Freiheit in jeder Weise zu schädigen oder ganz aufzuheben, betrachtetman auch jetzt Euer Leben als einen Gegenstand der Laune derMachthaber! Merkt's Euch und erhöht Euren Eifer, dem niederträchtigenSystem ein Ende zu machen, daL in seiner Verkommenheit bereits zusolchen Scheußlichkeiten angelangt ist!Den Mördern aber und ihren Mitschuldigen in Amt und Würden, sowienamentlich denen, die etwa Lust verspüren, es ihnen nachzuthun, rufenwir daS Verhalten einer deutschen Fürstin, Katharina vonSchwarzburg-Rudolstadt, in's Gedächlniß, das diese demGeneral Alba gegenüber an den Tag legte, als dessen Soldaten ihrenBauern wider alles Recht das Vieh weggetrieben hatten. Das entschlosseneWeib erklärte, als der General mit seinem Gefolge stch zum Frühstückauf dem Schlosse einfand, ihm kategorisch, ihren armen Unterthanenmüsse das Ihrige wieder werden, oder, fügte sie mit gehobener Stimmehinzu:„F ü r st e n b l u t f ü r O ch f e n b l u t!" und im nächsten Augen-blick war das Zimmer mit Bewaffneten angefüllt, bei deren Anblick der„starre" Alba großmülhig klein beigab.Kein Geringerer als Friedrich Schiller ist ei gewesen, der diese muthigeThat, die„aus mehr als einer Ursache", wie er sagt,„es verdient, derVergessenheit entrissen zu werden," dem deutschen Volke überliefert hat.Wir stimmen ihm in der Werthschätzung derselben durchaus bei. Warumaber sollte im neunzehnten Jahrhundert ein Proletarierleben geringer an-zuschlagen sein, als vor drei Jahrhunderten Ochsenblut gewerthet wurde?WamsestdesAentrak-Wayr-Komites der soziatdemokratifchm ParteiPeutichlaudsan dieWähler des Deutschen Reiche».(Fortsetzung.)In dieser Privatproduktson liegt die Wurzel des Uebels. GS ist ansich ein Unrecht und ein Widersinn, daß Waaren, welche gesell-schaftlich nothwendig sind, deren die menschliche Gesellschaft zuihrer Erhaltung bedarf, Gegenstand der Privatproduktion und Privat-spekulation seien. Und dies Unrecht wird dadurch noch gesteigert, daßdie Privatproduktion aus der Ausbeutung des Menschendurch den Menschen beruht— auf der Lohnarbeit. DieKomplizirtheit und Kostspieligkeit der Arbeitsinstrumente(Maschinen«. s. w.) ermöglicht den Besitz derselben nur wenigen bevorzugten Jndi-viduen, und da ohne Arbeitsinstrumente keine Arbeit möglich ist, so mußder nicht im Besitz derselben Befindliche, statt auf eigene Rechnung zuarbeiten, für einen Besitzer von Arbeitsinstrumenten um Lohn arbeiten.Da nun der Unternehmer den Arbeiter nicht beschäftigt, um ihm einenGefallen zu thun oder der Gesellschaft einen Nutzen zu schaffen, sondernum s i ch s e l b e r aus der Arbeit„seines" Arbeiters einen Nutzen zuschaffen, so bezahlt er dem Arbeiter in Gestalt des Lohnes nicht einvolles Aequioalent(den in Geld ausgedrückten Gleichwerth)der geleisteten Arbeit, sondern läßt einen Theil der Arbeitunbezahlt. Aus dieser unbezahlten Arbeit, welche dem Besitzerder Arbeitsinstrumente in Gestalt des von der Wissenschaft so genanntenMehrwerthes zufließt, bilden sich die Kapitalien, mit deren Hilfedie Besitzer der Arbeitsinstrumente das arbeitende Volk mehr und mehrausbeuten und knechten. Die bezahlte Arbeit dagegen, d. h. derLohn, reicht nach dem ehernen Lohngesetze nur zur Bestreitung dernothwendigsten Bedürfnisse aus, so daß die Lohnarbeiter nichts Nennens-wertheS„ersparen", geschweige denn Kapital aussammeln können. ImWiderspruch mit dem Fundamentalgesetz der Wissenschast: Die Ar-beit ist die Quelle alles Reichthums, erlangt den Reich-thum nicht die Arbeit in der Person des Arbeiters, sondern der Nicht-Arbeiter in der Person des Besitzers der Arbeitsinstrumente. Die ver-derblichen Wirkungen des herrschenden Produktions- und Lohnsystemsäußern sich hauptsächlich nach zwei Seiten hin: einmal in derAnarchie aller ökonomischen Funktionen, namentlichin dem Mißverhältniß zwischen Waarenerzeugung undWaarenverbrauch, aus welchem Mißverhältniß die Handels«und Geschästskrisen, die Handelsstockungen, die Ueber-Produktion u. s. w. hervorwachsen. Und ferner in der u n g e-rechten und ungleichen Vertheilung des Reichthums.Einerseits Proletarisirung der eigentlichen Reich-thumserzeuger— d, h. der Arbeiter—, andererseits Konzen«trirung des Nationalreichthums in den Händen dernichtarbeitenden Besitzer der Arbeitsinstrumente,welche ihn nicht erzeugen; in Folge der Vervollkommnung der Arbeits-wfirumente und der immer größeren Produktivität derArbeit reißendes Wachsen d e s s o g e n a n N t« n N a t i o-nalreichthums, und Hand in Hand damit ebenso rascheSWachsen der Massenarmut h, Aufsaugung des Mittelstandes,Zerstörung des Privateigenthums zu Gunsten der Großkapitalisten, undschließlich Verwandlung der menschlichen Gesellschaft in eine riesigeArmee von Proletariern, die für ein« HandvollMonopolisten der Arbeitsinstrumente zu arbeitenhaben.Daß es zu diesem Aeußersten komme, muß um jeden Preis verhütet«erden; es ist nur zu verhüten durch die Sozialreform; und dasProgramm der Sozralreform ist das Programm der Sozial»demokratie.Beseitigung deS Lohnsystems, Ersetzung der Lohn-arbeit durch die genossenschaftliche Arbeit, Organi-sation der Arbeit durch den Staat— das find die vonuns vorgeschlagenen und von der Wissenschast gefordertenMittel zur Lösung der sozialen Frage.Daß mit der Verwirklichung unseres Programms die persönlicheFreiheit sich nicht vertrage, ist ein Einwand, den nur Unwissenheitoder böser Wille erheben kann. Es ist die Gewohnheit unserer Feinde,ihre heuchlerisch abgeleugneten eigenen Sünden uns anzu-dichten. In der jetzigen Gesellschaft und dem jetzigen Staatgibt«S persönlich- Freiheit nur für eine winzige Minorität— für dieMinorität der Privtlegirten, für die desitzende und herrschende Klasse.Wie eS um die persönliche Frecheit der politisch und wirthschastlichAbhängigen, d. h. von neun Zehnteln der Gesammtbevölke-rung, jetzt steht, das haben— wenn es überhaupt eines Beispieles be-darf— die letzten Wahlen gezeigt. Wer, wie wir es er«streben, die politische und ökonomische Abhängigkeit mit derWurzel ausrottet, derbringt die persönliche Frei«heiterstzurGeltung, macht sie aus einerLügezurWahrheit.Nicht anders verhält es sich mit den übrigen Anklagen, welche Un-wissenheit und böser Wille gegen uns schleudern: mit den kindischen,persiden Behauptungen, die Sozialdemokratie wolle„theilen", wolle daSEigenthum abschaffen, wolle die Weibergemeinschaft einführen. Di«„Theilerei" herrscht in der heutigen Gesellschaft: der Unter-nehmer„theilt" mit seinem Arbeiter, der„Große"„theill" mit dem„kleinen Mann".— DaS Eigenthum ist heutzutage für die Mehrzahlder Menschen nicht vorhanden und wird, wenn eS so fortgeht, bald fürneun Zehntel abgeschafft sein— der Fabrikant vernichtet den Hand«werker, der Großgrundbesitzer den Bauer, der Groß« den Kleinen. Unddie„Weibergememschaft" l Sie i st verwirklicht in der heutigenherrschenden Gesellschaft. Ehebruch, Mätresse»- Aushalterei, die„freieLiebe" mit dem ganzen Schmutz, den unsere Verleumder in da» Wortlegen, sind gerade in den vornehmsten Gesellschaftskreisen zu Haus; undwer wissen will, welchen Schutz die heutige Gesellschaft der weiblichenTugend gewährt, der durchwandere des Abends die Straßen der Städteund betrachte sich die Schaaken der Unglücklichen, die durch Armuthund schlecht« Erziehung in die Arme der Prostitution getrieben wordensind.Die Sozialdemokratie, welche die Armuth abschaffen und Jedem einemenschenwürdige Erziehung sichern will, schafft auch die Prostitution abund rettet das Weib aus der heutigen Prostitutwnswtrthschaft, indemsie die Frau als gleichberechtigt dem Mann zur Seit« stellt.Also A b s ch a f f u n g der T h e i l e r e i und Abschaffung derProstitution ist unser Ziel. Beseitigung aller der Einrich-tunzen, welche die persönliche Freiheit zerstören, dieSitt-lichkeit untergraben, den Menschen zum Gegenstandder Ausbeutung durch den Menschen machen.Grundfalsch ist auch, daß die Sozialdemokratie das persönliche Eigen-thum abschaffen wolle. Daß es sür die Mehrheit der Menschen heuteschon abgeschafft ist. haben wir bereits gesagt. BloS eine bestimmteForm des Eigenthums wollen wir abschaffen, nämlich das Eigenthum,welche s die Ausbeutung derArbeit zum Zweck hat:daS Eigenthum an den Arbeits-Jnstrumenten. DieArbeitsinstrumente, welche zur Herstellung des„Nationalreichthums"dienen, können ihrer Natur nach nur Nationaleigen-thum sein. In dem Besitz von Privatpersonen können sie nur miß«braucht werden; nur im Besitz des Staates können fie ihreBestimmung erfüllen.Das aber, was der Mensch sich durch seine eigene Arbeit erwirbt, dasist von Rechtswegen sein Eigenthum. Und dieses persönlicheEigenthum, welches von der heutigen Gesellschaft mit Füßen ge-treten wird, kann, aleich der perfönstchen Freiheit, erst durch den sozial-demokratisch organistrten Staat für Alle ohne Ausnahme zur Wahrheitwerden.Die Verwirklichung dieser unserer Ziele werden wir nach wie vormit aller Energie erstreben. Und mit alleiniger Ausnahme des winzigenHäufleins der Privilegirten hat das gesammte Volk ein Jnter-esse an möglichst balder Verwirklichung unseresProgramms.Alles, was zum Ziele fübrt, werden wir verfechten, AlleS, was ihmwiderstreitet, bekämpfen. Eine vernünftige Fabrikgesetzgebung mit Nor-Malarbeitstag und Abschaffung der Kinderarbeit; Arbeiterschutz nach jederRichtung; ein gerechtes Steuersystem, Belastung der Reichen, Entlastungder Armen, Anbahnung von Reformen, welche den. jetzt vonKurpfuschern schmählich genasführten Handwerker-und Bauernstand allmälig auf denBoden gemein-nütziger Großproduktion stellen— Begründung der bür-gerlichen Freiheit, Beschränkung der Polizei auf den Gesundheits« undSicherheitsdienst, Abschüttelung der allerdrückenden Last des Milita-r i s m u s— das find nothwendige Uebergangsmaßregeln.wie denn ja auch diese Letzteren aus ihrer Geistesverwandtschaft mit de«>—(Schluß folgt.)Sozialpolitische Rundschau.Zürich, 24. August 1387.— Alle» auf Kosten der Kleinen, das ist der leitendeGrundsatz unserer modernen Staatskünstler— der einzige,den sie überhaupt haben. Aus Kosten der kleinen Staaten, die sich nichtwehren können oder doch keine Aussicht haben, sich mit Erfolg zu weh-ren, arbeitet die hohe Diplomatie, auf Kosten der kleinen Leute, derenStimme ungehört verhallt, arbeiten die Finanz« und Steuerkünstler, dieGeschäftsführer der Regierungen und der maßgebenden Kapitalistenklicken.Für Ersteres ist ein drastisches Beispiel das Ränkespiel wider und mitBulgarien. Der Knutenzar will bekanntlich das kleine Ländchennicht zur Ruhe kommen lassen, mit den gemeinsten und brutalsten Mittelnarbeitet er darauf hin, jede geordnete Verwaltung in Bulgarien unmöz«lich zu machen, mit dem Selbstbestimmungsrecht des bulgarischen Volkesaufzuräumen. Und bei diesem nichtswürdigen Handwerk leisten ihm diefranzösische Republik und das neugeeinte deutsche Kaiserreich abwechselndoder auch gleichzeitig um die Wette Vorschub. Um sich die Freundschaftdes ungeschlachten russischen Bären zu sichern, hat Frankreich, die R e«publik Frankreich, alle Nichtswürdigkeiten des Kaulbars gutgeheißen,und zu den gleichen edlen Zwecken unterstützt Preußen-Deutschland, d. h.Bismarck, jetzt alle Schritte Rußlands gegen den Koburger, den die Bul-garen an Stelle des Battenberger zu ihrem Fürsten erwählt haben. DerKoburger selbst ist uns gleichgiltig, aber in diesem Moment verkörpertsich in ihm die Freiheit des bulgarischen Volkes oder vielmehr ist esdiese, die Rußland in ihm bekämpft. Und in derselben deutschen Presse,die noch vor wenig Tagen über die Franzosen, die vor Rußland aufdem Bauch liegen, Herzog, lesen wir jetzt— ohne jeden Kommentar—daß Rußland in seinen Schritten gegen die jetzigen Zustände in Bul-garien der Unterstützung der deutschen Politik von vornherein versichertsein könne. Das findet sie ganz in Ordnung, es ist ja nur das kleineBulgarien„da unten", gegen das Deutschland von seinen Lenkern zu derniedrigen und niederträchtigen Rolle des Helfershelfer deS Knutenreichesbestimmt wird. Besässen die Pächter der nationalen Ehre einen Funkenvon wirklichem nationalen Ehrgefühl, so würden sie gegen diese unwür-dige Politik Protest erheben, aber sie sind eben, soweit überhaupt unab-hängig, gleichfalls„Staatsmänner" und finden es daher ganz in derOrdnung, daß die Kleinen geopfert werden müssen um der Freundschaftdes großen— Rußland willen. Ohne diese kann ja daS mächtige deutscheReich, ohne dessen Zustimmung kein Schuß in Europa abgegeben werdendarf, nicht existiren. V.rrathen wir also die Bulgaren.Und wie draußen, so daheim. Kaum hat das Betrugsprodukt undBetrugsinstrument, deutscher Reichstag genannt, die große Steuerreformbeschlossen, die dem Staat gegen 200 Millionen und den Großen imStaat, den Schnapsbaronen und Zuckerprinzen, noch 50 Millionen extraaus den Taschen der kleinen Leute zuschanzt, so Hecken diese schon einenneuen Plan aus, die Kleinen noch mehr zu rupfen. Das Projekt derS p i r i t u s m o n o p o l b a n k, für das die Schnapsbrenner jetzt mitallem Eifer agitiren, ist nichts anderes als eine Fortsetzungdesim Reichstage eröffneten Raubzuges gegen die großeRasse der kleinen Leute, der Armen und Aermsten im Volke. Die Herrenwollen, aufGrund deS neuen Branntweinsteuergesetzes,da» von vornherein bereits daranfhin zugeschnitten ist, denBranntweinverkaus monopolisiren, um den deutschen Konsumentenden Preis aufdiktiren zu können.Mit einer Schamlosigkeit, für die man ihnen nur dankbar sein könnte,wenn nicht zugleich eins beleidigende Mißachtung des Volkes darin läge,verkünden sie vor aller Welt, daß die Bank sie in den Stand setzensoll, im Inland 13 0 Mark für den Hektoliter Sprit zu verlangenund dem Ausland den Hektoliter um 3 0 Mark zu liefer», ein Preis-unterschied von über dreihundert Prozent! Um das Bierfachesoll der deutsche Konsument den Branntwein theurer bezahlen alsbisher.Und dieses ErPreffuugS», dieses Gauuer-Unternehmen wirdvon der Reichsregierung in jeder Weise unter st ützt,soweit eS nicht von ihr direkt eingefädelt worden ist. ES genügt Bismarcknicht, für den Staatsschatz zu sorgen, er muß auch noch seine„Er-werbsgenossen", wie es unter den Schnapsbrennern jetzt mit Recht heißt,bedenken. Und ihnen gegenüber knickert er nicht, denn— Alles aufKosten der Kleinen! Die Plebs, der blöde Hödur, bezahlt Alles,muß AlleS bezahlen. Man hat ja gesehen, wie er sich Alles bieten, sichmißhandeln und auspressen läßt, und doch seine Geduld nicht ver»liert.—Leider hat er in letzterer Beziehung in der That viel, sehr viel ge-sündigt. Aber AlleS hat seine Grenzen. Tausenden und Abertausendenwird dieses neue Raubattentat die Augen öffnen, und sie aus blindenHöduren zu sehenden Kämpfern wider die falschen Brüder machen. Undwenn die famose Monopolbank wirklich zu Stande kommt, so wirdhoffentlich ihr unausbleiblicher Krach das Signal werden zu einem größernKrach, zueinerAbrechnung der Kleinen mit den Große».— Araukreich erfreut sich bekanntlich seit einiger Zeit wiederumeines opportunistischen Ministeriums, und dieses opportunistische Mini-sterium wiederum erfreut sich einer ganz besonderen Sympathie der„Frankfurter Zestung". Wir wollen die Gründe dieser Sympathie nichtnäher analyfiren, genug, die Maßnahmen des Herrn Rouvier und seinerKollegen werden von dem demokratischen Moniteur ebenso wohlwollendbehandelt, als alle Schlüte der französischen Radikalen von vornhereineiner abfälligen Beurtheilung von Seiten der„Frankfurter Zeitung"sicher sind. Nun sind die Opportunisten aber weiter nichts als ein«Uebersetzung der deutschen Rattonallideralen in's Französische,Mnisterium Rouvier keinen H-Hl machen.Da hat z. B. Herr Rouvier, der jetzige Ministerpräsident, vor ei»paar Tagen auf einem Bankett der Pariser Spielwaaren-Fabrikanteneine Rede über seine Politik gehalten, die den lauten Beifall der deutschenNationalliberalen gefunden hat. Das erklärt sich, denn wenn Fabrikant«»vereine zusammenkommen, so unterhalten sie sich vom Geschäft, undwenn ein Minister Beifall bei ihnen erzielen will, so hat er sich alsMann, dem vor allem das Geschäft am Herzen liegt, vor ihnen zu pri»sentiren. Herr Rouvier hat das auch nach Kräften gethan, und da den«ide vdeutschen Nationalliberalen das Geschäft ebenfalls über alles geht, so ist, und twie gesagt, ihre beifällige Beurtheilung der Rouvier'schen Rede durchaus lose Zin der Ordnung. Nun sind wir jedoch heute noch nicht so weit, daß lind oeine Regierung sich blos mit Verwaltungsangelegenheiten in Bezug aus Cachedas Wirthschaftsleben zu befassen hat, es gibt, in Frankreich wie ander- Cpießwärts, noch eine Reihe politischer Fragen, die zu lösen sind, und suchzu denen ein Ministerium doch auch Stellung zu nehmen hat. So z. B.»erdedie Frage der Stellung des Staates zur Kirche, die zudem keineswegs Zebroenur eine religiös-politische ist, sondern grade in Frankreich ein Stück der so frisozialen Frage büdet, denn die Kirche mit ihren Orden und Kon- Meinegregationen ist in hervorragendem Maße eine wirthschastlich« groaMach:. Mir iWas sagte nun Herr Rouvier m dieser Beziehung zu seinen Spiel- fragtwaarenfabrikanten?»ahn«„Glauben Sie," rief et ihnen zu,«daß z. B. die Abschaffung deS MgesOktrois, wenn sie einmal möglich ist, nicht mehr Wirkung auf die Be-«nnvölkerung erzielt, als etwa die Trennung von Kirche und Staat?"— PlEcht nationalliberal gesprochen, Herr Miguel hätte genau dieselbe Rede.Aushalten können, zumal es Herrn Rouvier mit der Abschaffung des Oktrois krd ekeineswegs übermäßig eilt. Es ist vielmehr die Schablone drüben dieselbe»o eswie hüben: erst das Geschäft und dann die Grundsätze. fl�NiWohin die Befolgung dieser schönen Theorie in Deutschland geführt �> sshat, ist bekannt. Ihr ist zum Wesentlichen mit die polnische Ver-s u m p f u n g geschuldet, die in Deutschland heute herrscht. Niemand hat«uffädas so oft und mit so viel Emphase nachgewiesen als die bürgerlich-demo- � fkratische Presse, und an deren Spitze ihr Hauptorgan, die„Frankfurter«rurtZeitung". Und eben diese„Frankfurter Zeitung" vergeht jetzt schier vor Wi«Entzücken über die Miguel— pardon, über die Rouvier'sche Rede. Mit Parteiersichtlicher Genugthuung konstatirt sie, daß„auch diese Worte den be- publikgeisterten Beifall der weniger aus Berufspolitikern als aus praktische»•,efrnGeschäftsleuten bestehenden Versammlung fanden." Berufspolüiker"' i?' npraktische Geschäftsleute, wo haben wir doch diese Gegenüberstellung schon sucht.gefunden? Richtig, in der B i s m a r ck' s ch e n Press«, ganz besonders I luttt,im reptilisirten„Frankfurter Journal". Wie müssen sich die Herausgeberl Edes letzleren gefreut haben, als sie den betreffenden Artikel in der!.° u„Frankfurter Zeitung" lasen! Sie werden künftig viel Ausgaben ersparen, f �zu waS braucht's denn noch ein an chronischer Unterbilanz leiden'Blatt mit schweren Opfern über Wasser zu halten, wenn die Aufgader Erziehung zur Grund satzlosigkeit in nächster Nähe sovortrefflich besorgt wird? Wozu ein besonderes nationalliberales Blawenn die„Frankfurter Zeitung" beim unverfälschten NationalliberaliSmus angelangt ist?Der Staatsmannskoller, Herr Stern, der Staatsmannskollerl— Die Anarchie in dem RedattionShiru der„LeipzigerZeitung". Bekanntlich hat das amtliche Organ der sächsischen Regie«rung sich der Aufgabe unterzogen, die Jdeutität(Einerleihelt) des Sozia-lismus und Anarchismus zu beweisen, und da es mit logischen Gründe»nicht geht, so hat die„Leipziger Zeitung" es wenigstens auf mecha-n i s ch e m Wege fertig gebracht, indem sie eine stehende Rubrik einrich-tete, welche die Ueberschrift führt:„Sozialistisches und Anarchistisches".Manchmal macht sie aber doch auch den Versuch, mit Gründen oderwenigstens Worten die Identität zu beweisen. Freilich, die Gründe finddarnach. So mußte ihr neulich ein vielgenannter Herr eine Korrespon-denz aus Zürich besorgen, an die sie dann ihre Weisheit anknüpfte.Die Korrespondenz lautete wie folgt:„Für die Geflnnungen, welch« der in Zürich erscheinende„Sozial-demokrat", der stch„Organ der«ozialdemokratte d eutscherZuNgt"nennt, dem deutschen Vaterlande entgegenbringt, ist der Leitartikel be-zeichnend, mit welchem das Blatt die fünfundzwanzigst« Wiederkehr desTagsS begrüßt, an welchem der deutsche Reichskanzler im Jahre 18K2an die Spitze des preußischen Ministeriums berufen wurde. Es heißt daunter Anderm:„Ganze 25 Jahre ist die Herrlichkeü alt— die Reichs-Herrlichkeit gar erst 17. Und schon kracht es in allen Fugen; und ausallen Ecken und Ritzen dringen uns die erstickenden Düste der Fäulnißund des Moders entgegen. Di« Gerüche, von denen Heine einst— voretlichen und 40 Jahren— bei seiner Hammonia heimgesucht worden,sie waren harmlos und unschuldig, verglichen mit diesem furchtbarenReichsstank, den die Tausende und Hunderttausende von Reptilien,Strebern, Spitzeln, Denunzianten, Sykophanten aushauchen— die Stütze»und Blüthen des Bismarck'schen Reiches. Feil und faul! DaS istdie Losung. Zum Glück, wie schon gesagt, kracht's in allen Fugen. J«jedem Balken der Todtenwurm. Die rohe Gewalt Unrecht auf Unrechthäufend, des letzten Restes von Scham entledigt, den Massenmord alshöchste Kulturthat preisend, den Massendiebstahl als höchstes Kulturzielverfolgend— im Inland von Millionen verflucht, vom Ausland gehaßtund verachtet— das ist daS Deutsche Reich BiSmarck'scher Ochvpsungam Jahrestag deS fünfundzwanzig jährigen Bismarck-JubiläumS."---Und hieran knüpft dann die„anständige"„Leipziger Zeitung" nach-stehende orakelhafte, w itzig sein sollende Sentenz:„Nach solchen Prob en sieht die„Leipziger Zeitung" wohlselbst ein, daß der„Soziald emokrat" sich mit R-cht dagegen wehrt,«itden Anarchisten zusammen geworfen zu werden. Im Schimpfen und t»der Vaterlandslosigkeit ist er ihnen lange über!"Ei! Ei! Also noch s chlimmer sind wir als die Anarchisten, llet«Leipzigerin?Run, dagegen haben wir im Grunde nichts einzuwenden, denn die„Anarchisten" der„Leipziger Zeitung", die Peukert und Konsorlen, st«»allerdings für die polizeilichen Hintermänner und Patrone der„L. Z.gar nicht schlimm.t'st-i°urchaihlnden)or mfeilte,Znd.%iil N ausafene,frrecheiStraßeWir möchten nun aber zwei Fragen an die„Leipziger Zeitung�richten.Erstens: ist„Schimpfen und Vaterlandslosigkeit" identisch mit„Anarchismus" oder„Sozialismus", und hat Leides etwas mit de»„Uinsturzbestrebungen" zu thun, gegen welche das Sozialistengesetz sichrichtet? UndZweitens: ist es„geschimpft", wenn man einen Verbrecher eine»Verbrecher und daS Kind beim richtigen Namen nennt? Hat die fürLuther ganz besonders schwärmende„Leipziger Zeitung" niemalsetwas von Luther gelesen? Und ist es„Vaterlandslosigkeit", wen«man sein„Vaterland" von den Verbrechern zu reinigen sucht, welchees a u s p l ü n d e r n und zur Stätte der schmachvollsten Korruption machen?Oder will die„Leipziger Zeitung" vielleicht leugnen, daß der„Schaps-brennerring" unter Bismarck' s Führung das Handwerk der alten Raub-ritter fortsetzt? Sind die 88 Millionen Mark, welche sich die Herren i»der letzten Reichstagssession vom Schweiße des Volkes m die Taschesteckten, von unS blos geträumt?Und was die Korruption betrifft— kann die„Leipziger Zeitung*uns irgend eine andere Zeitepoche angeben, in welcher alle Grundsätzeum des schnöden Gewinnes willen so zynisch mit Füßen getreten worde»wären— in welcher— um nur drei Beispiele anzuführen— 1) derleitende Staatsmann den Klingelbeutel für stch i«Lande herumschickt? 2) das Volk, wie bei der vorigen Reichstagswahl.systematisch angelogen wird, um eine reaktwnäre Majorität zu erziele»und— Börsenspekulationen zu tteiben? Und 3) die höchste«»Gerichtshöfe des Landes aus Liebedienerei Urtheile, wie die in de»Diätenprozeffen und dem Chemnitz-Freiberger Sozialistenprozeß, fällte»oder vorberetteten?Wenn die„Leipziger Zeitung" uns nachweist, daß entweder alle diestHandlungen nicht wahr sind, wir also blos geträumt haben— odeldaß diese Handlungen ehrenhaft sind— dann find wir gern bereit«parsr psccem zu sagen.Vorher aber nicht.Und in der Zwischenzeit bitten wir die„Leipziger Zeitung", unseresArtikel ganz abzudrucken und ihr« Lefer zu fragen, ob«NRecht haben oder nicht?Tr•«fcwi Tunt«tzdeJfrardJ" B«rfr«ar i?r-s iU-rMschl�ahlor�Ngenif5'd/'huF«!s•imm6oas.telih�x«««"W