orderten, verweigerte, während die„Neuesten Nachrichten" denselben Aufruf annahmen. Als großer Ordnungsheld muß ferner der Besitzer des„Grand Hotel" angesehen werden, derselbe empfahl kurz nach Auflösung des Reichstages in den hiesigen Lokalblättern„allen Parteien mit Ausnahme der sozialdemokratischen" seinen Saal zu Wahlversamm, lungen; so etwas von zweierlei Maaß hatten wir in unserem Orte doch noch nicht kennen gelernt. Natürlich lohnten die Misch Maschler dem Speichel- lecker Härtel seine Heldenthat dadurch, daß sie am Wahltage das Sieges- fest bei ihm feierten. Dabei zeigten sich die Herren von der besseren Ge- sellschaft oder die„Gebildeten" nicht wie Menschen, sondern wie's Vieh. Bei Sekt wurde unter dem Liede:„Deutschland , Deutschland über Alles n." der Sieg gefeiert, dabei goß man das Bier eines liberalen Brauers unter den Tisch und schlug zur Abwechslung mit dem Stock gefüllte Biergläser von den Tischen, auch warf man volle Weinflaschen zum Fenster hinaus. Auf den Sieg, den die Herren errungen, dürfen sie nicht stolz fein, denn hier sind die gröblichsten Verbrechen an der Wahlfreiheit vorgekommen und dürfte die Wahl keinen Augenblick für gültig gehalten werden, wenn im Reichstag nach Recht gebandelt werden sollte. Ein Wahlprotest ist von uns bereits an den Reichstag abge- sandt worden. Wollten wir alle Schuftigkeiten dieser elenden Sorte hier aufzählen, es würde zu weit führen. Unseren Arbeitsgenoflen aber, die uns bisher immer noch fern stehen, rufen wir zu, ihre Lage ernstlich überlegen zu wollen und endlich erkennen zu lernen, auf welcher Seite ihre wahren Freunde zu finden sind. Die Niederlausitze r. Eilenburg , 1. März. Nicht uninteressant für alle Freunde unserer Sache dürfte es sein, ein Bild über die Wahlbewegung unserer Partei im Wahlkreis Bitterfeld -Delitzfch zu entrollen. Ist es doch auch dem verbündeten Krautjunker- und Spießbürgerthum, welches den Kreis beherrscht, nicht möglich gewesen, unsere Partei in ihrem Vormarsch aus- zuhalten. Nachdem die Wahlen 1884 gezeigt, wie verschwindend klein noch das Häuflein der Umstürzler, so ahnten die Wenigsten, daß gerade diese« Häuflein so Unerwartetes zu leisten vermochte. Wie ein Donnerschlag fuhr es daher den Eilenburger Patrioten durch die Glieder, als am LS. Januar die Sozialdemokraten den Reigen der Wahlbewegung mit einer allgemeinen Wählerversammlung eröffneten. Es nützte den trau- »igen Hundeseelen aber nichts, als sie in knechtischer Unterwürfizkeit unsere Plakate mit der Versammlungsanzeige abzukratzen suchten. Kopf an Kopf gedrängt, bis auf die Straße hinaus, standen am Abend die Männer des Proletariats und lauschten den Ausführungen des Schrift fetzers Albert Schmidt aus Connewitz bei Leipzig , der in kernigen Worten die wahren Gründe der Reichstagsauflösung aus- einandersetzte und mit beweiskräftigem Material die Kriegs gerächte wider- legte und als Wahl- und Börsenschwindel hinstellte. Mancher Fluch über diese schändlichen Machinationen mag sich da den Herzen der Arbeiter entrungen haben; dies bewies der Beifall, welcher dem Referenten bei den Worten:„Schändlicher kann mit dem Frieden der Nation noch nie gespielt worden sein," gezollt wurde. Als hierauf Genosse Schmidt, auf eine Anfrage hin, sich bereit erklärte, eine Kandidatur anzunehmen, konnte man jedem am Gesicht absehen, wie fest entschlossen Eilenburgs Arbeiter für die Wahl Schmidts einzutreten gewillt waren. Und daß sie alle ge treu an dem Versprochenen festgehalten, das hat der 2l. Februar be wiesen, denn beinahe wäre eS gelungen, den Septennatsdruder und Jasagemaschine hier aus dem Saltel zu heben. Als es nun dem Wahlkomite, welches in dieser Versammlung gewählt worden, gelungen war, in Gräfenhainichen ein Lokal zu bekommen, wur- den sofort die nöthigen Schritte gethan, um auch da das Volk auszu- wecken. Aber— o weh!— der betreffende Genosse that denken, und der Gräfenhainicher StaatSretter in höchsteigner Person deS dortigen Bürgermeisters that lenken. Denn andern Tags traf die Nachricht ein, daß der Wirth, welcher zuvor ganz entschloffen sein Lokal zur Verfügung gest-llt, trotz der in unserer Tasche befindlichen Anmeldebescheinigung sein Lokal nicht hergebe. Um aber die Art des Vorgehens vollständig zu kenn- zeichnen, sei hier noch ein Vorfall eingeschaltet. Einige Tage nachher wurde der Einberufer der Versammlung zum„Gestrengen" bestellt. Dieser frug nun:„Haben Sie noch die Anmeldebescheinigung?"—„Ja," war die Antwort.—„Diese brauche ich zu meinen Akten und Sie nützt dieselbe nichts, so geben Sie sie mir." Der Betreffende, der noch nicht wußte, daß zum Amte eines Bürgermeisters auch schwindeln gehört, geht auf den Leim und gibt das Gewünschte hin. Nachträglich aber sah er ein, daß derartige Bescheinigungen nicht zu den Akten eines Gräfe»- hainicher Pascha' s— pardon Bürgermeister, sondern besser noch zu einer etwaigen Wahlbeschwerde paßten, und er der„Gemeierte" sei. Doch sollte dem ehrbaren Patron die Mundtodtmachung der„Rothen" nicht ganz gelingen, denn auf Sonnlag den 6. Februar war von Seite des„freisinnigen" Wahlkomite eine Versammlung einberufen, wozu es natürlich Lokal und alles gab, und wo der Harmonieapostel, Dr. Max Hirsch , seine Köder loSließ und von Volks- und Redefreiheit schwatzte. Um nun die gefeierte Redefreiheit voll zu genießen, war, da unser Kan- didat verhindert war, Genosse Fränzel auS Lindenau -Leipzig beauftragt, unsre Ansichten klarzulegen. Aber aus wars mit der freisinnigen Rede- freiheit, zehn Minuten wurden als vollständig hinreichend gewährt, und als unser Freund dies« auszunützen suchte, wurde es der ganzen Sippe schwül zu Muthe und vor allen dem säubern Patron von Bürgermeister. Der, als trotz seiner Drohung, er leide keine sozialdemokratischen Hetze- reien, unser Freund sich nicht irre machen ließ, und nachdem er unser» Kandidaten proklamirt, die verkappten Volksausbeuter und die Bismarck- f utlkämerlinge annagelte— das berüchtigte Ohnmachtsmittel, den famosen g, gebrauchte. Daß wir trotz alledem dennoch Boden gesaßt, das hat der 21. Februar bewiesen. Und nun ein anderes Bild. Die« ist unsres landräthlich- von Rauch- haupt'sches Delitzsch . Dort ein Lokal für uns zu bekommen, ist den vielen Anhängern unsrer Sache ein Ding der Unmöglichkeit. Warum? Nun, Landrath, Bürgermeister und Polizei, diese schützen alles vor dem „Umsturz", und die Lokalwirthe wissen, daß wenn sie uns heut ihr Lokal geben, sie morgen auf Polizeistunde gesetzt würden. Die Perle von allen Kunstgriffen aber des edlen Landrath war seine am 14. Februar an die Ortsbehörden seines Kreises erlassene Bekanntmachung, worin dieselben aufgefordert werden, dem Volke weiß zu machen, daß eS nur SeptennatS- brüdern die Stimme bei der Wahl zu geben habe, und das, was andere Parteien dem Volke über den Stand der Dinge sagen sollen, als unwahr hinzustellen und dagegen einzugreifen. Dies„Eingreifen" ist natür- lich so zu verstehen, daß i- v. Sozialdemokraten eingegriffen und kalt gestellt werden sollen, bis alle Schurkenstreiche gelungen.— Nicht wahr, Herr Rauchhaupt, wir lesen von ihrer schwarzen Seele? Run, mit einem Ministersessel wirds aber noch immer nichts l Doch auch hier setzten wir«S in der freisinnigen Versammlung durch, daß wir nicht ganz leer ausgingen. Am 18. Februar hatten die Frei- finnigen uns in Eilenburg mit der größten Gemeinheit bekämpft und, entgegen ihrem uns bei der Bureauwahl gegebenen Versprechdn, kaum daß Genosse Schmidt nach ihrem Kandidaten, Max Hirsch , das Wort ergriffen, mit Hülse der überwachenden Polizei den Schluß der Lersamm- lung herbeigeführt, wai bei den Anwesenden«inen ungewöhnlichen Sturm der Erregung hervorgerufen hatte. TagS darauf nun sollte die freisinnige Lersammlung in Delitzsch stattfinden, und daß sie da dieS Spiel nicht wie in Eilenburg treiben konnten, davon waren dt« Maulhelden sammt ihren Kandidaten noch AbendS zuvor auf einem benachbarten Dorf« von Eilenburg überzeugt worden, wo Schmidt die zehn Minuten freisinniger Redefreiheit auf» Vortheilhafteste ausgenutzt hatte. Erst versucht« ein Mitglied de» freisinnigen Wahlkomite— der Herr ist, glauben wir, Winkeladvokat— unS mtt leeren Redensarten zu ködern, aber die lln- fern gingen nicht zum zweiten Mal auf den Leim, sondern erklärten rundweg, daß wenn wir nicht zum Wort kommen, et unS gleich bleibe, ob die Versammlung geschlossen werde oder nicht. Die» hatte gezogen, und so sprach Schmidt unter oft brausendem Beifall ziemlich«ine Siunde, bi« schließlich die Polizei unter dem Borwand,«S sei Polizeistunde, un- sern Freund veranlaßt«, sein« Ausführungen abzubrechen. Daß dieselben gezogen, hat die Mehreroberung von über Ivo Stimmen gegen 1884 am 21. Februar bewiesen. So, nun war Herrn Rauchhaupt ein Strich wider dt« Rechnung gemacht, und er mußt« sich überzeugen, daß es manchmal selbst mtt landräthlicher Weisheit und Fürsorge mcht weit her ist. Ueberhaupt ist e« un» gelungen, demselben mehrmals eins auszu- wischen; gerade in seinem Landrathikress« ist er mit seinen Plänen gegen un« hineingefallen. Ein zweite» Beispiel sei hier kurz erwähnt. Rah« bei Eilenburg gelang es unS, einen Wirth ausfindig zu machen, der trotz aller Chikanen uns sein Lokal zu einer Versammlung>ur Versüguna stellte. Der Ortslchulze, ein vollständiges Husenherz, zog sitz au« der Schlinge und wies uns behufs Ertheilung der Erlaubn>ß, r sp Bescheinigung der rechizeitig er- kolqten Anmeldung an den A-ntsvorsteher seines Bezirks. Diese Dork- Weisheit nun meinte:„Das geht nicht so ohne Weiteres, hier muß ich erst den Herrn Landrath fragen." Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, wir gingen selbst per Brief ins Feuer, und machten dem Herrn Landrath gleich bemerklich, daß wir eine Verhinderung von feiner Seite aus als Wahlbeeinflufsung ansehen müßten. Dies zog. Andern Tags erhielt der Vorsitzende unfers Komites den Bescheid, daß er sich wegen der Versammlung an dm betreffenden Amtsvorsteher zu wenden habe, der ebenfalls Anweisung erhalten. Ja, ja, der Amtsvorsteher hatte wirklich Anweisung, aber nicht zur sofortigen Ertheilung der Bescheini- nigung, sondern zur Abkapitelung des ungehorsamen Wirthes, denn dieser sollte erst zum Herrn Amtsvorsteher kommen und ihm bezeugen, daß er den Sozialdemokraten seinen Saal zur Verfügung stelle. Der Wirth in- dessen zog es vor, nicht selbst zu gehen, sondern überließ die« seiner Frau, weil diese es versteht, auch Amtsvorsteher zurecht zu rücken, und weil der Mann alsdann, wenn ein nicht in der deutschen Sprache ge- meingebräuchliches Wort fällt, außer aller Schuld ist. So kam denn das Schreckliche zustande, daß wir auf dem Lande eine Versammlung abhielten und Herrn Rauchhaupt ein Schnippchen schlugen. TagS daraus hielten wir noch eine stattliche Versammlung in Eilenburg ab. Doch den größten R'-infall erlitten die Ordnungsheldm, als sie in Eilenburg eine Septennatebrüderversammlung abhielten. Da waren alle Borkehrungen getroffen, daß keine„Rothen" in den Betsaal hineinkam- men sollten. Eine Liste, worauf angeblich die acht namhaftesten Umstürz- ler verzeichnet standen, lag aus, und 2 Gensdarmen und 2 Polizisten waren am Eingang postirt, damit keiner derselben hineinkomme. Es kam aber überhaupt kein„Roiher", auch die acht waren zu nobel, dieser Sippe ins Garn zu laufen. Als aber die Versammlung ihr Ende hatte, da war ein Leben auf den Straßen, da empfing jeder der Besucher, meistens Bauern, ein sozialdemokratisches Flugblatt, und so mußten die Weisen sich überzeugen, wie tölpelhast dumm sie alle sind. Die Flugblätter, welche gerade früh im ganzen Kreise vertheilt worden waren, haben auch das ersetzt, wrs man unS gestohlen, nämlich daS freie Versammlungsrecht. Dm» obwohl wir nur in Eilenburg Versamm- lungen abhalien durften, haben wir wenigstens überall im Kreise Stimmen, im Ganzen al-er, gegen letzie Wahl, wo wir nur 215 Stimmen zählten, diesmal 12g7 Stimmen erhalten, trotz allen Schustereien, die man sich unter dem Sch-itz- de» Schandgesetzes gegen uns erlaubte. Aber auch hier ist das Licht der Eckenniniß eingedrungen und greift immer mehr um sich. Darum. Genossen, haltet fest an dem bereits Errungenen, uno zeigt, daß ihr den Ernst der Situation zu würdigen wißt. Reißt den feilen Buben überall die Maske vom Gesicht, wenn sie von Volks- wohl fchwindeln und Euch in ihre Netze locken wollen, und bald wird der Sieg unser sein! Einer von den„Rothen". Halle-Giebichensteiu. im März. Sollen auch wir ein Klagelied zur Freude der Gegner unserer Bestrebungen anstimmen, wie es in so manchem Bericht geschehen? Nein, das brauchen wir nicht, und würden wir es ihun, nun, so würden wir damit nichts ändern � warum haben wir nicht für bessere Resultate und Zustände geschafft? Ein Klagelied bringt keine Stimme mehr, sondern nur Entmuthigung. Wir wollen uns aber auch nicht rühmen, die Fleißigsten in der Agitation gewesen zu sein u. s. w., denn sonst hätten wir in einer Stadt von fast 1 00,000 Einwohnern> unsern Kandidaten durchbringen müssen. Wenn jedoch die Genoffen auswärts erfahren, daß wir im Saolkreise 1881 nur 1137, 1884 3535 Stimmen hatten, 1887 aber über KSttst Stimmen auf unfern Kandidaten Max Kayser vereinigt haben, so wird man unS zugeben, daß wir auch nicht die Lässigsten gewesen sind. Wir hatten bis in die letzte Zeit kernen großen Saal zur Verfügung, die Geheimpolizei hatte zeitweise eine ordentliche Tollwuth gegen die bekanntesten Genossen entfaltet. Auch konnten wir wenig in Stadt und Land für gute Literatur sorgen, denn die Gelder flössen früher nicht so reichlich als jetzt. Die Genossen werden um so opferwilliger, je mehr sie mit unserer Literatur beionnt werden, da» Hai uns jetzi die Wahl gezeigt; während in den Dörfern in der Nähe der Stadt die Stimmen sich verdoppelten, halten in den Dörfern, welche einige Stunden von Halle entfernt liegen, die Konservativen vollständige Gewalt über die Arbeiter. Nun, wir werden auch dort vordringen. In Halle selbst hatten wir drei Versammlungen, in einem Saale, welcher über 3000 Personen faßt. Das erste Mal sprach Genosse Hasenclever, in der zweiten Genosse Kayser, welcher Mittags an der Bahn verhaftet und erst Abends kurz vor Eröffnung der Versammlung entlassen worden war. Die dritte Veisammlung wurde kurz nach Er- öffnung vom„Koaksmann", diesem wohl ekelhaft frechsten aller Polizei- Kommissäre aufgelöst. Genosse Hoffmann hatte nämlich mitgetheilt, daß ein Wirth in Schafstädt , trotzdem er seinen Saal zu einer Wähler- Versammlung fest versprochen hatte, die Leute, welche den Saal ver- langt und überhaupt die Wahlangelegenheit in die Hand genommen, ihren Fabrikherren denunzirt habe, worauf 15 Mann sofort entlassen worden seien; und als sich nun die begreifliche Entrüstung über dieses Ge- bahren in der Versammlung geltend machte, löste der Bube von Kommissär die Versammlung auf, in welche die Herren Konservativen eine Anzahl Bummler entsendet, wie sie in jeder großen Stadt für einige Groschen zu haben sind und die schon von Anfang einen Störungsversuch gemacht hatten, aber von der Masse der Arbeiter ausgelacht und zurückgewiesen worden waren. Es war eben einige Tage vor der Wahl und da mußte ja aufgelöst werden. Ww hatten gehörig zu thun, um gegenüber der allgemeinen Entrüstung Ordnung zu halten, damit die Polizei keine Gelegenheit zu Säbeleien bekomme, denn wir wissen, wie das Militär an solchen Tagen nur zu schnell zur Stelle ist. Seit langer Zeit hatte Halle solche Versammlungen wie die oben- erwähnten, nicht aehabt, mit brausenden Hochs wurden die Genoffen Hasenclever und Kayser begrüßt, und am Schlüsse ertönten nicht enden- wollende Hochs aus die Sozialdemokratie und den Kandidaten derselben, Max Kayser. Auf dem Lande erhielten wir keinen Saal zur Abhaltung von Wahlversammlungen, denn jedesmal, wo uns ein Wirth den Saal zugesagt, hintertrieben es die Herren Konservativen. Nun gingen einige Genossen von unS zu ihren Versammlungen aufs Land, doch wo die noblen Vertreter der„Ordnung", wie schon oben gesagt, sich stark fühlten, da mißhandelten sie unsere Leute»s; ja in Löbejün , einer kleinen armen Stadt im Saalkreise, warf man unsere Leute, als sie sich zum Wort meldeten, die Treppe hinunter. Der Herr LandgerichtSdtrektor Reuter spielte dabei eine Hauptrolle. Welch' edle, von ttesem Rechtsgefühl zeugende Kampfesweise l Doch nun war eS auch mit unserer Geduld zu Ende. Von jetzt an besuchten jede Versammlung der Konservativen, welch« in der Umgegend angemeldet war» an 50—100 Genossen und mit Freuden wurden unsere Leute jedesmal von den Landarbeitern begrüßt, und nun war«S auch mit den Versammlungen der edlen und muthigen Herren zu End«, und sofort schrieen die Burschen in ihrer hochkonservativen Zeitung nach dem kleinen Belagerungszustand, der aber diesmal noch ausblieb. Wir kamen nicht in Stichwahl, und eS wurde nach Wunsch de« FraktionSvorstande« für den Freisinnigen agiiirt. Doch wie, nach der Handlungsweise der Freisinnigen in andern Wahlkreisen, wir uns daS nächste Mal verhallen werden, wird wohl an anderer Stelle besprochen werden müssen. *) Roch bei der Rachwahl hat ei« AmtSvorsteher in Löbnitz an der Linde, einem Dorfe im Saalkreise, unsere Genossen durch seine Knecht« au» dem Ort hinauSjchlagen lassen. Sprechsaal. Bor kurzer Zeit wurde in Stuttgart nach längerer veobachtung ein Schwindler und Hochstabler entlarvt: Joseph vrunnstein(auch Braunstein), Dr. phU. und„Professor" der klassischen Sprachen; früher einjähriger Kürassier, jetzt Reserveoffizier. Zunächst operirte verfelbe in Bukarest , wo er Lehrer war und den Genoffen von seinen„Bekanntschasten in Parteikrelsen" vorflunkerte, um zunächst Geld zu erlangen. Er entpuppt« sich als schwindelnder B>S- märcker und taucht« vor Ende 188« m Stuttgart auf, wo er unter der RaSke eine» Genossen fortschwindelie und bei über M. 400 Schwindelschulden aller Art auch Genoffen hineinlegte. An Polizeistelleenb larvt, verduftete er via Frankfurt a/M. Angenehme Umgangsformen und eine geschickte AuSnÜtzUNg all- gemein bekannter Parieiverhältnisse machen ihn als Horcher unk Schwindler gleich gefährlich. Größe: Reter 1.70—75, breitschulterig; Alter: 39 Jahre; Haart dunkel, trägt etwas lang-blonden Schnurrbart; Augen blau(gelbweiß, etwas vorstehend); Nase klein, gebogen; Mund mittelgroß; Kinn rund s abgelebte, fayle Gesichtszüge; kleine Hände; stolzer Gang und Haltung. Trägt goldene Brille(abwechselnd Zwickers, schwarzen Anzug. Spricht geläufig englisch und französisch, auch westfälisches Platt. Ist sehr untev haltend. Angeblich Sohn eines KreisamtmanneS in Fürstenberg, Westfalen . Quittttttg. Wir haben von den C r e f e l d e r Genossen in Newyork fit lokale Sahlzwecke M. 82 20 erhalten, wofür hiermit unser« herzlichsten Dank. Die Crefelder Genossen. Von Forst N./L. zur Stichwahl erhaltene Mk. 200— habet zn diesem Zweck dankend erhallen Die Cottbuser Genossen. Brieflasten der Redaktion: Ginsendungen ic. find eingetroffen au« Berti» Dessau, Elbing , Hagen , München , Nürnberg , Part» der Expedition: Scheibe: Mk. 1820 Ab. 2. Qu. erh.— Lest» club E'hofen: Fr. 9— Ab. 1. Qu. erh.— Rother Boigtländer: Ml 100 80 a Cto Ab.»c. erh. W. Ptst. eingetr.— M.: Gewünschtes atg Adr. nach Wunsch.— W.«dshrn. Newyork :(Doll. 2—) Fr. 101! pr. Wsd. dkd. erh. Bstllg. ic. besorgt.— Seeger in Baltimore :(4Doll.. Fr. 20 27 pr. Adf. N.-D. ä Cto Ab. ic. erh.— R. F. Presse Chicago : Fr. 3 10 pr. Ab. 2. Qu. ic. erh. Sie haben gut pr. 3. Qu. Fr. 1 7» — L. C. Ihn.: Mk. 30 30(nicht 30�0) ä Cto Ab. 1. Qu. ic. gutget» Bstllg. folgt, jedoch nicht gettennt. Näheres bfl.— S. Sch. A.-B. Gbg. Ml. 3 80 pr. Ab. 2. u. 3. Qu. verw. Zwei unthunl.— W. K. Schft.' Mk. 1— Ab. vr. April erh.- H. I. Knbg.: Mk. 4 40 Ab. 2. O» erh.— W. W. N.-W. Schl.: Mk. 3 50 Ab. 2. Qu. u. Schft. erh.-» Msk. Am.: Ml. 1 50 f. Schst. erh. Bfe. aus Deutschland kosten 2 0 per je 15 Gramm. Sie frankirlen 10 Pfennige, wir zahlten 25 5t* Strafporto für fehlenden 10er.— Ehemaliger Reichsmaulwurl Mk. 71 33 pr. Ab. 4. Qu. u. ä Cto Schft. erh. Bfl. Wetteres.— Fi» Moritz' Tabaksbeutel: Mk. 4— pr. Ufd. dkd. erh.— Pstmstr.: Mi 3— Ab. 2. Qu. Sch. u.«0 Pf. pr. S. D. u Porto erh. Weiterei nach Aufstllg. besorgt.— Nc«. : Mk. 74 15 ä Cto. Ab.»c. pr. N. gut gebr. Bstllg folgt.— O R. Efld.: Mk. 4 50 Ab. 2. Qu. erh.— Dre» fuß i. L.: Mk. 82 20 ä Cto Ab. ic. erh. Bstllg. u. Adr. notirt. B? Weiteres, f- H. St. St. Gallen: Fr. 17 15 i Cto Schft.gutgebr. Bstllf fort. Weiteres erw.„Arbst." besorgt. Bitten künstig Alles direkt o> publizirte Adr.— Maßkruz: Sdg. v. 24/3. an Rd. erh. Avistrtes er» — Fuchsschwanz: Mk.« 40 ä Cto. Lb. u. Bstllg. erh., folgt.— Schmarl flaggen: Mk. 2« 10 Lb. 1. u. 2. Qu. u. Schft. erh. Gewünschtes foei soweit disponibel. Demnächst Weiteres.— Roland II: Mk. 22 50 pr. Sdi Gm. gutgebr. Qtrg. v. M. H. noch nicht da.— Rother Zaun: kA l«— ä Cto Ab. u. Schft. erh. Adr. notirt nebst Bstllg.— Distelfial Mk. 18«0 Ab. 2. Qu. u. Schst. erh. Abgegangen 8 mit Bblthk.,>' nach.— Gesammelt an Kaffers Geburtstag:«k. 3- pr. llsds. dfl erh.- E. M. Thwl.: Fr. 2- Ab. 2. Qu. erh.— Schy. Horgen :& 2— Ab. 2. Qu. erh.— Bürger Sanstmuth: Rk. 5— Ab. 1. Qu.» erh. Bstllg. u. Weiteres solgt.— L. W. Gpg.: Mk. 3 50 erh. 3i T. fori gtachr. beir. d. Weiteren er«.— Dr. B. Rom: Fr. 2 50 Ab. 2. V» erh.— Gibst. H.-E.: Mk. 3— Ab. 2. Qu. erh. Fortsetzung muß avi rechtzeitig pränumerirt werden, ander» Lsg. unmöglich. Die Affenkomö«) mit 128,29 grasftrt jetzt allerwärts.— Zu lebenslängi. Heuchelet«et urtheilter:«0 Pf. f. Schst. und alles Briefliche erh. u beachtet.' H. P. H. H.: Mk. 4 40 Ab. 2. Qu. erh.— Dr. Gshlm.: Mk. 3—1» H. W. G. erh. Muß ander« verfügt werden.— I. B. Bukarest : Ff 4 25 Lb. 2. Qu. u. Schft. erh. Fr. 1 75 pr. Ufd. dkd. verwendet. Jich B-rz. siehe Anh. zu Bbth. 13. Anzeigen. Gesuch. Ein tüchtiger Barbier- und Friseurgehilfe wird für soso« in Deutschland gesucht. Nur genügend als Parteigenossen legi» mirte Bewerber werden berücksichtigt. Weiteres durch Die Expedition deS„Sozialdemokrat". ______ MarT- und Lassasse-ßigarrenspihm auS echt Meerschaum in naturgetreuer Schnitzerei, sowie Pfeife» dij Fayons und Material»«mpfieblt der gemaßregelte P-rteigenof «Velbert Zimmermann in Ruhla (Thüring «»). Bereinen gewähr« bei Partienbezug Rabalt. -- � Soeben erschien und ist durch uns zu beziehen: Sozialdemokratische Bibliothek. Heft XU. Shrtstenthum und Sozialismus. Sine religiös« Pölert zwischen Kaplan Hohoff in Hüffe und dem Verfasser Schrift:„Die parlamentarische Thätigkett de« Deutsch » Reichstag» ic." Preis: 15 Pf.= 16 Cts. Heft XIII. Zur«ohnnngSfrag-. Bon Fr. Engel». Mit«wU Lorwort. 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9 (1.4.1887) 14
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