bem ,, Aus dem gelobten Lande, wo zwar nicht Milch und Honig fließt, aber Steuern über Steuern und Strafmandate über Strafman­ein bate das Bolt beglücken," wird uns geschrieben:

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nten Unser Deutschland ist das Land der Gottesfurcht und frommen Sitte" chen und der Meineide! Großer Gott," wird mancher Spießbürger ten ausrufen, das ist bodenlose Frivolität, so etwas von unserem lieben und Baterlande zu sagen. Meineide gibt es wohl bei uns, aber so viel, daß als die Meineidigen zu Hunderttausenden herumlaufen, das ist ja unerhört pra übertrieben. Wenn in unserem lieben Baterlande jährlich zwanzig Mein­den tide vor Gericht abgeurtheilt werden, so ist das ja schon entsetzlich viel ift, und mit moralischer Entrüftung wird in den Zeitungen gegen die gott aus loje Beit losgedonnert und für Strafverschärfung plädirt; und wir selbst daß find aufs Höfte aufgebracht über derartige traurige Zustände; aber die auf Sache so grell hinstellen, ist doch Uebertreibung." Sei beruhigt, lieber der Spießbürger, diese Meineide, von denen Du sprichst, meinen wir nicht; und auch nicht die, welche bei Infrafttreten von Verfassungen geschworen .B. werden, um hinterher, so wahr mir Gott helfe," bei erster Gelegenheit egs gebrochen zu werden. Auch an den Stöcker denken wir nicht, welcher ein der o frommer und wahrheitsliebender Hofprediger ist. Ueber derartige Ron Meineide fein Wort. Es gibt aber andere Meineide, Meineide, die en de gros geschworen werden, und zwar jedes Jahr ungefähr hunderttausend!

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Wir meinen den Fahneneid, welchen der Soldat leisten muß. Wer piel fragt einen Soldaten, ob er mit gutem und reinem Gewissen den Fahneneid leiſten tann und will? Rein Mensch! Die Soldaten werden des hingeführt wie Schafe zum Scheeren, heerdenweise müssen sie schwören, Be denn zum einzeln schwören hat man beim Militär teine Zeit, weil der Barademarsch geübt werden muß. Rebe

Auf diese Weise sind seit 1870 ungefähr zwei Millionen Mein rots eide geschworen worden; alle Fahneneide find Meineide, denn elbe wo es nicht dem Manne freigestellt ist, aus innerer Ueberzeu

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gung zu schwören, da muß er einen Meineid schwören: einen ührt wissentlich falschen Eid. Bricht ein Mann, welcher zu einem berartigen Eide gezwungen wurde, denselben, so ist er nach natürlicher hat Auffaffung tein Meineidiger; blos von den Herren mit blauem Blute" emos und sonstigen Reaktionären wird er als solcher betrachtet und entsprechend arter Derurtheilt.

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Wie fann ich, wenn ich z. B. ein Sozialdemokrat bin und meine Mit Partei durch Majoritätsbeschluß im Parlament die Errichtung der Re­be publit durchgesetzt hat, gezwungen werden, den König im Rampfe gegen chen diesen Volksbeschluß zu unterstützen? Ich wäre nur dann dazu verpflich tet, wenn ich aus freiem willen diesen Eid geleistet hätte; sonst chon nicht. Würde ein Offizier, der in die Hände einer Räuberbande bers fält, welche ihn zwingt- in Folge ihrer unumschränkten Gewalt ben Eid der Treue zu leisten, würde er sich verpflichtet halten, dem Gib treu zu bleiben? Mit nichten. Sobald er aus dem Machtbereiche der Räuber ist, wird er den Eid brechen, weil derselbe nicht aus freiem Willen geleistet ist. Das Gleiche gilt von dem Fahneneid!

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Wer geht gern unter die Soldaten? Niemand? Wenigstens nicht Menschen, welche etwas Kultur und Bildung befizen. Schwören diese ben Eid mit gutem und reinem Gewissen? Nein! Sie leisten wissentlich einen Meineid.

Und somit ist wohl das oben Gesagte richtig: die Meineidigen laufen in Deutschland zu Hunderttausenden herum. Und wenn der Sozial demokrat" den Parteigenossen anräth, bei Eiben vorsichtig zu sein, damit kein Meineid geleistet wird, so brüllen die deutschen Breßhu- saren ger 3 termordio; sie sind aber ganz mäuschenstill, wenn der Fahnen­gies Reineib geleistet wird."

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Die vorstehenden Ausführungen haben jüngst von einer Seite eine Bestätigung erfahren, von der man es am wenigsten vermuthet hätte: nämlich von der höchsten bayerischen Militärbehörde, dem Generalauditoriat. Dieses hat in einem Strafverfahren gegen zwei Landwehrmänner, die unter Hinweis auf ihre Konfession( es waren Mennoniten) den Fahneneid verweigert hatten, ein freisprechendes Erkenntniß gefällt unter der Motivirung:

,, Ein Soldat dürfe nicht zur Ableistung des Fahnen­eibes gezwungen werden, da einerseits es nicht der Fahneneid fei, welcher den Mann zum Soldaten mache, sondern lediglich das Militär­pflichtgeset, und der Eid nur einen religiösen Charakter trage, anderer­feits weil tein bayerisches Militärgesetz eine Bestimmung enthalte, gemäß welcher ein Soldat zur Leistung des Eides gezwungen werden könne. Im Gegentheile existire eine noch nicht aufgehobene churpfälzisch- bayerische t ba Berordnung vom Jahre 1793, wonach es nicht erlaubt ist, einen Ron­tribirten zur Ableistung eines Fahneneides zu zwingen."

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Sehr vernünftig, aber Bayern befindet sich auch noch nicht auf der Iniß böhe der neudeutschen Zivilisation. It erst mit den Reservatrechten auf­vor geräumt, wozu mit dem Brannntweingesetz ein schöner, vielversprechender en, anfang gemacht ist, so wird auch für Bayern der Meineid in Form ren des Fahneneides obligatorisch werden.

lien, Damit aber auch bem bayerischen Fahneneid der Fluch des Widersinns igen anhafte, muß der bayerische Militärpflichtige dem wahnsinnigen Otto 3 Treue geloben.

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cecht Die Ludwigshafener Angstphilister haben sich wieder einmal als in ihrer ganzen Glorie gezeigt. Als es der Polizei neulich einfiel, Maffen. rziel aussuchungen vorzunehmen, ließen sie sich als freiwillige Poli haßtisten einschwören und machten den Polizeirummel mit. Nun, wer sich fung durchaus lächerlich und verächtlich machen will, den kann man nicht daran bindern. Und außerdem ist's ja bei den Herren nicht das erstemal. Als or anderthalb Jahren eine Versammlung, in der Liebknecht sprechen foute, in Ludwigshafen verboten wurde, fürchteten die Angst Bolizeier vohl and Philister von Ludwigshafen eine Rebellion, und ließen die Philifter fich auch als Polizisten einschwören. Zum Glück gingen die Ludwige. b in afener Arbeiter hinüber nach Mannheim , wo Liebknecht ungehindert prechen fonnte wären sie drüben geblieben und hätten sich auf der Straße gezeigt, so wäre ein halbes Dutzend der armen eingeschworenen tebe Angstphilister und freiwilligen Polizisten vor Schreck gestorben.

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Mit den Geheimbundsprozessen will's nicht mehr recht ehen. An verschiebenen Drten sind die Berfolgungen eingestellt worden. Das Danziger Urtheil hat die bisherige Pragis durch U e bertrei ad absurdum geführt und die weitesten Kreise stutig gemacht. ingropbem bleibt äußerste Vorsicht geboten, und was wir neulich über Geheim Organisationen sagten, behält seine volle Gültigkeit.

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-Unter den Berliner Sozialdemokraten gewinnt die

fich anarchistische Richtung immer mehr Einfluß- jubeln vereint

bie Berliner Reptilblätter und die Beutert'sche Autonomie", beibe wollen inen jogar entdeckt haben, daß unsre Blosstellung des Peukert nur diesem, für uns mit Schrecken erfüllenden Umstande geschuldet ist. Nun, über Lezz nals teres haben wir uns schon früher geäußert und kommen daher nicht en beiter darauf zurück. Was aber das angebliche Umsichgreifen der anar­elche Sistischen Richtung anbetrifft, so steht ja fest, daß, wie die Affäre Jhrings pablow beweist, seit Jahren von Putty's Leuten trampfhafte Anstren sungen gemacht werden, die Berliner Arbeiter zu überzeugen, daß es aps mit der Wählerei nichts sei, und daß nur die Propaganda der That" aub elfen tönne. Es würde uns nun auch, offen geftanden, angesichts der in bodenlos brutalen Handhabung des Schandgesezes, gar nicht gewundert fche aben, wenn die Kollegen des biedern Jhring zum mindesten in letterer ng wäre, daß dem Reichsspihelminister Beziehung Erfolge erzielt hätten und eines Tages die Nachricht gekommen

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gelegt, beileibe nicht, aber z. B. über Nacht von verruchter Hand Schöne Ziegenbart abgeschnitten worden sei, was nämlich eine viel

der härtere Strafe für ihn wäre. Aber nichts von alledem. Dagegen erhiel im ten am 21. Februar, trotz der damals eifrigft betriebenen Anti- Wahl­betheiligungs Agitation, die sozialdemokratischen Randidaten 25,000 telen Stimmen mehr als vor zwei Jahren. d intole

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gäbe es also keine Anarchisten in Berlin ? D nein, lieber

Somit Leser, es gibt beren. Wohlgemerkt, richtige, veritable Anarchisten, die auf Aten bas Evangelium der Abschaffung des Staates 2c. schwören. Da es aber bamit doch nicht so schnell geht, als man eigentlich meinen sollte, so haben sich die guten Leute inzwischen auf ein weniger umständliches Ges fhäft gelegt, nämlich auf das

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wir,

wie sollen wir es gleich nennen?

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ben wir ersucht, mitzutheilen, daß die ,, Anarchisten" Sammel bous, wie sie zeitweise in Gebrauch waren, nachgemacht haben, und auf Grund derselben Gelber für ihre Zwecke aufzutreiben Juchen. Man möge daher allseitig auf der Hut sein.

Nachahmen. Von den Berliner Genossen wer

Man steht, die Peutert'schen Emissäre sind der Putty'schen Agenten .würdig. Man kann auf gra dem Wege nichts verrichten und fängt's daher auftrum mem an. Wenn Schuhmann Mahlow mit gefälschter Gesinnung hausirt, warum soll nicht auch das Hausiren mit gefälsch ten Bons am Plaze sein? Auf jeden Fall erreicht man damit Eines: bas gegenseitige Vertrauen in der Arbeiterschaft gründlich zu schädigen. Und wenn erst kein Arbeiter mehr dem andern traut, wenn man hinter jebem, der sich als Genosse vorstellt, einen Spigel oder sonstigen Bes trüger vermuthen muß, dann ist Peutert- Butty's Jdeal erreicht, dann blüht der Waizen der radikalen Anarchie".

Die Absicht ist gut, schade nur, daß das saubere Mittel seinen Zweck verfehlt. Mit ihm haben die Jünger des sauberen Peutert sich selbst allen Kredit abgeschnitten, den ihnen ihr radikales Gebahren vielleicht hier und da verschafft hätte. Für Fälscher sind die Berliner Arbeiter nun und nimmermehr zu haben.

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Nationalliberale Stilblüthen. Neulich machte das Leipziger Tageblatt " die Sozialdemokraten in drei Leitartikeln todt. Sie nicht die Leitartikel waren ,, Unkraut", und mußten ausgerottet" werden wofür selbstverständlich das Leipziger Tageblatt " durch weitere tödtliche Artikel dieser Art sorgen zu wollen versprach. Während nun bas hoffnungsvolle Organ für Schweinstnöchel und Klöße diese jour­nalistische Leistung im Leitartikel vollbrachte, brudte es in einer andern Spalte einen Artikel der Nationalliberalen Rorrespondenz" also des Parteiorafels ab, in welchem wörtlich folgender Satz vorkam: ,, Eine stetig wachsende, träftige Partei, die So. zialdemokratie, setzt ihre ganze Hoffnung auf die Jugend." nicht die ganze Hoffnung!

Nun

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Aber doch recht hübsch gesagt. Allein, um des Himmels Willen, wie reimt sich das im Leitartikel zur Ausrottung verurtheilte Unkraut" mit ber stetig wachsenden kräftigen Partei"? Verteufelt schlechte Aussichten für das Ausrotten"!

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Was nun den betreffenden Artikel der Nationalliberalen Korrespon­benz" angeht, so fordert er eine Reform unserer Universitäten". Der nationalliberale Artikelschreiber meint nämlich, die Universitäten seien noch etwas zu Liberal organisirt und böten nicht genügende Garan tien gegen das Eindringen sozialdemokratischer Jbeen. Es sollten wohl Polizeipickelhauben vor jedem Hörsaal stehen, damit die bösen Sozialdemokraten fich nicht hineinwagen, und ein Gensdarm neben jedem bozirenden Profeffor? Doch Scherz bei Seite, man sieht an solch blödsinnigen Angstergüssen, wie vollständig der bürgerliche Libe­ralismus am Ende seines Lateins ist.

Zur Naturgeschichte der Kartellbrüder sei noch folgende naive Neußerung zitirt, welche die Leipziger Zeitung", das amtliche Organ der sächsischen Regierung, vor einigen Wochen machte, als der ,, Staatsanzeiger die Rücknahme des Pferdeausfuhrverbots meldete: ,, Bekanntlich war das Verbot am 15. Februar erfolgt. Es war gerade die Zeit der Wahlbewegung. Daß inzwischen, und zwar wesentlich in Folge der Septennatsannahme, die politische Lage sich verbessert hat, wird von keiner Seite bestritten." Wie naiv verrätherisch ist dieses gerade"!

Wahrhaftig, die gute Leipzigerin ist ein schreckliches Schreckenstind ein enfant terrible, das von den weniger indistreten, ihre Mienen und ihre Zungen besser behütenden Kollegen und Genossen sicherlich schon tausendmal in den tiefsten Pfuhl der Hölle gewünscht worden ist.

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Ja, es war gerade" zur Zeit der Wahlbewegung und wenn nicht gerade" die Zeit der Wahlbewegung gewesen wäre, hätten wir, so ges wiß zweimal zwei vier ist, auch fein Pferdeausfuhrverbot erlebt. Daß die politische Lage seit der Annahme des Septennats sich ver­bessert" habe

Die Bourgeois in den Städten sind wenigstens so gewißt, daß fie glauben, durch kleine Zugeständnisse, durch Arbeiterherbergen, Suppens anstalten und ähnliche Mittelchen ihren guten Willen" zeigen zu müssen. Der perthierte Großbauer mit seinem dicken, eckigen Schädel verschmäht aber in seiner Dummheit solche Scheinmittel. Jm gegebenen Falle geht er, wie wir sahen, gegen den Proletarier, den er bei seinen schweren Arbeiten abgenugt hat, einfach mit bestialischer Brutas Iität vor. Der Dichter Morré hat in seinem Volksstück Nuller!" das ganze Elend jener heimatlosen, alten Einleger" geschildert und auch vergangenes Jahr im tärntnerischen Landtage den Antrag auf Alterss versorgung der abgeraderten alten Knechte und Mägde gestellt. Hier zeigten die tärntnerischen Bauern jedoch, daß sie von den Bourgeois draußen Etwas gelernt haben. Mit einer Raffinirtheit, welche des größten Parlamentes würdig gewesen wäre, wurde der Morré'sche Antrag in einer Rommission begraben. Niemand sah ihn wieder! Landarbeiter, wann werden Euch die Augen aufgehen??

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Bebel verließ am 14., Auer am 16. und Viereck am 17. August das 3 widauer Gefängniß. Frohme wird in Kürze nachfolgen, Ulrich aus den schon angegebenen Gründen noch bis Ende Oktober in Haft bleiben. Vollmar, der krankheitshalber einen Urlaub angetreten, wird im Oktober den Rest seiner Strafe absigen. Die drei Entlassenen haben die lange Einterferung überstanden, ohne anscheinend an ihrer Gesundheit Schaden genommen zu haben.

Wir rufen ihnen zum Wiedereintreten in den Rampf für Freiheit und Recht ein herzliches Glückauf! zu.

Die Genossen in Karlsruhe ersuchen uns um Aufnahme folgender Beilen:

,, Den seinerzeit durch eine infame Justiskomödie ihrer Freiheit beraubten Genoffen rufen wir bei der Wiedererlangung ihrer Freis heit ein Hoch die Sozialdemokratie!" zu. Wir werden stets dem Schwur treu sein, den wir gethan haben, an ihrer Seite mitzue tämpfen für das Prinzip der Freiheit, Gleichheit und Brüders lichkeit."

In Berlin und Hamburg haben die Genossen durch Aufs hissen von rothen Fahnen den Freigelassenen ihren Gruß gesandt, zahlreiche andere Sympathiebezeugungen find ihnen direkt übermittelt worden.

Die Wahrheit auf den Kopf stellen, das ist eine Beschäf tigung, die unseren Reptilien zur anderen Natur geworden ist und ganz maschinenmäßig, mechanisch von ihnen ausgeübt wird. Das neueste Kunststück in dieser Branche ist die systematisch kolportirte Behauptung, daß die Sozialdemokratie immer mehr die Grenzlinie, durch welche sie anfangs vom Anarchismus geschieden war, überschreite und sich fichtlich zum Anarchismus fortentwickle".

In Wirklichkeit verhält sich, soweit von Anarchismus überhaupt die Rede sein kann, die Sache gerade umgekehrt. Die anarchistische Bewegung oder das, was man darunter zu verstehen pflegt, schrumpft immer mehr zusammen, trotz aller Anstrengungen unserer Reptilien und unserer Polizei, den Wauwau mit Hilfe des bekannten Berliner Winds zu erschrecklichen Dimensionen aufzublasen. In Spanien , Belgien und Italien , wo es früher einmal ziemlich viel sogenannte Anarchisten gab, find sie jest mit der Lupe zu suchen. In Frankreich können es die, noch vor Jahresfrist von unseren Polizeireptilien als so furchtbar gefährlich geschilderten Anarchisten nicht einmal mehr zu einer anständigen Ber sammlungsprügelei bringen. Die Londoner Anarchisten entlarven sich gegenseitig als Polizeispigel, und in Amerika ist der einzige Anarchist, der sich bisher noch zum Wauwau gebrauchen ließ der arme Hans

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zu der melancholischen Ueberzeugung gelangt, daß der anars chistische Radikalismus einen verdächtigen Polizeigeruch hat. Und da hat dieses Reptiliengesindel die Stirne, zu sagen, der Anarchismus sei in reißendem Wachsthum und auf dem Puntt, die Sozialdemokratie ganz zu verschlingen!

Most ist ein kleiner Scherz, welcher in Berlin nicht sonders lich gefallen wird, denn er kann nur besagen entweder, daß die Berliner Reptilblätter, welche auch jetzt noch Allarmaachrichten aus­streuen, das nationale Publifum patriotisch anlügen,- oder, daß Bismarck , hätte er feine Septennats- Mehrheit gefunden, einen Krieg vom Zaune gebrochen hätte.

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Nun unter Freunden kommen solche Scherze mitunter vor. Man muß eben gute Miene zum bösen Spiel machen. Apropos

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und das gehört ja zu unserem Thema

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unsere Step­tilien sind durch die neuliche Nebe des englischen Premierministers, Lord Salisbury , an die Kaufleute der City in die äußerste Verlegenheit ges bracht worden. Englische Premierminister stehen im Nufe, die Wahrheit zu sagen, wenn nicht sehr dringende Gründe vorhanden sind, das Gegens theil zu thun, und da begeht nun dieser Lord Salisbury die Indiskretion, der Welt zu verrathen, daß der Weltfriede im gegenwärtigen Augenblick von keiner Seite ernstlich bedroht ist. Das paẞt natürlich unseren Reps tilien und ihren Hintermännern nicht in den Kram, denen die forts währende Beunruhigung und Aufregung des Publikums ein politi sches Lebensbedürfniß ist; und wahrhaft pofsirlich sind die Anstrengungen der Regierungsblätter, die Worte Lord Salisbury's abzus schwächen oder gar ihnen den entgegengesetten Sinn unterzuschieben. Ein deutsches Reptil bringt ja Alles fertig, was wider den gesunden Menschenverstand geht; und warum sollte es nicht auch in England Staatsmänner geben, welche die Wahrheit auf den Kopf stellen und Friede sagen, wenn sie Krieg meinen oder umgekehrt?

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Wir machen auf diese Reptilienmanöver beiläufig nur aufmerksam, weil es charakteristische Zeichen der Zeit sind. Die Beunruhigungspolitik Bismard's fann sich nicht drastischer verrathen.

Uebrigens haben die Reptilien es glücklich fertig gebracht, daß das Bismarc'sche Reich in der ganzen Welt als der europäische Friedens­ftörer gilt.

Bom antikollektivistischen Bauernschädel, wie ihn der Sozialethiker Schäffie liebt, theilen österreichische Blätter folgende Bras vourleistung mit:

Im freundlichen Städtchen Grein ( Dber- Defterreich) erregte in den Morgenstunden des 30. Juli eine seltsame Frauengestalt gerechtfertigtes Aufsehen. Nur mit Rock und Hemd bekleidet, die Hände mit einem derben Hanfftrick auf den Rüden gefesselt, eilte die Frau mit fliegenden Haaren und wirrem Blick durch die Straße, die Arme über und über mit Blut bedeckt. Angehalten, verlangte dieselbe in das Bezirksgericht gebracht zu werden, und erzählte folgende haarsträubende Geschichte: Sie sei gegen 70 Jahre alt, heiße Elisabeth Ebner und habe zulegt als Pfründnerin der Gemeinde Waldhausen im Armenhause zu Schloßberg gelebt. Bor furzer Zeit sei ihr vom Bürgermeister Johann Bed eröffnet worden, fte habe das Stübchen, das sie durch neun Jahre mit ihrem vor nicht langer Zeit verstorbenen Manne getheilt hatte, zu räumen und in die Einlage" zu gehen, das heißt, sie solle im Greisen alter von Woche zu Woche, durch Regen und Schnee, vonhaus zu Haus wandern, ungewiß, an welchem Orte sie einst der Tod von der qualvollen Wanderung erlösen werde. Sie habe sich deshalb geweigert, das Stübchen zu verlassen, und erschienen bei ihr am 30. Juli Morgens der Gemeindediener Josef Veda und der Wegmacher der Gemeinde behufs Ausquartirung. Dieselben trugen vorerst ihre Truhe fort, allein zurückgeblieben habe sie wilde Ver zweiflung erfaßt und sie versuchte durch Einschneiden der Arme mit einer Sense fich für immer Ruhe zu schaffen. Als die zurückkehrenden Männer die Frau blutend fanden, banden sie derselben die Hände auf den Rücken, und zwar derart, daß die Feffeln später nur durch Abs schneiden entfernt werden konnten und drohten ihr, fie anzuhängen, wenn fie fich nicht füge. Sie entlief ihren Beinigern und eilte gefesselt und blutend nach Grein , wo dieselbe nach drei Stunden erschöpft an­tam. Die zurückgelegte Wegftrede beträgt 19 Rilometer. Wie wir ers fahren, wurde die Unglückliche, nachdem ihr ärztliche Hilfe zu Theil ge­worden und die gerichtliche Amtshandlung erfolgt war, in das Greiner Armenhaus überführt, wo dieselbe die sorgfältigste Pflege genießt. Von Seite der Gemeinde Waldhausen hat sich bis nun Niemand um den weiteren Verbleib ihres Gemeindemitgliedes gefümmert." Dazu bemerkt bie Wiener Gleichheit" treffend:

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Man spricht und schreibt, namentlich in den Blättern, welche der reaktionären Masse der Großgrundbesiger, Bauern und Pfaffen dienen, immer so viel von der Wohnungsnoth der Arbeiter in den Städten, grade, als wenn man die Aufmerksamkeit von der gleichen Frage auf dem Lande ablenten wollte. Die ergreifende Schildes rung des Linzer Bourgeoisblattes, die wir oben wörtlich wiedergaben, zeigt aber, daß es dem ländlichen Proletarier genau so schlecht geht, wie bem städtischen. Es ist sogar noch ein Unterschied zu Ungunsten des Landarbeiters da.

Beiläufig bemerkt, ist es uns ganz gleichgiltig, was unsere Reptilien denken und schreiben. Und wenn wir dieser neuesten Lüge erwähnen, so geschieht es nur, weil sie ein wesentliches Glied in der Kette ist, durch welche das deutsche Volt womöglich auf ewige Zeiten in der Polizeis Sklaverei gehalten werden soll.

Dank der Tattit und tattvollen Agitation der deutschen Sozialdemo tratie hat das Wort Sozialdemokrat seine gänsehauterzeugende Wirkung auf die breiten Volksmassen verloren, und immer entschiedener drängt der Gebante sich hervor, daß, wenn ein Ausnahmegesek überhaupt be­stehen soll, es sich gegen die Anarchisten, d. h. die Männer der Dynamit und sonstigen Attentate, zu richten habe, und nicht gegen die Sozialdemokraten.

Da nun aber das herrschende System der Ausn ahmegesetzgebung nicht entrathen kann, und da es in Deutschland trok aller Jhring- Mahlow, Peutert, Schmidt, Buttkamer und Genoffen tein e Anarchisten gibt, so bleibt logisch nur das Eine zu thun: Verwischung jedes Unters schiebes zwischen Anarchisten und Sozialdemokraten. Und dieser löblichen Arbeit unterzieht sich jetzt im Schweiße ihres Angesichts die Reptilpresse.

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In New York ist es in der letzten Zeit zu einem Bruch zwischen Henry George und seinen Anhängern einerseits und den erklärten Sozialisten anderseits gekommen, der zu einem Austritt bezw. Ausschluß derselben aus der im vorigen Jahr gegründeten Vereinigten Arbeiterpartei geführt hat. Den auf die alleins seligmachende Landreform oder vielmehr Landsteuerreform verbissenen Georgeanern waren die vorwärtsstrebenden Sozialisten unbequem gewors ben, und so benutten sie einen ursprünglich gegen die korrupten alten Parteien gerichteten Passus des Statuts der Ver. Arb.- Partei", nach welchem fein Mitglied der Ber. Arb.- Partei" gleichzeitig Mitglied einer andern Partei sein könne, zu einer Auslegung in dem Sinne, daß sich bies auch auf die Zugehörigkeit zur Soz. Arb. Partei" beziehe. Das Tendenziöse dieser Maßregel liegt auf der Hand, bei gutem Willen hätte sich leicht eine andere Lösung der Frage finden laffen.

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Natürlich haben die Sozialisten, deren Verdienste um das Zustande tommen der Vereinigten Arbeiterpartei" Henry George selbst wiederholt zugestanden, diese schnöde Behandlung sich nicht ohne Weiteres gefallen laffen. In einer großen, sehr gut besuchten Protestversammlung wurde, nachdem die Genossen Schewitsch, Alex. Jonas, Vroomann und Hinton( leztere beide Amerikaner) gesprochen, eine energische Protest Resolution gegen dieses Vorgehen beschlossen; ferner hat bie National Exekutive der Sozialistischen Arbeiterpartei" einen allgemeinen Proteftaufruf erlaffen, der gegenüber den Angriffen der Georgeaner die Verdienste der Sozialisten um die allgemeine Arbeitersache in's rechte Licht stellt.

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Es heißt dort am Schluß:

,, Aus diesen Gründen legen wir daher energische Verwahrung ein gegen diesen Att der Intoleranz und Einseitigkeit und appelliren an die organisirte Arbeiterschaft, zunächst Newports, behauptend, daß der Kerns punkt der sozialen Frage, welche zur Zeit die ganze zivilisirte Welt in Aufregung und Spannung hält, nicht die Landtage ist, sondern die Abschaffung des Privateigenthums in jeder Form, sowohl an Grund und Boden, als vor Allem an den Arbeits Instrumenten( Maschinen, Fabriken 2c.)

Diese Forderung, weil durchaus logisch und einzig wissenschaftlich, ift von allen Arbeiterparteien der alten Welt, mit England, Frankreich und Deutschland an der Spike, als grundsägliches Unters scheidungsmerkmal von allen übrigen, selbst den sogenannten Arbeiter Reformparteien, anerkannt, weshalb wir, getragen von der historischen Erkenntniß, die uns heute noch mißgünstigen Mitglieder der Bereinigten Arbeiterpartei warnen, wenn ihnen etwas an dem Bestand der Partei gelegen ist, sich nicht von einseitigen Reformvorschlägen à la Henry George blenden und fortreißen zu lassen, sondern unsern Stands punkt und unsere Jdeen auf ihren Gehalt zu prüfen.

Das sozialistische Element aus den Reihen der Vereinigten Arbeiters Partei entfernen, heißt nichts anderes, als ihr das Rückgrat ausschneia den und das verheißungsvolle Schiff der neuen Partei auf der Sands bant fleinbürgerlicher Zendenzen jämmerlich Schiffbruch leiden su laffen.

Sollte dieser Protest, von Euch fortgeschrittenen Arbeitern unterstützt, ungehört verhallen, so wird die Nothwendigkeit sich erheben, die Grün bung einer Arbeiterpartei zu infeniren, welche, von den Schlacken der Einseitigkeit befreit, in ihr Programm die Forderung der ökonomischen