«ganifirt wird, wie sie organiflrt ist. Zug«gebsn ist ferner, daß mitder Hineinziehung der Masten in die Armee, diese ihren Charakter alSexklusive, dem Volke feindliche Organisation immer mehr verliert. Aberglaubt man, daß das Oben nicht begriffen wird? DaS müßte eine sehrkurzsichtige Regierung sein, die das nicht einsähe und nun sich selbst zummöglichen Schaden dennoch eine solche militärische Organifirung derMasten schaffte. Was zu dieser Einbeziehung der Masten in die Armeezwingt, ist nicht die innere, das ist ausschließlich die äußer«Lage. Die Folgen des Krieges von 1870, die Annexion von Elsaß-Lothringen haben Deutschland zwischen zwei Feuer gestellt. Frankreich,das den Verlust dieser Provinzen nicht vergessen will, fand in Rußland,dai von seinem Standpunkt aus naturgemäß auf die Erweiterung seinerMacht in der Ostsee und auf die Eroberung der Türkei angewiesen ist,und all' sein Dichten und Trachten auf die Eroberung dieser Machtrichten muß, einen Bundesgenoffen. Dirch seine Machtstellung nachdem Jahre 1870 war Deutschland dem russischen Einfluß entwachsen.Rußland mußte erkennen, daß es in Deutschland, wie freundlich immerdie offiziellen Kreise sich zu ihm stellten, einen Gegner hatte, der alleseine Berechnungen im Westen und Südosten seines Reiches zu Schandenmachte. Darüber konnten es auch die„ehrlichen Mallerdienste" Bis-«arck's auf dem Berliner Kongreß nicht täuschen. Blieb ihm noch einZweifel, so mußte ihm dieser durch die einstimmig« Haltung deröffentlichen Meinung in Deutschland nach dem bulgarischen Staatsstreichchwinden. Wie immer Bismarck die russischen Pläne auf Bulgarien zuunterstützen suchte, in Deutschland fand diese Politik, ohne Unterschiedder Partei, von der äußersten Rechten bis zur äußerstenLinken, entschiedenen Widerspruch. Tanz Deutschland fühlte, allen»fstziösen Ableugnungen zum Trotz, daß es sich in der ZurllckvSmmungder russischen Macht auf dem Balkan um eminent deutsche und im wei-teren Sinne um allgemeine Kulturinteressen handelt, alsderen ausgesprochenster Feind das offizielle Rußland vor ganzEuropa erscheint.Diese ostentativ feindselige Stimmung des deutschen Volks gegen daSoffizielle Rußland hat man in letzterem sehr deutlich erkannt, und vonda an datirte erst recht eigentlich die ebenso ostentative Spekulation aufdaS Bündniß mit Frankreich. Obgleich dieses unmöglich eine erheblicheMachtverstärkung Rußlands in Europa wünschen kann, weil diese srüheroder später zu seinem eigenen Verderben ausschlüge, hat daS Strebennach der Wiedereroberung Elsaß- Lothringens einen großen Theil derfranzösischen Bourgeoisrepublikaner in die Arme Rußland's getrieben.Blind in der Sehnsucht nach der Wiedererlangung der verlorenen Pro-vinzen, scheuen sie sich nicht, mit dem russischen Despotismus und Bar-darismus gemeinsame Sache zu machen. Die bürgerliche Republik undihr denkbar schroffster Gegensatz, der zarische Despotismus, liegen sich«U Bundesgenossen in den Armen.Bräche nun der Krieg aus und siegten Rußland und Frankreich, waswürden die Folgen sein? Frankreich begnügte sich auf keinen Fall mitder bloßen Wiedereroberung von Elsaß- Lothringen, eS würde ihr dieWiedereroberung des linken Rheinufers und wahrscheinlich auch die An-»exion von Belgien und Luxemburg folgen lassen.*) Rußland würdeöie europäische Türkei und— die deutschen Ostseeprovinzen mit Beschlagbelegen. Wie immer man eine solche Situation auffassen mag, fürDeutschland und die ganze Kulturentwicklung wäre sie ein ungeheurerSchade. Der Völkerhaß feierte wahre Orgien und der russische Despo-tiimus lastete wie ein Alp auf Deutschland und ganz Europa, Frank-reich einbegriffen, dem der wiedererwachte Chauvinismus mit UnterstützungRußlands rasch zu einer monarchischen Restauration verhelfen würde.Zu glauben, daß die stegreichen Fahnen Frankreichs Deutschland diesoziale Republik brächten, ist eine der schlimmsten Illusionen, die einHirn erfassen kann. Aus dem Bündniß zwischen dem französischen Bour-geviS- Republikanismus und dem russischen Despotismus kann nur derZäsariSmus blühen. Nichts weiter.Die deutsche Sozialdemokratie darf sich über die Situation nicht täu-schen. Feindin jede« Kriegs, jeder Eroberungspolitik, jederLölkerverhetzung, jeden Augenblick bereit, mit Frankreich eine für beideVölker ehrenvolle Aussöhnung herbeizuführen, kann sie wider Willenin die Lage kommen, auch wider Frankreich zu kämpfen, wenn dieses ander Seite Rußlands, des größten Feindes aller Völk-rfreiheit, Deutsch.land angreift. Gegen das heutige Rußland, das grausam jede freieRegung des Volksgeistes unterdrückt, das für die edelsten Kämpfer de«Volkes nur den Galgen, das Zugrunderichten und langsame Hinmordenin den Bergwerken, die Verbannung in die sibirischen Eisgefilde kennt,herrscht im deutschen Volke und besonders in der deutschen Sozialdemo.kratie ein tiefer, unauslöschlicher Haß. Rußland ist der Grund- undEckstein der europäischen Reaktion. Gegen die Abwehr eines Angriffsdieses Rußlands und eventuell für eine Selbstständigmachung Polens, dürstedie deutsche Sozialdemokratie jedes Opfer zu bringen bereit sein. Frank-reich, als Bundesgenosse des heutigen Rußlands auftretend, müßte dieKonsequenzen dieser Stellung tragen. Wir begreifen Frankreichs Stim-vung gegen Deutschland und sein Verlangen nach Elsuß-Lothringen, aberSegen den Bundesgenossen Rußlands, der auf die ZertrümmerungDeutschlands spekulirt, müßten wir Front machen. Wer unter unsglaubt, daß es gegebenen FalleS anders sein könnte, täuscht sich wiederum.In der ganzen Welt ist die Vorbedingung des Klassenkampfes die B e-freiung der Nationalität. Wo diese unterdrückt wird, trittder Klassenkampf hinter d en N a t i o na lit äten k a m p flurück. Beispiele: Oesterreich, Polen, Irland.In Deutschland nahm der Klassenkampf von dem Augenblick an einenganz andern Aufschwung, als die nationale Frage entschieden war. EineZerstückelung oder Verstümmelung Deutschlands würde die sozialenKämpfe in den Hintergrund drängen, die soziale Bewegung wäre auf«ange zu Grunde gerichtet. Wer da glaubt, daß in Kämpfen um dieNationale Existenz, waS ein Kampf Deutschlands gegen Rußland undFrankreich unter allen Umständen sein würde, der geeignete Zeitpunktmr die Verwirklichung sozialer Umwälzungen sei, befindet sich inschweren Illusionen. Unser Landwehrmann irrt sich gleichfallsi«hr bedeutend, wenn er in einem Krieg dergleichen erwartet.I N einem Kriege und während eine« solchen wird daS nicht ge-Ichehen, dann nimmt die Sorge um die nationale Existenz alle andernSorgen gefangen. Dann handelt es sich vor allem um die Sicherungder heimathlichen Unabhängigkeit, der Zurückdränzung des fremden Er-dbererS. Anders liegen die Verhältnisse nach einem Kriege und zwarauch nach einem siegreichen Kriege.Der kommende Krieg, mag er schon morgen oder erst nach fünf Jahren»«ginnen, wird ein europäischer Krieg. Er wird geführt mit einem Auf-S«bot von physichen und materiellen Kräften, wie noch nie ein KriegSesührt worden ist. Er wird geführt bis zur äußersten Eischöpfungder Kräfte. Entscheidender Sieger wird wahrscheinlich Niemandsein, Deutschland sicher nicht der Besiegte, dafür ist es zu gut vor-«reitet.Aber dieser Krieg, wie immer er schließlich endet, wird eine Zerrüttungdnb eine Zerstörung aller alten sozialen Verhältnisse herbeiführen, wiem zwanzig Jahre ruhiger ökonomischer Umwälzung nicht herbeizuführen»ermögen. Die zum heimischen Herde zurückgekehrten Heeresmassen, undtwar auch die der Sieger, werden Veränderungen vorfinden, die sie»»st jetzt die ganze Größe der Verluste, und die groß« Masse die Unmög-«chkeit der Reparirung derselben erkennen läßt. Hunderttausende selbst,ständiger Existenzen werden vernichtet sein, der Großkapitalismu« feiertihren Trümmern seine Orgien. Dazu kommen die ungeh uren finan-Miellen Lasten, welche jeder Nation die Kriegsopfer auferlegen werden.vür die meisten Großstaaten wird der Krieg mit dem Staatsbank«»ott enden.Damit ist der Boden geschaffen, aus welchem die UmgestaltungSgedankenstir ein« Umwälzung der sozialen Ordnung von Grund auS den frucht-»arsten Boden sinden. Wie die Pilze nach einem Regen in einer warm-nHochlommernacht aus dem Boden schießen, so weiden die neuen Ideen»>« Massen ergreifen un» sich blitzartig verbreiten, mit der Unsichtbarkeitbnd der Schnelligkeit eines Kantagiums, das für seine Entwickelung dieIlünstigsten Vorbedingungen findet, bis in die abgelegensten Ort-haften der entferntesten Provinzen. Die Revolution ist über Nacht da,?hne daß Einer sie ruft, ohne daß man sie provozirt, noch ohne daß'«md eine Macht der Erde sie zu hemmen vermag. In sich selbst un-j?"bar, weil gegen die Jntereflen und die Ansichten der UngeheuernT�lksmehrheit unmöglich geworden, sinkt die atte Gesellschaftsich selbst zusammen. Aehnlich wie Gottlieb von*) Hier möchten wir doch ein Fragezeichen einflechten. Red. d. S.Spanien den Thron freiwillig aufgab, weil er fühlte, er sei auf ihmunmöglich, ähnlich wie Bonaparte III. den französischen Thron preisgab und sich bei Sedan seinen Feinden in die rettenden Arme warf, sodürften die herrschenden Klassen in Deutschland und Europa alsdanndaS Gefühl ihrer vollkommenen Usberflüssigkeit und Unmöglichkeit er«füllen und sie sich resiznirt in das unabwendbare Schicksal erzeben.„Die Stunde der kapitalistischen Produktion hat geschlagen. Die Ex-propriateure werden expropriirt," so ruhig, so selbstverständlich, alskönnte es gar nicht anders sein. Das Wahrscheinliche ist, daß es sokommt, und nicht wie unser Landwehrmann in Nr. 10 sich träumt.Von Grund aus neu und heute nur geahnt, wie die Zustände nachder nächsten sozialen Umwälzung sein werden, eben so neu, niedagewesen und von all em b i Sherigen Er lebten a b«weichend wird die Art sein, wie diese Umwälzungsich vollzieht.Zerbrechen wir unS nicht die Köpfe und ereifern wir uns nicht, eskommt was kommen muß, nicht wegen unS, sondern eventuell selbsttrotz uns. Was wir sind, sind wir, weil wir es werden mußten unddie gesellschaftlich; Umgestaltung, die mit Macht im Anmarsch ist, frägtnicht, wie wir sie verwirklicht wünschen. Wenn die Stundekommt, wird manViele nicht sehen, die heute da sind,und Millionen werden dasein, die man beute nichtsieht. Dixi.Sozialpolitische Rtmdscha«.Zürich, 14. Mär, 1888.— Durch den Tod Kaiser Wilhelms ist die Krone vonPreußen und dam t die deutsche Kaiserwürde auf dessen Sohn,den bisherigen Kronprinzen, übergegangen, der als Regent den RamenFriedrich III. führen wird. Er hat bereit», von Charlottenburg beiBerlin aus, wohin er sofort übersiedelt-,«ine Proklamation andas deutsche Volk und einen Erlaßan denReichskanzlerergehen lassen, die zusammen als sein Regierungsprogrammzu betrachten sind.Aus dem Crsteren sei folgender Satz abgedruckt:„Meinem getreuen Volke, das durch eine Jahrhunderts lange Geschichtein guten wie in schweren Tagen zu meinem Hause gestanden, bringe ichmein rückhaltlosesVertrauen entgegen; denn ich bin überzeugt,daß auf dem Grunde untrennbarer Verbindung von Fürst und Volk,welche, unabhängig von jeglicher Veränderung im Staatenleben, dasunvergängliche Erbe des Hohenzolleinstammes bildet, meine Krone alle-zeit ebenso sich-r ruht, wie das Gedeihen deS Landes, zu dessen Regie-rung ich nunmehr gerufen bin, und dem ich gelobe, ein gerechter,und in Freud wIE Leid ein treuer König zu sein."In dem Erlaß an den Reichskanzler erklärt Friedrich III. u. A., esseien unter seiner Regierung,„die Erschütterungen möglichst zu vermeiden,welch« ein häufiger Wechsel der Staatseinrichtungen und Gesetze veran«laßt",„die verfassungsmäßigen Rechte aller verbündeten Regierungen zuachten, wie die des Reichstages; aber von beiden ist gleiche Ächtungder Rechte des Kaisers zu erheischen." Dabei sei jedoch„im Auge zubehalten, daß diese gegenseitigen Rechte nur zur Hebung der ö f f« n t«lichen Wohlfahrt dienen sollen, welche das oberste Gesetzbleibt, und daß den neu hervoi tretenden, unzweifelhaften nationalen Bedürf-nissen st-ts in vollem Maße Genüge werden muß." Weiter erklärt sichFriedrich III.„entschlossen, im Reiche und in Preußen die Regierungin gewissenhafter Beobachtung der Bestimmungen der Reichs-und Landesverfassung zu führen",„den Grundsatz der„religiösen Duldung"hochzuhalten und alle Bestrebungen zu unterstützen, welche geeignet sind,das wirth'chaftliche Gedeihen der verichieoenen Gesell chaflsklassen zuheben, widerstreitende Interessen derselben"zu versöhnen und unvermeidliche Mißstände nach Kräiten zu mildern, ohne doch die Erwartunghervorzurufen, als ob es mögl ch sei, durch Eingreifen des Staats allenNebeln der Gesellschaft ein Ende zu machen." Auf dem Gebiete derErziehung„soll Gottesfurcht und einfache Sitte" gepflegt werden.„Möge es mir beschieden sein", heißt es zum Schluß,„dergestalt unterdem e'nmüthigen Zusammenwirken der Reichsorgane, der hingebendenThätigkeit der Volksvertretung, wie aller B.chöcden, und durch die ver-trauensvolle Mitarbeit sämmtlicher Klassen der Bevölkerung Deutschlandund Preußen zu neuen Ehren in friedlicher Entwicklung zu führen. Un«bekümmert um den Glan, ruhmbringender Großthaten, werde ich zu-frieden sein, wenn dereinst von meiner Regierung gesagt werden kann,sie sei meinem Volke wohlthättg, meinem Lande nützlich und dem Reicheein Segen aewesen!"Im Einielnen sind die hier entwickelten Sätze Blanketts, in die man beider Ausführung alles Mögliche hineinlegen kann, in ihrer Zusammenfassunglassen sie die Absicht erkennen, ein liberal-konsiitutionelles Regiment zuführen. Damit würde zunächst Herr Puttkamer von der Bühneverschwinden, und in dieser Vorahnung geschah es, weifelohne, daß derdas Gottesanadenthum sonst über alles stellende Minister bei der An-kündigung deS Todes von Kaiser Wilhelm im Preußischen Abgeordneten-Hause des neuen Kaiser? zu erwähnen— vergaß. Unter anderenVerhältnissen könnte man in dem Verhalten deS Minist-rS nach demHerzen der„Kreuzz-itung" etwas wie„Männ-rstolz vor Königsthronen"erblicken, wie die Dinge im vorlleqeniM, Falle liegen, ist es nur dieFortsetzung dess-n, was in den Spalten der„Kreuzzeitung" schon settMonaten sich abspielt.Fällt Herr Puttkamer, so müßte loqssch-rweise auch das SystemButtkamer fallen, und damit selbstverständlich auch das Ausnahme«Gesetz, das ohnehin mit Reqierungsgrundsätz-n wie die ob-n ent«wickelten schwer zu vereinbare» ist. Aus der Stellunqsnahme Friedrich III.gegenüber dem Sozialistengesetz wird sich ergeben, in welchem Sinne die-selben zu verstehen sind, eS ist ein guter Prüfst in für die arbeiter-freundliche Gesinnung deS liberalen Kaisers.Warten wir ab.— Die Zeltungen werden nicht müde, von den Beweiseu'tieferDraner zu berichten, auf die man überall in ganz Deutschlandund speziell in der Reichshauptstadt stößt. Wir wollen nichtuntersuchen, wie viel von diesen„Beweisen" Ausdruck eines wirklichempfundenen Schmerzes, wie viel blos Modesache oder gar nurReklame ist— die letztere macht sich so aufdringlich bemerkbar, daßeS geradezu anwidert— genug, wie in den letzten Jahren in Deutsch-land zum„guten Ton" gehörte, unterbyzantinische Verehrung vor demStaatsoberhaupt zur Schau zu tragen, so ist im gegenwärtigen Momentjeder gute Bürger im deutschen Reiche moralisch verpflichtet, sich inTrauer zu hüllen. Darüber lange Betrachtangen anzustellen, ist zweck-loS, wer sich einigermaßen auf die Psychologie der Sitten versteht,tonnte nichts anderes erwarten. Zudem ist gerade die Trauer eineAngelegenheit, bei der ja auch sonst die Konvention eine groß« Rollespielt.Man sollte nun meinen, daß selbst der Loyalste, selbst der Königstreuestemit dieser Alliemeinheit der mehr oder minder freiwilligen Trauer-b-zeuqungen zufrieden sein könnte. Aber weit gefehlt, eS ist nicht genug,die Trauer zur Mode zu machen, sie soll auch sportsmäßig be-trieben«erden. Wie ein Telegramm meldet, geht man mit dem Planum, am Tag« der Beisetzung der Leiche von den Arbeitern Ber«l i n« eine„lebendig« Hecke" zu bilden, die von dem Dome imLustgarten bis zum Mausoleum in Charlotlenburg reichen und ungefähr180 000 Menschen umfassen soll. Damit sollen die Arbeiter ihren Dankbekunden für die der Jaitiative Kaiser Wilhelms geschuldete„Bersiche-rung gegen Unfall und Krankheit."Wie die Arbeiter Berlins über daS UnsallversicherungS« und daSKrankenkassengesetz denken, ist bekannt, sie haben eS bei unzähligen Ge-legenheiten offen zu erkennen gegeben. Aber davon abgesehen, haben dieArbeiter B-rlinS den Druck des Ausnahmegesetzes in einerWeise zu fühlen gehabt, wie die keiner anderen Stadt— man hat ihnenihre Vereine aufgelöst, ihnen ihre Kassen zerstört, sie unter die ent-würdigendste Aufsicht gestellt, als wären sie der Abscheu der G sellschatt.Und jetzt sollen sie sich hinstellen und die beglückten Kinder spielen? Werden Gedanken ausgeheckt, kann sich unmöglich eingebildet haben, daß siedaS freiwillig thun werden. Die Arbeiter haben gezeigt, daß sieden Tod zu achten wissen, und damit konnte man es genug sein lassen.Aber durch allerhand Zwangsmittel sie zu einer Schaustellung presse»wollen, die nur in den berüchtigten Potemkin'schen Dörfern ihr Seiten«stück findet, da? ist ein Unternehmen, das den entschiedenste»Protest herausfordert. Gerade die wirklichen Verehrer deS verstorbenen Kaisers müssen sich gegen ein solch' unwürdiges Spiel auslehne».Eine der ersten Regierungshandlungen Friedrich's III. war die sehrvernünftige Verfügung, daß die offizielle Landestrauer unterbleiben undes jedem Deutschen überlassen werden soll, ob und in welchem Maßeer trauern wolle oder nicht. Man sieht auch hier wieder, wie die Knechts«seelen päpstlicher find als der Papst. Wäre der Moment nicht so ernst,so könnten sie sich auf eine Antwort gefaßt machen, die sie sich nichtvor den Spiegel stecken würden.— Schlägst d« meinen Lockspitzel, so schlag ich dich, denktHerr von Puttkamer nebst Anhang, und so sehen wir denn, daß jetzt inDeutschland eine kräftige Hätz gegen die Schweiz organisirt wird.Das war zu erwarten, und wird die Schweizer um so weniger auS derFassung bringen, als die Hätz mit einer Plumpheit betrieben wird, dievon vornherein jeden anständigen Menschen mit Ekel erfüllen muß. Sowerden z. B. wegen eines albernen Schimpfliedes, das während desBasler Karnevals das Licht der Welt erblickt haben soll, und vielleichteinen Kollegen deS Herrn Schröder zum Urheber hat, vonunserer Reptilpresse die Schweizer in ihrer Gesammtheit als„Kretin?" und„Microkephalen" bezeichnet. Angestchls der Schädel-beschaffenheit des Herrn Puttkamer zeugt der Ausdruck Microkephale,d. h. Klein- und Schmalschädler, übrigens von einer anerkennenewerthe»Kühnheit, welche das Sprichwort: im Hause des Gehenkten darf ma»nicht vom Strick reden, tapfer zu Schanden macht.— Gegenüber dem Vorwurf de? Deutschenhasses, der de»Schweizern von deutschen Reptilen vorgeworfen wird, schreibt ein demo«kratisches Schweizer Blatt, der„Solothurner Volks freund", und diedeutschen Reklamepatrioten können sich das zu Herzen nehmen:„Um auch unsere Meinung über den uns Schweizern imputirtenDeutschenhaß zu sagen, bemerken wir, daß ein solcher Deutschenhaß schondeßhalb nicht vorhanden sein kann, weil Haß nicht gleichzeitig mit Mit-leid gepaart sein kann. Mitleid aber müssen wir mit dem deutschenVolke deßhalb haben, weil dasselbe Schritt für Schritt einer Reaktto»zum Opfer füllt, wie sie selbst in der ersten Hälft- dieses Jahrhundert?nicht vorhand-fti war. Alle großen Reden großer Staatsmänner, mittelstwelcher von Zeit zu Zeit das politisch- und soziale Elend deS Volke?übertüncht wird, können schließlich doch den Zusammenbruch diese?Systems der Reaktion nicht aufhalten. Wenn wir irgendwie einen Haßin uns aufkommen lassen, ist es also durchaus nicht der Haß gegen da?deutsche Volk, sondern der Haß gegen die deutsche Reaktion,welche leider Gottes auch auf unsere Entwicklung«inen größeren Ei»fluß ausübt, als viele sehen können oder wollen.Gegen die deutsche Reaktion aber Front zu machm, so weit sie auchauf unsere Verhältnisse ihren Einfluß ausüben kann, liegt in unsererPsiicht."—Unser Namensvetter, der in Bern erscheinende„Schweizerische Sozial-demokrat", dem wir die Notiz entnehmen, bemerkt dazu:„Die solothurnische„freisinnige Jungmannschaft" ist in dieser echtschweizerisch gedachten Aeußerung ehrenvoll vertreten."— Ei« treffendes Wort über die kapitalistischen AuS-beutungsverschwörungen— Kartelle, Syndikate,wie man dieselben in der alten, Trusts, wie man sie in der„neue»Welt" nennt— finden wir im„Philadelphia Tageblatt".Raster, der Herausgeber der sozialistenfresserischsn„Jllinois StaatS«zeitung", hatte geschrieben:„Wenn diejenigen Menschen, die weder Kapitalisten, noch Handwerks«gesellen sind, bittere Klagen über das Umsichgreifen der sogenannte»„Trusts" führen, d. h. jener Verbindungen von Fabrikanten, Bergwerks«besttzern, Gaszesellschaften, Großkaufleuten K., welche durch freiwilligenVerzicht aus Mitbewerb untereinander die Preise ihrer Maaren zubefestigen, oder zu steigern suchen,— so sind diese Menschen in gutemRecht. Denn sie sind es, die in erster Reihe darunter leiden.— Aberwenn die Zunft A.beiter über diese„Trusts" heulen und zetern, sohaben sie kein Recht dazu. Denn sie werden nur an dem gestraft,woran sie gesündigt haben. Sie sind eS, welche zu der Vernichtung de?freien Mitbewerbs durch Verabredung zu gemeinsamem Auftreten dagegen,ja sogar durch rohe Gewaltthaten, das Losungswort ausgegeben habe».Die Zunftgesellen, die Handwerksgenoten mit ihren„Trades Union?"und Ritterorden sind die Lehrmeister der„verruchten Kapitalisten"gewesen, und diese machen ihnen jetzt nur nach, was die Gesellen ihnenvorgemacht haben."Darauf bemerkt unser obengenanntes Bruderorgan sehr richtig:„Raster möge sich gesagt sein lassen, daß höchstens die ignorantestenunter den„Zunstarbeitern" über die Trusts„heulen und zetern"; daßaber die aufgeklärten Arbeiter in denselben lediglich die nothwendtgeBorbedingung für die Umwälzung des kapitalistischen Systems erblickenund sie in diesem Sinne willkommen heißen. Ueberdies ist der Vergleichzwischen Union und Trust oberfaul. Wenn die Arbeiter sich verbinden»so geschieht es zu dem Zweck, einen größern Antheil an dem ihnenvorenthaltenen Arbeitsertrag zu bekommen. So vielsie auch dabei erlangen mögen, erhalten sie noch immer nicht den vollenErtrag ihrer Thätigkeit. Ihre Kombinationen haben also nickt den Zweck,Jemand zu berauben, sondern ihnen zu sichern, was ihnen vonRechtswegen zukommen soll. Bei den kapitalischen„KombineS" istes aber gerade umgekehrt. Sie gehen darauf aus, einestheils dieArbeiter, anderntheils die Konsumenten zu schöpfen. Das ist der Unter»schied."—Als eine Illustration dazu mögen folgende Zahlen dienen, welche inBezug auf einen„Trust s" bekannt geworden sind» den die Ofen»gieß«reib est tzer drüben- dieselben Menschenfreunde, die vorJahresfrist ihre Arbeiter durch einen Lockout aushungerten— behuf«intensiver Ausbeutung des Publikums zu errichten beschlossen haben.Dank demselben wollen sie jährlich sparen:An neuen Modellen........... Doll. 1,000,000An Katalogen und Drucksachen........ 250,000An Ausgaben für Reisende......... 1,500,000Durch Abschaffung von Agenturen....... 250,000An Frachten.............. 200,000An schlechten Schulden.......... 100,000Zusammen per Jahr.......... Doll. 3,300,000Was aus den Reisenden. Agenten und Modellirkünstlern werden soll,die außer Beschästigung kommen, daS kümmert natürlich die Ofenkönigenicht.— Sin wteressanteS Dokument zurGeschichteder öko-nomischen Entwicklung ist ern vor Kurzem der in Newyorktagenden Untersuchungskommission in Sachen der„Trust?" vorgelegter Kontrakt, welcher im Jahr 1882 unter dmverschiedenen Oel-Kompagnien von Pennsylvani e n, R e w»Jersey und New-Iork abgeschlossen wurde, und nach dessen Be«stimmungen die gegenwärtig da» Oelgeschäft beherrschende„StandardOil Company" gegründet wurde.„Dieser Kontrakt", schreibt die„New-P orker Volkszeiwng, war that«sächlich der erste bedeutende Schritt auf dem Wege zur Monopolifirungund Abschaffung der„freien Konkurrenz", auf dem wir seitdem so reißendrasch vorwärts getrieben worden sind.„Das betreffende Uebereinkommen wmde von über vierzigeinzelnen Kompagnien und über fünsundvierzig Individuen»welche Oel- Quellen eigneten, abgeschlossen, zu dem Zwecke, das ganzeOel-Ge schüft des Landes unter«inen Hut zu bringen, dieKonkurrenz der einzelnen Unternehmer unter einander a b z u-schaffen und dadurch die Macht zu gewinnen, die Preise nachWillkür zu bestimmen.„Die einzelnen Bedingungen dieses Uebereinkommen? sind sehrinteressant. Die geschäftlich- Selbstständigkeit der verschiedenen Korpora-tionen und Individuen, welche am Trust theilnehmen, wird insofernnicht zerstört, als jeder Einzelne eine, dem Werths seines Geschäites ent-sprechende Anzahl Aktien bekommt und auch in allen inneren Verwaltung?«Angelegenheiten vollständig freie Hand behält. Der von sämmtliche»