Anschein gibt, den„gewaltsamen Weg" verabscheut und darin«in Unglück für die innere Entwicklung Deutschlands erblickt, warumbietet die„Leipziger Zeitung", und warum bietenihre Brodgeber und deren Komplizen und Handlan«ger denn alles Mögliche und Unmögliche auf, umunsre Partei von der parlamentarischen Thätigkeitauszuschließen?Daß wir den Weg gesetzlicher, sozusagen parlamentarischer Agitation zuschätzen wiffen, das haben wir fett jetzt vollen 20 Jahren durch die Thatbewiesen. Und wenn die Möglichkeit geboten wäre, den Sozialis-mus auf dem parlamentarischen Weg zu verwirklichen, würden wir sicher-lich mit allen zehn Fingern darnach greifen.Aber ist denn jetzt diese Möglichkeit geboten?Diese Möglichkeit wäre geboten und wäre einzig und alleingeboten durch die Garantie absoluter Freiheit derWahl.Hätten wir absolute Freiheit der Wahl, mit anderen Worten: wäredas allgemeine Stimmrecht eine Wahrheit, und könnte es voll undungehindert zur Geltung kommen, so könnte— wir stehen nicht an,dies rückhaltlos auszusprechen— der Gedanke an den sogenannten ge-«altsamen Weg nur in dem Hirn eines Tollhäuslers oder eine« Ver-brechers entstehen.Allein haben wir denn jetzt Freiheit der Wahl?Rur im Scherz oder aus Hohn kann die Frage bejaht werden. SelbstHerr Stöcker, auf seinen Eid oder richtiger Meineid befragt, würde stchzweimal besinnen, ehe er ein stöckerisches Ja l herausbrächte. Bon denunerläßlichen Bedingungen einer freien Wahl sind nicht weniger alsalle jetzt unerfüllt. Wir haben keine Preßfreiheit und wirhaben kein freies Versammlungsrecht. Durch ein schand-bares Ausnahmegesetz ist unsere Partei an Händen und Füßen gebun»den, und gegen unS ist Alles erlaubt. Alle Freihetten und alle Rechtenur für unsere Feinde, nur für die Feinde des Volkes. Unsere Preffezerstört und das Bischen Versammlungsrecht, welches man uns hier und dawährend der Wahlzeit zum Schein gewährt hat, noch weggegaunert durchdie zu einem System, ja zur Staatseinrichtung erhobenePraxi? unserer Feinde, die Besitzer von Sälen oder sonstigen, zur Auf-nähme größerer Volksmengen geeigneten Lokalitäten derart zu beein-stufen, daß die Oppositionsparteien, namentlich die Sozialdemokraten,gar keine Versammlung abhalten können.Und wie sieht's endlich mit dem Wahlgeheimniß aus, diesemGrund- und Eckstein der Wahlfreiheit, ohne den bei der politischen und«irthschastlichen Abhängigkeit, in welcher neunundneunzig Hundertstelder Menschen heute leben, eine freie Wahl überhaupt nicht denkbar ist.Nun— die Wahlprüfungskommission des Reichstagskann die Antwort geben.In allen Wahlkreisen, wo scharfgeschiedene Parteien einander gegenüber-stehen und die Klassengegensätze scharf zugespitzt sind, finden wir diePartei der Besitzenden und Machthaber bemüht, durch tausenderlei Kniffeund Manipulationen das von der Reichifaffung proklamirte Geheimnißder Stimmenabgabe illusorisch zu machen. Und Dank der Jämmerlichkettund Lückenhaftigkeit des RnchswahlgesetzeS sind diese Bemühungen auchMit so gutem und gründlichen Erfolge gekrönt worden, daß derthatsächliche Zustand wesentlich kein anderer seinkonnte, wenn das Reichswahlgesetz die öffentliche,statt der geheimen Stimmabgabe forderte. Insbesondere»ach den Erfahrungen der soeben verübten ReichstagSwahl müßte Putt-kamer«in vollendeter Idiot sein, wollte er noch durch eigenes Gesetzdie OeffenUichkeit der Wahl einführen. Sie ist eingeführt; und diepaar AnstandSschranken, welche von den zwei letzte« Reichstagen errichtetwurden, existiren nicht für die jetzige Mameluckenmehrheit, die mit diesenletzten Resten parlamentarischer Scham bald aufgeräumt haben wird.Also die Voraussetzungen einer normalen parla«mentarischen Entwicklung sind in Deutschland nichtvorhanden. Wind, Sonne und Waffen sind ungleich vertheilt. DerWind, die Sonne und die Waffen stnd für unsere Todfeinde; wir� haben Wind und Sonne im Gestcht, und unsere Waffen find uns ge-raubt worden. Und einen unter solchen Bedingungengeführten Kampf sollten wir über unser Schicksalentscheiden lassen? Da müßten wir ja verrücksein!Und nun wiederholen wir unsere Frage:Wenn da» Boll der„Leipziger Zeitung" will, daß die Sozialdemo«kratie den parlamentarischen Weg wandle, warum hat es ihrdiesen Weg abgeschnitten?Und an diese Frage fügen wir zum Schluß noch die andere an:Hält das Volk der„Leipziger Zeitung" die Sozialdemokraten fürverrückt? Ja oder nein?Im erster«» Falle würde natürlich alles Argumentiren aushöre« undmüßten wir es uns gefallen laffen, mtt dem Maßstab« der„LeipzigerZeitung" gemeffen zu werden. Im andern Falle aber möchten wir die„Leipziger Zeitung" doch bitten, uns mit Argumenten und Behauptungenzu verschonen, die wohl für reichstreu-patriotisches Stimmvieh am Platzsein mögen, allein für Menschen im Besitze ihrer fünf Sinne stch nichteignen, und höchstens als Gradmeffer der Bildung und des geistigen»ermögenS ihrer Urheber eine gewiff« Bedeutung beanspruchen können.Wie eS bei der Wahl in Freiburg zuging.«i»«ulturbild aus dem letzten LierteldeS IS. Jahrhunderts.Wohl nirgends im ganzen deutschen„Reich der Gottesfurcht undfrommen Sitte" ist in Bezug auf Wahlbübereien Stärkere« gelerstetworden als im b. Wahlkreis des«liberalen Musterstaates« Baden.Der Hauptort dieses Wahlkreises ist das schöngelegene Freiburg ,mBreisgau, zwar UniverMtsstadt, aber alles Andere eher als eine„freieBurg der Geister." Der enoberzlgfie Kastengeist beherrscht daS Bürger-thum dieser Stadt, und nicht zum Geringsten grade die„akademischen"Elemente deffelben.In Freiburg war«», wo«in Schurke von Staatsanwalt, derberüchttgte Streber von Berg, den ruffischen Freiheitsmann B u l y«g hin- Deutsch, der jetzt in den sibirischen Bergwerkenhingemordet wird, der Henkerregteruvg des Zaren in die Hände spielendurfte, ohne von der Bürgerschaft mtt Schimpf und Schande gemiedenzu werden, in Freiburg war es auch, wo bei der letzten Wahl inStadt und Umgebung«in TerroriSmui gegenüber unseren Genossen ausgeübt wurde, wie er höchstens noch im Land der Knuteseinesgleichen findet.Obwohl sich«ine detaillirte Schilderung deS mehr wie schamlosenVorgehens der Gerichts- und Verwaltungsbehörden, die sich nicht alsHüter de« Rechts und deS Gesetzes, sondern als bloße Agenten derAusbeuterpartei gerirten, wirklich der Müh« lohnte— schon umder Gesellschaft zu zeigen, daß es noch ein« Instanz gibt, bei der ihreMacht sie im Stiche läßt, wollen wir doch mit Rücksicht auf den knappenRaum des„Sozialdemokrat" heute darauf verzichten, und laffen daherim Nachstehenden nur eine summarische Zusammenstellung derhauptsächlichsten, von dem Ordnungsbanditenthum der Hauptstadt desBreiSgau's begangenen Verbrechen gegen Recht und Gesetz folgen.In Freiburg hatten unsere Genoffen einen Arbeiter-Wahl-verein gegründet, um, wie e« in seinen Statuten heißt,„zurZeit der Wahlen auf dem gesetzlichen Wege denJntereffen derArbeiterschaft Geltung zu verschaffen." Dieser Verein, der dem Gesindelschon deshalb ein Dorn im Auge war, weil er die Arbeiter über ihrepolitischen Recht« aufklärte, mußte zuerst aus dem Wege ge«räumt, seine Leiter, deren Intelligenz und Umsicht man fürchtete, mußtenfür die Dauer der Wahlzett„unschädlich" gemacht werden.Die bequeme Handhabe dazu bot— wozu haben wir eS sonst?—das Schandgesetz.Am 2S. Januar wird mtt einer Haussuchung bei dem Vor-sitzenden des Wahlvereins, dem Schuhmacher F r. H a u g, und demKaffirer K. Rausch begonnen. Zu Hang wurde gleich ein Schlossermitgenommen, und auch richttg ein Koffer, der einem früher bei ihmbeschäftigten Arbeiter gehörte, aufgebrochen. Man fand nichts alsEinzelexemplare verbotener Broschüren rc. Nichtsdestowenigerwurden Tags darauf H a u g und Rausch verhastet und von da abvon der Außenwelt geradezu abgeschlossen. Niemanderfährt, was fie verbrochen haben sollen. Am 7. Februar wird inLesen bei Freiburg eine Wahlversammlung unter Auf-bietung von S Gensdarmen und 1 Polizist verboten; am 13. Fe-bruar wird eine in den Kornhaussaal in Freiburg einberufene Wähler-Versammlung von der Stadtdirektion verboten. Am 14. FebruarMassenhaussuchung, man befürchtet ein Wahlflugblatt. Abendswerden 1 2 Arbeiter verhaftet. Am 15. Februar wird der A r b e i t e r<Wahlverein verboten. Vorwand: Die seitdem als grundloserwiesenen Beschuldigungen gegen Haug. Am 17. Februar wird dievon dem Kandidaten der Arbeiter, Ad. Geck in Offenburg, heraus-gegebene Zettung, der„Volk»freund", nachdem bereits Nr. 11 und12 desselben verboten worden waren— erster« wegen Abdrucksdes in vielen deutschen Blättern vorher unbeanstandet publizirten Wahl-manifestes der sozialdemokratischen Reichstagssraktion— überhauptverboten. Am IS. Februar wird der ebenfalls von Geck heraus-gegebene„Rheinbote" verboten; obwohl derselbe schon fett längererZett erscheint, wird er von der Hochlöblichen nämlich als„Fortsetzungdes Volksfreund" betrachtet.Außer den bereits erwähnten 14 Eingesperrten wurden noch weiterevier Personen verhastet, von denen aber drei bald auf freien Fußgesetzt wurden, weil man ihnen auch nicht einmal den Schein eines Ver-gehens andichten konnte.*) Von ihnen nennen wir den Kandidaten A d.Geck, der am 22. Februar auf den Rath deS Oberamtmann Rasinain Offenburg nach Freiburg gereist war, um beim LandeSkommiffarH e b t i n g wegen Verbots seiner Zettung persönlich Beschwerde zu süh-ren. Neber diese Verhastungsaffäre wird uns speziell Folgendes mit-getheilt:„Gegen Geck wurde auf protokollarische Meldung eines FreiburgerKriminalschutzmanneS RamenS Hensier(?), welcher einen langen fchrtft-lichen Bericht erstattete, wegen„Verbreitung verbotener Schriften" einHaftbefehl erlaffen. In der aussührlichsten Weise schilderte der Dienerder Hermandad einen Vorgang, der sich angeblich Samstag lg. Febr.in der Restauration Kalnbacher in Freiburg zugetragen habe. Dort seiGeck im Kostüm eines Arbeiters mtt einem Reisesack mit ver-boten«» Schriften eingetroffen, habe dieselben an die dort versammeltenAusträger vertheilt und die schleunige Austheilung befohlen, da eS verbotene Waare sei.So der Kriminalbericht. Geck war vom 2. bis 21. Februar Abendsnicht mehr in Freiburg. An letzterem Abend wurde er vor dem Hausedes Landeskommiffärs Hebting verhaftet und vom Montag bisFreitag in Hast behalten, obschon er sofort sein Alibigeltend machte.Seine Gesellschaft in der Zelle bestand auS zwei Verbrechern, die vorsSchwurgericht kommen."So viel über die unter dem Scheine deLRecht« vorgenommenenGewaltmahregeln. Diese genügten dem Ordnungspack aber nochnicht. Die an Händen und Füßen geknebelte, ihrer eifrigsten Anhänger,ihrer besten Kräfte beraubte Arbeiterpartei mußte auch noch direkt ver-gewattigt werden.In Haslach wurden die zur Vertheilung gelangten Stimmzettel fürGeck von GenSdarmen hinterher eingesammelt, ebenso in Denzlingen.(Ein aus dem Lande leider sehr erfolgreiches Manöver.) In Waldkirchwurden die Arbeiter von den Fabrikanten mit Entlassung bedroht, wennsie für Geck stimmten. In Emmendingen nahm der Polizeiwacht-meister unserem Austräger die Stimmzettel kurzerhand fort und bedeu-tete ihm, er solle schleunigst zur Bahn zurückgehen,„damit ihmnichtSpassire." In Betzingen wurden unsere Austräger von dor-tigen OrdnungShelden in scheußlichster Weise mißhandelt, mit Stößenzum Bürgermeister getrieben, und bedeutet, sie sollten froh sein,daß e» Tag sei, sonst kämen sie nicht mehrganzausdem Ort hinaus. An andern Orten, so in St. Georgen, sorgtedie Polizei für L o k a I s p e r r e; in genanntem Orte ging der Polizistzu allen Wirthen und verkündigte ihnen, fie dürsten ihr Lokal denSozialisten nicht geben.Das ist ein Bild, wie im konstitutionellen Lande Baden das„freie Wahlrecht" respektirt wurde. Wenn unter solchen Umständen diein Freiburg noch so junge Partei am 21. Februar nicht nur keinenRückgang gegen früher erlitt, sondern noch einen kleinen Zuwachs ver«zeichnen konnte, so ist daS ein wahrhaft überwältigender Beweis von derLeben ssähigkeit unserer Sache. Eine Partei, die solche Gewaltmaßregelnungeschwächt erträgt, ist in Wahrheit unüberwindlich. Wie kläg-lich aber muß es um ein« Gesellschaft bestellt sein, die solcher Mittelbedarf, um srch aufrecht zu erhalten. Ein kräftiger Windfloß, und dieganz« Herrlichkeit bricht zusammen.Sozialpolitische Rundschau.Zürich, 22. März 1887.— Neber daS Petersburger Attentat, deffen polittsche Bedeutungwir im Leitartikel erörtert, entnehmen wir der Berliner„National-Zeitung" folgenden Bericht:„Petersburg, ib. März. Sonntag Mittags 1 Nhr wurde eine Tobten-meffe in der Festungskathedrale für die kaiserliche Familie und die Hof-chargen abgehalten. Nach dem Gottesdienst sollte der kaiserliche Zug indie Newski Perspektive durch die große Worskaja und den WosnesezenSkiProspekt zum Warschauer Bahnhof und von da durch Spezialtrain nachGatschina gehen. Eine große Zahl von Geheimpolizisten bewegte stch in*) Auch die Andern sind jetzt endlich, wie der„Fr. Ztg." berichtetwird, auf freien Fuß gesetzt. Natürlich ohne jede Entschädigung für dieihnen durch die erlittene Untersuchungshaft erwachsenen Verlust«.den Straßen, daS Wetter war so hell und klar mit scharfem Frost mifan einem anderen schicksalsschweren Sonntag vor sechs Jahren. Wich»rend die Majestäten in der FestungSkirche waren, die der Sisgürtel de?gefrorenen Newa umgibt, waren einige Detektive? eineupPaar verdächtiger Studenten gefolgt, die früher auS derRechtsschule ausgewiesen worden waren und die auf der großen Nor«-'kaja schlenderten. Der Eine mtt einem großen Buche unter de«Arm, der Andere mit einer Art von Sack oder Schulbeutelüber der Schulter. Di« Thatsache, daß fie aneinander wiederholt vorbeipassirten, ohne mtteinander zu sprechen, erhöht« den Verdacht ihrer Vev»folger. In dem Augenblick, als sie mtteinander sprachen, legte die Po-lizei gleichzeitig die Hand auf beide Männer und bracht« fie auf da»Polizeibureau. Rur wenige Personen fanden irgend etwa« Auffallende»an der Arrettrung, und kein Jntereffe oder Neugierde ward in bauSchaar«» der Passanten erregt, da auch von den zwei Gefangenen aufihrem Wege zum Haftlokal kein Widerstand versucht wurde. Erst mchdem Polizeipräsidium fand man, daß Buch und Sack Höllenmaschine«enthielten, stark genug, um selbst die nächsten Häusermauern in d«Morskaja einzutreiben. Sin dritter Manu wurde später arrettrt, de»man für einen Muschik(Landmann) aus Pultawa hielt. Später wurde«noch drei Männer eingezogen; alle verweigerten die Rennung ihrerNamen und Stellungen. Die Polizei kannte indeffen bereits ihre Motz-nungen auf der sogenannten Petersburger oder Rordsette der Newa.Bei den dort gehaltenen Haussuchungen sollen noch mehr Höllenmaschine»gefunden worden sein. Die zwei Hauptschuldigen scheinen zusammen go-wohnt zu haben oder doch wenigstens sehr nahe zusammen. Unmittelbarnach der Arrettrung telephonirte die Polizei nach der Festung, und Sonera! Greffer, der Polizeipräsident, meldete alsbald dem Zaren de«Vorgang. Der Zar verbot, der Kaiserin«in Wort zu sagen und enthieltstch selbst, mit der Kaiserin darüber zu sprechen. Eine andere Routewurde dann durch den kaiserlichen Zug nach der Statton eingeschlagen.Der Kaiser und der Thronfolger fuhren zuerst m einem Schlitten, dieKaiserin folgt« im Wagen. Erst als der Zug nach Gatschina abgegange»war, brach der Kaiser seiner Gemahlin gegenüber das Stillschweige»,die sich während der ganzen Fahrt aus das Tiefste davon ergriffen zeigt»Wie der Kaiser selbst darüber denkt, weiß Niemand, nach dem was ma»aus Gatschina vernimmt, ist bei allen Angehörigen deS Hofes eine großeNiedergeschlagenheit bemerkbar."Das Letztere wollen wir meinen. Im Nebrigen bedürfen noch manch«Punkte des Berichts der Aufklärung. Wie das sensattonslüsterne Ber»liner„Tageblatt" wissen will, habe die Berliner Geheimpolizei«i»Hauptverdienst an der Signalistrung der Attentäter. Ist dem so, so de»dienen die betreffenden„Beamten" wegen Landesverraths prozeffirt z«werden. Jndeß das Polizei intereffe geht vor dem polttischen, undzudem handelte eS sich ja um Angehörige der goldenen Intern ati«»nale. Die find bekanntlich immer gute Freunde, liebe Brüder und Vettern tc*wenn auch die ihrer Fürsorge anempfohlenen Völker sich aus ihr G«h«ßgegenseitig zerfleischen.— Zur Raturgeschichte der herrschenden Korruption. Di«Vermehrung der Friedenspräsenzflärke bedeutet nicht blo»eine Stärkung des Milttarismus und damit des vornehmsten direkten Machtmittels unserer Gewalthaber— fie vermehrt auch deren in-direkte Machtmittel', und zwar in sehr beKSchttichem Maße. Wt»wollen das durch ein Beispiel erörtern.In Sachsen befindet sich ein Städtchen, dessen Bewohner bisher fried«lich neben einander wohnte» und nicht daran dachten, einen ander»Denkenden zu verlästern oder gar zu ächten. Die Wirthe gaben ihreSäle gern zu Versammlungen her, ohne nach der Parteistellung d«Einberufer zu fragen, und alle Versammlungen nahmen den friedlichste»Verlauf.Jetzt auf einmal sind die Wirthe bockbeinig geworden, und die Phi-lister brüllen mitunter die Wacht am Rhein, wozu sie früher zu anständigwaren.Woher dieser Wechsel?Die Wahlbewegung hat ihn nicht herbeigeführt. Von de«Kriegslügen haben sich nur wenige Spießbürger betölpen laffen, und di«Gemeindebehörden stnd anständige Männer, die auf die Wirthe keine«Druck ausgeübt haben.Der Schlüffel des Räths-ls ist:Besagte Stadt soll aus den neuzugründenden Truppentheilen eineGarnison bekommen. Und da will kein Wirth Anlaß geben, daßsein Lokal dem Militär verboten wird, und die Spießbürger schwelge«im Vorgenuß der„Arbettergroschen", die fie den Soldaten und Osfi-zieren abnehmen können.—Und die« Beispiel läßt stch verhundertfachen, vertausend«fachen.Die Armee ist thatsächlich eines der großartigsten Korruption«»Werkzeuge der Neuzeit, und als solches den Machthaber« fastebenso nützlich wie als Rordwerkzeug.— Eine vergleichende Kulturstatistik. Während der letzte«Wahlkampagne im„Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte" ver«boten: 147 fozialdemokrattsche Flugblätter und zwei Arbeiterzeitu«-gen; über 2 Orte der Belagerungszustand proklamirt; auSgewiese»etliche Dutzend, verhaftet etliche hundert Reichsbürger.Das ist eine Seite der Medaille.Und nun die andere:Festschriften zur Feier des bevorstehenden St). Geburtstage? de»allergnädigsten Herrn und Kaisers 37S; Gedichte zur Feier deffelbige«Ereignisses in runder Summe 10 Rillionen, denn die Schulkinder wer-den schon auf den Servttttäts-PegasuS gesetzt; sonstig« Aeußerunge«patriotischer Speichelleckerei: unzählig.Wo ist der Tacttus unseres Zäsaren-MorasteS?— Dem Reichstag find die sogenannten„Denks chrift«»"über den Belagerungszustand in Stettin und Offen«dach rechtzeittg zugegangen. Dagegen hat Herr Puttkamer sich nichtbemüßigt gefunden, die sogenannten„Denkschriften" betteffend Ham«burg-Altona, Berlin und Frankfurt a. M.. welche in d«letzten Session in Folge der Auflösung nicht mehr zur Verhandlungkamen, nochmals vorzulegen. Den Buchstaben des Gesetzes hat HerrPutttamer dabei allerdings für sich; denn im Eifer, das Sozialisten»gesetz unter Dach und Fach zu bringen, bestimmte der Reichstag i»Jahr der Schande 1878, daß ihm von der Verhängung de»„Kleinen"jedesmal„Anzeige" gemacht werden müsse— und„Anzeige" ist durchVorlegung der Denkschriften in der letztes Session unzweifelhaft gemacht.Und von einer Diskussion oder Debatte der Denkschriften stehtnichts im Sozialistengesetz- Jndeß, wann wäre Herr Puttkamer mitseiner Sippe je in punkto des Gesetzes skrupulös gewesen? Wir kenne«unsere Pappenheimer, und wenn ste sich diesmal so gewiffenhast-pedan«tisch an den Buchstaben de« Gesetze« klammern— fie, für die das G»«setz sonst blos da ist, um, wann und wo es ihnen beliebt, mit Füße«getreten zu werden— so wissen wir sehr genau, daß diese scheinheiligeGesetzesachtung blos der Furcht ihren Ursprung verdankt. Abgebrüht,wie Herr Puttkamer ist, hat er doch in gewissen, von ihm eingebrocktenSuvpen ein Haar gefunden, z.B. m derJhring-Mahlow-Se«schichte, in der Frankfurter«irchhof-Affäre, und dem letz.ten F r a n k f u r t e r P r o» e ß. Diese drei unangenehmsten Episode«der Puitkamer'schen Polizeithätigkeit würden aber bei DiSkuffion derDenkschriften über Frankfurt und Berlin zur Sprache kommen. Daherdie Puttkamer'schen GesetzeSftrupel. Sie werden ihren Zweck steilichnicht erreichen. Unsere Genoffen werden den Antrag stellen— di»nöthigen Unterschriften sind ihnen gesichert— die in der vorigen Seffio«nicht erledigte« Denkschriften dem Reichstag nochmals vorzulegen. Undwird die Mameluken-Mehrhsit auch den Antrag natürlich ablehnen, f»bietet die Begründung des Antrags doch die Möglichkett, jene Putt-kamer'schen Infamien zu geißeln.Di« neuen Denkschriften(Off-nbach und Stettin) zeichnen sich da«durch au», daß auch nicht der leiseste Versuch einer Motioirung gemachtist. Es kst die nackte, auf daS dürstigste Feigenblatt verzichtende Polizei.wirthschast.Punktum.Car tel est notre plaisir. ES hat unS beliebt und damtt— Herr Miqnel, das polttisch« Jnfusorium, welches durch eine«BiSmarck'fchen Aufguß(die bekannte gelbliche Flüssigkeit?) aus dem biS« Therigen Rumienzustand wieder in's politisch« Leben gerufen worden ist®ufund jetzt im Reichstag fem tartellbrüderlicheS Wesen tteibt, hat. wie unS«««