Regiment Bismarck" furchtbar gemißhandelt wurde. Derselbe sollte reitenlernen und benahm sich dabei etwas ungeschickt, was den Unteroffizier»eranlaßte, mit der langen Reitpeitsche wiebeseffen auf ihn loszuschlagen.Ali der Soldat mehrfach vom Pferde gefallen war und mit Hülfe an-derer Soldaten wieder auf daffelbe gefetzt worden, ging die Malträtirungweiter. Die Handschuhmachergehülfen, junze Leute, welche die GeheimniffeUnserer heutigen Rechtspflege noch nicht kannten, schrieben— empörtüber die wahrgenommene Menschenschinderei— an das Kommando des7. Küraffierregiment«, mit ihren fünf Unterschriften bezeugend, was siewahrgenommen. Einige Wochen darauf erhielten sie sämmtlich Anklagewegen wissentlich falscher Denunziation, worauf Ge-fängniß nicht unter 1 Monat bis 8 Jahren steht. Auch kann auf Ver-lust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.Im Verhandlungstermin beschworen 1) der Unteroffizier: er habe denSoldaten nicht geschlagen, 2) der Soldat selbst, er sei nicht geschlagenworden, 8) mehrere Küraffiere. die dabei gewesen, sie hätten nicht gesehen,daß der Soldat geschlagen worden.„Es steht mithin fest," erkannte das hiesige Landgericht,„daß dieHandschuhmacher aus sozialdemokratischem Jntereffe falsche Anschuldi-gungen gemacht." Mithin erhielt Jeder, mit Ausnahme des Lehrlings.der sich der Strafbarkeit nicht bewußt gewesen, 2 Monate Gesängniß.Hätte nur Einer die Eingabe unterschrieben und die Andern als Zeugenangegeben, so hätte ihnen dieses schwerlich paffiren können. Geholfenhätte es aber auch nichts.Der Reichstagsabgeordnete Grad ist bekanntlich wegen Beleidigungder deutschen Armee-Zahlmeister verurtheilt.„Bon Rechtswegen," obgleich«S ein offenes Geheimniß ist, daß der reellste Zahlmeister kein Liefe-rungsgefchäst abschließt, ohne sich dabei 1—2 Prozent Rabatt zusichern.Etwas zu grob haben es die Quartiermeister des hiesigen Küraffierregi-tnents gemacht. Seit Renschengedenken treiben die hiesigen Quartiermeisterein lukratives Geschäft mit alten Stiefeln, Hemden und Uniformen. DerEine derselben schloß aber etwa um Ostern dieses Jahres mit einemHandelsmann ein großes Kaffageschäft ab, der letztere fuhr mit einemWagen und zwei Pferden Nachts auf den Hof der RegimentskammerUnd die ganze Kammer wurde ausgeräumt. Morgens machte sich derOuartiermeisier aus dem Staube, seine Kollegen und der Handelsmannaber gingen auf's Zuchthaus.Gin Infanterist ist, weil er daS Lied gesungen:„Ich brn Soldat, dochward ich e» nicht gerne," zu 6 Monaten Festung kriegsgerichtlich ver-vrthellt worden.— Auch die Steinklopfer find überflüfiig getvorden. Wirlesen in der Wiener„Gleichheit":„Bis jetzt wurde die edle Beschäs-tigung des Steineverkleinerns für eine so nützliche und brauchbare Ar-beit gehalten, daß die königl. preußischen oder muckerisch PastoralenSerpfle�unzsstationen für arme Reisende in Deutschland sammt ihrenösterreichischen Nachahmern den müden Wanderer entweder einen Vor-»ath Holz spalten, oder einen Haufen Steine klopfen ließen, ehe sie ihmdie„Wohlthat" der Quartiers und des Bettlermahles gönnten. Weintjetzt, edle Seelen, und seht Euch nach einer anderen„paffenden Be-schüsligung" für den stellenlosen Proletarier uml Denn über eineS t e i n s ch l a g- M a f ch i n e, die auf einer im Bau begriffenenChauffeestrecke gegenwärtig in Thätigkeit sich befindet, wird Folgendesderichtet:„Bisher war ei nur in Steinbrüchen, wo das Material werthlos, dieArbeitskräfte dagegen sehr theuer sind und eine maschinelle Anlagevollkommen stationär gemacht werden konnte, möglich gewesen, sich derMaschinenkraft zum Steinschlagen zu bedienen. Mit der in Redesiehenoe» Maschine scheinen die großen Schwierigkeiten, welchesich der direkten Verwendung einer solchen auf der Baustelle ent-gegenstellten, überwunden zu sein. Die Dampsmaschine arbeitetgewöhnlich mit 30 Pserdekräften, dieselbe kann aber um mehr als dasDoppelte gesteigert werden. Die Maschine ist Selbstfahrer und imStande, die schlechtesten Wege wie die kleinsten Kurven, welche über-Haupt für Pferde und Wagen noch paffirbar sind, anstandslos zudurchfahren. Der Berichterstatter war Zeuge, wie die härteste nschwarzen Steine, von der Größe gewöhnlicher Bausteine, inden Apparat geworfen wurden, und wie die Maschine in 3'/,Minuten etwa'/, KubikmetertadellosenSteinschlaglieferte. Wie jede Neuerung, hatte auch diese Maschine mit starkenBorurtheilen zu kämpfen, heute aber, nachdem einzelne Theilstrecken,theils von H a n d s ch l a g, theils von Maschinenschlag hergestelltworden, ist man über die Qualität einig. Bei dem Befahren der mitMaschinenschlag hergestellten Strecken hat man das Gefühl, alsvb der Wagen auf einer ASphaltbahn rollte. Es ist dieseswohl zum größten Theile dem Umstände zuzuschreiben, daß der Maschinen-schlag ohne irgend welche Mehrkosten beliebig klein gehaltenwerden kann, waS bei dem Handschlag bekanntlich nicht der Fall ist:der oftmals recht bedeutend größere Schlag aber gibt dann eine wenigerdichte und niemals ganz glatte Steinbahn."Die Maschine arbeitet billiger und besser als Menschenwerk—was willst Du mehr, bestes Kapilalistenherz? Das genügt, um Dichwit der Zeit überall dazu zu veranlaffen, die Steinklopfer zu beurlauben,durch ihren Zuzug die Reservearmee der Beschäftigungslosen noch mehrzu vergrößern und die neue Maschine an ihre Stelle zu setzen. Sogeht es unaufhaltsam vorwärts mit der kapitalistischen Entwicklung!Immer größere Arbeiterschichten, die bisher abseits von der sozialistischenBewegung standen, werden durch die Maschine brotlos gemacht und»evolutionirt. Uns kann es recht sein! Wir und alle Kameradenwerden die neuen Zuzügler mit offenen Armen empfangen. Jedergrößere Lau, der gegenwärtig in Wien vorgenommen wird, zeigt demBorübergehenden, wie statt der ehemaligen, sehnigen Backsteinwerferschwächliche, bleiche Knaben neben den Ziegelsteinhaufen stehen und dasMaterial mit einem kurzen Handgriff in die Auswindmafchine legen,welche die Steine bis zum obersten Stockwerk besördert. Macht dieAugen auf, Philister, wenn Ihr an den Bauplätzen des neuen Rath-Hauses vorübergeht, und lest in den elenden Zügen der Knaben dasSchicksal Eurer Gesellschaft! Aber Euch beschäftigen lieblichere Bilder,wenn Ihr durch die Straßen schlendert— blind wie immer laust IhrEurem Untergange entgegen.— Muth ist eine schöne Eigenschaft, aber— vorficht ist derTapferkeit bcfierer Theil. Wir lesen m der„Berliner Volkszeitung":„Nach dem Berichte des„Deutschen Tageblatts" über die Ankunftdes Fürsten Bismarck in der Nacht vom Donnerstag zum Freitagwaren auf dem hiesigen«nhaltischen Bahnhofe von Eisenbahn- undPoli,eibehörden ganz ungewöhnliche B o r si ch t s m a ßregelngettoffen, unter denen das übrige reisende Publikum leiden mußte. FürstBismarck kam mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge. Nun berichtet dasgenannte Blatt:„In den von zw ei Lo ko m o tiv e n gezogenenDrain war der Salonwagen des Fürsten BismarckdeinaheamEndeeingereiht. Bei Ankunft des Zuges in Berlinwurde der Perron abgesperrt und von den Paffagieren durfteNiemand aussteigen, bevor Fürst Bismarck die Hallederlassenhatte."...Der Mann von Blut und Eisen, der mit Seelenruhe Kriege au-zettelte, die Hunderttausenden das Leben kosteten, ftrnd Alexander III.,der unumschränkte Despot über achtzig Millionen Menschen, zitternd anallen Gliedern, wenn sie sich aus ihrer doppett und dreifach beschütztenBehausung wagen— das ist die blutigste Sattre, die über die beidengeschworenen Feinde der Völkerfreiheit versaßt werden könnte.Daß doch Grausamkeit und Feigheit immer Hand in Handstehen!— Bom Jungen Wilhelm erzählt ein deutsches Klatschblatt, die„Potsdamer Nachrichten", folgenden Ausspruch, der die erhabene Ge-Innung diese« Gottesgnadenfrüchtchens zum vollendeten Ausdruck"�Vor Kurzem kam Prinz Wilhelm in die Jnstruktionsstunde und rich-tet« an die Husaren die Frage, wa» sie thun würden, fall« sie rn einerKneipe säßen und hörten, daß Jemand über das Reich schimpfe odersich unehrerbietig über den«aiser äußere? Der Ein« antwortete die«,d-r Andere jene«, bis schließlich Prinz Wilhelm sagte:„Wissen Sie,wai ich thun würde? Ich würde den Kerl einfach rauSwerfen.Zum'Rauswerfen gehören bekanntlich Zwei, und so könnte der ge»st-»nche Jüngling, der sich mit der Hoffnung schmeichelt, derernst über dasdeutsche Volk zu herrschen, wenn er es versuchen sollte, seine brutal-Anweisung selbst zu befolgen, gelegentlich recht üble Ersahrungen machen.Indeß er wird dies wohl hübsch bleiben lassen und sich aufs D e n u n«zir e n beschränken, in welch edler Kunst der Held von NowaweS— wodas Prinzchen beim Anblick eines rothen Schnupftuches halb ohnmächtigwurde und die Polizei um Verhaftung des Inhabers ersuchte— ja schonso erstaunliche Leistungen abgelegt.Feige, flegelhaft, verroht— die Jugend der Bourgeoisie kann aufden Jungen von Gottes Gnaden stolz sein. Er ist ihrer würdig.— Unter sehr wnnderbareu Umständen, schreibt man unsaus Berlin,„hat in voriger Woche beim Unterstaatssekretär GrafenHerbert von Bismarck, ein Diener sein Ende gefunden. Der«selbe, Wegener mit Namen, verspürte öfter Lust, in seines Herrn Klei-dern einen sogenannten„wilden Mann" zu machen und wurde darübervon Herbert zur Rede gestellt. Die etwas scharfe Szene spielte sich ineinem der gräflichen Zimmer unter vier Augen ab. Plötzlich er-tönte ein Schuß. Den herzueilenden Bedienten wurde nun gesagt, derMann Habesich erschossen. Seine näheren Bekannten wollenjedoch noch nie einen Revolver bei ihm gesehen haben,auch trauen sie ihm eine solche That in keiner Weise zu. Aber er isttodt. und kein Mensch ist in der Lage, festzustellen, ob sich die Sachewirklich so oder anders zugetragen."Nun, das fragt sich noch; jedenfalls wäre eine amtliche Unter-s u ch u n g sehr am Platze gewesen. So bedingten Werth wir einer sol-chen unter den obwaltenden Umständen auch beilegen, oder vielmehr, sogeringe Resultate in Bezug auf die Ermittelung der W a h r h e i t wirvon ihr erwarten, so stellen wir doch hier, da in Deutschland sich keinOrgan dafür zu finden scheint, in unserer Eigenschaft als natürlicherAnwalt aller Entrechteten die Forderung auf strengste Untersuchung.Wir wissen, daß die Sippe Bismarck sich heute viel in Deutschland her-ausnehmen darf, aber daß ihre Angehörigen ungestraft m o r d e n dürfen,— und wenn's auch nur nach dem allerhöchsten Vorbild des PrinzenKarl wäre, das bliebe doch erst festzustellen.Vielleicht findet, nachdem wir die Sache angeregt, doch jetzt irgend einunabhängiges deutsches Blatt den Muth, ihrer zu erwähnen. Wo nicht,so werden wir immer wieder darauf zurückkommen, denn wir sind nichtgesonnen, es zu dulden, daß kein Hahn danach kräht, wenn ein Prole-tarier von einem Adelsprotzen ermordet wird.— DaS Glück der Freigelassene«. Alles in Betracht gezogen,so schreibt ein Korrespondent aus Kentucky, haben die Weißen durchAufhebung der Sklaverei nur gewonnen. Vor dem Kriegemußte der Mann, der einen Sklaven miethete, von Doll. 1S0 bis Doll.200 per Jahr bezahlen, und nicht nur die Kost, Kleidung und Pflegeliesern, fondern auch alles Risiko übernehmen, als ob er den Sklavenselbst eignete: jetzt kann er die besten Farmarbeiter fürDoll. 10per Monat erhalten, und der Riethling hat für seine Lebens-bedürfnisse selbst Sorge zu tragen. Als Beispiel diene ein Großgrund-besitzer in der Nachbarschaft der Stadt. Vor dem Kriege besaß und be-schäftigte derselbe zwanzig Neger und bei Eintritt des Winters hatte erbeinahe nichts für die Leute zu thun, er mußte jedoch die Leute ver-pflegen uns müssig liegen lassen, da nur etwas Reparatur an Haus undZäunen neben der Viehfütterung zu besorgen war. Jetzt beschäftigt erdieselbe Anzahl Leute, aber nur während des Sommers: aucheinige Wenige zur Verrichtung der Winterarbeit. Derselbe theilte demKorrespondenten mit, daß er aui seiner Farm grade so viel erzielt, wievor zwanzig I ihren, aber nur die Hälfte der damaligenAuslagen hat. Dies ist mit allen Farmern im Staate der Fall,und die Folge ist, daß zur Winterszeit die Ortschaften mit Negern über-füllt sind, die eine traurige Existenz fristen, bis das Frühjahr ihnenwieder Beschäftigung bringt. Schlechte, ungenügende Nahrung und keinSchutz gegen die Unbilden der Witterung bringen natürlicher Weise vielKrankheit und Leiden unter sie.„Da haben wir es schwarz auf weiß," bemerkt dazu das„Philadel-phia Tageblatt",„daß der nun„freie" Arbeiter viel schlechter daran ist,als der Sklave, und daß die südlichen Lords dumme Tröpfe waren, alssie sich der„Emanzipation" widersetzten. Die Verwandlung desSklaven in einen Proletarier ist unter allen Umständen e ingutes Geschäft für die Besitzer der Arbeitsmittel.Das hatten auch die altrömischen Großgrundbesitzer erkannt. Nachdemsie die Sklav-naufstände bestegt hatten, gaben sie die Sklaven selbst zuHunderttausenden frei. Unsere südlichen Ritter hätten, wenn der Konfliktein paar Jahrzehnte hinauszuschieben möglich gewesen wäre, ganz das-selbe gethan."— AuS Holland. Amsterdam, 4. September. Wie bekannt,wurde unser Parteigenosse F. Domela NieuwenhuiS wegen an-geblicher Majestätsbeleidigung zu einem Jahr Zellengesängniß verurtheilt.Sieben Monate sind seit seinem Haftantritt vergangen unter anhaltendemProtest der Parteigenossen und unseres Parteiorgans„Recht voor Allen",sowie einer großen Zahl der angesehensten Gelehrten und RechtskundigenHollands. Von allen Seiten wurde die Freigabe des so ungerecht ver-urtheilten Volksfreundes verlangt, bis schließlich der Justizminister ein-sah, daß es klüger sei, dem Druck der öffentlichen Meinung nachzugeben,und sich entschloß, unserem unermüdlichen Streiter die Kerkerthüren zuöffnen. Mittwoch den 81. August wurden die Genoffen im Lande durchdie Botschaft erfreut:„Nieuwenhuis ist frei!"Noch am Abend seiner Freilassung begab sich unser Freund in dasVersammlungslokal Walhalla der Partei im Haag, un dort den Partei-genoffen die Hand zu drücken. Wiewohl man auf seinen Besuch nichtvorbereitet war, wuroe doch schnell ein festlicher Empfang für ihn im-provisirt.Samstag kündigten große Plakate den Amsterdamer Parteigenossenan, daß Nieuwenhuis Sonntag Morgens gegen 10 Uhr eintreffen werde.Lang vor der festgesetzten Zeit war die Umgebung des Bahnhofs mitTausenden von Anhängern und mit unserem Freunde Sympathisirendenbesetzt. Bei seinem Erscheinen auf dem Perron durchbrauste ein viel-tausendfaches Hurrah die Luft. Auf dem ganzen Wege vom Bahnhofdurch die Stadt nach dem Versammlungslokal durchwogte eine unüber-sehbare Menschenmaffe die Straßen, und die Hochrufe auf Nieuwenhuisund die Sozialdemokratie wollten kein Ende nehmen. Das Versamm-lungSlokal, der Volkspark, war überfüllt, und immer neue Schaakendrängten von außen an, alle wollten unseren Vorkämpfer sehen und be-grüßen, denn ein jeder erblickt in ihm die Verkörperung der streitendenund leidenden Sozialdemokratie, und ihm Ehren erweisen heißt seineSympathie für das geknechtete Volk ausdrücken. Gegen 12 Uhr betratunser Freund die Estrade des mit Fahnen und Bannern der verschie-denen Fachveretne, sowie mit Blumen und Pflanzen festlich geschmücktenSaales.Unser Vereinspräfident Fortuin bewillkommte Nieuwenhuis im Namender Amsterdamer Sektton und wies darauf hin, daß Feste nur eine Aus-nähme im Leben der Sozialdemokraten bilden und ersuchte, die Bour-geoisie unablässig zu bekämpfen, und die Fahne des Proletariats hochzu halten. mGenosse v. d. S t a d stellte einen Vergleich an zwischen dem Festeheute und dem Königsfeste im April, und kam zu dem Resultat, daß,während hier Alles aus Sympathie für die heilige Sache geschieht, dortder Jubel nur durch Geld und Genever(Branntwein) erkaust wurde.Aus Gent waren Ban Beoeren und Brakelaere gekommen, um imNamen der Genter Sozialisten Nieuwenhuis zu begrüßen.Alsdann nahm Nieuwenhuis das Wort und führte an Hand der Ge-schichte au», daß wenn die Rechtssicherheit verloren geht, die Revolutionvor der Thür« steht, und noch nie war die Rechtsprechung so verkommenwie jetzt. Er schloß mit den Worten:„Aufs Neue nehme ich meinenPlatz bei den Unversöhnlichen, wieder fülle ich meinen Platz auS in denReihen des streitenden Proletariats."Nachdem verschiedene Gesangvereine abwechselnd Lieder vorgetragen,wurden unter Musik und Gesang dem Volksfreund Kränze und Bouquetsüberreicht. Mit dem Absingen des FreiheitSliedes und dem Gelöbniß,immer treu zur rothen Fahne zu stehen, endigte dieser, für uns Amster-damer so bedeutsame Tag.Die ganze Feierlichkeit ist sehr gut verlaufen dadurch, daß sich diePolizei von allem fern hielt. Die Ordnung wurde keinen Augenblickgestört, waS zum so und so vielten Male bewies: keine Polizei, keineUnordnung. Em Hoch auf die internationale Sozialdemokratie lExcelsior.— Au» Norwegen. Bergen, 28. August. Im vorigen Berichthabe ich von den gemeingefährlichen, aus die Riederdrückung alles Ver«nünftigen gerichteten Bestrebungen deS heutigen Christenthums hier obengesprochen, mir bleibt zur Darlegung der beiden Haupthindernisse einesschnelleren Umsichgreifen» des Sozialismus nur noch die Kennzeichnungder Firlefanzereien der beiden bürgerlichen Parteien.Die Hauptfrage, welche die politischen Diskussionen jetzt hier erfüllt,ist die Einführung des allgemeinen, gleichen unddirekten Wahlrechts. Es ist überaus interessant, die Drehungenund Wendungen des„großen" Ministers Johann Sverdrup»weiland Demokrat und Fürsprecher des allgemeinen Wahlrechts, zu be«obachten, welche er diesem gegenüber ausführt. Während er sonst garzu gern sein deutsches Gegenstück kopirt, schweift er bezüglich der Wahl-rechtsfrage ungemein gern ins Weite, und sein Troß hinter ihm drein.Von den III Storthingsmännern getrauten sich nur 27für die Einführung zu stimmen, als dagegen eines Tages dieFrage der Anschaffung eines neuen Wagens für den König aufs Tapetkam— der alte war„nicht mehr fein genug"—, fanden sich, wenn»gleich der Vorschlag, dessen eventuelle Annahme dem Volke ca. 80,000Mark gekostet hätte, auch durchfiel, dennoch 4 2, die das Geld be»willigen wollten. Daß sich die gesammte Klique der„Rechten"(Hoire) darunter befand, ist selbstverständlich.Während von allen Seiten dem Volke zugerufen wird:„Kommt zuuns, wir wollen euch helfen, wir können euch helfen, wenn ihr bloSkommen wollt I" verspürt die große Masse trotz der langen Regierung de«„liberalen" Ministeriums keinerlei Besserung. Im Gezentheil, den sozialenEntwicklungsgesetzen folgend, spitzen sich die Verhältnisse je länger jemehr zu. Und das ist recht so. Es beginnt darum auch nach und nachzu dämmern, langsam zwar, sehr langsam, aber darum auch um sosicherer.Rur noch ein klein wenig mehr Industrie, Konzentration des Besitz»thums an Produktionsmitteln in einigen wenigen Händen, tüchtige Agi-tation unter den Arbeitern und— die Kautschukparteien müssen bis aufden Nullpunkt zusammenziehen. Allervings haben wir in der Lokalpresse»dieser feilen Dirne der heutigen Gesellschaft, einen nicht zu unlerschätzen-den Gegner. Allein gemach, noch stets hat das Licht über die Finsternißgesiegt!—Am 21. August tagte in Christiania ein Mischmasch von Leuten, dieder Welt weismachen wollten, daß dem ehrsamen Handwerk noch einmalder Weizen blühen könne. Nachdem man ein Weilchen bauchgerutscht,das heißt dem König den unvermeidlichen Respekt vermeldet hatte(selbst»verständlich erfolgte sofort Antwort), wurde nach grausamer, für jedenvernünftigen Menschen ungenießbarer Blechschwätzerei mit allen gegeneine, sage und schreibe: eine Strntme die Einführung des— Gesellenstückes beschlossen, um— man höre!— eine Garantie zu haben, daßder Geselle auch etwas gelernt hat. Einer meiner Freunde bemerkte einstmit Bezug auf dieses Zunft- und ähnliches Unwesen: Galvanisirenkönnt ihr diese Leiche, nicht aber ihr Leben einhauchen.Am gleichen Tage ward in Arendal der erste norwegischeArbeiterkongreß abgehalten. Es liegen mir leider die Berichteüber die Verhandlungen noch nicht vollständig vor, doch kann ich jetztschon mittheilen, daß die Vereinigung aller wirkichen Arbeitervereine aufGrundlage von Fachvereinen beschlossen wurde. Als Haupt-Programmpunkte nenne ich: Allgemeines Wahlrecht,*) Normalarbeitstag,Arbeiterschutzgesetz.Ich habe noch einiger literarischen Erscheinungen zu erwähnen. Außerdem Kommunistischen Manifest, Utopie und Wissenschaft, Nieder mitden Sozialdemokraten, Zu Schutz und Trutz, Schramm'S Grundzügender Nationalökonomie, Bebel'S Unsere Ziele und Die Frau ic. ist unsnun auch seit Kurzem die„Bibel des Arbeiters", Marx' Kapital(der1. Band), zugänglich. In neuester Zeit kam in Stockholm heran«:Atterdag Bermelin, Marx' Werththeorie, in dem Verlage von.M. Bonnier.Ihr seht, Parteigenossen in Deutschland, ei» geht langsam» aber e&geht doch.A. Rüben,.Wir erhalten gleichzeitig Folgendes:Der Demokratische Arbeiterverein in Bergen beging in öffentlicherVersammlung am 28. August, dem Tage, an welchem Lassalle sein Duellaussocht, den Todestag des großen Volksmannes mit einem Vortrageüber dessen Leben und Werke. Nachstehende Resolution, die wir unseren!deutschen Mitkämpfen übersenden, wurde von der Versammlung einstimmigangenommen:„Die heutige öffentliche Versammlung sieht in Lassalle, obwohler die Arbeiterbewegung im nationalen Rahmen erstrebte�dennoch den Grundleger für die internationale Arbeiter»bewegung. Darum machen wir seine Worte zu den unserigeirund geloben, dafür zu sorgen, daß der Brand, den Lassalle angefachthat, weiter und weiter um sich greise."*) Die auswärtigen Genossen werden staunen, wenn ich ihnen mit/theile, daß man nicht das direkte Wahlrecht forderte. Dies geschah/weil man die Vereine, welche sich vor dem direkten Wahlrecht scheuen/nicht vor den Kopf stoßen wollte. Die Urtheile über diesen Beschlußsind in Bergen getheilt. Diese Rücksichtnahme ist traurig, aber erklärtsich auS den hiesigen Verhältnissen.I» Sachen Gilles»Bon Herrn Gilles geht un» eine Zuschrift zu, in welcher er sich bar»über beschwert, daß wir seinen zweiten Brief nicht vollständig zum Abdruckgebracht.„Sie beschneiden also", heißt eS da,„dem Angegriffenen sei»gutes Recht der Vertheidigung."Davon kann nun, denken wir, nach Lage der Sache gar nicht die Redesein. Wir haben das nach unserer Ansicht Wesentlichste der Berichtigung/die übrigens nur in Behauptungen bestand, gegeben, und da»-Uebrige fortgelassen, aus demselben Grund, weshalb wir bisher keineder g e g e n Gilles gerichteten Einsendungen veröffentlichten: nämlich/um den Raum unseres Blattes nicht über Gebühr mit dieser rein per»sönlichen Angelegenheit auszufüllen. Deshalb unterließen wir auch jedeKritik der Gilles'schen Ausführungen. Um jedoch den obigen Vorwurfsnicht auf uns sitzen zu lassen, kommen wir dem Verlangen des HerrnGilleS hiermit nach und lassen auch die Stelle auS seinem Brief folgen/auf die es ihm, wie er erklärt,„hauptsächlich ankam".Dieselbe lautet:„Ferner ist es nicht richttg, daß ich mich nach Eingehen— als» ge«wissermaßen in Verbindung mit dem Eingehen— der radikal-demokra»ttschen„Rheinisch-W-stf»lischen Blätter"(Elberfeld) der fozialdemokrati»scheu Partei angeschlossen habe. Meine Verbindung mit den Wupper»thaler Arbeitern datirt von jener großen Versammlung her, in welcherich, wie Ihnen bekannt sein wird, am 30. August 138d auf dem Döpp-ri-berg in Elberfeld ganz unabhängig von der„demokratischen Partei", ja,,wie die nachgefolgten Anfeindungen grade von demokratischer Seite ge--zeigt haben, sogar im Gegensatze zu derselben, über„Die Demokratieund die soziale Frage" gesprochen habe. An ein Eingehen der durcheinen guten Vertrag gesicherten„Rheinisch-Westfälischen Blätter" dacht«damals noch Niemand. AlS aber später auS praktischen Erwägungen undin Folge meiner der bürgerlichen Demokratie zu sozialistisch gewordenen�Stellungnahme davon gesprochen wurde, war mir sofort unter sehr vor-theilhaften materiellen Bedingungen ein Platz in einer anderen demo-kratischen Redaktion angeboten worden. Ich zog eS indessen vor, dieRedaktion eines ArbeiterblatteS zu übernehmen, welches keineswegs unter:günstigen Auspizien in'S Leben trat. DaS Nähere darüber ist in einer.Broschüre„Bureaukratische Mißgriffe", die ich beifüge, gesagt. Meinformeller Beitritt zur Partei erfolgte ein halbes Jahr nach Ei scheine»dieser Broschüre. Letztere hatte den Zweck, die Freigabe der verbotenen„Freien Presse" zu erwirken, waS bekanntlich ja auch erreicht worden ist..So Herr GilleS.Wir gestehen ein, Herr GilleS ist ein geschickter Advokat, der die Ding«:trefflich zu ver— wirren weiß. Wenn er erklärt, daß fortschrittliche Blätter.unter seiner Leitung demokratisch gewesen seien(s. Nr. 38), so läßt sich/dagegen gar nichts einwenden, sintemalen— die Fortschrittler überhaupt.vermeinen, gute Demokraten zu sein. WaS er aber nicht widerlegt, ist,daß diese Blätter Organe der Fortschritts Partei waren,, und gradedarum handelte es sich.Ebenso in der obigen Darstellung. SS handelt, sich um- den Uebertrittzur Sozialdemokratie, und Herr Gilles. erzM. uns, daß er schon, am.