«eujerungen so vieler anderer Männer in hervorragenden Stellungen. wie die so vieler Tausender von Aibeitern wirkungslos geblieben, so trifft da» Herrn OgleSby um so schärfer. — Bon Proteste» gegen da» TodeSnrthetl, bezw. die Hin« r i ch t u n g der C h i c a g o« r Anarchisten, die bei unS in der abgelaufenen Woche zur Veröffentlichung eingegangen find, registriren wir noch: Eine Resolution der jungen sozialistischen Garden deS Brüsseler Verbandes der belgischen Arbeiterpartei, gefaßt in einer am 7. November abgehaltenen Verjammlang. Einen Protest der Mitglieder der deutschen Lesegesellschast in Kopenhagen . Einen Protest deS slavischen SozialistenklubS in Zürich . beschloffen in einer am 3». Oktober abgehaltenen Versammlung, nach Referaten in russischer und bulgarischer Sprache. Di« Resolutionen selbst abzudrucken, mangelt uns leider der Raum. Sozialpolitische Rundschau. Zürich , IS. November lSS7. — AuS Berlin trifft die betrübend« Nachricht ein, daß Wilhelm Hasenclever , dessen Verdienst- um die Sozialdemokratie wir hier nicht erst zu betonen haben, plötzlich geistig erkrankt ist und in eine Anstalt für Geisteskranke überf'ihrt werden mußte. Er hatte noch wenige Tage vorher den Schmerz, daß fein älteste» Töchterchen auf einem Auge vollständig erblindete. Wir sind noch ohne nähere Nachricht Uber die Art und die voraus- sichtliche Dauer der Erkrankung unsere» Genoffen und können für heute nur seiner schwergeprüften Familie unser lebhaftes Beileid ausdrücken. Möge ihr ein hingebender Satte und Vater und der Partei«in treuer und unermüdlicher Kampsgenoffe bald zurückgegeben werden. — Prompte Arbeit leistet die preußische Polizei— beim Ausweisen. Am 17. dieses Monats kommen unsere, im vorigen Jahre in dem Prozeß„Saß und Genoffen" zu einem Jahr Gefängniß verur- theilten Altonaer, bezw. Hamburger Genossen frei. Damit sie nun durch ihr« staatigefährliche Anwesenheit auch nicht einen Tag die Ruhe der SItonaer Spießbürger zu stören im Stande seien, ist ihnen schon vorige ioche das AuSweisungimandat inS Gefängniß zugeschickt worden. Ihr habt Eure Strafe verbüßt, jetzt seid Ihr frei, von nun an aber hei- Math los— so verfügt die„zivilisirte" bürgerliche Gesellschaft durch den Mund ihrer berufsmäßigen Wächter gegenüber Leuten, die das Ber - brechen begangen, die Vortrefflichkeit dieser zivilifirten Gesellschaft in Zweifel zu stellen, so widerlegt sie ihr« Gegner, so sichert sie„die Ein- bracht und den Frieden unter den BevölkerungSklaffen". | Wohl bekomm'« l j— Wem gebührt die Palm«? Die Leistungen des deutschen ' RetchSgerichtS auf dem Gebiet der höheren RechtS-Auslegung sind so anerkannt großartige, daß es bisher fast unmöglich schien, sie nach I irgend einer Richtung hin zu übertreffen. Nun besitzt da» Reichsgericht «in Segenstück in der famosen Reichskommission, welch- die Be> schwerden über Verbote jc. auf Grund de» Sozialistentödtungsgesetzes zu„prüfen" hat, und die ehrenwerthen Mitglieder dieser Reichskommisslon haben die Lorbeeren, welche ihre ehrenwerthen Kollegen vom Reichsgericht w der letzten Zeit so zahlreich davongetragen, nicht schlafen laffen. Luch Je dürsteten nach dem Ruhm, die Ersten zu sein unter denen, so das andwerk, oder sagen wir lieber die Kunst der R-chtSdreheret im Lande ausüben.„Uns vom Reichsgericht beschämen laffen? DaS darf absolut nicht geschehen." Und sie gingen hin und fertigten ein Erkenntniß aus, wonach da» Verbot der Hamburger„vürgerzeitung" vollständig in Einklang stehe mit Sinn und Wortlaut de»„Gesetzes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie". Ran höre nur, waS das„Hamburger Fremdenblatt" aus diesem Rusterdokument m'tzuiheilen in der Lage ist: „Es wurden in der„Bürgerzeitung" die„Forderungen der sozial- demokratischen Partei" vertreten, wie dieselben„notorisch ohne Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung nicht verwirklicht wer- den könnten". Der Nachweis, daß die„Vürgerzeitung" wirklich solche auf Umsturz gehenden Bestrebungen vertreten habe, wird in erster Linie erbracht durch Zitirung eines SatzeS auS einem Artikel über den Normal- arbeitStag, in welchem e» heißt:„Die Lösung der sozialen Frag- kann nicht durch irgend einen ges-yq-b-rischen Akt kurzer Hand gleichsam dem Volk« aus den Geburtstagstisch gelegt«erden. Zur wirklichen Lösung der sozialen Frage gehört die organische Ausbildung einer ganz neuen Gesellschaft auf dem— wenn man«in etwa» unästh-lisch-s, aber die Sache treffende» Bild gestatten will— auf dem Mistbeete der im vollen blühenden VerwesungSprozeß begriffenen alten Gesellschaft." Feuilleton. Ariedrich Kngets. Von K. K a u t S k tz. fFortsetzung.) „Politisch betrachtet", sagt Engel» über den»adtsch-psälzischm Auf- gnd,„war die ReichSversaffungSkampagne von vornherein verfehlt. il, tärisch betrachtet, war ste eS ebenfall«. Di« einzige Chance ihr-S Gelingens lag außerhalb Deutschland «, im Sieg der Republikaner in Pari« am 13. Juni— und der l 3. Juni schlug fehl. Nach diesem Er- «igntß konnte die Kampagne nichts mehr sein, al« eine mehr oder min- der blutige Poffe. Vi- war weiter nicht». Dummheit und Berrath rui- nirten sie vollends. Mit Ausnahme einiger Weniger waren die milttä- tischen Chef« Verräther oder unberufene, unwiffend« und feige Stellen- jäger, und die wenigen Ausnahmen wurden überall von den Uebrigen -wie von der Brentano'fchen Regierung im Stiche gelassen.").... Wie die Chefs, so die Soldaten. DaS badische Volk hat die besten kriege- tischen Elemente in sich; in der Insurrektion wurden diese Elemente von vornherein so verdorben und vernachlässigt, daß die Ri'tzr« daraus ent- stand, die wir geschildert haben. Die ganze„Revolution" löste sich in «ine wahre Komödie auf, und es war nur der Trost dabei, daß der sechsmal stärkere Gegner noch sechsmal«eniger Ruth hatte. „Ader diese Komödie hat ein tragisches Ende genommen, Dank dem Blutdurst der Kontrerevolution. Dieselben Krieger, die auf dem Marsch oder dem vchlachtselde mehr als einmal von panischem Schrecken er- ! riffen wurden, sie sind in den Gräben von Slastatt gestorben wie die »ld-n. Kein einziger hat gebettelt, kein einziger hat gezittert. Da» deutsche Volk wird die Füsilladen und die Kasematten von Rastatt nicht vergessen', es wird die großen Herren nicht vergeffen, die dies« Infamien besohlen haben, aber auch nicht die Berrälher, die ste durch ihre Feighett »erschuldeten: die Brentano« von Karlsruhe und von Frankfurt. "(„Die deutsche ReichSverfasiungs-Kampagne von Fr. Engels,„Reue Rheiniiche Zeitung", politisch-ökonomisch« Revue, redigirt von Karl Marx , ISbO, S. Aufl. 6. 80.) SngelS war einer der Letzten der geschlagenen Armee, die auf Schweizer Gebiet übertraten, nachdem Alles verloren war, am ll. Juli )St». Er blieb einig« Monate in der Schweiz . Inzwischen hatte Marz *) Brentano,-in Advokat, war der politisch« Leiter de» badischen Aus« stände», den er»errathen hat. Irgend«in, in die Geheimnisse der neudeutschen Rechtsübung Unein- geweihter könnte vielleicht hier die Frage aufwerfen: Wo ist da die Auf- forderung zum Umsturz, wo die„Gefährdung des Friedens unter den verschiedenen B-völkerungsklassen". dieses nach dem Wortlaut deS Sozialistengesetzes absolut erforderliche Requisit zur Begründung eines Ber- bots? Hier ist doch nur eine sozialpolitische Ansicht in durchaus objek- tiver Weise zum Ausdruck gebracht. Naives Semüth, mehr ist für so erleuchtete Geister wie die deutschen ReichSpreßknebler auch gar nicht nöthig. Der Satz kann von irgend jemand als eine Aufforderung zum Umsturz der ,c. alten Gesellschaft aufgefaßt werden, und darum ist er eine solche Aufforderung. Wem das ungeheuerlich vorkommt, der wende sich an den Kardinal Richelieu , der einmal infolge einer Wette den Nach- weis lieferte, daß der Satz 1-j- 2— S eine Gotteslästerung enthalte. Wie so? Ei, weil man auS ihm eine Verspottung der heiligen Dreieinigkeit herauslesen kann. Nach dem Dogma von der heiligen Dreieinigkeit ist I-f- l-f- l~ l, und wer das leugnet, ist ein Ketzer. Darum marsch mit jedem ins Gefängniß, oer da behauptet, l-j- 2---- 3, und darum fort mit einem Blatt, das da leugnet, daß dt« soziale Frage durch einen gesetzgeberischen Akt kurzerhand gelöst werden kann. Aber es kommt noch besser. Betteffs deS Leitartikels in Nr. 2lg der„Bürgerz eiwng"„ITorcs is no rernedy"(Gewalt ist kein Heilmittel), an welchen da» Verbot an- knüpft«, schreibt die Reichskommiffton:„Dieser(Leitartikel) ist, obwohl er von englisch -irischen Zuständen ausgeht, dem Schluffe nach, wie auch der Beschwerdesührer einräumt, unbedingt auch aus inländische berechnet. Er stellt den Gesichtspunkt auf, daß die Gewalt— die Mutter der Ge- walt ist und die Drachensaat der Wuth und des Morde» säet. Es liegt auf der Hand, daß damit die Regierungen und nicht, wie die Beschwerde auszuführen versucht, die Regierten vor dem Wege der Gewalt gewarnt werden, und eS ist hiermit nach der vorerwähnten Tendenz de» Blattei eine den öffentlichen Frieden gefährdende Kritik des Sozialistengesetzes zu finden, welches seitens der sozialdemokratischen Partei für«ine Ber- gewaltigung derselben angesehen wird." Welche Log''! Welcher Scharfsinn I„Du schreibst, Gewalt ist kein Heil- mittel, sondern die Mutter der Gewalt? Du. der Du sozialdemokratische Tendenzen vertrittst? Gut, dann kritistrst Du das Sozialistengesetz in einer„den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise".„Aber vom Sozia- listengesetz steht ja in dem betreffenden Artikel nicht ein Sterbenswört- chen l"„Schweig, Elender, fühlst Du Dich in Deiner Eigenschaft als Ver- treter der sozialdemokratischen B. strebungen nicht durch das Sozialst n- gesetz vergewalttgt? Ja oder Nein?"—„Ja, aber..."—„Kein aber! Du fühlst Dich oder mindestens die Sozialdemokratie vergewaltigt, Du schreibst, Gewalt ist kein Heilmittel— sagst Du nicht damit, daß das Sozialistengesetz kein Heilmittel sei? Sagst Du nicht damit, daß das Sozialistengesetz die Drachensaat der Wuth und de» Mordes säet? Wer aber das sagt, der gefährdet den öffentlichen Frieden, denn... ja denn? denn— er gefährdet daS Sozialistengesetz. Und die Schlange beißt sich in ihren eigenen Schwanz. In den Lesebüchern, die man der Jugend in die Hand gibt, um ihr sillliches Gefühl zu entwickeln, findet sich auch die Geschichte vom Wolf, der dem Bauer versprochen hat, fein Vieh zu schonen und sich mit Fischen zu begnügen, hinterher aber ihm ein Schwein, da» sich im Sumpf wälzt, stiehlt, unter der Rotivirung,'in Sumpf sei eigentlich ein Waffer, ein Thier, das im Wasser lebt, sei ein Fisch, und folglich gehöre das Thier, daS da im Sumpf« liege, ihm, dem Wolf, von Gottes und Rechtswegen. „So weiß der Gottlos« seinen Eid nach seinen Gelüsten zu deuten." heißt eS dann am Schluß. Wir machen die Reichikommiffion auf diese Erzählung aufmerksam, und hoffen, daß nunmehr auch ste auf Grund deS G setze« gegen die gemein- gefährlichen Bi strebungen ic. sc. verboten werde. Fordert nicht jeder, der ste abdruckt, damit zur Bekämpfung der Reichskommiffion auf? Und nun zu unsrer ersten Frage zurück: Wem gebührt die Palme: dem Reichsgericht oder der Reichskommiffion? — Et« netter Bruder de» netten Tugendministers Putty ist der Abgeordnete Puttkamer-Plauth. Er bildet gewissermaßen die agitatorische Ergänzung desselben. Was der Beredsamkeit Putty's dessen amt- lich« Stellung auszusprechen verbietet, das verkündet der nicht minder beredte Mund seines, die Rechte des Reichs» und Landtages zierenden Bruders. Wer wollte sich erfrechen, zu behaupten, daß die preußische Regierung die Klaffeninteressen der Krautjunker und Schornsteinbarone vertritt, daß dte„stramme" Handhabung des Ausnahmgesetzes, die Lahm- legung aller Arbeiterorganisationen, die die Erkämpfung günstigerer Arbeitsbedingungen zum Zwecke haben, irgend welchen selbstsüchtigen Motiven zuzuschreiben sei! Gott behüte, daS geschieht Alles nur im Interesse der heiligen Ordnung. So sagt Vutty. unc Puttp ist preußischer Minister, und ein preußiicher Minister steht»ber den Klassen und über den Parteien. Ader Purty's Bruder ist noch nicht Minister, und darum spricht er frisch von der Leber weg, wie es ihm um'S Herz ist. Und Puttq'S Bruder war eS, der bei Berathung deS Schnapssteuergesetzes im Reichstag gelassen erklärte: Wenn die Schnapssteuer dem Arbeiter auch«in Genuhmittel vertheuert, so thut das nicht«, ei ist da» nur «in Akt ausgleichender Gerechtigkeit." Und eben dieser Herr von Patt- kamer-Plauth war«S, der vorige Woche im deutschen LandwirthsschaflS- rath, als man sich darüber stritt, um wie viel die Selreidezölle noch hinaufgeschraubt werden sollen, geloffen den Ausspruch that:„Die Ar- bette» sind meist besser varan als wir." Einen solchen Ausspruch kritistrt man nicht, man konfiatirt ihn. Er kennzeichnet den Geist, der in jenen Kreisen vorherrscht, in denen sein Urheber verkehrt. Wäre dem nicht so, der Bruder seiner Exz ll-nz sich nach London begeben. Wir wissen, daß dieser im Austrage de« revo- lutionären demokratischen Zentralausschusse« nach Paris gegangen war, wo die Demokraten«ine Erhebung vorbereiteten, von der nicht nur da« Schicksal der französischen, sondern auch da« der deutschen Demokratie abhrng. Die Erhebung vom lS. Juni 1842, auf die Engel« in der mit- getheilten Stelle anspielt, schlug fehl. Damit war auch die Stellung von Marx in Paris unhaltbar geworden. Er wurde vor die Wahl ge- stellt, sich entweder in die Bretagne zui ückzuziehen oder Frankreich ganz- lich zu verlassen. Er ging nach London . Da sich in der Schweiz keine Aussicht auf befriediaend« Thätigkett bot, begab sich auch Engels nach London . Da aber der W g durch Frank- reich zu gefährlich war— die französische Regierung schickt« nach London durchreisende deutsch - Flüch linge manchmal ohne Weiteret über Havr« nach Amerika —, nahm er den Weg über Genua und von da auf einem Segelschiff über G braliar nach London . Die Mehrzahl der leitenden Milalieder de» Kommunistenbundes, sowie die Mehrzahl der deutschen „großen Männer" von 1848 fand sich im Herbst dort zusammen. Man ging an«ine Neuorganisation, um die pro- pagandistisch« Thätigkett von Neuem wieder auszunehmen. Noch hatte sich die revolutionäre Ausregung nicht gelegt, noch schien e» nothwendig, auf«ine neu« revolutionär« Erhebung vorberettet zu sein,»der wie ganz ander» faßten Marx und Engel« diese Borbereitung auf, al» die Mehrheit der demokratiichen Emigration! Während dieser die Lösung der Aufgab«, an der fi« eben gescheitert,«in Kinderspiel erschien, wäh- rend ihre Illusionen immer chimärischer wurden und»hr« Manifestationen immer bombastischer, je mehr sie die Fühlung mit den thatsächlichen Verhältnissen der Heimath verloren, arbeiteten Marx und Engels ruhig, aber unermüdlich daran, die Organisation de« Kommunistenbundes zu festigen und propagandistisch wie kritisch auf Deutschland zu wirken, da- neben aber auch ihr« eigen« geistige Entwicklung zu fördern. Di« Resultat« ihrer damaligen kritischen und wissenschaftlichen Thätigkett sind in einer Monatsschnst niedergelegt, die ste 1850 herausgaben und der sie den Namen ihre« verbotenen Kölner Blattes gaben, der „Neuen Rheinischen Zeitung "; sie erschien in Hamburg . Marx veröffent- lichte darin«ine krittsche Geschichte der französischen Bewegungen von 1848 und 1843, die die Grundlag« bildete für sein« spätere Schrift: „Der 18. Brumaire". SngelS beschrieb in einer Reih« von Artikeln die deutsch « ReichSverfaffungSkampagne. Sine Stell- daraus haben wir oben zitirt. Von seinen übrigen Betträgen ist zu erwähnen einer über„die englische Zehnstundenbill", d«r heut« freilich nur noch von historischem Interesse ist, da eine Reihe von Voraussetzungen, von denen er ausging, heute nicht mehr existirt. Wenn man den Artikel liest, kommt man so recht zum Bewußtsein der industriellen Revolution, dte wir seit- dem durchgemacht. Einer der wichtigsten vetträge von SngelS war aber feine Artikelserie über den deutschen Bauernkrieg, dte später, nach dem Wiederaufleben d«r sozialistilchen Bewegung» in d«n siebziger hätte schwerlich den Ruth gefunden, so stech mit den Thatsachen umzu» springen. „Die Arbeiter find meist besser daran al» wir"— merkt Such diesen Ausspruch, deutsche Proletarier! Merkt ihn Euch, Ihr auS- ausgehungerten, abgehärmten Sklaven der Industrie, merkt ihn Euch, Ihr abgerackerten Heloten des Ackerbaus: Die Arbe iter find meist besser daran al» wir. So sprechen die Herren, den Mund noch voll von den Leckerbissen ihrer lukullischen Mahlzeiten. — Nicht minder charakteristisch, und Werth, von allen Arbeiter» im Gedächtniß bewahrt zu werden, sind die Aeußerungen zweier Gesinnungsgenossen des biederen westkalmückisch-n Schnapsjunkers, gleich» falls in der Sitzung deS deutschen Landwirthschasts rathe«, und, wie dieser, in der Wuth über die Ausführungen des— konservativen— Professors von RiaSkowSki gegen die vo n den Herren Agrariern geplante maßlos« Erhöhung der Getreidezölle g-than. Durch den Mund ihres Referenten, des„nothleidenden" Fidet« kommißbesitzers vonBelow-SaleSke, verlangten die Herren eine Erhöhung der Zölle aufBrotkorn auf« Mark pro 100 Kilo, was, da eine Arbeiterfamilie jährlich etwa eine Tonne— 20 Ztr. Biotkorn braucht, ein- Steuer von jährlich«ORk. ausmacht, welche die„Lumpen, dte da nichts haben", für die Landprotze» aufbringen sollen, die viel, aber nie genug haben. Ja, Herrn Below» Saleska schienen auch diese 80 Mark noch zu wenig, er erklärt«— nur Lumpe sind bescheiden— der Zollsatz sei erst dann„wirksam", wen» er 80 Mark pro Tonne Brotkorn bei rage. Darauf werde aber der Reichstag leider nicht eingehen. Außerdem oerlangte der übermüthig« Junker noch als U e b e r g a n g S b e st i m m u ng„stark anreizend« Exportprämien"— auf daß nämlich das zu billige Ge» treibe möglichst schnell aus dem Lande heraus komm«. Die Kosten, welche der Reichskasse daraus erwüchsen, würde der erhöhte Zollsatz(den das arbeitende Volk bezahlt!) bald wieder«inbringen. Gegen diese Unverschämtheiten— wahre AushungerungS-Bor« schlüge— hatte sich H-rr von MiaSkowSki gewendet, die Herren gewarnt, den Bozen nicht zu straff zu spannen, und sie aus die wirthschaftliche» und polttischen Folgen aufmerksam gemacht, welche die von ihnen ver« langten Zollerhöhungen nothwendigerweise nach stch ziehen müßten. Da« für fielen nun die Pro filwülhigen wie rasend über ihn her. Reben Herrn von Puttkamer namentlich der durch seine hanSwurstartigen Spässe be» rüchtigt gewordene Bauernagitator Knauer-Gröbers(der sehr begüterte Herr leitet seine Reden gewöhnlich mit dem ungeheuer geist» reichen Witz ein:„Ich heiß« Knauer und bin ein Bauer") und der Rittergutsbesitzer und reaktionäre sächsische Reichstagsabgeordnete vo» Frege. Nageln wir ihr« Aussprüche hiermit fest. „AuS der Rede des Herrn von Miaskowskt hat nur die graue Theorie herauSgeleuchtet, die mtt den nackten Thatsachen nicht in Einklang zu bringen sei. Die von demselben inizentrte Hetze(!) z w i- scheu Arbeitnehmern und Arbeitgebern werde nicht gelinge n." So Herr Knauer. Wer also die Herren warnt, die Ar» beiterklasse nicht bis aufs Blut zu bedrücken, in'zenirt«ine„Hetze". DaS ist ihre Achtung vor der wissenschaftlichen Ueberzeugung eines der Ihrigen, der nicht daS nackte Klassenintereffe— was sagen wir Klaffen» intereffe? Nicht doch, Herr von M.askowski warnte ja die Herren i» ihrem eigenen Klassenintereffe, von solchen unerhörten Forderungen ad» zust-hen— der nicht den Götzen der Prositwuth über alles stellt. Und Herr von Frege erblickt in den Aussührungen des Herrn vo« MiaSkowski nur„eine Skala unbeweisbarer deutsch » freisinniger Behauptungen. Daß diese Zollerhöhungen zn einer Belastung der arbettenden Ki äffen sühren müssen, sei„ g r u n d» falsch", er bedaur«(!), daß solche Worte, die vielleicht in ein« Volk«» Versammlung gehören, hier im LandwirthschaftSrath gefallen sind." Di- berufsmäßigen Agitatoren weisen den Fachmann au« ihrer Ritte in die Volksversammlungen, weil er eine ihnen unbequeme Wahrhett konstatirt. ES wäre eigentlich nur zu wünschen, daß Herr v. MiaSkowSki dieser Aufforderung folgte. Er wird es aber schwerlich thun, was die Herren natürlich sehr gut wissen. Nun, so sei hiermit die Thatsach« angenagelt, daß die Herren unter stch nur die Lüge für kourfähig hal- ten. Ein« Steuer von«0 Mark, als« po» 50 bis 70 Proz»»t. d-s Her. stellungspreises, soll keine Beriheuerung des Produktes zur Folge haben. Ja, wozu fordert Ihr denn diese Zollerhöhung? Warum jammert Ihr denn beständig über die zu niedrigen Getreidepreis«? Wen glaubt Ihr durch so plumpe Manöver zu täuschen? Ach. auf das Täuschen kommt es den Herren im Grunde gar nicht an. Sie wissen, daß sie lügen, und daß jedermann weiß, daß ste lügen. Aber was verschlägt daS? Nicht IznS, was wirklich geglaubt wird, ist daS Mächtige, sondern das, was alles übrige übertönt. Und darum der TerrorismuS in der Agitatton, darum da» Hinauswerfen des unbe» quemen Professors, darum das Verdächtigen jeder unbequemen Ansicht mit dem grade in der Mode befin,l»chea Aaaihem. Bald lautet eS„kam» munistisch", bald„semitisch-manchesterlich", und heut« thutS auch schon da« deutsch-frelsinntg. Je lauter wir brüllen, um so mehr schüchtern wir-in, denken die Herren, und bisher wentgstens haben sie damit Erfolg gehabt. So ist ihr schamlose« Gebühren nicht nur für sie, sondern auch für die allgemeine Situation chaiakleristisch. Warum gitt der Fußtritt mehr entehrend für den, der ihn empfängt, als für den, der ihn auSlheilt? Weil man ihn Niemand zu eriheilen wagt, dem man genügend Ruth und Kraft zutraut, die entsprechend« Antwort zu geben. Deutsches Pro» letariat, diese vchmarotzerbande tritt auf Dtr herum, weil sie Dich für zu schwach und zu energielos hält, ihr so zu antworten, wie sie es ver» Jahren in Broschürenform erschien. Diese Arbett ist die erst« historisch» Darstellung vorkapitalistischer Verhältnisse vom Standpunkt der«atäq rialistischen Geschichtsauffassung. Inzwischen zeigte die Entwicklung der thatsächlichen Verhältnisse denet�. die sie ausmerksam beobachteten, anstatt in einer seldstg eschaffenen Traum» welt zu leben, daß di« Revolution vorläufig zu Ende und an«in« bal» dige Erhebung nicht zu denken sei. Eo unangenehm dies« Erkenntniß auch war, Marx und Engels verschlossen sich ihr nicht nur nicht, fi« hatten auch den Ruth, ihr Ausdruck zu geben, wie sie ei denn stet» alt ihre Ausgab« betrachteten, Illusionen zu zerstören, nicht zu nähren. In ihrer Revue der Ereignisse vom Mai bis Ottober, geschrieben aar 1. November 1850, konstatirt« n fi«, daß im Handel und der Industrie allgemein« Prosperität herrsch«.„Bei dieser allgemeinen Prosperität,- schrieben sie,„worin die Produktivkräfte der bürgerlichen S-sellschast sich so üppig entwickeln, wie dies innerhalb der bürgerlichen Verhältatsse überhaupt möglich ist, kann von einer wirklichen Revolu» tion keine Rede sein. Eine solche Revolution ist nur in de« Perioden möglich, wo dies« beiden Faktoren, di« modernen Pro« duktivkräste und die bürgerliche» ProduktionSform««� mit einander in Widerspruch gerathen. Die verschiedenen Zänkereien, in denen stch jetzt dt« Repräsentanten der einzelnen Fraktionen der kon» tinentalen OronuagSparrei ergehen und gegenseitig kompromtttiren, weit entfernt, zu neuen Revolutionen Anlaß zu geben, find im Gegentheil nur möglich, weil di« Grundlage der Berhältniff« momentan so sicher� und, was die Reaktion nicht weiß, so bürgerlich ist. An ihr werden all« di« bürgerliche Entwicklung aufhaltenden ReaktionSverluch« ebenso sehr abprallen, wie alle sittlich« Entrüstung und alle begeisterten Prokla» mationen der Demokraten."(6. u. 6. Heft, S. 153.) wir wisse« heute, daß Marx und Engel« Recht hatten. Ab«r bitte« Wahrheiten anzunehmen, ist nicht Jede, mann« Sache. Slll« Jene, die da glaubten, daß zu einer Revolution nichts nöthig sei al« eine gehörige Dosis guten Willen», alle Jen«, die glaubten, man könne«ine Revolution nach Belieben machen, wenn man Lust dazn verspüre— kurz, di« w«iiaui größere Mehrheit der revolutionären Flüchtlinge in England, die damals die radikal« bürgerlich« Opposition gegen dt« europäisch« Reaktion repräsenttrten, sie Alle erhoben sich gegen Marx und Engel». Di«„Reue Rheinisch« Zeitung" verlor ihre Leser «ad mußt« ihr Erscheinen einstellen; im Kommunistenbund brach ein« Spaltung au«, seine lhätigsten Mitglieder in Deutichland kamen durch die Stteber'schen Machinationen für Jahr« hinaus in'« Gefängniß: mit der Aussicht auf eine baldig« E.hedung brach für einige Zett auch di« sozialistisch« Propaganda zuiammen. Mit der politischen Aktion war«» für längere Zeit zu Ende, von 1850 an war Beiden jede literarische Thäugkeit in Deutschland adg«, schnitten, der Bann der Demokraten lastete aus ihnen eb.nso wie d«r der Regierungen. Kein Verleger hält««in Werk von ihnen angenommen,
Ausgabe
9 (18.11.1887) 47
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten