dir Nicht oufftnbung mm belastrndrm Material ei«„erschwer««» drr" Umstand, denn fie brweist die Raffinirtheit deS Berhafte- te», der mit diabolischem Scharsstnn die Beweise seiner Schuld aus dem Weg« zu räumen gewußt hat.— Und wenn wir noch serner in ErtoS- «mg ziehen, daß in Leipzig vor Kurzem an Stelle des anständigen Ober« staatsanwaits Hofmann der sattsam bekannte Händschel zum Oberstaatsanwalt ernannt worden ist, so kann man fich die Lage der Verhafteten lebhast vorstellen. Genug— die Untersuchungshast zieht sich in die Länge— die drei Meist Lerhasleten sitzen bereits G, die andere« 6 Wochen lang, und dieser Tage ist endlich auch gegen die 7 Berhasteten und gegen 21 ander« Steinmetzen eine Anklage aus Geheimbnnd erhoben worden. So wird folglich auch Leipzig seinen„großen Geheimbundsprozeß" haben, und zwar einen Geheimbundsprozeß, den die Leipziger Polizei im Dienst« der Leipziger Jnnungsmeister gegen Angehörige eines Fachvereins veranstaltet hat, der fich n i e m a l S, so lange «r bestand, auch nur einen Moment mit Politik oder gar sozial- demokratischer Politik und Agitation beschäftigt«! Wir werden auf den Prozeß zurückkomme«, sobald er zur Berhandlung gelangt. Wir wollen aber die Gelegenheit nicht unbenutzt lassen, aus die Pflichten aufmerksam zu machen, welch« die schmachvolle Berfol- gnng der Leipziger Stemmetzen jedem ehrlichen Arbeiter auferlegt. Ab- gesehen von materieller Unterstützung ist vor Allem dafür zu sor- gen, daß die Sachlage in den weitesten Arbeiter- kreisen— auch deS Auslandes, worauf wir namentlich� die Genossen in Paris und Londo« und die dortige Arbeiterpresse «ufmerksam machen— bekannt wird, damit es den Zunftmeistern nicht gelingt, die braven Leipziger Steinmetzen durch fremden Zuzug nieder- gnwerfen und zu verdrängen. Uuterstützuugeu sind schleunigst <m Franz Kitzing, Steinmetz, Kreuzstraße(Bellevue) Leipzig zu ßendeu. — Noch eine charakteristische Thatsache au» dem Leipziger Steinmetzenstreik sei hier erwähnt, well fie ein lehrreicher Beitrag ist zur Kennzeichnung des modernen InnungSschwindel«. „Die Jnnungsmeister"— lesen wir in einem von den ausgesperrten Arbeitern versandten Zirkular—„versuchen es, die Arbell zum Thell »it Richtsteinmetzen fertig zu stellen. Uns wollen sie von der Hebung deS Handwerk » vorschwatzen, ihre Thaten find g e- »ade da« Gegentheil und müffen auf daS Schärfste verurthellt »erden." Allerdings. Diese„Hebung des Handwerks" ist da» Gegenstück d«S »Schutzes der nationalen Aibeit", den grade die erbittertsten Feind« der nationalen Arbeit beständig im Runde führen. Hebung der Riisteroorrechte, Schutz der nationalen Ausbeuterprosite— — das ist der wahr« Kern, der in der verlogenen Umhüllung steckt. — Zur Naturgeschichte des deutsche»«usbeuterthumS. AlS vor einigen Wochen Delegirt« d«S ostschweizerischen Stickerei- Verbandes sich an die Vertreter der Stickerei-Unternehmer im fächfi» schen Boigtlande mit dem Borschlag wendeten,«inen gemeinsamen Lohntarif und gleiche Arbeitszeit einzuführen, um der gegen- seitigen Konkurrenz eine ihrer schädlichsten Wirkungen zu nehmen, da wurden fie zwar der Form nach sehr höflich aufgenommen— wir Sachsen find gemiethliche Leute— in der Sache selbst aber mit allerhand Ber- trbstungen abgefertigt, denn— während in der Schweiz der Arbeitstag kl Stunden zählt, wird in Sachsen 12, 13 und mehr Stunden gearbeitet. Im Lande der„Soztalresorm" ist die Anspannung des Arbeiters größer als in irgend einem der modernen Industriestaaten; nirgend» ist der Hochmuth deS Ausbeuterthums so stark, als hier, und dies namentlich seit daS Sozialistengesetz der Arbeiterklasse«ine wirksame Wahrung ihrer Interessen und Rechte unmöglich macht. Was im Lande de»„starren Manchesterthums", in England, ganz allgemein durchgeführt ist— das Feiern am Sonntag— wird im Lande der„christlichen Sozial- Politik" für unthunlich, undurchführbar erklärt, der Arbeiter soll auch am Sonntag der Willkür de» Ausbeuter« zur Verfügung stehen, vis M welchem Grade die Herren diese ihre unveräußerlichen LuSbeuterrechte gebrauchen— nein, wenden wir das richtige Wort an, mißbrauchen, dafür findet der Leser in unserer heutigen Korrespondenz aus Hannover «in>n klassischen Beleg—90 selbst S ö Stunden Arbeitszeit die Woche, «S klingt geradezu unglaublich, dabei muß der kräftigste Mensch vor der Zeit zu Grunde gehen! Einen Ersatz für den Schutz gegen Ausbeutung soll dem Arbeiter in Deutschland die Versicherung gegen Krankheit und Unfall bieten — von der noch sehr problematischen Alters- und Invalidenversicherung wollen wir lieber erst gar nicht reden. Aber trotzdem im Kranken- kassen-und im Unfallversicherungsgesetz dafür gesorgt ist, daß die Unternehmer nicht etwa zu schwer belastet werden— wir «rinnern nur an die 18wöchentliche Karrenzzeit— suchen die Herren sich ihrer Verpflichtungen gegen die Arbeiter auf jede nur immer denkbare Weise zu entziehen. Gäbe es kein Reichsversiche- »un gs amt, die Arbeiter wären mit dem neuen Unfallgesetz aus dem Regen in die Traufe gekommen, denn das in den famosen Be- »ufsgenossenschaften organisirte Ausbeuterthum läßt auch hier bekannten Sozialdemokraten, in Kürz« wiedergeben. Herr Bebel meinte, «in« Republik könne und solle ohne politische Geheimpolizei existiren. Der Herr Minister behaupte, die Spione seien zur Sicherung der Staat»- »rdnung vor den Umtrieben der Monarchisten nöthig. Das sei jedoch ein falscher Weg, der nicht zum Ziele führen könne. Die Sicherheit der bestehenden Ordnung liege nicht in den Händen der Polizei, sondern iu der Sympathie des Volke». Wenn da« Volk mit der bestehenden Ord- «ung zufrieden ist, so gebe es keine Gefahr für dieselbe. Di« Regierung Möge also nur darnach streben, die Zuneigung des Volke» zu gewinnen, dann brauche man keine Sorg« und keine geheimen Fonds zu haben. Dieses Ziel könne jedoch nur durch stetes Fortschreiten in der Durch- führung sozialer Reformen erreicht werden, die jedem ehrenhaften und arbeitsamen Bürger Brod, Bildung und Freiheit garantirten. Das ist die Aufgabe, das allein ist auch der fichere Schutz der Republik . Meine Partei stimmt in Folg« dessen insgesammt gegen dieses neue Ausnahme- gesetz, wie wir seinerzeit, im Gegensatz zu unser«„radikalen" Freunden, gegen die Verbannung der Prinzen gestimmt haben. Die Aufgabe des Staates ist nicht, wirkliche oder vermeintliche gemeingefährliche Bürger a«S dem Lande zu jagen und damit den Rachbarnationen aufzudrängen, sondern nur ihnen die Mittel zur Ausübung ihrer gemeingefährlichen Dhätigkeit zu nehmen; die Aufgab« der Regierung ist nicht, politische Gegner de« Landes zu verweisen, sondern fie dadurch unschädlich zu wachen, daß man die Zufriedenheit des Volkes mit der bestehenden Ord- »ung erwirbt, indem man zu d-ssen Wohl arbeite und Gerechtigkeit übe. Liebe erzeugt Liebe, Gewalt bringt Gewalt... Die oben erwähnte Enthüllung der Monarchisten über das Treiben der Hetzspitzel erregte natürlich in der Schweiz berechtigtes Aufsehen. Die sozialiftiichen und demokratischen Blätter stellten fich im allgemeinen aus den Boden de» Herrn Bebel und dankten dem Herrn Polizeihaupt- wann Boller, daß er durch seine„Indiskretion" die Annahm- eine« Ausnahmegesetzes hintertrieben habe, welche» der Schweiz nur zum «achtheil gereichen müßt«. Auch die konservativen Organe lobten daS„staatsmännisch-muthige" Borgehen des Herrn Boller. Die„Ostschweiz" z. B. äußerte fich folgender- »»aßen:„Mögen denlfaule Philister es als„jesuitisch" verschreien, daß da» Ziel die Mittel heilige, oft ist es jedoch«in Gebot der«lug- hett ein Zeichen von staatsmännischem Ruthe. Ein Politiker kann und darf fich nicht von dem buchstabenklauberischen pedantischen Geiste letten lassen, wenn dem Interesse des Staates oder der Gerechtigkeit Gefahr droht. Wenn man zum Wohle der Ration, zum Schutze de» Staates oder im Namen der moralifchenGerech- tigkeit Krieg« führen, d. h. Mensche« morden darf, {owäreeSeiae schmähliche Feigheit, würde man in olchem Fall« gar vor einer kleinlichen formalisti. che« Rücksichtslosigkeit, vor einer sogenannt«» »Indiskretion"»urückschreck«»"....
von seinen unsauberen Mogeleien eicht ab. Von früheren Vorkommnissen gar wcht zu reden, lesen wir jetzt wieder in deutschen Arbeiterblättern: „Einen recht eigenthümlichen Borschlag, der daraus hinausgeht, verunglückten Arbeitern, welche Ausländer find, die ihnen gesetzlich zustehend« Unfallentichädigung nach Möglichkeit zu k ü rz en; macht in Nr. 8 der„BerufSgenossenschift" der Direktor der Steinbruch-verufsgenossenschaft.Dr. Leyke. Derselbe räth nämlich den Berufsgenossenshaften, durch taktisches Vorgehen ihrer Organe die verunglückter. Ausländer zur AuSwande« rung zu veranlasseu, i» welchem Fall dann§«7 des Unfall- verstcherimgSgesetzes Platz greift, wonach solche Leute durch eine Kapital- zahlung für ihren Entschädigungsanspruch abgefunden werden können. Diese Entschädigung soll außerdem nach Dr. Leyke möglichst gering bemessen werden und höchstens öy Proz. des wirNichen Rentenwerthei betragen. Die Redaktion der„Berufsgenossenschaft" nennt diesen Vor- schlag, mit dem sie sich nicht«inierstanden erklären kann, selbst alS„der BerufLgenossenfchafte» nicht ganz würdig."(Man könnt« dafür einen passenderen Ausdruck gebrauche«, wenn eS parlamentarisch wäre!)" Dies die Rottz.„Nicht ganz würdig" ist allerdings ein sehr„parla- mentarischer" Ausdruck. Jndeß, die Herausgeber der„verufszenoffen- schast" müssen selbst am besten wissen, was der von ihnen vertretenen Institut« ganz, halb ober sonstwie würdig ist. Wir erlauben uns, ohne jede Bezugnahme auf diese Musterinstitute, den Borschlag einfach als nichtswürdig zu bezeichnen. — Ei« veitrag zur Frage des„geistigen" Eigenthnm». „Wenn Diebe sich zanken", le,en wir im Rew Dorker„Sozialist", kommt der ehrliche Mann zu seinem Recht— anverswo mag das wohl gelten, doch nicht hier zu Lande, wo das Gestohlene unter allen Umständen in den Händen der Diebe bleibt. Die Pullmann- und die Wagner Car Compaznie streiten stch im Ch'cagoer Bundesgericht um ein Patent auf ein« Erfindung, die«in einfacher Arbeiter gemacht hat. Es handelt fich um den sog.„Bestibule-Zug", d. h. um eine Summe von Vorrichtungen, welche auS einem ganzen Elsentiohnzug gewissermassen«inen Palast. wagen machen. Die Methode ist von einem Mann ausgearbeitet worden, der in Pullmann im Dienste der Gesellschaft stand und als er derselben den Verkauf der Erfindung anbot, wurde er ganz einfach dahin beschie- den, daß er für sein« Arbeit bezahlt wird und folglich alle R�ullate derselben der Gesellschaft gehören. Da« wollte dem Arbeiter nicht ein- leuchten, er ging fort und verkaufte sein Modell an die Wagner-Gesell- schast. Die Pullmann> Gesellschaft erhob Einspruch, und jetzt liegen fich Beide in den Haaren und streiten sich darüber, wem der Raub verbleiben soll." Die Belohnung der Erfinder ist eines der beliebtesten morali- schen und Zweckmäßigkeits- Argumente, welche die Vertheidiger der heutigen Eigenthumsordnung für dieselbe in's Felo ,u führen pflegen. Schwerlich würde sich nach ihnen Jemand noch mit E.findungen abgeben, wenn ihm nicht die Hoffnung blühte, den Ertrag deistlben sich anzu- eignen. Nun, ganz abgesehen davon, daß die epochemachendsten Ei findungen fast durch die Bank ohne Rucksicht auf materielle Vortheile gemacht wur» den. zeigt das vorliegende Beiipiel, das wir durch hundert ähnliche ver- mehren könnten, wie die„Ehrenwerthesten" und„Besten" der heutigen Gei'llschaft, zu denen die Leiter der Pullmann-Ges-ll chaft zweifelsohne gehören, üb-r die Recht« de« geistigen Eigenthums denken. Die Er- findunz gehört nicht dem, der sie gemacht, sondern dem, der die Arbeits- kraft des Erfinders gekauft. Dieser Satz wirst alle sentimentalen Redens- arten über die wirthschaftliche Selbstständigkeit des Arbeiters in der heutigen Gesellschaft über den Haufen, aber er ist die logische Kons- auenz deS wirklichen Verhältnisses zwischen Ausbeuter und Proletarier, wie es sich auf Grund de« sogenannten„freien Arbeitersvertrages" unter der Herrschast der kapitalistischen Produktionsweise herausentwickelt hat. „Frei" ist der Arbeiter nur in dem Moment, da er den Vertrag schließt, Hit er ihn geschlossen, so gehört er dem Unternehmer mit Leib und Seele. Wenn der Unternehmer„seinem" Arbeiter vorschreiben kann, welchem Verein er angehören darf oder nicht, ob er seine Kinder taufen muß oder nicht, ist es da nicht auch durchaus in der Ordnung, wenn der Kapitalist das alleinige Anrecht auf die Resultate der geistigen Arbeit „seines" Arbeiters verlangt? Ein Umstürzler, ein Kommunist, wer das leugnet.... Halt, einen Augenblick. Di« bösen Kommunisten finden die Auffassung der Pullmann-Gesellichait gar nicht so übel. Sie stimmt zwar mit der Theorie des Privateigenthums schlecht überein, aber um so besser mit der d«S Kommunismus. Wenn der kapitalistische Unternehmergewinn fällt, dann fallen auch von selbst die Erfinder- Tantiemen. Und dann können fie fallen, denn dann hat auch die Ausbeutung der Eifinder ein Ende. — Der Tod de? KaisersWilhelm hat einen wahren Wol- kenbruch von Servilitätöergüssen veranlaßt— das ist nun ein- mal io Regel, und wir sagten bereits in voriger Nummer, daß wir uns darüber durchaus nicht wundern. Aber als charakteriüisches Zeichen der Zelt müssen wir doch die Thatsache feststellen, daß nicht einmal die söge- nannten fortschrittlichen oder demokratischen Zeitungen Deutschlands den Muth hatten, an die Rolle zu erinnern, welche der„damalige Prinz von Preußen" im März 1848 spielte, und deS badischen Feldzugs mit seiner Standrechtlung der Vorkämpfer des„einigen und freien Deutschland " zu erwähnen, von dem elende Bauchrutkcher behaupten, eS sei durch den Verstorbenen»ur Wahrheit gemacht worden. Der Chef der badischen Standgerichte Testamentsvollstr.cker eines Trützschler, eines Tiedemann, eines Dortu und N>si! So lange die Servilität sich in Prosaströmen ergießt, geht es allen- fall« noch, aber fürchterlich ist es, wenn fie uns in poetischer Verkleidung überfällt. Die echte Poefie muß auS dem Herzen hervor- quellen, aus der Schien, unversälichten M-nschennatur! Hier ist aber Alle« gemacht, geschminkt, erlogen— und schielt nach materiellem Vortheil. Zum Mindesten nach einem„allgemeinen Ehrenzeichen" ä la Jhrinq-Mahlow und Raporra, den besten Beweis, daß diele geräuschvolle Begeisterung nur«in Kunstprodukt ist, nur jämmerliche Heuchelei. Und Hand in Hand mit dieser Servilität geht das Denunzianten- thum. Sobald die Nachricht von dem baldigen Ableben des alten Kaisers bekannt wurde, spähten Taufinde und Zehntausende in Wirths- Häusern, auf der Straße, nach den Mienen der Menschen, lauerten auf jedes Wort— und wehe dem, der irgend ein unbedachtes Wort sagte! Unsere Genossen sind sogar schon deßhalb denunzirt worden, weil sie sich nicht an den„patriotischen Kundgebungen" zu Ehren des alten Kaisers betheiligten. Und selbst ein fortschrittliches Blatt hatte die Gesinnungslosigkeit der sozialistischen Mitglieder der Berliner Stadt- verordnetenversammlung zu tadeln, weil fie bei dem obligaten Loyalität«- ausbruch nicht zugegen sein wollten. Wir Sozialdemokraten sollen wohl noch dafür dankbar sein, daß man uns seit 10 Jahren durch ein schmachvolles Ausnahmegesetz zu erdrosseln bemüht ist, und seit 10 Jahren hetzt und verfolgt, wie«ilde Tbiere. Wir sollen wohl ver- gessen, daß die Thaten der Puttkamer. der Krüger, der Jhring Mahlow, und wie sie all« heißen, diese dunkeln Ehrenmänner— daß alle ihr« Thaten verübt wurden im Namen des deutschen Kaisers, der kein Ver- gessen kannte? — In der„Frankfurter Zeitung " vom 18. März(Erstes Morgenblatt) lesen wir: „Wie die heutige„Kleine Presse" mitthellt, hat sich ihr Mit- arbetter Herr Maler Hermann Junker sofort nach dem Tode des Kaisers Wilhelm nach Berlin begeben, um die in der Reichsbauptstadt sich gegenwärtig vollziehenden Ereignisse von welthistorischer Be- deutung in einer Reihe von Originalzeichnungen für die„Kleine Presse" dauernd festzuhallen. DaS Blalt bringt heute die ersten beiden Arbeiten ihreS Spezialzeichners, die in ihrer Gesammtheit fich sehr wohl eignen dürftm,«ine bleibende werthvolle Erinnerung an dies« denkwürdigen Tage zu bilden. Die heutigen Illustrationen stellen den Augenblick dar, in welchem Fürst Bismarck mit thränenerstickter Stimme den versammelten Ritgliedern deS Reichstage» die Botschaft »on dem Ableben Kaiser Wilhelm'» bot." Di«..Kleine Presse" ist bekanntlich die B o l k« auSzab« der„Frank- furter Zeitung", veid« Blätter geben fich als Organe der deutschen Demokratie! Durch einen netten Streich de« Zufall» befindet stch aus der Vorder- fette derselben Nummer der„Franks. Ztg." ein längerer Artikel über diegortschrittedeSZäsarismu»— in Frankreich . Es
liegt uns gewiß nichts ferner, als den voulanger> Schwindel irgendwo zu beschönigen, aber wir meinen, in Deutschland hätte ein aufrichtig demokratisches Blatt gerade im gegenwärtigen Moment Anlaß genug, nicht allzu hochmüthig auf die Franzosen herabzublicken. — So mußte e» kommen. Heine zttirt irgendwo eine alte Bal« lad«(oder Epos), worin von einem König die Rede ist, der ein arger Wüstling war— die Ballade ist sehr alt— schließlich zur Straf« in eine Gruft eingesperrt wurde und, als die Ratten an ihm herum- nagten, ein über daS andre Mal i" nerzlich ausgerufen habe: „Ach, sie fressen, ach, sie fressen, womit meistens ich gesündigt." A« dies Klagelied wurden wir lebhaft erinnert, als wir in den Ber« liner Zeitungen von der erschrecklichen Roth und Plage" lasen, welche die kartellbrüderlichen Abgeordneten bei ihrem Besuch der kaiserlichen Leiche im Berliner Dom zu erdulden hatten. Schändlicher als ihnen mitgespielt worden ist, ist noch in keinem Lande der Welt Volksvertretern mitgespielt worden. Und von wem mitgespielt? Bon der Polizei des Herrn Puttkamer . Sie, die den Polizeiminifter in den Tann , da er im Reichstage auf dem Armensünderbänkchen saß, so wacker herausgehauen, sie wurden zur Vergeltung dafür von der Polizei des Herrn Puttkamer nach Roten durchgehauen, nicht etwa bloS figürlich, sondern in des Wortes fühlbarster Bedeutung. Sie wollten mit den, nach langem Harren ihnen gnädigst gewährten Einlaßkarlen in den Dom, und mußten sich drängen und schieben lassen wie der gewöhnliche„Plebs", während Soldaten ohne Weitere« truppweise vor ihnen hineingelasi-n wurden. So wurden ihnen, die für de« Militarismus patriotisch Millionen über Millionen bewilligt, die Reize de» MilitärstaatS auf's Anschaulichste vergegenwärtigt. Als Herr Bau»- berger in der ReichstagSsitzung vom 28. Januar elegischen Tone« darüber klagte, mit welch' geringer Achtung im Verhältniß zu andern Ländern in Deutschland die Volksvertreter amtlicherseits behandelt würden, da heckte» fie gelacht, jetzt, da sie sich fünf, sechs Stunden lang knuffen und puffoz, anranzen und anrempeln lassen mußten und schließlich doch nicht in de» Dom gelangten, weil Unteroffizier Lehmann, Sergeant Müller und Ge» freiter Schulze vorgingen, jetzt lachen ste nicht mehr, sie sind wütheud, sie rasen und toben in ihrer Presse— es sind kartellbrüderliche Blätter, die über den armen, auS dem Pommerlande nach Berlin ver» setzten Polizeipräsidenten von Richthofen und seinen Beschützer, den un« glückseligen Puttkamer, hersallen. Es sind karte llbrüder« liche Blätter, welche über Bevorzugung des Militärs schimpfen. Und Tausende und Abertausende der patriotischsten Bürger stimmen in daS Lied ein, sie sind in Berlin grausam abgekühll worden, die Schreckensszenen am Dom haben ihnen Stoff zum Nachdenke« geliefert. So muß eS kommen. — Zur Revolution in der Buchdrnckerkunst. Wie ameri» kaniiche Zeitungen mittheilen, ist die verbesserte Mergenthaler'sche Setz- masch in« in der Druckerei der„Newyorker Tribüne" bereits zur Anwen- dung gelangt und hat sich so bewährt, daß der Besitzer der Druckerei die Mehrzahl seiner Setzer entlassen hat.„Die Tribüne wird", schreibt die„Newyorker Volksztg.",„bis auf wenige Spalten, welche Anzeigen- und Tabellensatz enthalten, mit der S-tzmaschine hergestellt, welche einen gleichmäßigen, glatten, gut„ausgeschlossenen" Satz liefert, welcher der Zeitung ein gefälliges Aussehen gibt. Und die Kompagnie, welche diese Setzmaschinen liefert, wird nunmehr mit der Fabrikation derselben beginnen, so daß die Zeit nicht mehr fern ist. in welcher sämmt« liche Zeitungen im Besitz solcher Maschinen sein werden. Die Folge würde sein, daß Tausende von Setzern arbeitslos werden. Nur noch Anzeigen- und sogenannte Job-tAkzidenzj-Setzer werden durch die Merzen- thaler'sche Setzmaschine nicht verdrängt werden. Den Letzteren aber droht von einer anderen Seite Gefahr. In Eng« l a n d ist es gelungen, die Photographie zur Erzeugung von Druckplatten erfolgreich zu verwenden. Unter Anderm ist damtt eine Auflage der„Encyclopaedia Brrtannica" gedruckt worden, welche kaum halb so viel kostet, wie das ursprüngliche Werk. Der Prozeß zur Herstellung der Platten ging dabei folgendermaßen vor sich: Jede Seite des Werke« wurde in der Größe photographirt, welche die neue Auflage haben sollte. Dann legte man die Glasplatten mit dem Negativbild jeder Seite auf Gelatintafeln, welche derart zubereitet waren, daß sie durch die Einwirkung von Licht in Waffer löiiich wurde. Wo das Licht nicht durch die Platten fiel, blieb daS Gelaiin unlöslich. Nachdem die Gelattn« tafeln mit dem darauf liegenden Negativ dem Licht eine Zeit lang aus» gesitzt waren, wurden ste mit Waffer abgewaschen. Die Stellen, welche löslich geworden waren, wuschen sich weg, diejenigen aber, welche unlös- sich geworden waren, d. h. die Bilder der phoiographirten Typen, blie» ben stehen und somit wurde eine Platte erzeugt, aus der die Buchstaben des Originaltextes erhöhte Typen bildeten. Von diesen Platten machte man eine gewöhnliche Stereotypplatte, wie ste jetzt allgemein in de» Druckereien zur Verwendung kommen. Man könnte die Gelatintypen auch direkt in Anwendung bringen, denn fie sind härter wie das aus Antimon und Blei bestehende Typenmetall, aber vorläufig hat man noch keine Methode erfunden, sie gegen das Zerdrücktwerden und Zeripringe» auf der Druckpresse zu schützen. Dieses Beriahren ist vorerst nur für den Nachdruck bereit» fertiger Bücher angewendet worden, und bleibt somit noch die Anwendung auf den Druck neuer Werke, Zeitungen-c. übrig. Auch daS wäre nach der„Newyorker Volksztg." leicht zu erreichen. Man brauche blos alle« Manuskript, welches bisher geschrieben und dann vom Setzer mühselig ausgesetzt wird, mit dem Typewriter*) zu schreiben und es dann direkt zu Photographien. Dazu wäre natürlich eine bedeutende Ver, besserung und verallgemeinerte Anwendung des„TypewriterS " erforder» sich; dieselbe aber dürfte stch leicht effektuiren lassen. Wenn auch für Tageszeitungen vorläufig zu umstänilich, soll sich da» photographische Verfahren zur Herstellung von Wochenblättern und an- der» periodischen Zeitschriften vorzüglich eignen. Namentlich sei der Oberst Richard Hoe, der Erfinder der verbesserten Schnellpressen, von der großen Zukunft der Gelatinpressen fest überzeugt und stehe mit den Leuten, die sie in den Druckereien der Bereinigten Staaten einzuführen gedenken, in steter Korrespondenz. „Und so vervollkommnet sich", schließt unser Bruderorgan,„das Ma« schinenwesen m-hr und mehr. Den Hunderten fleißigen Arbeitern, welch« es von Jahr zu Jahr aui's Pflaster und in die Gosse wirft, folge» Tausend« und Hunderttausende, bis den Proletariern eines Tages die Schuppen von den Augen fallen und sie sagen werden:„Halt— wir wollen die Maschinen jetzt für uns haben, damtt die Hinauswerferei ein« mal ein Ende nehme!" — EtivaS für Antisemiten. Wir lesen in deutschen Arbeiter- blättern: In der Steinnußknopf-Fabrik von Kreuziger in Breslau ist em Streik ausgebrochen. Die Ursachen sind in einem Zirkular angegeben, aus welchem man ersteht, daß der Ches Kreuziger im vorigen und die- fem Jahre den Arbeitern durch Strasabzüge von 1—4 Mk.(»ort- gen Herbst in einem Falle sogar 7,SK Mk.) wegen mangelhafter Arbett, wie er sich ausdrückt, den Arbeitslohn kürzte. Der Durchschnitts« verdienst des besseren Arbeiter» ist 1 0—1 2 M ark, der des minder eingerichteten Arbeiters S-S Mark pro Woche. Diese angeblich mangelhafte Arbeit bekamen die Arbeiter jedoch nie oder nur flüchtig zu sehen. Abzüge für Zusrätkommen 50 Psg. bis 2 Mk. Die Arbeiter flehen ausschließlich im Akkord und müssen es sich ruhig gefallen lassen, wenn ste 2—8 Tage in der Woche, ja mitunter auch 14 Tage aussetzen müssen, aus Mangel an Material oder aus an« deren Gründen, und so fällt dieses Berfahren doppelt in'» Gewicht. Sog«, nannte Musterarbett, welche alle 8—8 Wochen wiederkehrt, und immer 1—2 Tage in Anspruch nimmt, muß gänzlich umsonst gemacht«er» den, denn, lo sagt Herr Kreuziger, er bekomme von den Kunden auch nichts dafür, und wem's nicht paßt, kann ja gehen. Da» Rohmaterial von welchem alle ö— 8 Wochen 2-800 Ztr. in Säcken ä 200 bis 2 80 Pfd. ankommen, muß von den A k k o r d a r b e i t« r n in den dazu bestimmten, dreiTreppenhoch belegenen Raum geschleppt werden und zwar gratis. Alle Versuche seitens der Arbeiter, dies« Z->stäude zu besittigen, wurden schroff vom Chef und seinem Werkführer mit dem Hinweis auf die Thüre, abgewiesen. Brieflich wendeten fie fich nun an Elfteren und verlangten Wegfall der Strasabzüge, für Anfer» tigung von Austern pro Stunde 2i Psg., für das Bergen des Roh,
"j Amerikanisch« Schreibmaschine.