— Gegen die Kartellbrüder hat sich auch die Wahl in Sagau«Sdrotta»! gewandt, wo der— freilich nichts weniger als waschechteFortschrittler Forckenbeck die Majorität erhielt. Es ist dies diezweite Neuwahl feit dem 21. Februar, und zum zweiten Mal hatdai Zünglein der Wage sich auf die entgegengesetzte Seite geneigt, wiedamals. Die Thatfache bietet an sich nichts BemerkenswertheS. WelcherDruck vor und an dem 21. Februar ausgeübt wurde, um die Wahl zus ä l s ch e n, ist in frischem Gedächtniß, und es ist einfach selbstverständ-lich, daß, wenn dieser Druck nicht vorhanden war, daS Ergebniß einanderes fein mußte. Der gigantische K r i e g S w a u w a u, der beiden allgemeinen Wahlen feine Schuldigkeit that, ließ sich unmöglich fürNachträgliche Einzelwahlen in Bewegung setzen.Bon praktischem Interesse ist nur die voraussichtliche Wirkung dieserzwei Wahlniederlagen auf die Herren Kartellbrüder. Dieselben könnensich jetzt keine Illusionen mehr darüber machen, daß ihr Wahlsieg vom21. Februar ein erschwindelter war und korrupten Manipulatto»nen zu verdanken ist, die sich bei der nächsten allgemeinen Wahl schwer-lich werden wiederholen lassen.Unter solchen Umständen nimmt die Frage der fünfjährigenLegislaturperioden für die Herren Kartellbrüver einen sehraktuellen Charakter an, und muß ihnen der, bis jetzt wenigstensvon den N a t i o n a l l i b e r a l e n als„unanständig" z u r ü ck g e-Wiesens Gedanke: schon die gegenwärtige Session um 2 Jahrezu verlängern, sehr annehmbar erscheinen. Zeit gewonnen, Alles gewon-nen. In den zwei Jahren, die der jetzigen Legislaturperiode angeflicktVerden, findet sich vielleicht Rath für die nächsten Wahlen.Jedenfalls hat der Aussall der Sagan-Sprottauer Wahl wesentlichdie Wahrscheinlichkeit vermehrt, daß die fünfjährige Dauer der Legis-Taturperioden trotz aller„Unanständigkeit" schon für den gegenwärtigenReichstag wird angenommen werden.� Bourgeoismoral— Spitzbubenmoral. In Süd-Kali-f o r n i e n spielt sich zur Zeit ein kolossaler„Landboom" ab.„Was istdas für ein Dmg, ein„Landboom"? wird der deutsche Leser fragen.Nun, Boom ist ein amerikanischer Ausdruck für schwindelhastes Empor-treiben der Preise, und ein„Landboom"(sprich Ländbuhmj ist eine Azi-tation zum schwindelhasten Emportreiben der Landwerthe. Das Verfahrendabei ist sehr einlach. Hören wir, wie unser amerikanisches Bruder-Organ, die„New Iorker Volkszeitung",«» schildert:„Die Schwindelvande, welche einen solchen„Boom" in Szene setzenwill, fetzt sich in dem Orte, welcher zunächst als Schauplatz des großenRaubzuges dienen soll, mit einer Anzahl von Land- resp. Grund, undHausbesitzern in Verbindung. Scheinbar werden nun zahlreiche Verkäuferesp. Käufe von Grundbesitz zu ganz enorm hohen Preisen abgeschlossen,ohne daß auch nur ein einziger dieser Verkäufe eine reelle Grundlagehätte. Zugleich wird die Prefle in Beschlag belegt und durch dieselbe,wie durch andere Mittel, das ganze Land davon in Kenntniß gesetzt, daßder spezielle Platz, um den es sich handelt, einen ganz wunderbarenRufschwung genommen, daß von allen Seiten die besten Elemente ihmzuströmen, daß das„Real-Estate"(Grundbesitz) im Preise steig« und daß„nun die Zeit gekommen sei, ersparte Gelder vorlheilhast anzulegen".Nachdem nun alle Mittel der Reklame eine Ze.tlang zur Anwendunggebracht worden sind, beginnt sich die Wirkung zu zeigen. Was bis dahinNur eine nichtswürdige Lüge war, daß nämlich aus allen Himmelsgegenden bemrttelte Personen zuströmen, das wird nun Wahrheit; derLockruf der Fallensteller hat gezogen und die Gimpel fliegen maffenhaftin die ausgestellten Netze.Jetzt werden wirklich Verkäufe von Grundbesitz zu ungeheurenPreisen abgeschlossen: zahlreiche Grundstücke wechseln ihre Besitzer unddas Geld fließt in S'.römen. Aber die Herrlichkeit währt nicht lange.Nach kurzer Zeit stockt der Zudrang der neuen Ausi dler, die„Manager"(Macher) des„Landbooms" verschwinden, die neugebackenen Grundbesitzerund Möchtegern-Millionäre finden sich plötzlich mit sammt ihrem Landvereinsamt an einem kleinen Platz, der aussteht, als ob soeben dort eineBölk-rwanderung vorübergerauscht, und zu ihrem größten ErstaunenMachen sie die Entdeckung, daß ihnen jetzt kein Mensch auch nur denzehnten Theil des Preises für ihren Grundbesitz zahlt, den sie selbstdafür erlegt haben. Der Rest ist Schweigen.Der„Landboom" aber wandert weiter und berührt immer neue Plätzemit feinem Zauberstab, der kahlen Sandboden in Goldstaub verwandelt— für die„Macher".Wie man sieht, ein Spitzbubensystem, wie eS im Buche steht.Hören wir nun, was der sehr ehrenwerthe„New York Herald", einesder angelehensten Bourgeoisblätter, zu dem„Landboom" in Süd-Koli-fornien sagt. Er schreibt wörtlich:„Diesem Wahnsinn wird eine Reaktion folgen. Sehr wohl.Eine große Zahl von Leuten wird unzweifelhaft dadurch verlieren.Aber viele Andere werden ihre Lage dadurch verbtssern, undKalifornien ist groß und reich genug, um Alle, welche wirklich„mean biiamees"(Geschäfte machen wollen), zu versorgen!"Eine vortreffliche Logik, die jedem Spitzbuben Ehre machen würde!„Berbeffern" nicht auch kühne Griffe in erbrochene Kaffen die Lage„vieler Menschen"? Mennes nur darauf ankommt, daß der Besitz semenInhaber wechselt, so ist der Falschipieler, der Bauernfänger, das ganzeJnduslrieritterthum glänzend gerechtsertgt. Wir konstatiren das, ohne ,nsittliche Entrüstung über die Jmmoralität des„New Jork Herald" aus-zubrechen: im Gegenthetl, wir finden es sehr moralisch von ihm,daß er seine kapitalistische Gesinnung so offen zum Besten gibt. Dennist er mit seiner kühlen Darlegung nicht der Dolmetscher der Gefühle,die jeden rechtschaffenen— wir bitten, das Wort nicht im spießbürger-lichen Sinne zu nehmen— Kapitalisten beseelen? Anderwärts hat mannur nicht mehr den Muth, das offen auszusprechen, in Amerika ,st derKapitalismus noch verhältnißmäßig jung und gibt sich daher noch ur-wüchsiger als in Europa, wo er sich in den Mantel der Tugend undKohlanständigkeit hüllt und seine Opfer moralisch scheert. Ge-schoren wird aber hüben wie drüben.Selbstverständlich gehört der„New Dork Herald" auch zu den Blättern,welch- die Hinrichtung der Chicagoer Anarchisten verlangen— imRamen der heiligen„Ordnung".— Bom Post-Stephan, unter deffen Leitung die Briefe auf derPost so sicher sind wie die Bibel auf dem Altar, und so aufmerksamNach umstürzlerischem Inhalt durchschnüffelt werden, wie die Waldgründeder Provence von g-wiflen Biersüßlern nach Trüffeln, wird neuerdingsfolgendes nette Stückchen berichtet, daS den Geist dieses Reinigers derdeutschen Sprache aufs Drastischste illustrirt— Verzeihung, beleuchtet:„Zwischen Lüdenscheid und Altena ist vom 1. Oktober an eine Schmal-spurbahn eröffnet worden, iu Folge dessen die bisher unterhaltene Post-Verbindung aufgehört hat. In einem Ort- an der neuen EisenbahnlinieWurde dem den letzten Postwagen begleitenden Postillon ein kleines Festgegeben. Hierbei wurde nun auf den Staatssekretär v. S t e p h a n einhoch ausgebracht, welches der Post-Agent seinem obersten Vorgesetztenschleunigst übermittelte. Dies« neuerdings üblich gewordene Aufmerksam-lest wurde dann brieflich von Berlin auS, wre folgt, erwidert:„DerHerrStaatSfekretär des Reichspostamtes hat sich über dasHöchst demselben aus Anlaß de« letztmaligen Ganges der Altena-Lüd-nicheider Personenpost am 30. September von dort zugegangeneTelegramm sehr gefreut-c." Das Schriftstück wurde in dieser Formvon mehreren Zeitungen der westlichen Provinzen veröffentlicht; derAusdruck„Höchsldemseiben" erregte dort einige Verwunderung."„WirNehmen an," bemerkt dazu die Berliner„Volks, eitung", daß diese Be-«eichnung in der Schreibstube des Herrn Staatssekretär üblich gewordenist. seitdem Herr Stephan in den sogenannten Adelsstand erhoben wor-ift.wD.r Dünkel H ö ch std e« s e lb en läßt allerdings diese Bermuthungals mehr wie berechtigt erscheinen. Höchst-Er ab«rtrifft in dieser Be-«iehung beinahe noch h öchsts-inen Vorgesetzten, de««arnum unterden Staatsmännern. Gleich diesem versteht er d,e Reklame durch denWaschzettel aus dem Grunde. Wre dre wohlgesinnte Preff« nur überErfolge der Bismarck'schen Politik berichten darf, so auch nur überglänzende Resultate der„Fmdigkert" der Stephan sch-n«ngest-llt-n,wobei natürlich all- Verdienste dieser auf den genialen Leiter zurtick-fallen. Von den Mißerfolgen hier und den oft haarsträubenden„Ver-sehen" dort schweigt jedoch deS Sängers Höflichkeit.Genug, Seine Exzellenz— Verzeihung, S-lne Vortrefflichkert istge-adelt und wenn Stephan sich jetzt mit Höchstderselbe betiteln läßt, so geschiehtb°S nur in sein» Eigen'ch°st als Erzfeind der V-rwälschung der deutschenSprache, maßen die verkommenen Wälschen gänzlich unsagig sind, sosublime— Berzeihung, so erhabene Ausdrücke wiederzugeben wie—Höchstderfelbe.— Die bei dem Vorstand der sozialdemokratischen ReichStagSfraktionwährend der letzten vier Jahre für Parteizwecke ein-gelaufenen Gelder bestehen aus 1SS.748 Mk. freiwilligerBeiträge von Genoffen in Deutschland, und S2,g07 Mk. ebensolcher vonGenoffen im Ausland(Amerika, Schweiz, Frankreich rc.), insgesammt208,355 Mk.Davon wurden u. A. verausgabt:Für die Wahlen»c. Mk. 100,527Für Unterstützunzen an die Familien der Aus-gewiesenen. Jnhaftirten rc.„ 46,978Für Gerichtskosten und für Gefängniß-Unter«stützungen„ 17,121Für Porti. Telegramme und kleinere Ausgaben„ 3,576Dazu kommen noch, wie schon in voriger Nummer hervorgehobenwurde, die lokal aufgebrachten und verausgabten Geldmittel.Ganz besonders hob der Referent, Genoffe Bebel, die Opferwilligkeitder Genossen in den sogenannten Belagerunqsbezirken hervor. Diesen,sowie den Genossen im Ausland, welche die Partei so thatkrästigunterstützt, sprach der Parteitag durch Erheben von den Sitzen seinenbesonderen Dank aus.— Denunziantenthum. Ein Denunziant ist ein Lump— so denktjeder anständige Mensch; und wer nicht so denkt, ist selber ein Lump,so denkt jeder anständige Mensch. P i l o t y, der Münchener Maler» hatdaS Kainszeichen des Denunzianienthums ins Grab mitgenommen, undder Denunziant Piloty wird noch unvergessen sein, wenn derMaler Piloty von Niemand mehr genannt wird. Der Dr. Franz,welcher vor Kurzem in Gera als Zeuge gegen den Fortschrittler P e r l saustrat, ist kein Maler, sondern ein Gymnasiallehrer, aber er ist einebenso großer Lumpanus wie Piloty, denn«r hat, wie in der Gerichts-Verhandlung an den Tag kam, den besagten Perls wegen M a j e st ä t s-beleidigung denunzirt, weil dieser in einer Wählerversammlung vor derletzten Reichstagswahl sich mißliebig über die Annexion von Elsaß-Lothringen ausgedrückt hatte. Leider hatte das Reichsgericht damalsnoch nicht die Entdeckung gemacht, daß, wer eine Maßregel der Reichs-Regierung tadelt, damit eine Majesiätsbeleidigung ausspricht, weil derKaiser mit seiner Person für alle Maßregeln der Reichsregierung ver-antworllich ist. Und so blieb die Denunziation erfolglos.Aber der Gymnasiallehrer Dr. F r a n z von G e r a ist darum keingeringerer Lump.— Die Verbrechen Seiner Exzellenz. Der Paragraph 305 deSösterreichischen Strafgesetzbuchs, auf Grund dessen die Schäffle'sch«„Quin-tessen," in Oesterreich verboten ist, lautet nach der Wiener„Gleichheit":„Wer die Einrichtungen der Ehe, der Familie, oder die Rechts-begriffe über das Eigenthum herabwürdiget oder zuerschüttern versucht, oder zu unsittlichen oder durch dieGesetze verbotenen Handlungen ausfordert, aneisert oder zuverleiten sucht, oder dieselben anpreiset, oder zu rechtser-t i g e n versucht, ist, insoferne sich darin nicht eine schwerer verpöntestrafbare Handlung darstellt, eines Vergehens schuldig, und mit Arrestvon einem bis zu sechs Monaten zu bestrafen. Wenn jedoch eine« derin den§§ 300 und 302 bis 305 bezeichneten Vergehen durch Druck-s ch r i s t e n begangen wird, so kann nach Maß ihrer Gesährlichkeit undbeabsichtigten größeren Verbreitung, die Strafe auf strengen Arrestbi« zu einem Jahre ausgedehnt werden, und eS können in diesemFalle die Schuldigen auch aus dem Orte oder dem Kronlande, undwenn sie Ausländer sind, aus sämmtlichen Kronländern des Kaiserthumsabgeschafft(d. h. ausgewiesen) werden."Wir würden geschmacklos handeln, wollten wir es bei dieser Affäremit der Verspottung des bereuenden Schäffle bewenden lassen. Daß diearme Exzellenz, nachdem sie 1871 als Minister aus Oesterreich„abgeschafft"worden, nunmehr auch als Schriftsteller dies Schicksal erdulden muß,ist allerdings die heitere Seite der Frage. Die wichtigere aber ist die,wie�es nur möglich war, daß selbst eme so zahme, eine so vorsichtigreserirend gehaltene Schrift, wie die„Quintessenz", unter einentaragraphen wie der obige gestellt w-roen konnte. Der bornirt-polizeilicheeist, der die österreichische Bureaukratie beseelt, kann nicht drastischergekennzeichnet werden als durch dieses Verbot.Wir müßten uns sehr irren, wenn die österreichische Verfassung nichtgleich der preußischen in irgend einem Paragraphen den Satz verkündete:„Die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei." Sind doch alle Ver-faffunzen voll der schönsten und erhabensien Grundsätze— der Weg zurHölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, warum soll der Weg zur Knech-tung nicht mit guten Grundsätzen gepflastert sein? Die Wissenschaft undihre Lehre sind frei, aber die„Quintessenz" wird verboten. Heißt das,daß sie dem betreffenden Beamten unwissenschaftlich erschienen? Bewahre,ein solches Urtheil würde er sich nicht erlauben. Sie ist ihm staats-gefährlich erschienen und darum verbietet er sie. Er hat zwar dieVerfassung mit dem Grundsatz von der Freiheit der Wissenschast undihrer Lehren beschworen, indeß der Buchstabe(deS Gesetzes) töotet, aberder Geist(der Polizei) macht— Herrn Schäffle zum Verbrecher gegenEhe, Cigenthum und Familie.Armes Oesterreich!— Spricht au« Erfahrung. Der nationalservile„Lahrer hinkendeBote" enthält in seinem neuesten Jahrgang auf Seite 5 folgenden„Sittenspruch":„Sei freundlich gegen Jedermann, bedenke,daß auch dem Hunde fein Wedeln Brod ver-schafft.«Der Verleger deS„Hinkenden" ist mehrfacher Millionär.— Wegen angeblicher Geheimbündelei wurden in Mainz dieGenoffen I ö st unv K o n r a d(Schuhmacher) zu je sechs, Zimmer«mann(Lederhändler) zu f ü n f, Stall(Schreiner) Laos(Kleider-macher) Anderhub(Schriftsetzer) zu je drei, und Römberg(Schreiner) zu einem Monat Gefängniß verurtheilt.Konrad, Loos, Anderhub und Römberg sollten sich außerdem des Ver«brechens der Verbreitung verbotener Schriften schuldig gemacht haben.Als Handlanger der Polizei figurirten in diesem Prozeß die Leyen-decker'schen Ehrenmänner, voran der Kronzeuge B ö l l. Möge ihnendie verdiente Belohnung nicht vorenthalten bleiben.— Taö AlterSversorgungSgesetz, welches nach Schluß der letz-ten Reichstagssession von den Reptilien zum zehnten oder zwanzigstenMal„für die nächste Session" in Aussicht gestellt wurde, ist mit dembekannten Vexir-Fädchen wieder weggezogen worden, und die paar un-verbefferlichen Glaubensfanatiker, die sich noch täuschen ließen, machenverblüffte und betrübte Gesichter. Nun— das ist ihre Sache, es gibtja Leute, die zum Genasführtwerden geboren sind, und wer genaSführtfein will, den wollen und können wir nicht daran hindern. Unddiese Komödie hat sich, wie gesagt, ja schon zehn- oder zwanzigmal ab-gespielt, kann uns also nicht mehr überraschen. Allein etwa« NeueSist diesmal doch geboten worden: nämlich nachdem der Vexir-Faden da«Altersversorgungsgesetz wieder fortgerissen hatte, tauchte plötzlich an einemandern Vexir-Faden ein neuer Köder auf: et» Arbeit erschutzgesetz.Junker Eijenstirn— sp deuteten die Reptilien geheimnißooll an—Habs seine Opposition aufgegeben, sein arbeiterfreundliches Herz habe denSieg davongetragen über seine staatsmännischen Bedenken,— und dienächste Reichstagssession würde uns ein Arbeiterschutzgesetz iu optimakorwa bringen.Run— die paar unverbesserlichen Glaubensfanatiker betrachteten sichvergnügt den am Vexir-Fädchen baumelnden Köder und— rutsch! derVexir-Faden ist wieder weggeschnellt, und das Arbeiterschutzgesetz liegtwieder in der Schublade, aus der-S erst wieder auserstehen wird, wenneS an der Zeit scheint, diesen Köder von Neuem an dem Vexir-Fädchenherumbaumeln zu lassen. Und solche kleinen Meßbudenkunststücke nenntman in Deutschland„geniale" S t a a t s m a n n S k u n st.— Erstauuliche Freigebigkeit eines Bismarck. Da sage mannoch, daß der Geiz eme Jamiticn-Eigenschast der�Zismarcke fei. AISunser Bill vor Kurzem mit Frau und Schwester das Münchener Hos-bräuhaus besucht« und trotz krampshafter Anstrengungen der zweitenMaß nicht Herr werden konnte, bot er einer Zeitungekolporteurin denRest zum Trinken an. So erzählen die Tageszeitungen und berichtenweiter, daß der jugendliche Landrath dabei den kolossal gelstreichen Witzmachte, feine Damen tränken kein Bier, sondern nur Schnaps. Die Ant«wort, welche ihm die„Zeitungenymphe"— wie die Blätter sich geschmack«voll ausdrücken— gab, war aber eine so derbe, daß Bill es vorzog»schleunigst aus dem Lokal zu verdusten.Für einen Schluck abgestandenen Bieres glaubt diese Gesellschaft mitdem„niederen Volk" sich jeglichen Ulk leisten zu dürfen.— Der Orden der Arbeitsritter liegt im Sterben— soberichten wenigstens ein- große Anzahl deutscher Blätter, dieselben, dienoch vor wenigen Monaten die übertriebensten Berichte über die Größedes Ordens brachten. So wenig aber jene der Wirklichkeit entsprachen�ebensowenig ist dies der Fall mit Bezug aus die jetzigen Todesanzeigen.„Die Arbeitsriiter", schreibt das„Philad. Tageblatt" mit Bezug auf dieamerikanischen Bourgeoisblätter, von denen diese verfrühten Todes»Anzeigen ausgehen,„die Arbeitsriiter thun ihnen nicht den Gefalle«,nach Wunsch zu sterben. Wahr ist es, daß non dem ungeheuren Zustromdes letzten Jahres sich viel verlies. Das ließ sich aber erwarten. Wahrist es auch, daß eine Menge Fehler und noch Schlimmeres in der Leitungund Verwaltung deS Ordens passirte. Aber bei alledem steht er durch»aus nicht auf dem Aussterbe-Etat. Er hat sich, was Vielenicht glauben wollten, als entwicklungsfähig erwiesen. Natürlichging es dabei nicht ohne Widerstand ab. Der Orden sollte nach demPlane seiner Gründer ein sozialpolitisches Erziehunzs-Jnstitut sein. Abergegen ihren Willen wurde er zu einer Kampforganisation de»Lohnarbeiter.Entsprechende Aenderungen seiner Verfassung waren nothwendig,allein die Leiter waren nicht so einsichtsvoll, daß sie dazu rechtzeitig dieHand boten. Hätte die Richmonder Konvention den Trades-UnionistenKonzessionen gemacht, so stände es beute mit der Organisation vielbesser. Die Oktroyirung der neuen Konstitution unter den Formen eine»Plebiszits war vollends em wahnsinniger Streich.Allein in letzter Stunde scheinen Powd erly und sein« Leute dochnoch zur Vernunft gekommen zusein. Es kann ihm nicht«nützen, wenn er behauptet, er habe sein« Meinung über die Trade»Unions nicht geändert. Die thörichte Behauptung hat ihm die„Preß*alfenmäßig gründlich widerlegt. Aber wenn er nun einmal so eitel ist,die Wandlung nicht eingestehen zu wollen, so kann man ihm ja diese«Vergnügen gönnen. Thatfache ist es, daß er, dem Gebot der Nothwe««digkeit folgend, mit der Schlauheit eines amerikanischen Politiker« sichim Handumdrehen an die Spitze der Strömung gestellt Hai, die siegenmuß, wenn der Orden bestehen soll.Bei der katzenjämmerlichen Stimmung, die im Orden ob der viele»Niederlagen aus gewerkschaftlichem Gebiete herrscht, und für die mandoch Jemand verantwortlich machen muß, ist zu erwarten, daß es beider Minneapoliser Konvention an ärgerlichen Szenen nicht fehlen wird.Das schadet aber keineswegs. Dringt Powderly mit seinem Plan durch,wogegen wohl wenig Zweifel bestehen kann, so wird die Organisationrasch in einen Gewerkschastsverband verwandelt werden, deraber auch zugleich die erzieherische Mission, die der Ordenvon Anfang an sich vornahm, nicht einbüßen wird. Mit dieserUmwandlung muß aber nothwendig auch das Kommandiren von obenherab, das Kliquenwesen und die finanzielle Mißwirthschast ein Endefinden, die unter der jetzigen Form blühte.Der Traum, daß der Orden der Arbeitsritter dazu berufen sei, all«organisirten Arbeiter des Landes in fich zu fassen, ist allerdings ver»flogen; allein deshalb ist doch noch Platz genug für ihn da.Er braucht den bereits organisirten Gewerkschaften das Feld nicht stm»tig zu machen und Sonder-Organisationen in demjelben Gewerbe z»gründen. Thut er das, so wird es nur übel für ihn ausschlagen. Dafürhat er in einer ganzen Reihe von Berusszweigen undin dem Heer der gewöhnlichen Arbeiter ein große« Wir»kungSfeld.Bei all' seinen Jehlern Haider Orden viel Gutes geleistetund kann noch vieles leisten. Daher ist eS im allgemeine»Interesse der Arbeiterlache nur wünsch enswerth» wenn die Min»neapoliser Versammlung entschlossen die flothwendigen Veränderungenseiner Verfassung anbahnt und mit der Demokratisirung derselben da«gesunkene Vertrauen der Arbeiter in ihn wieder hebt."So das„Philadelphia Tageblatt".Soweit wir von hier aus die Verhältnisse zu beurtheilen vermöge�können wir dem nur zustimmen.— Einen recht liebenswürdigen Korrespondenten besitztdie„Münchener Allgemeine" in Zürich. Dieser Herr, der sich mit einem.Dreieck zeichnet, scheint in sehr intimen Beziehungen zu dem Burscharvon Reichsspitzel zu stehen, der am 1. Oktober unsere Genossen»darunter Grillenberger bis zum Bahnhof St. Gallen verfolgteund dort, von ihnen zur Rede gestellt und für eine freche Antwort ent»sprechend gezüchtigt, auf Grillenberger mit einem Todtschläger derartlosschlug, daß dieser es nur seiner außergewöhnlich kräftigen Körper»konstitution zu danken hat, wenn er sich von dem enormen Blutverlustverhältnißmäßig schnell erholt hat. Er, der dr— eckige Mitarbeiter de»„Allgemeinen", war es wenigstens, der genanntem Blatte und wenn wirnicht irren— auch den„Münchener Neuesten Nachrichten" sofort»nmelden wußte, der feige Patron, der nach verübtem Ueberfalle sich sofortgedrückt halte, sei„ein in der Bahnhofhalle wartender Privatmann*gewesen, eine faustdicke Lüge, die nur den Zweck hat, den Hallunke»reinzuwaschen, ihn als unschuldig Belästigten hinzustellen.Darüber gelegentlich mehr.Heüte beschästigt uns eine Korrespondenz des dre— ckigen Mitarbeiter»der„Allgemeinen" über eine, am letzten Samstag in Z ü r i ch abgehal»tene Volksversammlung, in der Genosse Fischer über tatBruggener Parteitag referirt hat.Da h-ißt es wörtlich:„Was die Geheimhaltung der Kongreßverhandlungen anbelangt(dt«übrigens heute noch fortdauert, da Niemand die Bulletins vollständig.zu Gesicht bekommen hat, der nicht zur Clique gehört), so behauptet«Redner, von Anfang des Kongresses bis zu seinem Schlüsse hätten dieTheilnehmer mit Wissen und Willen der St. Galler Behörden undunter freiem Zutritt einer größeren Zahl„hervorragender Schweizer*getagt.(Namen nannte er nicht. Ich war gespannt, solche zu höre».Aus Schweizer Zeitungen ist bis heute nur zu entnehmen, daß Scherrer,Fürsprecher von St. Gallen, Präsident des schwaizerischen Grütli Vereinseiner Arbeiterverbindung, serner Saluzz, Präsident der Grütli> SektionSt. Gallen, sodann Conzett, Redaktor der„Arbeiterstimme", ein- undausgegangen sind.) ES ist darüber nicht der mindeste Zweifel— undalles Andere ist ordinäres Geflunker— daß die Behörden in St. Salle»erst im Lause des Kongresses von diesem Kenntniß erlangten und auchnicht durch die Veranstalter desselben, sondern in Folge eigener Nach»forichung. Diese Art und Weise, die versaffungsmäßigen Freiheiten derSchweiz zu exploitiren, ist mehr als widerlich, und wenn der Sprecherdann mit erhobener Stimme ausruft:„Mit den Gefühlen der Schamüber unser deutsches Vaterland sind wir in Brüggen eingezogen undmit einem Hoch auf die gastfreie Schweiz haben wir letzten Donnerstagden Parteitag geschlossen," so kann*uns das kaum imponiren. Wohlaber ist anzunehmen, daß eS das letzte Mal gewesensein dürfte, wo dies« Herren den S chweizer Bode»zum Geheimbündekn benutzen und hinterher be»haupten. Alles sei bei offener Thür geschehen. Hatdoch ein St. Galler nach Zürich berichtet, ein großer Theil der Besucherdes Kongresses schlafe auf mitgebrachten wollenen Decken in der Brauerei,um Nachts nicht nach St. Gallen zu gehen und so aufzusallen. Wen»man das freie Vereins- und Versammlungsrecht will, so muß man nichtdie Oeffentlichkeit scheuen, und es genügt nicht, einige Redaktoren sozia»listiicher Blätter in der Schwei, für„hervorragenoe Eidgenossen» merklären, um glauben zu machen, man habe nicht konventikelt."Hier duftet aus jeder Zeile der Denunziant, oder wenigsten«der Möchte-gern. Denunziant, denn trotz größter Mühe, die der Patronsich gibt, bringt er es nicht zu einer wirklichen Denunziation, sintemalenzu einer solchen auch jede Möglichkeit fehlt. Es ist in Brüggen Alles zuverteufelt ordnungsmäßig zugegangen, und das Zeugniß der neunhundertSchweizerbürger, die am Tage nach Schluß des Parteitages ein st im»m> g sich dahin ausiprachen, daß derselbe„im vollen Einklang mit demverfassungsmäßig garantirten Vereins- und Versammlungsrecht" statt»gesunden, wiegt etwas schwerer als die Lügen, die so eine Dre— ckseelein der Wuth darüber zum Besten gibt, daß er keines der„BülletinS*zu Gesicht bekommen hat, sondern mit einem Exemplar der— ge»