dient. Präg« Dir das ein» recht fest ein, die obigen Aussprüche, und die Moral dieser Aussprüche! — Der Leipziger Srach-Skaudal. ES steht fest, daß die Mit» glieder deS AufsichtSratheS der Diskonlo-Gesellschaft am Ron' tag— 17. Oktober— Morgen Kenntniß von den Berbrechen der kar» dellbrüderlichsn Rillionendiebe Jerusalem und Winkel' mann hatten, und daß sie der Polizei und Staatsanwaltschaft keine Anzeige machten. DieS wird durch eine amtliche Erklärung der Leipziger Staatsanwaltschaft ausdrücklich festgestellt. Durch diese Unterlassungssünde— um den mildesten AuS« druck zu gebrauchen— wurde zweierlei erwirkt:l E r st e n S, daß die kartellbrüderlichen Millionen-Spitzbuben ihre Flucht in aller GemüthSruhe bewerkstelligen konnten. Zweitens, daß die Landtagswahl, welche am Dienstag— 18. Oktober— stattfand, durch die Nachricht der kartellbrüderlichen Millionen-Spitzbüberei nicht beeinflußt wurde. In jedem Falle aber hat der Aufstchtirath sich eines schweren Deliktes schuldig gemacht. Wer ein Verbrechen nicht anzeigt, ist strafbar. Und wer einem Verbrecher zur Flucht verhilft, ist desgleichen strafbar. Mindestens eines dieser beiden Berbrechen— wahrscheinlich beider— sind die Ritglieder de» AufsichtSratheS schuldig. Trotzdem sind sie bis zum heutigen Tag- unbehelligt geblieben. Handelte eS sich um einen sozialdemokratischen Verein, und hätten Sozialoemokraten— wutati» rnutandiR— gethan, was die Mitglieder d«S AuffichtSratbS der Diskonto- Gesellschaft gethan— sie säßen längst hinter Schloß und Riegel. Den Mitgliedern de« AufsichtSratheS ist, wie gesagt, kein Haar ge- krümmt worden. Eine Krähe hackt der andern kein Auge auS. Die Mit- alieder des AussichtSraths sind Kar t-llb rüder, und die Kartell. drüder der Justiz find mit den Kartellbrüdern deS A u f f i ch t S> »atheS ein Herz und eine Seele. Die Mitglieder deS AufstchtS- rathe« sind Kaufleut« ersten Ranges, Geldprotzen. Millionäre— und die Justiz hat einen heiligen Respekt vor Kaufleutm ersten Range«, Geld- protzen und Millionären. Ja, hätten Arbeiter sich der Verbreitung einer Broschüre oder einer Zeitung schuldig gemacht, welch« die Sünden der Justiz, der Kauf. l-ute ersten RangeS, der Geldprotzen und Millionäre mit verdienter Wuchtigkeit geißelt— dann wären die Sünder sofort verhaftet, und Monate und Monate lang in Untersuchungshast gehalten worden, damit kein«„Kollusion" stattfinden kann.-- Di« Herren Aufsichteräthe der Leipziger DiSkonto-Gesellschast aber laufen frei herum— denn die Justiz ist nicht blind.. — Pfaffe«. Der Meineids- Pfaffe von Berlin ist in der ganzen Welt bekannt, und er darf getrost, ohne Selbstüberhebung, das stolze Wort H e i n e' S— mit einer kleinen, durch die Umstände gebotenen Modi- sikation auf sich anwenden: „Und nennt man die schlechtesten Namen, So wird auch der meine genannt." Daß die Prediger der Lüge allesammt mehr oder weniger .stöckein", liegt in der Natur deS Handwerks; und man kann sich deS- halb nicht über daS Benehmen jenes Leipziger Pfaffen wundern, der einer Frau den Rath gab, ihre Kinder hinter dem Rücken des freigeistigen Manne« taufen zu laffen. ihnen also durch Lug und T r u g in den Schooß der Kirche zu verhelfen. Die Geschichte ist vor Kurzem passirt— und „ES ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie ewig neu", «nd in ähnlicher Weise ist sie hundertmal passirt und wird auch noch hundertmal passiren— wir meinen diese spezielle Taufgeschichte; denn daß Psaffen im Allgemeine., zu Lug und Trug auffordern, und ine- besondere die Weiber zur Untreue gegen die Männer zu verleiten suchen, das ist schon millionenmal vorgekommen und wird noch unzähligemale vorkommen— wird vorkommen, solange es Psaffen gibt. — Zu den Chicagoern Angeklagten gehörte bekanntlich auch Oskar Reede, der, weil man ihm absolut nichts Anderes nach weifen tonnte, alS daß er Sew-ltschast-n organifirt,„nur" zu fünf. zehn Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde. Er war eben von der Polizei mit eingesteckt worden und mußte nun, nach dem Grundsatz: Mitgefangen, mitgehangen", der OrdnungSmeute mit als Opfer herhalten. ES freut unS, aus nachstehendem Brief, den Neebe aus dem Zuchthaus an einen seiner Freunde geschrieben und der die Runde durch die ame- rikanische Preffe macht, zu erfahren, daß e» Neebe im Zuchth-uS wenig- stens erträglich ergeht— er hat eS eben nicht mehr mit den Chicagoern Ordnungshelden zu thun: „Was mich anbetrifft, befinde ich mich wohl. Das Zuchthaus wrrd fehr sauber gehalten. Der gesundheitliche Zustand ist gut. Wir bekommen zweimal Fleisch den Tag und verschiedene Gemüse. Die Luft ist hier ungleich Keffer alS in der Cook Countp Jail(daS Chicagoer Unter. fuchungSgefängniß!), auch CockroacheS und Wanzen find hier nicht in solch' unverschämter Menge wie dort. Die Disziplin anderer. feit« ist sehr streng— übrigen« in einer solchen Anstalt und unter solchen Gesellen«ine Rothwendigkeit. Wer sich den Regeln fügt, hat keinen Verdruß; man gewöhnt sich daran.... ES ist ein« Bibliothek mit dem Zuchthau« verknüpft, die wohl zu den besten im Staat gezählt wer- den darf; sie enthält 9000 Bände(antike und moderne Literatur in 4 bi« 6 verschiedenen Sprachen).... Der Direktor sowohl als dt« übrigen kein« Zeitung ihre Mitarbeiterlchaft. Marx zog sich auf« britische Museum zurück, begann seine ökonomisch geschichtlichen Studien wieder von vorne an, und legte den Grund zu seinem großen Werk„Da« Kapital". Reben- bei schrieb er für die„Rew-Dork-Tridüne", deren europäischer Redakteur er thatsächlich fast zwanzig Jahr« war. Engel« ging l8S0 nach Manchester , wurde wwder Kommt« in der Baumwollfabrik, in der sein Vater Theil- Haber war, er wurde 1864 selbst AffociS und gab 1369 da« Geschäft «ndgiltig auf. Durch die Firma„Ermen und Engels" auf den Nähgarn- spulen dürfte fein Name mancher Arbeiterfrau bekannt geworden sein, der sein Wirken für die Arbeiterklaffe unbekannt geblieben. Zwanzig Jahre lang waren die beiden Freunde mit kurzen Unter- irechungen getrennt, aber ihr g-'stiger Verkehr wurde dadurch nicht Unterbrochen. Fast täglich schrieb.« sie einander und tauschten ihre An- sichte« über die Vorgänge auf den Gebieten der Politik, deS Wirthschafti- lebenS und der Wissenschaft au«. Dieser Briefwechsel ist erhalten; er wird nach seiner Veröffentlichung eine« der wichtigsten Quellenwerk« für da«»erständniß der Zeit von lSöv— 1870 bilden. In Manchester setzte Engel« neben dem Geschäft sein« Studien fort. Bot Allem betrieb er Kriegsgeschichte und Militärwiffenschaften, deren Unentbehrlichkeit ihm die Kampagne von 1849 klar gemacht hatte, und für die ihm seine Dienstzeit in der Artillerie(alS Einjährig-Freiwilliger) «in« praktische Grundlage bot. Dann vergleichende Sprachlehre— von Jeher seine LieblingSwiffcnschaft, und Naturwissenschasten. Während de« italienischen Krieges von l8S9»eröffentlichte er anonym eine militärische Broschüre„Po und Rhein ", worin er einerseits der österreichischen Theorie entgegentrat, der Rh-in müffe am Po»ertheidigt werden, ander- <«it« den„klemdeutschen" preußischen Liberalen, die der Niederlage O-ster- »eichS entgegenjubelten und nicht sahen, daß Bonapart« der gemeinsame Feind war. Sine zweite Broschüre ähnlichen Inhalt«„Savoyen, Nizza und der Rhein " folgt- nach dem Krieg. Während de« preußischen«ili- tärkonflitt« f136S) gab er eine weitere Broschüre herau«,„die preußische Riluärlrage und dr« Arbeiterpartei", worin die Widersprüche und Halb- hetten der Liberalen und Fortschrtttler gegeißelt und-»«gesprochen wurde. eine wirklich. Lösung der Rilitärfrage wie aller andern ernstlichen Fragen könne nur durch die Arbeiterpart., erfolgen. Während de« deutsch -fran- »östschen Kriegs schrieb er-ine R-ch- m,litSr,sch.kr,t, scher Artikel in dl« Londoner„Pall«all Gazette", worin er unter Anderem glücklich war bereit« am 2d. August die Schlacht von S-dan(2. September) »nd den Untergang der fran, östschen Armee vorher, usagen. Hatte während dieser Zeit bereit«-ine ArbeitStheilung der Studien zwischen Mail und Engel« ftattgesunden. so«nlwickelte sich nach Engel« ll.b«rst.dlung nach London (1870) ,-»««ig.nthüml.ch.«.be.tSth-.luug zwischen den Beiden, die ihr Schaffen so sehr gefbrdert hat. Während !0uur fortfuhr, die gemeinsam gefundene Theorie Itzst�'natisch sür die »iffenschasttiche Welt auezuarbeiten und darzulegen, setzte Engel» sich dl« Beamten behandeln mich sehr anständig. Der Direktor RcClaugrhey ist «in Reformer und Philanthrop. Ich habe gefunden, daß er sich recht viel Müh« gibt, durch freundliche Behandlung und Güte zu erreichen, wa« andere durch ZwangSmaßregeln noch niemals erreicht haben..... Sag' meinem Bruder Louis, daß er meine lieben Kinder nicht hierher« bringt, noch auch meinen Bater oder die Mutter— ihrer selbst wegen wünsche ich sie nicht hier zu sehen. Nur er soll mich besuchen.... Die Wochenblätter, die Du mir gesanbt, boten eine angenehme Unterhaltung an den langen, langen Abenden. Mein Zellengenoff- ist ein junger Pole, ein recht netter Mensch. Grüße alle Freunde und Genoffen besten» von mir." Welch ruhigen, leidenschaftslosen— ja, wir können sagen, beschei» denen Ton athmet die« Schreiben I Ein Mensch, der so objektiv urtheilt, wie es hier geschieht, kann k-in gemeingefährlicher Verbrecher sein. Und doch erhielt Neebe eine Strafe, wie sie der gefährlichst« Einbrecher selbst im wiederholten Rückfall kaum erhält. Der ver- kommenste Straßenräuber ist den Geldsäck-n im Nothfall immer noch lieber, als der Proletarier, der für die Emanzipation seiner Klaffe eintritt. — Noch ei« Merk'S für die deutsche« Arbeiter.„Ist wirk- lich eine Nothlage vorhanden, welche beseitigt werden muß, dann kann man diese Nothlage nicht bestehen laffen, bi« sie durch eine solche Enquete auch aktenmäßig festgestellt werden könnte."... Die Forderung einer Enquete verräth„die Absicht, die Beantwortung dieser Frage zu verschleppe n." So Bismarck's Leibblatt, die„Norddeutsche Allgemeine" über den Vorschlag, eine Enquete darüber anzustellen, ob die deutsche Land- wirthschaft wirkich so„nothl-idend" ist, wie die Landjunterbe- haupten, und ob die geforderte Erhöhung der K o r n z ö l l e da« rechte Mittel dagegen wäre. Alse« sich um die Frage der Arbeiterschutz- gesetze, ja nur um da« rn England, der Schweiz rc. durchgeführte Verbot der SonntagSarbeit handelte, da wurde, auf Veranlassung deS durchlauchtigen Patron« der„Norddeutschen", die Erhebung einer Enquete al« unerläßliche Vorbedingung der gründlichen Verjchlep- pung— nicht doch, Erledigung dieser Frag- erklärt. Und diese Enquete ist denn auch so gründlich erfolgt, daß eS selbst mit der Erfüllung dieser brsche.denen Forderung der Arbeiter im Staat der Soziairesorm sehr windig aussicht. Wenn es sich um Verbesserungen ihrer Lage handelt, dann macht man mit den Junkern kurzen, mit den Arbeitern ob-r lang n Prozeß. Handelle es sich aber um Verkürzung ihrer Rechte— ja Arbeiter, daS ist ganz wa» anderes. Merkt'S Euch! — ES gibt«och Richter i«— Pelgie«. Vor einiger Zeit wurde in Brüssel , wie der dortige„Peuple " mittheilt, ein von dem Verein der Handschuhmacheraehilsen auSgeschloff>n-r Arbeiter von seinem Prin- zipal, der sich verpflichtet hatte, nur Mitglieder dieser Organisation zu beschäftigen, aus der Arb.it entlassen. Derselbe wandte sich an das Ge- richt und behauptete, er sei das Opfer de« Handschuhmacherverein«, der unter Streikandrohung seine Entlassung verlangt habe. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft benutzte diese Gelegenheit,«>ner Arbeiterorganisation zu Leibe zu gehen, mit Wollust, sie fand, daß die von dem Handschuh- macherverein bewirkte Entlassung des erwähnten Arbeiters ein Eingriff in die Freiheit der Arbeit sei und stellte daraufhin den betreffenden Prinzipal und den Vorstand dr« Hand�chahmachervereins unter Anklage, wurde jedoch in erster Instanz abaewle>en. Ende voriger Woche kam die Sache nun vor da« Brüsseler Appell»- tionsgericht. Der Rechtsanwalt Eugöne Robert, ein dem Sozialls- mas s hr nah. stehender Raoikaler, vertrat mit großem Geschick die Sache de« Handichuhmacherver-in«. Er wies nach, daß der Verein keineswegs die Freiheit der Arbeit angetastet, sondern lediglich den betreffenden Prin- zipal veranlaßt habe, einen von ihm frei eingegangenen Vertrag zu hal- ten, und daß daher weder der Prinzipal, der den Arbeiter weggeschickt, .ivch der Verein der Handschuhmacher, der die Enilassung gefordert, des- halb bestrast werden können. Der G-r chtehof schloß sich diesen Ausfüh- rungen an und sprach beide angeklagte Parteien frei. Eines der wichtigsten Rechte der Aibeitervereine ist somit gerichtlich anerkannt— in Belgien . — Eine Frage«nd ei«e Widerfrage. Daß die Resolution. welche der St. Gauer Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in Be- zug auf den Anarchismus beschlossen, den Beifall der A tarchisten nicht finden wüide, war vurauSzulehen. So zieht auch die„Revolte" in ihier Rr. v. b. Nov. tarüber her. Zu dem Satz: JDie Taktik der individuellen Gewaltakte führt nicht zum Ziel" bemerkt sie pfiffig:„Ader sie(die Re- solution) hütet sich, zu präzistren, zu welchem Ziel" und setzt al« witzig fein sollend hinzu:„Daß sie nicht zum Parlament führt, ahnte man bereits." Die„Revolte" mag sich beruhigen, grade dieser Satz rühit ursprünglich von jemand her. der noch zu keinem Parlament kandidirt hat, noch schwerlich je zu einem kandidiren wird. Da« Ziel, über wel- che« sie im Zweifel ist, ist die Befreiung der Arbeiterklasse von»er Herr- schaft de« Kapitaliemus. Ferner erklärt die„Revolte", auch der Satz: „und sie(die Taktik der individuellen Gewaltakte) ist, insofern sie das R-chtsgefühl der Massen verletzt, positiv schädlich und daher verwerflich," lasse sie im„Dunkeln" und fragt:„Verletzt die Thal Reinsdorf'« das Rechtsgefühl der Massen? Ist die Chicagoer Bombe veidammenewerth?" Wir wissen nicht, was die„Revolie" unter der„That ReinSdors's" versteht. Mit Bezug auf die Chicagoer Bombe aber erinnern wir sie Aufgabe, einerseits die Theorie polemisch zu vertreten, wenn sich Segner fanden, die der Mühe werth waren, und anders.it« die großen Fragen der Gegenwart an der Hand dieser Theorie zu untersuchen und die Stellung des Proletariat« ihnen gegenüber zu erforschen. Natürlich war diese Scheidung der Arbeitsgebiete ke ne pedantische; oft arbeiteten sie zusammen, stets tauschten sie ihre Ideen aus. Wie Engels selbst sein Verhältniß zu Marx in wissenschaftlicher Be- ziehung auffaßt- und gestaltete, davon gibt er an verschiedenen Orten Zeugniß. In der Vorrede zur zweiten Auflage seine« Buche«,„Herrn Eugen Dühring's Umwälzung der Wissenschaft," sa t er(S. 10):„Da die hier entwickelte Anschauungsweise zum weitau« größeren Theil von Marx entwick lt und begründet worden, und nur zum geringsten Theil von mir, so verstand es sich unter un« von selbst, daß dies« meine Dar- stellung nicht ohne seine Kenntniß erfolgte. Ich habe ihm das gan,e Manuskript vor dem Druck vorgelesen, und das zehnte Kapitel de» Ab- schnitte« über Oekonom. e(„au» der kritischen Geschichte") ist von Marx geschrieben und mußte nur, äußerlicher Rücksichten halber, von mir leider verkürzt werden. S» war aber von jeher unser Brauch, un« in Spezial- fächern gegenseitig auszuhelfen."•) Der erwähnt-n ArbeitStheilung ist e« wohl zum größten Theil zuzu- schreiben, daß, während die Marx 'sch-n Stud en in einem Hauptwerk. dem„Kapital", konzentrirt sind, da« Ergebnlß der Engeli'schen For- schungen in zahlreich-n meist kleineren Schriften»erstreut ist. So ist es aber auch gekommen, daß, währeno man üb-r die UnverständlichkeU von Marx »lagt und die meisten Leute mehr über da«„Kapital" lesen al« dieses selbst. Engel» al« M-lster der populären Da. stellung gilt. f. ine Schriften von allen denkenden Proletariern gelesen werden, und die Rehr- zahl derjenigen, die sich mit dem SozialiSmu« befassen, au« diesen Schriften die Kenntmß und da« Berständmß der Rarx-Engels'schen Theorie schöpft. ») Charakteristisch für Engel« und sein«-rhältniß zu Marx ist auch folgende Stelle au« einem Privatbrief von ihm an einen alten, treu n Genossen, der im vergangenen Jahr verstorben»st. Er sagt da:„Ich habe mein Lebenlang zweite Violine gespielt und glaube e« zu einiger Virtuosität darin gebracht zu hoben, und ich war verdammt froh, daß ich dabei eine so gute erste Biolme hatte wie Marx . Jetzt aber, wo ich in Vertretung der Theorie selbst eiste Violine spielen soll, muß ich mich sehr in Acht nehmen, daß ich mich nicht blamue." (Fortsetzung folgt.) daran, daß die amerikanischen Anarchisten bis in die neuest« Zeit hinei» behauptet haben: diese Bombe sei von einem Handlanger der Polizei geworfen worden. Wenn also die„Revolte" selbst nach der Wirkung, die diese Bombe auf die Arbeiterbewegung gehabt, selbst nach den Opfern, die diese Bombe den A r b e i t e r n gekostet, noch immer im Zweifel ist, dann möge sie gefälligst sich die zweite Frage vorlegen: Wem muß eine Handlung nützen, wenn man al« Urheber derselben die Polizei vermuthet? Und aut der Antwort darauf wird sich wohl auch die Antwort auf die Frage ergeben, über welch« unsre Reso- lution die„Revolte" im Dunkeln gelassen. — Ii« einer Besprechung de S Leipziger Reichsgericht«. UrtheilS gegen N-ve in Nr. 44 der Most'schen„Freiheit" wird hervorgehoben, daß die in diesem Prozeß als„Mitangeklagte" ic. genannten Persönlichkeiten— der Eisendreher Drichal, der Schuh- macher Krause, sowie der bekannt« Weber Groß als angeblich frühere Genossen„offenbar als Staatszeugen figurirten, was die Genossen weit und breit zur Notiz nehmen sollten".„Ferner fällt e» auf, daß all- eigentlichen Spitzel— insbesondere jene, welche N-ve unmittelbar an« Messer lieferten, von den Reich«- Henkern verschwiegen wurden, we.l dieselben natürlich auch ferneihin benutzt werden sollten, was nach Nennung der Betreffenden unmöglich wäre." Was meinen die Herren Peukert und Reuß in London dazu, und wo bleibt die Antwort aus unsre„bescheidene Anfrage" in Nr. 35 deS„Sozialdemokrat", Seite 4, Spalte 1, Herr Peukert? Sollen wir den Inhalt vervollständigen, da Ihr EiklärungStalent Sie so beharrlich im Stich läßt? — Weniger Verständuiß alS für die Geheimnisse der Hinterlader und Magazingewehre scheinen die Heiden leider für die Mysterien de» Christenthums zu besitzen. Wie Kanoniku» Taylor im jüngsten Kuchen» kongreß in Wolverhampton konstatirte, hat der englischen Kirchenmiflion«. gesellichaft die Bekehrung von 865 Heiden oder Moham» m e d a n e r n mehr alS 86,000 Pfd. St., oder rund 10 0 Pfd. St. (— 6000 Mark) per Kopf, gekostet Am theuersten kam die Sache in Persien , Palästina, Egypten und Arabien zu stehen, wo d i« Bekehrung eines einzigen Ungläubigen 11,804 Pfd. St. 9 Sh. 6 P.(-- 236.089 Mk. 50 Pf.!) kostete; am billigst-« in Süd-China, denn hier kosteten 237 Bekehrte nur 7488 Pfd. St. 4 Sh. Ii P. Da« Schrecklichste ist, daß nach Kanonikus Taylor die Mohammedaner in demselben Jahre, wo die Christen nur 865 Proselyten machten, 600,000 Ungläubige zum JSlam be» kehrten, ohne daß eS ihnen einen Heller kostete. Letz- tere Zahl ist nach dem„Daily Telegraph " zwar bed-utend zu hoch ge- griffen, immerhin aber, schreibt die„Münchener„Allgemeine", scheinen die Mohammedaner in der Heidenbekehrung bessere Geschäfte zu machen als die Christen." Es ist aber auch keine Kleinigkeit, einem Naturmenschen die Geschichte von dem Vater, der sein eigner Sohn, und von der Mutter, die ohne zu empfangen Mutter geworden, und von dem Sohn, der gar nicht seines Vater« Sohn war, beizubringen. Hat doch für sie die Jungfernschaft ein Ende, sobald die Magd ein Kind gebar. Die Heiden, ja die Heiden( — Ein recht erbauliches Bild von der zivilisatiouSarbeit der Europäer i» Afrika liefert ein Vortrag, den der Afrika Reisend« Lieutenant W i h m a n n jüngst in der G-sellschaft für Erdkunde in Berlin über seine letzte wissenschaftliche Expedition(Quer durch Afrika , und zwar von der Westküste, südlich vom Congo aus über da« Gebiet de« Kassaistroms, deS Kongobeckens nach Niangwa, und von da die Masser« flraßen des ostasrikanischen Seengebietes entlang nach der Ostküste) ge» halten.„Unter seinen Mittheilungen," berichtet die„Frankfurter Ztg.", „waren die bemerkenswerthesten, daß sich seit seiner letzten vor vier Jahren gemachten Reise in jenen Dist-ikten eine völlige Verände» rung unter den dortigen Stämmen vollzogen. Während früher noch eine g e w iss e ur sp r ü n g l i ch e K u ltu r dort geherrscht habe, sei dieselbe bereits unter den fortpflanzenden Einwirkungen der Entwicklung de« Kongostaates in raschem Hinsterben begriffen. Auch die Tauschmittel änderten sich bereit«; nicht mehr die Kaurimuschel, sonder» europäische Gewehre und Pulver würden tief im Innern AlrikaS von Regeistämmen verlangt, die noch keine Weißen sahen. In & rbindung damit breiten sich ein scheußlicher Menschen» Handel und S klavenjagden aus, wiesie früher nicht bestanden." Gewehre und Pulver statt der harmlosen Kaurimuschel— wie schnell doch die Schwarzen das höchste Erzeugniß der menschlichen Kulturwelt auinehmen l Prächtige Kunden für die alljährlich infolge von Einführung immer neuer Gewehre überflüssig werdenden alten Massen. Freilich wer» den ihre Sitten nicht grade veredelt, ab«r daS ist das geringste U-bel. Treiben e« die Reger zu arg, so liefern sie auf diese Art den besten Grund zu— Annexionen. So denken wenigstens alle praktischen Leute, und diese führen im Vaterlande der Idealisten heute daS groß« Wort. Erst korrumpiren und dann unterjochen, daS ist die Devise, unter der die Kultur nach Afrika getragen wird. — England. Unter den am letzten Sonntag in London von de» Schergen de» Polizeidirektots Warren Verhasteten befindet sich auch, wie der Telegraph meldet, der Abgeordnete Cunningham Gra» h a m, Vertreter für Glasgow . Dieser Mann, der sich durch sei» Mandat verpflichtet hielt, mit seiner Person für die Wahrung eines be» drohten Volksrechtes einzutreten, hat sich vor Kurzem, auf dem Jahre«- kongreß der englischen Bergarbeiter in Edinburgh , offen al» Sozialist bekannt. Aus diesem Kongreß wurde überhaupt, wie I. L. Mahon im„Com- monweal" berichtet, die radikale Richtung vorzugsweise von den schotti» sch-n Delegirten, denen allerdings auch verschiedene englisch « Delegirten f kundirten, vertreten. Diese setzten eS auch, trotzdem die Herren Burk, Fenwick und der ganze offizielle Führerftab dagegen eintrat, durch, daß sich der Kongreß m t überwiegender Rrjorität für die gesetzliche Fest- s.tzung des Achlstundenarbeitstages erklärte. ES heißt dann in dem Be- r»ch» weiter:„Das Parlamentsmitglied R. B. Cunningham Graham hielt einen sehr interessanten und lehrreichen Bortrag, worin er seine formell« Anhängerschaft zum Sozialismus erklärte. Von Herrn Haldane, ebenfalls Abgeordneter, ausgefordert, zu erklären, wie weit er mit den Marx 'schen Theorien übereinstimme, antwortete cr:„Herr Haldane hat mich g-srazt, od ich in Herz und Seele mit Karl Marx ' Theorien einverstanden bin, und ob ich mir bewußt bin, wozu ich mich damit in Bezug auf die Bergarbeiter-Frage verpflichte? Meine Antwort ist: absolut und vollkommen." Wie eS jetzt den Anschein hat, wird sich wohl bald eine schottisch« Arbeiterpartei bilden, deren Führer Herr Cunningham Graham sein wird. Diese Partei wird vielleicht nicht vollständig sozialistisch sein, ader sie wiid einen großen Forjchritt gegenüber den bisherigen Kampsarten dar- stellen." Daß der Sozialismus in England große Fortschritte macht, zeigt sich auch an den verhältnißmäßig starken Minoritäien, w-lche die Kandidaten der fozia demokratischen Föderation bei verschiedenen, in der letzten Zeit stattgehabten G-meinderalhswahlen davongetragen. Ist es auch nicht grade glänzend, wenn st« z. B. in Bolton in einem Arbeiterviertel 374, bezw. 314 Stimmen erhielten, gegen 985, bezw. 9l4 der konser» vativen Arbelterkandidaten, so sind es doch Zahlen, die sich für dm Ansang sehen lassen können. Weit günstiger ist dagegen da» Resultat von Birmingham , im Stadtbezirk St. Mary'» Ward. Dort erhielt der Soziald mokrat Hadon 759 Stimmen gegen 1016, eine Minorität, die R-jp.kt emflöst. Es geht vorwärts, und die jetzige Tory« Regierung wild das Ihrig« dazu thun» daS Anwachsen der Sozialdemo- tratie noch zu beschleunigen. — Amerika . Es fehlt un» der Raum, alle Einzelnheitm zu v«r» zeichnen, welche über die letzten Stunden und den Tod der Chicagoer Veruriheillen gemeldet werden Wir müssen in diejer Hinsicht unsere Le,er aus die Berichte der Tageepress« v-rweisen, die sich ja grade d»< „Sensationellen" der Sache mit d-m größten B Hägen bemächtigt hat. Ueber den Selbstmord Lingg'S berichtet der Chicagoer Mit« arbeitet de»„Berliner Tag blait": „Am Donn.rstag Morgen um 8 Uhr ungefähr sah ein Wächter durch da« Fenfteichen der Z-llenlhür, daß Lingg ein brennendes Licht erhob, als ob er sich eine Cigarre anzündr» wollte— e« war jedoch eine klein« Bombe in Kerzensorm, deren Dacht er anzündet« und die er dann in
Ausgabe
9 (18.11.1887) 47
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten