taften, zeugt, daß auch der Feind seine Taktik geändert hat. Dieses scheint nun untrüglich darauf hinzuweisen, daß eine separate Arbeiter wahl nebst den Streits und Boycotts das beste Herausforderungsmittel ift. Nicht also, was die Wahl für uns, sondern was die= selbe für den Feind bedeutet, muß in Betracht gezogen werden. Zudem kann der Wahn, welchen noch die Massen befizen, Erleichterung durch den Stimmlaften zu hoffen, am wirksamsten durch die eigene Ueberzeugung beseitigt werden. Die Sozialisten könnten zwar wohl über etwaige Arbeitergeseze lachen, indem in letter Instanz nicht ber Kongreß oder Senat, sondern die U. S. Supreme Court ( das Bundesobergericht) regiert, und ein einziger Wink würde sofort jebes unliebsame Gesetz für unkonstitutionell erklären, wenn dieselben nicht schon durch Privatkontrakte der Fabrikanten mit ihren Arbeitern illuso­risch gemacht worden wären. Aber die Kapitalisten fürchten das öftere Aufheben ihrer Maste.

Die Anarchisten haben für die Bewaffnung der Ar­beiter agitirt; find bewaffnet vor sie hingetreten, und der ganze Erfolg dieser Tattit best and im leeren Zujubeln in den Bersammlungen. Nicht nur, daß man unserem Beispiele nicht gefolgt ist, trobem beinahe in jedem Hause ein Schießeisen sich befand, sondern die ganze organisirte Arbeiterschaft der Arbeitsritter, etwa zehn­tausend start, erschien nach der ersten aufregenden Szene in den Mais tagen 1886 mit blauen Bändchen in den Knopflöchern auf der Straße, um für Gesetz und Ordnung ihr Leben zu opfern.

Die District Affembly der Arbeitsritter und sogar einige Gewerkschaf ten stellten den Behörden der Stadt ihre ganze Meute als Spezialpoli zisten zur Verfügung. Es war erst, als die Reaktionäre sahen, welche Stübe sie in den Arbeitermassen haben, daß diverse Verhaftungen vorgenommen wurden.

Ungeachtet des geseglichen Verbots des Waffentragens besteht die fefte, starre Thatsache: daß das Proletariat sich nun einmal nicht bewaff­nen will". Das Proletariat thut es nicht. Was nun?"

" 1

"

Dieses starre Faktum scheint ein noch nicht ganz verstandenes Natur­geset zu sein, welches Beachtung erzwingt, auch ohne Zuchthaus und ohne Galgen. Nicht das Strafgeset", sondern das stramme Natur geset" ist es, welches uns Anarchisten zu einer andern Taktik zwingen muß, insofern wir der Sache treu bleiben und den männlichen Muth besitzen wollen, unsern früheren Frrthum zuzugeben.

Wie können wir der Sache dienen, wenn wir rathlos im Schmoll winkel fizen bleiben und fortwährend frächzen: Nieder mit dem Stimm tasten?" und dafür nichts anderes zu bieten wiffen??...

"

Wem es daher in erster Linie am Herzen liegt, den Klaffenkampf so zuzuspißen, daß endlich dem ganzen Hangen und Bangen ein Ende ges magt werden kann, und wer seine gedachte großherrliche Unfehlbarkeit ein wenig hintansezen kann, der greife zu den Mitteln, die zu Gebote ftehen. Wer es mit der Sache ernst meint, wird gewiß gerne bereit fein, etwaige Rechthaberei und bloße Sucht nach prophetischer Autorität einem großen, welterlösenden Prinzip zu opfern.

Wer die unnüze bisherige kraftvergeudung einsicht, der begrabe jeden 3ant um die detaillirten Eins richtungen einer ökonomisch frei gewordenen Menschheit. Nennt euch Sozialisten oder Anarchisten, so viel ist gewiß, daß wer immer fleinmüthig genug ist, um sein eigenes Evange lium fortwährend in Wort und That in den Roth zu ziehen, indem er Genossen anderer Ueberzeugung und tattischer Anschauungsweise feine ,, Autorität" aufdrängen will, daß ein solcher niemals im Stande sein wird, einem weltbewegenden Prinzip die nöthige Kraft zu widmen." So weit Hirth. Man sieht, der Mann lebt noch fast ganz im anarchistischen Gedankenkreise, sein Kopf ist noch voll von sprunghaft­revolutionären" Jbeen; immerhin zeigen seine Ausführungen, daß er das Fehlerhafte der anarchistischen Tattit, deren Fehlschlagen wir voraus­sahen und voraussagten, erkannt hat und gewillt ist, die daraus fich ergebenden Lehren zu ziehen und zu bethätigen. Und er steht mit dieser Erkenntniß nicht allein, fie erobert täglich weitere Kreise, und j ne Ar beiterelemente Amerikas , die noch vor Kurzem unter dem Banne der anarchistischen Schlagworte standen, sieht man heute einem Läuterungs­prozeß unterworfen, der einzelne pessimistisch angetränkelte Personen aus der Kampflinie überhaupt drängt, die Masse aber wieder um die Sozialistische Fahne des Klassenkampfes und der Arbeiteremansipation schaart, zum großen Schrecken der Ausbeuterparteien, die aus dem Bankerott der anarchistischen Taktik den Untergang der Arbeiterbewegung erhofften.

Briefe aus Deutschland .

Deutschland , 11. Mai.

-

-

Zwei Monate find jetzt vergangen, seit der neue Kaiser nach Deutsch land gefahren, um sich seine Krone zu holen und was ist aus den Hoffnungen geworden, welche namentlich seitens der Fortschrittspartei­aber, wir dürfen es uns nicht verhehlen, auch in viel weitern Kreisen an den Thronwechsel geknüpft wurden? Das kann, gegenüber dem ver­Logenen Kultus, der mit dem sogenannten Heldengreis" getrieben wirb, guten Gewissens gesagt werden: Millionen athmeten erleichtert auf, als die Nachricht vom Tode Wilhelms I. fam, denn sein Regiment war für Millionen ein Regiment beispielloser Unterdrückung und Verfolgung

Feuilleton.

Die Logik des Sumpfes.

Der geistige Verfall, welcher Perioden der gesellschaftlichen und politischen Fäulniß zu begleiten pflegt, tritt jest in Deutschland mit einer wahrhaft abschredenden Deutlichkeit zu Lage.

Und nirgends zeigt sich das so deutlich als auf dem Gebiet der Poesie, bie ja dem Gedankeninhalt einer Beit in fünstlerischer Form Ausdruck verleiht. Hält man Umschau, was in dieser Hinsicht in den legten Jahren geleistet worden ist, so schredt man entfest zurück vor der grauenhaften Berflachung, die uns davon sehr wenigen Ausnahmen abgesehen entgegenstarrt. Und nirgends wiederum ist die Verflachung allgemeiner als auf dem Gebiet der politischen Lyrik. Eine bis zur Albernheit getriebene Naivetät, die um so abstoßender wirkt, als man ihr die Absichtlichkeit, das Raffinement auf den ersten Blick an merkt grade wie den Besucherinnen gewiffer Zanzlokale, die sich in Rinderkostüme fleiben wechselt ab mit einem schwülstigen Pathos, bas nicht minder den Eindruck des unwahren, Unempfundenen macht.

-

-

Wir wollen hier nur einige Musterstückchen dieser Lyrik aus jüngster Beit mittheilen wobei wir selbstverständlich nicht die gewöhnliche Shundwaare berücksichtigen, sondern nur solche Ergüsse auswählen, die als fine fleur der neuesten patriotischen" Dichtkunst zu gelten haben. Unterm 9. März d. Jahres schmierte der Dichter des spirituosen Teutschthums, der berühmte vaterländische Gelehrte und Sänger" Felig Dahn ein 15 Strophen langes, halb deutsches und halb lateinisches Gedicht( das bekannte Hallenser Apotheker- Latein) mit dem Titel Vale Triumphator! Lebe wohl nun, Kaiser Wilhelm ! Es beginnt wie folgt:

11

I.

Lebe wohl nun, Imperator,

di Barbablanca Triumphator,

Der da frischen Lorbeer wand

Um die Krone der Germanen,

Wittwe längst des Nuhms der Ahnen

not

Und uns schuf ein Vaterland.

-

gewesen und es liegt nun einmal in der Menschennatur, daß wir von der Veränderung eine Verbesserung erhoffen wie oft auch die Hoffnungen getäuscht worden sind

-

" Der Mensch hofft immer auf Besserung." Daß in dem vorliegenden Fall die Hoffnungen nicht ganz unbegründet waren, und daß der thatsächlich vorhandene Gegensatz zwischen dem neuen Kaiser und Bismarc unter normalen Verhältnissen wenn auch nicht zu dem Sturz des Systems, doch zu einer wesentlichen Modifika­tion desselben geführt hätte, das kann und soll nicht bestritten werden. Allein die Verhältnisse sind eben nicht normal und die famose ,, Kraftprobe" d. h. die Rebellion des Vasallen Bismard gegen seinen todtkranken Souverän mußte in der Niederlage des letztern enden. Und wenn es anders gekommen wäre, wenn der Kaiser nicht krank wäre und die Kraft gehabt hätte, sich des übermächtigen Hausmeiers zu entlebigen? Was dann? Hätten wir Vortheile gehabt?

Dem Leser, der das nicht verstehen sollte, bemerken wir zur Erklärung, baß mit der Wittwe" die Krone der Germanen" gemeint ist. Freis lich, verständlicher wird es so auch nicht. Doch weiter:

11

II.

Weil fie's lang nicht mehr gekostet, Galt das deutsche Schwert verrostet,

min das Spinnweb- Ed gestellt:

Hei, wie hell es plöglich bliste, Dort wo Alsens Schaumfluth sprigte, Durch die überraschte Welt.

-

-

Vortheile für einzelne Personen unzweifelhaft. Bortheile für unsere Partei nimmermehr!

-

Ein paar Hundert unserer Genossen hätten den Kerker verlassen können, oder brohende Gefängnißstrafen nicht anzutreten brauchen die Auss weisungen auf Grund des fleinen Belagerungszustandes würden zum Theil nicht erneuert worden sein, überhaupt wäre wohl eine mildere Praxis" beliebt worden und wahrscheinlich hätte man das Sozialisten. gesetz abgeschafft und dafür eine Anzahl von drakonischen Kautschufpara­graphen in das Strafgesetzbuch eingefügt, durch welche es ermöglicht worden wäre, die Aechtung unserer Partei auf dem Boden des ge meinen Rechts zu vollstrecken.

Gewonnen hätten wir als Partei nichts wohl aber würden un sere Waffen an Schärfe verloren haben. Denn das dürfen wir keinen Moment aus den Augen verlieren: den mächtigen Aufschwung, welchen die deutsche Sozialdemokratie genommen hat, verdanken wir ganz wesentlich den Verfolgungen, deren Zielscheibe wir sind, und dem Unbehagen, welches die nervöse, Alles auflösende Experimentalpolitik des Junkers Bismard in den breitesten Bevölkerungsschichten hervor. gerufen hat. Verlieren wir diese beiden Duellen der Kraft, so kann selbstverständlich das Wachsthum unserer Partei sich nicht in demselben schnellen Tempo vollziehen, wie bisher.

Und gibt es etwa eine andere Partei, welche einen wirklichen Systemwechsel herbeiführen könnte? Halten wir Umschau. Die Kartell. parteien, die dem herrschenden System und dessen Vertretern blind anhängen, fommen natürlich nicht in Frage. Ebenso wenig das 8 en trum, daß ein politisches Programm gar nicht hat, und auch nie eins haben wird, weil es aus den verschiedenartigften, die verschiedenartigsten Biele verfolgenden Elementen besteht.

Bleibt von den Parteien der alten Gesellschaft nur die Fort, srittspartei übrig. Sie ist Oppositionspartei, das können wir nicht leugnen fie ift's- aber fragt mich nur nicht wie". Die abfo= Lute Unfähigkeit der Fortschrittspartei hat sich in den letzten zwei Monaten so deutlich, so handgreiflich bekundet, daß auch der mildeste Kritiker den letzten Rest von Vertrauen in diese Revolutionäre in Schlafrock und Pantoff In" verlieren mußte. Statt fühn den Moment zu benutzen und dem Hausmeier der Hohenzollern , der keineswegs fest im Sattel saß, teck den Fehdehandschuh hinzuwerfen und dem lichtscheuen Gesindel, aus dem sich Bismard eine politische Prätorianergarde heran gebildet hat, unbarmherzig zu Leibe zu gehen stellten diese traurigen Gesellen mit ihren Gegnern ein Wettfriechen der Servilität erhoben den alten Wilhelm in den Himmel, und trieben mit dem neuen Raiser einen Fetischdienst, der jeden frei denkenden Menschen mit Etel erfüllen mußte.

an

-

Sie haben ihren Lohn. Es ist Alles beim Alten geblieben. Die Ge­legenheit, das System Bismard wenn auch nicht zu stürzen, doch in der Person seines Trägers vor aller Welt moralisch zu vernichten, ist feige verpaßt worden.

Nun wir wundern uns nicht. Wir entrüsten uns noch viel weniger. Wir kennen unsere Pappenheimer und hatten nie etwas anderes erwartet. Aber es war nothwendig, daß die Erbärmlichkeit dieser impotenten Sippe, die sich noch immer gern mausig macht, so flar ad oculos demonftrirt wurde, wie dies in den letzten acht Wochen geschehen ist.

-

und das ist

Es gibt heutzutage nur noch eine Oppositionspartei bie Sozialbemotratie. Si all in hat den Kampf gegen die vereinigten Reaktionsparteien zu führen. Und sie allein kann ihn führen. Die Jämmerlichkeit der Fortschrittspartei entspricht nur der Jämmerlich keit des Bürgerthums, aus welchem sie hervorgegangen ist. Der deutsche Bürger ist ein so entsetzlicher Hasenfuß, daß er das Opfer jeder a u wau Politik wird und als Klaffe- fich niemals zu einer idealen That aufzuraffen vermag.

Auf den deutschen Arbeitern ruht die Zukunft Deutschlands . Der Sinn für Recht und Ehre, die Liebe zur Freiheit, die Begeisterung für bas Jdeale bas stad Eigenschaften, die unseren besitzenden Klassen abhanden gekommen sind und nur noch in der Arbeitertiaffe leben. Das haben wir jetzt wieder so recht beobachten können.

-

-

Freilich eine gewaltige Uebermacht steht uns gegenüber. Indeß­das Kräfteverhältniß gleicht sich allmälig aus unsere Macht vermehrt sich rasher als die unserer Feinde, und der Moment läßt sich berechnen, wo wir start genug sein werden, die Feinde zu überwinden. Also luftig vorwärts!

,, Weil sie's lang nicht mehr gekostet"

"

m.

fie" kann nur die Wittwe sein. Das ist das einzige Wort, worauf es fich beziehen kann. Der Sinn ist demnach: weil die Wittwe", das heißt die Krone der Germanen", das deutsche Schwert lang nicht mehr getoftet, galt es für verrostet. Wie die Wittwe", alias ,, Krone der Germanen", das Schwert hätte foften sollen, ist freilich das Geheimniß des Spirituosen Felix Dahn.

VII. vio Diesen Greis, dem auf dem Tyrone Singlis dm Schöner als die goldne Krone log Stand des Weißhaars Silberband, Traf der Mordschuß! Und zur Nache ad munt Schloß er sich in's Herz die Sache Aller Darbenden im Land!

Db das Sozialistengeses zu dieser Sache gehörte, hat Herr Spirituosus zu dichten" vergessen. 10 sisi sid pub

VIII.

Und der Held in jeder Aber,

Der die stolzen Stahlgeschwader

Frankreichs in den Staub gefällt=-

porn, ben nie besiegten Fechter,

Als des Friedens Hort und Wächter,

The card stories ihn, bankentzüdt, bie Welt,

-

d

be a

und legte sich, aus lauter Bertrauen in diesen merkwürdigen Sieges: hort" drei bis vier Millionen neue Soldaten zu. Doch genug des grausamen Spiels. Der Blödsinn ist in jedem Vers aller 15 Strophen gleich haarsträubend, und die lateinischen Verse find genau so hölzern und so blödsinnig wie die deutschen und ungefähr ebenso gut beutsch. Und dieses Produkt nationaler Hirnerweichung hat die vornehmste, wissenschaftlichste deutsche Zeitung, die Münchener All. gemeine Zeitung", in ihrer Nummer vom 22. März abgedruckt. Ein anderes Beispiel.

Aus Deutschland , 13. Mai.

Die Ausweisung unserer vier Genossen aus der Schweiz bes schäftigt noch immer die deutsche Presse. Ein Theil derselben, der mit der Reichsregierung durch Dick und Dünn geht, ist natürlich mit dieser Maßs regel sehr zufrieden und lobt den Berner Bundesrath ob seiner, ftaats­männischen Einsicht und Haltung". Die unabhängige Presse ist ebenso einstimmig in der Verurtheilung der Maßregel und bekommt der Berner Bundesrath von ihr wegen seiner schwächlichen Haltung und Nachgiebig. teit scharf den Zert gelesen. In den Regierungskreisen lacht man sich ins Fäustchen, daß die tapferen Republikaner " in Bern so bereitwillig vor den Küraffierstiefeln Bismarcks zu Kreuze gekrochen sind, und hofft auf weitere Erfolge in der gleichen Richtung. Jede Demüthigung einer republikanischen Regierung trägt zur Diskreditirung der demokratischen Staatsform bei, darauf hat es das preußische Junkerthum, als beffen erfter Repräsentant Bismarc gelten muß, abgesehen, und dazu leistet ihm der Berner Bundesrath, wahrscheinlich wider Willen, hülfreiche Hand.

Die Leipziger 3- itung", das amtliche Organ der sächsischen Regie: rung, das sich auf seine Bornehmheit sehr viel zu gut thut, bringt( in seiner Nummer vom 19. April) mehrere Gedichte des berühmten" Dich ters Max Moltte( der beiläufig beinahe so geschwäßig ist, wie sein, zum Scherz großer Schweiger" genannter Namensv.tter). Es sind zwei Sonnete. Bom ersten mögen Titel, Motto und die zwei ersten Strophen hier folgen: basis o

Der Kaiserblid.

Auftritt vor dem Charlottenburger Schloß am 18. April 1888.

-

hert gehö

ande

berf

Junk

went mach

D

40,0 Jnh mehr

Ber

die 93 e

ein

ben

in

neue

die S

noffe

wie

D

Stre

Vielleicht glaubte man in Bern , indem man dem Drängen Bismards durch Ausweisung unserer vier Genoffen nachgab denn daß dies ohne Drängen von Seiten der deutschen Reichsregierung geschehen sein sollte, wie in Bern behauptet wird, glaubt in Deutschland kein urtheilsfähiger Mensch, sich vor weiteren Anforderungen Ruhe zu verschaffen und den Zorn Bismarcks zu beschwichtigen. Allein darin irrt man. Bismard gibt sich nicht mit halben Maßregeln und Konzessionen zufrieden, und Arbe eine halbe Maßregel ist in seinen Augen die Ausweisung der Vier. Sein rung Biel geht weiter: Er will das sylrecht überhaupt auf gehoben wissen und den politisch Verfolgten jebe Grof Ruhestätte in Europa genommen sehen. Das ist das fich Biel seines Strebens, und darauf hin arbeitet er mit der an ihm ge- Lage wohnten Rücksichtslosigkeit und Zähigkeit. Das sind die beiden Eigen auf 1 schaften, denen er hauptsächlich seine Erfolge verdankt. Leider hat sich butt bis jetzt in ganz Europa , seit mehr als zwanzig Jahren, nicht ein Staatsheit, mann gefunden, weder in einer Republik, noch in einer Monarchie, der De ihm hierin gleich kommt und seine Anmaßungen zurückweift. Das macht in de ihn immer selbstbewußter und kühner. Sein Streben geht dahin, wie er besche in Deutschland nahezu unumschränkt regiert, der Monarch nur ein Wert tische zeug in seiner Hand ist, so auch ganz Europa seinen Willen zu diktiren hat i und den Geist des preußischen Junkerthums zum herrschenden in Europa leider zu machen. mit g

nomm

Ein Blick in die offiziöse Preffe zeigt, wie in diesem Sinne zunächst gegen die Schweiz weiter gearbeitet wird. Zu verschiedenen Malen hat verkü bereits die Kreuzzeitung " nachdrücklich erklärt, daß es mit den Aus ju ve weisungen der Bier nicht genug sei, die Schweiz müsse den fonen Sozialdemokrat" unterdrücken und gleichzeitig verhüten, en daß die in Deutschland verbotenen Druckschriften über die Schweizer Ein Grenze nach Deutschland geschmuggelt werden. Ein solches Berlangen wurd ist zwar sehr unverschämt, es steht aber auf der Höhe der politischen gefaß Anschauung preußischen Junker- Hochmuthes und entspricht dem Geifte des 12 fi in Deutschland herrschenden Systems. Ein solches Verlangen bedeutet, Poliz daß der fremde Staat sich in der Behandlung der Gewerbe- und Preß Flugh freiheit den Doktrinen des sich benachtheiligt fühlenden Nachbarstaates meger tnechtisch zu fügen habe, daß seine eigenen Gesetze, sobald sie internationale des Beziehungen berühren, keine Gültigkeit haben.

jeiner hielte Staa

Di

Von anderer offiziöser Seite wird ein neues, noch weiter gehendes Anfinnen an die Schweiz vorbereitet. Der Hamb . Korrespondent", früher ein unabhängiges und hochanständiges konservatives Blatt, aber beften seit einigen Jahren Koftgänger des Reptilienfonds und dienstwilliger Apporteur der Bismarc'schen Wünsche, bringt einen Leitartikel über das Berdi Asylrecht, worin er nachzuweisen sucht, und zwar wesentlich geftüst tonfer auf die neuefte bezügliche Denkschrift des Berner Bundesraths, daß die über Anschauungen über das Asylrecht in neuerer Zeit sich wesentlich geändert gendf hätten und zwar im Sinne einer größeren Einschränkung desselben, und ihr baß namentlich der letzte Fall, die Ausweisung der Vier, die Hoffnung bas t rechtfertige, daß sich weitere Folgen und entsprechende her te Vereinbarungen der Kulturstaaten an diesen Fall einen knüpfen würden."

den M

ger

Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" gibt diesen Artikel wieder und eines knüpft ihrerseits daran die Bemerkung, daß der erhebliche Wechsel, der Mühl sich in der Anschauung über das Asylrecht vollzogen habe, bereits theils Drse weise die Borbedingungen für die Neuregelung der Angelegenheit gebe." Unt Dergleichen sagt das offiziöse Blatt nicht ohne Zweck, und so wird bei erster paffender Gelegenheit die Schweiz die Erfahrung machen, das fän Bismard zu einer internationalen Rodifikation des Asylrechts Vorschläge Aem macht, für die er die Motive der Handlungsweise des Berner Bundes raths selbst entnimmt, die, wenn sie maßgebend werben ton sollen, das Asylrecht vollkommen aufheben.

wor

für

Da heute ein großer Theil der oppofitionellen Elemente, welche vom Bei Asylrecht Gebrauch zu machen gezwungen find, aus Sozialisten besteht bla diese aber der Bourgeoisie in allen europäischen Staaten tief verbas fäli find, so darf angenommen werden, daß die Bourgeoisie sich für die Auf gefäh rechterhaltung des Asylrechts nicht sonderlich begeistert. Einst war si feiner allerdings eine eifrige Bertheidigerin desselben, so lange sie selbst no shaft revolutionär war. Damals vertheidigte sie auch den Fürstenmord, den Gesel Tyrannenmord", wie sie ihn nannte, denn jeder absolute Fürst war in Syste ihren Augen ein Tyrann. Ihre Dichter verherrlichten diesen Morb fiehe Schiller in seinem Tell" und ihre Schriftsteller rechtfertig titel ten ihn, worüber der Sozialdemokrat" noch in allerneuefter Zeit recht drastische Proben abdruckte. Aber heute, wo die Bourgeoisie mit au

( Seine Majestät hat sich gestern dem vor Freude und Trauer weinenden, laut schluchzenden Publikum gezeigtal

"

am Fenster." Postkarte aus Charlottenburg vom 19. April 1888.)

Am Tage der erstürmten Düppler Schanzen,

wurd

thum

und 1

Be

Dfter

troff

mon

So gerne Deinen Anblick fich erränge,

D Kaiser Friedrich, sieh, welch Volksgedränge

mit

Mar

Der jedes Antlig würde freudumglangen!

In jede Brust, o jeige Dich der Menge,

Du Held der Waffen wie der Martergänge,

Noch eines Blids Bergißmeinnicht zu pflanzen

Di

burch

eröff

fern

Als franker Held noch einer von den ganzen!

Der deutsche Kaiser als Gärtnerbursche, der Vergißmeinnichte pflan aber das ist das einzige Bild, das diesem großen Patrioten beim Anblic Conr eines Mannes einfällt, dessen Schicksal wahrhaftig tragisch genug ist, be prächtigsten Stoff für einen Dichter zu liefern.

Spred

Gefu

Doch wo sollten die Dichter, die Sänger des Hohen, Schöne und Edlen in diesem öden Nationalzuchthaus herkommen? Halt, Einen hätten wir fast vergessen. Den Klassischsten" be Modernen, den gewaltigen Sänger des neuen Reichs, den Dichter, Mini fterialsekretär und Reserveoffizier Ernst von Wildenbruch . Der selbe schrieb das Festgedicht zur Einweihung des deutschen Buch händlerhauses in Leipzig , welches Fest am 29. April d. J. ftat fand. Der Stoff war nicht übel. Herr von Wildenbruch brachte es aud glücklich zu 25 vierzeiligen Strophen, von denen die letzte, in der fi der Geist des Ganzen fonzentrirt, also lautet:

"

Jeber beuge sich dem Wort und leiste

Huldigung ihm, bas uns zusammenhält;

Wer dem Buche bient, der dient dem Geiste, Wer dem Geifte dient, der bient der Welt." Schade, daß Herr von Wildenbruch vergessen hat, zu sagen, welche Wort wir uns beugen sollen. Wohl dem der Herren Buttkamer un Bismarck? Und welches Buch" er wohl meint? Wohl das Stra gesetzbuch? stall Halt

-

noch eine Strophe, die von den Wundern der Buchbruce kunst handelt, müssen wir dem Leser noch vorsehen. Sie lautet: Vor dem Morgen, der zu allen Thoren Jauchsend einbrach, wichen Nacht und Fluch,

Und es war die neue Welt geboren,

Und die neue Welt, sie hieß das Buch."

Ergä

953

biese

betai

und

Wir hatten bisher geglaubt, die neue Welt hieße Amerika , un unte ber Morgen bräche" nicht durch die Thore ein, sondern durch bo Fenster.

fozia

tion

und

bage

da omnis it

fest

le

Indeß bei diesen Dichtern des patriotischen Hirnschwund darf man es nicht so genau nehmen. Fort mit dem häßlichen Spud!