ASonuements Uftken bei allen schwe>>«iischm Postbureaur. sowie beim Verleg «i» dessen belannten Agenten Aetgegengenomm-n. und»war»um »orauS zahl dar«»» Merteljahrgpreii von: F». 2,— sllr die Schweiz < Kreuzband ) BH. S. - für Deutschland «louder«) JU 1,70 skr Oesterreich(Souvert) >r. 2,50 für alle übrigen Linder de» Weltpostdereini«treuzband), Z-serite die dreigespaltene Petitzeil« 2b St». 20 Pfg. Der Kosialdemokrat Grgan der Sozialdemokratie dmtscher Zunge. Drsch-kvt «»«»ntli»»»«««» Zürich (Schweiz ). B-rfas der »-rff»»«chha«»r»r? 4»»tl«g«i,-Za»ich. sbsistlldunge» franko gegen srauk»� gewöhnliche Pries« «»»er Schwei » t«»» Doppelport». 42. Priese an die R-daNio» and Srpedition de» in Deutschland und Oesterreich verbotenen.Sozialdemokrat» wolle man unter Beobachtung iusterster Porsich» abgehen lasten. Zn der Regel schicke man UN» die Briefe nicht direkt, sondern an die belannten Deckadreffen. In zweiselhaste» Fällen eingeschrieben. 14. Oktober 1887. Parteigenossen! Vergeht der Verfolgten und Gemaßregelten nicht! Vom Parteitag der deutschen Sozialdemokratie. Zu den bereits in voriger Nummer(auf der vierten Seite) Mitgetheilten Resolutionen haben wir noch folgende nach- zutragen: „Der Parteitag stellt an die Fraktion im Reichstage baS Ansuchen, ihren moralischen Einfluß bei dm HerauSgeb-r« und Eigeuthü- »ern vo««rbetterblättern und sonstiger ans die Arbeiter- kreise berechneten Literatnr in Demschlaud nachdrücklich dahin geltend zu machen, daß diese Art von Literatur ihrer Aufgabe, die Atbeiterklass« aufzuklären, auch wirklich entspricht, was nicht immer der Fall ist. Insbesondere aber soll die Parteivertretung ihr Augenmerk auch darauf richtm, taß der ausbeuterische und korrumpirende Charakter verschiedener dieser auf die Arbeiterkreise berechneten Unter- »ehmungen(marktschreierische Anpreisung von zweifelhasten literarischen Erzeugnissen, von Geheimmitteln und dergleichen, sowie die Berössent- lichung von Schmutz- und Schwindel-Snnoncen w.) aufhört Weigern sich die Herausgeber solcher Preßerzeugniffe, den im Interesse der Ar. beiterklafle ausgesprochenen Wünschen der Reichstagskaltion nachzukom» Men. so soll letzter- öffentlich die Arbeiter vor dem Lesen und Verbreiten solcher LUeratur warnen." »* * „Der Parteitag ernennt eine Kommission von drei Per- so nen, die den Auftrag erhalten, das Parteiprogramm einer Durcharbeitung zu unterziehe« und den hieraus hervorgehenoen Entwurf in allen seinen Thetlen in der sozialistischen Preffe zur Be- sprechung zu bringen. Zur Abstimmung soll der hieraus fich ergebende Entwurf auf dem nächsten Parteitag gelangen." In die Kommission wurden— wiederum emstimmig— Auer, Bebel und Liebknecht gewählt. Die Richtung, in der sich die Wünsche der Parteigenossen hinsichtlich der Programmänderung bewegen, deuten— wenigstens in einigen Richtungen— die Amendements zu dem obigen Antrag an. Das eine— von Berliner Genossen ausgehend— beantragte, in Erwägung zu ziehen: „ob die vorgeschrittenen industriellen Verhältnisse Deutschlands es Nicht angezeigt erscheinen laffen, den Grundsatz der Produktiv- Genossenschaften aus dem Programm zu streichen und an deffen Stelle die Forderung der Expropriation des Grund und Badens, sowie derProduttionSmittel t» setzen". DaS andere Amendement forderte den Beschluß: „im Programm der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bei dem 8 st(Verbot der Kinderarbeit und aller die Gesundheit und Sittlichkelt Ichädigenden Frauenarbeit ) die Worte:„und aller die Gesund- heit und Sittlichkeit schädigenden Frauenarbeit" I» streichen." Beide Amendements wurden der genannten Kommission zur Behandlung überwiesen. Außerdem befürwortete BloS die Auftiahme eines ProgrammpunkteS, der den Interessen der landarbeitenden Bevölkarung gerecht wird. Auf Befürwortung Hasenclev er'S wurde der Antrag an- genommen: „die Kommission»u beaustragen, zu dem Programm, resp. den ein- telnen Punkten desselben einen leicht verständlichen Kam« «entar zu veröffentlichen." V Der Parteitag spricht seine entschieden« Mißbilligung über da««erhalten der Genossen auS,«elche ohne triftige Gründe der an sie ergangenen Aufforderung zur Unterzeichnung der Ein- beruf«», g de» Parteitage» nicht«achgekomme« find; ferner spricht der Parteitag die sichere Erwartung auS, daß die Genossen diesen Persönlichkeiten eine Vertrauensstellung innerhalb der Partei nicht mehr übertrage»«er- den." Mit an Einstimmigkeit grenzender Majorität beschloß der Parteitag, daß diese Resolution auf die früheren Abgeordneten Viereck und Geiser anzuwenden sei. V „DaS Bestreben der reaktionären Parteien in Deutschland , der Arbeiter- klaff« dt« obligatorische»«rbeit»bücher aufzuzwingen, ist auf da» Entschiedenste zurückzuweisen. Die Arbeitsbücher verletzen dal«hr- und Selbstgefühl der Arbeiter: sie übertragen dl« ökonomische Abhängigkeit der Fabrik und Werkstatt auf da« Politisch« Gebiet und überliefern die Arbeite««ehrlos der Villkü, und«achsucht der Arbeitgeber." V „Kwiftigkeiten, die unter Parteigenossen ausbrechen, sollen nicht durch die Presse, sondern baldmöglichst durch einzubildende» VchtedSgertcht zum«uitrag gebracht«erde«." V Dem Fraktionsvorstand zur baldige« Berück» sichtig ung empfohlen wurde der Antrag: „Ein Bureau für«rbeitSnachwei» z u S u n st e n v e r f o l g t e r und gemaßregelter Genossen für Deutschland WS Leben zu wsen.» V Am Schlüsse der Berathungm dankte Singer, der ab- wechselnd mit Hasenclever den Vorsitz geführt hatte, für die Zuflucht, die dem Parteitag in St. Galleu gewährt worden, und konstatirte, „daß die Schweizerbürger, die den Verhandlungen de? Parteitages als Gäste gefolgt waren, wiederholt ihre staunende Verwunderung darüber ausgesprochen, daß die Abhaltung deS Parteitages in Deutschland unmöglich gewesen sei, trotzdem die Verhandlungen desselben einen durchaus würdigen und streng sachlichen Charakter besessen haben," und mit einem dreifachen begeisterten Hoch ans die Sozial- demokratie wurde am Donnerstag, den 6. Oktober, Nach- mittags 4 Uhr, der Parteitag geschlossen. In einer Tags darauf im gleichen Lokale abgehaltenen und von gegen tausend Personen, meist Schweizerbürgern, besuchten Volksversammlung, in welcher der Präsident der Arbeiter- Union von St. Gallen , Saluz, den Vorsitz führte, wurde, nachdem Liebknecht und Auer über die Bestrebungen der Sozialdemokratie referirt, folgende, von Redakteur Th. Wirt h und Advokat Scher r er in St. Gallen beantragte Reso- lution einstimmig angenommen: „Die am 7. Oktober diese« JahreZ in dem Saale der Brauerei zu Schönenwegen tagende, sehr zahlreich besuchte Versammlung von Schweizerbürgern erklärt die Behauptung deutscher Blätter,'der sozialdemokratische Parteilog habe wie eine«erschwörer- Gesellschaft mit vollständigem Ausschluß der Oeffentlichkeit getagt, für ein- ebenso lächerliche als niederträchtige Verdächtiaung, die nur zu dem Zweck erfunden wurde, um ängstlichen Spießbürgern das rothe Gespenst vorzuzaubern und den Zwecken der jetzt in Deutschland herrschenden Reaktion Vorschub zu leisten. Im Weiteren erklärt die Versammlung, daß der deutsche sozialistische Parteitag und dessen Versammlungen stch vollständig im Einklang mit dem Asylrecht und unserem verfassungsmäßig garantirten Ver- «ins- und Versammlungsrecht befunden haben." Was im Großen und Ganzen über die in Brüggen gefaßten Beschlüsse zu sagen kst, haben wir bereits in voriger Nummer hervorgehoben. Sie bedeuten nicht, wie sich deutsche Blätter anfänglich aus London telegraphiren ließen, ein Aufgeben der bisherigen Taktik der Partei zu Gunsten einer Politik der „rohen Gewalt", sondern lediglich eine schärfere Betonung der prinzipiellen Gegensätze, welche die Sozialdemokratie von allen übrigen Parteien ohne Ausnahme trennen, eine schärfere Betonung des negirenden Standpunktes gegenüber der gegenwärtigen Gesetzgebungs-Maschinerie. Die Partei hat ja diese prinzipiellen Gegensätze auch bisher nie aus den Augen gelassen, aber sie hat doch gleichzeitig auch die Differenzpunkte berücksichtigt, welche die einzelnen bürgerlichen Parteien von ein- ander trennen, und dementsprechend den Parteien, die sie, gemäß ihrer Auffassung von den geschichtlichen Entwicklungsgesetzen, als ihre Vorläufer zu betrachten hatte, sowie der entschiedenen Oppo- sition gegen die jeweiligen Gewalthaber gelegentlich ihre Unter- stützung angedeihen lassen. Niemand wird deshalb die Partei tadeln, das Gegen- theil wäre einfach Doktrinarismus gewesen. Ebenso wäre es aber auch Doktrinarismus, an diesen Unterschieden festzuhalten, nachdem sich herausgestellt, daß sie, wenn auch nicht bei allen Führern— das sei unumwunden zugestanden—, so doch bei der Masse der bürgerlichen Parteien aufgehört haben, eine nennenswerthe Rolle zu spielen. Wenn also bürgerlich-demokratische Blätter die hierhergehö- rigen Beschlüsse des jüngsten Parteitages als Politik des„Alles oder Nichts" verwerfen, so haben sie erst den Beweis zu tiefem, daß zwischen den beiden Extremen, außer einer Anzahl Ideologen, noch irgend etwas zur Zeit in Deutschland bestehe, das der Rede Werth sei. Je mehr sich auf der einen Seite die Gegensätze verwischen, um so schärfer müssen sie sich auf der anderen abheben. Absolut genommen, ist der Satz von der„Einen reaktionären Masse" falsch, denn da bedeutet er eine Verneinung der geschicht- lichen Entwicklung, ein Leugnen der Interessengegensätze, welche die verschiedenen Elemente trennen, aus denen sich die Klasse der Besitzenden zusammensetzt. Er läuft dann auf die triviale Weisheit hinaus, daß alle Anhänger der heutigen Eigenthums- ordnung— keine Sozialisten, die Besitzenden— keine Proletarier sind. Aber in gegebener Situation wird er zur unum» stößlichen Wahrheit. Was sich bei den letzten Wahlen in Bres- lau, in Hamburg , in Königsberg , in Lübeck :c. abgespielt, ist nur eine modifizirte Wiederholung dessen, was zu Paris wäh- rend der Junischlacht und unter der Kommune sich gezeigt: die Kampfe« formen waren andere, das Wesen des Kampfes» die Gegensätze die gleichen. Daß diesmal da« liberale Bürgerthum, ohne durch eine blutigen Kampf bedroht zu sein» mit fliegenden Fahnen inS Lager der erklärten Reaktion über-. lief, beweist nur, um wie viel die Verhältnisse heute in Deutschland weiter entwickelt sind, als 1843 und 1871 in Frankreich . Das ist wenigsten« die Anschauung, welche den Beschlüssen des Parteitages in Bezug aus die Wahlen und die parlamen-, tarische Thätigkeit der Partei zu Grunde liegt, und die Zeit wird ja lehren, inwiefern sie die richtige ist oder nicht. Alles Andere, was dagegen die Presse in dieser Hinsicht geschrieben, ist leeres Geschwätz. Als ein Zeichen der Zeit, und zwar unserer Ansicht nach ein durchaus erfreuliches, sind auch die Anträge auf eine schärfere Präzisirung des Parteiprogramms und namentlich daS auf Streichung des Grundsatzes der Produktivgenossen- sch asten zc. abzielende Ameikdement zu betrachten. Sie zeigen, daß auch das geistige Leben der Partei dem Schandgesetz nicht erlegen ist, daß auch in dieser Beziehung die unterdrückende Gewalt den Fortschritt auf die Dauer nicht aufzuhalten ver- mag. Als Wilhelm Bracke vor dreizehn Jahren gegen die Forderung der Produktivgenossenschaften zu Felde zog, stieß er auf die heftigste, auf die erbittertste Opposition in den Reihen der sozialistisch gesinnten Arbeiterschaft, nur eine theoretisch geschulte Minderheit stimmte ihm damals zu— heute kommt aus Arbeiterkreisen die Anregung, sie angesichts der vor« geschrittenen wirthschaftlichen EntWickelung Deutschlands fallen zu lassen. Die Ueberzeugung von dem unzulänglichen Charakter dieser„Uebergangsmaßregel" hat sich trotz Verhinderung der öffentlichen Diskussion Bahn gebrochen. Die Logik der That- fachen ist stärker als alle Vorurtheile, ihre Sprache ist durch kein KnebelungSgesetz zu unterdrücken. Die Logik der T h a t s a ch e n ist eS auch, welche dazu treibt, die Frage der Frauenarbeit mehr im Sinne der Gleich- berechtigung der Frau, als eines zwangsweisen Zurückdrängens derselben in die Sphäre der Hauswirth- schaft zu behandeln. Wie die Dinge heute liegen, ist an ein solches auf dem Boden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung gar nicht mehr zu denken, ist vielmehr die Anerkennung der Frau als gleichberechtigte Arbeitsgenossin die ein- zige Möglichkeit, der Rolle der Frau als Lohndrückerin möglichst entgegenzuwirken. Die Resolutionen, die sich gegen Auswüchse auf dem Gebiet der Arbeiterpresse, gegen die Breittretung von Zwistigkeiten unter den Genossen in der Presse und gegen diejenigen Genossen richteten, welche ohne genügende Entschuldigung wider die Ehrenpflicht verstießen, die jedem an hervorragender Stelle Postirten obliegt— alle diese Resolutionen bedürfen keines Kommentars, sie sprechen für sich selbst. Das Gleiche gilt von den Resolutionen, welche sich wider einzelne, bei denWahlen hervorgetretene Mißstände richten. Auch die Resolution, welche die heute in Deutschland betriebene Wirthschafts- und Sozialpolitik ver- wirft, wird ohne Weiteres allgemeine Zustimmung finden. Die auf die anarchistischen Lehren bezügliche Reso- lution besagt im Grunde nichts, was nicht schon wiederholt sozialistischerseits über dieses Thema gesagt worden. Aber.eS ist unseres Erachtens bisher noch nicht so zusammen» fassend und zugleich so objektiv gesagt worden. Indem gezeigt wird, was den Anarchismus vom Sozialismus unter« scheidet, wird zugleich auch darauf hingewiesen, daß daS, waS besonders leidenschaftlich angelegte Naturen vielfach dem erste« ren geneigter macht— die Proklamirung der Gewaltmittel — keineswegs etwas dem Anarchismus Eigenthümliches, son- dern etwas sehr Alles ist. Dagegen wird durchaus nicht der Stab gebrochen über Diejenigen, die, durch ein brutales Ver- folgungssystem zum Aeußersten getrieben, nun zu verzweifelten Mitteln der Selbsthilfe greifen, sondern die Verantwortung dafür den geistigen Urhebern dieses Systems zugeschoben. Denn in solchen Fällen handelt es sich nicht um eine Frage der Taktik, sondern de« natürlichen Rechte«, und diese ist zu allen Zeiten von allen Völkern durch den Mund ihrer Geistesheroen bejahend beantwortet worden. Alles in Allem, wer von dem Parteitag der deutschen So- zialdemokratie ein Einlenken in das anarchistische Fahrwasser erwartete, hat sich ebenso getäuscht, als wer auf Zeichen der Nachgiebigkeit gegen die herrschenden Gewalten gehofft. Kein Einlenken, aber auch keine zwecklose Provokation— das ist das Motto, daS wir aus seinen Beschlüssen herauslesen. Was Neueö geschaffen wurde, betrifft äußere Verhältnisse, nicht das Wesen der Partei. Dieses hat sich auch diesmal intakt erwiesen. Mögen Verfolgungen aller Art auf sie herab- regnen, mögen alle denkbaren Verführungskünste an ihr ver- sucht werden» die deutsche. SoWkdemokratie ist und bleibt» was sie von jcher gewesen. Das lehrt der St. Galler Parteitag. Mögen seine Beschlüsse ihr» und durch sie der deutsche» Arbeiterschaft» sowie der allgemein«» Arbeiterbewegung zun» Heile gereichen! Von unseren französischen Genossen traf«och die folgende, an den Parteitag der deutschen Sozialdemokratie gerichtete Adresse«in:. Genossen! Die Federation deS Zentrum»(Pari» und Umgegend) der Arbeit, r< partei begrüßt Eure, buchstählich«unter dem Feuer de» Feindes" bewirkte Zusammenkunft. Mit Stolz und Bewunderung haben die französt'chen So'ialisten di« verschiedenen Stadien Eure» Kampfe» gegen die Bismarckisch- Desxoti«
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9 (14.10.1887) 42
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