bekannt. Jedenfalls hat er Recht gehabt mit seinem geflügelten Wort! Wer sich schämt, wird nicht reich. Et« Muckerblättchen des Wupperthal», dai sichBor- wärt»" nennt,«eil es die Arbeiter zu stumpffinnigem Arbeitsvieh zurück- bilden" möchte, hatte jüngst die Unverschämtheit, folgend» Briefkasten- Notiz vom Stapel zu laffen: Dem früheren Sozialdemokrat. Da» offizielle Organ der Sozialdemo- kraten ist der ZüricherSozialdemokrat". Es ist Thatsache, daß derselbe l) da» Dasein Gottes leugnet, den Menschen also zu einer Höheren Stufe «we» Thiere» degradirt. 2) Er fordert zu polttischem Meineid auf, die Helligkeit des Eides ist natürlich für Leute nicht da, die an keinen Gott und an kein ewiges Leben und keine Vergelwug glauben. 3) Er pro- klamirt diefreie Liebe ", die Heiligkeit der Ehe kennt er nicht. Wenn also einem Sozialdemokraten die Frau nicht mehr gefällt, so kann er fie nach sozialdemokratischer Lehr« wegjagen, eine andere nehmen, nach einigen Wochen diese wieder wegjagen u. f. f. SM« man es wirklich für mög- lich halten, daß hier im Wupperthal und den angrenzenden Kreisen Ar­beiter sich finden, die einer solchen Partei angehören? Und doch ist eS fo, daher Pflicht eines Jeden, diese Arbeiter aufzuklären. Wir glauben »ficht, daß viele Arbeiter das wollen, was eigentlich die Sozialdemokraten imstreben. Berbreitet daher denVorwärts"." ES verlohnt sich zwar eigentlich nicht der Mühe, dem Sudelblatt, an deffen Spitze natürlich ein P f a r r e r steht wahrscheinlich um seinem frechen Lügen die höhere Weihe zu geben noch eine Antwort zu geben, indeß einmal heißt nicht immer, und so sei demVorwärts" hiermit erwidert: l) Ist e» nicht Thatsache, daß derSozialdemokrat" das Dasein Gottesleugnet". Was er leugnet, ist nur, daß dieBeweise" der Gläubigen für da» Dasein Gotte» wirkliche Beweiskraft haben. Sn Uebrigen ist er mit allen Gläubigen darin einig, daß da» Wesen ottes unbegreiflich ist. Ob ei eineDegradirung" fei, wenn man im Menschen ein höheres Thier erblickt, darüber wollen wir mit Leuten nicht strei- ten, die das Evangelium von derErbsünde" predigen. 2) Ist eS nicht nur n i ch t T h a t f a ch e, sondern«ine schamlos« Berleumdung, daß derSozialdemokrat" je»um polittschen Meineid aufgefordert. Er hat vielmehr stets vor diesem bei Gottes- anadenthümlern, Hofpsaffen, Spitzeln und Spitzelmeistern so beliebten Auskunftsmittel gewarnt. 3) Ist es nicht Thatsache, daß derSozialdemokrat" diefreie Liebe ", wie fie z. B. R i l a n, von GotteSgnaden König von Serbien , Und die Mehrzahl seiner gekrönten Vettern, wie sie der fromme Sohn Herbert des frommen Reichskanzlers des deutschen Reiches, wie sie Etöcker's Mtbruder in Christo, H a p k«, und noch viele andere Große und Gläubige vor dem Herrn kulttvirt haben und noch kultiviren, je proklamirt hat. Er hat die Arbeiter nie aufgefordert, sich diese Herr- schatten zum Muster zu nehmen, und wir glauben auch nicht, daß viele Arbeiter des Wupperthals und der angrenzenden Kreise da» wollen. Daher halten wir es für unsere Pflicht, fie über die Grundlagen eines würdigeren Verkehr» der Geschlechter aufzuklären. AuS allen diesen Gründen lesen die Arbeiter de« Wupperthals ,c. den Sozialdemokrat", halten fie stramm zur Sozialdemokratie und nehmen p« denVorwärts" für das, was er werth ist nämlich nichts. Sine jeuer nichtswürdige« Berleumdunge« der rufst- scheu Revolutionäre, wie sie daS verlogeneNeue Wiener Tage« blatt" von Zeit zu Zeit aus Sensations-Bedürfniß auszubrüten pflegt, wacht wieder einmal die Runde durch die deutsche Presse. Danach hätten dieRihllisten" die reiche Hausbesitzerin Mathilde Rosenfeld in Moskau , welche mit ihnen häufig verkehrt und sie sogar(!) in ihrem haus« in der Soldatskajegasse beherbergt haben soll, fo daß st« infolge dessen bestraft und unter polizeiliche Aufsicht gestellt worden sei,« r« Word et und beraubt. Sie wurde, heißt es, am ll.dieS in ihrem Keller, auf einem Haufen Ei» liegend, ermordet aufgefunden. Da die Ermordete in der letzten Zeit der Moskauer Polizei drei ihrer nihi» listischen Freunde verrathen hatte, vermuthet man, daß der Mord von Rihllisten aus Rache verübt wurde. Aus der Wohnung der Ermordeten waren alle ihre Privatkorrespondenzen und 30,000 Rubel in baarem Geld« verschwunden. Wenn der Rott» überhaupt eine wahre Begebenheit zu Grunde liegt, dai heißt, wenn«ine Frau jene» Ramens wirklich ermordet und ve- Kohlen wurde, so haben Nihilisten das heißt Leute, die man als solch« bezeichnet gewiß nicht» damit zu thun. Die russischen Revolu- tionäre haben wiederholt, und erst in der neuesten Zeit wieder, sich auf daS Entschiedenste dagegen verwahrt, daß sie den Raub an Privatpersonen gutheißen oder gar üben, und es ist ihnen auch noch nicht in einem Falle dergleichen nachgewiesen worden. Wer in Rußland stiehlt, mit schamloser Frechhett fast am hellen, lichten Tag« stiehlt, das ist dievon Gott " eingesetzte Obrigkeit. daS hohe und nie- der« Beamtenthum, und die Polizei macht da keine Ausnahme. Den Revolutionären andichten, was die in Amt und Würden sich breitmachende vpitzbubengesellschast tagtäglich thut und treibt, und was dieNihilisten" gerade ausrotten wollen, heißt die Sache des Fortschritts und der Frei- heit verleumden. Eine Aufgabe, würdig einesdemokratischen" Blattes, und darum heckt gerade daSReue Wiener Tageblatt" diese Art Notizen aus und die gesammte liberale und demokratische Tage»presse beeilt fich, fie ihm nachzudrucken. Gedankenlosigkeit, Prin- iipienverrath- dein Name heißt Journalistik. Beiläufig sind«S dies« Art Sensationsnot», en Wiener Fabrik gewesen. die erst in Westeuropa den Boden vorberettet, dem die vtellmache« beten ,c. entsprungen sind. Ej« Festdichter««ter allen Umstände«. Wir lesen in deutschen Zeitungen: Aus Krefeld , 19. August. Zur 7Sjährigen Jubelfeier der Er« richtung des vierten westfälischen Infanterieregiment» Rr. 17, an wel- (her General von Woyna und eine Deputation deS Regiments, sowie tzahlreiche frühere Angehörige deS Regiments theilnahmen, fand heute U»U«r Mitwirkung der Regimentsmusik und des Sängerbundes ein fest- licher«» in der Stadthall- statt. Nach einer von dem Landrath von Bönninghausen gehaltenen Ansprache hieß der Oberbürgermeister Küper die Festtheilnehmer Ramens der Stadt willkommen, darauf brachte Gmeral von Woiina in begeisterten Worten ein Hoch auf den«aiser M. Schließlich trug der Dichter Emil Rittershaus ein Fest. g e d i ch t v o r." Hoffentlich nicht mit dem Refrain:, Daß ein Geschlecht der Teil« wächst für jeden Se?« (et, der noch lebt." «rbetter, di« Richter i««uklagezustand versetze« daS ist die neueste Kunde, die von jenseits des OzeanS einläuft, und die «inen gesitteten Bürger der Monarchie schier vor Entsetzen erstarren »Nachen könnte. Was soll auS der Achtung vor der Autorität, dieser Grundlage aller staatlichen Ordnung, werden, wenn der Richterstand von der Masse deS Volkes nicht mehr al» ein Blümchen rühr' mich nicht an betrachtet wird? DaS ist ja der leibhastige Umsturz. Nun. wir wollen nicht leugnen, daß sich da» Unternehmen der orga- uisirten Arbeiter von San Franziska, die dortigen Lundesrichter wegen willkürhafter Auslegung der Gesetze in»nklagezustand zu versetzen und ihre Amt». entsetzung herbeizuführen, mit der Iustijversassung und den Grund- »ätzen der Rechtspflege des heiligen preußischen Reiche» deutscher Nation schwer vereinbaren läßt, aber wir sind leider so verkommen, anzunehmen, daß es dem deutschen Richte rstanv durchaus nicht» schaden könnte, wenn Im so wäre. An Ansehen kann er, nach einem bekannten Ausspruch. «ficht viel verlieren, würde also nur die Wirkung bleiben, daß gewisse Leute ihr««uSlegungSgelaste etwas einschränken dürften. Doch lassen wir diese Nutzanwendung auf da» Land, dessen Richter- Sand wegen seiner Unabhängigkeit berühmt war. und vernehmen wir. worum e» sich in San Franziska h-ndett. Es ist die«uslegung der Habeat-Korpus-Atte. d. h. der zum Schutz der persönlichen Freihett erlassenen Gesetze, feiten» der Bundesrichter de» Staate» Kalifornien in tnem, der ChinefewEinwanderung oder richtiger Einführung gün- «gen Sinne, der die dortigen Arbeiter zu dem oben angeführten»«. chiuß geführt hat. Heber die betreffende Versammlung, die am 25. Juli iattfand, berichtet die San Franzi«-Abendpost"; Die Massenversammlung, die von der hiesigen Zigarrenmacher-Union «inberufen und von den anderen Arbeiterorganisationen indossirt(zu der ihrigen gemacht) worden war, ist ganz so abgelaufen, wie im Interesse der Sache gewünscht werden konnte. Keine schwülstigen, herausfordernden und dabei unpraktischen Deklamattonen gewerbsmäßiger Demagogen, keine unausführbaren Drohungen, sondern lediglich sachliche Darlegungen de? neuen Uebelstandes und sofortige Anbahnung geeigneter Schritte, um demselben abzuhelfen dies ist der übersichtliche Inhalt dieser im- posanten Demonstratton, an welcher sich gegen 5000 Bürger auS allen Ständen, aber meist Arbeiter, betheiligten. Die neueste Beschwerde ist bekanntlich die, daß die hiesigen Bundes- richter das Habeas-Korpus-Recht in einer Weis« auslegen und anwenden, die der Chinesen-Einwanderung Thor und Thür öffnet und die bestehenden Gesetze zur Beschränkung derselben geradezu nutzlos macht. Die Hauptenergie der Versammlung war daher auch sehr zweckmäßig gegen die beiden anstößigen Bundesrichter Sawyer und Sabin gerichtet, deren Anklage und Absetzung in einer Denkschrift an den Kongreß verlangt wird. Um jedoch mittlerweile den Folgen ihres Verfahrens, d. h. dem massenweisen Einströmen unberech- ttgter Chinesen entgegenzutreten, wurde ebenfalls sofort ein Bürgerkomite ernannt, dem die Organisation des Widerstandes mit allen gesetzlichen Mitteln aufgetragen ist. Und gleichzeitig wurde auch der nsrrus rerum gerendarum nicht vergessen, der durch allgemeine Subskriptton, ins- besondere zur Bezahlung tüchtiger Advokaten, aufgebracht werden soll. Die besonnene, durchaus prakttsche Haltung der neuesten hiesigen Maf'enkundgebung gegen die Chinesen-Einwanderung kann nicht verfehlen, im Osten einen tiefen und imposanten Eindruck zu machen. Die bekann- ten gewerbsmäßigen Schreier glänzten diesmal durch ihre Abwesenheit." Soweit der Bericht. Ob die Arbeiter ihr Vorhaben durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Zunächst müßten sie es dahin bringen, daß das Repräsentantenhaus(die eigentliche Volksvertretung) einen Antrag in ihrem Sinne stellt und dann bedarf es zu seiner Annahm« einer Zwei« drittel-Mehrheit des Senats für denselben, deren Gewinnung zum min­desten zweifelhaft ist. Aber da die Arbeiter in der Chinesenfrage einen namhaften Thetl des Kleinbürgerthums für sich haben, so ist wenigstens so viel wahrscheinlich, daß sie indirekt zu ihrem Ziel gelangen. Es kommt ihnen das Vorurtheil einer beschränkten Menge zu Gute» und dieses ist leider heute meist ein viel wirksamerer Bundesgenosse alS das lauterste Recht, die unwiderlegbare Güte der verfochtenen Sache. Hüben wie drüben, in der Monarchie wie in der kapitalistischen Repu- blik ist eben Macht Recht. Zur Agitation für de« internationalen«rbeiterschutz. Nachdem die schweizerischen Räthe beschlossen haben, auf's Neue bei den verschiedenen Regierungen die Frage des internattonalen ArbeiterschutzeS anzuregen, ist es ganz besonders Pflicht der Arbeiter derjenigen Länder, deren Regierungen sich bisher zu der Frage gleichgültig oder ablehnend verhalten, sich kräftig zu regen, damit die Sache diesmal nicht wieder im Sande verlaufe. Dafür, daß dies in der nordamerikanischen Union geschieht, hat dasPhiladelphia Tageblatt", wie wir in einem Leitartikel derselben lesen, einen recht praktischen Schritt unternommen, den wir unfern Genossen in andern Ländern zur Nachahmung bestens empfehlen können. Dieamerikanischen Arbeiter", heißt e» da,suchen heute den Mit« bewerb der europäischen durch die Zollgesetzgebung zu bekämpfen; die Einen, wahrscheinlich die große Mehrheit, indem sie auf die Bei« beHaltung hoher Zölle dringen; die Anderen, indem sie die sog. Rohstoffe, meistens land- und forstwirthschaftliche Erzeugnisse, billig und daher zollfrei haben möchten, in der Hoffnung, sodann die auLwärttge Industrie auf dem Weltmarkt unterbieten zu können. DaS sind beides falsche Bestrebungen, welche die Arbeiter keinen Schritt weiter vorwärts bringen. Der Schutzzoll fördert allerdings die Entwicklung einer noch schwachen Industrie, aber darum handelt es sich hier nicht mehr. Aber er erhöht nicht den Lohn, Ausnahmen abgerechnet, denn innerhalb des Schutzzoll-Gebietes kann und wird die Zahl der Ar- beiter beliebig vermehrt, so daß ihr Mitbewerb schon daS Steigen deS Lohnes verhindert. Was aber dieEroberung des Weltmarktes" anbelangt, so muß man um denselben in doppelter Hinsicht kämpfen. Einmal mit Kanonen, wie England, mit denen man sich fremde Länder erschließt und unter- jocht. Sodann mit dem Herzblut der Arbeiterschaft, welche billig, immer billiger werden muß, damit mau die fremden Konkurrenten be- siegen kann. Und schließlich, wa» jetzt noch an neutralen Märkten zu erobern ist, das ist wirklich der Mühe nicht werth. Es handelt sich also darum, die amerikanischen Arbeiter von diesen zwecklosen Bestrebungen abzubringen und sie auf die Frage der inter - nationalen Fabrikgesetzgebung zu leiten, worin wirklich ihr Schutz besteht. Diese Frage muß daher zur Tagesfrage in der Arbeiter-Be« wegung gemacht werden. Die amerikanischen Arbeiter wissen aber nichts von den Bestrebungen der Schweiz . Die englische TageSpresse hütet sich wohl, sie darüber aufzuklären, weiß wahrscheinlich auch selbst nicht viel. Wir Eingewanderte müssen ihnen also den Sachverhalt darlegen. Thue darin Jeder, was er kann. Der Redakteur desTageblatt" hat die Häupter dergroßenArbeiter-Verbindungen schrift« lich aufgefordert, die Frage vor ihre Organisa« tionen zu bringen und bei dem Staatssekretär, Mr. Bapard, Vorstellungen zu Gunsten des Ein« gehenS auf die Anträge der Schweiz zu erheben. Das ist natürlich nicht genügend. Die Vertreter der deutschen Ge- werkschaften in den verschiedenen Zentral Körpern müssen daselbst daS Thema auswerfen und mcht ruhen, bi» es zur Geltung gelangt. Es sollte in Zuschriften an die englisch « Arbeiterpresse erörtert werden; eine knappgefaßte Darstellung der seitherigen Bemühungen der Schweiz und de« Nutzens der internattonalen Fabrikgesetzgebung speziell für dieses Land, sollt« in Pamphletform publizirt und massenhaft verbreitet werden. Und, wir wiederholen, die Sache hat Eile, da daS Zirkular der Schweiz wahrscheinlich nicht lange auf sich warten lassen wird." Wir können nur wünschen, daß diese Anregung Erfolg hat, und, wie gesagt, daS Beispiel zur Nachahmung besten» empfehlen. Sollte man e» für möglich halten? Auch über Ueberproduktion an Pfaffen wird bereits in Deutschland geklagt. Wir sehen da- bei selbstverständlich bereit» von jenen frivolen Spöttern ab, di« da meinen, an Pfaffen könne«» überhaupt keine andere als Ueber» Produktion geben, sondern halten uns an das, wa» aus den ureigensten Kreisen der GotteSmänner verlautet. Diese selbst sind e«, denen vor dem Zuwachs, den ihnen die Universitäten alljährlich in Hülle und Fülle spenden, Angst und bang- wird. Im Jahre 187S, lesen wir in einer davon handelnden Rottz, zählten die 17 evangelischen Fakultäten in Deutschland 1595 Theologen. 187S bereit» 1945, 1882 schon 3097, bi» sie im Jahre 1886 das Maximum von 4837 erreichten. Bon 1595 bis auf 48S7 in zehn Jahren!Svoo genügten", seufzt dieChristliche Welt", ein Pfaffenblatt, zu dieser Stattstik. Ja, die Bourgeoisie braucht nicht nur Pfaffen zur Bekehrung ihrer Arbeiter, sie braucht auch Pfaffenposten zur Unterbringung ihrer Söhne. Ein Bedürfniß ist immer stärker wie das andre. Beide sind zwar sehr naturalistischer Natur, aber den Gerechten gereichen alle Dinge zum Guten, und so kommt da» Land zu immer mehr Kirchen, auf dem Wege derWechselwirkung". Vom kanfmännische« Proletariat. In Kohlfurt (Schlesien ) warf sich, wie die Zeitungen berichten, vor einigen Tagen ein junger Mann unter di« Räder eine» Zuge» und wurde überfahren. In den Kleidern deS Selbstmörders fand man einen Brief, aus welchem man ersah, daß derselbe Reisender für eine Kunstbutter« f a b r i k in Breslau war. In dem Brief theitte der junge Mann mtt, daß er von seinem Prinzipal nur 50 Mark Monatsgehalt er» halten und mtt dieser Summe nicht habe auskommen können. Er habe in Folge deffen verschiedene Gelder, die er für da» Geschäft eingezogen, für sich verbraucht und müsse deshalb, um der Schande zu entgehen, sich da» Leben nehmen." Fünfzig Mark Monatsgehalt für einen Reismden! So etwa» ist auch nur im Land der systematischen Lohndrückern möglich. Aber ei ist nicht logisch, daß nach dem Jndustrieproletariat nun auch da» kauf« männische Proletariat an die Reihe kommt. Schon beginnt«S in seinen Reihen zu tagen, und je mehr da» durch nichts, absolut nicht» mehr gerechtfertigte Standesvorurtheil dahinschwindet, um so größer wird der Zuwachs few, den es der sozialen Befreiungsarmee stellt. Und die aus den Rethen der bisher privUegirten Klaffen dem kämpfenden Proletariat zugetriebenen, verbürgen nicht nur durch die n u m e r i f ch e Verstärkung- die sie ihm bringen, den politischen Sieg desselben, sondern auch durch die technischen Hlllfskräfte, die fie darstellen, seine endgültig« wirthschaftllch« Befreiung. «nch znm Thema vom gleichen Recht gehört folgender Vorgang, der sich inHamburg abgespielt. Dort hatte die Schlosser« Innung während des Streiks der Schlsssergesellen eine Liste anfertigen laffen, in welcher diejenigen Gesellen, welche di« Arbeit niedergelegt hatten, verzeichnet waren. Die Meister waren aufgefordert, diese Se« sellen nicht wieder in Arbeit zu nehmen. Mehrere Gesellen, welche in der Liste verzeichnet waren, wandten sich an die Staatsanwalt« f ch a f t um Bestrafung des Vorstandes der Innung, da ihr Vorgehen durch da» Gewerbegesetz verboten sei. Die Staatsanwaltschaft hat jedoch dem Ansuchen der Gesellen keine Folge gegeben, weil die Anfertigung der Listen nicht alS strafbare Handlung angesehen werden könne. Natürlich! Umgekehrt aber würde ein Schuh darau»" bemerkt dazu ein deutsches Arbeiterblatt. Es hätte auch sagen können,«in Strick. Aber freilich, das hätte es nicht sagen dürfen. Recht barbarische Zustände herrschen doch noch in Mexiko . Man höre nur, was amerikanische Zeitungen von dort zu berichten wissen: Auf der mexikanischen Zentralbahn waren fett einiger Zeit fortgesetzt Diebstähle an Frachtgütern bemerkt worden, ohne daß es gelingen wollte, die Schuldigen herauszufinden. Die meisten Diebstähle wurden so kühn und geschickt ausgeführt, daß sie von den gewöhnlichen mexikanische» Arbeitern nicht verübt sein konnten; man hatte daher die amerikanischen Angestellten im Verdacht. Nun ließ der Geschäftsführer sich einen er« probtenPinkerton" kommen und stellte ihn als Bremser«Uf einem der wichtigsten Frachtzüge an. Der Verdacht desselben lenkte sich auf zwei Schaffner, denen er sich denn auch bald mit dem Vorschlag zu einem gemeinsamen großen Diebstahl nähert«. Die Schaffner merkten aber die Absicht, baten sich Bedenkzett au» und machten unterdessen dem Polizeihauptmann der Stadt, wo der Zug ge« rade lag, Mittheilung. Dieser empfahl ihnen scheinbar Einwilligung und als sie Nachts mit demPinkerton" eben an der Arbeit warwz tauchte der Polizeihauptmann nebst mehreren Polizisten auf und ver« haftete alle drei. Die Sache kam vor da» Kriminalgericht und der Lockspitzel wurde z« IZjähriger Zwangsarbeit in einep Strafansiedelung auf Uucatan verurtheilt. Der Eisenbahnsuperintendent Mackenzie eilte zwar herbei und setzte de» Richi tern von Silao den ganzen Zusammenhang auseinander, da» half ab« nichts. Der Geheimpolizist, meinten sie, habe versucht, zwei unschuldige Männer ins Unglück zu stürzen und daran ändere der ganze Plan zur Entdeckung der Diebe nichts. Ja, sie ließen ganz deutlich durchblicken, daß e» eigentlich ihre Pflicht wäre, auch Herrn Mackenzie als Veranstalter de» Ganzen in ihre Obhut zu nehmen und nach Pucatan zu schicken. Jeden» falls werde das im Wiederholungsversuche geschehen. DerPinkerton" soll schon auf dem Wege nach Ducatan sein; die Bahnverwaltung ab« ist im Begriff, den Präfidenten um seine Begnadigung anzugehen." Daß Ruiz Dia»", bemerkt dazu der ChicagoerVorbote",fich de« Herrn Eisenbahnsuperintendenten zugänglicher zeigen wird als die Richtqi, ist sehr fraglich." Der Lockspitzel wird also dreizehn Jahre Zeit Hab« darüber nachzudenken, ein wie schönes Ding e» doch ist um die höher« Kultur im Osten. In den Vereinigten Staaten hätte er für seine Findigkeit" eine fette Dotation, im Reich der Gottesfurcht und fromme» Sitte für seinePflichttreue" eine eklatante G e n u g t h u u»g erhalten. Und jetzt 13 Jahre Zwangsarbeit o welch' barbmttsch» Sitten! Und wer de« Papst znm Vetter hat... Unser Freund JeSko von Puttkamer ist nicht mehr Kanzler von Kamerun . Gr ist zum Reichskommissär im Togo -Gebiet vorgerückt, was eine Erhöhung feine» Gehalts von 12,000 Mark auf 18,000 Mark bedeutet. Man sieht, auch wenn man bei noch so viel Examen vorbeigeht, kann man es zu etwas in der Welt bringen. Man muß nur guten G e s ch m a ck in der W a h l seiner Eltern an den Tag legen. Zum Kapitel:Moral". Unser nordamerikanische» Brüte» organ, der New-AorkerSozialist", hatte vor einigen Wochen z« Kennzeichnung der Moral derAnständigen" einige Lieder veröffentlich� die auf einem Fest der New-Dorker Turner auS den Kreisen der Baun geoisie alS ein Theil des Festprogramme» gesungen worden waren und die fich ausschließlich auf dem Gebiete der niedrigsten Zote bewege» Diesem Bilde auS einer im Verkommen begriffenen Gesellschaftsklasse di«) an keine Ideale mehr glaubt, hat derSozialist" di« aufstrebende die Zukunft der Menschheit verkörpernde Arbeiterklaffe entgegengehalten. Ob er in dieser Hinficht des Guten etwa» zu viel gethan, wollen wir nicht nachträglich untersuchen genug, der in Detroit erscheinende Arme Teufel" nahm an einigen Sätzen deSSozialist" Anstoß uub schrieb u. A.: Wenn aber derSozialist" bei dieser Gelegenheit auf Koste » der Prominenten"') und der Bourgeoisie die Moralität der Arbeit« herausstreicht, fo ist er leider auf dem Holzweg. Gerade solche Schweinigeleien werden auch bei den Arbeitern bisweilen gesungen und mit großem Gusto aufgenommen. Immerhin kann«S bei Ar» beiterfesten nicht vorkommen, daß man di« gedruckt« und ausgear, beitete Zote mit in'S Programm nimmt; und während der gt» wohnliche Geldphilist« gegen da» wahrhaft Schöne stumpf bleibt� zieht der Arbeiter im Großen und Ganzen das Schöne und Gr» haben«, wenn es ihm nur gereicht wird, immer dem Gemeinen vorF Darauf erwidert derSozialist" in sein« neuesten Nummer, n»h wir können ihm nur beipflichten: Wir haben dieser Notiz, di« ähnlich auch in andern Arbeiterblätter» zu finden war, nur hinzuzufügen, daß wir durchaus nicht daran denkest, die Moralität der Arbeiter herauszustreichen. Im Gegentheil, wir steh« ganz auf dem Standpunkt, welchen die alten Griechen eingenomm« haben: Wir lachen auch über ei»naturwüchsige» Zötlein" im früh» lichen Zecherkreise. Niemand wird di« kernigen Schnadahüpferl unserer allen Heimatb aber in«inen Topf mit den Programmliedern der HerrenZentralen" werfen können, und wenn'in Arbeiterkreisenam Schlüsse" ei«tz Kneiperei hin und wieder anklingende Lieder gesungen werden, htz dürfen wir nie aus den Augen lassen, daß der Arbeiter im gewöhnliches Leben überhaupt in Opposttton zur moralistischen Heuchelet bei dmz Prominenten sowohl, als auch zu der wahnsinnigen antifleischlichp« Tendenz des Christenthum» steht. Die bodenlose Verkommenhett unserer Prominenten kennzeichnet stch eben dadurch, daß die Schweinigeleien im steigenden Maßstabe den ganze» Inhalt eine» vorher bestimmten Programmes ausmachen; eine» Pro« grammes, welchem fich lebende Bild« derselben Tendenz würdig an» schließen. Die Verkommenhett unser« Prominenten kennzeichnet sich ferner dadurch, daßdiese" Programme jährlich wiederkehren. Wir wissen, daß diese Geschöpfe mit ihren Janusgesichtern Produkte te wahnsinnigengöttlichen" Gesellschaftsordnung sind. Die natürlichey Triebe des Menschen sind durch denMoralismus",» Untuge«, den gestempelt. Die kapitalistische, die Moral-Ehe, sie muß derartige Auswüchse zeitigen, denn sie hat die Unbefriedigtheit hint« sich, und was darin«inen Ursprung nicht findet, daS hat denselben in der Uebep sättigung--" Deutsche Blätter machen sich über eine Annonce imLeipzig « Tageblatt« lustig, in derEin Sachse" die Forderung erhebt, DreSde» zur Reichsfestung ersten Range» zu erheben, umnn ostlrche» Mitteldeutschland einen festen Hall zu haben und-venwell da» beten tende EisenbahntranSportmaterial gegen den etwa eindringenden Feind sichern zu können"..' Ob hinter diesem besorgtenBadriotm" nicht«in sehr industriekb» Hofrath steht? Die Zeiten sind schlecht, di« Seele des guten Bürg«, schreck nach einem christlichen Profit, und so ein Bau- und Srundsw» Handel mit dem Fiskus, da» zieht. Davon weiß man gerade inDvift*» ein nettes Lied zu singen, und darum aufgepaßt! ) Die sog.Spitzen der Gesellschaft".